Titel: | Maschinen zum Schmieden, Walzen, Biegen und Ziehen. |
Fundstelle: | Band 303, Jahrgang 1897, S. 33 |
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Maschinen zum Schmieden, Walzen, Biegen und
Ziehen.
(Schluss des Berichtes S. 11 d. Bd.)
Mit Abbildungen.
Maschinen zum Schmieden, Walzen, Biegen und Ziehen.
C. Ferrot's Stielhammer (Fig.
6).
Der Stielhammer a (Fig.
6) schwingt um den Endzapfen b, dessen Lager an
der Tischplatte c angebracht ist. Diese Platte stützt
sich auf den hohlen Säulenfuss d, in dessen Mittelachse
eine senkrechte Welle e lagert, welche durch eine
Riemenscheibe f in Drehung versetzt wird. Mittels der
am oberen Ende aufgekeilten Daumenscheibe g wird der
Hammerstiel durch Vermittelung der Nase eines eisernen Schuhes h gehoben und alsdann auf den Ambosstöckel i niederfallen. Mit dem Hebelwerke klm wird der senkrechten Daumenwelle eg Höhenverstellungertheilt, wodurch die Schlaghöhe des
Hammers dem Werkstücke entsprechend abgeändert werden kann, während zum Hochhalten
des Stielhammers das stützende Stäbchen n dient,
welches durch den Hebel o in der Tiefstellung der
Daumen welle eg bezieh. in der Lage x des Stellhebels m
erfolgt. (D. R. P. Nr. 78187 vom 29. April 1894.)
Textabbildung Bd. 303, S. 33
Fig. 6.Ferrot's Stielhammer.
E. W. Bliss' Gesenkfallhammer (Fig. 7 bis 9).
Der Erfinder der Revolverpistole, Col. Samuel Colt, soll
nach American Machinist, 1895 Bd. 18 Nr. 51 S. 1005,
auch einer der ersten gewesen sein, welcher den Gesenkfallhammer in Anwendung und
Einführung brachte. Der Hammerbär wurde in der Colt'schen Maschine durch eine senkrecht hängende, kreisende Schraubenspindel
gehoben, wobei der Hammerbär aus seiner Höhenlage durch Auslösung der
Schraubenmutter frei niederfiel. Golding und Cheney hatten im ersten Jahr des Bürgerkrieges (1863)
ein amerikanisches Patent zu einem Riemenfallhammer erhalten, wobei der Riemen durch
Reibungsrollen erfasst und mit dem Hammerbär hochgezogen wurde. Später ersetzte man
den Riemen auch durch eine Brettschiene. Mit den neueren Fallhämmern sucht man das
Werkstück mit einem einzigen Schlag im Gesenk fertig zu stellen, wobei die obere
Gesenkhälfte an den Hammerbär angeschlossen wird. Dementsprechend werden die
Fallhämmer mit einem Bärgewicht von 450 bis 900 k ausgeführt, wobei das Gewicht des
Ambosstheiles nicht wie in früheren Jahren 6- bis 8mal dem Bärge wicht, sondern 12-
bis 15mal so gross gemacht wird. Dieser schwere Gestellfuss wird bloss an dem
aufrecht stehenden
Holzsockel leicht angeschraubt, während dieser aus Stämmen zusammengesetzte Sockel
auf einer Betonunterlage mit der Stirnseite aufliegt, wie dies aus Fig. 7 ersichtlich ist,
worin a die Betonbettung, b den aus 16 Stämmen zusammengefügten, mit durchgehenden Querschrauben
verbundenen Holzsockel und c das Ambosstück des
Hammergestellfusses darstellt.
Die neuesten amerikanischen Fallhämmer, wie sie die E. W.
