Titel: | Neuere Dampfmaschinen. |
Fundstelle: | Band 304, Jahrgang 1897, S. 125 |
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Neuere Dampfmaschinen.
(Fortsetzung des Berichtes S. 101 d. Bd.)
Mit Abbildungen.
Neuere Dampfmaschinen.
Um eine passende, relative Bewegung zwischen Grund- und Expansionsschieber bei Doppelschiebersteuerungen zu erzielen und hauptsächlich
den Widerstand der Expansionsschieber zu vermindern, wendet J. Pichler in Nürnberg den in Fig. 50 und 51 dargestellten Mechanismus an. Der Winkelhebel w ist im Punkte o durch einen Hebel c derart gestützt, dass er eine schwingende Bewegung ausführen kann. Im
Punkte b wird der Hebel w von der Stange h
erfasst, die in ihrer Achsenrichtung verstellbar ist und zu dem Zwecke vielleicht an einem drehbaren Hebel hängt.
Durch Veränderung der Lage der Stange h in Richtung ihrer Achse wird der Hebel w unbeschadet seiner schwingenden Bewegung um den Punkt o gedreht. Die beiden Hebelpunkte e und f beschreiben dabei Kreisbogen, deren Längen zu einander in demselben
Verhältniss stehen, wie die beiden Hebelarme oe und of. Im Punkte e ist die Schieberstange g eingehängt. Durch Drehung des Hebels w wird also eine Verstellung des Schiebers gegenüber seiner Unterlage bewirkt, d.h. seine Ueberdeckung
geändert.
Textabbildung Bd. 304, S. 125
Mechanismus zum Vermindern des Widerstandes der Expansionsschieber von Pichler.
Der Hebelpunkt f ist gelenkig mit dem Gleitbacken einer Coulisse verbunden, die mittels Excenterstange um
den Punkt k schwingt. Je nach der Lage des Gleitbackens in der Coulisse wird die übertragene
Schwingbewegung grösseren oder geringeren Ausschlag erhalten, welcher sich in demselben Maasse ändert, wie der Abstand
des Punktes f vom Punkte k. Die Veränderung dieses Abstandes erfolgt wiederum durch
Drehung des Hebels w um den Punkt o; es wird also durch diese Drehung gleichzeitig die Schieberüberdeckung und der Schieberhub
eingestellt.
An Stelle des Stützhebels c kann auch eine Geradführung oder eine ähnliche Vorrichtung treten, wenn
dieselbe die Function des Hebels c erfüllt.
Die Fig. 52 bis 54 zeigen eine Dampfmaschinensteuerung mit Grund- und Expansionsschieber von L. Uhmann in
Plauen-Dresden, bei welcher die beiden genannten Schieber derart mit einander verbunden sind, dass beider Bewegung
von einem
gemeinsamen Steuerorgan (Excenter) aus gleichzeitig nach dem Bewegungsgesetze des Vertheilungsschiebers erfolgt und
ausserdem noch dem
Expansionsschieber von einem anderen Steuerungsorgan eine zweite Bewegung ertheilt wird.
Textabbildung Bd. 304, S. 126
Dampfmaschinen Steuerung mit Grund- und Expansionsschieber von Uhmann.
Die Bewegung des Vertheilungsschiebers V erfolgt mittels Coulissensteuerung, deren Excenter mit EE1, die zugehörigen Stangen mit El, E1l1, die Coulisse mit ll1 bezeichnet sind. Letztere ist in der Mitte bei K durch das Glied KK1 an dem Steuerhebel NWK1 aufgehängt.
Tv ist die im Punkte v durch das Glied vv1 mit dem Steuerhebel verbundene Schubstange für den Vertheilungsschieber; ferner ist in dem Punkte
v eine Schubstange a angelenkt, die in c an
einem Winkelhebel bcb1 angreift, welcher, mittels des Gabelgliedes ff an einer fest gelagerten Achse i angehängt, um diese schwingen kann. An
b1 greift einerseits die Schubstange e
an, welche in geeigneter Weise mit der Schieberstange w und durch diese mit dem Expansionsschieber x verbunden ist, andererseits steht der Winkelhebel in b durch das
Doppelgabelglied d mit dem Endpunkte g eines zweiten Winkelhebels gig1 in Verbindung, welcher gleichfalls um die Achse i frei schwingen kann.
