Titel: | Ueber Berechnung hydraulischer Hebevorrichtungen. |
Autor: | Herm. Fahlenkamp |
Fundstelle: | Band 303, Jahrgang 1897, S. 251 |
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Ueber Berechnung hydraulischer
Hebevorrichtungen.
Von Herm. Fahlenkamp in Hoerde i. W.
Ueber Berechnung hydraulischer Hebevorrichtungen.
Beim Entwerfen hydraulischer Hebevorrichtungen mit wagerechtem Treibkolben kann man
sich, ohne einen erheblichen Fehler zu begehen, die Annahme gestatten, dass
dieselben mit constanter Druckhöhe arbeiten. Es werden dabei die durch den höheren
oder tieferen Stand des Accumulators bewirkten Druckschwankungen vernachlässigt.
Diese Voraussetzung ist auch dann noch zulässig, wenn der Treibkolben senkrecht
angeordnet, der Hub aber klein ist.
Unter dieser Annahme lassen sich nun sehr übersichtliche Formeln für die
Bewegungsverhältnisse herleiten. Es wird zwar jedem mit derartigen Rechnungen
vertrauten Constructeur nicht schwer fallen, diese Gleichungen zu entwickeln. In der
Praxis ist aber häufig für derartige Arbeiten wenig Zeit übrig und dürfte daher das
Nachstehende nicht ganz ohne Interesse sein.
Bezeichnet P die auf den Treibkolben reducirte Belastung
inclusive Stopfbüchsen- und Lagerreibung u.s.w., M alle
die mit dem Treibkolben sich bewegenden und ebenfalls auf ihn reducirten Massen, F seinen Querschnitt, v
seine veränderliche Geschwindigkeit, f den Querschnitt
der Rohrleitung, l deren Länge, C die Wassergeschwindigkeit in derselben, so ist
F . v = f . C
oder
C=\frac{F}{f}\,.\,v=\beta\,.\,v.
Ausserdem bezeichne
\xi=1+\xi_1+.\ .\ .+\lambda\,.\,\frac{l}{d}
den Coëfficienten der Bewegungswiderstände des Wassers in der
Rohrleitung, so dass \xi\,\frac{C^2}{2\,g} die hierzu verwandte
Druckhöhe ergibt und
\lambda=0,01989+\frac{0,0005078}{d}
den Darcy'schen
Reibungscoefficienten.
Nach Eröffnung des Einlasschiebers wird die hier also als constant vorausgesetzte
Druckhöhe H wie folgt verwandt:
1) Zur Erzeugung von P, so dass ist:
h_1=\frac{P}{F\,.\,\gamma}.
2) Auf die Beschleunigung der Massen, daher
h_2=\frac{p\,.\,M}{F\,.\,\gamma}.
3) Auf die Bewegung des Wassers in der Rohrleitung, oder:
h_3=\xi\,.\,\frac{C^2}{2\,g}=\xi\,.\,\beta^2\,.\,\frac{v^2}{2\,g}.
Man hat daher:
H=h_1+h_2+h_3=\frac{P}{F\,.\,\gamma}+\frac{p\,.\,M}{F\,.\,\gamma}+\xi\,.\,\beta^2\,.\,\frac{v^2}{2\,g}
oder:
p=\frac{F\,.\,\gamma}{M}\,\left(h-\xi\,.\,\beta^2\,.\,\frac{v^2}{2\,g}\left)
wenn noch H-\frac{P}{F\,.\,\gamma} mit h bezeichnet wird.