Bliss Co. in Brooklyn, N. Y., baut, besitzen den Antrieb von Stiles, während das Ausrückgestänge den Fallhämmern von
Pratt und Whitney entlehnt ist. Sie verbinden in
Folge dessen die Vorzüge beider Fallhammersysteme. Zudem sind alle Erfahrungen in
Bezug auf die Antriebsmittel berücksichtigt. Die Verbindung der Hammerschiene d (Fig. 8) mit dem Hammerbär
e erfolgt durch drei angeschraubte stählerne
Beilagen f, welche sich an die schräge (15°)
Hammerzunge legt, während der Verschluss durch ebenso viele Nasenkeile h mit Keilbeilagen g
vollendet wird, welche nach jedem Hammerschlage fester angezogen werden. Die
Aufwärtsbewegung der Hammerschiene d erfolgt durch zwei
Reibungsrollen i und k
(Fig. 9) von
Schienen breite, welche mittels je einer Riemenscheibenach entgegengesetzten
Richtungen umlaufen. Während die eine Rollenachse k in
stellbaren Lagern läuft, geht die Welle i in
excentrischen Lagerbüchsen, welche mittels eines Hebels l gedreht und dadurch die Achse i der
Rollenachse k genähert oder von derselben entfernt
werden kann, in Folge dessen die Hammerschiene d
geklemmt und nach aufwärts bewegt oder frei gelassen wird.
Textabbildung Bd. 303, S. 34
Bliss' Gesenkfallhammer.
Ein Zahnräderpaar m macht diese Walzenbewegung zu einer
zwangläufigen. Gelangt der Hammerbär in die gewünschte, vorbestimmte Höhenlage, so
erfolgt durch Anschlag des Bars an einen zweiten, an der Hebelstange n angelenkten Hebel eine Rechtsdrehung des Hebels l, wodurch die Hammerschiene d frei wird, indem die Rolle i sich von k entfernt. Hiermit würde mit der Erreichung der
Höchstlage auch der Eintritt des Fallhubes eingeleitet sein, wenn nicht die beiden
Fangklauen o und p
vorgesehen wären. Ebenso wie die Rollenachse k in
fester Lage gegen die Hammerschiene eingestellt wird, ebenso geschieht dies mit dem
Fangbacken p, dessen Gelenkstück q
durch Schrauben an der Deckelplatte stellbar gemacht ist. Dagegen schwingt der
Fangbacken o um einen Bolzen, welcher excentrisch
gelagert ist. Wird nun dieser Bolzen durch die Hebel r
bezieh. durch die Stange s nach aufwärts gedreht, so wird der Fangbacken o nach auswärts gerückt und die Hammerschiene frei.
Manche Hämmer erhalten noch eine zweite Sicherung, indem ein am Führungsgestell
hochstellbarer Winkelhebel sich unter eine vorspringende Nase des Hammerbärs
schiebt. Wenn nun dieser Fanghebel in passender Weise an die Hebelstange s angelenkt wird, so entsteht eine doppelte
Bärsicherung, welche nur durch einen Tritthebel nach Wunsch ausgelöst und dadurch
der Hammer zum Fall gebracht werden kann. Mit einem anderen auf die Hebelstange n frei einwirkenden Handhebel wird der Hammerbär in
beliebiger Höhe gehalten. Nach beendeter Schlagwirkung wird entweder durch Anschlag
des Hammerbärs oder bloss durch die den Schlag hervorgerufene Erschütterung die frei
schwebende Hebelstange niedergehen, wodurch der Aufhub des Hammerbärs selbsthätig
eingeleitet wird. Wirksamer für die Schmiedearbeit ist es zwar, den Hammer am
Werkstückungehemmt liegen zu lassen und den Hebebetrieb durch Handstellung später zu
bewirken. Bei den neueren amerikanischen Fallhämmern sind Holzriemenscheiben und
solche mit gepressten Papierumlagen in Gebrauch (American
Machinist, 1896 Bd. 19 S. 471). Das ganze Triebwerk ist auf einer
gemeinschaftlichen Kopfplatte t untergebracht, welche
die beiden Führungsständer u helmartig verbindet. Um
die Führungsweite dieser Seitenständer u zu regeln, ist
am Ambossfusse je eine wagerechte Stellschraube vorgesehen, während vier
Ankerschrauben zur Verbindung der Führungsständer mit dem schweren, oft massiv
gehaltenen Gestellfuss dienen. Wie bereits erwähnt, bedarf es keiner weiteren
Verbindung des Hammergerüstes mit dem hölzernen Ambosstöckel, als etwa einiger
Holzschrauben.
