Titel: | Neuere Dampfmaschinen. |
Fundstelle: | Band 304, Jahrgang 1897, S. 249 |
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Neuere Dampfmaschinen.
(Fortsetzung des Berichtes S. 226 d. Bd.)
Mit Abbildungen.
Neuere Dampfmaschinen.
Bei der rotirenden Dampfmaschine von Luigi de Maio in Turin werden die zur Bewegung des mit der
Maschinenwelle verbundenen Kolbens angeordneten Widerlagsplatten durch den Abdampf der Maschine radial bewegt, wobei
trotzdem die
Maschine mit einem erheblich kleineren Gegendruck arbeitet, als zur Bethätigung der Widerlager erforderlich ist.
In der Fig. 83 ersichtlichen Abbildung ist auf der rechten Seite der mit
einem Expansionsschieber R ausgerüstete Einlasschieber Q, auf der linken
Seite der Auslassschieber S ersichtlich. E und F sind die Gehäuse, welche die Schieber gegen die Umgebung der Maschine abschliessen. T ist das
Zuflussrohr für den frischen Dampf, U dasjenige Rohr, welches den in die Zwischenkammer F gelangten Abdampf der Hauptmaschine zu den Hilfscylindern J leitet, und
V ist das eigentliche Dampfabgangsrohr, welches in die Atmosphäre, den Condensator oder auch zur
Kammer E einer mit der gezeichneten Maschine gekuppelten Niederdruckmaschine führt. M sind die gleichzeitig einen einfachen oder doppelten Dampfabgangskanal bildenden Widerlagsschieber,
welche durch die Kolben L der Hilfscylinder J in die Bewegungsbahn des
Hauptkolbens H und für dessen Durchgang aus dieser Bahn herausbewegt werden. Durch N (Fig. 83 und 84) strömt der frische Dampf in den Hauptcylinder G, während die zur Ueberleitung des Abdampfes aus dem letzteren nach der Kammer F dienenden
Oeffnungen mit O bezeichnet sind.
Bei der gezeichneten Maschine sind drei Widerlagsschieber M mit ihren Hilfscylindern angeordnet, und
zwar befinden sich zwei dieser Schieber stets in der innersten Stellung, so dass sie mit ihren schmalen Seiten überall
einen
dampfdichten Abschluss bewirken.
Ist der Kolben H an einer der Widerlagsplatten M vorbeigegangen, so wird
dieselbe durch den in die Kammer F gelangten Abdampf mittels der Kolben L
sehr schnell wieder bis auf den King c des Kolbens H einwärts bewegt, worauf
auch der Einlasschieber Q durch die betreffende Oeffnung N den frischen
Dampf durch den eben niedergegangenen Widerlagsschieber M und den Kolben H
treten lässt. Während der fortschreitenden Bewegung des Kolbens H hebt die Curve r den zunächst vor dem Kolben liegenden Schieber M aus dem Wege und da dieser einen mit
Rückschlagventilen m1 ausgerüsteten doppelten Kanal n1 erhält, tritt der Dampf sofort in die Kanäle n1 ein und strömt je nachdem ins Freie, in den Condensator oder in den Aufnehmer einer
zweiten Maschine.
Der Auslasschieber S kann derart eingerichtet sein, dass er den direct hinter dem jeweilig wirksamen
Widerlagsschieber M befindlichen Theil des Hauptcylinders so lange offen hält, bis der Kolben genau von
einem Schieber zum anderen gelaufen ist. Man macht aber vortheilhafter die Oeffnung sp (Fig. 84) des Auslasschiebers nur so gross in der Umdrehungsrichtung, dass
sie nur während eines Theiles des soeben bezeichneten Weges des Hauptkolbens eine offene Verbindung zwischen dem
Hauptcylinder G und der Zwischenkammer F gestattet.
Textabbildung Bd. 304, S. 250
Rotirende Dampfmaschine von de Maio.
