Titel: | Ueber die gesättigten Alkohole des Wollfettes. |
Autor: | E. v. Cochenhausen |
Fundstelle: | Band 303, Jahrgang 1897, S. 283 |
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Ueber die gesättigten Alkohole des
Wollfettes.
Von E. v. Cochenhausen
in Chemnitz.
Ueber die gesättigten Alkohole des Wollfettes.
Die Resultate der Untersuchung des Wollfettes, welche in den letzten Jahren bekannt
geworden sind, seitdem dieses in colossalen Massen zur Verfügung stehende
Rohmaterial wiederum das Interesse der Chemiker gefunden hat, müssen als sehr wenig
befriedigend bezeichnet werden. Die Reihe der seit vielen Jahren bekannten
Verbindungen des Wollfettes (vgl. D. p. J. 1892 292 42), welche durch die neueren Arbeiten bald
bestätigt, bald in Zweifel gezogen werden, ist durch die Auffindung neuer, bisher
unbekannter Körper vergrössert worden, für deren Existenz in Folge der für ihre
Auffindung angewendeten Methoden keine grössere Wahrscheinlichkeit vorhanden ist,
als für die Existenz der bereits vor vielen Jahren aufgefundenen Körper. Als
hauptsächlichster Grund hierfür muss der angesehen werden, dass die zur Verfügung
stehenden Arbeitsmethoden, welche in der Verwendung der verschieden-, artigsten
Lösungsmittel und der Benutzung der grösseren oder geringeren Löslichkeit der
verschiedenen Ester, Alkohole, Säuren und deren Salze in diesen Lösungsmitteln
bestanden, nur eine geringe Erweiterung gefunden haben.
Die von Herbig vorgeschlagene fractionirte Verseifung
verspricht für die Zukunft noch Resultate, wenngleich die Verseifung unter Druck ein
äusserst sorgfältiges Arbeiten verlangt. Die Zweifel, welche Lifschütz (Pharmaceut. Zeug., 1895 Bd. 40 S. 643, 697) gegen die
Verseifung des Wollfettes und überhaupt eines jeden Fettes mit alkoholischer
Kalilauge ohne und mit Druck vorbringen zu müssen geglaubt hat, sind durch die
Arbeiten von Holde (Mittheil, d. königl. techn.
Versuchsanst., 1896 Bd. 14 S. 82) und durch v.
Cochenhausen (D. p. J. 1896 299 233 und 256)
durch zahlreiche Versuche als ganz unbegründet zurückgewiesen worden und erfahren
selbst von Lifschütz in seinen zusammen mit Darmstädter (Berl. Ber., Bd. 28 S. 3133, Bd. 29 S. 618,
1474, 2890) ausgeführten Arbeiten über Wollfett gar keine Beachtung mehr. Die von
Herbig zuerst benutzte Unlöslichkeit der Kalksalze
der Wollfettsäuren in Aceton, welche, ohne seitdem für die Untersuchung des
Wollfettes beachtet worden zu sein, zuerst durch das der Fabrik chemischer Producte
in Berlin ertheilte D. R. P. Nr. 38444 (Zusatz zu D. R. P. Nr. 22516) vom 17.
November 1885 veröffentlicht worden ist, wird als bestes Trennungsmittel der Ester
und Alkohole von Fettsäuren bei allen Arbeiten über Wollfett benutzt und wird auch
bei der Untersuchung anderer Fettarten sich sehr brauchbar erweisen. Die
Brauchbarkeit des von v. Cochenhausen (D. p. J. 1894
292 91 und 112, 1896 299
233 und 256) vorgeschlagenen Verfahrens der technischen Werthbestimmung des
Wollfettes ist durch Ulzer und Seidel (Zeitschrift für angew. Chem., 1896 S. 349) trotz der früheren
Behauptungen von Lifschütz (Pharmaceut. Zeug., 1895 Bd.
40 S. 643, 694, D. p. J. 1896 300 191) bestätigt worden.
Im Folgenden soll eine Reaction beschrieben werden, welche bis jetzt bei der
Untersuchung des Wollfettes noch nicht in Anwendung gekommen ist. Dieselbe ist
geeignet für den Nachweis von gesättigten Alkoholen und deren Trennung von den
ungesättigten, und zwar nicht nur bei der Untersuchung des Wollfettes, sondern
überhaupt aller Fettarten und Fettgemische, welche höhere gesättigte einwerthige
Alkohole enthalten.
