Titel: | Neuerungen in der Eisengiesserei. |
Fundstelle: | Band 302, Jahrgang 1896, S. 181 |
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Neuerungen in der Eisengiesserei.
(Schluss des Berichtes S. 150 d. Bd.)
Mit Abbildungen.
Neuerungen in der Eisengiesserei.
II. Formmaschinen und -vorrichtungen.
Eine Stampfmaschine zur Herstellung von Formen und Kernen ist J. Shepherd in Lower, Bredbury bei Stockport, und T. B. Leigh in Heaton Mersey bei Manchester durch D. R.
P. Nr. 77640 vom 6. Januar 1894 patentirt worden.
In Fig. 28 ist A ein
ringförmiger Trichter, der mit den Auslässen B versehen
und durch ein Rohrventil C verschlossen ist. Er wird
durch den Flansch D geöffnet, wenn die Stange E aufwärts bewegt wird. In den Trichter wird das
Formmaterial eingeschüttet. Die Stange E ist nach oben
mit einem Kolben verbunden, der in dem Cylinder F durch
Dampf oder Luft bethätigt wird; das untere Ende der Stange E ist mit dem Rammer G verbunden; H ist ein Formkasten mit weiter Oeffnung H1 und K ist der Kern. Beide werden von der Grundplatte L des Wagens M getragen.
Geht der Ramm er aufwärts, so hebt der Flansch D
mittels des Innenansatzes C1 das Rohrventil C, so dass der Auslass B geöffnet wird und das Formmaterial in den Raum N rund um den Kern K in
den Formkasten H fällt. Geht der Rammer abwärts, so
wird das Ventil C geschlossen und das Formmaterial in
den Raum N festgepresst.
Textabbildung Bd. 302, S. 180
Fig. 28.Formmaschine von Shepherd und Leigh.
Sollen Kerne gemacht werden, so wird statt des Kernes K
ein Kasten von geeigneter Form eingesetzt und statt des Kastens H ein geeigneter Kernkasten genommen, der, weil aus
einzelnen Theilen hergestellt, geöffnet werden kann.
Der Rammer kann auch durch hydraulischen Druck in Thätigkeit gesetzt werden.
Ueber eine Maschine zur Herstellung von Armkernen für Riemenscheiben und Räder (D. R.
P. Nr. 78773) von Oscar Müller in Berlin macht der Metallarbeiter eingehende Mittheilungen:
Zum Formen von Riemenscheiben und Rädern mit einem oder mehreren Armsystemen wird
allgemein das Schablonirverfahren angewendet. Man setzt hierbei den inneren Theil der
Riemenscheibenform aus mehreren Armkernen, welche je einen der Armform
entsprechenden Hohlraum besitzen, zusammen. Die sich bildenden Zwischenräume werden
mit Sand ausgestampft und unter Zuhilfenahme einer Schablone rund geformt. Alsdann
setzt man den die äussere Peripherie bildenden schablonirten Sandmantel, welcher von
einem Ring getragen wird, herum. Die Kerne haben je nach der Grösse der zu formenden
Stücke verschiedene Dimensionen. Es muss die Länge derselben gleich dem inneren
Kranzradius und die Höhe gleich der Breite der Riemenscheiben bezieh. Räder
sein.
Zur Anfertigung genannter Kerne bediente man sich bisher hölzerner Kernkasten, deren
innere Länge gleich dem inneren Radius und deren Höhe gleich der Breite der
Riemenscheibe ist. Vor Anfertigung der Kerne musste dieser Kernkasten auf die
jeweilig gewünschten Maasse, das Kopfstück auf die betreffende Peripheriekrümmung
umgeändert werden, was sehr umständlich war.
Textabbildung Bd. 302, S. 181
Fig. 29.Kernformmaschine von Müller.