C. H. Baush's Bolzenkopfschmiedestock (Fig. 10).
Ein praktischer Klemmstock zum Aufschmieden von Schrauben- und Nietbolzenköpfen ist
nach American Machinist, 1891 Bd. 14 Nr. 7 * S. 2, im
Schaubild (Fig. 10) dargestellt. Gegen den einen
festen Klemmbacken wird der zweite bewegliche durch eine mit schraubenförmigen
Spurflächen versehene Hebelwelle gepresst, die an einen Tritthebel angelenkt ist,
welcher mittels einer starken Windungsfeder hoch getrieben wird, die genügende
Kraftstärke besitzt, um den Auswerfer sicher zu bethätigen. Die 70 mm starken
Gesenke haben oben 150 mm im Geviert. Einschliesslich zehn Satz solcher Gesenke
wiegt diese Schmiedevorrichtung annähernd 300 k.
Textabbildung Bd. 303, S. 34
Fig. 10.Baush's Bolzenkopfschmiedestock.
Ambosschmieden (Fig. 11 und 12).
Der Oesterreichisch-alpinen Montangesellschaft in Wien
ist ein österreichisches Privilegium (28. Februar 1894) auf ein Verfahren zum
Schmieden von Schmiedeambossen aus einem Stück in eigenartigen Gesenken ertheilt worden,
welches bemerkenswerth ist. In einem Gesenk a (Fig. 11) wird unter
einem Dampfhammer der Ambossfuss b angestaucht, hierauf
wird in umgekehrter Anordnung über dem vorgeschmiedeten Fusstück ein viertheiliges
Gesenk cd und ef (Fig. 11) angelegt, deren
Theile durch ein Ringstück g verbunden werden, worauf
das überragende Schaftstück in die Ambossform eingestaucht wird. Nach Abschlagen des
Verbindungsringes g werden die Gesenktheile vom
Werkstück abgezogen.
Textabbildung Bd. 303, S. 35
Ambosschmieden.
Fairbairn und Wells' Schraubenwalzwerk (Fig. 13 bis 22).
Die Versuche, das Schraubengewinde an Bolzen mittels Schrägwalzen unmittelbar zu
erzeugen, reichen bis in das Jahr 1871. Anfangs wurden schmale Stahlscheiben
verwendet, in deren Umfang die schrägen Gewinderiffen zur Formgebung eingearbeitet
waren, während das Werkstück mit seiner Längsrichtung in den Raum, welchen die drei
zusammenstossenden Walzscheiben frei liessen und welches ein Bogendreieck bildet,
eingeschoben wird. In Folge der starken Abnützung der Arbeitskanten wurden diese
Scheibenwerkzeuge (D. R. P. Nr. 36500) allmählich zu kurzen Walzen erweitert (Fig. 13). Um die drei
Walzen der Stärke des Schraubenbolzens anzupassen, müssen die vorderen Walzenlager
in radial gerichteten Führungsschlitzen verstellt werden, und da der Antrieb von
einem Hohlrade (innerem Zahnkranz) abgeleitet wird, so ist zwischen den Getrieben
und den Walzenköpfen je eine Gelenkwelle eingeschaltet. (Vgl. D. p. J. 1887 263 *
413).
Um Schraubengewinde von entgegengesetzter Gangart und verschiedener Stärke an einem
und demselben Bolzen (Fig.
14) anzuwalzen, dient die Anordnung Fig. 13, indem an
den Wellenköpfen neben den kleineren Walzen p für den
stärkeren Bolzentheil auch grössere Walzen q für das
schwächere Stück angesetzt sind. Während die kleineren Walzen mittels Keile an den
Wellenköpfen sitzen, gehen die grösseren frei und erhalten ihren Andruck durch
Blattfedern, welche eine zur Uebertragung der Kraft hinreichende Flächenreibung
hervorbringen, so dass sie von den kleineren Walzen mitgenommen werden.
Textabbildung Bd. 303, S. 35
Fairbairn und Wells' Schraubenwalzwerk.
Ein neueres Verfahren, Gewinde an glatte Bolzen anzuwalzen, besteht darin, dass zwei
excentrisch liegende, mit Bogenriffen versehene Ringe (Fig. 15 bis 18) entgegengesetzt
umlaufen, während im freien Zwischenraum in der Richtung des Durchmessers der Bolzen
selbsthätig nach aussen geführt wird. Nach dem englischen Patent Nr. 1421 vom 25.