Wird gig1 als ohne Bewegung, in Ruhe befindlich gedacht, und wählt man die
Hebellängen etwa derartig, dass gi = bc und gb = g1 ist, so ist ohne weiteres klar, dass Vertheilungs- und Expansionsschieber zu gleicher Bewegung mit einander verbunden
sind, dass jedoch weiter die Möglichkeit vorliegt, durch Einleitung irgend welcher Bewegung auf den Winkelhebel gig1 dem Expansionsschieber für sich diese Bewegung ausser seiner ersten
Bewegung zu übermitteln.
In der Darstellung ist zur Uebertragung diejenige resultirende Bewegung gewählt, welche der todte Punkt K
der Coulisse besitzt, und zwar ist dieser durch die Doppelschubstange hh mit dem Endpunkte des Hebelarmes
g1
verbunden. In gleicher Weise würde sich auch eine andere Bewegung auf g1 übertragen lassen, sobald dieselbe nur dem Zwecke Genüge leistet, dem Expansionsschieber eine für die Expansionseinleitung
geeignete Bewegung zu ertheilen.
Eine Doppelschiebersteuerung, bei welcher der Expansionsschieber von der Spindel des Grundschiebers bethätigt wird, wurde
W. D. Wight in Pentre, M. B. Wild und Th. Ryder
in Oldham unter Nr. 87144 im Deutschen Reiche patentirt.
Wie aus Fig. 55 ersichtlich, ist A der Grundschieber, welcher in der
üblichen Weise durch die nach hinten verlängerte Stange DD1 hin und her
bewegt wird. Der Expansionsschieber C befindet sich an dem inneren Ende einer Schieberstange F von verhältnissmässig grossein Durchmesser. Das äussere Ende der Stange F
ist in der Weise mit der Schieberstange des Grundschiebers verbunden, dass der Expansionsschieber zur gewünschten
Zeit abwechselnd
durch die Grundschieberstange oder durch den Dampfdruck im Inneren des Schieberkastens bethätigt wird. Der letztere
kann durch
Federwirkung unterstützt werden. Mit O ist eine Kniehebelverbindung bezeichnet und zwar sind die Enden
des Kniehebels mit den auf der Grund- bezieh. Expansionsschieberstange befestigten Kreuzköpfen II1 verbunden, welch letztere mit ihren hülsenartigen Ansätzen in der Fig. 54 ersichtlichen Weise auf den Schieberstangen gleiten.
Bei vorgenannter Anordnung werden, so lange der Kniehebel sich im gestreckten Zustande befindet, beide Schieberstangen und
somit beide
Schieber gleichzeitig verschoben. Sobald jedoch der Kniehebel gebeugt wird, wirkt der Dampfdruck im Inneren des Schieberkastens
u.s.w.
auf die Stange F und der Expansionsschieber wird derart verschoben, dass ein Absperren des Dampfes
eintritt. Am Ende des Hubes nimmt der Kniehebel, zufolge seiner Verbindung mit der Grundschieberstange D,
wieder seine gestreckte Lage ein.
Textabbildung Bd. 304, S. 126
Fig. 55.Doppelschiebersteuerung von Wight, Wild und Ryder.
Um das Beugen des Kniehebels zu bewirken, kann eine Daumenscheibe, eine geneigte Anschlagfläche o. dgl. Verwendung finden,
welche
mittels der Hand oder zweckmässiger durch den Regulator verstellt wird.
Grund- und Expansionsschieber können in verschiedener Weise construirt und angeordnet sein.
Auf der Abbildung springen beide Enden des Grundschiebers A seitlich über den Schieberspiegel und die
Gleichgewichtsplatte B vor. Der Dampf strömt durch den Kanal a in den
Cylinderkanal p. Der Expansionsschieber schliesst oder öffnet beide Einströmöffnungen a an entgegengesetzten Seiten des Schiebers.