Sobald die Eröffnung des Auslasskanales stattfindet, gleicht sich der Druck im Hauptcylinder G mit
demjenigen in der Kammer F aus und es bleibt in dem ersteren Dampf von solcher Spannung zurück, wie er
zur Bethätigung der Hilfskolben L, also der Widerlagsschieber erforderlich ist.
Diese Dampfmenge wird direct zur Atmosphäre oder dem Condensator durch denjenigen Widerlagsschieber geleitet, welcher von den
beiden zu der mit Abdampf gefüllten Abtheilung des Hauptcylinders G gehörigen Schiebern zuerst radial
nach aussen geschoben wird. Je nachdem drei oder zwei Widerlagsplatten M angeordnet sind, beginnt die
Kolben curve r etwa um 110° oder 60° vor der Hinterfläche des Kolbens. In Fig. 84 ist z.B. die Kammer G1 mit Arbeitsdampf gefüllt, die Abtheilung G2 vor dem Hauptkolben H steht mit dem Condensator in Verbindung und aus der Kammer G3 findet ein Ueberströmen von Dampf in die Kammer F statt. Der starke Pfeil z gibt in Fig. 84 die Drehrichtung an, während die drei Pfeile vxy die jeweiligen Bewegungsrichtungen des Dampfes angeben. Zur Weiterleitung des durch die
Widerlagsschieber M gegangenen Dampfes dient der eine Dampfkanal jedes Hilfscylinders. Zu dem Zwecke
bewegt die Curvenscheibe K zu entsprechenden Zeiten und mittels eines geeigneten Gestänges ruckweise
einen gewöhnlichen Muschelschieber derart, dass der aus der Zwischenkammer F kommende Dampf über oder
unter den Hilfskolben L treten kann. Ein Rückströmen von Dampf durch die Widerlagsplatten M verhindern die Rückschlagventile m1.
Da die vorliegende Maschine hauptsächlich mit bedeutenderen Umdrehungszahlen laufen soll und deshalb auch die Schieber M und L sehr schnell hin und her bewegt werden müssen, sind auf beiden
Seiten des Kolbens L Dampfkissen angeordnet. Zu dem Zwecke ist ein unter dem Vertheilungsschieber k jedes Hilfscylinders liegender Compressionsschieber k1 angeordnet, welcher die offene Verbindung des jeweilig den Dampf aus dem Cylinder J ableitenden Kanals n oder m unterbricht, wenn
sich der Kolben L seinem Hubende nähert. In Fig.
83 schliesst der Compressionsschieber k1 den unteren Kanal n ab, weil auch der Kolben L und Schieber M
sich in der tiefsten Stellung befinden. Wie Fig. 83 ferner zeigt, ist der
Schieber k1 mit dem Kolben L durch ein
Gestänge verbunden und macht dementsprechend jede Bewegung des letzteren in verringertem Maasse mit. Beide Schieber
kund k1 bewegen sich nicht gleichzeitig; derjenige k bewegt sich vielmehr stets
zuerst, um dadurch die Bewegung des Kolbens L einzuleiten, worauf dann der Compressionsschieber k1 verschoben wird.
Der durch die beiden Kanäle m und n abgeleitete Dampf wird durch den Kanal
o und das Rohr V in die Atmosphäre, den Condensator o. dgl.
geleitet.
Eine Steuerung für rotirende Dampfmaschinen mit mehreren Füllungen auf einem Umlaufe wurde W. Scheuten und A.
Scheuten in Braunschweig unter D. R. P. Nr. 86657 vom 28. Mai 1895 patentirt. Der Dampfcylinder A (Fig. 85 und 86) trägt an der einen Stirnseite doppelt so viel Oeffnungen für den
Dampfeintritt, als Füllperioden vorhanden sind, also z.B. sechs (G und G1) bei drei Füllperioden bei einem Umlauf, an der anderen drei für den
Austritt. Von den sechs Eintrittsöffnungen werden für jede Umlaufrichtung der Maschine drei benutzt, entweder G oder G1. Diese Kanäle sind derart angeordnet, dass auf der
Innenseite immer je zwei dicht zusammen liegen, während sie auf der Aussenseite der Stirnwand gleichmässig vertheilt
sind.
