Titel: | Die Fortschritte der Zuckerindustrie in dem dritten Viertel 1896. |
Autor: | A. Stift |
Fundstelle: | Band 302, Jahrgang 1896, S. 210 |
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Die Fortschritte der Zuckerindustrie in dem
dritten Viertel 1896.
(Schluss des Berichtes S. 186 d. Bd.)
Die Fortschritte der Zuckerindustrie in dem dritten Viertel
1896.
Die verschiedenen Methoden der Füllmassenverarbeitung
werden von H. ClaassenCentralblatt für die
Zuckerindustrie der Welt, 1896 IV S. 866. einer
kritischen Besprechung unterzogen, die von allgemeinem Interesse ist. Als
Hauptgrundsatz ist aufzustellen, dass eine gute Methode der Verarbeitung der
Füllmasse nicht nur eine hohe Ausbeute an Zucker, sondern auch einen guten Zucker
liefern muss, wie ein solcher, der sich gut raffiniren bezieh. in weisse Consumwaare
überführen lässt. Ein Rohzucker ist um so besser, je grösser das Krystallgewicht in
ihm ist, und je weniger und in Folge dessen je stärker entzuckerten und daher
unreineren Syrup er bei gleicher Polarisation enthält. Ferner ist von einem guten
Rohzucker zu fordern, dass die weissen Krystalle nicht zu verschieden gross und dass
keine nennenswerthe Menge so kleiner Krystalle vorhanden sind, die durch die Siebe
der Centrifugen oder Waschgefässe hindurchgehen. Dieselben Forderungen gelten auch
für eine gute Füllmasse. Alle Operationen, denen die Füllmasse unterworfen wird,
müssen also darauf gerichtet sein: 1) den die Krystalle umgebenden Syrup genügend zu
entzuckern, d.h. seine Reinheit bis zu einer gewissen Grenze herabzudrücken, 2) die
Krystalle bei dieser Entzuckerung weiss zu halten und 3) die Bildung winziger
Krystalle zu verhüten. Die Güte der Füllmassen Verarbeitung hängt gänzlich von dem
Kochprocess ab. Durch Versuche hat Claassen seinerzeit
sich Klarheit darüber verschafft, welche Zusammensetzung der die Krystalle umgebende
Syrup zu den verschiedenen Zeiten des Processes hat, und aus den erhaltenen
Resultaten den Begriff des Uebersättigungscoëfficienten abgeleitet, d.h. denjenigen
Coëfficienten, der erhalten wird, wenn man das Verhältniss zwischen Zucker und
Wasser in den Syrupen dividirt durch das Verhältniss zwischen Zucker und Wasser in
reinen gesättigten Zuckerlösungen von gleicher Temperatur, wie es nach den bekannten
Tabellen Herzfeld's erhalten wird.
Was zuerst das noch in vielen Fabriken beibehaltene Verfahren der Verarbeitung
der Füllmasse in grossen oder kleinen Kästen anbetrifft, so liegen die Vortheile in
der Erzeugung eines Rohzuckers, der bei normalen Säften stets reine und weisse
Krystalle enthält, während die Nachtheile eine ungenügende Entzuckerung des Syrups
und damit zusammenhängend das Vorhandensein nicht gewinnbarer Kryställchen, falls
die Syrupe noch übersättigt bleiben, bilden.
Eine erhebliche Verbesserung der Füllmassen Verarbeitung wurde durch die gewöhnlichen
Sudmaischen herbeigeführt, wo man die Füllmassen nur auf einen Wassergehalt von
ungefähr 5 Proc. einkocht, so dass eine Bildung neuer Kryställchen im Vacuum kaum
mehr stattfindet. Die ausgefüllte Masse wird in grossen Maischen mehr oder weniger
schnell abgekühlt und je nach Bedürfniss mit Schleudersyrup verdünnt. Nach dieser
Arbeitsweise kommt man einer vollkommenen Füllmassen Verarbeitung schon erheblich
näher, wenn man alle Umstände zu vermeiden sucht, durch welche die Bildung kleiner
neuer Krystalle hervorgerufen wird. Da dem Zucker des Syrups in Folge des Rührens
stets Gelegenheit gegeben ist, sich an die vorhandenen Krystalle anzulagern, so kann
mit den Sudmaischen eine erheblich bessere Ausbeute als mit der Kastenarbeit erzielt
werden, während andererseits eine zu starke Entzuckerung des Syrups, so dass die
Krystalle eine gelbliche oder bräunliche Farbe erhalten, ausgeschlossen ist. Die
gewissen Schwierigkeiten der Leitung des Sudmaischenprocesses können durch die
Krystallisation in Bewegung oder das Bock'sche
Verfahren behoben oder doch sehr vermindert werden. Hier wird die Zeitdauer des
Abkochens der Normalmasse dadurch verlängert, dass man zu dieser Masse noch 15 bis
25 Proc. oder noch mehr Ablaufsyrup hinzuzieht, der durch Anwärmen mit offenen Dampf
schnattern so weit verdünnt ist, dass er bei der Siedetemperatur der Masse im Vacuum
eine ungesättigte Lösung bildet. Je länger das Verkochen dieses Füllmasse- und
Syrupgemisches dauert, desto mehr wird der die Krystalle umgebende Syrup bereits im
Vacuum entzuckert. Ist dann die Gesammtmasse wieder auf einen Wassergehalt von
ungefähr 7 bis 8 Proc. eingedampft, so bildet sie ein Gemenge von Zuckerkrystallen
und Syrup, dessen Reinheit je nach der Zeitdauer des Abkochens über oder unter etwa
75 liegt, mit einem Uebersättigungscoëffieienten von 1,1 : 1,3. Die ausgefüllte
Masse kommt in Calorisatoren, wo sie unter systematischer Abkühlung derartig gerührt
wird, dass der Uebersättigungscoëfficient niemals steigt, sondern eher sinkt, d.h.
es soll stets so viel Zucker an die vorhandenen Krystalle auskrystallisiren, wie in
Folge der Abkühlung in dem Syrup weniger gelöst bleiben kann, wenn er nicht stärker
übersättigt werden soll.