Eine von Oscar Müller erfundene Maschine (Fig. 29) dient zum Formen von Kernen jeder gewünschten
Länge und Höhe. Die Maschine besteht aus einem Untergestell, welches die
Führungsbrücken trägt. Durch Zahntrieb kann die Grundplatte M gehoben und in beliebiger Höhe durch die im Handrad angebrachten
Arretirungen festgestellt werden. Die obere Tischplatte trägt an ihren Längsseiten
zwei scharnierartig umklappbare Seitenplatten SS mit
innen aufgeschraubten Prismenführungen für den verstellbaren Endkopf. Dieser Endkopf
kann zwischen den beiden Seitenplatten SS an jeder
Stelle der Prismaführung eingeschoben werden und trägt vorn eine Stahlplatte, welche
mittels Stellschrauben genau auf die Peripheriekrümmung der Riemenscheibe von dem
betreffenden Radius eingestellt werden kann. Am Ende des Tisches sitzt ein Endstück,
welches das spitze Ende des Kernes, bei sechs Armen beispielsweise mit einem Winkel
von 60°, bildet. Beim Formen kann das Endstück mittels eines Hebels mit den
Seitenplatten SS fest verbunden und nach Lösung dieser
Verbindung mit Hilfe des Zahntriebes nach aussen verschoben werden.
Bei Anfertigung eines Kernes verfährt man wie folgt: Die Seitenplatten SS werden senkrecht gestellt, das Endstück durch den
Hebel befestigt und das Kopfstück an demjenigen Prisma eingeschoben, welches nach
festgesetztem Durchmesser für den betreffenden Riemenscheibenradius bestimmt ist.
Das Holzmodell X des Armes und der Nabe wird in
schwebender Lage, und zwar einerseits am Endstück, andererseits mit zwei Zapfen an
der Stahlplatte befestigt. Die Breite der Riemenscheibe bezieh. Höhe des Kernes wird
durch Höhenverstellung der Grundplatte M mittels des
Handrades festgestellt und der Kern kann nun eingestampft werden. Nach Einstampfen
des Kernes wird mit einer verstellbaren Streichleiste der Kern oben so viel
abgestrichen, dass der Arm auf halber Höhe sich befindet, der Hebel gelöst, die
Seitenplatten SS um die Scharniere zurückgeklappt, das
Endstück mittels des Triebes nach aussen geschoben, das Kopfstück entfernt und
die Grundplatte M mit dem stehen gebliebenen Kern
mittels Handrades und Zahntriebes so hoch angehoben, dass man bequem das hölzerne
Armmodell X in seiner Längsrichtung entfernen und den
Kern abheben kann, um ihn zur Zusammensetzung der ganzen Riemenscheibenform zu
verwenden.
Textabbildung Bd. 302, S. 181
Fig. 30.Formmaschine von Wasseralfingen.
Eine auf dem Grundgedanken der Formmaschine von Bopp und
Reuther beruhende Maschine (1895 295 12) ist dem
Königl. Württembergischen Hüttenamte Wasseralfingen
durch D. R. P. Nr. 84541 vom 9. März 1895 geschützt worden. Wie Fig. 30 zeigt, wird auf die um ihre Schildzapfen
drehbare Modellplatte a der Formkasten b gesetzt; derselbe wird mit Sand gefüllt und der
Rahmen c mit Blechplatte e
aufgesetzt und an dem Formkasten b befestigt. Nunmehr
wird die Modellplatte a gedreht und der Sand mittels
des Kolbens o zusammengepresst. Nach dem Niedergang des
Kolbens o wird der andere Kasten b, welcher inzwischen auf der Oberseite der
Modellplatte a vorbereitet worden war, über den Kolben
o gedreht und in gleicher Weise gepresst. Die
Abnahme der Kasten b vom Modell erfolgt ebenfalls mit
Hilfe des Kolbens o, wobei sich die Kasten b auf den Wagen r
legen.
Textabbildung Bd. 302, S. 181
Fig. 31.Formmaschine der Tabor Manufacturing Company.
Eine Ausziehvorrichtung für Formmaschinen (Fig.
31 bis 33) ist der Tabor Manufacturing Company in
New York durch D. R. P. Nr. 85430 vom 30. Januar 1895 geschützt. Um die Formen f aus dem Formsande des Formkastens h beim Niedergehen der Formenplatte p ganz allmählich zu entfernen, ist dieselbe auf einem
Rahmen r befestigt, welcher mit dem rahmenförmigen
Kopfe der Kolbenstange o mittels mehrerer durch
Schrauben s regulirbarer Federn e verbunden ist. Beim Niedergehen der Kolbenstange o nach erfolgtem Formen bewirken die Federn e
ein sehr allmähliches Heraustreten der Formen f aus dem
Sande. Um ferner beim Oeffnen des Auspuffventils die Geschwindigkeit der
niedergehenden Kolbenstange o zu verlangsamen, sowie
etwaige Stösse beim Aufstossen des Kolbens im Cylinder möglichst hintan zu halten,
ist in die Auspuffleitung a ein Ventil v eingeschaltet, dessen Feder d das Ventil gegen Ende des Niedergehens des Kolbens o in Folge von Druckverminderung im Cylinder schliesst
und alsdann den Abfluss des Dampfes oder der Pressluft nur sehr allmählich durch
kleine Ausströmungsöffnungen n gestattet.
