Titel: | Ueber Rauhmaschinen. |
Autor: | H. Glafey |
Fundstelle: | Band 302, Jahrgang 1896, S. 241 |
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Ueber Rauhmaschinen.
Von H. Glafey,
Ingenieur, Berlin.
(Schluss des Berichtes S. 217 d. Bd.)
Mit Abbildungen.
Ueber Rauhmaschinen.
Neben der Putzvorrichtung ist für das zuverlässige Arbeiten der Rauhmaschinen mit
Kratzenwalzen die Art des Kratzenbeschlags von grosser Bedeutung. Man ist deshalb
auch nach dieser Richtung hin bemüht gewesen, den höchsten Grad von Vollkommenheit
zu erreichen.
C. G. Haubold jun. in Chemnitz hat im Patent Nr. 66304
eine Kratzenwalze in Vorschlag gebracht, welche, wie die Fig. 55 erkennen lässt, mit zwei Arten von Kratzenbeschlag versehen ist.
Die Kratzenzähne der einen Sorte sind in der Drehungsrichtung, diejenigen der
anderen entgegengesetzt hierzu gekrümmt, und hierdurch sollen gewissermaassen zwei
Systeme von Rauhwalzen auf einer Walze vereinigt werden, diese also mit und gegen
den Strich arbeiten.
Textabbildung Bd. 302, S. 241
Fig. 55.Kratzenwalze von Haubold jun.
D. Bouvier in Paris empfiehlt in der Patentschrift Nr.
74358 für Rauhmaschinen einen Kratzenbeschlag, dessen Häkchen S-förmig gebogen, aus
Draht von gespitzt elliptischem Querschnitt hergestellt, am oberen Ende seitlich
abgebogen und durch einen seitlich senkrechten Schnitt, welcher parallel der Kante
des Kardenbandes liegt, zugespitzt sind (Fig. 56 und 57).
Textabbildung Bd. 302, S. 241
Bouvier's Kratzenbeschlag.
Durch die je nach Gebrauch veränderliche Form und die eigenartige Lage des Fusses c1 wird die Elasticität
des Häkchens willkürlich mehr oder weniger, aber sicher erhöht. Die übliche Methode,
dickere oder dichtere Kratzentuche zu diesem Zwecke zu verwenden, macht die Häkchen
steif und schadhaft in ihrer Anwendung.
Ausserdem sinken bei der elastischen Zurückbiegung der Häkchen die Spitzen nach dem
Kratzentuch, welches den schnellen Bruch der Fasern ausserordentlich begünstigt und
gestattet, die Häkchenspitzen tiefer eingreifen zu lassen, als üblich, und dadurch
vollkommenere, schnellere und ökonomischere Rauhung zu veranlassen.
Die obere seitliche Abbiegung m der Häkchen aus der
senkrechten Ebene, welche durch die Reihe der Häkchenfusspunkte geht, dient dazu,
die Kratzenspitze a1
normal auf die Fadenlagen und in der Drehrichtung der Rauhtrommel auftreffen zu
lassen, was zur Schnelligkeit und Vollkommenheit der Rauhung ausserordentlich
beiträgt. Dadurch steht auch die seitliche, schräge, die Spitze bildende Fläche am
oberen Theil der Häkchen aus der Reihe der Häkchenstiele b1 hervor, wodurch die Schärfung der
Spitze und sonstige Nachbesserung wesentlich erleichtert werden.
Die Häkchen werden auf dem Kardenbande entweder ganz gleichmässig oder in einzelnen,
ein Parallelogramm bildenden Abtheilungen angeordnet, welche periodisch durch
gegenseitig schräg verlaufende Zwischenräume getrennt sind. Letztere bilden beim
Aufziehen des Bandes auf die Rauhtrommel von der Mitte der Trommel ab gegenseitig
verlaufende, schraubenförmige Zwischenräume.
Die Abtheilungen auf dem Kardenbande können auch so angeordnet sein, dass die
Zwischenräume auf der Rauhtrommel parallel zu deren Achse laufen.
Auf dem Kardenbande kann in den parallelogrammartigen Abtheilungen der Abstand der
einzelnen Häkchenreihen progressiv abnehmen, und es können in jeder Abtheilung
Häkchenreihen am Obertheil von verschiedener Neigung gegen das Kratzentuch verwendet
werden.
