Titel: | Die Fortschritte der Zuckerindustrie in dem letzten Viertel 1896. |
Fundstelle: | Band 303, Jahrgang 1897, S. 212 |
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Die Fortschritte der Zuckerindustrie in dem
letzten Viertel 1896.
(Letzter Bericht Bd. 302 S. 161, 186 u.
210.)
Die Fortschritte der Zuckerindustrie in dem letzten Viertel
1896.
A. Rübenzuckerfabrikation.
I. Landwirthschaft.
Auf Grund weiterer Versuche berichtet E. v. Proskowetz
jun.Oesterreichisch-ungarische Zeitschrift für
Zuckerindustrie und Landwirthschaft, 1896 XXV S.
711. über die Culturversuche mit Beta im
Jahre 1895 und zwar speciell mit Beta maritima L. und Beta vulgaris L.
Auf dieselben kann an dieser Stelle nicht näher eingegangen werden, doch sei
hervorgehoben, dass diese Arbeit für denjenigen, welcher sich mit dem Studium
der Rübenpflanze befasst, von grossem Werth ist. Von Interesse ist ferner
derjenige Theil der Arbeit, in welchem sich Proskowetz mit der Systematik von Beta, an der Hand einer nicht leicht
zugänglichen Litteratur, befasst, um speciell darzuthun, wie sehr die Ansichten
der Systematiker aus einander gehen und wie sehr eine Frage, namentlich durch
eine gewisse gegenseitige Abhängigkeit des Urtheils und durch Compromisse, auf
das von anderen Gesehene und Citirte, verwirrt werden kann, welche Frage, wenn
auch verwickelt, schliesslich nur durch den fortgesetzten kritischen
Culturversuch möglichst klargestellt zu werden vermag.
Ueber die Ursachen des Schossens der Zuckerrübe,
eine höchst unangenehme Erscheinung für die Verarbeitung, haben sich bereits
viele Forscher beschäftigt, ohne dass es aber bis jetzt zu einer vollständigen
Klärung dieser Frage gekommen wäre. In letzterer Zeit hat nun ThausingIbid. S. 900. die Versuche neuerdings aufgenommen und
ging der Versuchsplan dahin, einerseits die Vegetation der Pflanzen durch sehr
frühen Anbau, frühes Vereinzeln der Pflanzen und Stickstoffdüngung zu fördern,
andererseits durch künstlich hergestellte Trockenheit, tiefer eingebrachte
Samenknäuel, Köpfen der Blätter, späten Anbau, künstliche Beschattung und spätes
Vereinzeln zu beeinträchtigen. Aus den Versuchsergebnissen geht nun Folgendes
hervor: 1) Directe Ursache beim Aufschiessen der Zuckerrübe im ersten Jahre ist
die innere, ererbte Anlage. 2) Indirecte Ursache ist jede Förderung bezieh.
Beeinträchtigung in der Vegetation der Pflanze. 3) Die Schossrüben weichen in
Qualität und Quantität sehr von den Normalrüben ab. (Ist nicht neu, ebenso wie
die folgenden Punkte 4 und 5. Der Ref.) 4) Die einjährigen Rüben sind gewöhnlich
verholzter als die Normalrüben und zeigen gegen diese meistens einen Ausfall an
Rohrzucker. 5) Treten Schosser vereinzelt auf bei Rüben, die zur
Zuckerproduction gebaut werden, dann sind die Nachtheile weniger fühlbar. 6) Das
beste Mittel zur Beseitigung des Aufschiessens liegt in richtig gezüchtetem
Samen. 7) Um durch Fehler beim Anbau und in der Cultur die Bildung von
Samenschossern möglichst zu vermeiden, ist zu beachten: a) richtige Auswahl des
Samens für den betreffenden Boden; b) nicht zu früher Anbau; der Zeitpunkt
hierzu richtet sich nach dem Klima des jeweiligen Standortes; c) flache Saat; d)
nicht allzu frühes Vereinzeln; e) Hintanhaltung jeder Beeinträchtigung der
Förderung der Vegetation, wie zu schweres Walzen nach dem Auflaufen oder
Kopfdüngung mit Chilisalpeter u.s.w.
