Titel: | Wärmedurchgang durch Metallplatten. |
Autor: | Rr. |
Fundstelle: | Band 303, Jahrgang 1897, S. 90 |
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Wärmedurchgang durch Metallplatten.
Wärmedurchgang durch Metallplatten.
In der Physikalisch-technischen Reichsanstalt wurden von Dr. Wiebe und R. Schwirkus orientirende Versuche
angestellt über den Durchgang der Wärme durch Metallplatten, die nach Material,
Stärke und Oberflächenbeschaffenheit verschieden waren.Zeitschrift für
Instrumentenkunde, 1896 Bd. 16 S. 233. Es sind 11
Platten untersucht worden, von denen 3 aus Siemens-Martin-Stahl von Borsig, 3 aus bestem Schmiedeeisen von Borsig, 3 aus Siemens-Martin-Stahl von der kaiserlichen
Werft und 2 aus Kupfer bestanden.
Die Bestimmung des specifischen Gewichtes und die chemische Analyse von Probestücken
hat Folgendes ergeben:
Spec. Gewicht
Kohlenstoff
Proc.
Siemens-Martin-Stahlvon
Borsig
IIIIII
7,877,837,86
0,160,140,14
Schmiedeeisen von Borsig
IVVVI
7,797,807,80
0,150,430,15
Stahl der kaiserl. Werft
VIII
7,85
0,16
Kupfer
X
8,81
–
Mit den Stahlplatten wurden 78, mit den schmiedeeisernen Platten 35 und mit denen aus
Kupfer 12 Versuche angestellt. Die Stärke der Stahlplatten betrug 30,5 bis 5 mm, die
der eisernen Platten 30,2 bis 19,4 mm und diejenige der Kupferplatten 30 mm. Der
Durchmesser aller Platten betrug 250 mm.
Die zu untersuchenden Platten wurden in den Boden eines Kessels eingesetzt, dieser
mit einer gewogenen Menge Wasser gefüllt und auf den geheizten Ofen gestellt. Aus
der Menge des in einer bestimmten Zeit verdampften Wassers konnte dann die Menge der
in der Zeiteinheit durchgegangenen Wärme berechnet werden. Strahlungsverluste durch
die Wand des Kessels wurden durch eine doppelte Umhüllung desselben möglichst
verringert und Erwärmungen von aussen seitens der vom Ofen aufsteigenden warmen Luft
durch Asbestschirme abgehalten. Durch eingeschobene Scheibenroste wurde eine
Durchmischung der brennenden Gase und eine hinreichend gleichmässige Temperatur über
der obersten Rostscheibe erreicht. Die Messung der Temperatur erfolgte 40 mm
unterhalb der Versuchsplatten mittels mehrerer Thermoelemente nach Le Chatelier; die Versuche ergaben, dass die Temperatur
auf 5 bis 10° durchweg dieselbe bleibt.
Die Versuchsplatten hatten zuerst eine Dicke von 30 mm und wurden im Verlauf der
Untersuchungen nach Bedarf dünner abgedreht. Einige wurden sowohl in beiderseitig
rohem als auch in einseitig bezieh. beiderseitig bearbeitetem Zustande untersucht.
Die Resultate von Platte I aus Siemens-Martin-Stahl sind in nachstehender Tabelle
zusammengestellt.
Temperatur
Ver-dampftesWasserpro
Stunde
Durch die Platte hin-durchgegangene
Wärme
Bemerkungen
pro Stunde
pro Stundeund Grad
Grad C.
k
k-Cal.
k-Cal.
374433468480489561628654674
1,0961,4831,8851,9412,1842,7123,3013,7554,299
5917951010104011711454176920132304
2,162,392,752,743,013,153,353,634,01
Dicke 30,5 mm und auf beiden Seiten Walzhaut.
346406484603
0,7961,1871,8563,042
4276369951630
1,742,082,593,24
Dicke 10,5 mm oben abgedreht u. unten Walzhaut
308409503517573
0,5861,2332,1732,0482,943
314661116510981578
1,512,142,892,633,34
Dicke 7,5 mm, oben abgedreht u. unten Walzhaut.
319418499606
0,6301,1821,9163,423
33863410271835
1,541,992,583,63
Dicke 5,4 mm, oben abgedreht u. unten Walzhaut.
Einzelne Versuche wurden auch mit Platten ausgeführt, die mit künstlichem
Kesselstein oder Oelschlamm bedeckt waren. Als Ersatz für Kesselstein diente eine 5
bis 8 mm starke Schicht aus einer Mischung von 1 Th. Cement und 3 Th. Sand, während
der Oelschlamm aus zähestem Oel und Kesselsteinpulver bestand und in ebenso dicker
Schicht angewendet wurde.
Aus der angeführten Tabelle und den anderen hier nicht angegebenen Versuchsresultaten
ist die Bestätigung der auch anderweitig beobachteten Thatsache zu ersehen, dass für
die Wärmetransmission die Beschaffenheit der Eisenplatten fast ohne Einfluss ist.
