Titel: | Stanz- und Ziehpressen für die Herstellung von Fahrradrahmentheilen. |
Fundstelle: | Band 305, Jahrgang 1897, S. 73 |
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Stanz- und Ziehpressen für die Herstellung
von Fahrradrahmentheilen.
Mit Abbildungen.
Stanz- und Ziehpressen für die Herstellung von
Fahrradrahmentheilen.
E. W. Bliss' Stanz-, Zieh- und Formpressen für die Herstellung
von Fahrradtheilen.
Von der E. W. Bliss Company in Brooklyn, N. Y., werden
Pressen in den verschiedensten Ausführungen für die Zwecke der Fahrräderherstellung
gebaut. In neuerer Zeit sind viele Bestandtheile aus Blech gefertigt, die früher
gegossen oder geschmiedet und dann auf der Dreh- oder Bohrbank bezieh. im
Schraubstock fertig gestellt wurden.
Textabbildung Bd. 305, S. 73
Fig. 1.Excenterstanzpresse von Bliss.
Textabbildung Bd. 305, S. 73
Ziehpressen von Bliss.
Diese Pressen sind nach American Machinist, 1896 Bd. 19
Nr. 48 * S. 1097, in den Fig. 1 bis 3 vorgeführt. Mit der
einfachen Excenterstanzpresse (Fig. 1) werden die
Stahlbänder geschnitten, überhaupt einfache Arbeiten verrichtet. In der Ziehpresse
(Fig. 2) wird der
Klemmschlitten durch Unrundscheiben bethätigt, welche neben den Kurbelachsschenkeln
angeordnet sind. Diese Presse hat den Uebelstand, dass beim Angriff durch den
Druckstempel, also bei Ausübung der Grösstkraft, die Kurbelachse mit den
Unrundscheiben durchgebogen und dadurch der Klemm- oder Ziehring entlastet wird, so
dass Fältelungen entstehen. Bei der Ziehpresse (Fig. 3) lagern die beiden
Kniehebelwellen am Rahmengestell, so dass dadurch der Klemmschlitten von den
Durchbiegungen der Kurbelachse nicht beeinflusst ist. Die Organe zur Bethätigung des
Klemmschlittens sind bereits früher beschrieben worden (vgl. D. p. J. 1891 281 * 36). Sie bestehen in der
Hauptsache aus einer, der Kurbelachse voreilenden Stirnkurbel, welche einen
Schlitten bethätigt, an welchen die beiden Kniehebelwellen in symmetrischer
Anordnung angelenkt sind. Die in die obere Todtpunktstellung des Schlittens
fallenden Schwingungswege bedingen die Wirkungsdauer des Klemmschlittens.
Textabbildung Bd. 305, S. 73
Fig. 4.Vorrichtung zur Höheneinstellung des Druck- oder
Stanzschlittens.
Zur Höheneinstellung des Druck- oder Stanzschlittens wird an den Pressen der E. W. Bliss Company in Brooklyn, N. Y., die in Fig. 4 nach American
Machinist, 1896 Bd. 19 Nr. 10 * S. 250, dargestellte Einrichtung
angewendet. Im kastenförmigen Stanzschlitten B ist die
durch zwei Deckplättchen am Kegelfuss gehaltene Schraubenspindel C drehbar eingesetzt, welche sich in das Druckstück A schraubt. Dieses im Schlittenkasten B geführte Druckstück A
ist getheilt und mit einem Deckelstück D im Bereich des
Muttergewindes abgeschlossen. Mit den Deckelschrauben wäre eine Festklemmung des
Druckstückes A ohne weiteres zu ermöglichen. Um aber
die Schraubenspindel C theilweise vom Arbeitsdrucke zu
entlasten, sind die vier Deckelschrauben durch Längsschlitze des Schlittenkastens
B geführt, so dass der Drucktheil A an diesem angepresst wird. Wie üblich, wirkt die
Kurbelschubstange unmittelbar in eine halbcylindrische Pfanne des Druckstückes A, während zur Anhebung des Schlittens ein ganz
schwacher Zapfen dient.
Um das Triebwerk der Presse ein- und auszurücken, dient nach American Machinist, 1896 Bd. 19 Nr. 36 * S. 822, das in Fig. 5 bis 7 gezeichnete Werk. Das
grosse Stirnrad ist auf die Kurbelachse festgekeilt, während das zugehörige Getriebe
A (Uebersetzung 10: 1) auf der Schwungrad welle
frei geht. Zur Verbindung desselben mit der Antriebswelle ist eine federnde
Reibungskuppelung von Waldron angebracht, welche
mittels der Kniehebelmuffe wirkt. Diese wird durch eine Gabel von dem Stabe C aus verschoben, welcher in dem Lagerbügel D geführt ist und an dem die Bremshebel S angebolzt sind. In der Ausrückstellung der Kuppelung
werden die Backenhebel S an die Bremsscheibe B geklemmt und damit das Getriebe A festgehalten, so dass hiermit die Trägheit des
grossen Zahnrades aufgefangen und die Kurbelachse rasch zum Stillstande gebracht
wird. Dies wird dadurch erreicht, dass in der Rechtslage des Stabes C zwei Keilflächen desselben an die Schrauben R der Bremshebel S wirken
und den Anschluss der Backentheile besorgen. Dieser Stab C kann durch den Handhebel U verstellt und
damit die Ein- und Ausrückung des Triebwerkes in beliebiger Lage der Kurbelachse
eingeleitet werden.