Die Gelbfärbung der Zuckerrübe hat nach den
Beobachtungen von M. TroudeLa sucrerie
indigene et coloniale, 1896 XLVIII S. 338.
namentlich in Nordfrankreich grosse Verbreitung gefunden, wo wenig Felder davon
frei waren. Bei Beginn der Krankheit bedecken sich die Blätter mit
unregelmässigen gelben Flecken, welche sich allmählich verbreiten und
schliesslich eine blassgelbe Farbe annehmen. Das Parenchymgewebe der Blätter
verfault sodann und die Oberfläche bedeckt sich mit Schimmelpilzen. Das Gewebe
der Blattstiele zersetzt sich ebenfalls unter Braunfärbung; dieselben verlieren
ihre Elasticität und brechen schliesslich unter der Schwere der Blätter ab, die
zu Boden fallen. Durch diese Erscheinung werden die Rüben sehr geschädigt, weil
sie klein und zuckerarm bleiben. Nach den Beobachtungen von Troude erscheint die Krankheit im Monat Juni nach
längerer und intensiver Trockenheit und breitet sich namentlich in sonnigen
Gegenden aus, während sie in Gegenden mit sehr feuchtem, maritimem Klima wenig
Verbreitung findet. Am intensivsten tritt sie auf Thonböden mit undurchlässigem
und undrainirtem Untergrund, sowie auf sehr leichten und wenig tiefgründigen
Böden auf, welche mehr als andere zur Trockenheit geneigt sind. Auf denjenigen
Rüben, welche sehr grosse Mengen Stickstoffdünger erhalten und sich demgemäss
frühzeitig entwickelt haben, erscheint die Krankheit frühzeitiger; dasselbe ist
auch auf sehr mageren, wenig fruchtbaren Böden bei Anwendung geringer Mengen
Dünger der Fall. Die von Nematoden befallenen Felder zeigen unter denselben
geologischen Verhältnissen, bei derselben Cultur und demselben Düngungszustande
nicht mehr kranke Pflanzen, als dies auf unverseuchten Feldern der Fall ist. Die
Krankheit dürfte das Resultat physiologischer Verhältnisse sein, welche durch
äussere Einflüsse auf die normal entwickelte Pflanze zur Entwickelung gelangen,
doch sind noch die Bedingungen, unter welchen diese physiologischen Verhältnisse
auftreten, unbekannt.
Ueber die Haltbarkeit getrockneter Rübenschnitzel
äussert sich PetermannDie deutsche
Zuckerindustrie, 1896 XXI S. 2257. auf Grund einer
Untersuchung von 8 Jahre alten Rübenschnitzeln, welche nach dem Verfahren von
Büttner-Meyer getrocknet wurden. Nach dieser
Zeit haben sich nun die in einem trockenen Raume aufbewahrten Schnitte nicht
verändert, woraus hervorgeht, dass sie sich auf eine Reihe von Jahren hinaus
unbeschadet ihres Nährwerthes und ihrer Zusammensetzung halten und daher den
Landwirthen ein Mittel in die Hand geben, sich durch futterarme Jahre
hindurchzuschlagen.
FrankBlätter für Zuckerrübenbau, 1896 III S.
341. gibt über den Charakter des
Jahres 1896 betreffs der Phoma-Betae-Krankheit der Zuckerrüben einige
Aufschlüsse, nachdem dieses Jahr für die Beurtheilung der Ursachen der Herz- und
Trockenfäule ein überaus lehrreiches ist. Frank hat
schon früher festgestellt, dass Trockenheit allein nicht nothwendig die Herz-
und Trockenfäule hervorbringt und dass andererseits die Krankheit auch entstehen
kann zu Zeiten, an Orten und unter Umständen, wo durchaus nichts von einem
Wassermangel der Pflanze vorhanden ist, dass also eben noch andere (unbekannte)
Factoren dazu gehören, welche unter Umständen sogar ohne den Factor der
Trockenheit die Krankheit erzeugen können. Das Jahr 1896 mit seinen ungewöhnlich
reichen Niederschlägen hat eine neue Bestätigung dieses Sachverhaltes gebracht
und zeigen die wirklich vorgekommenen Fälle, dass die Krankheit nicht mit
der Trockenheit parallel geht.