Die Pickering'sche SchiebersteuerungReuleaux, Der Constructeur, 4. Aufl. S.
931. kennzeichnet sich bekanntlich dadurch, dass der Hauptkolben den aus einer Muschelplatte und zwei Kolben
zusammengesetzten Schieber selbsthätig umsteuert.
Textabbildung Bd. 304, S. 127
Pickering'sche Schiebersteuerung für Verbundmaschinen.
Um die Pickering'sche Schiebersteuerung für Verbundmaschinen geeignet zu machen, ordnet die Ingersoll-Sergeant Drill Company in New York dieselbe an Gesteinbohrmaschinen in der Fig. 56 und 57 ersichtlichen Weise an.
A ist der Hochdruck-, A1 der
Niederdruckcylinder mit den durch die Bohrstange B verbundenen Kolben C
bezieh. C1. D ist das Schiebergehäuse mit
dem Muschelschieber E und den letzteren bethätigenden Kolben aa1, welche durch eine zwischen Lappen cc des Schiebers geführte Spindel
b mit einander verbunden sind. Bei i mündet die Frischdampfleitung in
das Schiebergehäuse D.
Der Hauptaustrittskanal e im Schieberspiegel steht durch Kanal h mit der
Aussenluft in Verbindung. In der Fig. 55 ersichtlichen Stellung des Schiebers steht der
Hochdruckcylinder A mit dem Schiebergehäuse D in Verbindung, während bei
gegenseitiger Verbindung der nach den Kopfenden der Cylinder AA1
führenden Kanäle ff1
– zum Zwecke des Uebertretens von Dampf aus dem Hochdruck- in den Niederdruckcylinder – der Auspuffkanal e abgesperrt ist.
Ausser den Kanälen eff1 münden noch die mit dem Hoch- bezieh.
Niederdruckcylinder in Verbindung stehenden Kanäle jj1 am Kopfende des
Schiebergehäuses in letzteres. Die Länge der Kolben CC1 ist eine solche,
dass abwechselnd die Kanäle jj1 überdeckt und frei gelegt werden, in
Folge dessen behufs Verschiebung der Kolben a und a1 Dampf aus den Cylindern abwechselnd hinter den einen oder anderen derselben treten kann. Das
jeweilige andere Ende des Schiebergehäuses communicirt gleichzeitig mit dem Auspuffraum zwischen den Kolben CC1 bezieh. mit dem Auspuffkanal h, um dadurch die nöthige
Verschiebung von aa1 zur Umkehr der Kolben CC1 hervorzurufen.
Um ein leichtes und bequemes Anlassen der Maschine zu veranlassen, gleichviel ob sie genau oder annähernd aufrecht steht,
ist zwischen
dem Inneren des Schiebergehäuses D und dem Dampfkanal f1 ein Kanal k vorgesehen, welcher bei richtigem Gange der Maschine durch
ein von Hand niederzuschraubendes Ventil abgesperrt werden kann. Wird dieses Ventil zurückgedreht, so tritt der Dampf aus dem
Schiebergehäuse D durch die Kanäle k und f1 in den Niederdruckcylinder A1 ein, so
dass die Kolben CC1 entgegen der Richtung des Fig. 56 ersichtlichen Pfeiles verschoben werden, demzufolge das Gewicht
des Bohrers mit der Bohrstange angehoben wird. Hat sich der richtige Gang der Maschine eingestellt, so wird durch
Niederschrauben des
Ventils l der Kanal k wieder abgesperrt und der Betrieb bezieh. Gang der
Maschine durch den Schieber E geregelt.
Eine Kolbenschiebersteuerung mit Frischdampfpolster von W. Voit in Fürstenberg a. O. (D. R. P. Nr. 89203)
zeigt Fig. 58.