Textabbildung Bd. 305, S. 74
Einrichtung, um das Triebwerk der Presse ein- und auszurücken.
Textabbildung Bd. 305, S. 74
Fig. 8.Schwere Stanzpresse mit drei oder mehr Stanzstempeln.
Textabbildung Bd. 305, S. 74
Fig. 9.Leichte Excenterpresse mit selbsthätigem Vorschub des
Werkstückstreifens.
Textabbildung Bd. 305, S. 74
Fig. 10.Offene Kurbelpresse.
Eine selbsthätige Umsteuerung bezieh. Ausrückung der Presse
wird aber durch eine Unrundscheibe L besorgt, welche
zur Regelung der Ausrücklage der Kurbelachse an die innere Nabe des grossen
Stirnrades nicht fest, sondern verstellbar angeordnet ist, indem die
durchgehende Schraube in eine kreisförmige Ringnuth der Unrundscheibe L einsetzt. Durch diese wird ein Rollenhebel K und damit die Hängestange J gehoben, an deren Erweiterung ein federnder Klinkhebel J1 angebolzt ist, der
mittels des Winkelhebelgestänges N M durch den
Fusstrittmechanismus O P in Schwingung versetzt
wird.
Textabbildung Bd. 305, S. 74
Fig. 11.Kurbelpresse.
Textabbildung Bd. 305, S. 74
Fig. 12.Excenterpresse.
In die Hängestange J setzt eine Stange J0 mit Hakeneinschnitt
ein, an welcher ein Gewicht H angesetzt ist, dessen
unterer Kolben H1 in
einen Luftpuffercylinder Q eintaucht. Beim
Niederdrücken des Fusstritthebels P erfolgt die
Auslösung der Hebelklinke J1 und das Niederfallen der Gewichtsstange H.
In einen Fensterausschnitt derselben setzt der Hebel G
ein, dessen Welle E einen zweiten, in die Stangen C eingreifenden Hebel F
trägt. Die Verkuppelung zwischen E und F (Fig. 7) findet durch
einen auslösbaren Einlegekeil V statt, so dass bei
Lösung dieser Verkuppelung die selbsthätige Umsteuerung aufhört. Wenn aber bei
eingelegtem Querkeil V der Fusstritt P bethätigt wird, so wird die niederfallende
Gewichtsstange H den Winkelhebel G F nach links drehen und dadurch auch den Stab C nach links verstellen und den Betrieb der Presse
einleiten. Bei fortlaufender Drehung der Kurbelachse wird der Rollenhebel K niedergehen und in der Tieflage der Hängestange J die Einrückung der Hebelklinke J1 in das
Stangengewicht H erfolgen. Bei weiterer Drehung, und
zwar in der Hochlage der Kurbel, wird durch die Unrundscheibe L der Rollenhebel K
gehoben und damit die Ausrückung der Reibungskuppelung besorgt.
In Fig. 8 ist nach American
Machinist, 1896 Bd. 19 Nr. 48 * S. 1098, eine schwere Stanzpresse mit drei
oder mehr Stanzstempeln für die Vorbereitung der Kurbelnaben der Fahrräder, wie
bereits früher beschrieben, dargestellt. Auf der leichten Excenterpresse (Fig. 9) mit selbsthätigem Vorschub des
Werkstückstreifens werden die Glieder der Triebkette für Fahrräder aus dem
Blechstreifen ausgestanzt und die Stanzkerne in der offenen Kurbelpresse (Fig. 10) durch genaue Stanzformen selbsthätig
getrieben und so die äussere Gestalt der Kettenglieder aufs genaueste fertig
gestellt.
Unter der Kurbelpresse (Fig. 11) werden die
Ledersättel geformt, wobei die Matrizenformen geheizt werden. Mit der Excenterpresse
(Fig. 12) werden die Enden der Rahmenrohre
konisch angetrieben, damit sie in die Eckwinkel für das Löthen mit genügendem
Spielraum einpassen.
F. Wheeler's Stanzpresse.
Textabbildung Bd. 305, S. 75
Wheeler's Stanzpresse.