Es sind weiter Verfahren ausgeübt und empfohlen worden, die eine sehr weitgehende
Entzuckerung des Syrups, sogar bis auf den Melassequotienten zum Zweck haben,
nämlich das Verfahren von Kuhte und dasjenige von Manoury, welch letzteres aber nur eine unwesentliche
Abänderung des ersteren ist. (Auf den zweifelhaften Werth des Manoury'schen Verfahrens haben wir schon in früheren
Berichten hingewiesen. D. p. J. 1896 299 115.) Das vielfach angewendete Verfahren von Huch, bei welchem die Füllmasse im Vacuum in normaler
Weise hergestellt und dann in die sogen. Vacuumkochmaische eingezogen wird,
erscheint als eine unnöthige Complication, insofern als man den Kochprocess, den
man in einem Apparat richtig zu Ende führen kann, in zwei getrennten Apparaten
ausführt. In Deutschland rühmt man in der letzten Zeit die Verfahren von Löblich und Zscheye; da
aber über das eigentlich Wesentliche dieser Verfahren nichts bekannt gegeben wird,
so entziehen sie sich der Kritik, wie alle geheim gehaltenen Verfahren.
Fasst man nochmals die allgemeinen und für jedes Verfahren unbedingt erforderlichen
Voraussetzungen für eine gute Füllmassenverarbeitung zusammen, so ergibt sich
Folgendes: 1) Richtiges und langsames Verkochen der Füllmasse im Vacuum, nachdem der
letzte Dicksaft abgezogen ist, unter Zuzug geringer Mengen Syrup, der bei der
Kochtemperatur nicht gesättigt ist. 2) Einkochen der Füllmasse bis zu dem Punkte, wo
der Syrup, der die Krystalle umgibt, noch nicht zu stark übersättigt ist. Hierbei
soll man den Uebersättigungscoëfficient von 1,2 bis höchstens 1,3 nicht
überschreiten. 3) Auffüllen der Masse in geeignete Rührapparate mit Kühl- oder
Anwärmvorrichtungen, und derart geleitetes Abkühlen, dass der
Uebersättigungscoëfficient des die Krystalle umgebenden Syrups nicht höher, sondern
niedriger wird, dass er also möglichst von 1,2 bis 1,3 auf 1,1 sinkt. 4) Aufhören
mit der Koch- oder Rührarbeit, sobald die Reinheit des Syrups auf höchstens 70, bei
dunklen Füllmassen noch früher, gesunken ist.
Die Zuckerzerstörung im Vacuum ist eine Erscheinung,
welche schon seit vielen Jahren bekannt ist und sich dadurch documentirt, dass beim
Verkochen der Säfte Polarisationserhöhungen auftreten, welche den Zuckergehalt der
Füllmassen höher erscheinen lassen, als er thatsächlich ist. Zur Erklärung dieser
Erscheinung wird die Annahme gemacht, dass dextrinartige Condensationsproducte
erzeugt würden, welche stark rechtsdrehende Körper sind. Nach MittelstaedtDie deutsche Zuckerindustrie, 1896 XXI S.
1599. liegen aber gegen diese Annahme schwer wiegende
theoretische Bedenken vor, so dass von ihr Abstand zu nehmen ist. Interessant ist
nun, dass die Polarisationserhöhung durch den Zusatz sehr geringer Mengen von
Ammoniak, welche an sich auch keinen Rückgang der Polarisation herbeizuführen im
Stande sind, sofort verschwindet, und erscheint die Annahme nicht unzulässig, dass
die Saccharose unter dem Einfluss der Wärme und des Wassers in ihre
Spaltungsproducte Glykose und Lävulose zerfällt, und dass die nascirende Glykose als
Anhydrid auftritt, welches durch seine Multirotation einmal die Wirkung der
linksdrehenden Lävulose compensirt, sodann aber noch einen rechtsdrehenden Einfluss
auszuüben im Stande ist. Die Zersetzungen, welche der Zucker erfährt, würden sich
alsdann in der Weise abwickeln, dass durch Hydrolyse zunächst Glykose und Lävulose
gebildet werden. Hierbei bleibt aber die Zersetzung nicht stehen, sondern in Folge
der Ueberhitzung, bei Gegenwart von Alkalien, wird ein Theil des Invertzuckers in
Ameisensäure, Essigsäure, Glucin, Apoglucinsäure und Caramel übergeführt; letzteres
geht durch die Einwirkung der Alkalien theilweise noch in huminsaure Salze über.
Wenn nun der mit der Zuckerzerstörung verbundene Alkalitätsrückgang kein so starker
ist, dass sich hieraus auf die Menge des zerstörten Zuckers Schlüsse ziehen lassen,
so hat dies seinen Grund darin, dass die entstehenden Reactionsproducte nicht
alle saurer Natur sind, und dass es unmöglich ist, ohne Zerstörung neuer
Zuckermengen alle Zwischenproducte in die sauren Endproducte überzuführen. Für die
Praxis ergibt sich aus Vorstehendem die wichtige Lehre, dass man bei Untersuchungen
namentlich sehr reiner Raffineriefüllmassen den zu polarisirenden Lösungen vor der
Klärung etwas Ammoniak zuzusetzen hat, wenn man den störenden Einfluss der
Multirotation von vornherein eliminiren will.
