Titel: | Schmiedemaschinen für Sonderzwecke. |
Fundstelle: | Band 303, Jahrgang 1897, S. 135 |
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Schmiedemaschinen für Sonderzwecke.
Mit Abbildungen.
Schmiedemaschinen für Sonderzwecke.
P. Auerbach's Stauch- und Schweissmaschine (Fig. 1 bis 3).
Zum Stauchen, Kröpfen und Biegen, sowie zum Schweissen von Schmiedestücken wird von
der Maschinenfabrik Paul Auerbach in Saalfeld a. S.
nach dem D. R. P. Nr. 24212 vom 17. März 1883 bezieh. Nr. 60184 vom 24. April 1891
die in Fig. 1 bis 3 vorgeführte Maschine
gebaut. In der Mitte der Wange a ist ein Schlitten b mit Winkelbock für die verschiedenen geformten
Stauchplatten vorgesehen, während die beiden Klemmschlitten c und d die Enden der Werkstückstange mittels
Backentheile halten, die durch grobe Schraubenspindeln f, welche in schwingenden Muttern laufen, vorgestellt werden (D. R. P. Nr.
24212), wozu anfänglich Griffräder, später lange Schlüsselhebel dienen. Ist nun die
Stange an den kalten Enden festgehalten und werden daraufhin die Klemmschlitten c und d gegen einander
gerückt oder gestossen, so muss das glühende Mittelstück des Werkstückstabes, an die
Mittelform sich anpassend, gestaucht oder gekröpft werden. Wenn aber zwei
Einzelstäbe mit ihren in Weissglühhitze befindlichen Enden am Mittelbock b zusammengestossen werden, so erfolgt die
Schweissung derselben. Um nun die Klemmschlitten sicher und rasch einzustellen und
mit gehöriger Kraftäusserung gegen einander zu bewegen, dienen die folgenden
Einrichtungen. Der Schlitten c wird durch die starke
Schraubenspindel g, welche von ihrer in der
Wangenquerwand kreisenden Mutterbüchse axial vorgerückt wird, durch Winkelräder h von dem Griffrade i
bethätigt und entsprechend eingestellt. Dagegen wird der andere Klemmschlitten d durch eine Kurbelstange k gegen den mittleren Stauch schütten gerückt, welche durch zwei
übersetzende Stirnräderpaare l und m ihren Antrieb vom Griffrade n erhält. Wenn nun bei Beginn der Arbeit sämmtliche Bewegung in rascher
Gangart durch die Kurbelgriffe der Handräder durchgeführt werden, so müssen mit
wachsendem Widerstände die Speichengriffe erfasst werden, während gegen das Ende des
Stauchvorganges ein Sperrklinken werk in Wirkung gebracht wird, so dass der
ursprüngliche fortlaufende Griffrad betrieb in einer schwingenden Bewegung seine
endgültige Fortsetzung findet.
Textabbildung Bd. 303, S. 136
Auerbach's Stauch- und Schweissmaschine.
Durch Zurückdrehen des Griffrades n wird die linksseitige Klemmklaue d
gelüftet, während die im Schlitten c vorgesehene nur
durch Zurückschrauben von f mittels des Hebelschlüssels
gelöst werden kann. Zur Durchführung der gewöhnlichen Stauch- und Schweissarbeiten
sind zwei Arbeiter genügend, während bei schweren Werkstücken bis zu 300 mm Stärke,
für welche diese Maschine zureicht, selbstredend noch einige Gehilfen mitwirken
müssen.
Enfield's Walzwerk für Hiebwaffenklingen (Fig. 4 bis 6).
Zur Herstellung von Schwert- und Säbelklingen, sowie Haubajonetten werden in der
Waffenfabrik in Enfield (vgl. D. p. J. 1896 302 * 53) Segmentwalzwerke benutzt, die nach Engineering, 1893 I Bd. 55 S. 885, die in Fig. 4 bis 6 gezeigte Einrichtung
besitzen. Auf der Grundplatte a sind die beiden
Walzenständer b aufgeschraubt, zwischen welchen die aus
Platten auf Wellen zusammengestellten Formwalzen c
(Fig. 6) in einem
festen Unterlager und einem stellbaren oberen Lager laufen, während die in einer
Schlittenkluppe d gespannte Stahlschiene f freie Führung besitzt. Nun ist die Einrichtung
getroffen, dass nach Durchgang des Werkstückes durch das eine Walzenkaliber die auf
zwei festen Querstäben g laufende Führungswange h mittels der Handkurbel i, welche im Tischrahmen lagert, eine entsprechende Querverstellung erhält, so
dass die gewalzte Klinge vor das zweite bis vierte Walzenkaliber gebracht
werden kann. Werden nun die durch die Segmentform der Walzen bedingten Arbeitspausen
zur Rücklage der Klinge benutzt, wozu der Handgriff am Kluppenschlitten d dient, so kann in rascher Folge in einer Hitze die
Säbelklinge in vier Kalibern fertig gewalzt werden.
