Titel: | Die Dampfmaschinen der II. bayerischen Landesausstellung in Nürnberg 1896. |
Autor: | Fr. Freytag |
Fundstelle: | Band 303, Jahrgang 1897, S. 97 |
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Die Dampfmaschinen der II. bayerischen
Landesausstellung in Nürnberg 1896.
Von Fr. Freytag in
Chemnitz.
(Schluss des Berichtes S. 73 d. Bd.)
Mit Abbildungen.
Die Dampfmaschinen der II bayerischen Landesausstellung in Nürnberg
1896.
Die Dingler'sche Maschinenfabrik in Zweibrücken war mit einer 100pferdigen Anlage für hoch
überhitzten Dampf auf der Ausstellung vertreten.
Der Dampferzeuger ist ein liegender Zweiflammrohrkessel für 10 at Ueberdruck von 34
qm Heizfläche mit angeschaltetem, aus sechs Rohrspiralen bestehendem Schmidt'schen Ueberhitzer (D. R. P. Nr. 59992 und Nr.
69660). Die Heizgasführung ist wie bei einem gewöhnlichen Cornwall-Kessel. Der
Ueberhitzer liegt zwischen Flammrohrende und Unterzug und ist durch eine vom
Heizstande zu bedienende einfache Regulirvorrichtung für beliebige Temperatur
einstellbar.
Die Dampftemperatur zeigt ein Steinle'sches Pyrometer
auf einer neben dem Manometer sitzenden Scala deutlich an.
Die 100pferdige Verbundmaschine hat zwei einfach wirkende, unter 180° gekuppelt
liegende Hochdruckcylinder von je 270 mm Durchmesser und einen auf dem
Hochdruckgestelle stehenden doppelt wirkenden Niederdruckcylinder von 500 mm
Durchmesser. Der gemeinschaftliche Kolbenhub beträgt 450 mm, die Tourenzahl der
Maschine 140 in der Minute.
Der Einspritzcondensator ist an der Rückseite des Niederdruckgestelles stehend
angeordnet; die einfach wirkende Luftpumpe wird durch Balancierhebel vom
Niederdruckkreuzkopf aus angetrieben.
Die ganze Maschine mit Condensation steht auf einem massiven Fundamentklotz von 3,2 ×
1,65 m ganz über dem Boden; sie ist in allen Theilen leicht zugänglich und bequem zu
bedienen.
Die Hochdruckseite wird durch je einen senkrecht arbeitenden, ganz entlasteten Ein-
und Auslasskolbenschieber (D. R. P. Nr. 76675) gesteuert. Hub und Voreilwinkel des
den Einlasskolben steuernden Excenters werden durch einen Dörffel'schen Achsenregulator beherrscht, so dass die Hochdruckseite von 0
bis 60 Proc. variable Füllungen gibt. Die Niederdruckseite hat Trick'schen Kanalschieber mit dreifacher Einströmung
für constante Füllungen von 40 Proc.
Die Schmierung der Cylinder erfolgt durch mechanisch angetriebene Oelpumpen, die der
übrigen bewegten Theile durch Centralschmiergefässe mit sichtbarer
Tropfenbildung.
Die Maschine diente auf der Ausstellung mit einer Belastung von 80 indicirten
zum Betreiben einer Dreiphasen-Wechselstromdynamo – für eine Leistung von
112 Volt und 3 × 155 Ampère bei 52 Wechsel in der Secunde und 310 minutlichen
Umdrehungen –, sowie einer Gleichstromdynamo als Erregermaschine mittels Riemen. Die
normale Eintrittsspannung des Dampfes ist 9,5 at bei einer Temperatur von 320 bis
360° C. Der Temperaturverlust in der 30 m langen Leitung beträgt 18 bis 22°.
An einer ähnlichen Heissdampfmaschine angestellte Versuche ergaben bei achtfacher
Verdampfung einen totalen Dampfverbrauch von 4,55 bis 4,33 k für 1 indicirte
oder 5,123 bis 4,907 k für 1 effective und Stunde.
Die Tourenschwankungen bei Belastungsänderungen von 50 Proc. und darüber betragen
nicht mehr als 2 Proc.