Textabbildung Bd. 304, S. 251
Steuerung für rotirende Dampfmaschinen mit mehreren Füllungen auf einem Umlauf von Scheuten.
Durch eine mit nur drei Löchern versehene, für gewöhnlich festliegende Scheibe H werden immer drei von den
Eintrittslöchern verschlossen. Durch die mittels Handrad in der in den Abbildungen ersichtlichen Weise bewirkten
Drehung dieser
Scheibe um 60° kommt die andere Gruppe von drei Kanälen in Benutzung, wodurch dann die Drehrichtung der Maschine
umgekehrt wird. Auf
der Scheibe H bewegt sich der von einem Ringe L umgebene Schieber, welcher
aus zwei sectorenförmigen Platten l1 und l2 (Fig. 87) besteht, deren
Stellung je nach dem Füllungsgrade, mit dem die Maschine arbeiten soll, verändert werden kann.
Bei einer Verkleinerung des Winkels α (Fig.
87) würde aber auch an der entgegengesetzten Seite der Scheibe eine Oeffnung entstehen, welche falschen Dampfeintritt
zuliesse. Deshalb ist noch eine Scheibe M angeordnet, die sich mit der Schieberscheibe L zusammen dreht und eine einzige Dampfzuströmungsöffnung besitzt, in welche der Dampf aus dem Vorraum
A eintritt.
Die Abdichtung der Scheiben gegen einander kann durch eine Feder N, welche die Scheiben gegen einander
presst, unterstützt werden.
Wie in Fig. 85 angedeutet, stehen die Sectoren der Schieberscheibe L durch einen hakenförmigen Arm O, der durch einen Schlitz der Scheibe M tritt, mit einem Cylinderstück P in Verbindung, welches sich um die
Treibwelle legt und mit einer schraubenförmigen Nuth versehen ist. Der zweite Haken O, der an einem
besonderen Cylinderstück P sitzt (Fig. 86),
ist in Fig. 85 nicht dargestellt. Ueber beide Cylinderstücke P greift eine cylindrische Hülse Q, deren beide Längsschlitze zwei
verschiebbaren Ringen S als Führung dienen, indem die Stifte der letzteren in je eine spiralförmige Nuth
der Cylinderstücke P hineinragen. Auf diese Weise erfolgt durch eine axiale Verschiebung eines der Ringe
eine Verdrehung des entsprechenden Cylinderstückes P und damit eine Verschiebung des zugehörigen
Scheibentheiles.
Die Längsverschiebung der Ringe S geschieht durch Drehung der kleinen Kurbeln T (Fig. 86), deren Wellen in einander stecken und innerhalb des
Gehäuses in Hebeln endigen, welche die Längsverschiebung der Ringe S bewirken.
Die Scheiben L und M können auch so abgeändert werden, dass der erste
Dampfeintritt nicht axial, sondern radial stattfindet.
Zum Zwecke besserer Ausnutzung der Expansionswirkung eines treibenden Mittels (gespannter Dampf, Pressluft o. dgl.) bringt
H. Grauet in Berlin das Fig. 88 und 89 ersichtliche Schraubenräderkapselwerk in Vorschlag.
Textabbildung Bd. 304, S. 251
Schraubenräderkapselwerk von Grauel.
Lässt man zwei entgegengesetzt geschnittene, in einander passende Schrauben s und s1 in einem gemeinschaftlichen Mantel m, dessen Querschnitt
Fig. 88 zeigt, rotiren, so wandern die von dem Mantel, den
Gewindegängen und von den eingreifenden Theilen des anderen Schraubenkörpers gebildeten Hohlräume h auf
jeder Schraube von dem einen Ende nach dem anderen. Lässt man nun bei b (Fig. 89) Dampf von genügender Spannung u.s.w. eintreten, so erfolgt nach
dem Princip der schiefen Ebene eine Drehung der beiden Schraubenkörper in dem Sinne, dass die Gewindeanfänge sich
gegen einander, die
Hohlräume h nach der Richtung des Dampfauslasses c hin bewegen.