Ueber eine Ausscheidung an den Röhren der
Verdampfstation berichtet A. Stift.Oesterreichisch-ungarische Zeitschrift für Zuckerindustrie und
Landwirthschaft, 1896 XXV S. 438. Auf den wagerechten
Röhren des I. Körpers einer Quadruple-effet-Anlage (System Wellner-Jelinek) hatte sich nämlich ein Ueberzug gebildet, welcher beim
Ausziehen der Rohre gleichsam wie eine Haut herunterging und dann eine vollkommene
Röhre darstellte. Die Oberfläche der so gestalteten Ausscheidung erschien porös,
ähnlich wie Knochenkohle, und war mit einem schwarzen Ueberzug versehen; das Innere
dieser Röhre war jedoch hellgrau gefärbt und glatt. Der Ueberzug wurde erst am
Schluss der Campagne beobachtet und beeinträchtigte das Verdampfen in kaum
merklicher Weise, da sich die Masse bei näherer Untersuchung auch in ihrer inneren
Schichte als sehr porös erwies. Die Arbeitsweise der Fabrik war eine ganz normale
und konnten im Betriebe irgend welche auffällige Erscheinungen während der ganzen
Campagne nicht beobachtet werden. Bei der zweiten und dritten Osmose zeigte sich
wohl eine Schaumbildung, doch war dieselbe weitaus geringer als in anderen Jahren.
Zum Niederschlagen des Schaumes wurde Weichparaffin verwendet, und als man in dem
oben genannten Verdampfapparat nach Beendigung der Rüben Verarbeitung Osmosewasser
verdampfte, wurde zu demselben Zwecke aus Ersparungsrücksichten sogen.
„Blauöl“ verwendet, welches in der Fabrik zur Erzeugung von Leuchtgas
diente. Nach der chemischen Analyse erwies sich der schwarze Ueberzug der
Ausscheidung als Kohle, hauptsächlich herrührend von der Zersetzung der organischen
Substanzen des Osmosewassers. Was nun die Ausscheidung selbst anbetrifft, so zeigte
dieselbe in ihrer chemischen Zusammensetzung keinerlei auffällige Erscheinung. Man
hatte es hier nur mit einer Ablagerung der gewöhnlichen mineralischen Bestandtheile
der Säfte zu thun, welche mit von der Zersetzung der organischen Substanzen
herrührenden kohligen Theilchen verunreinigt waren, sich durch das Fett zu einer
kittartigen Masse vereinigten und an den Heizröhren ansetzten.
Abscheidungen aus osmosirten Melassen wurden schon wiederholt beobachtet und liegen
hierzu mannigfache Ursachen zu Grunde. Vielfach wurde bei derartigen abnormen
Betriebserscheinungen eine Anhäufung von Dextran beobachtet und ist das Auftreten
dieser Substanz durchaus nicht selten. K. KomersOesterreichisch-ungarische Zeitschrift für Zuckerindustrie und
Landwirthschaft, 1896 XXV S. 441. hat nun die Abscheidung einer osmosirten Melasse untersucht und die
Abwesenheit von Dextran constatirt. Die Ursache der Bildung lag in erster Linie
zweifellos an dem kohlensauren Kalk (welcher die Hauptmenge der getrockneten
Ausscheidung darstellte) und lässt sich sein Auftreten durch eine nicht tadellose
Function der mechanischen Filter erklären.
J. PokornyZeitschrift für Zuckerindustrie in Böhmen, 1896
XX S. 619. hat seinerzeit die Wärmeverluste bestimmt, die der
Rübensaft während verschiedenen Operationen auf diversen Stationen der Fabrikation
erleidet, und setzt nun seine Versuche über die Wärmeverluste, welche Melasse und das zur Osmose benutzte Wasser während des
Osmosirens erleiden, fort. Bezüglich dieser umfangreichen, rein
rechnerischen Versuche muss auf das Original verwiesen werden.
Zur Heizung des Melasselocales durch erwärmte, circulirende
Luft hat V. R. DědekIbid. S. 725. in jeder Abtheilung
einen Centralofen – sogen. Circulationsofen – aufgestellt, durch welchen in
geeigneter Weise das Melasselocal erwärmt wird. Die Vortheile dieser Oefen sind:
gleichmässige Erwärmung des Melasselocales, leichte Bedienung, geringer
Kohlenverbrauch (eine Füllung von 25 k brennt 4 Stunden; täglicher Verbrauch 150 k
oberschlesischer Stückkohle vorzüglicher Qualität) und Haltbarkeit.
IV. Patente und
Privilegien.
Cylinderfilter mit innerem Abstreicher für Grünsyrup u.
dgl. von Amable Bride und Hippolyte Lachaume (D. R. P. Kl. 89 Nr. 87368 vom
14. August 1895 ab). Der Gegenstand vorliegender Erfindung ist ein Filter,
dessen feste oder bewegliche Filterwand beständig von den Rückständen gereinigt
wird, welche sich auf ihr absetzen. Zu diesem Behufe legt sich gegen die
Filterwand ein festes oder bewegliches Filtergewebe, dessen Innenseite von dem
elastischen Theil eines an einer umlaufenden Welle befestigten, unter
Federwirkung stehenden, schrauben artig gewundenen Abstreichers bestrichen wird.
Dieses Filter soll sich besonders zur Filtration der Grünsyrupe der
Zuckerfabriken und -raffinerien eignen.
Vorrichtung zum Einführen von staubförmigen Materialien
in Flüssigkeiten, z.B. von Kalkpulver in Melasse, von Per Bengtson Härje und Lilla Harrie (D. R. P. Kl. 89 Nr. 87461 vom 10. November 1895 ab). Der
vorliegende Apparat soll das continuirliche Einführen von leichten,
staubförmigen Materialien in Flüssigkeiten ermöglichen und verhindern, dass
diese Materialien sich beim Auftreffen auf den Flüssigkeitsspiegel seitlich
verbreiten und Klümpchen bilden. Der Apparat besteht aus einem Cylinder, durch
welchen die Materialien zugeführt werden, und einem concentrisch um diesen
Cylinder gelagerten Trichter, wo die Flüssigkeit austreten kann, welche die
staubförmigen Materialien beim Austritt aus dem Cylinder als cylindrischer
Strahl umschliesst und derart unter den Flüssigkeitsspiegel führt, dass die
Materialien sich nicht auf der Oberfläche der Flüssigkeit ausbreiten.
Apparat zum Reinigen von Zucker von J. Weinzierl (D. R. P. Kl. 89 Nr. 87469 vom 19.