Ausser dieser 100pferdigen Verbundmaschine hatte die Dingler'sche Maschinenfabrik noch eine kleine
schnell laufende 8pferdige Gabelmaschine mit 150 mm Cylinderdurchmesser, 200 mm
Kolbenhub und 300 minutlichen Umdrehungen ausgestellt, die auch mit überhitztem
Dampfe der Hauptleitung gespeist wurde.
Die Maschine hat Kolbensteuerung und wird ebenfalls durch einen Dörffel'schen Achsenregulator regulirt.
Besondere Sorgfalt ist der Schmierung zugewendet. Die Oelzufuhr geschieht durch zwei
Centralschmiergefässe, während alle ablaufende Schmiere gesammelt und nach Oeffnen
eines Hahnes einem Oelreiniger zufliesst.
Die Maschinenfabrik und Eisengiesserei von J. Edward Earnshaw
und Co. hatte eine stehende Verbundmaschine mit Auspuff, eine liegende
Tandemmaschine mit Ventilsteuerung und eine liegende Eincylindermaschine mit
Schiebersteuerung ausgestellt.
Die stellende Verbundmaschine mit um 180° gegenseitig versetzten Kurbeln gehörte zur
Sammelausstellung bayerischer Maschinenfabriken und war mit einer Gleichstromdynamo
der Elektricitäts-Actiengesellschaft vormals Schuckert und
Co. von 250 Ampère und 115 Volt direct gekuppelt.
Der Hochdruckcylinder hat 230 mm, der Niederdruckcylinder 360 mm Durchmesser; der
gemeinschaftliche Kolbenhub beträgt 300 mm. Die Maschine macht 230 Umdrehungen in
der Minute, entsprechend einer Kolbengeschwindigkeit von 2,3 m.
Die stählerne Kurbelwelle führt sich in drei Lagern des kräftigen Maschinenrahmens,
ausserdem noch in einem der Dynamo vorgebauten Aussenlager. Die zweitheiligen
gusseisernen Lagerschalen sind mit Weissmetall gefüttert. Die Cylinder sind unter
sich verschraubt, auf der Rückseite durch je einen Gusständer und auf der vorderen
Seite durch drei schmiedeeiserne Streben mit dem Fundamentrahmen verbunden, so dass
das Gestänge bequem zugänglich ist. Der Hochdruckcylinder wird durch Doppelschieber,
System Eider, gesteuert, von denen der zur
Dampfvertheilung dienende Flachschieber ein geschlossenes Gehäuse mit eingesetzter gusseiserner
Büchse zur Aufnahme des eingeschliffenen Rundschiebers bildet.
Letzterer steht unter Einwirkung eines durch Schraubenräder von der Kurbelachse aus
betriebenen Mittelgewichtsregulators, welcher behufs Aenderung der Geschwindigkeit
der Maschine innerhalb massiger Grenzen mit einem durch Schraubenspindel
verschiebbaren Laufgewicht versehen ist.
Der Niederdruckcylinder hat feste Expansion. Zur Steuerung dient ein zwischen den
beiden Cylindern liegender Kanalschieber. Beim Hochdruckcylinder ist die Steuerung
aussen. Auf gleicher Seite mit letzterer ist fliegend auf konischem Endzapfen der
Kurbelwelle das etwa 1000 k schwere Schwungrad angebracht, dessen Nabe zweitheilig
gegossen und mit schmiedeeisernen Schrumpfringen versehen ist.
Textabbildung Bd. 303, S. 98
Fig. 8.Tandemmaschine von Earnshaw und Co.
Die gusseisernen, auf einen Konus der zugehörigen Stangen geschraubten Kolben haben
aufgeschraubte gewölbte Deckel, zwei gusseiserne Spannringe und einen
zwischenliegenden Dichtungsring. Die nach oben verlängerten Kolbenstangen sind in
Metallbüchsen geführt und unter Wegfall von Stopfbüchsen mit Schutzröhren umgeben.
Die geschlossenen Kreuzköpfe sind von Stahl und führen sich einseitig mittels
nachstellbarer Schuhe in den gusseisernen Ständern. Die Kurbelstangen sind am
Kreuzkopf gegabelt, für den Kurbelzapfen getheilt.