Wenn der Steuerkolben beim Umsteuern den Kanal v1 überdeckt hat, steht die
Oeffnung s1 mit dem Kanal t1 in Verbindung, wodurch dem Raume x zwischen Steuerkolben und Deckel
Frischdampf zugeführt und dadurch der Steuerkolben in wirksamer Weise aufgefangen wird. Steuert nun der Hilfsschieber
um, d.h.
verbindet er den Raum x mit dem Abdampfraum, so wird der Steuerkolben auf die linke Seite geworfen und
auf dieselbe Weise aufgefangen.
Dadurch, dass das Loch s1 erst dann mit dem Kanal t1 communicirt, wenn der Steuerkolben den Kanal v1 schon um eine Kleinigkeit überdeckt hat, soll verhindert werden, dass Frischdampf durch den Kanal
t1 hindurch in den Kanal v1 und von da in die Atmosphäre gelangt.
Um den Kanal v1 auch bei kleiner Ueberdeckung des Steuerkolbens genau
abzudichten, kann derselbe kleine Ventile zz1 erhalten. In der auf der
Abbildung ersichtlichen Stellung des Steuerkolbens presst der durch die Kanäle s1t1 in den Raum x1 gelangende Frischdampf das Ventil z1 fest gegen den Kanal v1 und verhindert
damit in wirksamer Weise ein Entweichen des Frischdampfes in die Atmosphäre.
Textabbildung Bd. 304, S. 127
Fig. 58.Kolbenschiebersteuerung mit Frischdampfpolster von Voit.
Bei der Expansionsstellvorrichtung für Rider-Steuerungen von M. Hanner, in Firma Hanner und Co. in Duisburg (D. R. P. Nr. 89204), bewirkt, wie Fig.
59 und 60 erkennen lassen, der Regulator mittels der am
Regulatorhebel befestigten Zahnstangen a und a1 beim Steigen und Fallen eine Drehung der gleichfalls verzahnten Gehäusetheile b und b1; letztere sind durch das Zwischenstück c
mit einander verbunden und übertragen durch dasselbe die Bewegung des Regulators auf die Schaltklinken d
und d, welche in Gehäusen e und e1 aufgehängt sind.
Zur Verbindung dieser Gehäusetheile und gleichzeitig als Gegengewichte dienen die Theile k und l, welche mit ersteren verschraubt sind.
Die Gehäuse b und b1 sowohl, als auch e und e1 sind auf dem Steuerkörper f drehbar angebracht, der mittels des Keiles g auf der
Expansionsschieberstange derart gehalten wird, dass dieselbe an einer Drehung des ersteren theilnehmen muss, sich
jedoch in der
Längsrichtung unabhängig von demselben hin und her bewegen kann. Der Steuerkörper f ist am unteren Theile
seiner Peripherie mit Schaltzähnen versehen, in welche die Klinken d und d1 eingreifen.
Textabbildung Bd. 304, S. 128
Expansionsstellvorrichtung für Rider-Steuerungen von Hanner.
Bei einer plötzlichen Entlastung der Dampfmaschine wird in Folge grösserer Tourenzahl die Regulatormuffe steigen und durch
seine
Verbindungen mit den Zahnstangen dieselben zum Niedergehen bringen bezieh. das Verbindungsstück c gegen
die Klinke d1 drücken, bis sie den Steuerkörper f und damit den Expansionsschieber so weit gedreht hat, dass der Füllungsgrad im richtigen Verhältniss zur Leistung steht
und folglich die Maschine wieder ihre normalen Umdrehungen macht.
Der Regulator geht dann in seine Mittelstellung zurück und die ebenfalls in ihre Mittellagen zurückkehrenden Gehäuse b und b1 hören auf, durch das Zwischenstück
c auf die Klinke d1 zu wirken. Letztere
kommt durch ihr Eigengewicht ausser Eingriff und geht, ohne die Stellung des Steuerkörpers f zu ändern,
mit ihrem Gehäuse ebenfalls in die Mittelstellung zurück. Der vom Regulator eingestellte Expansionsgrad bleibt also
unverändert, bis
neue Schwankungen in der Umdrehungszahl die Stellung der Regulatormuffe wieder ändern.
Dampfmaschinen mit Ventilsteuerungen.