Ueber die Schwefelsäureverbindungen der höheren einwerthigen gesättigten
Alkohole liegen nur wenige Arbeiten vor. Brodie (Ann.
Chem., Bd. 67 S. 203) beschreibt kurz die Darstellung der
Cerylschwefelsäure; Fridau (Ann. Chem., Bd. 83 S. 9)
erwähnt in einer Zusammenstellung der über Wallrath veröffentlichten Arbeiten die
Cetylschwefelsäure und deren gut krystallisirendes Kalisalz; Möslinger (Ann. Chem., Bd. 185 S. 49) stellte die Octylschwefelsäure aus
Octylalkohol und concentrirter Schwefelsäure dar Einige kurze Versuche mit reinem
Cetylalkohol und Cerylalkohol zeigten mir, dass diese Alkohole sehr leicht und ohne
Nebenzersetzungen mit concentrirter Schwefelsäure Alkylschwefelsäuren bilden, so
dass es nicht unmöglich erschien, durch Behandlung der aus dem Wollfett in früher
beschriebener Weise gewonnenen Alkohole mit concentrirter Schwefelsäure ähnliche
Schwefelsäureverbindungen herzustellen, wenn in dem Wollfett einwerthige gesättigte
Alkohole vorhanden sind. Um jedoch die Reactionsbedingungen, ferner die
Eigenschaften dieser Alkylschwefelsäuren und ihrer Salze, besonders ihr Verhalten
gegen die verschiedenen Lösungsmittel kennen zu lernen und schliesslich die
Möglichkeit, aus ihnen die freien Alkohole wiederum abzuscheiden, zu constatiren,
wurde zunächst die Einwirkung von concentrirter Schwefelsäure auf Cetylalkohol,
Cerylalkohol und Cholesterin untersucht. Die Anwendung dieser Reaction auf die aus
Wollfett abgeschiedenen Alkohole hat, obgleich die Versuche noch nicht mit der
erforderlichen Gründlichkeit durchgeführt worden sind, den Beweis geliefert, dass
man aus dem Wollfett eine Gruppe von Alkoholen sehr leicht abscheiden kann, welche
ihren bis jetzt constatirten Eigenschaften nach als gesättigte einwerthige Alkohole
angesehen werden müssen.
Der Cetylalkohol, welcher verwendet wurde, war nach dem von Krafft (Berl Ber., 1884 S. 1628) beschriebenen Verfahren aus Wallrath
dargestellt worden und konnte, da er den Schmelzpunkt 49,3° zeigte, als reiner
Hexadecylalkohol, C16H34O, angesehen werden. Der Cerylalkohol wurde in gleicher Weise aus einem
direct von Hongkong bezogenen chinesischen Wachs hergestellt und hatte den
Schmelzpunkt 79°. Das Cholesterin war von Kahlbaum in
Berlin bezogen und hatte den Schmelzpunkt 143°.