Textabbildung Bd. 302, S. 182
Formmaschine der Tabor Manufacturing Co.
Textabbildung Bd. 302, S. 182
Kernformmaschine der Diamond Clamp Co.
Nach einem Bericht der Eisenzeitung stellen die
Abbildungen Fig.
34 und 35 eine Kernformmaschine dar, wie sie in letzter Zeit von der Diamond Clamp and Flask Company in Richmond, Ind.,
Nordamerika, zur leichteren Herstellung von Kernen construirt wurde. Für jede
Kerndicke hat die Maschine je eine Kernbüchse, die jede Länge derselben Dicke
liefert. Die Normalkerne für 1⅛ bis 4⅛ Zoll sind 13 an der Zahl. Die complete
Maschine besteht aus 13 Kernbüchsen, ebenso viel Konen hierfür, 13 Stopfplatten, um
kürzere Kerne, als die Büchsen sind, herstellen zu können.
Alle nach diesem System hergestellten Kerne haben ⅜zöllige quadratische Löcher,
in welche ein runder Eisenstab eingesetzt wird, so dass die Zwickel in den Ecken zur
Ventilation dienen. Das Einstampfen und Fertigmachen der Kerne geht leicht und
schnell von statten.
Textabbildung Bd. 302, S. 182
Fig. 36.Formtisch von Krüger.
Der Formtisch von Julius Krüger in Brandenburg a. Havel
(D. R. P. Nr. 76302 vom 14. Juli 1893), Fig. 36,
besteht aus einem starken, mit vier Laufrädern e
versehenen Rahmen C, welcher zur Aufnahme der in Achsen
drehbar angeordneten Modellplatte M dient, auf welche
die Formkasten in der Weise aufgesetzt werden, dass die durchbohrten Lappen x über die in der Modellplatte vorgesehenen Stifte z gestreift und dann mit Keilen festgezogen werden,
worauf das Einformen beginnen kann.
Textabbildung Bd. 302, S. 182
Fig. 37.Formmaschine von Buderus.
Eine einfache und handliche Formmaschine ist H. R.
Buderus in Hirzenhain durch D. R. P. Nr. 70696 vom 9. März 1893 patentirt
worden. Wie Fig. 37 zeigt, ist die Welle a des Handhebels b mit
zwei Armen ce verbunden, welche an die Stifte i und die Gabelspindeln o
angreifen. In Folge dessen wird beim Umlegen des Handhebels b der Formkasten zuerst mittels der Stifte i
von der Form parallel sich selbst abgehoben und dann mittels der Gabelspindeln o weiter gehoben, wobei die Stifte sich wieder senken,
so dass eine Drehung des Kastens möglich ist.
Verfahren zum Formen von Rotationskörpern von Nicolaus
Mennickheim in Erfurt. Das Formverfahren zur Herstellung von
Rotationskörpern von Mennickheim (D. R. P. Nr. 75408)
ist nach Metallarbeiter dadurch gekennzeichnet, dass
ein getheilter Mantelring Verwendung findet, welcher zum Formen des Kranzes dient,
mittels Keilschlussteine und eines umgelegten Blechmantels, sowie eingestampften Sandes geschlossen
wird, jedoch leicht geöffnet werden kann und stets an seiner Stelle liegen bleibt.
Dadurch wird das Formen von profilirten Rotationskörpern vereinfacht und das Formen
selbst beschleunigt.
Beim Formen mittels des genannten Verfahrens wird zunächst das Sandbrett a (Fig. 38) gerichtet
und dann der Mantelring b aufgemauert, wobei unter das
Sandbrett noch ein aus Eisen oder Profileisen gebildeter Rahmen c zum sicheren Tragen des Mantelringes in Benutzung
gezogen werden kann. Der Mantelring b besteht aus
aufgemauerten Steinen, er besitzt zwei Hälften, welche sich jedoch nicht vollständig
zu einem Kreise ergänzen, indem dieser erst durch die Schlussteine gebildet wird.