Ueber die Krankheiten der Zuckerrübe in Böhmen in
den Jahren 1894 bis 1896 liegen Betrachtungen von J.
StoklasaZeitschrift für Zuckerindustrie in Böhmen,
1896 XXI S. 1.vor, in welchen alle diejenigen Parasiten aus
dem Pflanzen- und dem Thierreiche aufgezählt werden, welche in Böhmen beobachtet
wurden. Da wesentlich Neues und allgemein Interessirendes nicht vorliegt, so sei
für specielles Interesse auf das Original verwiesen.
Weitere Mittheilungen liegen von J. StoklasaIbid. S. 92. über Heterodera radicicola vor, eine Nematodenart,
welche bis jetzt in Oesterreich noch nicht beobachtet wurde. Die Art
unterscheidet sich im Stadium des trächtigen Weibchens bezüglich der Dimensionen
gar nicht von der Rübennematode H. Schachtel; aber auch der Organismus des
entwickelten Männchens ist analog jenem der Rübennematode. Die Larven dringen in
die Wurzel ein, wo sie sich geschlechtlich scheiden; in Folge des Reizens des
Zellengewebes wird ein schnelles Wachsen der Zellen bewirkt, wodurch sich
Knöllchen bilden, welche nach aussen anschwellen und weiter wachsen, bis sie
eine gewisse Grösse erreichen. In den Knöllchen findet die Entwickelung des
Weibchens und des Männchens, sowie der Befruchtungsact statt. Die
ausschlüpfenden Larven dringen nicht immer in den Boden, sondern leben entweder
in den Intercellularräumen oder in dem Gefässbündel weiter und bilden in der
Nähe neue Knöllchen. Die mit Knöllchen behaftete Rübe zeigt nicht nur eine
schwächere Entwickelung der Wurzel, sondern auch des Blattwerkes. Erwähnenswerth
ist noch, dass H. radicicola die Wurzelknöllchen namentlich im sandigen Boden
mit ungewöhnlicher Energie treibt, hingegen aber, wie es scheint, im Thonböden
abstirbt.
Ferner hat J. StoklasaIbid. S. 193. durch Vegetationsversuche sichergestellt, dass die Enchytraeiden in die Kategorie gefährlicher Feinde
der Zuckerrübe gehören.
Der Schildkäfer (Cassida nebulosa) ist im J. 1896
ziemlich häufig aufgetreten, denn er wurde nicht nur an vielen Orten in
Oesterreich vorgefunden, sondern er hat sich auch nach den Beobachtungen Frank'sBlätter für Zuckerrübenbau, 1896 III S.
321. in Deutschland auf Zucker- und Futterrüben in grosser
Anzahl gezeigt. Dieses massenhafte Auftreten, welches immer mit einer Schwächung
der Pflanze verbunden ist, erheischt natürlich energische Vorkehrungen für die
Zukunft. Von Vortheil ist nun, nach Beendigung der Rübenernte die betreffenden
Felder möglichst tief umzupflügen, wodurch zu erwarten ist, dass die etwa in der
Erde befindlichen Käfer in eine tiefere Bodenschicht kommen und zu Grunde gehen.
Alle anderen vorgeschlagenen Bekämpfungsmittel haben keinen sicheren Erfolg
gebracht.
Bei dem gegenwärtigen Bestreben der Landwirthschaft und der Zuckerindustrie, alle
Abfallproducte möglichst auszunutzen, ist es auch natürlich, dass nun wieder die
Frage nach dem wirthschaftlichen Werthe der
Rübenblätter, sowie auch nach der Aufbewahrung
derselben von verschiedenen Seiten aus besprochen wird. In Jahren, wie
z.B. im Jahre 1896, wo die Blattentwickelung eine ausserordentlich grosse ist,
ist natürlich die Menge der abfallenden Blätter von Bedeutung für eine
Wirthschaft; denn man kann in runden Zahlen annehmen, dass mit Rücksicht auf
den chemischen Nährwerth die Abfälle an Rübenblättern und Rübenköpfen für 1 ha
mit 50 M. zu bewerthen sind, also eine ganz beachtenswerte Summe. BriemBlätter für Zuckerrübenbau, 1896 III S.