April 1895 ab). Der Apparat besteht aus einem nach unten konischen Gefäss, in
welches der zuvor mit geeignetem Syrup gemaischte Zucker von oben eingeführt
wird, während die ihn reinigende, aus gesättigter reiner Zuckerlösung bestehende
Waschflüssigkeit durch einen unteren seitlichen Stutzen zugeführt wird. Die
Waschflüssigkeit durchströmt den zu reinigenden Zucker von unten nach oben,
verdrängt hierbei den Zucker verunreinigenden Syrup und tritt oberhalb eines
durch Bürsten reingehaltenen Siebbodens durch einen seitlichen
Abflusstutzen aus. Durch die konische Gestalt des Stutzens wird erreicht,
dass die Geschwindigkeit der Waschflüssigkeit nach oben hin allmählich langsamer
wird.
Selbsthätiger Reinigungsapparat für rotirende
Zuckersiebe von C. Behrends (D. R. P. Kl.
89 Nr. 87563 vom 25. October 1895 ab). Mittels des neuen Siebreinigungsapparates
soll die Reinhaltung der Zuckersiebe selbsthätig bewirkt und so die bisher
übliche Reinhaltung der Siebe durch Handarbeit mittels scharfer Bürsten ersetzt
werden.
Neuerungen an Oberflächenverdampfern von J. Schwager (D. R. P. Kl. 89 Nr. 87678 vom 24.
September 1895. Vierter Zusatz zum Patent Nr. 53043 vom 23. August 1889). Bei
der durch die Patentschriften Nr. 53043, Nr. 55453, Nr. 55460 und Nr. 58599
bekannt gewordenen Berieselung der Aussenfläche innen mit Dampf oder Gasen
beschickter Rohrsysteme zur Wärmeübertragung, sei es für die Zwecke der
Anwärmung, Verdampfung, Verdichtung oder Kühlung oder für zusammengesetzte
Vorgänge dieser Art, entsteht das Bedürfniss, die Vorrichtung zur Vertheilung
der Rieselflüssigkeit leicht zugänglich reinigen und bewegen zu können, ohne den
Zusammenhang des Rohrsystems zu stören. Zu diesem Zwecke werden zwischen je zwei
Röhren Ueberlaufbecken mit halbkreisartigen Ueberlaufkanten aufgestellt, über
welche gleich viel Rieselflüssigkeit auf die Rohre abfliesst und an diesen
herabrieselt. Hierbei bleibt die Möglichkeit bewahrt, nach Erforderniss jedes
der Becken jederzeit ohne Zeitverlust herausnehmen, reinigen und wieder in seine
richtige Lage bringen zu können.
Doppelt wirkender Verdampf kör per für Flüssigkeiten
von C. Fenske (D. R. P. Kl. 89 Nr. 87736 vom 1.
März 1895 ab). Der Apparat ist durch zwei derart getrennt angeordnete Heizkörper
gekennzeichnet, dass nur der im unteren Theil des Apparates angeordnete zur
Verdampfung der Flüssigkeit dient, während der andere im oberen Theil des
Verdampfapparates befindliche Heizkörper eine Ueberhitzung bezieh. Trocknung der
entweichenden Dämpfe und Zerstörung mitgerissenen Schaumes bewirkt. Der Apparat
ist besonders zur Verdampfung von Laugen in der Cellulose- und Sodafabrikation
bestimmt, kann jedoch auch zur Verdampfung anderer Flüssigkeiten verwendet
werden.
Messerkasten für Schnitzelmesser von H. Putsch (D. R. P. Kl. 89 Nr. 88207 vom 28.
Februar 1896. Dritter Zusatz zum Patent Nr. 54549 vom 30. März 1890. Hierher
gehören die beiden Zusatzpatente Nr. 62948 und Nr. 75477). Die Ausführungsform
des geschützten Schnitzelmesserkastens ist dadurch gekennzeichnet, dass das aus
je einer Stell- und Spannschraube bestehende Schraubenpaar, mittels dessen der
drehbare Messersitz nach erfolgter Einstellung in seiner Länge festgestellt
wird, durch eine einzelne, in der Stirnseite des drehbaren Messersitzes
angeordnete Klemmschraube ersetzt und der Kasten selbst mit einer geeigneten
Einrichtung versehen ist, welche in Verbindung mit dieser Klemmschraube eine
Veränderung der jeweiligen Stellung des Messersitzes verhindert.
Verfahren zur Herstellung von Presshefe aus Melasse,
Syrupen oder anderen Rohrzuckersäften von L.
Sexauer (D. R. P. Kl. 6 Nr. 87333 vom 16. März 1895). Da die aus
Melasse hergestellte Presshefe gewöhnlich von dunklerer Färbung und weniger
haltbar als die aus Getreide bereitete Hefe ist, so dient zur Vermeidung dieses
Uebelstandes folgendes Verfahren: Die Melassen, Rübensäfte, Syrupe u.s.w. werden
mit einer anorganischen oder mit einer organischen Säure (mit Ausnahme der
Milchsäure) gekocht, um Gährung störende Momente zu beseitigen, darauf mit
heissem Wasser auf etwa 20° B. verdünnt und auf eine Acidität von etwa 1 cc
Normalnatronlauge mittels obiger Säuren gebracht. Um eine möglichst klare Würze
zu ziehen, werden indifferente Stoffe, wie Häcksel, Getreidehülsen u.s.w.
zugesetzt und dieses Gemisch heiss filtrirt. Die sodann gekühlte Würze wird mit
Hefe angestellt und der resultirende Hefeschlamm in einer schwachprocentigen
klaren Zuckerlösung auswachsen gelassen, welche Lösung aus vergährbarem reinem
Zucker oder aus dem Verzuckerungsproduct von Stärkemehl oder stärkemehlartigen
Materialien mittels Diastase oder diastasehaltigen Substanzen bei eventuellem
Zusatz von Nährsalzen hergestellt ist. Die erzielte Hefe ist triebkräftig,
haltbar, von zarter weisser Farbe und aromatischem Geruch.
