Titel: | Fussfahrräder. |
Fundstelle: | Band 304, Jahrgang 1897, S. 184 |
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Fussfahrräder.
Mit Abbildung.
Fussfahrräder.
Nachdem sich das Fahrrad in wenigen Jahren vom Sports- und Luxusartikel zum Verkehrsmittel ausgebildet hat, beginnt jetzt
das
Fussfahrrad weitere Kreise zu interessiren. Der Grundgedanke zu den
Fussfahrrädern geht von England aus, doch sind die englischen Räder zu schwer und ist auf die Fuss- und Gelenkstellung,
auf Bremsen u.
dgl. wenig oder gar kein Bedacht genommen.
Nachdem die Bergmann'schen Industriewerke in Gaggenau (Baden) diese
Fussfahrräder einer Prüfung unterzogen hatten, fassten sie den Entschluss, die Fabrikation von Fussfahrrädern aufzunehmen,
da dieser
Sport voraussichtlich rasch Freunde gewinnen wird, sobald ein tadelloses billiges Fahrzeug geboten ist.
Die Gaggenauer Fussfahrräder „Express“ sind fast um die Hälfte billiger als die englischen, sind leichter, haben dabei eine
gefällige Form und eine sichere Befestigungsart. Auch sind sie auf Grund anatomischer Regeln gebaut und, wie nebenstehende
Figur
zeigt, derartig durch Schienen und Spangen mit dem Schienbein verbunden, dass die Gefahr, damit umzuknicken oder
den Halt zu
verlieren, sehr gering erscheint.
Textabbildung Bd. 304, S. 184
Jeder Schlittschuhläufer kann mit „Express“ ohne weiteres auf festem ebenem Weg fahren und dem Nichtschlittschuhläufer wird es
nicht schwer fallen, sich in kürzester Zeit einzuüben. Diese Fussfahrräder ermöglichen eine rasche Fahrt und werden
deshalb in manchen
Fällen an Stelle der Fahrräder Verwendung finden. Trotzdem die Verwendungszwecke andere als beim Fahrrad (Zweirad)
sind, bieten die
Fussfahrräder gegenüber den ersteren den Vortheil, dass sie nach Belieben an- oder abgeschnallt und leicht mitgetragen
werden können.
Auch werden sie in den sogen. Scatingrings besonders willkommen sein, da der Lauf der Räder viel ruhiger und schneller
ist, als bei
den Rollschuhen. Die Achsen laufen in staubsicheren Kugellagern und die Räder sind mit Vollgummireifen versehen.
Dieses Fahrzeug wird
lackirt oder vernickelt geliefert.
Die Fussplatte ist verstellbar und kann der Fussgrösse angepasst werden. Der hintere, abwärts gebogene Theil des Fussfahrrades
dient
als Schmutz- und Staubfänger, die am Ende angebrachte Rolle als Bremse und ist für Lernende von Wichtigkeit, da dieselbe
als
Stützpunkt dient und das Umkippen nach rückwärts verhindert. Die Bremse ermöglicht das sofortige Anhalten beim Fahren
und regulirt den
Lauf beim Abwärtsfahren starker Gefälle.
Diese Fussfahrräder werden in drei Grössen wie folgt hergestellt:
Nr.
Länge der verstell-baren Fussplatte
Durchmesser derRäder
Gewicht per Paar
cm
cm
k
1
20–25
12
3
2
25–30
12,5
4
3
30–35
12,5
4
Ausserdem werden sie auch mit federnden Fussplatten geliefert und ist diese Construction namentlich für schlechte Strassen
und
schlechtes Pflaster geeignet. Es erhöht sich durch diese Vorrichtung das Gewicht um 0,5 k.