In dem Bulletin de la Société d'Encouragement, August 1894 S. 530, ist eine auslösende Ventilsteuerung, System Nordberg, beschrieben.
Wie die Abbildungen (Fig. 61 und 62) erkennen lassen, werden die, wie gewöhnlich, an den Cylinderenden
sitzenden Ventile von Excentern d einer mittels konischer Räder von der Schwungradwelle aus betriebenen
Steuerwelle D bethätigt. An der eigenartig geformten Excenterstange E greift
eine Stange g an, deren äusseres Ende mit einem um den Zapfen c4 des mit dem Einlassventil B verbundenen Gleitstückes c drehbaren Hebel G gelenkig verbunden ist; ferner greift an der
Excenterstange ein Winkelhebel F an, dessen anderer Schenkel mit der Stange h1 verbunden ist. Letztere führt zu dem um den Festpunkt h
drehbaren Hebel H.
Der Regulator wirkt mittels Hebels j auf einen um den Zapfen i des Hebels G drehbaren Winkelhebel I, dessen kürzerer Schenkel einen als Mitnehmer
ausgebildeten Anschlag i1 trägt.
In der Fig. 61 ersichtlichen Stellung liegt der Anschlag i1 unmittelbar über demjenigen h3 des Hebels H, und es fallen die Achsen der Zapfen h und i zusammen, wobei sich das Excenter in Richtung des auf der Abbildung
ersichtlichen Pfeiles dreht und der Punkt e1 der Stange desselben die
Curve 1 2 beschreibt. Der Hebel G führt eine entsprechende Bewegung aus und
öffnet, indem er sich um den in Folge Abstützung von i1 auf h3 festgelegten Zapfen i dreht, das
Einlassventil B. Gleichzeitig wird durch die Excenterstange auch die Stange h1 nach abwärts bewegt und der Anschlag h3 nach links verschoben, so dass, nachdem derselbe ausser Berührung mit i1 gekommen ist, das Ventil unter Mitwirkung einer Schraubenfeder c auf seinen Sitz zurückfällt und zwar um so schneller, je weiter der Anschlag i1 durch den Regulator nach rechts verschoben wurde.
Textabbildung Bd. 304, S. 128
Auslösende Ventilsteuerung, System Nordberg.
Nach erfolgtem Ventilschluss bewegt sich der Punkt e1 der Excenterstange
zunächst in der aufsteigenden Linie 2 3 der Curve 1 2 3, alsdann nahezu
wagerecht in Richtung der Linie 3 1, während der Hebel G fast unbeweglich
bleibt. In Folge Bewegung des Hebels H kommt der Anschlag h3 wieder unter denjenigen i1 des
Winkelhebels 1 zu liegen und es findet ein Anheben des Ventils B bezieh. die
Dampfeinströmung in den Cylinder von Neuem statt.
Das Zusammentreffen der beiden Mitnehmer erfolgt geräuschlos und ohne heftigen Stoss.
Um Undichtheiten des Ausströmventils k zu beseitigen, genügt eine geringe Drehung der auf k1 geschraubten Stopfbüchse L, welch
letztere in den Deckel des Ventilgehäuses eingeschraubt ist. In Folge dieser Drehung kommt gleichzeitig l
auf k4, wie auch der Ventilsitz k gegen das
Gehäuse zu liegen.
Eine zwangläufige Ventilsteuerung von Vincenz Mannák in Budapest kommt bei
den von der Firma Ganz und Co. erbauten Dampfmaschinen zur Ausführung.
Unterhalb der mit den Spindeln der Einlassventile verbundenen, an den zugehörigen Gehäusen drehbar gelagerten Hebel liegt
je ein
dreieckförmiger kurzer Anschlag, welcher unter dem Einflüsse der an einer Verlängerung des Excenters befestigten
Stange um einen
zweiten in der Wandung des Ventilgehäuses gelagerten Drehbolzen schwingt. An der Verlängerung des Excenters, welche
gewissermaassen
die Excenterstange vertritt, greift ferner ein Hebel an, der um den mittels Winkelhebel und Zugstange vom Regulator
verstellten Zapfen
seine Bewegungen ausführt, und zwar erfolgt dies in der Weise, dass die Bewegungscomponente der Excenterstange mit
Bezug auf die
Ventilstange grösser, kleiner oder gleich Null wird. In denselben Grenzen ändert sich dann auch die Füllung. Das
Auspuffventil wird
von demselben Excenter bethätigt, welcher das zugehörige Einlassventil steuert.
