Titel: | Neuerungen auf dem Gebiete des Bauwesens. |
Fundstelle: | Band 302, Jahrgang 1896, S. 272 |
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Neuerungen auf dem Gebiete des
Bauwesens.
(Vorhergehender Bericht 1895 298 * 273.)
Mit Abbildungen.
Neuerungen auf dem Gebiete des Bauwesens.
A. Materialien und Verfahren.
Bimsstein als Baumaterial besitzt einen hervorragenden
Werth wegen seiner hohen Isolirfähigkeit gegen Wärme und Kälte. Die Badische Gewerbezeitung bespricht das aus Bimsstein als
Hauptbestandtheil hergestellte Baumaterial von H.
Schneider in Neuwied a. Eh. (D. R. G. Nr. 1264) in folgender Weise:
Der Schneider'sche Baustein besteht aus grösseren
Bimssteinstücken des rechtsrheinischen vulkanischen Bimssandes, welche in
ausgesonderten Stücken ein specifisches Gewicht von 0,37 besitzen; ferner aus Schill
(kleinen Muscheln aus dem Meersande) und Cement, welche zusammen zu einem porösen,
schwammartigen Stein oder zu Platten verarbeitet werden. Ihre Abmessungen sind 250 :
120 : 65 mm oder 250 : 250 : 50 mm. Eine ihrer grösseren Flächen ist mit wasserfester,
dichter, glatter Aussenschicht aus Cement und Kieselguhr geglättet. Das specifische
Gewicht eines uns vorliegenden Isolirbimssteines kleineren Formats ist 0,57. Eine
wichtige Eigenschaft dieses Materials ist vor allem seine geringe Durchlässigkeit
für Wärme, welche diejenige der bei uns seit Jahrzehnten zur Herstellung von
Zwischenwänden vielfach angewendeten rheinischen Tuffsteine noch übertrifft.
Weiterhin ist der Isolirbimsstein durch den Umstand, dass die eine flache Seite
durch Cement abgeglättet und die einzelnen Bimssteinstücke mit einer Cementkruste
überzogen sind, als wasserdicht zu betrachten, was von den anderen Isolirbausteinen
nicht gesagt werden kann; es beruht hierauf, wie noch gezeigt werden soll, eine
besondere Anwendung dieses Materials. Auch ist der Isolirbimsstein als feuerfest zu
bezeichnen. Durch Versuche von Seiten der königl.
Porzellanmanufactur in Berlin wurde festgestellt, dass erst bei über
Goldschmelzhitze (1075°) liegenden Temperaturen das Material sich wesentlich zu
verändern begann; bei etwa 1230° ging der innere Theil eines Probesteines durch
Schmelzen in eine grossporige Schlacke von gelber Farbe über.
Isolirbimsstein und -platten lassen sich entsprechend ihren soeben bezeichneten
Eigenschaften für verschiedenartige Zwecke zur Verwendung bringen; ausser zur
Herstellung leichter und isolirender Zwischenwände eignen sie sich auch als
Fussbodenbeläge in Kühlhallen oder Kellerräumen. Die Steine werden hier mit der
wasserfesten, glatten Seite in Sand oder Kies unter genauer Stossfugendichtung
verlegt. An der oberen, rauhen Seite sind dieselben sodann mit (Mettlacher u. dgl.)
Plättchen zu decken, oder mit einem Cement-Estrich zu überziehen; in einigen Fällen
kann wohl auch Asphaltüberzug hergestellt werden.
Ferner kann das Material mit Vortheil zur Einmauerung und Wärmeisolirung von
Feuerungsanlagen, insbesondere von Dampfkesseln verwendet werden, was durch Erfolge
in der Praxis bereits bestätigt wurde. Vorzüglich eignet sich der Bimsstein endlich
zur Herstellung von Decken. Die Firma Schneider hat für
solche Constructionen (D. R. P. Nr. 73495) einen besonderen Weg vorgezeichnet,
wonach die Decke nicht aus den bereits vorbereiteten, oben beschriebenen
Isolirbausteinen, sondern unmittelbar aus zu ihrer Herstellung dienenden
Materialien: Bimssteinstücke und Cement, gebaut werden. Die Masse wird als Beton
zwischen zwei leichte eiserne ⌶-Träger eingefüllt, nachdem man als Unterlage eine
Bretterverschalung hergestellt hat, welche auf den oberen Flächen der unteren
Trägerflanschen aufruht. Eine Dicke von 12 cm soll zur Erzielung schall- und
wärmedichter Decken genügen. Der Deckenverputz kann von unten ohne weitere Vorarbeit
aufgeworfen werden. Bei einem Versuch wurde ¾ qm solcher Decke durch 75 Centner
Belastung nicht zum Bruch gebracht. – Ein von der Firma Schneider herausgegebener Prospect enthält eingehende Angaben über das
Isolirmaterial dieser Firma und gibt ausführliche Anleitung zu Bauconstructionen;
eine für die Isolirbimsdecken angestellte Preisberechnung zeigt im Vergleich mit den
Kosten für gewöhnliche Balkendecken dasselbe Ergebniss; für beide Fälle wird 1 qm
Decke (ohne Fussbodenbelag) zu rund 6 M. veranschlagt.
