Titel: | Maschinenelemente. |
Fundstelle: | Band 305, Jahrgang 1897, S. 251 |
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Maschinenelemente.
Mit Abbildungen.
Maschinenelemente.
Lager.
In letzter Zeit hat sich in dem Bestreben, die bisher gebräuchlichen Stoffe für die
reibenden Flächen der Lager durch andere zu ersetzen, wieder eine Bewegung zu
Gunsten des Glases bemerklich gemacht, und es werden Lager für Wellen aus Glas
versuchsweise angewandt bei der Construction von Maschinen mit hoher Tourenzahl, und
zwar in der Weise, dass man das Glas zwischen den Lagerstuhl und die Welle giesst,
wobei man die Vorsicht gebraucht, zwei Streifen aus Stahl einzusetzen, um das Lager
zu theilen. Sobald das Glas anfängt, hart zu werden, dreht man die Welle, um zu
verhindern, dass das Glas an die Welle sich anhängt. Derartig construirte Lager
haben beispielsweise eine Stahlwelle von 50 mm Durchmesser, welche 5 bei
180 Umdrehungen in der Minute übertrug, mehrere Monate getragen, ohne warm zu werden
oder auch nur die geringste Spur von Abnutzung zu zeigen. Der Verbrauch an Schmieröl
war äusserst gering.
Nähere Angaben über dergleichen Lagereinlagen finden sich in Revue industrielle vom 26. December 1896. Nach diesem Berichte sollen die
früheren Versuche, als ohne Plan und ohne Rücksichtnahme auf die Güte des Glases,
ein verwendbares Ergebniss nicht geliefert haben. Einschlägige Versuche sind von G. Rice wieder aufgenommen und haben sich auf
verschiedene Glassorten erstreckt. Als vortheilhafteste Glassorten erwiesen sich
Mischungen aus gutem weissen Flaschenglas und gewöhnlichem Fensterglas. Die
Glasschalen wurden bei gewöhnlichen Wellen haltbar gefunden, auch bei solchen mit
ungleichmässigem Gang und mit schlagenden Massen bei grosser Geschwindigkeit.
Dagegen zerbrach beispielsweise eine Lagerschale, in deren Nähe ein
Uebergewicht von 18 k an einer Scheibe befestigt war, bei 80 minutlichen
Umdrehungen, In 30 Minuten waren die Schalen zersplittert und in Staub
verwandelt.
Iron Age hält die bisherigen Versuche für noch nicht
maassgebend, jedenfalls sei aber festgestellt, dass die Einbettung der Glaslager in
starre Metallfassungen nachtheilig sei. Für die letztere Erkenntniss war folgender
Versuch ausschlaggebend:
Ein in einem robusten Holzblocke eingesetztes Glaslager zeigte nach 20stündigem Laufe
der Achse bei 250 Umdrehungen in der Minute und nur geringer Fettung durchaus keine
Abnützung. Dasselbe Glaslager wurde dann in einen speciell hergerichteten
gusseisernen Rahmen gesetzt und functionirte unter günstigen Bedingungen während der
gleichen Zeit. Die Untersuchung ergab jedoch sowohl an dem Lager wie der Achse
leichte Abnützungen. Hingegen erwies sich Blei zur Aufnahme der gläsernen
Achsenlager vermöge seiner Elasticität als geeignet, und zwar bei den grössten
Achsengeschwindigkeiten. Interessant war der Versuch mit einer Glashülse an der
Achse, welche über das Glaslager lief, so dass Reibung zwischen Glas und Glas
stattfand. Nach 2tägigem Laufe mit 270 Touren in der Minute, ohne Oelung, zeigten
die Glaslager leichte Spuren von Abnützung, aber keinen Sprung oder Bruch. Sodann
wurden die Lager geschmiert und functionirten ohne erkennbare Abnützung.
Génie civil fasst die Versuchsergebnisse in folgenden
Schlussatz zusammen: „Es erscheint nun festgestellt, dass Achsenlager aus Glas
nicht unter allen Verhältnissen auch vollkommene Sicherheit gewährleisten, dass
sie jedoch unter gewöhnlichen Umständen eine geringere Fettung beanspruchen als
Metallager, weniger Reibung entwickeln und in vielen Fällen gute Dienste leisten
werden. Diese Eigenschaften können den Glaslagern eine gewisse Zukunft sichern,
ungeachtet der ungünstigen Ergebnisse einzelner Experimente.“
Von Versuchen, das Metall der Lagerschalen durch andere Stoffe zu ersetzen, sei es
zur Verminderung des Verschleisses und des Oelverbrauches, verlautet nichts mehr.