Es dürfte noch erinnerlich sein, dass im J. 1885 die englische Schwertfegerei bis auf
eine Firma in Birmingham so wenig leistungsfähig war, dass die Lieferung von 20000
Stück Kavalleriesäbel für die englische Armee an Kirschbaum in Solingen vergeben wurde. Im J. 1889 wurden in Enfield die
Einrichtungen zur mechanischen Schwertfegerei geschaffen. Später wurden in Chelsea
in der Wilkinson Sword Company das in Solingen übliche
Herstellungsverfahren unter Mitwirkung und Antheilnahme der Firma Kirschbaum in Solingen eingeführt, während sich in
Sheffield die Firma Sanderson und Co. mit der
Anfertigung von Haubajonetten befasst. Hiernach kommen in England für die Lieferung
von Hiebwaffen ausser Enfield noch drei leistungsfähige Werke in Betracht. Zu
erwähnen ist noch, dass die gewalzten geraden Klingen warm unter Schraubenpressen
die Säbelform erhalten und darauf ausgeglüht werden. Das Härten der Klingen erfolgt
in Enfield in einem mit Wasserbad gekühlten Oelbehälter, während angeblich die
Solinger Klingen im Wasser gehärtet werden. Sowohl das Härten als auch das Anlassen
der Klingen wird in Solingen geheim gehalten. Die durchweg elastischen deutschen
Klingen aus Solingen sollen nicht so hart als die in Oel gehärteten Enfielder
Klingen sein.
Textabbildung Bd. 303, S. 136
Enfield's Walzwerk.
Ueber die chemische Zusammensetzung des zu englischen und deutschen Säbelklingen
gebrauchten Stahlmaterials geben die folgenden Analysen Aufschluss:
Englische
Deutsche Klingen
Kohlenstoff
1,080
0,738
Silicium
0,141
0,427
Mangan
0,195
0,490
Kupfer
Spuren
0,060
Phosphor
0,002
0,036
Schwefel
0,020
0,023
J. Roberts' Hufeisenbiegemaschine (Fig. 7 und 8).
Die Hufeisenbiegemaschine von Jacob Roberts in
Catasauqua, Pa., besteht nach Uhland's Rundschau, 1893 Bd. 7 S. 319, aus einem Bett mit Lager für die
Kurbelwelle d (Fig. 7 und 8) und für deren
Rädertriebwerk bc mit Fest-Losscheibe a. Durch die Kurbelschubstange e wird ein Mittelschlitten g bewegt, welcher
die Hufeisenform h trägt. Neben diesem Mittelschlitten
liegen zwei Backen l tragende Längsschienen k, welche durch die Kurbelexcenter i vorgerückt, mittels Windungsfeder m aber zurückgelegt werden, deren Führungsstäbe an der
am Schlitten g befindlichen dreieckförmigen Deckplatte
f angesetzt sind. Am Bettgestell schwingen um feste
Zapfen n zwei bogenförmige Doppelhebel o, deren hintere Enden p
mittels einer Windungsfeder beständig zusammengezogen werden, wodurch die
Rollenenden r dieser Bogenhebel o entfernt werden. Wenn nun im Verlauf des Schlittenhubes die
Dreieckplatte f an das Hebelende p gelangt, werden die Rollenköpfe r zusammenrücken und den vorgelegten glühenden
Eisenstab an die Form h schliessen, welcher von den
Backen l gestützt worden war. Vorher aber haben Backen
w, welche durch eine kleine Stirnkurbel mit
Schubstange t und Zungenschiene u gegen die Mitte zusammengerückt werden, den Eisenstab vorgebogen.
Textabbildung Bd. 303, S. 137
Roberts' Hufeisenbiegemaschine.
Fr. Vogel's Hufeisenbiegemaschine (Fig. 9).
In der Maschine von Fr. Vogel in Hamburg (D. R. P. Nr.
56543) werden die Eisenstäbe auf richtige Länge geschnitten, nach Profil gewalzt,
nach der Hauptform des Hufes gekrümmt, die Stollen und die Kappe angebogen, sowie
die Narben, Kerben und die Nagellöcher eingestanzt. Hierzu dient die in Fig. 9 vorgeführte Maschine, welche auf der
Grundplatte a aufgebaut ist. In den Ständern b und c lagert die
Hauptkurbel- und Excenterwelle d, welche von der
Fest-Losscheibe e durch das Stirnrad f den Antrieb erhält.
Textabbildung Bd. 303, S. 137
Fig. 9.Vogel's Hufeisenbiegemaschine.