Brodie beschreibt die Einwirkung der concentrirten
Schwefelsäure auf Cerylalkohol mit den Worten: „Wenn Cerotin (Cerylalkohol) mit
concentrirter Schwefelsäure in der Kälte behandelt wird, so wird es von dieser
nur theilweise und an der Oberfläche angegriffen. Wird die Einwirkung durch
Hitze verstärkt, so wird die Masse roth und es findet Zersetzung statt. Nimmt
man indessen das Cerotin im Zustande feiner, körniger Vertheilung, wie man es
durch Krystallisation aus Aether erhält, und lässt so die Säure darauf wirken,
so wird alle Zersetzung vermieden und es findet eine vollkommene Verbindung der
Säure mit dem Cerotin statt.“ Um die Alkohole in möglichst feiner
Vertheilung mit der Schwefelsäure in Berührung zu bringen, wurden sie in
Petroleumäther, welcher von concentrirter Schwefelsäure nicht angegriffen wird,
gelöst; in diese Lösung wurde unter Abkühlen mit kaltem Wasser etwa die fünffache
Menge concentrirter Schwefelsäure unter Umschwenken eingetragen. Wenn man durch
Abkühlen mit Wasser dafür sorgt, dass kein Erwärmen eintritt, so verläuft die
Reaction ohne Entwickelung von schwefliger Säure. Nach 20 stündigem Stehen wurde die
Masse in viel
kaltes Wasser eingetragen, noch etwas Petroleumäther hinzugefügt und
durchgeschüttelt. Die von der verdünnten Schwefelsäure getrennte Lösung der
Alkylschwefelsäuren in Petroleumäther wurde mit alkoholischer Natronlauge
neutralisirt, alsdann wurde der Petroleumäther abdestillirt und der im Wasserbad
getrocknete Rückstand mit absolutem Alkohol extrahirt, um das schwefelsaure Natrium
zu entfernen. Der nach Entfernung des Alkohols verbleibende Rückstand lieferte durch
Umkrystallisiren aus 50procentigem Weingeist die Natriumsalze der
Alkylschwefelsäuren sofort in vollkommen reinem Zustand. Die Calcium- und
Bariumsalze scheiden sich beim Versetzen der Lösung des Natriumsalzes mit
Chlorcalcium- oder Chlorbariumlösung als weisse flockige Massen ab und können durch
Umkrystallisiren aus 50procentigem Weingeist leicht in reinem Zustand erhalten
werden.
Cetylschwefelsäure und ihre Salze. Die freie Säure,
welche in Wasser und verdünnter Schwefelsäure schwer, in alkoholhaltigem Wasser
leichter löslich ist, wurde nicht in reinem Zustand dargestellt. Beim Verdampfen
ihrer Lösung im Wasserbad findet Zersetzung statt und es bleibt ein schwarzgefärbter
wachsartiger Rückstand. Die Natrium-, Calcium- und Bariumsalze können aus verdünntem
Alkohol umkrystallisirt werden und bilden weisse nadelförmige Krystalle ohne
Krystallwasser, welche sich schon bei 100° unter theilweiser Zersetzung schwärzen,
wie auch von Möslinger an den octylschwefelsauren
Salzen beobachtet worden ist. Das Natriumsalz ist in Aceton löslich und kann daraus
umkrystallisirt werden, das Calcium- und Bariumsalz ist in Aceton unlöslich. Das
Bariumsalz wurde in einem Platintiegel verbrannt, der Rückstand wurde mit einem
Tropfen concentrirter Schwefelsäure behandelt und erhitzt. 0,7302 g Bariumsalz
lieferte hierbei 0,2163 g BaSO4, entsprechend 17,42
Proc. Ba; die Verbindung C32H66S2O8Ba enthält 17,58 Proc. Ba.
Cerylschwefelsäure und ihre Salze. Die freie Säure
verhält sich gegen Lösungsmittel und beim Erwärmen wie die freie Cetylschwefelsäure.
Das Natriumsalz bildet mit kochendem Wasser eine dicke schleimige Masse wie
Stärkekleister, welche beim Erkalten dünnflüssig wird und nicht filtrirt werden
kann. Aus wasserfreiem Alkohol scheidet sich das Salz in pulverförmigen Krystallen,
aus wasserhaltigem Alkohol in flockigen, aus feinen Krystallnadeln bestehenden
Massen aus. Eine concentrirte Lösung in absolutem Alkohol erstarrt auf dem Filter zu
einem Krystallbrei. Das Natriumsalz ist auch in Aceton löslich. Die Natronbestimmung
ergab die der Verbindung C27H55SO4Na
entsprechende Menge Natron (berechnet 6,23 Proc. Na2O):
1,0121 g
Natriumsalz lieferte 0,1448 g Na2SO4,entsprechend 6,24 Proc. Na2O.
1,0165 g
Natriumsalz lieferte 0,1460 g Na2SO4,entsprechend 6,27 Proc. Na2O.
Das Calciumsalz ist in Wasser schwer löslich; die Löslichkeit in kaltem und heissem
absolutem Alkohol ist fast gleich gross, so dass beim Abkühlen einer kochenden
concentrirten Lösung in absolutem Alkohol nur eine sehr geringe Menge
auskrystallisirt; aus 50procentigem Weingeist krystallisirt jedoch das Calciumsalz
sehr leicht in flockigen Massen aus, welche aus feinen Krystallnadeln bestehen. Das
Bariumsalz ist in kaltem und heissem Wasser unlöslich, in kaltem und heissem
absolutem Alkohol nur in sehr geringen Mengen löslich. Durch Aceton werden die
Calcium- und Bariumsalze nicht aufgelöst und auch in ihrer Form nicht verändert,
durch Aethyläther und Petroleumäther werden sie jedoch in schleimige Massen
verwandelt, welche die Poren des Filters sofort vollständig verstopfen.