Die Schmierung der Cylinder erfolgt durch eine Oelpumpe. Lager, Führungen u.s.w.
werden durch regulirbare Tropföler geschmiert. Jeder Cylinder ist mit
Sicherheitsventilen versehen.
Die Hauptabmessungen der in Fig. 8 ersichtlichen
Tandemmaschine mit hinter einander liegenden Cylindern für Hoch- und
Niederdruck, ohne Condensation und Ventilsteuerung sind folgende:
Durchmesser des Hochdruckcylinders
305
mm
„ „ Niederdruckcylinders
470
mm
Gemeinschaftlicher Kolbenhub
610
mm
Minutliche Umdrehungszahl
85
Normale Leistung der Maschine
60
effective
Die beiden, mit angegossenen Mänteln versehenen Dampfcylinder sind durch ein
Zwischenstück unter sich und durch ein starkes Gestell direct mit dem Kurbellager
verbunden. Jeder Cylinder ist durch einen angegossenen Fuss Tunterstützt und auf
einer gemeinschaftlichen, in Cement gebetteten Fundamentplatte verschraubt. Das
viertheilige Kurbellager hat Gusschalen mit Weissmetallfütterung. Die Schalen der
übrigen Lager sind aus Rothguss.
Zur Dampfvertheilung jedes Cylinders sind vier nahezu entlastete Doppelsitzventile
mit konischen Sitzflächen angeordnet. Ventile und Sitze sind aus Tiegelguss
hergestellt. Durch die Lage der Ventile – je zwei über einander, seitlich am
Cylinder und möglichst nahe gegen das Cylindermittel gerückt –, sowie durch
besondere, an den Sitzen der Eintrittsventile angegossene Füllstücke sind die
schädlichen Räume auf ein Minimum reducirt und die Ventile u.s.w. leicht
zugänglich.
Da für Zu- und Ableitung auf jeder Cylinderseite nur ein Kanal vorhanden, sind die
schädlichen Räume thatsächlich kleiner als bei der gewöhnlichen Anordnung der
Ventile über und unter dem Cylindermittel.
Der obere Sitz der Auslassventile liegt in Höhe der Cylindersohle, so dass das
Condenswasser stets aus dem Cylinder abfliessen kann.
Die Steuerung der Ventile ist einfachster Construction, leicht zugänglich und
von geringer Abnutzung.
Zur Dampfeinströmung dient eine durch Excenter bewegte Ausklinksteuerung bekannter
Construction. Bei dem Hochdruckcylinder wird dieselbe von einem empfindlichen Porter'schen Regulator, dem jeweiligen Kraftbedarf
entsprechend, für Füllungen von 0 bis 0,7 des Kolbenhubes eingestellt. Da eine
Rückwirkung auf den Regulator nicht stattfindet, ist eine vorzügliche
Geschwindigkeitsregulirung vorhanden.
Die Geschwindigkeit der Maschine lässt sich durch Belastung oder Entlastung des
Regulatormittelgewichtes mittels Gewichtscheiben während des Ganges um einige
Umdrehungen erhöhen oder vermindern.
Bei dem Niederdruckcylinder werden die Füllungen von Hand eingestellt. Die
Auslassventile werden durch unrunde Scheiben gesteuert, die schnelle und präcise
Eröffnung und Schluss, sowie entsprechende Compression ergeben. Durch Marken an der
Kurbel kann mittels Senkels die richtige Einstellung der Steuerung in höchst
einfacher Weise controlirt werden.
Jeder Cylinder ist mit zwei Sicherheitsventilen ausgerüstet. Die auf
gemeinschaftlicher Stange sitzenden zweitheiligen Dampfkolben können sammt
zwischenliegenden Cylinderdeckeln nach hinten herausgezogen werden.
Das zweitheilige Schwungrad hat 3,5 m Durchmesser und ist mit fünf Seilrillen
versehen.
Bei der noch von Earnshaw und Co. ausgestellten
liegenden Eincylindermaschine für normal 25 effective ist der Cylinder von
250 mm Durchmesser und 450 mm Kolbenhub freitragend mit einem auf seiner ganzen
Länge auf dem Fundament ruhenden Gestelle verschraubt und direct mit dem Kurbellager
verbunden. Letzteres ist viertheilig mit Rothgusschalen ausgeführt.