Januar 1892 bezieh. dem amerikanischen Patent Nr. 524199 vom 28. October 1892
bezieh. dem D. R. P. Nr. 74766 vom 1. October 1892 werden die Spiralcurven in
Stahlringe von 80 bis 150 mm mittlerem Durchmesser als Nuthen mit einem dem Gewinde
entsprechenden Normalquerschnitte und in dem Abstande der Kreise b . a = ac = (0,6 : 0,7)
Bolzendurchmesser (Fig.
17) geschnitten.
Textabbildung Bd. 303, S. 35
Fairbairn und Wells' Schraubenwalzwerk.
Vom Punkte a wird eine Eintheilung des Mittelkreises
vorgenommen, welche der Riffenzahl zukommt, und nachdem die Durchmesser (6, 0, 2), (7, 0, 3) u.s.w.
gezeichnet sind, wird aus dem Endpunkte b des äusseren
Kreises eine Senkrechte bd zum Durchmesser (7, 0, 3) bis zum Schnittpunkte d des inneren Kreises c gezeichnet, durch den
Halbirungspunkt von bd eine Normale ei errichtet und an diese mit dem Halbmesser ei ein Zugkreis gezogen; so gilt i als der Krümmungsmittelpunkt der Spiralcurve bcd und der Zugkreis Oi
als Mittelpunktskreis für die übrigen Curven. Bei einer angenommenen Curvenzahl von
acht wird ferner der Winkel Obd = 45° sein. Die Querschnittsform eines solchen
Formringpaares x und y ist
aus Fig. 18 zu ersehen,
zwischen welchen der zu walzende Bolzen z nach rechts
fortgeführt wird. Ein besonders wichtiger Factor ist die Excentricität der sonst
gleichen, zu einem Paar gehörigen Formringe xy.
Grundsätzlich soll diese Excentricität um so kleiner werden, je grösser der
Schraubenbolzen und je härter das Bolzenmaterial bezieh. je genauer das Gewinde
angewalzt werden soll, denn mit der Grösse der Excentricität nimmt der axiale
Vorschub zu, mit derselben wird demnach die Walzarbeit beschleunigt. Je grösser
daher die augenblickliche Walzarbeit, desto geringer der axiale Vorschub. Diese
Excentricität schwankt um drei Viertel des Zugkreishalbmessers Oi. Endlich sind im Innern der Formringe noch radial
geriffte Kranztheile t zur Kopfbildung vorhanden,
welche den axialen Vorschub unterstützen.
Die neuere, in Fig. 19
bis 22 vorgeführte
Schraubenwalzmaschine besteht aus der Wange a mit
festen Lagerböcken b für die axial verschiebbare
Hohlspindel d und den Böcken c mit stellbaren Lagerschalen f für die
Gegenspindel g, wozu Stellschrauben h zur Regelung der Excentricität dieser Spindellager
dienen. In die Köpfe beider Hohlspindeln sind die vorbeschriebenen Formringe i eingesetzt. Der Betrieb dieser gegensätzlich
umlaufenden Hohlspindeln d und g wird durch eine Fest-Losscheibe k besorgt,
von deren Welle l das Zahnradpaar m für die Hohlspindel d
und das im Gelenklager o (Fig. 22) angeordnete
Dreiradwerk n für die hochstellbare Gegenspindel g den Weiterbetrieb vermitteln. Während bei der
Gegenspindel g mit dem Lenkerlager o gehörige Rücksicht auf die Höhenunterschiede genommen
ist, wird durch das breitere Getriebe m die axiale
Verschiebung der Hohlspindel d berücksichtigt. Diese
wird durch Verschiebung der Spindelverlängerung mittels Ringzapfenstück p und Hebelwerk q
vermittelt und durch das Tritthebelgestänge r
eingeleitet, während die Rücklage der Hohlspindel d
durch die am Bundring wirkende Windungsfeder s
erfolgt.
C. P. Higgins' Blechbiegemaschine (Fig. 23 bis 26).
Von C. P. Higgins in Roselle, N. J., ist die in Fig. 23 bis 26 nach Uhland's Maschinenconstructeur, 1895 Bd. 28 Nr. 21 * S. 164, dargestellte Maschine
zum Biegen und Rollen von Kesselschüssen gebaut. Sowohl in der Gesammtanlage als
auch in den Einzelheiten zeichnet sich diese Blechbiegemaschine vor anderen
Maschinen dieser Gattung aus.