282. empfiehlt nun, die Rübenblätter, welche nicht frisch
verfüttert werden können, in Gruben zu conserviren. Auch LehmannHannoversche land- und forstwirthschaftliche
Zeitung, 1896 XLIX S. 719. ist der Ansicht, dass die
Einsäuerung, in richtiger Weise durchgeführt, die beste Conservirungsmethode
bleibt, und haben dies speciell seine Fütterungsversuche mit Hammeln gezeigt.
SchulzeDer Landwirth, 1896 XXXII S. 523
u. 530. neigt sich aber wieder dahin, dass die Nutzbarmachung
der Rübenblätter durch Einsäuern mit oder auch ohne nachfolgendes Waschen sehr
unvollkommen und zweifelhaft ist und daher eine andere Conservirung sehr
wünschenswerth wäre. Es erscheint nun durch die Methode von Nährlich (Aufbewahrung in kleinen Haufen, die mit
Stroh durchmengt sind, Aufhängen an Ernteleitern, Kleereutern u.s.w., Bündeln
und Aufhängen der Bündel an Zäunen, Bäumen u.s.w.) ein Fortschritt erreicht zu
sein, denn wenn auch diese Methode noch viele Mängel besitzt, so wird aber doch
damit ein nährstoffreicheres und besser verdauliches Futter ohne die enormen
Nährstoffverluste erzielt, als beim Einsäuern. Allerdings muss es noch der
Praxis anheimgestellt werden, diese Methode für den Grossbetrieb anzupassen.
Obgleich die Landwirthe nur in sehr geringem Grade die Wirkung des Wetters auf
das Gedeihen der Culturpflanzen beeinflussen können, erscheint es doch nützlich,
in bestimmten einzelnen Fällen den Nachweis zu versuchen, welche Wettereinflüsse
bei der Erzeugung einer Ernte gewirkt haben. Abgesehen von dem
wissenschaftlichen Interesse, welches eine solche Untersuchung bietet, ist es
nicht unmöglich, dass man zu einer weit sicherern Vorausschätzung des Ertrages
einer noch auf dem Felde stehenden Frucht gelangen kann, wenn erst in recht
zahlreichen Fällen der Einfluss des Wetters auf die Erzeugung einer bestimmten
Ernte nachgewiesen ist und dieselben meteorologischen Beobachtungen zu Gebote
stehen, auf Grund deren diese Nachweise geführt wurden. Auf Grund dieser
Erwägungen versucht nun RimpauLandwirthschaftliche Jahrbücher, 1896 XXV S. 935.
einen derartigen Nachweis der Wirkung des Wetters auf
die Zuckerrübenernten der Jahre 1891 bis 1895 zu geben, und zwar darum,
weil sich die Zuckerrübe zu einer derartigen Untersuchung besonders eignet. Auf
die interessante Arbeit kann hier nicht näher eingegangen werden, doch ist sie
allen denjenigen, die für die vorliegende Frage Interesse haben, zum Studium
empfohlen.
II. Chemie und analytische
Untersuchungsergebnisse.
In welcher Weise eine grössere Rübenpartie richtig zu bewerthen ist, ist eine
Frage, die schon vielfach in Discussion stand. KaiserDie deutsche Zuck er Industrie, 1896 XXI S.