(Pf.)
Derselbe (Pf.)-Correspondent desselben Blattes macht
im Anschluss an das Vorstehende die folgenden Mittheilungen über Schwemmsteine.
Ein anderes aus Bims hergestelltes Baumaterial ist der bekannte Schwemmstein, der
namentlich in den Gegenden des Bimssteinvorkommens am Rhein zum Bauen vielfach
verarbeitet wird; bei uns hat das Material noch nicht die volle ihm gebührende
Würdigung gefunden. Ueber die Herstellung der Schwemmsteine erhalten wir von der
Firma Hubaleck und Co. in Weissenthurm, welche sich mit
deren Fabrikation befasst, einige interessante Mittheilungen. Als Rohmaterial dient
der im Neuwieder Becken des rechten Rheinufers in grossen Ablagerungen vorkommende
Bimssand, Trümmer des vulkanischen Gesteins. Schon frühzeitig wurde derselbe in
jenen Gegenden benutzt zum Ausfüllen von Decken, wofür man ihn wegen seiner
Leichtigkeit und isolirenden Wirkung besonders geeignet fand. Die Verarbeitung zu
Bausteinen greift bereits 50 Jahre zurück. Um Schwemmsteine herzustellen, wird
Bimssand mit Kalkmilch in eiserne Formen gefüllt und mit einem eisernen Schläger
fest eingeschlagen. Der auf diese Weise angefertigte, noch frische, aber seine Form
behaltende Stein wird mittels eines darunter gelegten Brettchens auf ein Holzgerüst
in freier Luft zum Trocknen aufgestellt. Hierzu genügen bei trockenem oder heissem
Wetter 6 bis 8 Tage, nach dieser Zeit sind die Steine so weit fest geworden, dass
man sie in Haufen aufstapeln kann. In diesen Aufstapelungen lässt man den Stein 4
bis 5 Monate oder noch längere Zeit, bevor man denselben verschickt und vermauert.
Je länger der Stein lagert, desto fester wird derselbe. Am günstigsten für seine
Haltbarkeit und Wetterbeständigkeit ist es, wenn man ihn überwintern lässt. Das
Format der Schwemmsteine ist grösser als das der Backsteine; zwei derselben haben
den Rauminhalt von drei Normalziegelsteinen. Die specifischen Gewichte der beiden
Arten von Baumaterial verhalten sich wie 4:9, was auch hinsichtlich der
Transportkosten von Wichtigkeit ist, indem dieselben für Schwemmsteine etwa nur die
Hälfte betragen. Zur Charakterisirung der Vorzüge des Schwemmsteines als Baumaterial
sind auch hier zu nennen: das geringe Gewicht, die schalldämpfende Wirkung und
geringe Wärmedurchlässigkeit, die auf der Porosität beruhende Eigenthümlichkeit des
Steines, beim Bauen rasch auszutrocknen. Besonders eignet sich daher der Stein zur
Herstellung leichter, die Wärme schlecht leitender Zwischenwände, doch sind auch
schon ganze Kellergewölbe aus Schwemmsteinen ausgeführt worden. Er eignet sich
ferner vorzüglich zum Einmauern von Feuerungsanlagen wegen seiner Eigenschaft als
Isolirmittel, worin er von keinem anderen Baumaterial übertroffen werden dürfte. Das
grosse Format der Steine bietet noch den Vorzug, dass die Maurerarbeit rascher von
Statten geht als beim Vermauern gewöhnlicher Ziegel. Die Festigkeit des Steines
genügt, um Mauern von massiger Höhe damit herstellen zu können; nach Versuchen der
königl. Prüfungsstation für Baumaterialien in Berlin betrug die Druckfestigkeit von
Hubaleck gelieferter Schwemmsteine 18 k/qc, bei welcher
Belastung Risse sich zeigten; völlige Zerstörung erfolgte erst bei 29 k/qc. Es bestehen
in Ortschaften des mittleren Rheins ganz aus Schwemmsteinen errichtete Häuser, die
sich, zum Theil selbst ohne Verputz, während 30 Jahren gut gehalten haben.