Centrifuge zum Trocknen von Zucker und anderen körnigen
Stoffen von W. P. Abell (Oesterreichisches
Privilegium Nr. 46/1637 vom 20. December 1895 ab). Die Erfindung stellt eine
continuirliche Centrifuge dar, bei welcher der perforirte Korb, in welchen die
Zuckerfüllmasse aus einer Knetmühle hineinfliesst, aus konischen Theilen,
vortheilhaft aus zwei konischen Theilen besteht. Die konischen Theile sind mit
ihren Grundflächen gegen einander gekehrt angeordnet, so zwar, dass zwischen den
Theilen ein Zwischenraum verbleibt. Dieser Zwischenraum kann durch einen
perforirten Mantel überdeckt werden, der sich mit dem Korb zusammendreht. Wird
der Korb in Umdrehung versetzt, so wird aus dem in dem Korbe befindlichen Zucker
oder einer sonstigen Masse alle Flüssigkeit ausgeschleudert; die Flüssigkeit
dringt durch die in dem Korb und dem Mantel befindlichen Löcher hindurch und
wird dann in einen den Korb umgebenden Melassebehälter geleitet, während die
festen Bestandtheile der Zucker- oder der sonstigen in Bearbeitung befindlichen
Masse in dem Korb zurückgehalten werden. Das getrocknete körnige Gut wird sodann
selbsthätig durch den zwischen den beiden konischen Theilen befindlichen
Zwischenraum in einen passenden Behälter entladen, sobald der den Zwischenraum
überdeckende perforirte Mantel zurückgezogen wird. Die zwischen dem Mantel und
dem Korb befindlichen Fugen werden durch Streifen bezieh. Ringe aus Gaze oder
einem ähnlichen Stoff überdeckt, so dass das körnige Gut nicht durch diese Fugen
hindurchgeschleudert werden kann. Die Gaze wird durch die Centrifugalkraft fest
auf die Fugen aufgedrückt.
Verfahren zum Entzuckern von Melasse mit Hilfe von
Bariumhydroxydsulfit unter Wiedergewinnung desselben aus den entstehenden
Nebenproducten von H. R. Langen
(Oesterreichisches Privilegium Nr. 46/1737 vom 24. März 1896). Ein Uebelstand
der bisher benutzten Methoden der Entzuckerung von Melasse mit Hilfe von
Aetzbaryt besteht darin, dass die Regenerirung des Aetzbaryts aus dem durch
Zersetzung des Bariumsaccharates mit Kohlensäure entstandenen kohlensauren Baryt
auf Schwierigkeiten stösst. Nach vorliegendem Verfahren werden das zur Fällung
des Zuckers dienende Bariumhydroxydsulfit und die zur Zerlegung des Saccharates
und der bei dessen Gewinnung und Verarbeitung abfallenden Nebenproducte
dienenden Verbindungen durch einen Kreisprocess wieder gewonnen, der darin
besteht, dass die nach der Fällung des Bariumsaccharates verbleibende,
Bariumhydrosulfit enthaltende Schlempelauge zur Wiedergewinnung des darin
enthaltenen Bariums und des gesammten in dem ursprünglichen Fällungsmittel
enthaltenen Schwefels mit Kohlensäure behandelt wird, wobei Bariumcarbonat
ausfällt und Schwefelwasserstoff entweicht, welch letzterer zu schwefliger Säure
oder zu Schwefelsäure verbrannt wird. Diese findet Verwendung entweder zum
directen Versetzen des Bariumsaccharates unter Gewinnung sehr reiner
Zuckerlösung und unter Abscheidung des im Saccharat enthaltenen Bariums als
schwefligsaures bezieh. schwefelsaures Barium oder nach vorheriger Zerlegung des
Saccharates durch Kohlensäure in Zuckersaft und Bariumcarbonat zur Gewinnung von
schwefligsaurem bezieh. schwefelsaurem Barium aus diesem letzteren und aus dem
beim Zersetzen der Schlempelauge erhaltenen Bariumcarbonat, während das so
gewonnene schwefligsaure bezieh. schwefelsaure Barium zur Regeneration von
Bariumhydroxydsulfit Verwendung findet. Anstatt das Saccharat direct mit
schwefliger Säure bezieh. Kohlensäure und schwefliger Säure zu zersetzen, kann
man dasselbe auch mit Magnesiasulfit oder Magnesiasulfat behandeln, wobei bei
Zersetzung der Schlempelauge unter Entweichen von Schwefelwasserstoff, der
wiederum in schweflige Säure bezieh. Schwefelsäure übergeführt wird, ein Gemenge
von Bariumsulfit bezieh. Bariumsulfat mit Magnesia entsteht, welches Gemenge
durch Behandeln mit Kohlensäure in ein unlösliches Gemisch von schwefligsaurem
bezieh. schwefelsaurem Baryt mit kohlensaurer Magnesia übergeführt wird, worauf
das zuletzt erhaltene Gemisch' nach Trennung von der Zuckerlösung bezieh. von
der Schlempelauge mit schwefliger Säure oder Schwefelsäure behandelt und das von
Magnesiumverbindungen getrennte unlösliche Bariumsulfit bezieh. Bariumsulfat
durch Glühen mit Kohle und Auslaugen der Schmelze mit Wasser wiederum in
Bariumhydrosulfit übergeführt wird, während das gelöste Magnesiumsulfat oder
Magnesiumsulfit von Neuem zur Zerlegung des Saccharates bezieh. der
Schlempelauge dient.
Rübenschnitzelmesser von E.
J. Castier (Oesterreichisches Privilegium Nr. 46/1779 vom 24. September
1895). Das neuartige Rübenschnitzelmesser besteht aus zwei derartig hinter
einander gestellten Drahtrippenmessern, dass der Rücken des Vordermessers die
Führungsfläche des rückwärtigen Messers bildet, wobei sich ersteres aus dem
eigentlichen Messer und einer dachrippenförmigen Führungsfläche zusammensetzt,
welch letztere an ihren Einsenkungen durch senkrechte Rippen mit den
Einsenkungen des Messers verbunden ist.