Setzt man nun für p den Werth
\frac{\delta\,v}{\delta\,t}, so ist:
\delta\,t=-\frac{M}{F\,.\,\gamma}\
\frac{\delta\,v}{h-\xi\,.\,\beta^2\,.\,\frac{v^2}{2\,g}}
und diese Gleichung auf beiden Seiten mit
v=\frac{\delta\,s}{\delta\,t} multiplicirt:
\delta\,s=-\frac{M}{F\,.\,\gamma}\
\frac{v\,.\,\delta\,v}{h-\xi\,.\,\beta^2\,.\,\frac{v^2}{2\,g}}
folglich wird die Zeit t und der
Weg s erhalten aus
t=-\frac{M}{F\,.\,\gamma}\,\int\frac{\delta\,v}{h-\xi\,.\,\beta^2\,.\,\frac{v^2}{2\,g}}
. . (1)
und
s=-\frac{M}{F\,.\,\gamma}\,\int\frac{v\,.\,\delta\,v}{h-\xi\,.\,\beta^2\,.\,\frac{v^2}{2\,g}}
. . (2)
oder es wird sein:
t=-\frac{M}{F\,.\,\gamma}\
\frac{1}{2\,.\,\sqrt{h}\,.\,sqrt{\frac{\xi\,.\,\beta^2}{2\,g}}}
.\,logn\,.\,\frac{\sqrt{h}+v\,.\,\sqrt{\frac{\xi\,.\,\beta^2}{2\,g}}}{\sqrt{h}-v\,.\,\sqrt{\frac{\xi\,.\,\beta^2}{2\,g}}}+C
. . (3)
s=\frac{M}{F\,.\,\gamma}\
\frac{g}{\xi\,.\,\beta^2}\,.\,logn\,.\,\left(h-\frac{\xi\,.\,\beta^2}{2\,g}\,.\,v^2\right)+C
. . (4)
Diese Integrale sind in den Grenzen h2
= h bis h2 = 0, oder von v = 0 bis
v=\frac{1}{\beta}\,.\,\sqrt{\frac{2\,g\,.\,h}{\xi}} zu
nehmen. Gleichung (3) ergibt für v = 0 auch C = 0 und (4) für v =
0:
C=\frac{M}{F\,.\,\gamma}\ \frac{g}{\xi\,.\,\beta^2}\,.\,logn\,h,
beide aber für die obere Grenze von v den Werth ∞, oder in Worten: „Bei
constanter Druckhöhe wird die Bewegung des Treibkolbens erst nach unendlicher
Zeit zu einer gleichförmigen.“
Trotz dieses Resultates kann man doch t und s aus diesen Formeln mit jeder erwünschten Genauigkeit
erhalten. Werden die Integrale nur bis zu einer Geschwindigkeit v genommen, die der Druckhöhe φh entspricht wo φ eine Zahl zwischen 0 und 1
bedeutet, so kann man t und s durch Veränderung von φ nach und nach
ermitteln.
Nach Einführung des Werthes:
v=\frac{1}{\beta}\,.\,\sqrt{\frac{2\,g\,.\,h}{\xi}}\,.\,\sqrt{\varphi}
. . . (5)
wird
t=\frac{M}{F\,.\,\gamma}\
\frac{\sqrt{g}}{\beta\,.\,\sqrt{2\,h\,.\,\xi}}\,.\,logn\,\frac{1+\sqrt{\varphi}}{1-\sqrt{\varphi}}
. (6)
und unter Berücksichtigung der oben ermittelten Constante:
s=\frac{M}{F\,.\,\gamma}\
\frac{g}{\xi\,.\,\beta^2}\,.\,logn\,\frac{1}{1-\varphi} . . . (7)
Die jedem Werth φ entsprechende Geschwindigkeit v ist durch Gl. (5) gegeben. Zur Berechnung dieser
Werthe kann nachstehende kleine Tabelle benutzt werden.
Diese Gleichungen sind nun für Accumulatoren ohne Massen richtig. Bei
Gewichtsaccumulatoren bedürfen sie aber noch einer Correction wegen der
Accumulatormasse.