Des sicheren Ganges wegen sind die Schrauben s und s1durch zwei Zahnräder z und z1 oder eine andere Vorrichtung
zwangläufig mit einander verbunden.
Stellt man die Schrauben zunächst cylindrisch, aber mit wachsender Steigung her, so vergrössern sich die Hohlräume h bei ihrer Wanderung; es expandirt in Folge dessen der in ihnen eingeschlossene Dampf und nimmt an der
Drehung weiter Theil.
Werden die Schrauben ausserdem noch konisch hergestellt, so ist die Raumvergrösserung der Hohlräume h bei
ihrer Drehung noch eine bedeutendere.
Eine weitere Expansionswirkung kann man, wie bei anderen Motoren, durch intermittirenden Dampfzufluss erzielen. Auch kann
man durch
Condensation, wie ferner dadurch, dass, wie in der Abbildung ersichtlich, in dem Mantel m durch Ventile
verschliessbare Dampfzuführungen a angebracht sind, durch welche der expandirte Dampf wieder auf
Volldruck gebracht werden kann, eine grossere Kraftleistung erreichen.
Behufs selbsthätiger, gegenseitig richtiger Einstellung der Schrauben s und s1 sind die Widerlager derselben auf dem um x drehbaren und
durch die Schraube d verstellbaren Wagebalken w angeordnet.
Durch die Triebe t oder t1 kann die Kraft von
der Maschine entnommen werden.
Behufs Umsteuerung der Maschine lässt man den Dampf bei c ein- und nach einer Umdrehung aus dem Mantel
austreten.
Wendet man statt konischer Schraubenkörper solche nach einem Rotationshyperboloid geformte an, so können die alsdann windschief
gegen
einander liegenden Schraubenachsen über die Spitze hinaus verlängert werden.
Es ist hierdurch die Möglichkeit gegeben, die Maschine in umgekehrter Anordnung doppelt auszuführen, so dass der axial wirkende
Dampfdruck, sich gegenseitig aufhebend, die Schraubenachsen nur auf Zerreissen beansprucht, nicht aber aus der Ummantelung
herauszudrücken sucht. Hierdurch wird die Stellschraube d des Wagebalkens entlastet.
Textabbildung Bd. 304, S. 252
Fig. 90.Rotirende Dampfmaschine von Fisher.
Als Pumpe kann die Maschine benutzt werden, wenn man bei c einsaugt, um auf verschiedene, von einander
ganz unabhängige Druckleitungen aa und b zu arbeiten, oder wenn bei c ausgeworfen wird, um aus verschiedenen, ganz von einander unabhängigen Saughöhen zu heben.
Ueber eine rotirende Dampfmaschine von A. Fisher in Petersburg, III., berichten Industries and Iron vom 27. September 1895 S. 247 nach dem U. S. Electrical Engineer.
Die Fig. 90 ersichtliche Maschine leistet mit 350 minutlichen Umdrehungen nominell 50 ; sie hat
zwei Cylinder von je 305 mm Durchmesser und 546 mm Kolbenhub, die in der auf der Abbildung ersichtlichen Weise auf
gemeinschaftlichem
Bett montirt sind. Die Einströmrohre haben 38 mm, die Ausströmrohre 76 mm Durchmesser; das totale Gewicht der Maschine
beträgt 2
t.
Der Arbeitsdampf strömt durch eine Höhlung des den Regulator pp tragenden Supportes S in einen den Schieberkasten D ausserhalb des Rundschiebers K1 umgebenden Kanal und von hier nach dem einen Ende des hohlen, mit zwei
radial und entgegengesetzt gerichteten Reihen von Oeffnungen für den Durchgang des Dampfes nach den Einströmkanälen
des Cylinders
versehenen Schiebers, welcher von der Treibwelle der Maschine aus derart betrieben wird, dass auf zwei Umdrehungen
der ersteren eine
Umdrehung des Schiebers kommt. Der Schieber bewegt sich in einer Büchse J1 des Schieberkastens, welche auf einem Theile ihres Umfanges – entsprechend einem Winkel von 60° – mit einer Reihe
rostartig durchbrochener Oeffnungen versehen ist.