Bald war es gepresstes Papier, bei dessen Benutzung für Achslager man 50 Proc.
Oelersparniss versprach, bald Graphit mit Wasserglas, wobei überhaupt jede
Schmierung überflüssig sein sollte, bald Meerschaum, von dem mitgetheilt wird, dass
er als Futter für zwei mit 14,6 k/qc belastete Zapfen diente und nach einem Betriebe
von 100 Tagen keine erkennbaren Spuren von Abnutzung hinterliess. Die Erwartungen
jedoch, die man an diese Neuerungen knüpfte, sind nicht erfüllt worden; in der
Praxis hat sich keiner der erwähnten Stoffe halten können, und allgemein – mit
Ausnahme der Halslager von Turbinenwellen – stehen metallische Lagerschalen in
Anwendung. Nur der Graphit, auf den wir schon 1896 299
191 hingewiesen haben, scheint hier eine Ausnahme zu machen. Nach The Iron Age ist der bei Anwendung des Graphits sich
ergebende Reibungscoëfficient sehr klein und die dauernde Wirkung dieses
Schmiermittels erheblich grösser als die von irgend einem Oele. Graphit wird von
Hitze, Kälte, Dämpfen, Säuren u. dgl. nicht angegriffen, was man weder von Oel, noch
sonstigen Fetten behaupten kann; auch wirkt ersterer gleich gut unter den
verschiedensten Bedingungen in Bezug auf Wärme, Feuchtigkeit u.s.w. Viele und sorgfältig
ausgeführte Versuche mit Professor Thurston's
Prüfungsmaschine und Erfahrungen in Werkstätten haben gezeigt, dass für den
zweckmässigen Gebrauch die Graphitmasse eine gewisse Korngrösse haben und
vollständig gereinigt sein muss. In der Natur kommt der Graphit nirgends in der
geeigneten Form und Reinheit vor; seine natürlichen Verunreinigungen enthalten
Substanzen, die schädlich auf die Verminderung der Reibung einwirken. Die
sorgfältige Auswahl, Körnung und Zubereitung des Graphits als Schmiermittel ist aber
eine Aufgabe, welche viel Uebung, maschinelle Einrichtungen und reiche Erfahrungen
erfordert. Der Unterschied zwischen einem vollkommen reinen und beinahe reinen
Graphit kann weder durch das Aussehen, noch durch das Gefühl ermittelt werden. Im
trockenen Zustande wird der reine Graphit zur Schmierung von Dampf- und
Luftcylindern angewendet, dagegen mit Fett gemischt für schwere Lager. Beim
Schmieren von Lagern werden die sich reibenden Flächen sehr bald mit einem glänzend
glatten Ueberzug versehen, die betreffenden Flächen gleiten dann auf einander mit
äusserst geringer Reibung. Beim Gebrauch für Lager, welche warm laufen, füllt
Graphit alle Unregelmässigkeiten aus, welche in den Lagerpfannen zur Abnutzung und
Zerreiben Anlass gaben, und werden somit die auf einander gleitenden Flächen glatt
und eben gemacht. Das Schmiermittel ist übrigens sowohl für Holz wie für
Metallflächen gleich zweckmässig zu verwenden. Wenn die zu schmierenden Lager locker
genug sind, um die feinen Graphitflöckchen einbringen zu können, wird das Warmlaufen
der ersteren ganz verhindert und diejenigen, welche sich bereits erwärmt hatten,
werden sich wieder abkühlen. In allen Fällen, wo der Maschinenbetrieb ein besonders
gutes Schmiermittel erfordert, wird sich Graphit als nützlich erweisen.
An Versuchen, die neuerdings viel genannten Legirungen von Aluminium, Nickel – und
wie sie alle heissen – für die Verwendung zu Lagerschalen nutzbar zu machen, hat es
nicht gefehlt, aber ein durchschlagender oder hervorragender Erfolg scheint noch
nirgends erzielt worden zu sein.
Die Mehrzahl der Neuerungen kennzeichnet sich durch das Bestreben, die Reibung durch
Zwischenmechanismen zu vermindern. Viele dahin gehende Vorrichtungen sind von der
Fahrradindustrie angeregt worden. Wir wollen zunächst einige dahin gehende
Neuerungen erwähnen.
a) Lager mit rollenden Hilfs- und
Zwischentheilen.