Das Anschlagdreieck am Ende der Stange kann durch einen Daumen ersetzt werden, der sich gegen eine am Zwischenhebel angehobelte
Gleitfläche legt.
Maschinen, welche mit der Mannák-Steuerung ausgerüstet sind, sollen für 1 e/Std. 7 bis 8 k
Dampf erfordern.
Verbesserungen an Ventilsteuerungen mit tropfbar flüssigen Buffern wurden A. Collmann in Wien als Zusatz
zum Patent Nr. 84548 unter Nr. 86886 im Deutschen Reiche patentirt.
Der im Hauptpatent (1896 301 * 8) beschriebene Flüssigkeitsbuffer ist insofern verbessert angeordnet, als
die Ventilspindel vv (Fig. 63) bei
Vermeidung der Stopfbüchse unter dem Oelbuffer durch ein über den Bufferflüssigkeitsspiegel tt reichendes
Führungsrohr m innerhalb des Buffers hindurchgeht und hier an dem glockenartigen Aufsatze des
Bufferkolbens O befestigt ist. Der Bufferkolben passt nun genau einerseits in den Buffercylinder und
andererseits auf das Führungsrohr m, wodurch die Stopfbüchsenreibung vermieden ist und das schädliche
Eindringen von Luft in den Raum unter dem Bufferkolben ganz unmöglich gemacht wird.
Textabbildung Bd. 304, S. 129
Ventilsteuerung mit tropfbar flüssigen Buffern von Collmann.
Die mit nach abwärts gekehrter Klinke K construirte Klinkensteuerung SBKK1J hebt nun das Ventil bei Vc
und somit den Bufferkolben O, und dringt das Oel (anfangs nötigenfalls durch das Ringsaugeventil s1 unterstützt) durch die in Spitzen auslaufenden Löcher oder Ausschnitte
ll (Fig. 64) im Umfange des
Bufferkolbens unter diesen letzteren und füllt selbst bei den kleinsten Ventilerhebungen diesen Raum mit Oel an.
Beim Freiwerden der
Klinkensteuerung wird das Oel durch die bei gehobenem Ventil freien, grossen Querschnitte der Löcher ll
durchgelassen und es senken sich Bufferkolben und Ventil in Folge Feder- oder anderen Druckes sehr schnell, bis die
Buffercylinderkante ii, diese Löcher ll deckend, nur die Spitzen derselben
frei lässt und ein sanftes Aufsetzen der Ventile für alle Füllungen herbeiführt. Bei einer anderen Ausführungsform
der Steuerung ist
der Bufferkolben voll und die Innenwand des Buffercylinders geschweift, oder die Aussenfläche des Bufferkolbens geschweift
und die
Innenwand des Buffercylinders glatt, oder es sind sowohl Aussenfläche des Kolbens, als auch Innenfläche des Cylinders
geschweift.
Textabbildung Bd. 304, S. 129
Ventilsteuerung mit tropfbar flüssigen Buffern von Collmann.
Der im Hauptpatent Nr. 84548 beschriebene Flüssigkeitsbuffer kann für viele Fälle doppelt angeordnet werden, wobei der Buffercylinder
auch mit der durch das Patent Nr. 86886 geschützten, vom Boden des Cylinders ausgehenden centralen Hülse und geschweifter
Innenwand
versehen sein kann.
