Titel: | Neuere Locomotiven. |
Autor: | Fr. |
Fundstelle: | Band 305, Jahrgang 1897, S. 174 |
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Neuere Locomotiven.
(Schluss des Berichtes S. 145 d. Bd.)
Mit Abbildungen.
Neuere Locomotiven.
Aussergewöhnliche Locomotiven.
Ueber schmalspurige Zahnradlocomotiven, System Abt (1892
284 107), der Bosnisch-Herzegowiner Staatsbahn
berichtet The Engineer vom 6. November 1896, S.
466.
Die Maschinen sind in der Wiener Locomotivfabrik, A.-G.,
erbaut; ihre Spurweite beträgt 760 mm.
Der Kessel jeder aus zwei unabhängig von einander arbeitenden Maschinen – einer
Reibungsmaschine mit zwei aussen liegenden und einer Zahnradmaschine mit zwei innen
liegenden Cylindern – bestehenden Locomotive ruht auf sechs gekuppelten
Reibungsrädern und in Folge Anordnung einer Querfeder auch zum Theil auf den vier
Rädern des Tenders.
Die schmiedeeisernen Rahmen der Zahnradmaschine liegen innerhalb des Hauptrahmens und
endigen in Lagern, welche auf den Achsen des ersten und letzten gekuppelten Paares
der Reibungsräder aufliegen. Hierdurch wird erreicht, dass die Zähne der
Zahnradgetriebe auch bei springenden Bewegungen des Hauptrahmens stets mit den
Zahnstangen in Eingriff bleiben. An den Innenrahmen sind die Lager für die beiden
Zahnradachsen befestigt, von denen jede zwei mit Zahnkränzen versehene Scheiben für
die zur Verwendung gekommenen beiden Zahnstangen trägt. Die Zahnkränze sind auf den
Scheiben nicht festgekeilt, sondern werden durch je zehn hufeisenförmig gestaltete
Federn, welche zum Theil in den Scheiben, zum Theil – die offenen Enden – in
den Kränzen liegen, festgehalten. Hierdurch erhält, sobald die Zähne eines
Radkranzes nicht richtig greifen, die Achse demnach nur von dem anderen Zahnrade
beansprucht wird, der erstere in Folge Zusammenziehens der Federn etwas Spiel und
kommt wieder in richtigen Eingriff mit den Zähnen der Zahnstange.
Damit der Eingriff der Zähne ungeachtet irgend welcher Abnutzungen stets in der
richtigen Höhenlage stattfindet, sind die Lager der Zahnradachsen mit nachstellbaren
Packungen versehen. Die Zahnkränze sind ausserdem verschränkt auf die zugehörigen
Scheiben gesetzt, d.h. der Zahn des einen Kranzes fällt, wie dies auch bei den
Zahnstangen der Fall ist, genau in die Zahnlücke des anderen Kranzes; ferner sind
die Zahnkränze beider Achsen noch um ein Vielfaches der Theilung gegen einander
verdreht, womit ein sanfter Gang der Maschine und, da sich stets mehrere Zähne in
Eingriff befinden, auch eine bedeutende Betriebssicherheit erzielt wird.
Die Zahnräder werden mittels Lenkstangen und auf beiden Enden der Achsen
festgekeilten Kurbeln betrieben; die beiden Lenkstangen jeder Maschinenseite
erhalten ihre Bewegung von einem gemeinschaftlichen Kreuzkopf aus, der sonach
gewissermaassen die Kuppelung beider Achsen bewirkt. Die innerhalb der Rahmen
liegenden, zusammengeschraubten Cylinder bilden eine kräftige Versteifung für die
beiden Rahmenplatten und auch gleichzeitig ein Auflager für den vorderen Theil des
Kessels. Die schräg seitlich an die Cylinder angegossenen Schieberkasten liegen
behufs leichter Zugänglichkeit über den Rahmenblechen.