Die Schlussteine, welche wie die Mantelringflächen radiale Begrenzungsflächen haben,
werden mittels Sand- oder Lehmschicht in die Hälften eingesetzt und befestigt. Durch
Lösen dieser Schlussteine ist man in der Lage, nach dem Guss in leichter Weise den
Mantelring zu zerlegen und durch etwaiges Lüften etwas zu erweitern. Die Verbindung
der beiden Mantelringhälften erfolgt durch Laschen, welche Schlitze tragen, die
durch Schrauben hindurchgezogen sind. Nach Lösen der entsprechenden Schraubenmuttern
kann dann der Mantel gelüftet werden. Zur Befestigung des Mantelringes dient ein
äusserer, ebenfalls getheilter Blechmantel ii1, welcher durch Laschen und Schrauben oder Splinte
zusammengehalten wird. Der Zwischenraum l zwischen
Mantelring b und Blechmantel ii1 wird mit Sand ausgestampft, um das
Nachgeben des Mantelringes zu verhindern. Zum Formen des Aussenringes wird mittels
einer Schablone eine in den Innenkranz des Mantelringes eingebrachte Lehmschicht
geformt. Sodann wird die Schablone herausgenommen, mittels Kernkasten die Arme o und Nabe p der Scheibe
oder des Rades in bekannter Weise geformt, zusammengesetzt, die Kerne eingesetzt und
die Form im Trockenofen getrocknet, worauf dann der Deckkasten q, dessen Segment oder Rosetten mit Lehm angefüllt
sind, aufgesetzt ist. Der Deckkasten q enthält auch die
Eingüsse s und die Steiger t. Die Form ist dann fertig zum Giessen. Nach dem Giessen wird hierauf der
Mantelring b durch Lösung der Schrauben, sowie durch
Entfernung der Keilsteine und Lospicken der Sandschicht etwas gelüftet, so dass das
Formen von Neuem beginnen kann.
Textabbildung Bd. 302, S. 183
Fig. 38.Formverfahren von Mennickheim.
Vortheilhaft ist es, den Blechmantel ii1 für verschieden grosse Gusstücke derart zu
verwenden, dass der Zwischenraum zwischen Blechmantelinnenseite und
Mantelringaussenseite ungefähr 50 mm beträgt, so dass durch entsprechendes
Einstampfen der Blechring verschiedenen Manteldurchmessern angepasst werden
kann.
Die Steine, welche den Mantelring b bilden, sind
Ringsteine und haben einen nach unten reichenden, beliebig gestalteten Ansatz u, welcher in der untersten Schicht in den Kranz, in
den oberen Schichten gegen entsprechende, unten liegende Steine sich legt und
eine feste Verbindung des Mantelringes sichert.
Um ein genaues Formen des Kranzes und der Kernstücke zu erzielen, wird die Schablone
nicht mittels eines Armes direct an der Spindel befestigt, sondern die den Arm
haltende Nabe ist auf der hinteren Seite mit einem Schlitz versehen, in welchem ein
Keil auf und ab verschiebbar ist. Dieser wird durch Schrauben mit oder ohne
Verwendung von Druckfedern gegen die Spindel gepresst, so dass Todtgang der Nabe auf
der Spindel durchaus vermieden ist. Vorliegendes Formverfahren eignet sich
namentlich für die Massenfabrikation von Riemenscheiben.
Textabbildung Bd. 302, S. 183
Fig. 39.Armkreuzmodell von Puckmüller.
Um ein und dasselbe Armkreuzmodell für Riemenscheiben verschiedener Breite benutzen
zu können, hat C. Puckmüller vom Berliner Vulkan sich
die in Fig. 39 dargestellte Einrichtung patentiren
lassen (D. R. P. Nr. 73043 vom 22. Januar 1893), welche darin besteht, dass in die
Speichenräume der Sandform Kerne a von einer der
Riemenscheibenbreite entsprechenden Stärke eingelegt werden, so dass nur die
Wandstärke der Speichen der Breite der Riemenscheibe angepasst zu werden braucht.
Gussform für geschlossene Cylinder, D. R. P. Nr.