Die im Bogen gemessene Länge dieser Oeffnungen bestimmt mitsammt der doppelten Weite der in dem Schieber angeordneten Löcher
den
grössten Füllungsgrad der Maschine, welcher im vorliegenden Falle ½ beträgt. Um denselben innerhalb der Grenzen von
Null bis halbe
Füllung veränderlich zu machen, ist im Innern des Vertheilungsschiebers K1 noch ein Expansionsschieber angeordnet, der, vom Regulator beeinflusst, die Oeffnungen des Schiebers K1 nach Ausschaltung von Widerständen schon schliesst, ehe der Kolben die
Hälfte seines Hubes zurückgelegt hat.
Der Kolben N ist auf der concentrisch zur Bohrung des Cylinders liegenden Treibwelle befestigt; letztere
läuft in 152 mm langen Lagern aus Phosphorbronze der äusseren Cylinderdeckel. Das excentrisch zur Achse des Arbeitscylinders
angeordnete röhrenförmige Stück M, durch welches der Kolben geht, führt sich in den Köpfen I der Cylinder und bildet mit einer in der Cylinderwandung zwischen Ein- und Ausströmöffnung liegenden,
nachstellbaren Platte ein Widerlager.
Der Körper M besteht aus einem Stahlrohr mit gusseisernen Ringen an den Enden, von denen die inneren Ringe
auf dem Stahlrohr befestigt, die äusseren zum Zwecke der Aufnahme von Abnutzungen sowie der Herstellung einer dampfdichten
Verbindung
zwischen den Cylinderenden und den Kopfplatten D1 in Form seitlich
ausdehnbarer Spiralen gehalten sind.
Der Kolben trägt einen T-förmigen Schuh, welcher mittels schwacher Federn zum Anlegen an die Innenwandung des Cylinders gezwungen
wird.
Der Luftpuffer V verhütet springende Bewegungen des Regulators.
Um die Umdrehungszahl von Dampfturbinen zu verringern und ferner die Schwierigkeit zu vermeiden, dass der Dampf eine
unverhältnissmässig grosse Menge Luft mit sich fort reisst und an lebendiger Kraft verliert, gibt Jörgen Georg
Maardt in Kopenhagen der Turbinenscheibe einen grossen Durchmesser, sowie eine von allen früheren Dampfturbinen vollständig
abweichende Schaufelform.
Die aus Stahl gefertigte Turbinenscheibe A (Fig. 91 und 92) ist am Rande mit einer Rille versehen, in welcher sich die auf dem
ganzen Umfange vertheilten Schaufeln befinden, deren Form (Fig. 93) am
nächsten als eine Doppelschale zu bezeichnen ist; sie ist aus einem Stück Stahl oder Schmiedeeisen ausgestanzt worden.
Der Rand ist messerscharf, sowohl den Umkreis entlang als auch auf der Mittelrippe in der Nähe des Punktes a, wo der Dampfstrahl
die
Schale trifft.
Jede der Höhlungen hat eine solche Form, dass der bei a treffende Dampfstrahl in zwei einzelne Strahlen
gespaltet wird, wovon jeder seine Höhlung in einer so schrägen Richtung durchläuft, dass der bei bb
ausströmende verbrauchte Dampf nicht gegen den Rand der Turbine stösst, welcher die Schalen trägt. Zugleich soll
der Dampfstrahl Platz
haben, sich während des Durchlaufes mehr und mehr verbreiten zu können, was durch die angegebene Form erreicht wird.
Textabbildung Bd. 304, S. 253
Fig. 91.Turbinenscheibe von Maardt.