Als Ersatz für Lager stehender Wellen hat nach dem österreichischen Privilegium
vom 1. Juni 1896 Trenta in Lion eine Anordnung
angegeben, welche den Zweck hat, die festen Zapfenlager stehender Wellen durch
bewegliche zu ersetzen; insbesondere soll sich dieselbe für die mit grosser
Geschwindigkeit laufenden Wellen der Dampf- und Wasserturbinen,
Centrifugaltrockenvorrichtungen u.s.w. eignen.
Die Vorrichtung soll die zwischen der Grundfläche des Wellenzapfens und der
denselben tragenden Lagerfläche auftretende gleitende Reibung in eine rollende
umwandeln, wodurch ein Theil der Reibungsarbeit erspart, das Heisslaufen
möglichst verringert und eine bessere Schmierung ermöglicht wird.
Fig. 1 zeigt als Beispiel eine Ausführungsform für
wenig belastete, rasch rotirende Wellen.
Die an einem Ende oder an beiden Enden im Gestell der betreffenden Maschine
festgelagerte Horizontal welle a trägt zwei lose
Scheiben rr1, die
mit ihren Planflächen gegen einander gekehrt sind und etwas Spielraum zwischen
einander haben, welcher durch eine an der einen Scheibe vorhandene kreisförmige
Hervorragung b hervorgebracht wird, deren Höhe den
Spielraum zwischen den beiden Scheiben bestimmt, welche sich daher nur an dieser
kleinen Fläche an einander reiben.
Die Scheiben werden durch Stellringe a1a2 gehalten, von welchen beide oder nur einer zum
Zwecke der Aneinanderstellung der Scheiben beweglich sein können.
Die Randflächen dieser Scheiben sind schwach konisch geformt und bilden zufolge
der Nebeneinanderstellung der Scheiben eine kreisförmige Nuth, welche die Form
eines flachgedrückten V hat. In dieser Nuth ruht auf dem höchsten Punkt
derselben der Zapfen p, der in seiner Stellung
gegen die Nuth durch die Schiene d sicher gehalten
wird.
Textabbildung Bd. 305, S. 252
Fig. 1.Lager für wenig belastete, rasch rotirende Wellen von
Trenta.
Das Ende des Zapfens ist halbkugelförmig ausgeführt und hat daher mit den
schrägen Scheibenrändern nur zwei Berührungspunkte, welche mehr oder weniger
weit aus einander liegen, je nach dem Neigungswinkel dieser beiden Flächen und
dem Radius des Zapfenendes. Sobald der Zapfen sich dreht, tritt in diesen beiden
Auflagerpunkten eine rollende Reibung auf, welche eine Drehung der Scheiben rr1 in
entgegengesetztem Sinne und mit viel geringerer Geschwindigkeit als die des
Zapfens hervorruft, deren Grösse von dem Abstande der beiden Berührungspunkte
und vom Scheibendurchmesser abhängt.
Die Schmierung kann dadurch geschehen, dass man die beiden Scheiben rr1 mit einem
kleinen Theil ihres Umfanges in einen Oelbehälter tauchen lässt, der unterhalb
der Scheiben aufgestellt wird. Da die Geschwindigkeit der Scheiben gering ist,
so wird das anhängende Oel sich auf den Umflächen ausbreiten und zwischen die
einander zugekehrten Planflächen hineinfliessen, so dass gleichzeitig auch die
wagerechte Welle und die Nabentheile der Scheiben geschmiert werden. Die
Schmierung der Schiene d geschieht mittels einer
Oelvase und das überschüssige Oel tropft in den unteren Schmierbehälter ab, aus
dem es zeitweilig in die Vase gefüllt wird.
Die Reibung kann weiters noch dadurch vermindert werden, dass man die Scheiben
rr1 auf Kugeln,
Walzen oder Rollen laufen lässt, und irgend ein geeignetes Lagermetall oder
anderes Material bekannter Art, welches zur Verminderung der Reibung beiträgt,
zu ihrer Anfertigung verwendet.
Textabbildung Bd. 305, S. 252
Meneely's Rollenlager.