Abscheidung des Cetylalkohols und Cerylalkohols aus den
Schwefelsäureverbindungen. Die Salze der Cetyl- und Cerylschwefelsäure
werden durch Kochen mit alkoholischer Kalilauge nicht verändert, so dass nach 1
stündigem Kochen der Salze mit einem grossen Ueberschuss von normaler alkoholischer
Kalilauge fast die Gesammtmenge des angewendeten Kalis wiedergefunden wurde. Die
Abspaltung der Alkohole gelingt jedoch sehr leicht und ohne Nebenzersetzungen durch
Kochen der Salze mit verdünnter Salzsäure. Die aus den cetyl- und den
cerylschwefelsauren Salzen auf diese Weise abgeschiedenen Alkohole zeigten nach
einmaligem Umkrystallisiren die dem Cetylalkohol und dem Cerylalkohol zukommenden
Schmelzpunkte 49,3° und 79°. Da die trockenen cetyl- und cerylschwefelsauren Salze
von der wässerigen Lösung der Salzsäure nur sehr schwer benetzt werden, so dass die
Zersetzung sehr langes Kochen beansprucht, so wurde die Lösung der Salze in
50procentigem Weingeist mit Salzsäure gekocht. Hierbei wurde jedoch aus
cerylschwefelsaurem Natrium ein Alkohol erhalten, dessen Schmelzpunkt auch nach
mehrmaligem Umkrystallisiren bei etwa 95° lag, so dass wahrscheinlich ein äthylirter
Cerylalkohol entstanden ist. Die Zersetzung tritt jedoch durch Kochen mit wässeriger
Salzsäure nach wenigen Minuten ein, wenn man die Salze vor dem Zusatz der verdünnten
Salzsäure mit etwas Aceton gleichmässig anfeuchtet. Die so abgeschiedenen Alkohole
hatten stets den Schmelzpunkt derjenigen Alkohole, von denen man ausgegangen war.
Als Fridau (Ann. Chem., Bd. 83 S. 9) versuchte, aus
wässerigen und alkoholischen Lösungen des cetylschwefelsauren Kaliums die
Cetylschwefelsäure abzuscheiden, traten stets Zersetzungsproducte auf. Diese werden
jedenfalls Cetylalkohol und ein durch die Anwesenheit von Alkohol entstandener
äthylirter Cetylalkohol gewesen sein.
Einwirkung von concentrirter Schwefelsäure auf
Cholesterin. Dieselbe verläuft wie bei dem Cetylalkohol und dem
Cerylalkohol ohne Entwickelung von schwefliger Säure. Das Reactionsproduct wurde in
Wasser eingetragen und mit Petroleumäther ausgeschüttelt. Die ätherische Lösung
zeigte auf Zusatz von zwei Tropfen alkoholischer Kalilauge alkalische Reaction und
hinterliess beim Verdampfen des Lösungsmittels eine schwach gelbgefärbte
colophoniumartige Masse, welche nach dem Umkrystallisiren aus Aether bei 60°
schmolz. Die mit Aether ausgeschüttelte verdünnte Schwefelsäure wurde mit Natron
neutralisirt und zur Trockene verdampft. Der im Wasserbad getrocknete Rückstand
wurde am Rückflusskühler zuerst mit Aether extrahirt, wobei noch kleine Mengen der
bei 60° schmelzenden Masse entfernt wurden, und mit absolutem Alkohol behandelt.
Beim Verdampfen des Alkohols blieben nur. Spuren eines Rückstandes. Das Cholesterin
hat also durch die Einwirkung der Schwefelsäure keine Schwefelsäureverbindung
gebildet, sondern ist wahrscheinlich in die von Zwenger
(Beilstein's Handbuch, III. Aufl.) zuerst dargestellten und von Mauthner und Suida (Monatsh. f.