Dadurch werden die zerbrochenen Fasertheile mit Schonung aufgerichtet, und durch die
in entgegengesetzten Schraubenlinien verlaufenden Zwischenräume in dem Kardenbelage
der Rauhtrommel entsteht unter anderem im Tuche eine in der Breite desselben
gegenseitige Streckung, welche jeden Breiteverlust gänzlich verhindert.
Einen Kratzenbeschlag für Rauhmaschinen, bei welchem zum Zwecke, die natürliche
Kardendistel an Form und Wirkung zu ersetzen, jedes Häkchen derartig gekrümmt ist,
dass dessen unterer, den Fuss bildender Theil geradlinig verläuft, während der
obere, in eine Spitze von rundem Querschnitt auslaufende Theil mit dem Fusse in
einer Ebene liegt und sich halbkreisförmig an ersteren anschliesst, damit die Spitze
in Richtung des Gewebes eindringt, haben Georges Scrive
und Albert Scrive in Lille (Nord, Frankreich) im Patent
Nr. 82527 in Vorschlag gebracht.
Mit der zunehmenden Verwendung von Metallkratzen zum Rauhen von Webstoffen wächst
auch das Bedürfniss nach Hilfsmaschinen und Apparaten, insbesondere nach solchen zum
Beziehen, Egalisiren und Schleifen der Rauhwalzen. Mögen hierzu auch vielfach die in
der Spinnerei für den gleichen Zweck vorhandenen Hilfsmaschinen und Apparate in
Anspruch genommen werden, so ist dies doch in vielen Fällen mit Schwierigkeiten
verknüpft, manchmal auch geradezu unausführbar, da die Dimensionen der Rauhwalzen
meist verschieden von denen der Krempelwalzen sind, auch das Kratzenmaterial von
abweichender Beschaffenheit ist.
Die in Fig. 58 abgebildete Egalisir- und
Schleifmaschine von Dronsfield Bros. Ld. Atlas Works in
Oldham ist nach dem
Deutschen Wollengewerbe speciell für Rauhwalzen
construirt. Da die auf der Rauhmaschine behandelten Stoffe nicht immer von gleicher
Breite sind, in den wenigsten Fällen auch die ganze Breite der Rauhwalzen decken, so
ist ein ungleichmässiger Verschleiss der Walzen gar nicht zu umgehen. Es müssen
deshalb die letzteren von Zeit zu Zeit egalisirt werden, um einen gleichmässigen
Angriff auf den Stoff zu erreichen. Auch muss nach jedem Abrichten der Kratzenzahn
wieder seitlich geschärft werden.
Textabbildung Bd. 302, S. 242
Fig. 58.Egalisir- und Schleifmaschine von Dronsfield.
Die Maschine besitzt zu diesem Zweck zwei Wellen, deren jede eine Schmirgelscheibe
AA führt, die zwar auf der Welle verschiebbar sind,
in Folge einer Keilführung aber mit derselben rotiren. Die Wellen sind sehr stark
und dabei hohl, damit sie sich in der Mitte nicht durchbiegen. Jede Scheibe wird
durch eine gabelförmige Klaue geführt, welche mit einer, mit Gewinde versehenen
Hülse auf der Spindel B verbunden ist. Die Spindel kann
durch eine Umsteuervorrichtung abwechselnd nach der einen oder anderen Richtung in
Umdrehung versetzt werden, wodurch die Schmirgelscheiben beim Schleifen abwechselnd
nach der einen oder anderen Seite des Apparates laufen.
Die zu egalisirenden bezieh. zu schleifenden Rauhwalzen werden in die verstellbaren
Lager C eingelegt und mittels der durch das Handrad D zu bethätigenden Stellvorrichtung gleichmässig an die
Schmirgelscheibe angerückt; dann durch die zugleich changirende und rotirende
Scheibe bearbeitet. Alle Walzen können in gleicher Stellung eingelegt und somit auf
gleichen Durchmesser geschliffen werden. Zunächst werden die Walzen auf der einen
Seite der Maschine mittels einer glatten Schmirgelscheibe egalisirt. wobei nach
Erforderniss durch das Handrad D nachgestellt werden
kann. Wenn gleichmässig abgerichtet, werden dieselben auf die andere Seite des
Apparates gebracht und hier der Zahn seitlich geschliffen. Dies geschieht mittels
einer gerillten Schmirgelscheibe, die aus zehn dünnen Scheibchen besteht, welche
zwischen die einzelnen Zahnreihen eingreifen.