Meneely's Rollenlager ist in den Fig. 2 und 3 in der von Siemens Brothers and Co. in London für die
Verwendung zu Strassenbahnwagen beliebten Form dargestellt. Die Achse a hat 76 mm Durchmesser und wird von drei Reihen
Rollen b, c und c
getragen, die aus Mannesmann-Röhren von 52 mm äusserem und 38 mm innerem
Durchmesser hergestellt sind. Die beiden Röhren c
haben zusammen dieselbe Breite wie b. Damit alle
Rollen stets denselben Abstand von einander behalten, sind Stahlwalzen b1 mit je zwei
Anläufen eingelegt. Diese laufen gleichzeitig auf der Innenfläche von zwei
äusseren und einer mittleren Rolle, während ihre Anläufe das Aneinanderreiben
der Rollen verhindern. Das Innere des Achslagers wird von einem ausgedrehten
Stahlfutter gebildet. Zwei Ringe e im Innern des
Lagergehäuses verhindern die Verschiebungen in der Richtung der Achse. Der
Deckel f ist mit einer Spurplatte f1 versehen, um die
Axialverschiebung des Zapfens a zu verhindern. Der
Staub wird durch die Scheibe h abgehalten. Nach Engineering soll sich das Lager auf den
amerikanischen Bahnen bewährt haben und die Reibung der gewöhnlichen Anordnung
gegenüber um die Hälfte vermindern.
Ein Achslager mit Rollkugeln für Personen- und Güterwagen ist von Schumway in Chicago angegeben (Fig. 4 und 5).
Textabbildung Bd. 305, S. 253
Achslager mit Rollkugeln von Schumway.
a ist ein auf der Achse befestigter Stahlring, b1 und b2 sind ebenfalls
Stahlringe, die aber auf der Achse mittels Nuth und Feder bei b1 verschiebbar
sind und mit den Kugeln g entsprechenden Abfasungen
abgeschrägt sind. Die Ringe bewegen sich mit der umgehenden Achse. Ein vierter
Ring d ist durch Gewinde gehalten, der durch die
Scheibe e und die Gegenmutter f anstellbar ist und der die Regelung etwaigen
Verschleisses ermöglicht. Die Rollkugeln g werden
an der Aussenseite von den Ringen c1 und c2 geführt, die sich in der mit Schmiermaterial
gefüllten Büchse bewegen und den ganzen Zapfen stets mit Fett versorgen. Die
Büchse ist zweitheilig, damit sie leicht auseinandernehmbar sei. Die Rollkugeln
haben 25 mm Durchmesser und die Rollringe sind mit 45° abgefast. Nach der Railroad Gazette verringert diese Lageranordnung
die Reibung um 90 Proc. und genügt daher, jede Erhitzung zu verhindern. Sie
passt sich jeder Lagerbüchse mit Leichtigkeit und ohne jede Umänderung an. Die
Kugeln haben bei Versuchen einem Druck von 50 t widerstanden, während sie im
Gebrauch nur mit 900 k beansprucht werden. Eine etwa dennoch zerbrochene
Rollkugel würde auf den Boden der Büchse gelangen, ohne weiteren Schaden zu
verursachen.
Eine gute Auswahl von Lagern mit Rollkugeln und Cylindern findet sich in Mécanique générale americaine von G. Richard (Paris bei J. B. Baillière et fils), S.
386 u. ff., auf die wir hier jedoch nur hinweisen wollen.
Textabbildung Bd. 305, S. 253
Büchse von Mac Gloin.
Eine Büchse von Mac Gloin in New Orleans beschreibt
Revue universelle (Fig. 6 und 7).
Die Anzahl der Rollen ist bei dieser Anordnung erheblich vermindert, da sie
nicht auf den ganzen Umfang des Achsenlaufes vertheilt sind, sondern, wie aus
der Abbildung hervorgeht, nur auf einen Theil desselben, so weit die Last
getragen wird, und wo sie in einer geschlossenen Büchse lagern. Der Einbau ist
leicht bei jedem Achslagersystem zu bewerkstelligen.
b) Verschiedene Neuerungen an
Lagern.
Verstellbares Transmissionslager von Alfred Kühn in
Gera, Reuss (D. R. G. M. Nr. 30030, 33278 und 33279). Die Lager bestehen aus
einer von einer Oelkammer umschlossenen Unterschale und einer die Unterschale
und Oelkammer gleichzeitig überdeckenden Oberschale. Die Schmierung geschieht in
bekannter Weise durch um die Welle gelegte Ketten, der Oelvorrath muss
vierteljährig erneuert werden. Schmiergefässe und Tropfschalen sind bei dieser
Lagerconstruction überflüssig.
Textabbildung Bd. 305, S. 253
Stellbares bewegliches Wellenlager von Tries.