Diese besteht aus einer festgelagerten Oberwalze a von
270 mm Durchmesser und 2300 mm Walzenlänge, deren axialer Verlängerungsschaft b am mittleren, 175 mm starken Halszapfen Anschluss hat
und bei 1430 mm Zwischenlänge in einem Schenkel von 110 mm Durchmesser ausgeht, auf
dem zwischen zwei Lagerblöcken ein Antriebrad n
aufgekeilt ist.
Textabbildung Bd. 303, S. 36
Fig. 23.Higgins' Blechbiegemaschine.
Der andere linksseitige Walzenzapfen von ebenfalls 110 mm Durchmesser geht in
einem selbständigen Lagerbock c, welcher durch einen
hydraulisch betriebenen Kolben d von der
Maschinenbettung e abgeschoben und niedergelegt werden
kann, so dass die Oberwalze a auf dieser Seite behufs
Ausschiebens des gerollten Blechschusses frei gelegt wird. Dabei ist diese massive
Oberwalze a durch Verlängerung b im mittleren Halszapfenlager und den beiden rechtsseitigen Endlagern
frei schwebend zu erhalten, so dass hierbei keine Zwischenunterstützung nothwendig
erscheint. Die zwei unteren, 250 mm starken und 2065 mm langen massiven Walzen sind
gegen die festgelagerte Oberwalze a in Lagerführungen
verschiebbar, die eine Neigung von 30° gegen die senkrechte Mittellinie haben. Von
diesen ist f die Klemm- oder Presswalze, die andere g aber die getriebene Biegewalze, welche mittels
Schrauben und Schnekkentriebwerke h gegen die Oberwalze
a verstellt wird, während die Klemmwalze f durch ein Presswasserdruckwerk i den erforderlichen Andruck erhält. Dadurch ist es
möglich, die Ueberlappung in die Krümmung des Rohrschusses hineinzubringen (Fig. 26), wodurch die
Längsnietnaht des Rohrschusses wesentlich an Festigkeit gewinnt.
Textabbildung Bd. 303, S. 36
Higgins' Blechbiegemaschine.
Um ferner kegelförmig zulaufende Kesselrohre zu rollen, muss das eine Lager der
Biegewalze gegen das andere unabhängig verstellbar sein, damit eine Schräglage der
Biegewalze g ermöglicht werde, zu welchem Zwecke zwei
Ausrückkuppelungen k (Fig.
23) in das Stelltriebwerk eingeschaltet sind. Während die Biegewalze g frei läuft, steht die untere mit der oberen Kopfwalze
a durch Räderwerke p
in organischer Verbindung. Es wird daher der von der mittleren Festscheibe
ausgehende Hauptantrieb durch Stirnräder m und n auf die Verlängerung b
der Kopfwalze a und von dieser durch Vermittelung des
in der Lagerschere o laufenden obenerwähnten
Vierradwerkes p die Klemmwalze f nach gleichem Drehsinn bethätigt werden. Die zum Rollen erforderliche
Betriebskraft wird durch einen 120 mm breiten, auf die 600 mm grosse Scheibe l auflaufenden Riemen geliefert. Dagegen wird der
Walzenanstellbetrieb durch einen 80 mm breiten, auf der 400 mm grossen Scheibe q gehenden Riemen geleistet, deren Welle r mittels übersetzender Winkelräder s auf die getheilte Schneckenradwelle t durch Vermittlung der bereits angeführten zwei
Zahnkuppelungen k durchgeführt. Da an beiden Antrieben
l und q offene und
gekreuzte Riemen vorgesehen sind, die auf lose Seitenscheiben von 210 bezieh. 170 mm
Breite auflaufen, so ist der nothwendige Vor- und Rücklaufbetrieb durch
Riemenverlegung in bekannter Weise erreichbar.