Chem., Bd. 17 S. 29) untersuchten Cholesterone übergegangen. Dieselben sind
in Alkohol, Aether, Petroleumäther, Aceton sehr leicht löslich.
Behandlung der Alkohole des Wollfettes mit concentrirter
Schwefelsäure. Eine grössere Menge desselben Handelswollfettes, dessen
Werthbestimmung früher (D. p. J. 1894 292 91, 112) beschrieben worden ist, wurde 4 Stunden lang
am aufrechtstehenden Kühler mit alkoholischer Kalilauge verseift; das Product wurde
in verdünntem Alkohol gelöst, bei 70° mit Chlorcalciumlösung versetzt; die
abgeschiedenen Kalksalze wurden mit Wasser ausgewaschen, an der Luft bei
gewöhnlicher Temperatur getrocknet und mit Aceton extrahirt. Der nach dem Verdampfen
des Acetons verbleibende Rückstand, welcher aus den bei der Verseifung entstandenen
Alkoholen und den schwer verseifbaren Estern besteht und etwa 33 Proc. des
Handelswollfettes betrug, wurde für die Untersuchung verwendet.
Die in Petroleumäther gelöste Masse wurde unter fortwährendem Abkühlen mit kaltem
Wasser mit der vier- bis fünffachen Menge concentrirter Schwefelsäure versetzt. Eine
Entwickelung von schwefliger Säure tritt nur ein, wenn die Masse sich erwärmt. Nach
20 Stunden wurde das Product in viel kaltes Wasser gegossen, wobei sich über der
klaren, schwach gelbgefärbten, verdünnten Schwefelsäure die Petroleumätherlösung
abschied. Die Lösung in Petroleumäther wurde mit Soda neutralisirt, hierauf wurde
der Petroleumäther abdestillirt und der Rückstand im Wasserbade zur Trockne
verdampft und in heissem Alkohol gelöst. Beim Erkalten schieden sich reichliche
Mengen von gelbgefärbten Krystallen ab. Die Lösung derselben in 50procentigem
Weingeist wurde bei 70° mit Chlorcalciumlösung versetzt, wobei sich schwach
gelbgefärbte flockige Massen abschieden. Diese wurden abfiltrirt, mit kaltem Wasser
ausgewaschen, an der Luft bei gewöhnlicher Temperatur getrocknet und im Soxhlet'schen Apparat mit Aceton extrahirt, um die noch
vorhandenen Cholesterone vollständig zu entfernen. Als die Extraction mittels
Schwefeläther oder Petroleumäther versucht wurde, entstand, wie schon bei dem
cerylschwefelsauren Calcium beobachtet worden war, eine dicke schleimige Masse,
welche nicht extrahirt werden konnte. Das Auswaschen und Trocknen der Kalksalze
gelingt nur dann sehr leicht, wenn die Fällung bei der angegebenen Temperatur
vorgenommen worden ist.
Die durch Aceton von den Cholesteronen u.s.w. befreiten Kalksalze können durch
Umkrystallisiren aus 50procentigem Weingeist sehr leicht in reinem Zustand erhalten
werden. Das Kalksalz kann durch Kochen mit verdünnter Sodalösung leicht in das
Natronsalz verwandelt werden, welches durch absoluten Alkohol von der überschüssig
angewendeten Soda getrennt und aus 50 proeentigem Alkohol umkrystallisirt wurde. Die
so erhaltenen Salze verhalten sich gegen Lösungsmittel wie eine Mischung von cetyl-
und cerylschwefelsauren Salzen.
Wie zu erwarten war, sind die so dargestellten Schwefelsäureverbindungen keine
einheitlichen Körper; denn die aus einer concentrirten Lösung in 50procentigem
Alkohol sich zuerst abscheidenden Salze hatten eine andere Zusammensetzung als die
Salze, welche nach dem Verdampfen eines Theils des Lösungsmittels
auskrystallisirten. Die schwerer löslichen Salze näherten sich in ihrer
Zusammensetzung den cerylschwefelsauren Salzen, während die leichter löslichen den
cetylschwefelsauren Salzen nahe kamen.
Cetylschwefelsaures Natrium C16H33NaSO4
enthält
9,01
Proc.
Na2O.
Cerylschwefelsaures Natrium C16H33NaSO4
„
6,23
„
Na2O.
