Titel: | Ueber Gasgebläse für Glüh- und Schmelzzwecke. |
Autor: | R. Schwirkus |
Fundstelle: | Band 304, Jahrgang 1897, S. 201 |
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Ueber Gasgebläse für Glüh- und Schmelzzwecke.
Von R. Schwirkus in Charlottenburg.
Mit Abbildungen.
Ueber Gasgebläse für Glüh- und Schmelzzwecke.
Das Bestreben, das Leuchtgas für die Technik in noch höherem Grade als bisher nutzbar zu machen, findet seine Berechtigung
in dem hohen
Nutzeffect, der Zeitersparniss und Bequemlichkeit, welche die Anwendung von Gas an Stelle der Kohle bietet. In Uebereinstimmung
damit
sind nicht bloss in hüttenmännischen Betrieben, sondern auch in vielen Werkstätten und besonders in Waffen- und Werkzeugfabriken
kleine Gasgebläseöfen zum Härten von Stahl und zu ähnlichen Processen eingeführt, die meist mit Leuchtgas, seltener
mit Benzin- oder
Erdöldampf gespeist werden, sich einer grossen Beliebtheit erfreuen und ihrem Zweck vollständig entsprechen. Ihre
Einführung bedeutet
einen grossen Fortschritt in der Metallindustrie, und speciell die Härtetechnik des Stahls ist dadurch zu grosser
Vollkommenheit
gelangt. Es erscheint daher wohl angezeigt, weitere Kreise auf Neuerungen und Verbesserungen in diesem Gebiete aufmerksam
zu
machen.
Während bei den Regenerativöfen wegen der unter Atmosphären druck erfolgenden Verbrennung des Gases und der erst hinter dem
Regenerator
stattfindenden Zuführung der Verbrennungsluft Raum für freie Flammenentfaltung gegeben sein muss, ist es beim Gasgebläseofen
von
höchster Wichtigkeit, den Verbrennungsraum bis zur äussersten Grenze zusammenzudrängen. Hieraus ergibt sich, dass
solche Oefen an
kleine Abmessungen gebunden sind. Dies ist für die Raum frage von Bedeutung, da die Gebläseöfen auch für grosse Muffeln
oder
Schmelztiegel verhältnissmässig klein sein müssen. Sie können deshalb in jeder kleinen Werkstatt aufgestellt werden
und brauchen nicht
unbedingt an einen Schornstein angeschlossen zu sein. Es genügt, wenn die Abgase mittels eines Blechtrichters aufgefangen
und durch
ein Abzugsrohr ins Freie geleitet werden.
Die Gasgebläseflammen können dabei in zweierlei Art erzeugt werden. In der Regel wird die zur Verbrennung nöthige Luft den
Flammen so
zugeführt, dass sich das Zuleitungsrohr im Inneren des Gasrohres befindet und in der Ausblasöffnung oder
kurz vorher endigt. Das Gas umspült den Luftstrom, von dessen grösserer oder geringerer Geschwindigkeit die Höhe
der Temperatur in der
Flamme abhängt. Die Mischung von Gas und Luft geschieht hierbei erst in der Flamme selbst. Dieses Princip ist allbekannt.
Es findet
Anwendung unter anderem bei dem Löthrohr des Goldarbeiters und Mineralogen, der Lampe des Glasbläsers, der Löthpistole
des
Kupferschmiedes und dem Fletcher'schen Schmelzofen der chemischen Laboratorien. – Eine vollkommenere
Verbrennung bezieh. eine höhere Temperatur wird aber dadurch erzielt, wenn Leuchtgas und Luft bereits innig gemischt
zur Verbrennung
gelangen.
Textabbildung Bd. 304, S. 201
Fig. 1 und 2: Ventilator-Gasgebläse älterer Construction von MunscheidFig. 3 und 4: Anordnung der Ausblasrohre am
Schober'schen Gasgebläse.