An der Rückseite dieses Stirnrades f ist eine Curvenleiste g angesetzt, durch
welche mittels des Druckstabes h durch die
Schlittenform i der Eisenstab um die Hufform k gebogen wird. Mit der Stirnkurbel l wird jedoch die Formstanze m für die Narben und Löcher in Hufeisen niedergeführt, während mit dem
Excenter n bezieh. durch den Doppelhebel o die Form p gehoben und
dadurch die Hufeisenstollen angebogen werden. Noch ist das obere, an der Stirnkurbel
l
angeordnete Excenter q vorhanden, mit welchem die
Kappe des Hufeisens geformt und das fertige Hufeisen aus der Gesenkform geschlagen
wird. (Uhland's Rundschau, 1891 Bd. 5 Nr. 35 S.
240.)
Acme's Bolzenschmiedemaschine (Fig. 10 bis 12).
Die Acme Machinery Co. in Cleveland, Ohio, baut liegende
Schmiedemaschinen, um Köpfe anzustauchen, um also Schrauben- und Nietbolzen aus
Rundstangen zu schmieden. Diese Maschine besteht aus einem stark verrippten
Führungsbett a (Fig. 10 und 11), in welchem eine
Kurbelwelle mit Schwungrad lagert. Mittels zwei Kurbelstangen b wird der Stauchschlitten c und der Keilschlitten d (Fig. 12) bewegt. Dieser
schiebt sich unter dem Lenkerblock f, dessen Kniehebel
g am Gesenkstück h und
am Keilstück i angelenkt sind. Dieser letztere findet
am Druckstück k seinen Wiederhalt, während das
Gesenkstück h mit dem festen Gesenkblock l zusammentrifft.
Textabbildung Bd. 303, S. 137
Acme's Bolzenschmiedemaschine.
Sowohl das stellbare Druckstück k, als auch der
Gesenkblock l finden ihre Anlage an den äusseren
starken Bettleisten mm. Hierdurch veranlasst eine
Längsbewegung des Keilschlittens d (Fig. 10 und 12) mittels der
ansteigenden Fläche n (Fig. 12) eine aufwärts
gerichtete Bewegung des Lenkerblockes f1 wodurch eine Querbewegung des Gesenkstückes h eingeleitet wird. Diese Querbewegung des
Gesenktheiles hat eine Schmiedearbeit im Gefolge, während welcher gleichzeitig auch
das Anstauchen des Bolzenkopfes durch den Stauchschlitten c durchgeführt wird. Der gehobene Lenkerblock f wird im Schlittenrücklauf mittels eines Doppelhebels niedergestellt,
dessen Ende durch die am Schlitten d befindliche
Keilnase o (Fig. 12) gehoben wird,
während das andere auf dem Lenkerblock f aufliegende
Ende niedergeht. Sämmtliche Führungsflächen sind mit Stahlplatten armirt, so dass
alle während des Betriebes eintretenden Abnutzungen bequem zu beseitigen sind.
Ausserdem ist an der rechten Aussenseite der Maschine noch eine Stabeisenschere
angebracht, um die Werkstückslängen von der Stange kalt abzuschneiden. (American Machinist vom 22. August 1889 Bd. 12 S.
7.)
J. A. Hands' Nietenmaschine (Fig. 13 bis 16).
Zur Herstellung von Nieten aus Draht wird zur Erhöhung bezieh. Verdoppelung der
Leistung von J. A. Hands in Battersea, Surrey, nach dem
englischen Patent Nr. 12462 vom 9. August 1890 eine Nietenpresse mit Zuführungswerk,
doppelter Schere, sowie Nietkopfstempel für doppelte Stifte gebaut. Die in Fig. 13 bis 16 dargestellte
Nietenmaschine besteht aus der Antriebwelle C mit
Fest-Losscheibe AA und Schwungrad B, sowie der Kurbel L für
den Betrieb des Stempel Werkes K, der Kurbelscheibe D für die Speisevorrichtung IGH und der Daumenscheibe N für die Schere
PR, welche aus einem zusammengesetzten Schieber
besteht, der mittels einer Keilfläche durch das keilförmige Druckstück O vom Daumenhebel M eine
absetzende wagerechte Schwingungsbewegung im Schnittgang erhält, während eine
Blattfeder (Fig. 16)
den Schieber im Leergang zurückstellt. In der nun erlangten Anfangsstellung rückt
der Draht selbsthätig vor und drückt die Federstifte S
so weit zurück, als es der Stiftlänge entspricht. Ist dies erfolgt, so beginnt die
Verschiebung des Schiebers, wodurch die entsprechenden Stiftlängen von Draht
abgeschnitten werden. Zugleich werden die abgeschnittenen Stifte durch den Schieber
P vor die Matrizenöffnungen getragen, in welche
dieselben unter der Einwirkung der Federstifte S
eingeführt werden. Nach erfolgter Rückstellung des Schiebers P rückt der Nietkopfstempel K vor und bildet
die Nietköpfe, worauf nach Rückgang des Kopfstempels K
die Druckstifte T (Fig. 16) durch die
Anschlagschrauben U vorgetrieben und dadurch die
fertigen Nieten aus der Matrizenform R geworfen werden.