Zur Erleichterung statischer Berechnungen solcher
Tabelle für die zulässigen Abstände der eisernen ⌶-Träger
bei Isolirbimsdecken.
⌶ Nr. = Trägerhöhe; G = Gewicht von 1
m Träger; H = Höhe der Bimsdecke; Qn = Nutzlast auf 1 qm in Kilo.
⌶Nr.
G
H
Qn
L = Spannweite
der eisernen ⌶-Träger.
2,5
3,0
3,5
4,0
4,5
5,0
5,5
6,0
6,5
7,0
12
11,1
0,20
200
1,50
0,89
0,53
0,34
–
–
–
–
–
–
14
14,3
0,20
200
2,00
1,59
1,00
0,62
0,40
–
–
–
–
–
16
17,9
0,20
200
–
2,00
1,62
1,00
0,70
0,48
0,33
–
–
–
16
17,9
0,20
250
–
2,00
1,38
0,90
0,60
0,41
–
–
–
–
16
17,9
0,25
250
–
2,00
1,30
0,85
0,57
0,40
–
–
–
–
18
21,9
0,20
200
–
–
2,00
1,63
1,10
0,77
0,55
0,38
–
–
18
21,9
0,20
250
–
–
2,00
1,42
0,96
0,67
0,48
0,36
–
–
18
21,9
0,20
300
–
2,00
1,94
1,27
0,86
0,60
0,42
0,32
–
–
18
21,9
0,25
250
–
–
2,00
1,35
0,90
0,64
0,45
0,34
–
–
18
21,9
0,25
300
–
2,00
1,70
1,17
0,80
0,56
0,39
0,30
–
–
20
26,2
0,20
200
–
–
–
2,00
1,68
1,20
1,07
0,61
–
–
20
26,2
0,20
250
–
–
–
2,00
1,46
1,02
0,74
0,53
0,46
–
20
26,2
0,20
300
–
–
2,00
1,88
1,30
0,91
0,65
0,48
0,40
–
20
26,2
0,25
250
–
–
–
2,00
1,39
0,97
0,70
0,51
0,43
–
20
26,2
0,25
300
–
–
2,00
1,76
1,28
0,84
0,61
0,44
0,38
–
20
26,2
0,30
300
–
–
2,00
1,65
1,13
0,80
0,57
0,41
0,35
–
22
31,0
0,25
250
–
–
–
–
2,00
1,42
1,10
0,83
0,56
0,40
22
31,0
0,25
300
–
–
–
2,00
1,80
1,24
0,96
0,72
0,48
0,36
22
31,0
0,30
300
–
–
–
2,00
1,70
1,16
0,94
0,68
0,45
0,34
24
36,2
0,25
250
–
–
–
–
–
2,00
1,46
1,23
0,81
0,62
24
36,2
0,25
300
–
–
–
–
2,00
1,75
1,27
1,07
0,70
0,54
24
36,2
0,30
300
–
–
–
–
2,00
1,64
1,20
1,00
0,66
0,50
26
41,9
0,30
300
–
–
–
–
–
2,00
1,64
1,20
1,00
0,70
30
54,1
0,30
300
–
–
–
–
–
–
–
2,00
1,65
1,34
Decken hat die Firma H. Schneider
ihrem Prospecte die vorstehende Tabelle beigegeben, die von Fachleuten berechnet
ist.
Nach Angabe derselben Firma ist nachstehende vergleichende Kostenberechnung
aufgestellt, die wir hier wiedergeben, wenngleich die Ansätze je nach der
Oertlichkeit vielen Schwankungen unterliegen. Bei dieser Berechnung ist zu beachten,
dass sich der Deckenputz in ganz dünner Schicht unmittelbar auf die Unterfläche des
Bimsbetons auftragen lässt, somit fällt die Ausgabe für die sonst nöthige Verrohrung
fast gänzlich weg. Durch diese Ersparniss stellt sich selbst eine Isolirbimsdecke
zwischen eisernen ⌶-Trägern nicht theurer als eine gewöhnliche gestakte Balkendecke,
wie nachstehende Berechnung zeigt:
Balkendecke auf 1 qm:
Für
Holzbalken
3,33
M.