70878 vom 7. März 1893, ertheilt an Frank Xavier Black
in Hamilton (Ohio, Nordamerika).
Textabbildung Bd. 302, S. 183
Fig. 40.Gassform von Black.
Die geschlossenen Cylinder dienen besonders als Trockencylinder für Papiermaschinen.
Sie müssen aus festem, dichtem Eisen bestehen und aus einem Stück gegossen werden. Zu diesem Zweck wird der Kern der Gussform
aus einzelnen durch Nuth und Keil in einander greifenden Segmenten a (Fig. 40) gebildet,
die durch Schraubenbolzen b zusammengehalten werden.
Nach dem Guss des Cylinders werden die Bolzen b durch
die Oeffnung o der Kopfwand gelöst und dann die
Kerntheile a einzeln herausgenommen.
III. Vorrichtung zur Erzeugung von Hartguss.
Nach dem Verfahren von Emil Peipers und Co. in Siegen
zur Herstellung von Hartguss werden die ausgebohrten zur Herstellung von Hartwalzen
dienenden gusseisernen Schalen innen mit zahlreichen schmalen Längseinschnitten
versehen, in welche Wachszüge oder anderweitige zur Luftabführung dienende Einlagen
gelegt werden. Die Schale wird mit einer nassen Mischung von Formsand, gemahlenem
Koks und Graphit o. dgl. in Stärke von einigen Millimetern glatt ausgestrichen. Bei
dem folgenden Trocknen der Schale in einem Brennofen bilden sich in den Einschnitten
der inneren Fläche der Schale, dort, wo die Wachszüge eingelegt sind, offene, feine
Kanäle, durch welche das in der dünnen Schicht Formmaterial bei dem Giessen der
Walze entstehende Gas seinen Ausweg nehmen kann. Die in die Schale eingestrichene
Schicht Formmaterial ist so dünn in ihrer Stärke zu halten, dass die abschreckende
Wirkung der Schale auf das Walzengussmaterial nicht aufgehoben wird; jedoch wird die
dünne Schicht eine so plötzliche Abschreckung verhindern, wie eine solche bei dem
gewöhnlichen Verfahren der Herstellung von Schalengusshartwalzen stattfindet. Man
erhält daher bei dem neuen Verfahren eine zähere, weniger spröde Härteschicht an der
Oberfläche der Walzen als bei dem bisher gebräuchlichen Verfahren.
Eine Metallform für Hartgussräder von John Slattery in
Philadelphia (D. R. P. Nr. 79285) beschreibt der Metallarbeiter, wie nachstehend mitgetheilt:
Je mehr die Formerei durch geeignete Maschinen ausgebildet wird, je bessere,
gleichmässigere Güsse wird man erzielen. Neuerdings hat John
Slattery in Philadelphia für die Herstellung von Hartgussrädern eine
Metallform erfunden, welche die bisher bestehenden Uebelstände zu beseitigen sucht.
Bisher war beim Guss von Stahlrädern in eisernen Formkästen die concentrische
Contraction im Rade während des Abkühlens ziemlich stark verhindert, so dass im Rade
Spannungen entstehen, wodurch das Rad sich verzieht oder gar zerbricht. Bei
Sandformen ist es sehr schwer, den Sand so lose aufzuschütten, dass das Metall sich
zusammenziehen kann.
Der Gegenstand der Slattery'schen Erfindung ist ein
Formkasten (Fig. 41), welcher die Vorzüge der Kasten-
und Sandformerei in sich vereinigen soll. Derselbe besteht, wie die bisher im
Gebrauch befindlichen, aus einem Ober- und Unterkasten, welche einen Schreckring
halten. Der Obertheil des Kastens besteht aus einem kreisförmigen hohlen
Nabentheile, welcher radiale Arme aufweist, an deren äusserem Ende der halbe
Schreckring befestigt ist. An der Innenseite desselben läuft rund herum eine
Aussparung zur Aufnahme von Sand und ein abgeschrägter Flansch, welcher ein
Schulterstück bildet. Um die Nabe herum läuft, getragen von den Armen, die Platte,
welche fest mit der Nabe verbunden ist und an ihrer unteren Seite eine Anzahl
radialer Vertiefungen hat, die zur Aufnahme der Arme bezieh. Speichen des Modells
dienen sollen. Sonst werden die Speichen durch eine Scheibe ersetzt. Um den Kasten
leichter zu machen, kann man die Platte zwischen den Vertiefungen aussparen. Die
Platte wird ausserdem mit einem Rande versehen, welcher einen flanschartigen
Vorsprung trägt, so dass der äussere Rand und der innere eine rund herum laufende
Rille zur Aufnahme des Formsandes bilden, welcher nur lose hineingeschüttet zu
werden braucht, da die Rille sich unten verjüngt. Diese sich unten verengende Rille
bildet den Haupttheil dieser neuen Erfindung, da der Sand so lose hineingeschüttet
werden kann, dass er die Contraction des Metalls nicht verhindert.