Der Hauptrahmen der Maschine ist durch zwei geschmiedete, schräg gestellte
Flachschienen e gegeben, auf welchen der linksseitige
Lagerständer u für die beiden in Schlitzen geführten
Unterwalzenlager feststeht, und ferner der mittlere Lagerständer v mit gleichen Schlitzen und Lagerauge für die
Kopfwalze a, sowie endlich der doppelte Lagerständer
w für die Räderwerke m
und n sitzen. Diese Lagerständer bilden die
eigentlichen Querverbindungen für die Bettungsträger e,
zudem sind noch zwei schwächere Querträger x vorhanden,
auf denen der Presswassercylinder d für die Verlegung
des vorderen Kopfständers c aufgeschraubt ist, während
aufgeschraubte Lagerarme y und z die Maschine ergänzen.
Der Arbeitsbetrieb verläuft in folgender Weise: Zuerst wird die gerade Endkante der
Blechplatte zwischen Kopf- und Presswalze geklemmt, alsdann die Biegewalze an die
Kopfwalze angetrieben, so dass der kurze Endstreifen nach der Krümmung der Kopfwalze
glatt angebogen wird. Hierauf wird die Biegewalze zurückgestellt und der Rollbetrieb
regelrecht eingeleitet und bis zur vollendeten Ueberlappung der Blechenden
fortgesetzt. Um nun die Ueberlappung zu vollenden, wird die Klemm walze zurückgelegt
und der Kesselschuss weiter gerollt, bis die Ueberlappung zwischen Kopf- und
Klemmwalze zu liegen kommt. Alsdann wird bei abgestelltem Rollbetrieb die Klemm
walze vorgetrieben und der Rollbetrieb in kurzem Zuge vor- und rückwärts beendigt.
Ueber das Freilegen des linken Kopflagers ist früher berichtet worden.
Irgend ein Kraftsammler liefert das Presswasser zum Walzenklemmwerk i und zur Verlegung des vorderen Kopflagers c, wobei zu erwähnen ist, dass die Biegewalze g an Stelle des Spindelschneckentriebwerkes h auch durch ähnliche Druckwasserkolben wie jene für
die Klemmwalze f angestellt werden kann.
Barraclough-Heaton's Blechbiegewalzwerk (Fig. 27).
Textabbildung Bd. 303, S. 37
Fig. 27.Heaton's Blechbiegewalze.
Um Bleche mit Ausbauchung in Fassform zu rollen und gleichzeitig zu biegen, ist die
in Fig. 27 dargestellte Biegewalzmaschine nach D. R.
P. Nr. 72221 vom 7. Januar 1893 bestimmt, wobei das Profil im Achsenschnitt der
oberen festen Walze b durch einen kleineren Halbmesser
begrenzt ist als jenes der unteren, anstellbaren Walze c, so dass die eigentliche Druckstelle mit der Scheitelstelle der
Walzenprofile zusammenfällt, wobei sich die durchgezogene Blechplatte der Form
der unteren Walze anschmiegt. In den beiden Lagerständern a geht die Oberwalze b in festen Drucklagern,
während die Lager der unteren Walze c in stellbaren
Bügeln d sitzen, die mittels Schneckenrad und
Schraubenspindeltriebwerke e durch Handkreuz f gehoben werden. Der Antrieb wird von einem
selbständigen Vorgelegebock mit Riemenscheiben für Vor- und Rücklauf (in Fig. 27 weggelassen) auf die Welle g abgeleitet und mittels Stirnräder i auf die Unterwalze c
übertragen.
O. Froriep's Winkeleisenbiegemaschine (Fig. 28).
Zum Rollen von Winkeleisenringen dient nach dem D. R. P. Nr. 83045 vom 18. Juni 1894
die in Fig. 28 dargestellte Maschine. Auf dem
wagerechten Rahmentisch a lagern zwei kurze senkrechte
Spindeln b, welche ihren Antrieb von einer
gemeinschaftlichen Schneckenwelle c durch
Schneckenräder d erhalten. In der Richtung zwischen
diesen ist ein Schlitten f verstellbar, in dem ein
Bolzen g fest eingesetzt ist, auf dessen oberem
Gewindstück eine Mutter h geht, welche zur Festlegung
der Druckrolle i gebraucht wird, die um den Bolzen g frei kreist, während die beiden Stützrollen k mit den Spindeln b
gehen. Auf den oberen Gewindstücken dieser Stützrollen k werden Glocken l aufgeschraubt, welche der
Schenkelhöhe des zu rollenden Winkeleisens m angepasst
werden. Zwischen der an der Spindel festgelegten Fussrolle n und der Stützrolle k ist eine gewundene
Blattfeder o eingeschlossen, welche nach Lüftung der
oberen Stellmuttern p den durch die Glocken l geklemmten Winkelring m
frei giebt.