„
Mauerlatten
0,58
„
„
Staken inclusive Material
0,90
„
„
Verrohrung und Verputz
1,10
„
–––––––––
5,91
M.
Isolirbimsdecke auf 1 qm:
Für
eiserne ⌶-Träger N. P. Nr. 20
2,67
M.
„
Isolirbims, Arbeit und Schalung
3,35
„
„
Deckenputz
0,50
„
–––––––––
6,52
M.
Die Holzbalkendecke stellt sich also unter gleichen Verhältnissen um ungefähr 60 Pf.
für 1 qm billiger. Kürzt man aber die Stockwerkhöhe um die oben erwähnten 10 bis 15
cm, um welche die Dicke solcher Isolirbimsdecken kleiner ist als bei Balkendecken,
so macht die Ersparniss an Umfassungs- und Zwischenmauerwerk unter allen Umständen
mindestens diese 60 Pf. für 1 qm aus, so dass man beide Decken als gleich in den
Herstellungskosten rechnen kann.
Bei Holz-Cementbedachungen kann der Bimsbeton die Bretterverschalung ersetzen.
An Orten, nach denen die Fracht für den Bezug von Isolirbims die Decken
unverhältnissmässig vertheuern würde, kann auch an Stelle des Bims
Schlackenbeton aus Schlackensand und Steinkohlenschlacken angewendet werden.
Ueber die freitragende Wand aus Polygonplatten von R.
Brendel, Baugewerksmeister in Chemnitz, macht Professor A. Gottschaldt in der Deutschen
Bauzeitung nachstehende Mittheilung:
Textabbildung Bd. 302, S. 274
Freitragende Wand aus Polygonplatten von Brendel.
Die in Fig. 1
bis 5
abgebildete, durch D. G. M. Nr. 29813 geschützte, aus sechsseitigen Polygonplatten
von Gyps gebildete Wand hat die Eigenschaft, sich bequem und schnell zusammensetzen
zu lassen, dabei sich nicht nur selbst, sondern auch eine darüberstehende Wand von
gleicher Höhe und Stärke freischwebend zu tragen und endlich an jeder beliebigen
Stelle festsitzende Nägel mit daran hängenden Lasten an sich befestigen zu
lassen.
Die einzelnen Platten, von denen die Normalform a eine
Höhe von 60 cm, eine Breite in der Diagonale von 53 cm und eine untere und obere
Seitenlänge von 30 cm besitzt, haben eine Stärke von 7 cm und sind durch halbrunde
Nuthen u. dgl. Federn (Spunde) mit einander verbunden, wodurch der ganzen Wand
eine grosse Seitensteifigkeit und innigerer Verband der Platten unter sich ertheilt
wird. Das Gewicht einer einzelnen Normalplatte beträgt 18 k trocken, deren Inhalt
0,25 qm, und es wiegt 1 qm Wand 72 k. Die Widerlagsplatten b werden zwischen zu beiden Seiten an Mauern oder Holzsäulen (Wandstielen)
angebrachte, 7 cm von einander abstehende Falzleisten von 2 cm Stärke eingeschoben
und zum Schliessen der untersten Schicht dienen die Theilplatten a2a3. Ausserdem finden
noch 1½ Polygonplatten a1 Verwendung. Die eingeschriebenen Ziffern geben die Reihenfolge des
Aufbaues an.
Eine solche Wand von 4,26 m Länge und 3,30 m Höhe wurde zwischen zwei festen
Holzständern aufgebaut und auf ihre Tragfähigkeit geprüft. Nach dem Aufbaue der Wand
wurde zunächst die Holzschwelle, auf welcher die unterste Plattenschicht ruhte, mit
Ausnahme von zwei an beiden Enden belassenen, 15 cm langen Klötzchen
herausgeschnitten und entfernt.
Es zeigte die Wand nach 3 Tagen eine Durchbiegung von nur 5 mm, die jedenfalls auf
Rechnung des ungenügenden Fugenschlusses der trocken auf einander gesetzten
Polygonplatten gesetzt werden muss. Hierauf wurde die Wand von oben mittels eines
Doppel-⊤-Trägers und darauf gelegter Gewichte belastet. Die Belastung betrug
einschliesslich des Trägergewichtes 900 k, während die Wand selbst ein Gewicht von
14,72 = 1008 k besass. Unter dieser Belastung zeigte die Unterkante der Wand nach
abermals 3 Tagen eine Durchbiegung von nur 3 mm.