Die Steuerung ist nach System Joy mit von den
Lenkstangen der hinteren Zahnradachse abgeleiteter Bewegung ausgeführt; letztere
wird durch äussere Mechanismen auf die Schieber übertragen.
Die Schieber der aussenliegenden Adhäsionsmaschine werden ebenfalls von einer
Joy-Steuerung bethätigt.
Die Steuerung beider Maschinen erfolgt von einer gemeinschaftlichen Steuerschraube
aus.
Jedes Cylinderpaar hat getrennte Rohre für Einströmung des Dampfes, während der
Abdampf aller vier Cylinder in ein gemeinschaftliches Ausblaserohr strömt.
Die Maschine ist mit fünf von einander unabhängigen Bremsen ausgerüstet.
Zunächst wirken vier vom Führerstande aus mittels Handkurbel und Spindel angezogene
Bremsklötze auf das zweite und dritte Paar Adhäsionsräder. Ebenfalls mittels
Handkurbel und Spindel vom Führerstande aus werden aus Stahlbändern und Metallbacken
bestehende, in einer keilförmig gestalteten Rinne in den Scheiben der Zahnradachsen
liegende Bandbremsen angezogen. Des Weiteren sind sowohl die Cylinder der Adhäsions-
wie auch diejenigen der Zahnradmaschine mit einer Luftbremse ausgerüstet, welche
ununterbrochen zur Regelung der Geschwindigkeit auf Gefällen in Thätigkeit bleibt,
auch wenn der Regulator geschlossen oder die Maschine während der Fahrt umgesteuert
wird.
Sie wirkt in der Weise, dass das Ausblaserohr ausser Verbindung mit den Cylindern
kommt, gleichzeitig aber eine solche mit der äusseren Luft hergestellt wird, so dass
die Dampfcylinder als Luftpumpen wirken und die Luft in den Schieberkasten und
Einströmrohren verdichtet wird. Ein vom Führerstande aus regelbares Ventil für jedes
Cylinderpaar lässt dann mehr oder weniger oder aber überhaupt keine verdichtete Luft
austreten, so dass die Maschine sich mit entsprechender Geschwindigkeit auf dem
Gefälle bewegt bezieh. an irgend welcher Stelle der Strecke zum Stillstand gebracht
werden kann. Schliesslich ist noch eine selbsthätige Hardy-Bremse angeordnet, welche
die acht Bremsklötze der Tenderräder und diejenigen der Personen- bezieh. Güterwagen
bethätigt.
Zum Heizen der Personenwagen dient eine Dampfleitung, zum Registriren der
Geschwindigkeiten ein Messapparat, System Hausshalter.
Ausserdem ist die Maschine mit selbsthätiger Schmiervorrichtung für die Cylinder,
Schieberkasten und alle innerhalb der Rahmen liegenden Theile versehen. Zum Speisen
des Kessels dienen zwei Friedman'sche Injectoren. Das
Truckgestell des Tenders ist mit dem Maschinenrahmen durch einen auf einem
Kugelzapfen ruhenden Balancier verbunden und zwar wird die Kuppelung mittels zweier
wagerechter Kuppelbolzen mit Vorsteckkeilen bewirkt. Eine Querfeder unter der
hinteren Quer Versteifung des Maschinenrahmens überträgt das Gewicht des
überhängenden Theiles der Maschine auf den Tender.
Um den letzteren loszukuppeln, hat man nur nöthig, die Vorsteckkeile der Kuppelbolzen
zu lösen, letztere zurückzutreiben und die Querfeder etwas anzuheben. Die Anordnung
der Kuppelung des Tenders mit der Maschine gestattet das Durchfahren von Curven bis
zu 70 m Halbmesser. Die Maschine zieht ausser ihrem Eigengewicht 85 t auf Steigungen
6 : 100 oder 120 t auf Steigungen 4,5 : 100 mit einer Geschwindigkeit von 8 bis 9,5
km in der Stunde. Auf reinen Adhäsionsstrecken sind Geschwindigkeiten bis zu 30,5 km
in der Stunde erreicht worden.