2182. hebt nun bezüglich der Ermittelung des Zuckergehaltes der Rüben mit Recht hervor, dass es
unmöglich ist, bei der Rübenanalyse eine wirkliche Durchschnittsprobe aus
grösseren Rübenposten zu erhalten, und ruht in dieser Hinsicht daher die
Bezahlung der Rüben nach Zuckergehalt auf unsicherer Grundlage. Das Bedenkliche
dieser Thatsache wird aber dadurch abgeschwächt, dass die aus der Probenahme
hervorgehenden Unterschiede wechselnd nach der einen und nach der anderen
Seite fallen und sich ausgleichen; des ferneren gleichen sich im Fabrikbetrieb
die Unrichtigkeiten der Probenahme allmählich aus. Trotz aller Schwierigkeiten
bei der Probenahme ist aber der Modus der Bezahlung nach dem Zuckerwerth nicht
zu verwerfen; im Gegentheil, es sichert dieser Modus der besseren Rübe im
Allgemeinen einen besseren Preis und umgekehrt. Was nun die eigentliche
Untersuchung, nämlich die Gewinnung des Untersuchungsmusters aus der Probe
anbetrifft, so muss das Bestreben naturgemäss darauf gerichtet sein, aus jeder
Rübe ein ihrem Gewichte entsprechendes kleineres Quantum Substanz zu extrahiren.
Man muss der Verschiedenheit des Rübenmateriales auch hier Rechnung tragen, um
unrichtige Resultate zu eliminiren, und dies ist keine unlösliche Arbeit. Kaiser hat als einfachste und als am leichtesten
durchführbar jene Methode gewählt, bei welcher aus jeder Rübe ein zu ihrer
Grösse im Verhältniss stehendes Quantum ausgebohrt wird. Aus Rüben mit 5 cm
Halbmesser sind rund zwei Bohrfüllungen, aus Rüben mit 6 cm Halbmesser rund drei
Bohrfüllungen zu nehmen. Für die vorkommenden Rübengrössen hat Kaiser eine Tabelle berechnet und einen danach
angefertigten Maasstab neben der Bohrmaschine angebracht. Jede Rübe wird vor dem
Anbohren an den Maasstab angehalten und von diesem wird momentan abgelesen,
wievielmal die Rübe anzubohren ist. Dadurch wird erreicht, dass fast 3 Proc. des
Rübengewichtes als Untersuchungsmuster gewonnen werden, und durch die
Gleichmässigkeit dieses procentischen Verhältnisses ist die Garantie gegeben,
dass das Untersuchungsmuster genau dem Durchschnitt der Rübenprobe entspricht
und den richtigen Durchschnittsgehalt der Probe ergeben muss.
Zu dem Kapitel Rübenanalyse bemerkt SachsSucrerie beige, 1896 XXV S. 10.,
dass nach den Erfahrungen in Frankreich und Belgien bei sorgfältiger Ausführung
die Alkoholmethoden wie die kalte wässerige Digestion keine merkbaren
Differenzen ergeben. In Deutschland allerdings räumt man der Alkoholmethode den
Vorzug ein, mit dem Hinweis darauf, dass namentlich bei anormalen Rüben die
Differenzen sehr bedeutend sein können, doch ist Sachs der Ansicht, dass man auch in Deutschland den alkoholischen
Methoden gegebenen Vorzug nicht immer ernst meint. Die kalte wässerige Digestion
nach Pellet hat nur den Nachtheil, dass die Luft
vollständig entfernt werden muss und dass das Einfüllen des Rübenbreies in den
Kolben unbequem ist. Man hat in Folge dessen nach den Vorschlägen von Kaiser und Lewenberg,
Woijcicki u.a. empfohlen, den Rübenbrei in ein breites, nicht geaichtes
Gefäss zu bringen und mittels einer Pipette die nöthige Menge Wasser und den
Bleiessig auf einmal zuzusetzen. Sachs setzt 177 cc
zu und ist dann bei Anwendung des Normalgewichtes feinen Rübenreibsels
(hergestellt mittels der Keil und Doll'schen Reibe) der Zucker in 3 Minuten gelöst.
Zur Vereinfachung dieser Methode hat Le Docte einen
handlichen Apparat construirt, nach welchem es möglich ist, eine grosse Anzahl
von Rübenanalysen in der kürzesten Zeit auszuführen. Den Hauptbestandtheil des
Apparates bildet eine Pipette, welche derartig construirt ist, dass man 177 cc
Flüssigkeit (inclusive 5 cc Bleiessig) dem Rübenbrei zusetzen kann, welcher sich
in einer cylindrischen Schale aus verzinntem Kupfer befindet.