Das Umsteuern der Schmirgelscheiben, sobald diese an dem einen Ende der Walzen
angelangt sind, geschieht durch die über der Spindel B
liegende vierkantige Steuerschiene, die an jeder Seite einen verstellbaren Ansatz
besitzt, gegen welche die an der Lauf hülse angebrachte Steuergabel antrifft, die
durch Spiralfedern in ihrer jeweiligen Lage festgehaltene Schiene verschiebt und
dadurch die Maschine umsteuert, die demnach, wenn einmal in Gang gesetzt, vollkommen
automatisch arbeitet.
Zum Schleifen künstlicher Rauhkarden, deren Zähne in Richtung der Achse
derselben gebogen sind, hat Friedrich Bernhardt in
Fischendorf bei Leisnig i. S. in der englischen Patentbeschreibung Nr. 11049 A. D.
1893 eine Maschine in Vorschlag gebracht, die in den Fig. 59 bis 62 in verschiedenen Ausführungsformen wiedergegeben
ist.
Das Schleifen der Kratzen erfolgt bei sämmtlichen Maschinen mit Hilfe einer
Schleifscheibe e (Fig. 60), die in
Richtung der Achse der Karde hin und her läuft bezieh. unter welcher die Karde hin
und her geschoben wird, während dieselbe gleichzeitig mit der Schleifscheibe eine
Drehbewegung um ihre Achse ausführt.
Textabbildung Bd. 302, S. 242
Rauhkardenschleifmaschine von Bernhardt.
Nach Fig. 59
wird die Karde A in den Lagern f von der Achse i aus mittels der Kegelräder
ik in Umdrehung versetzt und gleichzeitig durch
Verschiebung des die Lager tragenden Schlittens mittels des Schubkurbelgetriebes hh1 in axialer Richtung
verschoben. Die Schleifscheibe e empfängt in den sie
tragenden doppelarmigen Hebeln g mittels Schnurtriebes
eine Umlaufbewegung. Mittels der Stellschraube q wird
die Stellung der Hebel g und damit diejenige der
Scheibe e über den Kratzen der Karde geregelt. Soll die
Form der letzteren keine cylindrische, sondern, wie es wünschenswerth ist, eine
elliptische, wie diejenige der Naturkarde sein, so führt die Schleifwalze neben der
rotirenden gleichzeitig noch eine lothrecht auf und ab gehende Bewegung aus.
Veranlasst wird dieselbe durch eine auf der Achse i
sitzende Curvenscheibe p, welche auf einen Arm der
Hebel g einwirkt.
Die in Fig.
61 wiedergegebene Ausführungsform der Schleifmaschine unterscheidet sich
von der vorstehend erläuterten dadurch, dass nicht die Rauhwalze, sondern die
Schleifscheibe hin und her bewegt wird. Die erstere dreht sich in den Lagern f und empfängt ihren Antrieb durch den Schnurtrieb mn von der Welle i aus.
Das Kurbelgetriebe p1
veranlasst eine Schwingbewegung der die Schleifscheibe e tragenden Hebel g in lothrechter Ebene und
somit eine in der Achsenrichtung der Kratzenwalze hin und her gehende Bewegung der
Schleifscheibe selbst.
Sollen mehrere Karden gleichzeitig geschliffen werden, so erhält die Maschine die aus
Fig. 62 ersichtliche Einrichtung. Die Karden sind
auf dem Umfang einer Trommel o in den Lagern f gelagert, empfangen einen gemeinsamen Antrieb durch
den Schnurtrieb m1n1, während die Trommel sich dreht und die umlaufende
Schleifscheibe e in der Achsenrichtung derselben hin
und her geschoben wird. Sollen die Karden einen elliptischen Querschnitt erhalten, so werden sie auf
der Trommel schräg gelagert, wie es die rechte Seite der Figur erkennen lässt.
Zum Schluss dieser Abhandlung seien noch zwei Rauhmaschinen erwähnt, welche zum
Rauhen von Wirkwaaren bestimmt sind und in Folge der diesen eigenartigen Elasticität
u.s.w. hinsichtlich ihrer constructiven Durchbildung wesentlich von allen
vorbesprochenen Maschinen abweichen.
Textabbildung Bd. 302, S. 243
Fig. 62.Rauhkardenschleifmaschine von Bernhardt.