Der Cylinder ist mit dem Schieberkasten in einem Stück gegossen; der Dampf tritt von
unten ein, umhüllt den Cylinder und tritt durch ein Absperrventil in den
Schieberkasten. Zur Dampfvertheilung dient eine Rider-Steuerung.
Die Geschwindigkeit der Maschine lässt sich auch hier durch Belastung oder Entlastung
des Regulatormittelgewichtes mittels Gewichtsscheiben um einige Umdrehungen erhöhen
oder verringern.
Das Schiebermittel liegt unter Cylindermittel, so dass das Condenswasser aus dem
Inneren des Cylinders durch die Kanäle abfliessen kann.
Die Nabe des für Riemenbetrieb gefertigten Schwungrades ist dreitheilig gegossen und
mit schmiedeeisernen Schrumpfringen versehen.
Die Filiale der Gebrüder Sulzer in Ludwigshafen a. Rh.
hatte eine liegende Tandem-Verbundmaschine mit Ventilsteuerung, System Sulzer, ferner eine stehende Zwillingsdampfmaschine
(gekuppelte Tandem-Verbundmaschine) mit einer rotirenden Drehschiebersteuerung zur
Ausstellung gebracht.
Die Ventilmaschine gehörte zur Sammelausstellung bayerischer Maschinenfabriken und
war mit einer Gleichstromdynamo von 2400 Ampère und 100 Volt direct gekuppelt.
Die normale Leistung der Maschine mit Cylindern von 500 bezieh. 750 mm Durchmesser
für 1050 mm Kolbenhub beträgt bei 90 minutlichen Umdrehungen und 10 at Anfangsdruck
360 effective .
An dem bajonnetförmig gestalteten, an den Enden und in der Mitte unterstützten
Maschinenrahmen ist der Hochdruckcylinder befestigt und dieser unter
Zwischenschaltung eines durchbrochenen Gusstückes mit dem dahinter liegenden
Niederdruckcylinder verbunden. Die durchgehende Kolbenstange lässt sich mit darauf
sitzenden Kolben sammt den Innendeckeln der Cylinder nach hinten herausziehen. Der
vom Kessel kommende Dampf strömt nach dem Oeffnen eines in die Leitung
eingeschalteten Absperrventils in einem Rohre von 175 mm lichter Weite nach dem
Hochdruckcylinder und nach Oeffnen eines auf dem letzteren angebrachten
Absperrventils in den Mantel desselben, darauf durch eine Leitung von 210 mm lichter
Weite, in welche ein mit directem Kesseldampf gespeistes, mit einem
Sicherheitsventil versehenes ummanteltes Heizrohr von 240 mm lichter Weite
eingeschaltet ist, in den Mantel des Niederdruckcylinders, um schliesslich nach
vollbrachter Arbeit in diesem durch ein Rohr von 300 mm lichter Weite in den
unterhalb der Maschine aufgestellten Condensator zu entweichen. Die doppelt wirkende
Luftpumpe desselben ist liegend angeordnet und wird vom verlängerten Kurbelzapfen
aus betrieben.
Die Construction der auslösenden Steuerung, welche am Hochdruckcylinder von einem
Kugelregulator beherrscht wird, darf als bekannt vorausgesetzt werden.
Die Schwungrad welle ist an dem der Kurbel entgegengesetzten Ende mit einem
angeschmiedeten Flansch versehen, gegen welchen ein entsprechender Flansch der
Dynamowelle geschraubt ist. Zur Führung der so vereinigten Welle dienen drei Lager,
von denen das eine mit dem Maschinenrahmen zusammengegossen, die beiden anderen mit
zwischenliegender Dynamo auf einer ausserhalb des Maschinenrahmens liegenden
Sohlplatte montirt sind.
Das zwischen dem mittleren und dem Kurbellager auf der Welle befestigte Schwungrad
hat 5 m Durchmesser und ist mit einem Schaltwerk zum Ingangsetzen der Maschine
versehen.
Officielle Proben mit dieser Maschine ergaben mit 10 at Anfangsdruck, ohne
Condensation arbeitend, einen stündlichen Dampf verbrauch von 8,6 k inclusive
Condensat aus den Dampfmänteln und der Zwischendampfleitung, bei 7 ½ at Anfangsdruck
und mit Condensation dagegen nur 6,53 k für 1 indicirte .