Man kann sonach die vorstehende Construction zur Herstellung massiver, 7 cm starker,
sich und eine zweite darüber stehende Wand frei tragender Scheidungen empfehlen,
die, weil sie ohne alle Holzeinbindung und ausserdem als feuersicher zu betrachten
sind, durch diese Vortheile sicher eine ausgebreitete Anwendung sich verschaffen
dürften.
Zum Schluss wird bemerkt, dass ein Anstrich von Wasserglaslösung auf die Stossflächen
der Polygonplatten den letzteren eine grössere Härte, schärferen Fugenschluss und
demzufolge innigeren Verband ertheilt. Die Construction von Brendel hat mit der sogen. Stabilkeilmauer aus massiven Platten von Reiss und Güldner nur die Verbindung mittels Nuth und
Feder gemein, vertritt aber im Uebrigen eine selbständige, neue Idee, deren
Wirksamkeit augenscheinlich in der Bildung von, durch die punktirten Linien
angedeuteten, auf einander folgenden Spannwerken beruht.
Die Glasbausteine von Falconnier aus geblasenem Glase,
wie sie auf dem Glaswerke Adlerhütte in Panzig
(Schlesien) angefertigt werden, sind wohl hinreichend bekannt (1896 299 96). Dem Erfinder G.
Falconnier in Genf ist durch das österreichische Privilegium vom 6. October
1894 eine Verbesserung geschützt worden, welche eine Erleichterung und bessere
Verbindung bei der Montage ermöglicht.
Textabbildung Bd. 302, S. 275
Glasbausteine von Falconnier.
Die gläsernen Hohlziegel E werden an entsprechenden
Stellen ihrer Kanten mit Kerben versehen, in welche aus Draht geformte Ringe
d eingreifen und jeden einzelnen Hohlziegel
umfassen. Die Kanten der Hohlziegel werden mit einem Ueberzuge c von gewöhnlichem Leim versehen, welcher eine gewisse
Elasticität besitzt und bei der Montage zum Anschwellen gebracht werden kann, um
während des Erhärtens des Cementes oder Kittes, welche zwei benachbarte Hohlziegel
mit einander verbindet, wieder abzunehmen. Nachdem die Montage beendet und der
Cement erhärtet ist, zieht sich der Leim zusammen, so dass in den so gestalteten
Fugen der gewünschte Spielraum entsteht, welcher den Hohlziegeln gestattet, sich
auszudehnen, ohne Brüche zu erzeugen. Die Drahtringe der einzelnen Hohlziegel
kreuzen einander, so dass, wenn der Zwischenraum zwischen jenen Ziegeln mit einem
geeigneten Kitt oder Cement b ausgefüllt wird, eine
solide Wand bezieh. Diele entsteht.
Um die Anwendung dieser Hohlziegel aus Glas zu erleichtern, construirt man mittels
einer beliebigen Anzahl solcher wie beschrieben mit einander verbundenen gläsernen
Hohlziegel Tafeln von variablen Dimensionen, so dass die an Ort und Stelle
vorzunehmende Montage entsprechend vermindert wird.
Textabbildung Bd. 302, S. 275
Fig. 9.Wellblechschienen von Schürmann.
Endlich werden in gewissen Fällen die einen oder anderen Theile der Oberfläche dieser
Hohlziegel, z.B. die Kanten vor Anbringung des Ueberzuges c mit einem dieselben als Spiegel gestaltenden Ueberzug versehen.