Jedes Paar Adhäsionsräder drückt mit ungefähr 8 t auf die Schienen.
Einige Hauptabmessungen der Maschine sind noch folgende:
Gesammte Heizfläche
88,73
qm
Heizfläche in der Feuerkiste
6,97
qm
„ „ den Rohren
81,76
qm
Länge der Rohre
3,455
m
Aussendurchmesser der Rohre
42
mm
Anzahl der Rohre
180
Rostfläche
1,65
qm
Arbeitsspannung des Dampfes
12
at
Adhäsionsmaschine:
Durchmesser der Cylinder
340
mm
Kolbenhub
450
mm
Durchmesser der Treibräder
800
mm
Radstand der Kuppelräder
2340
mm
Zahnradmaschine:
Durchmesser der Cylinder
360
mm
Kolbenhub
360
mm
Durchmesser der Zahnräder
688
mm
Radstand der Achsen
1170
mm
Dienstgewicht
36,5
t
Inhalt
des
Wasserkastens
(Speisewasser)
3,6
cbm
„
„
„
(Kühlwasser)
0,55
cbm
„
der
Kohlenbehälter
3,50
cbm
Eine derartige Locomotive war auf der vorjährigen Millenniumsausstellung in Budapest
ausgestellt.
Textabbildung Bd. 305, S. 174
Steuerungsmechanismus einer von Bagnall and Co., Limited, in Stafford erbauten
schmalspurigen Tenderlocomotive.
Abbildungen und kurze Beschreibung der ebenfalls schmalspurigen Zahnradlocomotiven
der Beirut-Damaskus-Eisenbahn mit Adhäsions- und Zahnradmaschine (System Abt) bringt The Engineer
vom 15. Januar 1897, S. 58. Die von der Schweizer
Locomotivfabrik in Winterthur erbauten Tenderlocomotiven haben drei
gekuppelte Achsen und hintere Laufachse. Die Dampfvertheilung erfolgt mittels
Joy-Steuerung. Die Locomotiven sind mit einer Vacuumbremse, einer Dampf bremse für
die Cylinder der Adhäsionsmaschine und mit Bandbremsen auf den Achsen der
Zahnradmaschine ausgerüstet. Die höchste Geschwindigkeit auf der Zahnstangenstrecke
beträgt 12 km, auf dem gewöhnlichen Gleise und der Horizontalen 30 km in der
Stunde.
Engineering vom 7. Juni 1895, S. 741, entnommene
Abbildungen (Fig. 6 und
7) veranschaulichen
den eigenartigen Steuerungsmechanismus einer von W. G.
Bagnall and Co., Limited, in Stafford erbauten schmalspurigen
Tenderlocomotive. Die Schieberstange gleitet mit einem verstärkten Theile in einer
an der Tragplatte der Kreuzkopfführung befestigten ausgebüchsten Führung und bildet
am Ende ein Excenter, dessen Zapfen behufs Ertheilung einer abwechselnd hin und her
gehenden Bewegung durch zwei Lenkstangen mit einem hufeisenförmigen Bügel verbunden
ist. Letzterer wird durch eine dritte Lenkstange gestützt, deren anderes Ende mit
einer am Kurbelzapfen zwischen Pleuel- und Kuppelstange angreifenden Excenterstange
verbunden ist und von dieser eine auf- und abwärts gehende Bewegung erhält. Damit
der Schieber behufs guter Dampfvertheilung mit einer gewissen Ueberdeckung oder
Voreilung arbeitet, erhält das am Ende der Schieberstange angeordnete Excenter in
Folge der Fig. 6
ersichtlichen, mittels Lenker bewirkten Verbindung mit dem Ende der vorgenannten
Excenterstange noch eine schwingende Bewegung.