Sowohl die Verschiedenheit der Dicke wie diejenige der Oberflächenbeschaffenheit
bewirkt Aenderungen, welche als innerhalb der Beobachtungsfehler liegend bezeichnet
werden müssen. Berechnet man die durchgehende Wärmemenge für 1° Temperaturdifferenz
der Oberfläche von der Versuchsplatte, so erhält man
300
k-Cal
für
eine
Dicke
von
10 mm
150
„
„
„
„
20
„
100
„
„
„
„
30
„
Beobachtet wurden 1,3 bis 4 k-Cal. Also ist die wirklich
durchgehende Wärmemenge 25- bis 230mal kleiner als die für 1° Temperaturdifferenz
berechnete. Es müssen somit Uebergangswiderstände zwischen der Heizplatte und ihren
Umgebungen bestehen, gegen welche der Leitungswiderstand der Platten, selbst bei den
hier vorliegenden Dicken, als fast unmerklich bezeichnet werden kann. Selbst der
Widerstand der künstlichen Kesselstein- oder der Oelschicht scheint noch nicht
erheblich zu sein. Dieses gilt aber nur für den Fall, dass das Wasser im Kessel sich
bereits im Sieden befindet, während der Zeitpunkt des Eintrittes des Siedens bei den
mit Kesselstein oder Schlamm verunreinigten Platten eine nicht unerhebliche
Verzögerung gegenüber den reinen Platten erlitt.
Bei den bisher erwähnten Versuchen war, wie es auch wohl den in der Praxis
herrschenden Verhältnissen am meisten entspricht, die untere, dem Feuer zugekehrte
Seite der Platte noch roh, mit Walzhaut versehen. Es wurden nun die Platten Nr. II
aus Stahl (12 mm stark) und Nr. V aus Schmiedeeisen (20 mm stark) auf beiden Seiten
abgedreht und blank gemacht. Es ist aus der folgenden Tabelle zu erkennen, dass die
Platten, welche auf der Unterfläche blank sind, bedeutend weniger Wärme durchlassen
als diejenigen, bei welchen unten die Walzhaut vorhanden ist. Hiernach muss entweder
ein grosser Theil der Wärme aus dem Heizraume als gestrahlte Wärme in die Platte
gehen, oder es muss die Verkleinerung der Oberfläche durch das Glätten eine
ungünstige Wirkung ausüben oder beides zugleich.
Stahlplatte Nr. II
Schmiedeeisenplatte Nr. V
Temperatur
unten
Temperatur
unten
Walzhaut
glatt
Walzhaut
glatt
Grad C.
Cal.
Cal.
Grad C.
Cal.
Cal.
311
–
1,26
314
1,58
–
326
1,59
–
315
–
1,43
408
1,97
–
396
–
1,66
414
–
1,99
400
1,92
–
503
2,88
–
495
2,58
–
517
–
1,70
502
–
2,19
596
3,50
–
599
3,28
–
616
–
2,00
611
–
2,12
Quantitative Folgerungen lassen sich aus diesen letzteren Versuchen nicht ziehen, da
die blanke Fläche sich durch die Berührung mit den Heizgasen oxydirte oder auch in
den niederen Temperaturen sich mit einem flockigen Ueberzug bedeckte.
Die Versuche mit den Kupferplatten haben ergeben, dass dieselben in hohen
Temperaturen weniger Wärme durchlassen als die Eisenplatten. Die
Uebergangswiderstände müssen hier also noch erheblich grösser werden können als für
Eisen.
Bei den neuen Versuchen werden die Dimensionen der Versuchsplatten grösser genommen
und wird die Einrichtung getroffen, dass die Geschwindigkeit der Heizgase gemessen
werden kann.
Das durch diese Versuche erhaltene Resultat hat schon PécletPéclet, Traué de Ja Chaleur, I S.
531.gefunden, als er das Wärmeleitungsvermögen der Metalle bestimmte.
Er erwärmte Wasser in einem Gefässe, dessen Boden mit Dampf von 1 at erwärmt wurde.
Das Wasser im Gefässe wurde durch ein Rührwerk fortwährend lebhaft gemischt. Die
durch den Boden hindurchgegangene Wärme war gleich, wenn derselbe aus Blei, Kupfer,
Zinn, Zink und Eisen bestand und wenn die Dicke der angewendeten Metalle von 1 mm
bis 20 mm geändert wurde. Berücksichtigt man, dass der Dampf durch Condensation die
untere Fläche des Bodens mit einer Wasserschicht bedeckt, so war es sehr
wahrscheinlich, dass die Temperatur des Bodens unter 100° war und dass auch die
andere Fläche nicht die vom Thermometer angegebene Temperatur besass. Die Wärme
durchströmte wirklich eine Metallschicht zwischen zwei Wasserschichten, von denen
die eine fast unbeweglich war, während sich die andere nur langsam erneuerte.
Bei einem neuen Versuche wurde der Boden mit Wasser geheizt und ein Rührwerk
angebracht, welches das Wasser an beiden Flächen des Bodens abrieb und somit immer
neues Wasser mit demselben in Berührung brachte. Jetzt ging durch eine Bleiplatte
von 20 mm Dicke in 500 Secunden die gleiche Wärmemenge hindurch, als durch eine 15
mm dicke Platte in 380 Secunden. Letztere Zeit ist nur um 5 Secunden von drei
Viertel der ersten verschieden und es stimmt jetzt das Resultat mit der Rechnung
überein, nach welcher die durchgegangenen Wärmemengen sich umgekehrt wie die Dicken
der Platten verhalten. Man ersieht hieraus, dass in allen Fällen die schnelle
Erneuerung der Schichten der Flüssigkeiten oder Gase, welche die Oberflächen der
Metallplatten berühren, einen sehr grossen Einfluss auf den Wärmedurchgang hat.
Wegen der geringen specifischen Wärme und der sehr schlechten Wärmeleitungsfähigkeit
der Gase muss der Fehler bei Anwendung derselben grösser sein als bei
Flüssigkeiten.
Rr.