Die ältere, von dem früheren königl. Münzinspector P. Munscheid herrührende Einrichtung der letzteren
Verbrennungsart (vgl. Fig. 1 und 2) besteht in dem eigentlichen Ofen und einem Mischventilator, der durch
Schnurlauf oder Druckwasser angetrieben wird. Für das letztere sitzt dann auf der Welle des Flügelrades ein Stossrädchen
in einem
besonderen Gehäuse. Ein dünner Wasserstrahl trifft auf die Schaufeln des Rädchens unter einem Druck von etwa 3 at,
wodurch das
Flügelrad des Ventilators in schnelle Rotation versetzt wird. Der letztere ist wegen seiner nothwendigen hohen Geschwindigkeit
nur
klein und in seiner Grösse dem jeweiligen Zweck des Ofens angepasst. Das Flügelrad hat sechs Flügel, welche bei grösseren
Ventilatoren
der besseren Durchmischung halber siebartig durchbohrt, oder bei kleineren aus Drahtgaze angefertigt sind. In letzterem
Fall trägt
jeder Flügel an seinem Ende einen kleinen Blechstreifen zur Erhöhung der Blaswirkung. Der Ventilator saugt Gas und Luft zugleich an, die durch das Flügelrad mit einander innig gemischt dem
Brenner zugeführt werden.
Diese Anordnung ermöglicht, der Flamme zweckentsprechende Formen zu geben. Bei den Muffelöfen, die durch eine lange, schmale
Flamme
erwärmt werden, hat der Brenner eine beilförmige Gestalt (Fig. 1); seine
schmale Seite endigt in einem der Länge der Muffel entsprechenden langen Schlitz und ist dem Boden der letzteren
zugekehrt. Die
Flamme, für deren Durchtritt sich eine Oeffnung im Mantel des Ofens befindet, trifft die Muffel direct. Die Verbrennungsgase
entweichen über derselben durch ein Loch in der Ofendecke.
Bei den Schmelzöfen (Fig. 2) besteht der Brenner aus einem um den
cylindrischen Ofen gelagerten Ring aus Gasrohr, von welchem drei wagerecht angebrachte Ausblasrohre von entsprechend
kleinerem
Querschnitt radial in viereckige, in dem Ofenmantel vorgesehene Oeffnungen hineinreichen. Die Flammen treffen den
Tiegel gleichfalls
direct.
Wenn die Ausblasrohre ohne genügenden Spielraum in der Ofenwand angebracht werden, erlöschen die Flammen, weil bei richtigem
Functioniren des Brenners die von dem Ventilator dem Gas beigemengte Luft zu dessen vollständiger Verbrennung nicht genügt. Es muss also neben den Ausblasrohren so viel Raum vorhanden sein, dass von aussen her eine ausreichende Menge
Luft in den Ofen nachströmen kann. Dies wird durch die Oeffnungen im Ofenmantel erreicht, führt aber zu einem höheren
Gasverbrauch, da
die in den Ofen stetig mitgerissene Luft mit erwärmt werden muss. Der letztere Umstand ist auch ein Grund, weshalb
die Temperatur in
den Schmelzöfen die theoretisch mögliche Grenze nicht erreichen kann. Führt man aber mittels des Ventilators die
zur vollständigen Verbrennung nothwendige Luft zu, so reissen die Flammen von den Ausblasöffnungen ab und
brennen, durch den nachströmenden, sehr luftreichen Gas-Luftstrom stark abgekühlt, im Innern des Ofens weiter, unter
Umständen
erlöschen sie auch sofort.
Es ist erfahrungsgemäss als Maximalleistung für gewöhnlichen Betrieb mit dieser älteren Einrichtung eine
Temperatur von 1200 bis 1250° C. anzusehen. Allerdings ist es bei sehr hohem Gasconsum und grosser Geschwindigkeit
des Ventilators
möglich, die Temperatur in den Schmelzöfen unter Umständen bis 1500° C. zu steigern, aber es gelingt dies nur dann,
wenn der
Verbrennungsraum klein ist und wenn man auf Oekonomie beim Betriebe nicht zu achten hat.