Cetylschwefelsaures Calcium C16H33NaSO4
„
8,21
„
CaO.
Cerylschwefelsaures Calcium C16H33NaSO4
„
5,66
„
CaO.
0,2340 g leicht lösliches Caiciumsalz gab 0,0419 g CaSO4,
entsprechend 7,07 Proc. CaO.
0,8979 g schwer lösliches Calciumsalz gab 0,1314 g CaSO4,
entsprechend 6,02 Proc. CaO.
1,2421 g schwer lösliches Natriumsalz gab 0,1807 g Na2SO4,
entsprechend 6,35 Proc. Na2O, entsprechend 5,73 Proc. CaO.
Die Kalksalze wurden mit wenig Aceton befeuchtet und in einer Porzellanschale unter
Umrühren mit verdünnter Salzsäure gekocht. Ebenso wie bei der gleichen Behandlung
des cerylschwefelsauren Calciums beobachtet worden war, wurde die anfangs dicke und
kleisterartige Masse immer dünnflüssiger und nach 10 Minuten schied sich eine
schwach gelbgefärbte, theilweise geschmolzene Masse ab, welche nach dem Erkalten
abfiltrirt, ausgewaschen, getrocknet und in kochendem Methylalkohol, in welchem der
Cerylalkohol sehr viel schwerer löslich ist als der Cetylalkohol, gelöst. Der beim
Erkalten zuerst auskrystallisirende Körper war vollkommen farblos und hatte den
Schmelzpunkt 62°, der aus der Mutterlauge beim Abkühlen in Schnee
auskrystallisirende Körper war ebenfalls farblos und hatte den Schmelzpunkt 42°;
beim Eindampfen der Mutterlaugen hinterblieben kleine Mengen eines Körpers, welcher
bei 45° anfing zu schmelzen und bei 52° geschmolzen war. Die bei der Wiederholung
aller Operationen von Anfang an erhaltenen Körper hatten die Schmelzpunkte 65°
bezieh. 50°.
Die bei 42° und bei 62° schmelzenden Körper wurden mit Essigsäureanhydrid und
wasserfreiem, essigsaurem Natrium 1 Stunde lang am Rückflusskühler gekocht, alsdann
mit Wasser vermischt und gekocht. Die durch Kochen mit Wasser aus dem überschüssig
angewendeten Essigsäureanhydrid entstandene Essigsäure wurde mit Aether
ausgeschüttelt und die ätherische Lösung durch Schütteln mit Wasser von der Säure
befreit. Nach dem Verdampfen des Aethers blieb eine weisse Masse zurück. Die aus dem
bei 42° schmelzenden Körper erhaltene Masse schmolz bei 32°, während die Masse,
welche aus dem bei 62° schmelzenden Körper erhalten war, bei 47° schmolz. Beim
Kochen mit alkoholischer Kalilauge wurden für je 1000 Th. des ersten Körpers 154,2
Th. KOH und für je 1000 Th. des zweiten Körpers 135 Th. KOH verbraucht. Da die
Acetylzahl des essigsauren Cetylesters, CH3COOC16H33, 197 und die
des essigsauren Cerylesters, CH3COOC27H55, 128 ist, so
scheint der bei 62° schmelzende Körper hauptsächlich aus Cerylalkohol zu bestehen,
während der bei 42° schmelzende Körper wahrscheinlich ein Gemisch von Cerylalkohol
und einem oder mehreren Alkoholen mit kleinerem Molekulargewicht als Cerylalkohol
ist. Eine Trennung dieser Alkohole ist noch nicht versucht worden. Dass gesättigte
Alkohole vorliegen, wurde durch die Bestimmung der Jodzahl bewiesen. Trotz Anwendung
eines grossen Ueberschusses der Hübl'schen Jodlösung
nahmen beide Alkoholgemische keine Spur von Jod auf.
Was die Menge dieser gesättigten Alkohole betrifft, so scheinen sie etwa 4 Proc. des
angewendeten Wollfettes, also etwa 12 Proc. des daraus gewonnenen Gemisches der
Alkohole und schwer verseif baren Ester zu betragen. Ich betrachte diese Zahl jedoch
noch nicht als feststehend. Chemnitz, Technische Staatslehranstalten.