Als neues Baumaterial können die Wellblechschienen (D. R. P. Nr. 80653) von F. J. Schürmann in Münster (Westfalen) angesehen
werden. Sie dienen ähnlich den Schienen für die Kleine'schen Decken„Kleine'sche Decken“ vgl. 1895 298 275 * 276. zur Verstärkung von
Deckenconstructionen. Die grosse Tragfähigkeit beruht nach der Deutschen Bauzeitung bei diesen Decken auf der Einlage
hochkantiger Bandeisen, die senkrecht zu den Hauptträgern in die Fugen der
Deckensteine eingelegt werden und auf den Unterflanschen der Hauptträger ihr
Auflager finden. Ein wesentlicher Unterschied liegt jedoch darin, dass zwischen den
in Abständen von 30 bis 40 cm liegenden, eigenthümlich geformten Schienen die Decke
als scheitrechtes Gewölbe hergestellt wird, ohne dass sich dadurch im Uebrigen ein
merkbarer Schub gegen die Widerlager entwickelt. Erleichtert wird das Einwölben
durch die Form der Schiene, die in Fig. 9 dargestellt
ist. In dem 60 mm hohen, 1,25 mm starken Bandeisen wird durch einen zweiten
Walzprocess auf kaltem Wege eine Reihe birnenförmiger Buckel hergestellt, die
abwechselnd nach der einen und der anderen Seite herausgedrückt sind. Es ist
hierdurch, wie der Querschnitt durch die Schiene zeigt, ein gutes Widerlager für die
Steine geschaffen, und es stellt sich ausserdem durch das Eingreifen des Mörtels in
die Buckel der
Schienen eine so innige Verbindung her, dass selbst bei grossen, concentrirten und
stossweise wirkenden Einzellasten das Herausdrücken einzelner Steine so gut wie
ausgeschlossen ist. Quer- und Längsschnitt durch eine Schürmann'sche Decke zeigen Fig. 10 und
11. Als Steinmaterial können gewöhnliche
Ziegelsteine bei stark belasteten Decken, poröse Lochsteine oder Schwemmsteine für
wenig belastete, möglichst leicht zu haltende Decken verwendet werden. Im ersteren
Falle werden die Schienen nach je vier bis fünf Schichten eingelegt, während sich
für poröses Material ein möglichst grosses Format empfiehlt, so dass etwa drei
Schichten zwischen den Schienen liegen. Die Decken werden auf einer leichten
Schalung hergestellt und können sehr bald ausgerüstet werden, so dass der Aufwand an
Rüstmaterial nur gering ist. Die Wellblechschienen werden in Rollen von 20 bis 25 m
geliefert und müssen mit besonderen Scheren auf die passende Länge zugeschnitten
werden. Die Ausführung des Fussbodens über den Decken kann in allen üblichen Arten
erfolgen.
Textabbildung Bd. 302, S. 276
Fig. 10.Schümann'sche Decke.
Für die Ausführung der Decken werden keine eigentlichen Licenzen ertheilt, sondern
der Käufer der Wellblechschienen erwirbt mit dem Kaufe auch das Ausführungsrecht.
Für das bauende Publicum ist dies natürlich sehr bequem, es liegt darin aber unter
Umständen eine gewisse Gefahr für die Güte der Ausführung. Besondere Patentgebühren
werden nicht berechnet. Für die Wellblechschienen sind im Einzelverkauf etwa 60 bis
70 Pf. für 1 qm aufzuwenden. Die übrigen Kosten berechnen sich in üblicher Weise.
Nach Angabe der Firma stellen sich einfache Decken mit Cement-Estrich noch billiger
als Holzbalkendecken, während bei hölzernem Fussboden die Kosten etwa dieselben
werden.
Nähere Mittheilungen enthalten die Prospecte der Firma.
Textabbildung Bd. 302, S. 276
Fig. 11.Schürmann'sche Decke.
Die Schürmann'sche Decke ist in Berlin durch das königl.
Polizeipräsidium Belastungsproben unterworfen worden, die sehr befriedigende
Ergebnisse erzielt haben. Von den Proben sei nur das Ergebniss der Wurfprobe
ausgeführt. Die Versuchskappe hatte 1,2 m Spannung, 3 m Länge und war in Vollsteinen
mit 31 cm Entfernung.der Wellblechschienen hergestellt. Nach Angabe der Firma
bestand die Mörtelmischung aus 1 Th. Cement auf 4 Th. Kalkmörtel und es hatte die
Decke ein Alter von 39 Tagen. Das niedrige Dach des Versuchsschuppens gestattete nur
einen Fall aus etwa 3 m Höhe. Benutzt wurde ein spitzer Gusseisenbarren von 46 k
Gewicht, den man mit dem spitzen Ende dreimal auf dieselbe Stelle auffallen liess.
Die beiden ersten Würfe hinterliessen nur geringe Eindrücke, der dritte Wurf
durchschlug die Decke. Es wurden dabei zwei Gewölbsteine zertrümmert bezieh.
herausgeschlagen und eine gestreifte Wellblechschiene leicht geknickt. Die Decke
besass keinerlei Ueberdeckung.