Um bei Kurbelpressen die Länge der Schubstange bezieh. die Höhe des Stanzschlittens
zu regeln, haben Frank, Wheeler and Sons in Meriden,
Conn., die in Fig. 13
bis 19 dargestellte
Einrichtung ausgeführt, welche nach American Machinist,
1896 Bd. 19 Nr. 51 S. 1166, für offene Stirnkurbeln aus einem geschlossenen
Rahmenkopf A besteht, welcher unter 30° Neigung gegen
die Längsachse der Druckstange F gestellt ist. Der
Rechteckrahmen A wird zwischen einer Hohlzapfenplatte
H und einer vorderen Deckplatte C mittels einer Mutter D
festgeklemmt. Beide Platten erhalten ihre Führung durch Zahnleisten L L, welche in Nuthen K K
des Druckkopfes einsetzen; während die Deckplatte C
genau über den Hohlzapfen B geschoben ist, wird der
Arbeitsdruck durch die Einsatzstücke auf den Rahmen A
übertragen. Durch den Hohlzapfen B ist der Zapfen E der Stirnkurbel geschoben, welcher durch die
Schlussmutter G in Lage erhalten wird. Zur bequemen
Einstellung des Druckkopfes dient die Schraubenspindel X, welche ihr Muttergewinde R zur Hälfte in
jeder Deckplatte C und H
findet.
Oberlin Smith' Kuppelungsschloss für Stanzpressen mit
Excenterkurbelbetrieb.
Textabbildung Bd. 305, S. 75
Smith Kuppelungsschloss für Stanzpressen mit Excenterkurbelbetrieb.
An den von der Ferracute Machine Co. in Bridgeton, N.
J., gebauten Stanzpressen ist das benannte Kuppelungsschloss angebracht, welches
nach American Machinist, 1893 Bd. 16 Nr. 40 * S. 2, die
in Fig. 20 und 21 gezeigte Einrichtung
besitzt. Am rechtsseitigen freien Ende der Excenterwelle a läuft zwischen Bunden frei das grosse Stirnrad, an dessen innerer
Nabenfläche vier vorstehende Stahlbolzen im Kreise angesetzt sind. Zwischen diesen
rückt der Kuppelungsbolzen B ein, indem derselbe unter
der Einwirkung einer Feder b aus dem Schlossgehäuse G geschoben wird.
Dieses Schlossgehäuse ist in der bundförmigen Verstärkung G der Excenterwelle a eingearbeitet und
enthält eine Ringnuth für den Schlosshebel L, eine
seitliche Längsbohrung zur Aufnahme des Kuppelbolzens B, eine Quernuth für den Sicherungsschieber A
und eine zweite Längsbohrung für den Federstift C,
welcher den Schieber A sicherstellt. Ein Querstift T, welcher die Ringnuth unterbricht, trifft an eine
Nase des Schlosshebels und verhindert die weitere Drehung der Excenterwelle, sofern
die lebendige Kraft derselben durch die Bremse D nicht
vorher aufgebraucht worden ist. An dem Schlosshebel L
ist eine seitliche Keilfläche l angeordnet, mittels
welcher der Kuppelbolzen B zurückgezogen wird, sofern
der Schlosshebel in der Hochlage sich befindet. Dies erfolgt bei frei gelassenem
Fusstritt durch die Bogenfeder F, welche in einer
Seitenplatte E eingesetzt ist, die am Presständer c mittels eines Winkels d
durch die Schraube S festgeklemmt wird. An dieser
Schraube sind nun die Bremsklötze D D frei angelenkt,
welche durch den Federbolzen f in ihrer Kraftwirkung
geregelt werden können. Um nun die Auslösung des Kuppelbolzens B rechtzeitig zu ermöglichen, damit das Excenter in der
hohen Todtpunktlage sicher zur Ruhe komme, ist diese Seitenplatte E, an welcher der Schlosshebel L um den Bolzen g schwingt, nicht
festgeschraubt, sondern bloss drehverstellbar am Gestell durch das Winkelstück d angeklemmt. Hierdurch wird die Lage des Hebelzapfens
g gegen das Excentermittel abgeändert und die
Auslösung des Kuppelbolzens B früher oder später
besorgt.
Um die Einwirkung der Bogenfeder F auf den Schlosshebel
L zu regeln, sind in der Seitenplatte E drei Einsatzlöcher vorgesehen.