Wird z.B. bei Dampfmaschinen durch einen Kolben K1 (Fig. 65) das Ventil Ve dadurch gehoben, dass mittels Rohr r und geeigneter kleiner
Steuerung der Raum t abwechselnd von dem bei Dx herrschenden Dampfdrucke befreit wird und dieser Dampfdruck, bei Dx alsdann auf den Kolben Kx wirkend, das Ventil gegen die
Federspannung hebt, so kann sowohl die Ventileröffnung, als auch der Ventilschluss durch diese Wirkung des Doppelbuffers
geregelt
werden. Bei der Ventileröffnung wird das im Bufferraum a eingeschlossene Oel durch die am Umfange des
Bufferkolbens angebrachten, z.B. ganz über die Kolbenkanten i1i1 schleifenden Ausschnitte a2a2a2 (Fig. 66) rasch gepresst, und es
sichern die Spitzen dieser Durchströmöffnungen eine sanfte Begrenzung des Ventilhubes, indem die Ausschnitte a2 bis auf diese Spitzen von der Kolbenkante i1i1 gedeckt werden. Der Ventilschluss
wird dadurch hervorgerufen, dass für eine beliebige Füllung der Raum t mit dem Dampfraum Dx verbunden wird und das Ventil sich unter Federwirkung schnell
schliesst, indem das Oel aus der Bufferkammer b z.B. durch den bei gehobenem Kolbengang freien Ringraum
Rx zwischen dem Kolbenumfang und der gekrümmten
Rotationsfläche des Buffercylinders austritt; die gekrümmte, sich
verengende Cylinderfläche des Oelbuffers sichert eine Verengung des Durchströmquerschnittes Rx und ein sanftes Aufsetzen des Ventils auf seine Sitzflächen. Statt dieser Anordnung kann auch der
Bufferkolben mit entsprechenden Durchströmlöchern, wie im Hauptpatent oder Zusatzpatent Nr. 86886 beschrieben, Anwendung
finden.
Bei Maschinen, wo das Ventil durch Compressionsdruck gehoben wird (Gasmaschinen u.s.w.), findet ein verbesserter Doppelbuffer
Verwendung.
Die Steuerung von Einlassventilen mittels Excenter hat den Uebelstand, dass eine schleichende Bewegung der Ventile während
der
Schliessungs- und Oeffnungsperiode stattfindet. Durch Verwendung unrunder Scheiben wird dieser Uebelstand zwar vermieden,
doch zeigen
sich gewöhnlich Schwierigkeiten in der sachgemässen Verwendung des Regulators. Bei allen derartigen Steuerungen wirkt
der Regulator
auf den Antriebsmechanismus für die Bethätigung des Ventils. In Folge dessen versagen auch alle diese Steuerungen
dann, wenn der
Regulator während der Eröffnung des Ventils über das gewöhnliche Maass hinaus ausschlägt. Die Folgen hiervon sind
ein ungleichmässiger
Gang der Maschine.
Bei der der Direction der Eintrachthütte bei Schwientochlowitz (Oberschlesien) unter D. R. P. Nr. 89356 patentirten Erfindung
wird
dieser Uebelstand dadurch beseitigt, dass der Antriebsmechanismus für das Einlassventil von dem Regulator unbeeinflusst
bleibt.
Wie aus Fig. 67 ersichtlich, sitzt das Ventil an dem Schenkel a eines bei
A drehbar gelagerten Winkelhebels, an dessen anderem Schenkel b die
Kuppelungsstange c angelenkt ist. Das freie Ende derselben ist mit der Schwinge d verbunden, welche in Punkt B drehbar an dem Schenkel e eines
zweiten Winkelhebels sitzt, der um den Zapfen C schwingt, und an dessen anderem Schenkel f die Regulatorzugstange D angreift. In einer Nuth g der Kuppelungsstange c spielt die Zunge l des
Antriebsmechanismus, welche bei Oeffnung des Ventils sich gegen die Kante h der Nuth g legt.
Textabbildung Bd. 304, S. 130
Fig. 67.Ventilsteuerung von der Eintrachthütte bei Schwientochlowitz.