Die Schalen sind mit dicht gegen einander schliessenden Zapfen c versehen, welche mittels je zweier Bolzen
n an dem Turbinenrade befestigt sind und dessen Rille vollständig ausfüllen. Die Zuleitung des
Dampfes zu den Schaufeln der Turbine geschieht durch kegelförmige, schräg gestellte Oeffnungen. Ein Metallring B liegt dicht ausserhalb der Schalen und bildet die innere Bewegung eines ringförmigen Dampfkanals C, wohin das Dampfrohr D vom Kessel geleitet wird. Die ganze Turbinenscheibe ist in einer
gusseisernen Hülse E eingeschlossen. FF sind zwei Ausgangsöffnungen für den
verbrauchten Dampf, die sich zu einem einzelnen Rohr G vereinigen.
Die Art und Weise, wie der Ring B mittels eines Spannringes J festgehalten
ist, wird in Fig. 92 ersichtlich.
Behufs Lagerung der Turbinenachse ist eine ungetheilte, mit Weissmetall ausgegossene Büchse K, um einen
gleichmassigen und ruhigen Gang zu erhalten, von einem dicken Kautschukgürtel L und dieser wieder von
einem schliessenden zweitheiligen Metallgesäuse M umgeben. Nachdem diese Theile gehörig mit einander
verbunden, werden sie in der Ausbohrung bezieh. in der Hülse E entsprechend befestigt.
OO sind Schmiertöpfe für die Lager. P ist die Achse für den Regulator.
QQ sind kleine Schaudeckel.
Die Lagerung der Turbinenachse lässt sich auch, namentlich in Rücksicht auf genügenden Schutz gegen Erwärmung, in anderer
Weise
bewerkstelligen.
Statt den Dampf die Turbine in radialer Richtung durchlaufen zu lassen, kann derselbe auch in axialer Richtung einströmen.
Zur
Entfaltung grösserer Kraftleistung lassen sich mehrere Turbinenscheiben A, jede mit ihrem zugehörigen
Ring B (oder getrennten Einlassen auf derselben Achse), anbringen.
Es wird bei dieser Anordnung ein Theil des Luftwiderstandes vermieden, indem die Luft- oder Dampf lagen zwischen den verschiedenen
Turbinenscheiben an der Umdrehung theilnehmen.
Eine Regulirvorrichtung für solche Wasser-, Dampf- und Gasturbinen, welche mit einem eng besetzten Schaufelkranz an der Peripherie
ausgestattet sind, und bei denen das Treibmittel seitlich zwischen die Schaufeln ein- und aus denselben heraus tritt,
wurde O. L. Kummer in Dresden unter D. R. P. Nr. 83412 geschützt.
Das Turbinenrad c (Fig. 94 bis 96) wird beiderseits von Scheiben a und b eingeschlossen, die mit einer beliebigen Anzahl von schräg zum Schaufelkranze stehenden Zuführungsdüsen
e bezieh. Ableitungsdüsen f in einem Kreise besetzt sind, welcher dem
Schaufelkranze des Turbinenrades entspricht. In Fig. 94 sind die Düsen
der Scheiben a und b einander gegenübergestellt, so dass der Dampf auf
sämmtliche (drei) Schaufeln einwirkt, welche der Mündung der Zuführungsdüse entsprechen; in gleicher Weise führt
die Düse der Scheibe
b den Dampf aus den drei Schaufeln ab.
Textabbildung Bd. 304, S. 253
Turbinenscheibe von Maardt.
Von den Scheiben ist b drehbar angeordnet. Die Drehung kann von Hand oder durch einen Zwischenmechanismus
von einem Regler aus so weit erfolgen, dass eine Schaufelkammer an der Dampfaustrittsseite abgesperrt wird (Fig. 95), also nur noch zwei Kammern den Dampf durchlassen. Eine weitere
Drehung kann die zweite Kammer, die fortgesetzte Drehung sämmtliche Kammern behufs Stillstandes der Turbine absperren.