Angefügt mag noch werden, dass Gebrüder Sulzer seit dem
Jahre 1867 in ihren Werkstätten 2302 Dampfmaschinen mit der ihnen patentirten
Ventilsteuerung ausgeführt haben, die zusammen bei normaler Beanspruchung 268743
effective leisten. In dieser Zahl sind diejenigen Ventilmaschinen, System
Sulzer, nicht mit inbegriffen, welche von den
Concessionären der Firma geliefert wurden.
Die von Gebrüder Sulzer ausgestellte, wegen ihrer
Steuerung höchst bemerkenswerthe Zwillings-Verbundmaschine leistet mit 350
minutlichen Umdrehungen bei 11 at Anfangsdruck ohne Condensation normal 120
effective .
Wie Fig. 9 erkennen lässt, besteht die Maschine aus
zwei auf dem kräftigen Hohlgussgestell befestigten Niederdruckcylindern von je 300
mm Durchmesser, auf welche direct die ebenfalls wie letztere aus einem Stück
gegossenen beiden Hochdruckcylinder von je 180 mm Durchmesser gesetzt sind. Der
gemeinschaftliche Kolbenhub beträgt 300 mm.
Die Dampfvertheilung erfolgt bei je zwei zusammengehörigen Cylindern durch einen
gemeinschaftlichen entlasteten Drehschieber, auf dessen von der Kurbelwelle mittels
Schraubenräder betriebenen, in einem unteren Kammlager gestützten Welle der
Regulator angeordnet ist; derselbe steht durch Hebel und Stangen mit einer
Expansionsbüchse im Innern des zum Hochdruckcylinder gehörigen Vertheilungsschiebers
in Verbindung und bewegt dieselbe in senkrechter Richtung auf und ab. Der
Kesseldampf strömt in Mitte dieser Büchse ein und gelangt durch unter 45° liegende
schräge Schlitze derselben in den Vertheilungsschieber, so dass je nach der
Regulatorlage Füllungen von 0 bis 45 Proc. möglich sind.
Textabbildung Bd. 303, S. 100
Fig. 9.Verbundmaschine von Gebrüder Sulzer.
Die Kurbeln der in drei Lagern geführten Schwungradwelle sind behufs Ausgleichung der
Massenwirkungen um 180° gegenseitig versetzt. Die Lagerschalen bestehen aus
Gusseisen mit eingegossenem Weissmetall. Um die Gleichförmigkeit der Bewegung zu
sichern, sind die Gewichte der hin und her gehenden Theile möglichst leicht
gehalten. Die Kolben bilden zu dem Zwecke dünnwandige Hohlgusskörper, die
Kreuzkopfzapfen sind hohl gehalten u.s.w.
Der hohen Kolbengeschwindigkeit entsprechend, sind jedoch die Beanspruchungen und
Lagerdrücke der Gestänge keine übermässig hohen.
Auf eine sorgfältige Schmierung aller bewegten Theile ist besondere Rücksicht
genommen.
Wegen ihrer gedrängten Bauart ist der Platzbedarf der Maschine ein sehr geringer und
eignet sich dieselbe deshalb besonders in Fällen, wo Raummangel ist. Trotzdem sind
alle Theile der Maschine bequem zugänglich.
Auf der Ausstellung war die Maschine mit einer Centrifugalpumpe für eine Leistung von
rund 25000 l in der Minute auf etwa 15 m Förderhöhe direct gekuppelt.
Gebrüder Pfeiffer in Kaiserslautern hatten eine mit
Auspuff arbeitende liegende Verbundmaschine von 450 bezieh. 720 mm
Cylinderdurchmesser für 900 mm Kolbenhub ausgestellt, welche bei 7 at Anfangsdruck
des Arbeitsdampfes mit 90 minutlichen Umdrehungen 90 effective leisten
soll.
Zur Dampfvertheilung beider Cylinder diente eine Ventilsteuerung nach Patent Radovanovic (D. R. P. Nr. 51247 und Nr. 51876), wie sie
in gleicher Weise an der in Berlin 1896 ausgestellten Verbunddampfmaschine von A. Borsig (1897 303 4)
angeordnet war.