Textabbildung Bd. 303, S. 37
Fig. 28.Froriep's Winkeleisenbiegemaschine.
Beide Spindelköpfe b lagern ausserdem in einem Querstück
q, während die oberen Spindelzapfen einen
Rahmenbügel r tragen, in welchem eine Spindelmutter mit
Spindel s lagert. Am Auge dieser Schraubenspindel s ist ein kleiner Bügel t
angelenkt, welcher über den cylindrischen Kopf der Mutter h gelegt werden kann. Weil nun am unteren Schlitten f eine gleiche Schraubenspindel u angesetzt ist, so wird bei gleichzeitigem Betrieb der beiden
Spindelmuttern für s und u
mittels Kettentriebwerk v auch eine regelrechte
Parallelverschiebung des Druckwalzenzapfens g gegen die
beiden Stützrollen k gesichert sein. Um nun den
gebogenen Winkelring m zu entfernen oder die Biegerolle
i auszuwechseln, wird der Bügel s zurück geklappt.
E. Polte's Auswalzverfahren mittels Kugeln (Fig. 29).
Als Ergänzung eines früheren Berichtes (1896 301 * 276)
wird nach dem Zusatzpatente Nr. 77443 vom 20. November 1892 das Auswalzen eines
Hohlkörpers a (Fig. 29)
in der Weise vorgenommen, dass eine Hohlspindel b mit
Kugelkopf und Dorn c in das bereits in ein passendes
Futter d eingelegte Hohlwerkstück a eingeführt wird. Um dies zu ermöglichen, besitzt der
Dorn c einen eingedrehten Hals, in welchen die
Stahlkugeln sich nach einem kleineren Kreise einlegen, so dass Dorn c und Spindel b in den
Hohlkörper hinein gehen können. Wird darauf die Kugelhohlspindel b axial gegen den Dorn verschoben, so treten die Kugeln
auf den stärkeren cylindrischen Dornschaft und bestimmen den Druckkreis. Wenn nun
die Futterbüchse d sammt dem Dorne c in Drehung versetzt wird, während sich die
festgehaltene Kugelspindel aus dem kreisenden Werkstück herauszieht, vollführt sich
der Walzprocess. Wenn nun in Uebereinstimmung mit dem verengten Hals der
Futterbüchse der Dornschaft sich verjüngt, so kann auch der Hohlkörper a mit zusammengezogenem Rand ausgewalzt werden.
Selbstverständlich kann dieser Walzvorgang auch bei kreisender Kugelhohlspindel und
axial verschiebbarer Futterbüchse und Dorn durchgeführt werden.
Textabbildung Bd. 303, S. 38
Fig. 29.Polte's Auswalzverfahren.
C. Kortüm's Walzwerk zum Schliessen von Gefässböden (Fig. 30).
Das erhitzte Rohrende wird zu einem gewölbten Gefässboden eingezogen und geschlossen,
indem dasselbe zwischen ein schwingendes Walzenpaar (Fig.
30) gebracht wird, dessen abnehmender Formquerschnitt schräg zur
Walzrichtung bezieh. abweichend von der Senkrechten zur Walzenachse steht, so dass
mit jedem Anzug zugleich eine axiale Verdrehung des zu schliessenden Rohrendes
verbunden ist (D. R. P. Nr. 75353 vom 26. Juni 1892). Hierdurch wird das Einziehen
des Rohrendes unter absatzweiser Drehung durch gleichzeitiges Drücken und Strecken
und somit der Schluss des Gefässbodens bewirkt. Selbstverständlich stehen die beiden
Formwalzen mittels Stirnräder in zwangläufiger Verbindung. Durch D. R. P. Nr. 84249
vom 20. April 1895 wird von Ed. Weiler in
Charlottenburg eine Abänderung des obigen Walzverfahrens gesichert.
Textabbildung Bd. 303, S. 38
Fig. 30.Kortüm's Walzwerk für Gefässböden.