Ein stellbares bewegliches Wellenlager ist A. Tries
in Maxsain unter Musterschutz gestellt worden, welches mit Kugelbewegung und
allseitig verstellbaren Lagerschalen versehen ist. Fig. 8 und 9 veranschaulichen
dasselbe in der Form des Stehlagers. Die Lagerschalen a sind im Lagerkörper b durch vier
Stellschrauben c gehalten. Diese stehen in einer
Ebene. Die Lagerschalen haben gegenüberstehende Ansätze d in Form von Kugelkalotten, gegen welche die mit entsprechenden
Schleifflächen versehenen Schraubenköpfe eine Kugelbewegung ausführen
können.
Um eine allseitige Verschiebung der Lagerschalen zu ermöglichen, sind die an den
Seiten abgeflachten Muttern f der Stellschrauben
c in Schlitzen g
geführt. Sie können demnach senkrecht zu ihren Achsen verschoben werden. Zur
Sicherung der Stellschrauben dienen Gegenmuttern. An der Lagersohle kann die
Sicherung der Schraube c durch eine Klemmschraube
i erfolgen. Die Schraubenmuttern sind aus
schmiedbarem Guss hergestellt gedacht.
Das vorbeschriebene Lager bietet die Möglichkeit, die Lagerschalen unabhängig vom
Lagerkörper nach allen Seiten zu verstellen. Demnach kann das Unterkeilen des
Lagerkörpers, wie es beim gewöhnlichen Lager, wenn sich die Fundamente oder die
Decken setzen, zeitweilig sich nöthig macht, fortfallen. Ebenso haben in Folge
der vierfachen Kugellagerung seitlich wirkende Riemenzüge und Schwungkräfte auf
die Stabilität des Lagers keinen Einfluss.
Ein Lager mit Selbstschmiervorrichtung ist S.
Straker in London durch das englische Patent Nr. 14161/1893 geschützt
worden. Wie Fig. 10
und 11 zeigen, ist
auf der Welle das gekerbte Rad F befestigt, von
welchem das Oel in den Behälter G geschleudert wird
und dann durch die Oeffnung H und über das Sieb J in das Lager fliesst. Das verbrauchte Oel gelangt
in den Behälter K, wo sich Verunreinigungen absetzen. Auf
diese Weise ist ein stetiger Oelumlauf gesichert. Die Vorrichtung ist besonders
für rasch gehende Maschinen geeignet.
Textabbildung Bd. 305, S. 254
Lager mit Selbstschmiervorrichtung von Straker.
Mehrfach getheiltes nachgiebiges Halslager für mit
Schwungmassen belastete Wellen (D. R. P. Nr. 78244) von Actiebolaget Separator in Stockholm. Der Wellenzapfen ist von drei
oder mehr Lagerschalenstücken a (Fig. 12) umgeben, welche durch einen elastischen
Ring b, der das Auflager im Lagergehäuse bildet, so
zusammengehalten werden, dass bei etwa excentrischem Lauf der Welle,
insbesondere bei sehr hohen Umdrehungszahlen, die einzelnen Schalen a in radialer Richtung sich von einander entfernen
können. Der Wellenzapfen liegt immer nur je an einer Schale a, während die gegenüberliegenden Schalen Spielraum
bieten, so dass ein Ecken der Welle im Lager vermieden wird.
Ueber ein quer getheiltes Wellenlager für wechselnde Druckrichtung macht die Zeitschrift des Kesselüberwachungsvereins
nachstehende Mittheilung:
Textabbildung Bd. 305, S. 254
Fig. 12.Mehrfach getheiltes nachgiebiges Halslager für mit
Schwungmassen belastete Wellen von Actiebolaget Separator.
Erfahrungsgemäss kann man drei- oder viertheilige Kurbelwellenlager der bisher
bekannten Constructionen an liegenden Motoren mit höchstens 16 k Maximaldruck
auf 1 qc Tragfläche bei massiger Umgangszahl belasten. Gewöhnliche Traglager
können, ebenfalls massige Umgangszahl der Welle vorausgesetzt, bis 25 k, und
Lager, welche einem Druckwechsel in entgegengesetzten Richtungen ausgesetzt
sind, können eine noch erheblich höhere Belastung mit Sicherheit tragen.