Bei Glühöfen überschreitet die Temperatur in der Muffel im Allgemeinen nicht 1000° C. Beim Härten von Stahl z.B. darf sie
nur 750 bis
850° C. betragen. Solche Temperaturen werden mit der älteren Einrichtung zweckmässig mit Hilfe theilweise leuchtender
Flammen erzeugt,
weil die durch Zuführung einer grösseren Menge Luft mittels des Ventilators erreichte energischere Verbrennung höhere
Temperaturen
ergibt. Werden solche Flammen verkleinert, um mit der Abnahme des Gas-Luftquantums auch die Temperatur im Ofen zu
erniedrigen, so
erfolgt häufig unter Detonation ein Zurückschlagen der Flamme in den Ventilator hinein. Die Wahrscheinlichkeit dieses
Vorkommens hängt
von der Explosionsfähigkeit des Gasgemisches ab. Bei den Schmelzöfen wird dieser Uebelstand besonders dadurch begünstigt, dass
die Enden der Ausblasrohre theils durch Strahlung, theils durch die aus den Oeffnungen entweichenden Abgase erwärmt
und die
hindurchgehenden Gase nicht kühl genug gehalten werden. Dieser letztere Umstand ist deshalb auch der Erreichung hoher
Temperaturen in
den genannten Oefen hinderlich, weil sich das Gasgemisch, welches bei sehr heiss eingestellten Flammen immer mehr
oder weniger
explosiv ist, im Innern der ins Glühen gerathenden Ausblasrohre entzündet und so von einem gewissen Punkt an durch
fortgesetzte
heftige Explosionen der Steigerung der Temperatur ein Ziel setzt. In solchem Fall kann das Gasgemisch im Innern des
Brenners, diesen
ins Glühen bringend, weiter brennen oder, wie dies häufiger vorkommt, es erlischt mit der Explosion, entzündet sich
wieder am
glühenden Tiegel und explodirt aufs Neue. Dieser Vorgang wiederholt sich mehrere Male hinter einander, und zwar so
lange, bis sich die
Ausblasrohre unter die Entzündungstemperatur des Gasgemisches abgekühlt haben. In beiden Fällen ist ein rasches Sinken
der Temperatur
im Ofen die Folge. – Bei den beilförmigen Brennern ist die Explosionsgefahr geringer, weil hohe Temperaturen in den
Muffelöfen wegen
der Grösse des Verbrennungsraumes überhaupt nicht erreicht werden und die grossen Seitenflächen, sowie die senkrechte
Lage des
Brenners die Abkühlung des letzteren begünstigen.
Bei regelrechtem Betrieb beginnen die Störungen durch Zurückschlagen bei einer Ofentemperatur von etwa 1300° C. Man begegnet
ihnen
durch Erhöhung der Ventilatorgeschwindigkeit oder Veränderung der Zusammensetzung des Gasgemisches. Von 1500° C.
an hört jedoch die
regelmässige Function des Gasgebläses der älteren Construction auch unter den günstigsten Verhältnissen auf.
Das Ventilator-Gasgebläse reicht im Allgemeinen für die kleinen Oefen der Technik aus. Aber es gibt doch viele Fälle, bei
denen die
Erzeugung höherer Temperaturen nothwendig ist, z.B. beim Schmieden und Schweissen von Platin, Schmelzen von Stahl
und Nickel oder
Versuchsglassätzen, Herstellung von Legirungen aus schwer schmelzbarem Material, zur Untersuchung von Erzen im Bergbau
und
Hüttenbetrieb u.a.m. Die angeführten Verrichtungen erfordern aber so hohe Temperaturen, wie sie mittels des Ventilator-Gasgebläses
kaum erreichbar sind.
Schon die Wirkungsweise des vorher erwähnten Fletcher'schen Ofens lässt erkennen, dass nur durch höheren
Druck der Verbrennungsluft alle Fehler des Ventilator-Gasgebläses beseitigt werden. Bei diesem kleinen Ofen deckt
der Brenner das
Einströmungsloch in der Ofenwand fast ganz zu, es kann deshalb nur eine ganz geringe Menge der äusseren Luft nachströmen.
Das Oefchen
ist bis auf eine Oeffnung im Deckel für die Abgase allseitig geschlossen. Trotzdem erlischt die Flamme nicht und
man erreicht wegen
der Kleinheit des Verbrennungsraumes die überhaupt erreichbaren höchsten Temperaturen in verhältnissmässigkurzer
Zeit.
Dieses Princip hat Otto Schober in Berlin neuerdings sowohl bei Muffel- als auch bei Schmelzöfen (Fig. 3 bis 5) erfolgreich angewandt. Zu
diesem neueren System gehört ein rotirendes Schiebergebläse, welches Pressluft mit etwa 0,5 at Ueberdruck in ausreichender
Menge
erzeugt. Dasselbe wird durch Riemen angetrieben und läuft mit einer Geschwindigkeit von 400 Touren in der Minute.
Die
zusammengepresste Luft strömt zunächst in einen wagerecht in dem eisernen Untergestell des Ofens gelagerten Windkessel (Fig. 5), von welchem sie durch ein
aufsteigendes Rohr zum Brenner geleitet wird. Auf dem Windkessel sitzt ein Ventil, welches dem sich bei der Regulirung
ergebenden
Luftüberschuss den Austritt ohne Druckverlust gestattet. Der Brenner (Fig.