Der Dampfziegelei von Büscher und Co. in Caternberg bei
Essen a. d. Ruhr ist das D. R. P. Nr. 82620 auf eine Mauerausführung mit
Isolirhintermauerungssteinen ertheilt worden. Das Centralblatt der Bauverwaltung vom 2. Mai 1896 äussert sich über das
System folgendermaassen:
Textabbildung Bd. 302, S. 276
Isolirhintermauerungssteine von Büscher und Co.
Das bisherige System des Hohlmauerwerks litt an dem Nachtheil, dass die lebhaften
Luftströmungen in den senkrechten Schlitzen desselben die Wärmewirkung stark
beeinträchtigten. Man war deshalb (besonders in England) bereits dazu übergegangen,
wagerechte Luftkanäle im Mauerwerk herzustellen aus Steinen, die nach Art wagerecht
gelochter Verblender eingerichtet waren. Jedoch auch hier bestanden Schwierigkeiten
theils in den complicirten Querschnittsverhältnissen, theils in dem hohen Preis
dieser Steine. Die vorliegende Erfindung (Fig. 12 und 13) beseitigt
diese Uebelstände dadurch, dass man den in Normalformat ausgeführten Steinen auf
ihrer Unterseite gewölbte oder kappen artige Vertiefungen gibt, wie aus Fig. 12 und
13 an
einer mit den neuen Steinen hergestellten Mauer in Querschnitt und Ansicht
ersichtlich ist. Diese nach statischen Rücksichten geformten Vertiefungen sollen
nicht allein das Gewicht der Steine verringern, ohne ihre Tragfähigkeit zu
beeinträchtigen, sondern vor allem die Bildung ruhender Luftschichten ermöglichen,
durch welche das Trocknen des Mauerwerkes beschleunigt und eine wirksame Isolirung
desselben herbeigeführt wird. Bezüglich der Tragfähigkeit haben die Ermittelungen
der königl. Prüfungsstation in Charlottenburg noch eine mittlere Druckfestigkeit von
499 k/qc ergeben.
Die Steine vertragen den Transport und das Kippen auf der Baustelle, bieten dem
Maurer keine Schwierigkeiten bei der Arbeit, gestatten die Anlage von Rauch- und
Lüftungsröhren im Verbände, isoliren freistehende Schornsteine, Kesseleinmauerungen
und Wohnräume jeder Art gegen Wärme und Nässe und sind nicht theurer als die
gewöhnlichen Steine derselben Firma. Die Herstellung der Steine kann sowohl mit der
Hand in besonderen Handformen als mit der Presse erfolgen. Eine neue Form von
Hohlziegeln zur Verwendung in Innenräumen ist von John
Mohlberg in New York angegeben und demselben durch D. R. P. Nr. 71464
geschützt worden.
An dem Ziegel (Fig. 14) sind zwei sowohl nach oben als
auch nach unten sich erweiternde Oeffnungen b
angebracht. Zwischen diesen befinden sich auf der Ober- und Unterseite Vertiefungen
e, welche beim Verlegen auf die sich immer
erweiternden Fugen f gelegt werden.
Sämmtliche Oeffnungen werden bei Aufführung einer Mauer mit Mörtel ausgefüllt,
so dass eine ankerartige Verbindung der Steine unter einander erzielt wird, während
zwischen die Fugen Mörtel nicht treten kann.
Textabbildung Bd. 302, S. 277
Fig. 14.Hohlziegel von Mohlberg.
Eine Verbesserung im Verputzverfahren ist von P. Stauss und
H. Ruff in Cottbus vorgeschlagen, darin bestehend, dass der bisherige
Verputz durch ein Drahtgewebe – von den Erfindern mit dem, wie uns scheint, nicht
sehr glücklich gewählten Namen Drahtziegel bezeichnet – ersetzt wird. Der
Drahtziegel besteht aus einem Drahtgewebe von 20 mm Maschenweite und dasselbe
umhüllenden, aufgepressten, ziegelhart gebrannten, kreuzförmigen Thonkörperchen.
Bei dem Brennen bleibt das Drahtgewebe völlig heil.