Ist F1 der
Querschnitt des Accumulators, M1 seine Masse, v1 seine Geschwindigkeit, so ist
F1 .
v1 = F . v
oder, da die Geschwindigkeiten sich wie die Beschleunigungen
verhalten:
F1 .
p1 = F . p
p_1=\frac{F}{F_1}\,.\,p=\beta_1\,.\,p.
Folglich ist die auf die Beschleunigung der Accumulatormasse
verwandte Druckhöhe:
h_4=p\,.\,\beta_1\,.\,\frac{M_1}{F_1\,.\,\gamma}
oder, noch M1
= q . M gesetzt:
h_4=p\,.\,q\,.\,{\beta_1}^2\,.\,\frac{M}{F\,.\,\gamma}.
Diese Druckhöhe ist ebenfalls von H abzuziehen und sind
die Formeln nunmehr folgende:
t=-\frac{M}{F\,.\,\gamma}\,.\,(1+q\,{\beta_1}^2)\,.\,\frac{\sqrt{g}}{\beta\,.\,\sqrt{2\,h\,.\,\xi}}\,.\,logn\frac{1+\sqrt{\varphi}}{1-\sqrt{\varphi}}
. . . (8)
s=\frac{M}{F\,.\,\gamma}\,.\,(1+q\,{\beta_1}^2)\,.\,\frac{g}{\xi\,.\,\beta^2}}\,.\,logn\frac{1}{1-\varphi}
. . . (9)
Dividirt man die Gl. (8) durch (9), so ist auch
t=s\,.\,\frac{\beta\,.\,\sqrt{\xi}}{\sqrt{2\,g\,.\,h}}\,.\,m
. . . (10)
m kann ebenfalls der Tabelle
entnommen werden.
φ
√φ
logn\,.\,\frac{1+\sqrt{\varphi}}{1-\sqrt{\varphi}}
logn\,.\,\frac{1}{1-\varphi}
m
0,1
0,3162
0,6549
0,1054
6,215
0,2
0,4472
0,9624
0,2232
4,313
0,3
0,5477
1,2303
0,3567
3,449
0,4
0,6325
1,4911
0,5108
2,919
0,5
0,7071
1,7628
0,6932
2,543
0,6
0,7746
2,0644
0,9163
2,253
0,7
0,8367
2,4198
1,2039
2,010
0,8
0,8944
2,8873
1,6094
1,794
0,9
0,9487
3,6370
2,3026
1,580
0,95
0,9747
4,3565
2,9957
1,454
0,99
0,9950
5,9870
4,6052
1,300
Als Beispiel sei eine Hebevorrichtung nach folgenden Daten zu berechnen:
P = 4000 k, M = 580, F = 0,01767 qm, f =
0,001964 qm, d = 50 mm, l
= 10 m, l/d =
200, ξ = 7,52, β = 9;
ferner H = 25 at = 250 m, F1 = 0,1590 qm, M1 =4052, β1 = 0,111 q
= 6,98 und h = 23,63 m.
Textabbildung Bd. 303, S. 252
Man erhält:
v=0,8674\,.\,\sqrt{\varphi}
t=0,6583\,.\,logn\frac{1+\sqrt{\varphi}}{1-\sqrt{\varphi}}
s=0,5742\,.\,logn\frac{1}{1-\varphi}
oder auch:
t = 1,1541 s.
m.
Die Werthe von v und s sind
in Fig. 1 als Ordinaten zu t aufgetragen. Die ausgezogenen Curven sind mit Berücksichtigung der
Accumulatormasse, die punktirten ohne diese gezeichnet. Man sieht, wie die
Geschwindigkeit von (φ= 0,98 bis 0,99 sich nur noch
wenig ändert und der nachfolgende Theil der Bewegung als gleichförmig angesehen
werden kann.
Wie nun die Formeln auch für die Rückwärtsbewegung des Treibkolbens, unter gleichen
Voraussetzungen wie im Vorstehenden, verwandt werden können, wird sich jeder
Constructeur selbst zurechtlegen.