Auf der Steuerwelle E sitzen zwei unrunde Scheiben oder auch eine Scheibe mit zwei unrunden Umfangen k und l. Gegen die unrunde Scheibe l legt sich
die Rolle F des um den Zapfen G schwingenden Hebels m. An dem Zapfen n sitzt drehbar ein Winkelhebel, an dessen Schenkel o die gegen die unrunde Scheibe k sich legende Rolle K drehbar
angeordnet ist. Die Führung der Rollen F und K gegen den Umfang der Scheiben
k und l erfolgt kraftschlüssig durch einen um den Zapfen J schwingenden Gewichtshebel L, dessen Schenkel p unter den Schenkel q des um den Zapfen n schwingenden Hebels oq greift. An der Zunge i des Hebels oq ist
eine zweite längere Zunge r angekröpft.
Von der relativen Lage des Punktes s der Zunge i zu der Kante h hängen die charakteristischen Stellungen der Steuerung ab. Die Bahn des Punktes s ist in Fig. 66 punktirt angegeben. Aus dieser geht hervor,
dass die Kuppelungsstange durch den Antriebsmechanismus nur in ihrer Längsrichtung, durch den Regulator dagegen in
der Querrichtung
bewegt wird. Letzterer beeinflusst sonach die Dauer der Einströmung bei geöffnetem Ventil, nicht aber die Eröffnung
desselben; er kann
also, auch bei schnellerem Gange der Maschine, nicht eher in Thätigkeit treten, bevor nicht das Ventil geöffnet ist.
Der Expansionsgrad kann durch Aufstecken anderer Scheiben bezieh. durch Verkürzung oder Verlängerung der Schwinge d geändert werden.
Textabbildung Bd. 304, S. 130
Fig. 68.Ventilsteuerungen Hartig.
Bei der Ventilsteuerung von J. Hartig in Bremerhaven für stehende Dampfmaschinen (D. R. P. Nr. 87503) ist
a (Fig. 68) die vom Kreuzkopf bewegte Welle, b bezieh. d die Daumenscheibe für das Ventil, d ein bei e fest und drehbar gelagerter Rahmen, an dessen Endpunkt das Ventil gekuppelt ist.
Bei der durch seine Schraffierung begrenzten ausgezogenen Stellung der Daumenscheibe ist das Einlassventil geschlossen, die
Füllung
also zu Ende und der Hebel kann sich weiter abwärts bewegen, ohne die Ventilstellung noch zu beeinflussen.
Bevor der Hebel in seine obere Todtpunktlage gelangt, werden der Rahmen und das Ventil durch die Daumenscheibe gehoben, so
dass
letzteres im Todtpunkte schon voll geöffnet ist, um dann durch eine entsprechende Vorrichtung so lange festgehalten
zu werden, bis es
durch die Daumenscheibe geschlossen wird. Die punktirte Daumen- und Rahmenstellung entspricht der vollen Oeffnung
und oberen
Todtpunktlage des Kolbens. Der Antrieb der anderen drei Ventile erfolgt in ähnlicher Weise durch entsprechend geänderte
Daumenscheiben. Die Maschine läuft mit dieser Vorrichtung nach beiden Richtungen um, bedarf also keiner besonderen
Umsteuerungsvorrichtung. Durch Oeffnen eines Schiebers oder Ventils von Hand wird die Maschine in die verlangte Drehrichtung
gebracht.
A. Pflüger in Esslingen wurde unter D. R. P. Nr. 89353 eine Ventilsteuerung für Dampfmaschinen patentirt,
bei denen die Einlassventile aus einsitzigen Ventilen bestehen, eine Entlastung also nicht stattfindet. Die Eröffnung
der Ventile
erfolgt in der in der Patentschrift näher erläuterten Weise durch
Compression des Dampfes im schädlichen Raume bis zur Admissionsspannung, indem derselbe auf einen mit jedem Ventil
verbundenen Kolben
wirkt, oder auch durch eine beliebige auslösende Klinkensteuerung, der Schluss der Ventile durch Druck einer beim
Oeffnen derselben
gespannten Feder, sobald ein gesteuertes Ventil oder ein Hahn den auf den vorgenannten Kolben wirkenden Dampf entweichen
lässt.
(Fortsetzung folgt.)