Der Grund, weshalb die bisher bekannten Constructionen drei- oder viertheiliger
Kurbelwellenlager von liegenden Dampfmaschinen nur eine so geringe Belastung
ertragen, liegt darin, dass während einer Umdrehung der Welle ein beständiger
Wechsel sowohl in der Druckrichtung als auch in der Grösse des Druckes
stattfindet. Diesen Wechsel in der Grösse und Richtung der zu den einzelnen
Kurbelstellungen gehörigen Mittelkraft aus dem Druck auf den Kurbelzapfen in der
Richtung der Zugstange und der Belastung des Lagers durch die Welle und das
Schwungrad in senkrechter Richtung veranschaulicht Fig. 16, in welcher
zur Kurbelstellung 1 die Grösse und Richtung des
Druckes mit D1, zur
Kurbelstellung 2 mit D2 u.s.w. bezeichnet ist. Nach allen
diesen Druckrichtungen findet durch Verschleiss eine Erweiterung des Lagers
statt, und es kann bei der bekannten Theilung der Lagerschalen dieser
Verschleiss durch Nachstellen der drei bezieh. vier Theile der Lagerschalen
nicht so ausgeglichen werden, dass ein gleichmässiges Anliegen derselben an der
Welle wieder herbeigeführt wird.
Bei der hier zu beschreibenden Lagereinrichtung, von welcher Fig. 13 eine
Ansicht, Fig. 14
einen Schnitt und Fig.
15 einen Grundriss gibt, werden halbcylindrische Lagerschalen so
angeordnet, dass sie ausschliesslich senkrecht zur Schnittfuge belastet sind. Es
wird dies dadurch erreicht, dass das Lager quer zur Wellenrichtung getheilt ist,
dass ferner die eine (vordere, d.h. der Kurbel zunächst liegende) Abtheilung a des Lagers senkrecht, die andere (hintere) b wagerecht geschnitten ist und dass beide
Schalenpaare je in der Richtung ihrer Schnittebene und quer zur Wellenrichtung
Spielraum im Stuhl haben. Die Verschieblichkeit des einen Lagers in senkrechter
und des anderen in wagerechter Richtung hat zur Folge, dass das erstere nur die
wagerechten, das letztere nur die senkrechten Componenten der Druckkräfte
aufnimmt. Die Wahl des senkrecht geschnittenen und geführten Lagers als vorderes
entspricht der nach Fig.
16 überwiegenden Grösse der wagerechten Kräfte.
Textabbildung Bd. 305, S. 254
Lagereinrichtung mit halbcylindrischen Lagerschalen der Berliner
Actiengesellschaft für Eisengiesserei und Maschinenfabrikation vorm. Freund
u. Co.
Aus Vorstehendem geht hervor, dass ein Verschleiss jeder Lagerabtheilung nur in
einer Richtung, und zwar senkrecht zur Theilung stattfindet, und dass derselbe
durch einfaches Nachstellen der Lagerschalen so ausgeglichen werden kann, dass
ein gleichmässiges Anliegen der Welle wieder hergestellt wird. Dabei stellen
sich die einzelnen Lagerabtheilungen selbsthätig so, dass die Mittel der
Bohrungen übereinstimmen.
Textabbildung Bd. 305, S. 254
Fig. 17.Verstellbares Fusslager von Hargreaves und Harwood.
Die vordere Lagerabtheilung ist, ein Kurbellager einer liegenden Kraftmaschine
vorausgesetzt, einem Druckwechsel in wagerecht entgegengesetzten Richtungen und
die hintere Abtheilung einer constanten Belastung nach unten ausgesetzt. Die
letztere Abtheilung kann also, wie oben schon ausgeführt, eine Belastung von 25
k mit Sicherheit tragen, während die erstere noch wesentlich höher beansprucht
werden kann. Hieraus ergibt sich, da man die bisher bekannten Kurbelwellenlager
mit nur 16 k belasten, kann, dass das neue Lager keine oder nur unwesentlich
grössere Gesammtlauflänge erhält, als die bisher bekannten drei- oder
viertheiligen Kurbelwellenlager.
Das Lager ist der Berliner Actiengesellschaft für
Eisengiesserei und Maschinenfabrikation vormals O. C. Freund und Co. in
Charlottenburg patentirt worden.
W. Hargreaves und R.
Harwood in Bolton haben dem verstellbaren Fusslager die in Fig. 17 gezeichnete Form gegeben. Der
Lagerkörper E ist mit einem halbkugelförmigen
Ansatz G versehen, welcher in die Fussplatte H eingepasst ist. Die untere Seite des Fusses wird
von einem entsprechend geformten Teller J umfasst
und von der Schraube L gehalten. Die übrigen Theile
des Lagers sind wohl ohne weitere Erklärung verständlich.