In Folge der grossen Elasticität der Wirkwaaren werden dieselben an der Rauhstelle
gestreckt und werfen dann Falten, welche zunächst entfernt werden müssen, wenn ein
mehrmaliges Rauhen nach einander an einem Rauhcylinder vorgenommen werden soll. Es
ist aber wegen der grösseren Leistung nicht nur ein solches mehrfaches Rauhen eines
Waarenstückes, sondern thunlichst auch ein gleichzeitiges Rauhen beider Seiten
desselben erwünscht, da der einmalige Anstrich des Stoffes gewöhnlich nicht genügt
und die Arbeit sehr lange dauert, wenn man das Stück mehrere Mal nach einander durch
dieselbe Maschine führen muss. Fritz Wever in Chemnitz
hat nach D. R. P. Nr. 62837 die Maschine deshalb so eingerichtet, dass sie einen
flach zusammengelegten Waarenschlauch auf beiden Seiten gleichzeitig mehrmals rauht
und in glatt gestreckter Lage und ursprünglicher Breite aufwickelt. Der Schlauch
wird in Form des Wickels w1 (Fig. 63) der Maschine vorgelegt und in
Richtung w über eine Brems- und Leitwalze a geführt, auf deren Achsen Bremshebel o1 wirken, so dass die
Waare nur mit einer gewissen Spannung abgezogen werden kann, welche Spannung durch
die nachfolgenden Bearbeitungen hervorgebracht wird. Diese Bearbeitungen bewirken
die zwei Rauhwalzen l und m, deren jede eine Anzahl von Rauhstellen enthält (in der Zeichnung sind
zwei angegeben), und zu jeder Rauhstelle gehören die folgenden vier Apparate:
Eine Breitstreckwalze l (Fig.
63) ist auf ihrem Umfange mit zwei von der Mitte ihrer Länge aus in links-
und rechtsgängigen Schraubenlinien verlaufenden Reifen von dreieckigem Querschnitt
versehen und wird durch Riemen- oder Kettentrieb s
von der Walzenwelle schnell in derselben Richtung umgedreht, in welcher der Stoff
langsam fortläuft, so dass die Reifen den auf ihnen liegenden Stoff erfassen und in
der Breitrichtung ausstreichen und strecken. In dieser Breite hält eine Walze c, deren Umfang mit rauhem Blechbeschlag oder mit
Nadelbeschlag besetzt ist, den Stoff, und diese Walze wird durch ein Kettenrad n1 und eine Kette n mit der Geschwindigkeit gedreht, mit welcher der
Stoff w sich fortbewegen soll. Der letztere geht nun
unter einem Führungsprisma d hinweg, welches ihn an den
Beschlag der Rauhwalze l hinanbringt und durch dessen
Verstellung mit dem Hebel p am Gradbogen q man ihm diesen Beschlag mehr oder weniger nähern
kann, um verschieden stark oder tief zu rauhen. Bei diesem Rauhen wird der Stoff in
der Längsrichtung ausgezogen, er liegt dann zwischen d
und e faltig. Zur Vermeidung dieser Falten ist nun eine
Einrichtung dahin getroffen worden, dass der Stoff schneller von dem Prisma d abgezogen, als ihm zugeführt wird, und es ist deshalb
die Walze e mit rauhem Blech- oder Nadelbeschlag
versehen, deren Kettenrad um ein Paar Zähne kleiner als dasjenige von c ist, so dass die Walze e
etwas schneller als diejenige c sich dreht,
entsprechend der Verlängerung, welche der Stoff beim Rauhen erleidet. Die Kette n erhält ihre Bewegung bei y von dem sonstigen Maschinenantrieb.
Textabbildung Bd. 302, S. 243
Fig. 63.Rauhmaschine von Wever.
