Titel: | Die Herstellung der Rahmentheile für Fahrräder durch Stanzen, Ziehen und Biegen. |
Fundstelle: | Band 304, Jahrgang 1897, S. 267 |
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Die Herstellung der Rahmentheile für Fahrräder durch Stanzen, Ziehen und Biegen.
Mit Abbildungen.
Die Herstellung der Rahmentheile für Fahrräder durch Stanzen, Ziehen und Biegen.
Textabbildung Bd. 304, S. 267
Stufenweise Herstellung eines einfachen Rohrwinkels.
Im Wesentlichen bestehen die Rahmenverbindungsstücke aus einem Hauptstück mit Rohrstutzen, die wegen ihrer schrägen Anlaufrichtung
verwickelte Formen veranlassen, welche der reinen mechanischen Bearbeitung grosse Schwierigkeiten bereiten. Hierbei
ist die Handarbeit
nicht entbehrlich, so lange diese Theile geschmiedet, gebohrt und gedreht werden müssen. Indem nun diese Rahmentheile
aus Stahlblech
gefertigt werden (vgl. D. p. J. 1895 298 * 102), wird nicht nur die
Materialvertheilung günstiger und daher diese Theile fester, sondern bei gleicher Formgrösse auch weitaus billiger
in der Herstellung.
Solche aus Stahlblech gefertigten Verbindungstheile sind anfänglich aus Deutschland nach Amerika eingeführt worden,
später (zuerst 1890) haben sich die A. Matthews Stamping
Works in Seymour, Conn., auf die massenhafte Herstellung solcher Theile verlegt. Der allgemein eingeführte Humber-Rahmen
besitzt eine Tretkurbelnabe mit 4 bis 6 Rohrstutzen. Umständlich ist noch das obere Rahmen Verbindungsstück an der
Sattelstange,
einfacher sind die Anschlusstheile am Steuerrohr. In Folgendem soll nach American Machinist, 1897 Bd. 20
Nr. 8, 9 bezieh. * S. 145, 165, die stufenweise Herstellung eines einfachen Rohrwinkels vorgeführt werden.
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Fig. 12.Arbeitsstufen am Werkstück.
Von einem kalt gewalzten, durchaus ausgeglühten, 80 bis 83 mm breiten Stahlband werden 130 bis 133 mm lange Stücke abgeschnitten
und
diese den folgenden Bearbeitungen unterzogen, indem zwischen einzelnen Zieharbeiten nach Bedarf das Werkstück ausgeglüht
wird.
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Fig. 13 und 14: Stanzschere; Fig. 15 bis 17: Aufrollen des Plättchens.
Unter einer Kurbelstanzpresse wird mit dem 46 mm starken Stempel a (Fig. 1 und 2)
eine Kugelmulde eingezogen, wozu die Matrize b mit Kegelloch von 7,5° Seitenneigung dient. Diese ist in
einer rechteckigen Platte c eingesetzt, an dessen oberer Fläche ein Rähmchen d von Blechstärke angeschraubt ist, in dessen mittlere Aussparung die abgeschnittenen Blechstreifen hineinpassen. Ueber
diese schwingt die Deckplatte f passend an und indem die Schraube g als
Drehpunkt dient, setzt mittels offenen Seiteneinschnittes die Deckplatte f unter die Schraube h ein. Diesem ersten Ziehvorgang folgt unter einer Ziehpresse ein zweiter mit 35 mm starkem Stempel i (Fig. 3) in Matrize k, wobei l der Ziehring ist. Stempel und Matrize sind konisch mit 7,5 bezieh. 7° Seitenwinkel,
zudem besitzt der Stempel einen ausgekehlten Bund. Der dritte, 28,6 mm starke Stempel m (Fig. 4) geht in ein 31,75 mm grosses Matrizenloch m1 von 1,5° Kegelneigung. Der Stempel hat einen glatten Hohlkehlenbund.
Hierauf wird im Stanzwerk (Fig. 5 und 6) mit dem Stempel n und der Matrize p, wobei der Zapfen o das Plättchen centrirt, der Rand auf 50,8 zu 108,8 mm
rechteckig beschnitten. In dem Matrizengesenk q (Fig. 7 und 8) wird das beschnittene Plättchen schief- und
dessen Längsrand aufgebogen, wozu der aus Stempelbolzen r und Formstempel s
zusammengesetzte Druckkopf (Fig. 9) dient, wobei die Hohlkehle durch einen
stählernen Einsatzring t gebildet wird. Unter einer anderen Stanzpresse wird mit den Werkzeugen (Fig. 10) ein 16 mm starkes Loch im Boden der ausgezogenen Tülle gestanzt,
hierauf wird dieses auf 20 mm durch Ausreiben erweitert und der Bodenrand mit dem Stanzdorn (Fig. 11) auf den normalen inneren Durchmesser von 28,6 mm des nunmehr
fertigen Rohrstutzens aufgetrieben.