In gleicher
Weise wie die Absperrung kann auch behufs Vergrösserung der Geschwindigkeit bezieh. der zu leistenden Arbeit der
Turbine das Oeffnen einer oder mehrerer Kammern erfolgen. Anstatt die Scheibe b zu drehen, kann die Scheibe a behufs Regulirung der Zahl der durchströmten
Kammern zur Drehung gelangen. Da aber Scheibe a unter dem vollen Dampfdruck steht, b dagegen in dem mit der Luftpumpe des Condensators in Verbindung stehenden Ausströmungsraume
untergebracht ist, empfiehlt es sich, Scheibe b zur Regulirung zu verwenden. Die drehbare Scheibe findet
ihre Lagerung in einer ringförmigen Nuth g des Turbinengehäuses.
Textabbildung Bd. 304, S. 254
Regulirvorrichtung für Wasser-, Dampf- und Gasturbinen von Kummer.
Um die Einwirkung des Druckes oder des Vacuums auf die zu drehende Scheibe ganz aufzuheben, empfiehlt sich die Anordnung von
zwei
Turbinenrädern auf einer Welle, mit einem Zwischenraume zwischen sich, in welchem die beiden drehbaren Scheiben untergebracht
sind,
die, durch Stehbolzen mit einander verbunden, gemeinschaftlich und in gleichem Maasse an der Regelungsbewegung theilnehmen
und durch
die an ihnen sitzenden Austrittsdüsen die Absperrung oder das Oeffnen der Kammern des Turbinenkranzes an der Austrittsseite
bewirken.
Eine Dampfmaschine mit Pendelkolben in hohlkegelförmiger Laufbüchse von E. Püschel in Halle a. S. mag
schliesslich noch kurze Erwähnung finden.
Textabbildung Bd. 304, S. 254
Dampfmaschine mit Pendelkolben in hohlkegelförmiger Laufbüchse von Püschel.
Der Fig. 97 und 98 ersichtliche Cylinder besteht aus einem Gehäuse a mit eingesetzter Büchse b. In dieser ist ein Stopfbüchsengehäuse c mit Stopfbüchse c1 angeordnet, welch letztere den Raum vor dem Kolben von demjenigen
hinter dem Kolben abdichtet und umgekehrt. Zu beiden Seiten des Stopfbüchsengehäuses liegt je ein Kanal d1 welcher als Weg für den Auspuffdampf dient. An dem Stopfbüchsengehäuse c ist die kleine Cylinderstirnwand e festgeschraubt, h, c und e bilden somit eine starre, in dem Gehäuse a gegen
Verdrehung gesicherte, in der Längsachse durch Stiftschrauben f nachstellbare Verbindung. Der zwischen
dem Deckel g und der Cylinderbüchse b entstandene Raum h ist der Schieberkasten. In demselben bewegt sich auf dem Rücken der Cylinderstirnwand e, durch welche die Dampfkanäle gehen, das hier als Muschelschieber für pendelnde Bewegung ausgeführte
Steuerorgan i.
An dem konischen, auf der Welle k1 festgeschraubten und verkeilten
Pendelkolben k ist auch die Cylinderstirnwand l befestigt. Der Pendelkolben
wird in dem an dem Gehäuse a angeschraubten Deckel m geführt. Die
Stopfbüchse m1 dichtet den Cylinder nach aussen ab. Das Gehäuse a trägt noch den Dampfauspuffkanal n; derselbe steht mit den
Dampfauspuffkanälen, in welche die Auspuffkanäle vom Schieberspiegel münden, in Verbindung. Die verstellbare Cylinderbüchse
b trägt oben einen Stutzen o für den Dampfeintritt; an diesem ist, damit b, ohne die angeschlossene Rohrleitung verschieben zu müssen, nachstellbar ist, nach Art der
Compensatoren ein Stutzen o1 angebracht.
Die Welle k1 ist in ihrer Verlängerung nochmals gelagert und durch einen
Stellring gegen Verschieben gesichert. Am Ende ist eine Kurbelscheibe mit Zapfen befestigt, an welchem letzteren
eine Pleuelstange
angreift, die in gewöhnlicher Weise mit der Kurbel der Schwungradwelle verbunden ist.
(Fortsetzung folgt.)