Nun ist Drahtgewebe bereits als guter Putzträger bekannt und die angepressten,
ziegelhart gebrannten Thonkörperchen vervollkommnen ihn als solchen noch insofern,
als letztere dem. Putzmörtel jeder Art eine ausgezeichnete Haftfläche bieten und
auch mit dem Mörtel eine innige Verbindung eingehen, wie Putz auf massiver Wand; die
Thonkörperchen saugen das überschüssige Wasser schnell auf, wodurch auch die
Putzarbeit gefördert wird. Ein weiterer Vorzug des Drahtziegels ist die
Unverbrennlichkeit, er ist daher zum Verputz von Balkendecken, Bretterwänden,
Verschlagen, Holz- und Eisenconstructionstheilen, wie Säulen und Trägern, und
hauptsächlich zu feuersicheren Decken und Wänden vortheilhaft verwendbar.
Die Putzflächen sind frei von Rissen, auch an den Stössen der einzelnen Bahnen, da
solche leicht und sicher verbunden werden.
Wegen Ersparniss von Mörtel, Gyps, Haaren und Leim stellt sich der Drahtziegel in der
Anwendung billiger als concurrirende Systeme, während er auch als feuersicherer
Deckenputz unter Balken sich nicht höher stellt als Rohrverputz auf Schalung.
Der Drahtziegel eignet sich für jegliche Art von Verputz, z.B. für geschalte Decken
und Wände, sowie gegen Balken und massive Decken, zur Herstellung freitragender,
leichter, feuersicherer Wände.
Textabbildung Bd. 302, S. 277
Fig. 15.Sinzig-Klammer von Köttgen und Co.
Die verschiedenen Arten der Verwendung, sowie auch die Befestigungsweise sind in dem
Prospecte der Erfinder eingehend erläutert. Zur Befestigung von Fussböden und Decken
an ⌶-Trägern dient die von der Firma H. Köttgen und Co.
in Bergisch-Gladbach angefertigte Sinzig-Klammer, die in Fig. 15 dargestellt ist.Vgl. auch
D. p. J. 1896 299 * 215.
Die Art der Verwendung wird durch Fig. 16
erläutert.
Das Querschnittsprofil eines ⌶-Eisens wird der Länge nach, also parallel der
Flansche, mit einer Holzleiste bedeckt, welche die gleiche Breite mit der
Flansche haben muss, jedoch von beliebiger Stärke sein kann. Diese Leiste wird nun
mit einer Sinzig-Klammer einmal von rechts und einmal von links in Abständen von
etwa 50 bis 60 cm auf der Flansche des ⌶-Eisens befestigt. Da die untere Seite der
Flansche des ⌶-Eisens sich nach dem Stege zu verstärkt, so ziehen die Klammern die
Leiste fest auf die Flansche an. Die Eisenbalkenlage kann nun durch die Holzleiste
wagerecht abgerichtet und aufgeführt werden. Dann befestigt man auf diese Leiste
mittels Nägel, Drahtstiften oder Schrauben jedwede Art von Holzdielen, Cementdielen
oder Gypsdielen.
Textabbildung Bd. 302, S. 277
Fig. 16.Sinzig-Klammer von Köttgen und Co.
Die verschiedenartigen Anwendungen sind dem Fachmanne sofort durchsichtig und soll
auf dieselben hier nicht näher eingegangen werden.
Textabbildung Bd. 302, S. 277
Sinzig-Klammer von Köttgen und Co.
Der Erfinder nimmt als Vortheile seines Systems: die billige und solide Herstellung
von Fussböden, Decken und Zäunen (es ist in Köln z.B. das Legen von Fussböden
inclusive Klammern und Leisten und Abrichten zu 28 Pf. für 1 qm übernommen worden),
ferner leichtes und schnelles Abrichten und Befestigen der Fussböden, sowie günstige
Aufnahme der Nutzlast des Fussbodens, die auf dem ⌶-Eisen ruht, während bei
Verwendung von Mauerklötzen auf Beton besagte Last vom Betongewölbe aufgenommen
werden muss, in Anspruch.
Als Material für die Klammern ist weicher Guss gewählt.
Zum Aufdrücken der Holzleisten auf die ⌶-Eisen, damit man selbst gebogene
Leisten auflegen und mit Sinzig-Klammern festmachen kann, sowie zum Antreiben der
Fussbodenbretter beim Aufnageln, dient die in Fig. 17 und 18
abgebildete Klemmvorrichtung. Aus der Abbildung ist die Art der Anwendung leicht
ersichtlich. Die Klauen sind aus Schmiedeeisen und können für die verschiedenen
gebräuchlichsten ⌶-Eisenbalken benutzt werden.