Wie bereits früher erwähnt, wird die Speisevorrichtung von der Kurbelscheibe D durch die Hebelschubstange EF bethätigt, wodurch ein Schlitten G durch
Vermittelung eines Konus Q vor- und rückwärts bewegt
wird. Um nun die Weite dieses rechtsseitigen Vorschubes zu regeln, ist eine
Anschlagstellschraube im Schlitten vorgesehen, durch welche ein veränderlicher
Spielraum, ein todter Gang hervorgebracht wird, der im Rückgange des Konus zur
Geltung kommt.
Textabbildung Bd. 303, S. 138
Hands' Nietenmaschine.
Da nun im Rechtsgange dieses Konus Q die vorderen Theile
der am Schlitten G angelenkten Zangenhebel H geschlossen und dadurch die im Rollenkopf I geführten Drähte geklemmt werden, so müssen bei einer
Fortsetzung der Rechtsschwingung des Schlittens Q auch
die Drähte vorgenommen werden, bis die Anschläge S
erreicht und zurückgedrängt werden, worauf der Linksgang des Schlittens Q zu beginnen hat. Da nun an dem Zangenschlitten G auch die Anschlagschrauben U angebracht sind, so wird gleichzeitig mit dem Auswerfen des fertigen
Nietes auch die Einbringung des neuen Stiftes verbunden sein.
H. H. Leigh's Nagelmaschine (Fig. 17 bis 20).
Textabbildung Bd. 303, S. 138
Leigh's Nietenmaschine.
Um an vorgeschnittenen Eisenstiften Köpfe regelrecht anzupressen und namentlich
Hufeisennägel zu erzeugen, dient die Maschine von H. H.
Leigh in London, welche nach dem englischen Patent Nr. 6334 vom 19. Januar
1889 in Fig. 17 bis
20 vorgeführt ist.
In festen Lageraugen der schweren Tischplatte schwingt der Doppelhebel AB um den Zapfen C durch
eine auf der wagerechten Betriebswelle W vorgesehene
Daumenscheibe, wobei zur Verminderung der Reibung eine im Hebelende A lagernde Druckrolle angebracht ist. Dadurch wird das
im kurzen Hebelende B gelenkig eingehängte Druckstück
G niedergeführt. Damit aber durch die Bogenbewegung
des Hebelendes B die Bildung schiefsitzender Nagelköpfe
vermieden werde, erhält der gelenkige Stempelhalter G
mittels eines festen Führungszahnes R (Fig. 19 und 20) eine entsprechende
Lothrechtführung, dessen Andruck die Blattfeder F
liefert. In einer Führung der Tischplatte wird ferner mittels Stellschrauben und
Stellklötzchen P eine halbe Klemmatrize K festgestellt, während die andere Matrizenhälfte K in einem beweglichen Schlitten M eingespannt ist, welcher von einer an der Hauptwelle
sitzenden Daumenscheibe vorgeschoben, durch die gewundene Feder F an der Bettunterseite aber zurückgestellt wird. Neben
diesem Schlittenexcenter ist eine zweite Daumenscheibe angeordnet, durch welche ein
kleiner Stabschlitten I bewegt wird, an dem das vom
Tellerbrett abgezweigte Zuführungsrohr H angeschlossen
ist. So lange die untere Mündung dieses Rohres H über
die Platte K streicht, findet Abschluss statt; sobald
aber durch die Einwirkung der vorbemerkten Daumenscheibe das Rohr H über den freien Raum zwischen den Klemmbacken
gebracht wird, fällt ein Rohnagel auf die schwingende, den Aufsatzboden bildende Nase N, worauf der in richtiger Höhe stehende Nagel durch
die Klemmbacken K erfasst und gehalten wird, während
daraufhin der Kopfstempel D den Nagelkopf im Niederhub
formt. Nach dem Rückgang des beweglichen Klemmbackens K
wird der gepresste Hufnagel zwar frei, kann aber erst nach dem Seitwärtsschwingen
der Nasen N in einen seitlichen Behälter abfallen.
Diese Nase bildet den kurzen Schenkel eines um den Bolzen U schwingenden Winkelhebels N, der seine
Bewegung ebenfalls durch eine Daumenscheibe von der Hauptantriebwelle W in entsprechender Weise empfängt.
(Schluss folgt.)