Fr. Krupp's Ziehwerk für konische Stäbe (Fig. 31).
Im Gehäuse a (Fig. 31)
werden vier oder mehr Stück Führungslineale b unter
vorbestimmter Neigung eingespannt, an denen Kreuzköpfe c gleiten, welche Theile der Ziehringe tragen. Diese Kreuzköpfe c sind zwischen zwei Deckel d geführt, die an dem hohlen Ziehstab e
angeschraubt sind, welcher Kolbenstange zu irgend einem Treibkolben ist, der in
einem Presswasser- oder Dampfcylinder bewegt wird.
Textabbildung Bd. 303, S. 38
Fig. 31.Krupp's Ziehwerk für konische Stäbe.
Daumenrollen f dienen als
selbstschliessender Schraubstock, welche nach Beendigung der Zieh arbeit durch den
Handhebel g gelüftet werden (D. R. P. Nr. 75665 vom 24.
October 1893). Durch die Schräglage der Führungslineale bedingt, werden die
Ziehringtheile zusammenrücken, wodurch eine stetige Verjüngung des Formquerschnittes
erhalten wird.
Farrel's Ziehpresse (Fig. 32 bis 35).
Von der Waterbury Farrel Foundry and Machine Company in
Waterbury wird nach Uhland's Maschinenconstructeur, 1895 Bd. 28 Nr. 51 * S. 204, die in Fig. 32 bis 35 vorgeführte
Geschirrziehpresse gebaut. Auf der Brücke des Gestellrahmens a wird die untere Geschirrhohlform b
aufgeschraubt, in welche die Stempelform c einsetzt,
während der am Schlitten d aufgeschraubte Ziehring f die eingelegte Blechscheibe an den oberen Rand der
Hohlform b klemmt.
Textabbildung Bd. 303, S. 38
Farrel's Ziehpresse.
Zur Führung des Stempelhalters g
dient eine Büchse h, welche mittels zweier Ringmuttern
i im Schlitten d
Verstellung besitzt, um den erforderlichen Spielraum zwischen Stempelform und
Führungsbüchse zu regeln. Bethätigt wird der Stempel c
durch eine Kurbelachse k mittels einer in der Länge
veränderlichen Schubstange l mit Kugelzapfenanschluss
am cylindrischen Stempelhalter g. Während des
Niederganges des Formstempels c und noch vor Beginn des
Aufdrückens muss der Zugringschlitten d die Tief läge
eingenommen haben und während des Drückvorganges in dieser Stellung mit
ungeminderter Druckkraft verharren. Dies wird durch eine Stirnkurbel m erhalten, welche nicht ganz um 180° gegen die
Kurbelachse k versetzt ist und die mittels einer langen Schubstange
n eine Kurbelwelle o
zum Schwingen bringt, deren mittlerer Gabelhebel p in
einen zweiten Schlitzhebel q eingreift und dadurch eine
zweite Welle r mit doppelten, gleich liegenden
Stirnkurbeln s zum Schwingen veranlasst, wodurch
mittels der Zugstangen t der Ziehringschlitten d eine stark absetzende Hubbewegung erhält. Anschluss
finden die Zugstangen t an Seitenzapfen, welche in den
Ziehringschlitten d eingeschraubt und durch
Längsschlitze der Gestellwand geführt sind. Eine Auswerfvorrichtung ist hier nicht
angegeben.
Angetrieben wird diese Presse durch eine Riemenschwungscheibe u von annähernd 900 mm Durchmesser und 115 mm Kranzbreite, welche durch
ein (1 : 8) übersetzendes Stirnräderpaar v auf die
Kurbelachse k einwirkt. Ausrückkuppelungen sind in der
Zeichnung zwar nicht angegeben, dürften aber in der wirklichen Maschine nicht zu
entbehren sein.
M. Hüttenmüller's Formenstanze (Fig.
36).
Nach dem D. R. P. Nr. 72601 vom 8. April 1893 wird sowohl die Hohlform a (Fig. 36) als auch die
Stempel form b aus mehreren Theilen zusammengesetzt, um
so mit verhältnissmässig einfachen Einzeltheilen complicirte Geschirrformen zu
erhalten.
Textabbildung Bd. 303, S. 39
Fig. 36.Hüttenmüller's Formenstanze.