Titel: | Leuchtkraft des Gasglühlichtes. |
Autor: | Rr. |
Fundstelle: | Band 303, Jahrgang 1897, S. 42 |
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Leuchtkraft des Gasglühlichtes.
Leuchtkraft des Gasglühlichtes.
Für photometrische Prüfungen ist das optische Laboratorium der
physikalisch-technischen Reichsanstalt in letzterer Zeit in höherem Maasse als in
den früheren Jahren in Anspruch genommen worden.Berichte derselben 1895/96. Insbesondere wurden zahlreiche
Prüfungen von Gasglühlichtapparaten verlangt. Vielfach wurden diese Prüfungen so
ausgeführt, dass die Apparate von den Monteuren in der Reichsanstalt aufgestellt und
sodann auf Lichtstärke, Gasverbrauch und Gasdruck geprüft wurden. Dabei zeigte sich
oft, dass die Geschicklichkeit des Monteurs, welcher hauptsächlich den kleinen
Gasausströmungsöffnungen eine passende Grösse zu geben hat, nicht ohne Bedeutung
ist. Häufig beanspruchten die Einsender aber auch die Feststellung des günstigsten
Gasverbrauchs. In dieser Beziehung spielt die Formveränderung des Strumpfes während
des Brennens eine grosse Rolle. Oft äussert sich dieselbe dadurch, dass der
günstigste Gasverbrauch bei längerem Brennen einen niedrigeren Werth erhält. Das
erklärt sich so, dass der Strumpf mit der Zeit zusammenschrumpft und dass sich also
dann eine kleinere Flamme ihm besser anpasst. Ueberhaupt zeigte sich in vielen
Fällen ein grosser Einfluss der Form des Strumpfes, und es wurden bisweilen Formen
eingeliefert, welche offenbar ganz ungeeignet waren. Wegen dieses Einflusses der
Form hat es die Reichsanstalt bisher abgelehnt, Strümpfe, welche unverascht
eingeliefert wurden, zu prüfen.
Bisweilen wurden Brenner besonderer Construction für Gasglühlicht eingereicht, welche
eine höhere Leuchtkraft als die gewöhnlichen erzeugen sollten. Bei keiner der
vorgelegten Neuerungen sind indessen Vortheile hervorgetreten.
Im Ganzen gewinnt man den Eindruck, dass sich in neuester Zeit auch in Bezug auf die
Qualität der Erzeugnisse die Concurrenz gegen die alten Gesellschaften mächtig
entwickelt hat und die letzteren bereits theilweise erreicht haben dürfte. Von dem
Umfange der Concurrenz gibt die Thatsache Zeugniss, dass Einsendungen von 22
verschiedenen Firmen erfolgt sind.
Die höchste überhaupt beobachtete Anfangslichtstärke war 101 Hefner-Kerze bei einem
stündlichen Gasverbrauch von 1,3 l für 1 Hefner-Kerze; nach 100 Stunden hatte
derselbe Strumpf aber nur 56 Hefner-Kerze bei einem stündlichen Verbrauch von 2,5 l
für 1 Hefner-Kerze. Ueberhaupt geben nicht diejenigen Strümpfe, welche die
günstigsten Anfangswerthe zeigen, auch bei der Dauerprüfung die günstigsten Zahlen.
Beistehende Tabelle gibt eine Zusammenstellung der Ergebnisse von Dauerprüfungen,
welche an Gasglühlichtapparaten von sieben verschiedenen Firmen angestellt sind. Die
erste Zahl gibt die mittlere wagerechte Lichtstärke in Hefner-Kerzen, die zweite
Zahl den stündlichen Gasverbrauch in Liter für 1 Kerze an.
Brennstunden
Gas-verbrauchpro Stunde
Gasdruckmm
0
100
200
300
400
500
600
700
800
A
73
1,2
53
1,8
45
2,0
41
2,3
36
2,5
37
2,4
–
–
–
–
–
–
90
–
B
68
1,6
40
2,5
38
2,6
36
2,8
36
2,8
36
2,9
34
3,1
32
3,2
–
–
100
30
C
56
1,8
46
2,2
45
2,2
44
2,3
43
2,4
38
2,7
39
2,6
42
2,4
39
2,6
100
28
D
68
1,6
50
2,3
–
–
–
–
–
35
3,2
–
–
–
–
–
–
105
25
E
55
1,8
38
2,8
–
–
–
–
–
–
27
4,1
–
–
–
–
–
–
105
25
F
52
2,0
41
2,5
43
2,4
44
2,4
41
2,6
44
2,4
–
–
–
–
–
–
105
25
G
58
1,7
59
1,7
63
1,6
57
1,8
60
1,8
57
1,8
49
2,1
56
1,8
–
–
100
22
Ref. hatte Gelegenheit, die Leuchtkraft eines Gasglühlichtes zu messen. Der Händler
hatte aufgetragen, die erste Messung nach ¼ Stunde, die zweite nach 1 Stunde und die
dritte nach 160 Stunden Brennzeit vorzunehmen. Die erste Messung ergab 73, die
zweite und dritte 54 Hefner-Kerzen Leuchtkraft. Man ersieht hieraus, dass die erste
erhebliche Abnahme der Leuchtkraft schon innerhalb der ersten Brennstunde
stattfindet.
Nimmt man für eine Haushaltung im Winter 900 Brennstunden an, so verbraucht ein
Gasglühlicht 900 . 105 l = 94500 l = 94,5 cbm Gas. Da 1 cbm Gas durchschnittlich 18
Pf. kostet, so beträgt der Preis des ganzen Gasverbrauches 17 M. und mit dem
Verbrauche von zwei Strümpfen 19 M. Ein Argandbrenner verbraucht durchschnittlich in
der Stunde 165 l, in 900 Stunden 148,5 cbm Gas und der Preis hierfür beträgt 27 M.
Die Leuchtkraft eines Argandbrenners beträgt 23, die des Gasglühlichtes
durchschnittlich 45 Hefner-Kerzen. Durch Einrichtung des Gasglühlichtes erspart man
somit 8 M. und erzielt die doppelte der früheren Lichtmenge.
Rr.