Mit der Steuerung wird gleiches Voreilen auf beiden Cylinderseiten, wie auch
schnelles Oeffnen und Schliessen der Dampfkanäle erreicht.
Die Locomotive dient zum Bewegen von Wagen auf den Nine Elms
Works der Gas Light and Coke Company in
Stafford. Die Spurweite beträgt 610 mm.
Hauptabmessungen der Locomotive sind folgende:
Durchmesser der Cylinder
127
mm
Kolbenhub
203
mm
Durchmesser der Treibräder
356
mm
Radstand
838
mm
Heizfläche in den Rohren
4,60
qm
„ „ der Feuerkiste
1,07
qm
–––––––––––
Gesammtheizfläche
5,67
qm
Rostfläche
0,167
qm
Fassungsraum der Kohlenbehälter
0,156
cbm
„ „ Wasserbehälter
0,273
cbm
Ueber die neueren, zur Beförderung des Expresszuges zwischen Paris und Trouville
dienenden elektrischen Locomotiven, System Heilmann,
der französischen Westbahngesellschaft brachten wir bereits 1896 299 99 kurze Mittheilungen.
Die Locomotiven, deren Gesammtanordnung Glaser's Annalen
vom 15. April 1897 beschreiben, werden folgende Hauptverhältnisse und Einzelheiten
aufweisen:
1) Dampfkessel. Der nach der Form der gewöhnlichen
Locomotivkessel aus Schweisseisen hergestellte Kessel ist in seiner Mitte fest auf
dem Gestell gelagert und an den Enden beweglich. Die Hauptabmessungen sind:
Zulässiger Dampfdruck
14
at
Totale Rostfläche
3,34
qm
Heizfläche der Feuerkiste
16,47
qm
„ „ Siederohre
169,00
qm
–––––––––––
Gesammtheizfläche
185,47
qm
Anzahl der Siederohre
351
Aeusserer Durchmesser der Siederohre
45
mm
Länge der Siederohre zwischen den Rohr- wänden
3,80
m
Die Wasserkästen sind an den Längsseiten des Kessels angeordnet und so eingerichtet,
dass sie mit dem Wasserbehälter eines besonders mitzuführenden Tenders im
Bedarfsfalle verbunden werden können.
2) Hauptantriebsmaschine. Die stehende Anordnung
gestattet freien Verkehr im Inneren des Maschinenhauses, erfordert aber einen
vollständigen Ausgleich der auf- und abwärts wirkenden Kräfte, damit unzulässig
grosse Schwingungen der Tragfedern und gefährliche Entlastungen der Achsen vermieden
werden. Bei der neuen Bauart ist der Ausgleich der Kräfte durch die vereinigte
Anwendung zweier dreicylindriger, unter einem Kurbelwinkel von 120° auf
dieselbe Welle wirkender Verbundmaschinen hervorgebracht. Bei einer dreicylindrigen
Maschine mit um je 120° versetzten Kurbeln ist bei gleichem Gewicht der bewegten
Theile die Summe der senkrechten Kräfte in jedem Augenblicke annähernd gleich Null,
doch bleibt immer noch ein Kräftepaar bestehen. Die hier beabsichtigte Verdoppelung
dieses Systems hat den Zweck, auch dieses Kräftepaar dadurch unschädlich zu machen,
dass die Wirkung der entgegengesetzt gerichteten Kräfte auf die senkrechte
Mittelebene der Maschine zurückgeführt und ganz aufgehoben wird.
Die Steuerwelle liegt parallel der Kurbelwelle und wird von dieser durch ein
Stirnräderpaar bewegt. Die Maschine ist mit einem Geschwindigkeitsregler nach Art
eines Centrifugalregulators versehen, welcher die Abstufung der Geschwindigkeiten
zwischen 100 und 450 Umdrehungen gestattet.