Die Schale ist ohne Löthstelle, mit glattem Boden und abgerundeten Ecken.
Sie wird mit einer Glasplatte bedeckt, die mit Vaselin bestrichen und mit einem
Kautschukverschluss befestigt ist. Man presst nun mit beiden Händen gegen den
Rand der Schale und schüttelt kräftig um. Nach Umschütteln der einen Schale
zieht man die Glasplatte weg und setzt sie auf die nächste Schale, ohne dass
sich, wegen dem Fett, die Flüssigkeit daran setzt.
Nach der Ansicht Kaiser'sDie deutsche
Zuckerindustrie, 1896 XXI S. 2345. kann aber der Le Docte'sche Apparat nicht als neu bezeichnet
werden, nachdem er nur eine etwas geänderte Ausführung längst bekannter Apparate
darstellt.
Zu demselben Kapitel empfiehlt KrügerIbid. S. 2434. einen einfachen
Apparat, durch welchen man eine bestimmte Menge Flüssigkeit (Wasser mit der
nöthigen Menge Bleiessig gemischt) dem Rübenbrei zusetzen kann und der sich nach
jedem Ablassen der Flüssigkeit bis zu einem genau abgemessenen Volumen
selbsthätig füllt.
Ueber stickstoffhaltige Bestandtheile aus
Rübensäften veröffentlicht v.
LippmannBerichte der deutschen chemischen
Gesellschaft, 1896 XXIX S. 2645. eine rein
wissenschaftliche Arbeit, welche auf Beobachtungen fusst, welche bereits vor
Jahren gemacht wurden. Für denjenigen, welcher sich mit diesem Kapitel
beschäftigt, sei nachdrücklichst auf diese Arbeit hingewiesen. Hervorgehoben
möge nur sein, dass von folgenden stickstoffhaltigen Bestandtheilen (ausgenommen
die schon bekannten Substanzen: Asparagin, Glutamin, Betaïn, Cholin, Leucin,
Tyrosin, Glutiminsäure, Citrazinnsäure, Lecithin und Legumin) die Identificirung
gelang: die Xanthinkörper, und, zwar neben Xanthin, Guanin, Hypoxanthin und
Adenin auch das bisher in Stoffen pflanzlichen Ursprungs nur selten beobachtete
Carnin, ferner Arginin, Guanidin, Allantoïn, Vernin und möglicher Weise auch
Vicin.
Unter dem langathmigen Titel: „Neues
chromo-mikrosaccharimetrisches Verfahren zur Untersuchung und raschen
Bestimmung des Zuckers in den Condensationswässern der Zuckerfabriken
u.s.w. und in Flüssigkeiten, welche von wenigen Milligrammen bis zu 0,1
und 0,2 Zucker pro Liter enthalten“, beschreiben Pellet und GiesbersSucrerie indigene et coloniale, 1896 XLVIII
S. 87. einen Apparat, mit welchem es rasch gelingen soll,
geringe Mengen Zucker in Condensations- und Abwässern der Zuckerfabriken
nachzuweisen. Die Methode beruht auf colorimetrischer Grundlage und ist sehr
complicirt, was auch die Erfinder einzusehen scheinen, da sie alle diejenigen,
welche den Apparat anwenden und Schwierigkeiten damit haben, um Mittheilung
ersuchen, damit sie im Stande sind, die eventuell zweifelhaften (!) Resultate zu
beheben.