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Gesenkhammer.
In Fig. 12 sind diese Arbeitsstaffeln am Werkstück vorgeführt. Der vordere und
hintere Rand des Plättchens wird in der Stanzschere (Fig. 13 und 14) scharf und regelrecht beschnitten. Die beiden Winkelscherblätter u sind in Kastenplatten v angeschraubt und diese mittels Zwischenklötzchen
v1 zu einem Rahmen verbunden, in dessen Mittelöffnung der mit
Führungszapfen versehene Scherstempel w spielt.
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Doppeltes Stanzwerk.
Diesem Arbeitsvorgang folgt das Aufrollen des Plättchens um einen 31,7 mm starken Dorn x (Fig. 15 bis 17), welcher mit dem Gabelstempel y durch
Seitenführungsnuthen der Matrize z niedergeführt wird, wobei das Plättchen mitgeht und sich beim
Durchgang um den Dorn x schliesst. Zu diesem Behuf besitzt der Dorn x
rechteckige Zapfenansätze, auf welche die Zinken des Gabelstempels
y aufsetzen. Der endgültige Rohrschluss wird unter einem Gesenkhammer mit Dorngesenk x1 (Fig. 18
und 19) im Ambosstöckel y1 und hierzu passenden Hammerstock z1
durchgeführt, worauf die Röhrenden abgefräst werden. Der endgültige Verschluss der Stossfuge könnte durch Hartlöthen
erfolgen. Zur
grösseren Sicherheit findet aber noch eine Verkuppelung durch Einlegeplättchen statt. Hierzu dient das doppelte Stanzwerk
(Fig. 20 bis 24). Im Block a sind zwei wagerechte Zapfendorne b und c eingesetzt, deren vorragender Theil 31,7 mm im Durchmesser stark ist. Vor diesem Block a ist ein Lagerkörper d auf der Tischplatte der Stanzmaschine derart
aufgeschraubt, dass die getheilten Einschublager f und g centrisch über
diese Dorne b und c passen, und zwar liegen schmale Seitenränder h (Fig. 22) knapp an den Dornzapfen an,
während in dem Mittelraum i zwischen den Rändern der Rohrstutzen eingelegt werden kann.
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Arbeitsgang zur Herstellung der Tretkurbelnabe.
Nun sind im Dorn b bezieh. den Einschublagertheilen f drei Matrizenlöcher von der angegebenen Knebelform vorgesehen, so dass mit einem passenden Schnittstempel k diese drei Oeffnungen in den Rohrstutzen auf einmal eingestanzt werden können. Nach erfolgter
Stanzarbeit wird bei gelüfteter Druckschraube l der ganze Lagerblock f sammt
dem eingeschlossenen Rohrstutzen vom Dornzapfen b ab- und in umgekehrter Richtung auf den Dorn c aufgeschoben, wobei mit der Handradschraube m die Feststellung erfolgt.
Nun befindet sich über dem nunmehr mit g bezeichneten Lagerblock eine doppelte Matrizenplatte no für gewölbte Plättchen p (Fig. 24), welche eingeschoben, vom Stempel q
in der vorbezeichneten Knebelform ausgestanzt, die Stanzkerne durch den weiter nieder gehenden Stempel p
bis in die Stanzlöcher des Rohrstutzens gebracht und daselbst an den glattcylindrischen Dorn c
eingedrückt werden. Um diese Arbeit zu beschleunigen, sind an einer gemeinschaftlichen Stossplatte r die
beiden Stempel k und q angebracht. Der endgültige Verschluss dieser Laschen
Verbindung erfolgt durch Hartlöthen. In Fig. 25 ist der fertige
Rohrstutzen zur Ansicht gebracht. In Fig. 26 bis 31 ist der Arbeitsgang zur Herstellung der Tretkurbelnabe im Humber-Rahmen
einer Rennmaschine in abgekürzter Folge dargestellt. Die Fig. 26
sichtbaren Buckel sind in Fig. 27 im dritten Ziehvorgang vertieft, in
Fig. 28 ist der Blechrand beschnitten, in Fig. 29 die Enden des mittleren Rohrstutzens angebogen, in Fig. 30 die drei Tüllen ausgestanzt und ausgezogen und in Fig. 31 die Biegung des Nabenrohres vorgenommen.
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Vorderer Rahmentheil.
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Stanz- und Biegegesenke.
In Fig. 32 ist der Rahmentheil für die Vorderradgabel nach American Machinist,1896 Bd. 19 Nr. 51 *
S. 164, angezeigt, dessen Winkelstücke (Fig. 33) von der Matthews Co. in Seymour, Conn., dargestellt werden. Diese Theile werden mit den Stanz- und Biegegesenken
(Fig. 34 bis 37) durch Vermittelung von einem bezieh. zwei Dornen, die mit der Hand eingehalten werden, auf Kurbelpressen in einer
vorgeschriebenen Reihenfolge angefertigt.