Die Hauptabmessungen sind:
Durchmesser
der
Hochdruckcylinder
300
mm
„
„
Niederdruckcylinder
480
mm
Kolbenhub
400
mm
Normale Geschwindigkeit
400
Umdrehungen
3) Hauptantriebsdynamo. Die beiden sechspoligen,
parallel geschalteten Dynamomaschinen sitzen auf der Dampfmaschinen welle, je eine
an jedem Ende derselben. Jede Dynamo kann etwa 1000 Ampère unter einer Spannung von
455 Volt liefern, vorübergehend aber die doppelte Leistung geben.
4) Hilfsdampfmaschine und Erregerdynamo. Letztere, eine
vierpolige Compoundmaschine, dient zugleich zur Zugbeleuchtung; sie liefert einen
Strom von 140 Ampère bei 115 Volt.
Die zum Antriebe derselben dienende Expansionsdampfmaschine hat folgende
Hauptverhältnisse:
Cylinderdurchmesser
216
mm
Kolbenhub
127
mm
Normale Geschwindigkeit
550
Umdrehungen
Mittlere indicirte Leistung
28
Dampfdruck (herabgemindert auf)
8
at
Die Dampfmaschine und die mit derselben direct gekuppelte Dynamo ruhen auf dem
Gestell der hinteren Hauptantriebsdynamo.
5) Elektromotoren. Bei der Versuchslocomotive waren die
Elektromotoren unter Zwischenlage von Ringen aus elastischem Material auf die Achsen
montirt (1894 291 * 279). Diese Ringe wurden bei den
Versuchen immer warm und mussten durch Metall ersetzt werden. Die solcherart
hergestellte feste Verbindung zwischen dem Motor und der Achse erwies sich aber in
Folge der bei grossen Geschwindigkeiten eintretenden harten Stösse für die
Wirksamkeit des Collectors und die Erhaltung der Isolirungen schädlich, und es
musste eine brauchbare nachgiebige Kuppelung zwischen Motor und Achse construirt
werden. Die Ausführung soll nunmehr in der Weise erfolgen, dass, wie Fig. 8 und 9 erkennen lassen, der
Anker J auf eine die Achse umgebende, am Drehgestell
befestigte hohle Welle T montirt wird, welche der Achse
E das für ihre Bewegung gegen das Drehgestell
nöthige Spiel gestattet. Die Uebertragung der Drehung von der hohlen Antriebswelle
T auf die Achse E
erfolgt durch an der Hohlwelle befestigte Mitnehmer B,
die elastisch auf zwischen den Radspeichen befestigte Bufferstangen t wirken. Die Bufferfedern r müssen so leicht spielen, dass sie die senkrechte Bewegung der Achse
auch bei vollständiger Zusammendrückung nicht hindern. Das Gestell der vierpoligen Motoren
besteht aus vier Theilen. Der untere ist mit dem Drehgestell fest verbunden, der
obere, des bequemen Nachsehens wegen, abnehmbar.
Jeder Motor leistet bei der Fahrgeschwindigkeit von 100 km/Std. und normaler Beanspruchung 125
, entsprechend einer Zugkraft am Radumfange von 340 k.
Textabbildung Bd. 305, S. 176
Elektromotor.
6) Leitung und Schaltung. Für grosse Leistungen bei
geringer Geschwindigkeit lassen sich die für gewöhnlich hinter einander geschalteten
acht Elektromotoren in zwei Gruppen von je vier schalten. Zur Aenderung der
Bewegungsrichtung dient ein achtfacher Commutator, welcher die Stromrichtung
umzukehren gestattet.
Jeder Motor hat seinen eigenen Stromkreis mit Strommesser, Unterbrecher und
Bleisicherung.
Es sind zwei Schaltbretter, je eins für jede Fahrtrichtung, vorhanden. Dar, für die
Vorwärtsfahrt bestimmte steht am vorderen Ende, das für die Rückwärtsfahrt an der
rechten Seite des Kessels, wo sich sonst der Stand des Locomotivführers befindet. An
jedem Schaltbrett sind ausserdem das Westinghouse-Bremsventil, das
Dampfeinlassventil, der Geschwindigkeitsregler der Dampfmaschine und ein doppelter
Rheostat angebracht. Der Handgriff für die Richtungsänderung befindet sich zwischen
den beiden Schaltbrettern.