StrieglerCentralblatt für die Zucker Industrie
der Welt, 1896 V S. 32 u. 76. empfiehlt eine Methode der Titration des Kupferoxyduls zur Bestimmung
kleiner Mengen Invertzucker, welche in ausserordentlich kurzer Zeit
Resultate erreichen lässt, die an Schärfe hinter den auf gewichtsanalytischem
Wege gefundenen nicht zurückstehen. Die Methode beruht darauf, dass das gefällte
Kupferoxydul mit chromsaurem Kali in Gegenwart von Salpetersäure oxydirt, die
Chromsäure durch Eisenoxydul-Ammoniumsulfat reducirt und letzteres mit Chamäleon
zurücktitrirt wird. Das Kupferoxydul wird zu diesem Zwecke auf einem
besonders hergestellten Asbestfilter gesammelt. Letzteres wird derartig
hergestellt, dass man eine perforirte Porzellanplatte von 1,5 cm Durchmesser in
einen Trichter legt, der durch eine Wulff'sche
Flasche mit Luftleere abgesaugt werden kann. Auf diese Porzellanplatte giesst
man den Asbestbrei (der vorher mit concentrirter Salzsäure ausgekocht wurde) bis
zu einer Schicht von 3 bis 4 mm Höhe auf und legt schliesslich auf dessen
Oberfläche eine zweite perforirte Platte, um beim Gebrauch das Emporwirbeln der
Asbestfasern zu verringern. Nach der Filtration des Kupferoxyduls bringt man das
Filter in den Erlenmeyer-Kolben zurück, setzt den Trichter auf den Kolben und
spült ihn sammt den perforirten Platten mit der zuzusetzenden Menge
Chromatlösung sorgfältig ab. Hierauf schüttelt man den Inhalt des Kolbens um und
spült die Reste der Chromatlösung vom Trichter und von den Platten mit 5 cc
Salpetersäure und, wenn nöthig, mit einigen Tropfen Wasser in den
Erlenmeyer-Kolben. Nach dem Zusatz der Säure geht die Reaction momentan vor
sich; man setzt nach dem Umschütteln die Eisenlösung zu und titrirt sofort mit
Chamäleon aus.
Die Methode lässt sich bei jeder Invertzuckerbestimmung anwenden, die auf
Ausfällung von Kupferoxydul beruht, wofern nur die Lösung der Substanz genügend
mit Blutkohle gereinigt wird, um reines, von organischen Substanzen freies
Kupferoxydul zu erhalten. Die Reaction tritt auch bei Bestimmung grösserer
Mengen Kupferoxydul momentan ein, wenn man die Menge der Salpetersäure
entsprechend vermehrt.
Es sei nun erinnert, dass W. Kalmann vor Kurzem (D. p. J. 1896 300 261)
eine schon in Vergessenheit gerathene Methode von Mohr neuerdings geprüft und hierbei sehr günstige Resultate erzielt
hat. Die Methode beruht, um kurz zu wiederholen, darauf, das erhaltene
Kupferoxydul in saurer Ferrisulfatlösung zu lösen und das entstandene
Ferrosulfat mit Chamäleon zu titriren. Auch diese Methode ist sehr einfach und
schnell zum Ziele führend, wobei ebenfalls die Qualität des Asbestes keine Rolle
spielt.
Zur directen Bestimmung kleiner Invertzuckermengen
schlägt ZamaronBulletin de l'Association des
chimistes, 1896 XIV S. 181. vor, den zu
untersuchenden Producten ein bekanntes Quantum Invertzucker zuzusetzen, den
Gesammtgehalt an Invertzucker zu bestimmen und den in den Producten wirklich
vorhandenen Invertzucker aus der Differenz zwischen dem analytisch gefundenen
und dem zugefügten Quantum zu berechnen.
Zu demselben Kapitel der Bestimmung des
Invertzuckers empfiehlt PelletIbid. S. 145., dieselbe mittels Fehling'scher Lösung durch viertelstündiges Erhitzen im Wasserbad bei
85° C. vorzunehmen; wobei zur Berechnung die Meissl'sche Tabelle dient. Auf diese Weise soll nur der Invertzucker
reducirend wirken, während andere Substanzen, die beim Kochen die Fehling'sche Lösung gleichfalls angreifen, nicht
zur Wirkung kommen. Zur annähernden Bestimmung der gesammten reducirenden
Substanzen wird die Zuckerlösung mit dem Fehling'schen Reagens 1 Stunde im kochenden Wasserbad erhitzt.
(Fortsetzung folgt.)