Die Wirkungsweise dieses Kuppelungsschlosses ist nun folgende:
In der gezeichneten Stellung des Riegelschiebers A
verhindert derselbe ein Verdrehen des Kuppelbolzens B,
gestattet aber eine axiale Verschiebung desselben. Befindet sich der bogenförmige
Schlosshebel L in seiner Tieflage; was durch die
Fusstrittkette h ermöglicht ist, so rückt der Bolzen
B nach aussen und zwischen die Zapfen des
Zahnrades, wodurch der Arbeitsbetrieb eingeleitet wird und der bei niedergehaltenem
Tritt beliebig fortdauert, weil der Querstift T über
den Bogenhebel fortkreisen kann. Sobald aber der Fusstritt freigelassen wird,
schwingt der Bogenhebel unter der Federkraft E in die
Hochstellung, greift mit seiner Keilfläche l in die
Quernuth von B, wodurch der Kuppelbolzen B zurückgezogen und der Betrieb ausgerückt wird. Einer
Weiterdrehung der Excenterwelle wirken die Bremsbacken entgegen, bis der Querstift
T im äussersten Fall den Stillstand herbeiführt.
Damit aber bei fortlaufendem Riemen und während besonderer Arbeitsverrichtungen am
Presstisch eine unbeabsichtigte Einrückung des Triebwerkes vermieden werde, dient
dazu noch der Riegelschieber A, welcher bei
zurückgestelltem Federstift C tiefer eingedrückt wird,
so dass derselbe in den vorderen Zahneinschnitt des Kuppelbolzens B einrückt und denselben in der Ausrückstellung
festhält.
Fox' Excenterstanzpresse.
Bemerkenswerth ist bei dieser von der Fox Machine Co. in
Grand Rapids, Mich., gebauten Excenterkurbelpresse die Bremsvorrichtung. Nach American Machinist, 1895 Bd. 18 Nr. 19 * S. 364, wird
auf einen Bund der Excenterwelle der stählerne Bremsring a (Fig. 22
und 23) aufgeschoben,
welcher mit
Bolzen b am Gestell sitzt und dessen Hälften durch die
Federschraube c an den Wellbund geklemmt werden.
Zwischen diesen Theilen ist ein Hebeldaumen d
eingelegt, welcher bei Bethätigung des Fusstrittgestänges f die Bremsringtheile öffnet.
Textabbildung Bd. 305, S. 76
Fox' Excenterstanzpresse.
W. Sellers' Lochstanzmaschine.
Textabbildung Bd. 305, S. 76
Sellers' Lochstanzmaschine.
Das Ausrückwerk zwischen dem Druckhebel bezieh. Excenter und dem Stosschlitten ist
bei verspäteter Einrückung stets gefährdet. Bei den neueren Lochstanzmaschinen von
W. Sellers und Co. in Philadelphia mit Hebelbetrieb
wird nach American Machinist, 1896 Bd. 19 Nr. 8 * S.
201, der in Fig. 24 bis
26 dargestellte
Einrücker angewendet. Der im Maschinengestell a mit dem
Bolzen b schwingende Hebel c wird durch ein Excentergestänge in fortlaufender Bewegung erhalten. Am
Druckkopf dieses Hebels c schwingt um einen
Mittelzapfen d eine Tasche f, welche mittels einer Handhebelstange g h
derart eingestellt werden kann, dass bei senkrechter Lage des Handhebels h das in die Tasche f
angelenkte Druckstück i sammt dem daran angegliederten
Druckknopf k in die Stempelachse hineinfällt. Nun ist
die untere Fläche des Hebelkopfes nach einem zum Zapfen d achsenrichtigen Cylindermantel bearbeitet, und während die Druckschale
i hierzu passt, wird die obere Fläche des
Druckknopfes k ebenfalls cylindrisch zum Lenkerbolzen
e geformt sein. Um diesen Bolzen e schwingt in der Ausrückstellung der an der
Schlittenmulde geleitete Druckknopf k, dagegen fällt
dieser Druckknopf in der Einrückstellung von selbst in die Druckmulde des
Stosschlittens m. Zur Sicherung dieser Lage
untergreifen die Bogenstücke der Tasche f einen im
Schlitten m vorgesehenen Querstift n, so dass hiermit ein Klemmgesperre entsteht, durch
welches der Aufhub des Stosschlittens m unterstützt
wird. Zudem kann die Einstellung des Handhebels h durch
Umlegung eines Gegengewichtstückes o versichert werden.
Im Uebrigen ist das Eigengewicht des Stosschlittens m
durch das mittels Hebelgestänge p angelenkte
Gegengewicht q überlastet, so dass bei ausgelegter
Ausrückvorrichtung der Stosschlitten selbsthätig in die Hochlage steigt. Mit
dieser Einrichtung kann bei verspäteter Einrückung kein Organ brechen, weil der
Druck erst bei gestrecktem Kniehebel f i k wirksam
werden kann, die Streckung desselben aber nur bei rechtzeitiger Einrückung möglich
ist.
Zu erwähnen ist noch, dass W. Sellers den Durchmesser
des Matrizenloches D zum Stempel d und zur Blech stärke wie folgt bemisst:
D = d + 0,2 δ.