7) Untergestell und Führerhaus. Die beiden als
Blechträger ausgebildeten Hauptträger sind durch Querträger verbunden, von denen
zwei als Auflager des oberen Theiles auf den Drehgestellen dienen. Die Hauptdynamos
ruhen unmittelbar auf dem Untergestell, und auf dem Gestell der Dynamos ist die
Hauptdampfmaschine mit ihren beiden Enden gelagert. Das Führerhaus ist zur
Verminderung des Luftwiderstandes vorn keilförmig gestaltet.
8) Drehgestelle. Dieselben bestehen aus den beiden
Hauptlängsträgern, welche durch Querstreben verbunden sind, von denen die mittlere
den Drehzapfen trägt. Die Motoren sind unmittelbar ohne Zwischenlage von Federn an
den Drehgestellen befestigt.
9) Hauptabmessungen der Locomotive.
Gesammtlänge über Buffer
18,59
m
Gesammtradstand
15,40
m
„ der Drehgestelle
4,10
m
Mittelpunktsabstand
11,30
m
Raddurchmesser
1,16
m
10) Leistung und Wirkungsgrad. Die Hauptdampfmaschine
ist für eine Leistung von 1350 i berechnet.
Es wird ein Wirkungsgrad erwartet
bei
der
Hauptdampfmaschine von
90
Proc.
„
den
Hauptantriebsdynamos von
95
„
„
„
Elektromotoren von
90
„
und
ein
Leitungsverlust von
2
„
Danach würde die elektrische Leistung
1350 . 0,90 . 0,95 = 1154 = 850 Kilowatt,
und unter Voraussetzung eines Gesammtwirkungsgrades von
0,90 . 0,95 . 0,90 . 0,98 = 75,4 Proc.,
die am Radumfange wirksame Leistung
1350 . 0,745 ∾ 1000 ,
ferner die Zugkraft Z am
Radumfange bei 100 km Stundengeschwindigkeit auf der Horizontalen
Z=\frac{1000\,.\,75\,.\,60\,.\,60}{100\,.\,1000}=2700
k
betragen.
Der Wirkungsgrad der Locomotive selbst, d.h. das Verhältniss der am Zughaken
ausgeübten zu der indicirten Leistung ist veränderlich je nach der Geschwindigkeit,
der Streckenneigung und dem Gewicht der Locomotive. Nach den bisherigen Versuchen
ist der Zugwiderstand der Locomotive bei der Geschwindigkeit von 100 km/Std. zu 7 k für 1 t anzunehmen. Rechnet man das
mittlere Gewicht der Locomotive zu 115 t und dasjenige eines etwa angehängten
Tenders zu 17 t, so ergibt sich die für die Fortbewegung beider mit einer
Geschwindigkeit von 100 km/Std. auf wagerechter Strecke erforderliche Zugkraft
zu (115 + 17) 7 = 924 k, und es verbleibt demnach für die Beförderung eine nutzbare
Zugkraft von 2700 – 924 = 1776 k, welche bei Annahme eines Widerstandscoëfficienten
von 7 k auf 1 t für gewöhnliche Fahrzeuge und von 5 k für Drehgestellwagen für die
Beförderung von
\frac{1776}{7}=253\ t
gewöhnlichen Zugmaterials und
\frac{1776}{5}=355\ t
Zuglast von Drehgestellwagen ausreicht.
Die Nutzarbeit am Zughaken der Locomotive würde in diesem Falle betragen
\frac{1776\,.\,100\,.\,1000}{60\,.\,60\,.\,75}=657\mbox{
HP/Std.}
und der Wirkungsgrad der Locomotive
\frac{657}{1350}=47,1\mbox{ Proc.}
Fr.