B. Rohrzuckerfabrikation.
Chemisch-physiologische Untersuchungen über das
Zuckerrohr. Nach den Untersuchungen von F. C.
WentAus dem Archiv für die Zuckerindustrie Javas, IV S. 525
bis 610. Die deutsche Zuckerindustrie, 1896 XXI
S. 1760. tritt in den Blättern des Rohres als erstes
Assimilationsproduct Rohrzucker auf; Glykose und Lävulose entstehen vermuthlich
nicht direct, sondern erst durch Inversion von Rohrzucker; Maltose ist nicht
nachweisbar, dagegen aber Fructose. Aus den Blättern wird der Zucker zum Theil
sofort in die Stengel transportirt, zum Theil aber erst Nachts, und zwar in Form von
Invertzucker, nachdem er zunächst als Stärke, besonders rings um die Gefässbündel
abgelagert wurde.
Im Allgemeinen führen jene Pflanzentheile, in denen starke Zelltheilung stattfindet,
viel Stärke und Eiweiss, aber wenig Invertzucker, und jene, in denen Zellstreckung
vorherrscht, wenig Stärke und Eiweiss, aber viel Invertzucker. Was die
Stengelglieder anbetrifft, so unterscheidet man folgende, allerdings nicht scharf
getrennte Hauptstadien: 1) Die Glieder sind ganz jung; sie führen neben Eiweiss fast
nur Stärke, die allmählich zur Cellulosebildung verbraucht wird. 2) Die Glieder
wachsen und auch ihren Blättern strömen Zuckerarten zu. Der Invertzucker bleibt
grösstentheils erhalten, Rohrzucker tritt zwar in geringer Menge schon in sehr
frühen Entwickelungsphasen auf, seine Hauptmenge aber wird verbraucht, und zwar
theils zu Cellulose umgebildet, theils der lebhaft wachsenden Rohrspitze zugeführt.
Dort wird der Rohrzucker invertirt; ein Theil des Invertzuckers wird weiter zu
Cellulose umgeformt, ein Theil vereinigt sich mit Amiden u. dgl. zu Eiweiss und ein
Theil wird als Stärke abgelagert. 3) Die Glieder sind ausgewachsen und der
angehäufte Invertzucker wird zu Rohrzucker umgewandelt; weiterhin strömen zu:
Rohrzucker, der erhalten bleibt, Fructose, die mit Glykose Rohrzucker gibt, Glykose,
von der in der Regel ein Ueberschuss verbleibt. 4) Die Glieder sind ausgereift, die
Blätter sterben ab und das Zuströmen von Zucker hört allmählich ganz auf. Der Rest
Glykose wird zu Rohrzucker umgewandelt; schliesslich verbleibt fast nur Rohrzucker
und ein kleiner Rest (0,15 bis 0,25 Proc.) Glykose, während Fructose völlig oder
beinahe völlig fehlt. 5) Die Glieder werden überreif, wobei der Rohrzucker
theilweise wieder invertirt wird; dies hindert aber nicht, dass andere Glieder des
nämlichen Rohres zu dieser Zeit noch an Zucker reicher werden und ausreifen.
Jene Glieder, aus denen Wurzeln entspringen, haben nur anfangs einen grösseren
Zuckergehalt, später nimmt der Zuckergehalt ab, es wird Cellulose gebildet und zum
Theil Stärke abgelagert, und mit fortschreitender Ausbildung und Function der
Wurzeln kann der Zuckergehalt bis zu einem sehr geringen Grade sinken. Das Maximum
an Zucker, das sich anfangs in jenen Gliedern findet, die etwa in Bodenhöhe wachsen
und noch einige Wurzeln aussenden, rückt daher mit steigendem Alter des Rohres immer
höher und liegt bei völligem Ruhezustand in den der Spitze näheren Gliedern. Beim
Bewurzein der Stecklinge wird deren Zucker zu Invertzucker und weiterhin zu Stärke,
und zwar so lange, bis grüne, assimilirende Blätter gewachsen und genügend
ausgebildet sind. Dagegen findet während des regelmässigen Wachsthums des Rohres in
dessen tiefer liegenden Gliedern keine merkliche Inversion des einmal vorhandenen
Rohrzuckers statt; während z.B. die obersten Glieder 6 und 9 Monate alten Rohres an
Rohrzucker, Glykose und Fructose 1,02, 1,24, 1,25 bezieh. 1,90, 1,30, 0,70 Proc.
führten, enthielten die unteren 16,50, 0,60, 0,20 Proc.
Bei der Bestimmung des Zuckergehaltes der
Rohrzuckersyrupe hat PelletBulletin de
l'Association des chimistes et de distillerie de France, 1896 XIII
S. 836. gefunden, dass die Bestimmung der Saccharose nach der Clerget'schen Methode und mittels Fehling'scher Lösung nach erfolgter Inversion recht gut
übereinstimmende Resultate gibt. Nothwendig ist es nur, einerseits nicht zu kleine
Mengen der Zuckerlösung der Einwirkung der Kupferlösung zu unterwerfen, damit
nicht die Analysenfehler durch Multiplication zu sehr vergrössert werden, und
andererseits in dem erhaltenen Kupferniederschlag das Kupfer volumetrisch zu
bestimmen, wozu die Methode von F. Weil mittels
Zinnchlorür empfohlen wird. Diese Umänderung der Kupferbestimmung ist darum
nothwendig, weil der Niederschlag kein reines Kupferoxydul ist und auch nach der
Ueberführung in Kupferoxyd zu hohe Zahlen gibt.
Nach den Mittheilungen von Prinsen-GeerligsLouisiana
Planter, 1896 XVI S. 354, durch Centralblatt für die Zuckerindustrie der Welt, 1896 IV S.