3) hat bei den Muffel- und bei den Schmelzöfen die gleiche Form; seine Grösse bestimmt der Zweck. Er besteht aus einem
wagerecht um den unteren cylindrischen Theil des Ofens liegenden Ring, welcher durch ein tangentiales Ansatzrohr
mit dem Luftrohr
verbunden ist. Die Verbindungsstelle, in welcher die Vermischung beider Stoffe vor sich geht, hat einen etwas grösseren
Querschnitt
als der Brennerring selbst. Kurz davor sitzen in den Zuführungsleitungen die Hähne zur Regulirung (Fig. 3 und 4).
Das Gasgemisch strömt unter kräftigem Druck durch das tangentiale Ansatzrohr und entweicht durch drei wagerecht und
dichtschliessend in den Ofen eingeführte Ausblasrohre, die aber nicht radial, sondern schräg in den
Verbrennungsraum hineinreichen und an der inneren Ofenwand endigen (Fig.
4).
Durch diese Anordnung der Ausblasrohre wird erreicht, dass das brennende Gasgemisch mit grosser Geschwindigkeit im Kreise
wirbelt.
Hierdurch wird eine nochmalige Vermischung der Heizgase und ein Ausgleich der Temperatur in denselben herbeigeführt.
Der Verbrennungsraum bildet bei den Muffelöfen (Fig. 3) einen kurzen, unten
geschlossenen runden Schacht, über dessen Boden die Ausblasrohre einmünden. Die stark rotirenden Heizgase breiten
sich vermöge der
ihnen ertheilten Geschwindigkeit beim Austritt aus dem Schacht flach trichterförmig aus und umspülen in heftiger
Bewegung die darüber
befindliche Muffel von allen Seiten gleichmässig. Ein Springen derselben gehört daher zu den Seltenheiten. Am Anfang
der Erhitzung
glüht die Stelle des Muffelbodens, die über dem Schacht liegt, etwas mehr. Aber bald gleicht sich die Temperatur
so aus, dass ein
Unterschied derselben an den glühenden Muffel wänden nicht mehr wahrzunehmen ist. – In einer Seite des Ofenmantels
befindet sich eine
mit einem Chamottekörper verschliessbare Oeffnung, welche zum Entzünden des Gasgemisches dient und während des Betriebes
geschlossen
gehalten werden rnuss. – Bei den Härteöfen ist der Brenner so klein eingerichtet, dass die Härtetemperatur des Stahls
nicht
überschritten wird.
Bei den Schmelzöfen (Fig. 5) ist die Gebläseeinrichtung etwas grösser. Der Verbrennungsraum setzt sich
hierbei in den cylindrischen Schmelzraum fort. Die Flammen befinden sich in gleicher Höhe wie der Boden des Tiegels
und streifen
letzteren von der Seite. Liesse man die Flammen direct einwirken, so müsste der Tiegel aus sehr feuerfestem Material
hergestellt sein,
da alle bekannteren Thonarten, wie hessischer, Chamotte- oder Graphitthon, stark angegriffen werden, während bei
der schrägen
Anordnung der Ausblasrohre Tiegel aus diesen Thonen mehrere Schmelzen aushalten. Der Schmelzraum ist nur wenig grösser
als der Tiegel
selbst. Der Raum zwischen dem letzteren und der inneren Ofenwand beträgt bei einem Ofen für 5 k Schmelzgut nur 3
bis 5 cm. Durch
diesen engen Raum bewegen sich die herum wirbelnden Heizgase aufwärts, geben dabei den grössten Theil ihrer Wärme
an den Tiegel ab und
entweichen durch ein Loch im Deckel des Ofens, welches für hohe Temperaturen durch eine besondere Auflage verkleinert
werden kann.
Der Tiegel steht auf einem feuerfesten Untersatz, der sich vom Boden des Verbrennungsraumes erhebt. In letzterem befinden
sich
drei Löcher, durch welche das flüssige Metall abfliessen kann, wenn der Tiegel etwa springen oder beim Herausheben
zerbrechen sollte.
Das Metall fliesst in diesem Fall in einen zweiten Tiegel, der durch Strahlung durch die Löcher etwas vorgewärmt
wird. Derselbe wird
mittels einer in einem Hängebock gehenden Schraube von aussen an die Unterseite des Bodens angedrückt und schliesst
somit ziemlich
dicht an. Der Zutritt kalter Luft zum Verbrennungsraum ist bei beiden Oefen so gut wie ganz ausgeschlossen. Zurückschlagen
der Flammen
oder Explosionen kommen wegen des starken Druckes in den Ausblasöffnungen niemals vor.