Die vier Apparate b bis e
bilden eine Rauhstelle; auf dieselbe folgt eine zweite von ganz gleicher Art b1 als Breitstreckwalze
mit schraubengangförmigen Reifen wie b, welche den
Stoff breit streicht und Falten in seiner Längsrichtung verhindere, c1 mit rauhem Beschlag,
gleich schnell gehend wie e, ein Prisma d1 zum Führen der Waare
an die Rauhwalze, welches in gleicher Weise wie d
verstellbar ist, und endlich eine Walze e1 mit rauhem Beschlag, welche etwas schneller sich
dreht als c1. So können
an der Rauhwalze l noch mehr Rauhstellen angeordnet
sein, welche alle die Waare an der Innenseite 1
bearbeiten. Von der letzten Rauhstelle der Walze l ab
wird das Stoffstück an die zweite Rauhwalze m geführt
und diese bewirkt das Rauhen der Aussenseite 2 in ganz
gleicher Weise, wie oben angegeben, durch die Anordnung einzelner Rauhstellen, wie
b2c2d2e2 und b3c3d3e3, in denen immer die
Abziehwalzen
e2 und e3 etwas schneller
gehen als die Zuführwalzen c2 und c3. Zur
richtigen Einstellung und zum Nachstellen dieser Walzen sind deren Wellen mit einem
Kettenrade durch eine Kuppelung verbunden, welche man nach Belieben ausrücken kann,
falls die Walzen mit der Hand nachgestellt werden sollen.
Textabbildung Bd. 302, S. 244
Fig. 64.Rauhmaschine von Aurich.
Nach dem Rauhen auf beiden Seiten wird der Waarenschlauch durch zwei Presswalzenpaare
fg und hi von der
Maschine abgezogen und auf eine Wickelwalze w2 aufgerollt. Die Presswalzenpaare liegen löthrecht
über einander, und zwischen ihnen wird in den Schlauch hinein ein Breitstrecker k, das ist ein aus Rohren zusammengestelltes Trapez, so
gestellt, dass seine schmale Seite unten an fg und die
breite oben dicht unter hi liegt, wodurch die Waare,
während sie darüber hingezogen wird, sich wieder breit ausreckt, bis sie die
ursprüngliche Breite wie im Winkel w1 hat; in dieser Breite erfassen die Walzen hi den Stoff und geben ihn zum Aufwickeln auf w2 ab. Eine besondere
Kette n1 dreht die
Walzen hi, deren Rad etwas grösser als dasjenige von
g ist, langsamer als fg, da der Stoff durch das Breitstrecken sich etwas verkürzt. Das
Breitstrecken des Schlauches in lothrechter Lage desselben ist wesentlich
vortheilhafter als das bisher bekannte und ausgeübte Strecken in wagerechter Lage,
weil im letzteren Fall die untere Schlauchhälfte unterhalb des Streckers in der
Mitte sich senkt, also nicht in einer Ebene glatt liegt, die ganze Waare also sackig
wird und ungleiche Spannung erhält.
Um baumwollenen gewirkten Handschuhstoffen eine Oberfläche zu ertheilen, welche
vorzugsweise beim Befühlen den Eindruck des Wildleders macht, unterwirft Alban Aurich in Hartmannsdorf (Sachsen) nach D. R. P.
Nr. 70128 dieselben einem Rauhprocess mittels Glaskanten oder geriffelten
Eisenwalzen und Glaskanten.
Die Verwendung und Einwirkung genannter Organe geht aus Folgendem hervor:
Die Oberfläche der Wirkwaare wird, wie Fig. 65 schematisch
darstellt, bekanntlich zufolge der Maschenbildung aus neben einander liegenden
Fadenbogen a gebildet, so dass die Waare entsprechende
Vertiefungen b zeigt.
Der Faden besteht aus einzelnen Fasern, wie durch die Linien f (Fig.
66) eines vergrösserten Fadenbogens angedeutet wird. Die Glaskanten E, die, wie in Fig. 64
dargestellt, bei gg1
unter einem spitzen Winkel, dessen Grösse sich an der Maschine durch die
Stellung der Walzen K1
und K2 verändern lässt,
treffen mit einer ihrer Schneidkanten gegen den Fadenbogen (Fig. 66), und zwar
zunächst an der höchsten Stelle d desselben. Der Stoff
mag sich in der Richtung des Pfeiles x bewegen.
Hierdurch werden die äussersten Fasern bei d
aufgeschnitten und bis c, d.h. so weit mit fortgeführt,
als es der Wirkungsbereich der Glaskante gestattet. Das Faserstück, das anfangs von
c bis d reichte, hängt
nun von c bis e herab und
wird von der Glaskante abgeschnitten, wobei die grosse relative Geschwindigkeit in
Bezug zur Waare beiträgt. Von den nächsten Glaskanten werden die tiefer liegenden
Fasern aufgeschnitten und gekürzt, bis die Oberfläche eben geworden und mit feinen
Fasern bedeckt ist, welche derselben den wildlederartigen Griff ertheilen. Bei der
Bewegung der Waare in der Pfeilrichtung x wird der
Fadenbogen von d bis c mit
Fasern bedeckt, und bei der Bewegungsrichtung nach y
die andere Seite des Fadenbogens von d bis h.