953. hat ein javanischer Pflanzer mit Leichtigkeit grosse Quantitäten
von Samen aus Rohr erhalten, indem er zwei Sorten, von
denen eine, das wegen seines Zuckerreichthums sehr geschätzte Black Java-Rohr,
keinen fruchtbaren Pollen hervorbringt und nicht Sereh widerstehend ist, die andere,
Canne morte aus Australien, sich sehr starken Wachsthums erfreut und der
Serehkrankheit widersteht, leider aber der Saft von geringem Zuckergehalt und
niedriger Reinheit ist, in abwechselnden Reihen anpflanzte. Die Kreuzung gelang
vollständig; die Samen keimten gut und die Pflanzen, die sich vorzüglich
entwickelten, zeigten die Eigenschaften der beiden Eltern. Von diesen Sämlingen
gewonnene Stecklinge scheinen gleichfalls nicht degenerirt zu sein.
Ueber die Kalkung des Rohrsaftes vor dem Erhitzen. In
einem von einem Comité auf Hawaii über die Fabrikation erstatteten Bericht wurde die
Bemerkung gemacht, dass es sich als zweckmässig herausgestellt habe, den Rohrsaft
vor dem Erhitzen zu kalken. E. ShoreyLouisiana
Planter, 1896 XVI S. 299 und 1896 IV S. 954., der die
gleiche Erfahrung gemacht hat, dass nämlich auf eine bestimmte Temperatur erhitzter
und dann erst gekalkter Saft sich schlecht klärte, der Schlamm schlecht filtrirte
und in den Pressen keinen festen Kuchen bildete, während der vor dem Erhitzen
gekalkte Saft sich schlank verarbeiten liess, forschte den Ursachen dieser
Erscheinung nach. Als kritische Temperatur, bei der die Veränderung des Saftes
eintrat, wurde etwa 71° C. constatirt, ferner erforderte der erhitzte Saft mehr Zeit
zur Neutralisation als der kalte. Shorey wandte seine
Aufmerksamkeit den stickstoffhaltigen Körpern im Safte zu und fand auch in deren
Verhalten eine wenigstens theilweise Erklärung für die erwähnte Erscheinung. Die
Stickstoffverbindungen des Rohrsaftes bestehen nämlich zu über 90 Proc. aus
Albuminoiden, während der Rest aus Amiden und ähnlichen Körpern besteht. Erhitzt man
nun den rohen Saft, so nimmt der Gehalt an eiweissartigen Körpern stark ab, während
sich der Gehalt an amidartigen Körpern, offenbar durch den Einfluss der Säure des
Saftes, um ebenso viel vermehrt. Die letzteren werden bekanntlich durch den Kalk und
die Hitze nicht coagulirt, wohl aber durch Kalk zersetzt, was die längere Dauer der
Neutralisation erklärt. Dagegen bilden die coagulirten Eiweisskörper den Kern der
Schaumdecke und wirken deshalb bei der Scheidung als Klärmittel; daher die
ungenügende Klärung, wenn ein Theil der Eiweisstoffe in Lösung übergeführt ist.
Allerdings kann die Zersetzung der Eiweisskörper nicht die alleinige Ursache der
besagten Erscheinung sein, hauptsächlich darum, weil der Gehalt des Rohrsaftes an
Stickstoffverbindungen ein sehr geringer ist, nur etwa der zehnte Theil des
Nichtzuckers.
F. E. CoombsIbid. 1896 XVI S. 154, und Centralblatt für die
Zuckerindustrie der Welt, 1896 IV S. 954. ist nicht der
Ansicht, dass die Coagulation der Eiweisskörper die Ursache der Entstehung einer festen Schaumdecke ist, sondern
vielmehr die Anwesenheit von Luft im kalten Mühlensaft sowohl in Lösung als in Form
kleiner Bläschen. Beim Erwärmen steigt die Luft an die Oberfläche und nimmt feine
mechanische Verunreinigungen mit sich, die, oben angelangt, von den Luftbläschen
getragen werden. Erhitzt man vor dem Kalken, so entweicht die Luft ungehindert,
während bei vorheriger Kalkzugabe der Kalkniederschlag mitgehoben wird.
Die Zucker arten des Zuckerrohres, Winter fand
seinerzeit im reifen Rohre nur Saccharose und Dextrose und konnte auch im Safte der
Blätter des reifen Rohres nur diese Zuckerarten constatiren, während Wiley aus Analysen von Louisiana-Rohr den Schluss
zieht, dass auch Lävulose vorhanden ist. Prinsen-GeerligsChemiker-Zeitung, 1896 XX S. 721.
konnte nun alle drei Zuckerarten nachweisen, und ist in dem ganz jungen Rohr das
Verhältniss zwischen Lävulose, Dextrose und Saccharose wie 1 : 1 : 1; dasselbe
verändert sich in den jungen Theilen des noch unreifen, aber schon älteren Rohres in
1 : 2 : 3 und in den älteren Internodien desselben Rohres in 1 : 3 : 82,5. Daraus
ist zu ersehen, dass beim Reifen der Lävulosegehalt des Rohres stets sinkt und sogar
im reifen Rohr gänzlich fehlen kann. Es ist daher sehr begreiflich, wie Wiley im ziemlich kalten Louisiana, wo vielleicht das
Rohr nur den halben Reifegrad erreicht als in Java, im Rohrsaft Lävulose entdeckte,
während Winter in Java die Abwesenheit dieses Zuckers
im Safte der reifen Pflanzen constatirte.
C. Gesetzgebung.
Oesterreich.
Gesetz vom 5. Juli 1896 wegen zeitweiser Abänderung einiger
Bestimmungen des Zucker Steuergesetzes. § 1. Die im § 1 Z. 1 des
Zuckersteuergesetzes vom 20. Juni 1888 „R, G. B.“ Nr. 97 für je 100 k netto
für Rübenzucker und allen Zucker von gleicher Art (Rohrzucker) in jedem Zustand der
Reinheit mit alleiniger Ausnahme von zum menschlichen Genüsse nicht geeignetem Syrup
mit 11 fl. festgesetzte Verbrauchsabgabe wird auf 13 fl. erhöht. § 2. Die im § 3
erster Absatz des obbezogenen Gesetzes für sämmtlichen während je einer
Betriebsperiode aus dem österreichisch-ungarischen Zollgebiete ausgeführten Zucker
mit 5000000 fl. bestimmte Maximalsumme der Ausfuhrbonification wird auf 9000000 fl.