Zum Formen mit diesem Kasten wird noch eine Modellplatte benutzt. Dieselbe besteht
aus einer Platte, auf welcher ein Reifen befestigt ist, welcher zur noch weiteren
Versteifung einen inneren flanschartigen Vorsprung haben kann.
Von diesem Reifen bis in die Nähe der Mitte laufen Rippen, welche in Zahl und Form
den beabsichtigten Armen entsprechen. Diese Platte kann unter dem Obertheil des
Formkastens mittels kleiner Stifte angebracht werden. Wenn die Formplatte unter den
Obertheil des Kastens gelegt ist, so stösst sie mit dem ringförmigen Vorsprung gegen
das Schulterstück des Ringes. Wenn der halbe Kasten und die Modellplatte so
zusammengelegt sind, wird oben Formsand lose in den ringförmigen Zwischenraum
zwischen zwei Erhöhungen geschüttet. Dann werden segmentartige Verschlussplatten
darübergedeckt, welche kleine Luftlöcher haben, um die Gase durchlassen zu können,
und welche befestigt werden durch Theile, die durch Löcher in den Armen getrieben
werden, und so die Platten und mit ihnen den unter denselben liegenden Sand
festhalten. Jetzt wird der Obertheil umgedreht und die Bodenplatte entfernt.
Textabbildung Bd. 302, S. 184
Fig. 41.Formkasten von Slattery.
Der Unterkasten ist gestaltet wie der obere und wird auch ebenso eingeformt. Nachdem
also beide Hälften des Kastens eingeformt sind, werden sie über einander gelegt und
durch geeignete Klammern zusammengehalten. Dann wird in die mittlere Oeffnung des
Kastens der Kern mit dem hervorragenden Mittelstück, welches die Oeffnung in der
Radnabe bilden soll, hineingesetzt. Durch den unteren Theil dieses Kerns geht der
Einguss, welcher die Höhlung in der Form mit dem Einlaufe verbindet. In dem
mittleren Theil des unteren Kastens ist ein Hebel drehbar befestigt, welcher, wenn
er bei Seite geschlagen ist, dicht neben dem Einlauf in den Kern hineinreicht, und
wenn er herumgeschlagen wird, was geschieht, wenn die Form vollgelaufen ist, die
Einflussöffnung abstellt und so den Zufluss verhindert.
Das Mittelstück kann oben noch verlängert werden durch einen Aufsatz von Sand,
welcher mit Metall vollgegossen wird, um ein selbsthätiges Nachfüllen der Formen
beim Schwinden des Metalls zu bewirken. Anstatt den äusseren Schreckring in zwei
Stücken zu formen, welche an je einer Hälfte des Formkastens befestigt sind, kann
man das Modell derselben in drei oder mehrere Theile theilen, z.B. dass der
Schreckring den dritten Theil bildet und nur geführt und in seiner Stellung gehalten
wird von den beiden Formkästen.
Dieser Formkasten hat nach Angabe des Erfinders alle Vortheile eines eisernen,
nämlich sicheres Arbeiten, da das Einfüllen des losen Sandes in die ringförmige
Vertiefung eine Contraction des Gusstückes nicht verhindert und den Speichen
erlaubt, sich bei dieser Contraction centrisch zusammenzuziehen. In Folge der
Verjüngung der zur Aufnahme des Sandes bestimmten Vertiefungen kann der Sand lose
eingeschüttet werden, ohne herauszufallen. Dieses ist das einzige Stück am ganzen
Formkasten, welches nach jedem Gusse erneuert werden muss. Es werden mit demselben
billige und saubere Räder hergestellt, welche beim Giessen nicht viel Aufmerksamkeit
erfordern.