Textabbildung Bd. 302, S. 244
Rauhmaschine von Aurich.
Die Einwirkung der Glasstäbe ist eine sehr schonende, aber auch zeitraubende. Um die
Arbeit schneller vor sich gehen zu lassen, werden vor deren Einwirkung geriffelte
Eisenwalzen angewendet. Diese Eisenwalzen werden dadurch rauh gemacht, dass man beim
Abdrehen derselben auf der Drehbank einen spitzen Stahl verwendet und diesen schnell
transportiren lässt, wobei man das Drehen trocken vornimmt. Die Oberfläche dieser
Walzen N zeigt Schraubengänge von etwa 0,5 bis 0,75 mm
Steigung und der entstandene Grat, der durch Einreissen mit kleinen Lücken versehen
ist, bildet die Angriffsstellen für die Waare. Die Fasern der Fadenbogen werden
ebenso aufgerissen, wie dies von den Glaskanten erläutert wurde, jedoch mit dem
Unterschiede, dass die Fasern nicht gekürzt werden. Die Oberfläche der Waare ist
daher nach der Bearbeitung durch die Walzen wollig wie nach dem gewöhnlichen
Rauhprocesse, aber noch nicht wildlederartig, da hier die Fasern sehr kurz sein
müssen.
Die Einrichtung der Rauhmaschine ist folgende: In dem Gestelle A sind die beiden hölzernen Trommeln B und L gelagert, deren
erste durch Riemenscheibe und Riemen C angetrieben
wird. Der prismatische Umfang der Trommel B trägt eine
grössere Zahl Glasstreifen E. Hierzu sind gusseiserne
Rinnen D auf die Trommel geschraubt. Das Innere dieser
Rinnen ist mit drei Holzleisten ausgefüllt, die sich durch Presschrauben an einander
drücken lassen. Zwischen je zwei Leisten wird ein Glasstreifen E, der mit dem Diamant aus einer gewöhnlichen Glastafel
geschnitten wird, eingeklemmt.
Rechts und links von der mit Glasstreifen versehenen Trommel ist eine Führungswalze
K1 und K2 gelagert, deren
Lager sich zu beiden Seiten der Maschinenwände durch Schrauben P1 und P2 hoch und tief
stellen lassen, so dass man die Waare mit einem kleineren oder grösseren Theile des
Trommelumfanges B in Berührung bringen kann.
Die zweite Holztrommel L trägt auf ihrer Mantelfläche
eine Anzahl rauher Eisenwalzen N. Dieselben sind mit Zapfen
versehen, doch wird deren Drehung durch eine Presschraube gehindert. Ist der von der
Waare berührte Theil abgenutzt, so hat man nur nöthig, die Walze etwas zu
drehen.
Eine dritte, ebenfalls verstellbare Führungswalze K3 leitet die Waare auf die mit Walzen versehene
Trommel L. Die Waare wird auf die Holz- oder
Wickelwalze Q2
aufgerollt und von hier über die Führungswalzen K3K2K1 und Trommeln L und
B geleitet und schliesslich zur Wickelwalze Q1 geführt. Die beiden
Wickelwalzen Q1 und Q2 besitzen je eine
verstellbare Bremse I1
und I2 und es wird
jedesmal diejenige Bremse angezogen, von deren Walze die Waare abgezogen wird.
Um eine der Wickelwalzen Q1 oder Q2
selbsthätig zu bewegen, ist an der vorderen Seite auf den Trommelachsen je ein
Zahnrad G1 bezieh. M1 befestigt, das in
das Zwischenrad G2 oder
M2 eingreift. Der
Zapfen des letzteren ist an je einem schwingenden und feststellbaren Hebel H oder H1 angebracht, so dass man dieses Rad G2 oder M2 in oder ausser
Eingriff mit den auf den Wickelwalzenachsen festgekeilten Zahnrädern G3 bezieh. M3 bringen kann.
Bei feinen Waaren ist es, wie angegeben, vortheilhaft, die Einwirkung der Walzen N der Trommel L auf das
Gewirke theilweise oder ganz zu entziehen. Man erreicht dies durch Einlegen einer
Führungswalze K4 (wie
punktirt), über welche die Waare hinweggeführt wird.