österreichischer Währung festgesetzt, so dass die Unternehmer der
Zuckererzeugungsstätten für Zucker der in § 1 bezeichneten Art nur den diese 9000000
fl. übersteigenden Betrag in der in § 3 des Zuckersteuergesetzes angeordneten Weise
an die Staatskasse zu entrichten haben. § 3. Dieses Gesetz tritt bezüglich des § 1
mit dem Tage der Kundgebung, bezüglich des § 2 mit dem 1. August 1896 in Kraft und
mit 31. Juli 1897 ausser Wirksamkeit.
Erlass des Finanzministeriums vom 8. Juli 1896, betreffend
das Maass der Sicherstellung für die richtige Einzahlung des
Bonificationsersatzes bei der Zucker ausfuhr in der Betriebsperiode
1896/97. Im Einvernehmen mit dem königl. ungarischen Finanzministerium wird
auf Grund des § 3 des Zuckersteuergesetzes vom 20. Juni 1888 und in Abänderung
des Finanzministerialerlasses vom 12. Mai 1896 die Sicherstellung für die richtige
Einzahlung des kraft § 2 des Gesetzes vom 5. Juli 1896 allfällig zu leistenden
Bonificationsrückersatzes in der Zuckererzeugungsperiode 1896/97 für jede
Erzeugungsstätte mit 30 Proc. desjenigen Betrages festgesetzt, welchen diese
Erzeugungsstätte als Ausfuhrbonificationsrückersatz bezüglich der Zuckerausfuhr in
der Erzeugungsperiode 1894/95 zu leisten hatte. Der in solcher Weise ermittelte
Sicherstellungsbetrag ist derart abzurunden, dass Beträge unter 50 fl. auf 50 fl.,
Beträge über 50 fl. auf 100 fl. erhöht werden. Für jene Zuckererzeugungsstätten,
welche in der Erzeugungsperiode 1894/95 noch nicht im Betrieb waren, wird die
fragliche Sicherstellung mit je 5000 fl. festgesetzt.
Frankreich.
Erhöhung des Zuckerzolles. Vom 1. August 1896 ab werden
die Zollzuschläge, welche auf fremde aus Ländern Europas eingeführte Rohzucker und
auf fremde raffinirte Zucker jeden Ursprungs Anwendung finden, wie folgt
festgesetzt: Rohzucker europäischen Ursprungs oder aus europäischen Niederlagen
eingeführt (für 100 k netto) 10,50 Fr.; raffinirte und gleichgestellte andere
Zucker, ausser Kandis, nach dem Generaltarif (für 100 k netto) 16,00 Fr.; raffinirte
und gleichgestellte andere Zucker, ausser Kandis, nach dem Minimaltarif (für 100 k
netto) 12,00 Fr.; Kandiszucker nach dem allgemeinen Tarif (für 100 k netto) 30,80
Fr.; Kandiszucker nach dem Minimaltarif (für 100 k netto) 25,80 Fr.
Schweden.
Abänderung der Verordnung über die Besteuerung der
Rübenzuckerfabrikation vom 19. Mai 1893. Der § 2 der königl. Verordnung
über obige Besteuerung hat folgenden veränderten Wortlaut erhalten: „Der gemäss §
1 steuerpflichtige Rohzucker wird nach dem Gewichte der zur Fabrikation
verwendeten Rüben dergestalt berechnet, dass die Ausbeute von 100 k rohen (nicht
getrockneten) Rüben mit 10,5 k (bisher 9 k) Zucker angenommen wird. Der gedachte
Paragraph soll in diesem abgeänderten Wortlaut vom 1. September 1896 an zur
Richtschnur dienen, mit der Maassgabe jedoch, dass für Fabriken, welche auf
Grund der geltenden Bestimmungen über die Berechnung der Ausbeute in gewissen
Fällen in den Genuss einer niedrigeren als der im Allgemeinen festgesetzten
Ausbeuteberechnung gekommen zu sein erklären, die besagten Bestimmungen, soweit
nach denselben die Ausbeute bei der betreffenden Fabrik in gewissem Verhältniss
zur Ausbeute bei älteren Fabriken berechnet wird, auch ferner für die in den
erwähnten Bestimmungen festgesetzte Zeit zur Richtschnur dienen sollen.
Portugal.
Fabrikation und Verbrauchssteuer auf Zucker. Nach dem
Gesetz vom 27. April 1896 ist eine Fabrikations- und Verbrauchssteuer auf geklärten
oder raffinirten Zucker in Höhe von 15 Reis für 1 k eingeführt worden. Diese Steuer
wird von folgenden, auf dem Festlande des Königreichs und den anliegenden Inseln
hergestellten und für den inländischen Verbrauch bestimmten Erzeugnissen erhoben:
Rohrzucker, nicht flüchtigen flüssigen Speiseölen, künstlicher Butter, geklärtem und
raffinirtem Zucker, sowohl gekörntem wie krystallisirtem, consistenten
vegetabilischen Oelen, Kerzen jeder Art und Form der Beleuchtung. Melasse von mehr als 75
Proc. Zuckergehalt unterliegt ausser dem im Zolltarif festgesetzten Zollsatze einer
Abgabe von 10 Reis für je 10 Proc. Saccharose (nach polarimetrischer Bestimmung)
ohne irgend welchen Abzug, aber ohne Ansehung der Bruchtheile der saccharimetrischen
Grade. Die Erhebung der Fabrikations- und Verbrauchssteuer erfolgt beim Zucker bei
der Verzollung oder beim Ausgange des unraffinirten Zuckers aus den betreffenden
Fabriken.
A. Stift (Wien).