Textabbildung Bd. 304, S. 203
Fig. 5.Schmelzofen von Schober.
Der mit diesem System dem älteren Verfahren gegenüber erreichte Vortheil besteht vor allem darin, dass durch Zuführung von
Pressluft eine energischere Verbrennung des Leuchtgases in einem kleinen Feuerraum stattfindet. Man ist
in der Lage, Flammen verschiedener Grösse erzeugen zu können, bei denen jedesmal das Gas ganz verbrennt, ohne Explosionen
befürchten
zu müssen. Der Verbrennungsraum ist so angeordnet, dass nur die sehr gemischten Heizgase von annähernd gleicher Temperatur
zur Wirkung
gelangen. Grössere Räume wird man daher mit den Heizgasen kleiner Flammen auf mittlere oder niedrige Temperatur bringen
können,
während man bei dem älteren Verfahren gezwungen war, für den gleichen Zweck gerade sehr gasreiche Gemische anzuwenden.
– Die
Temperatur kann dadurch gemässigt werden, dass den klein eingestellten Flammen Luftüberschuss zugeführt wird, welcher
dieselben bis
auf einen gewissen Grad abkühlt. Hierbei reissen dieselben zwar auch von den Ausblasöffnungen ab, aber ehe sie erlöschen,
trifft jede
auf die ihr gegenüberliegende Oeffnung (Fig. 4), den dort austretenden
Gas-Luftstrom fortwährend in Brand haltend; ein Verlöschen kann daher nur dann eintreten, wenn die Gasmischung so
luftreich wird, dass
sie an und für sich nicht brennt. Für das Anwärmen der Tiegel ist die oben erwähnte Einstellung der Flammen erforderlich.
Das
brennende Gasgemisch erfüllt dabei den Schmelzraum als blauer Nebel, in welchem der Tiegel nach und nach tief dunkelroth
erglüht. –
Werden die Flammen aber gasreich eingestellt, so erlöschen sie im Ofen und brennen aus der Oeffnung im Deckel weiter.
Erst die normale
Zufuhr von Luft bedingt das Brennen des Gasgemisches im Innern des Verbrennungsraumes.
Während mit dem Ventilator-Gasgebläse die Erzielung hoher Temperaturen schwierig ist, gelingt diese bei der mit Pressluft
betriebenen
Verbrennung sehr leicht. In einem Schober'schen Schmelzofen für 3 k Schmelzgut schmelzen bei richtiger
Flammeneinstellung 3 k Kupfer in 13 Minuten, vom Anzünden an gerechnet; eine Leistung, die man mit dem Gasgebläse
älterer Construction
unter gleichen Verhältnissen nicht erreichen würde, Gusstahl (1350° C.) Atlasstahl (1400° C.), Nickel (1484° C.), rheinisches Stabeisen (etwa 1550° C.) schmelzen in verhältnissmässig kurzer Zeit.
Nur
ist bei diesen hohen Temperaturen der Ofen fast ganz zu bedecken und die Regulirung der Flammen sehr sorgsam auszuführen,
namentlich
ist der geringste Luftüberschuss zu vermeiden. Als Maximaltemperatur der Flammen darf 1570° C. angenommen werden
und es ist noch nicht
geglückt, höhere Temperaturen durch die Verbrennung von Leuchtgas mit Anwendung kalter Gebläseluft zu
erzeugen.
Die rotirenden Schiebergebläse arbeiten wegen ihrer geringen Tourenzahl sehr ruhig, und es ist schon als ein Gewinn zu betrachten,
dass
das lästige, weithin vernehmbare Geräusch eines schnell laufenden Ventilators beseitigt wird. Sie eignen sich für
den experimentellen
Gebrauch in Laboratorien vorzüglich und werden für diesen Zweck so klein angefertigt, dass ein 1/10- bis ⅕pferdiger Elektromotor zu ihrem Betrieb ausreicht.
Es erübrigt nur noch, die grosse Ueberlegenheit des mit Pressluft betriebenen Gasgebläses den bisher gebräuchlichen
Ventilator-Gasgebläsen gegenüber durch ein Beispiel aus der Technik zu illustriren.