Die Maschine ist mit einem zweitheiligen achtrilligen Schwungrad versehen, auf
welches zwei Seile zum Betreiben einer Dynamo von Joh.
Weiss in Landshut aufgelegt waren.
Die Maschinenfabrik, Eisengiesserei und Kesselschmiede Heinrich Rockstroh in Markt-Redwitz hatte in der Sammelausstellung der
bayerischen Maschinenfabriken eine stehende Verbunddampfmaschine, direct gekuppelt
mit einer Gleichstromdynamo von 250 Ampère und 115 Volt bei 220 minutlichen
Umdrehungen, ausserdem eine liegende Verbundmaschine mit Ventilsteuerung und
Condensation ausgestellt.
Letztere hat Dampfcylinder von 375 bezieh. 600 mm Durchmesser für 750 mm Kolbenhub
und leistet bei 90 minutlichen Umdrehungen und 10 at Anfangsdruck des Arbeitsdampfes
140 .
Die Ventilsteuerung ist nach Patent Rockstroh (D. R. P.
Nr. 63851) ausgeführt. Das Schwungrad von 3,6 m Durchmesser hat sieben Seilrillen
und diente zum Betreiben einer Transmissionswelle mittels Kreisseiltriebes.
F. Fleischmann, Dampfkessel- und Maschinenfabrik in
Nürnberg, hatte eine liegende Eincylindermaschine mit Rider-Steuerung zur
Ausstellung gebracht.
Der Cylinder hat 250 mm Durchmesser für 500 mm Hub. Die Leistung der Maschine beträgt
bei 10 at Kesseldruck und einer Cylinderfüllung von 20 Proc. bei 110 Touren in der
Minute etwa 40 effective .
Der mit Mantel aus einem Stück gegossene Dampfcylinder arbeitet behufs Verminderung
der schädlichen Räume mit getheilten flachen Grundschiebern. Zur Füllungsänderung
dienen zwei auf den letzteren sich bewegende, nahezu entlastete Rundschieber, System
Rider, mit je zwei Doppelkanälen, welche von einem
empfindlichen Porter-Regulator mit Oelbremse, dem Kraftbedarfe der Maschine
entsprechend, eingestellt werden, Durch Belastung oder Entlastung des
Regulatormittelgewichtes kann die Geschwindigkeit der Maschine etwas erhöht oder
vermindert werden.
Zum bequemen Anlassen der Maschine dient eine Andrehvorrichtung.
Das Schwungrad hat 3 m Durchmesser und treibt mittels der in vier Rillen liegenden
Seile einen Theil der Transmission.
Scharrer und Gross, Maschinenfabrik, Eisengiesserei und
Kesselschmiede in Nürnberg, stellten zur Sammelausstellung bayerischer
Maschinenfabriken eine liegende Dampfmaschine mit zwangläufiger Ventilsteuerung und
Achsenregulator, Patent Pröll, von 40 bis 50 ;
dieselbe diente zum Betreiben einer Gleichstromdynamo, welche bei 750 minutlichen
Umdrehungen 230 Ampère und 110 Volt leistet.
Ausserdem hatte die Firma eine Dampfmaschine mit Pröll'schem Regulator und Rider-Steuerung von 30 bis 40 , in directer
Verbindung mit einer Kohlensäure-Eis- und Kühlmaschine, Patent Sedlacek, für Bierbrauereien mit einer Jahresproduction
von etwa 15000 hl, ferner eine kleine Dampfmaschine mit Rider-Steuerung von 7
und eine 5pferdige transportable Dampfmaschine mit Quersiederkessel
ausgestellt.
Ausser den genannten Dampfmaschinen waren seitens einiger Firmen noch verschiedene
kleinere, zum Theil mit Kältemaschinen gekuppelte Dampfmaschinen ausgestellt.
Schliesslich mag noch die von der Firma J. A. Maffei in
München ausgestellte stehende Verbundmaschine, welche mit einer Gleichstromdynamo
von 325 Ampère und 640 Volt direct gekuppelt war, Erwähnung finden.
Die Firma hat leider keine Zeichnungen der Maschine zur Verfügung stellen können, so
dass auf eine Beschreibung der Einzeltheile derselben nicht eingegangen werden
kann.