Im letzten Herbst wurde in Berlin eine Anlage zur Herstellung von farbigen Glassätzen errichtet. Der Schmelzraum des Ofens
hatte bei
einer Höhe von 1 m etwa 1,5 m Durchmesser. Die Decke bestand aus einem Gewölbe ohne Oeffnung. Im Innern des Ofens
waren mit grosser
Raumverschwendung vier Tiegel mit je etwa 25 k Schmelzgut aufgestellt. Jedes der vier Gaszuführungsrohre vereinigte
sich etwa 0,75 in
vor der inneren Ofen wand mit dem dazugehörigen Luftrohr. An den Verbindungsstellen waren in geeigneter Weise die
Ventile angebracht.
Das Gasgemisch musste zunächst eine konische Erweiterung, in der die Mischung vor sich gehen sollte, passiren und
strömte von hier aus
durch die sich wieder verengende Fortsetzung in den Ofen. Die Ausblasöffnungen befanden sich 20 cm über dem Boden
des Ofens und waren
etwa 40 mm weit. Die Luft wurde durch einen mittels eines 1pferdigen Gasmotors betriebenen Ventilator von etwa 50
cm Durchmesser unter
einem Ueberdruck von 20 cm Wassersäule dem Ofen zugeführt.
Obwohl man nun den Gasmotor mit grösstmöglichster Belastung laufen liess, um eine energische Verbrennung zu erzielen, gelang
es nicht,
die Temperatur in 9 stündigem ununterbrochenem Betrieb über 850° C. (Kirschrothglut) hinaus zu bringen und die Glassätze
zu schmelzen.
Die Flammen schlugen bei jedem Versuch, sie heisser einzustellen, in die Mischapparate zurück. Um den Betrieb aufrecht
zu erhalten,
war man gezwungen, ein gasreicheres Gemisch anzuwenden, dessen Verbrennung nicht die nothwendige Temperatur erzeugte.
Die Menge des
verbrauchten Leuchtgases war aber so unverhältnissmässig gross, dass dadurch die Lebensfähigkeit der ganzen Anlage
in Frage gestellt
erschien.
Um nun vor allen Dingen den Gasverbrauch zu reduciren, wurde der Ventilator durch ein rotirendes Schiebergebläse ersetzt und
mittels
Reductionsmuffen die Ausblasöffnungen bis auf 13 mm Durchmesser verkleinert. Die damit erhaltenen Stichflammen waren
zwar sehr heiss,
aber für den grossen Ofen zu klein. Trotzdem wurde mit einem stündlichen Verbrauch von 33 cbm Leuchtgas die Kirschrothhitze
in viel
kürzerer Zeit erreicht, aber es war nicht möglich, die Temperatur auf die nothwendige Höhe zu bringen.
Nunmehr wurden während des Betriebes drei der Mischapparate nach einander herausgenommen und die Blasöffnungen auf 19 mm Durchmesser
gebracht, für die vierte fehlte die Reductionsmuffe. Diese Manipulation dauerte etwa 40 Minuten, während welcher
Zeit die Temperatur
im Ofen erheblich sank. Nach weiterem Verlauf von 3 Stunden konnte die vorher noch fast feste Glasmasse ausgearbeitet
werden. Die
nothwendige Temperatur betrug etwa 1200° C. (Gelbglut). Der Gasverbrauch war zwar wieder gestiegen, erreichte aber
nicht entfernt die
anfängliche Höhe.
Dieser Erfolg ist um so bemerkenswerther, als der Ofen viel zu gross angelegt war, das Schiebergebläse wegen des zu schwachen
Motors
nicht genügend Luft gab und die vierte Flamme viel kleiner brannte. Ausserdem befand sich die Oeffnung für die Abgase
im Boden des
Ofens, unter welchem ein Kanal zu einem niedrigen, engen Schornstein führte. Letzterer ventilirte in Folge dessen
verkehrt, so dass
eine grosse Menge kalter Luft in den Ofen strömte, welche die Temperatur wesentlich herabdrückte. Auch waren die
Tiegel in der
ungünstigsten Weise ohne Untersätze direct auf den Boden des Ofens gestellt, so dass eine Wärmeaufnahme von unten
her nicht
stattfinden konnte.
Nach dem Umbau des Ofens, welcher lediglich eine Verkleinerung des Verbrennungsraumes und das Schliessen des Loches im Boden
bezweckte,
stellte sich der Betrieb noch viel ökonomischer, weil nunmehr die höheren Temperaturen in noch kürzerer Zeit mit
derselben Gasmenge
erreicht wurden.