Titel: | Maschine zur Herstellung von Figurenmoiré von Conrad Wirth in Zürich-Hottingen. |
Autor: | Glafey |
Fundstelle: | Band 305, Jahrgang 1897, S. 259 |
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Maschine zur Herstellung von Figurenmoiré von
Conrad Wirth in Zürich-Hottingen.
Mit Abbildungen.
Maschine zur Herstellung von Figurenmoiré von Wirth.
Diese Maschine ist dazu bestimmt, Gewebe mit Figurenmoire in der Weise zu versehen,
dass sie an den zu musternden Stellen derselben die Schussfäden mehr oder weniger aus ihrer
gestreckten Lage verschiebt. Die Maschine ist zu diesem Zweck nach dem Schweizer
Patent Nr. 7709 mit einem System von lothrecht neben einander stehenden, zwischen
Körnerschrauben gelagerten Säulchen a ausgestattet,
deren jede im unteren Theil einen Hebel b trägt,
welcher an seinem einen Schenkel mit einer griffelartigen Spitze c versehen ist, die auf dem über eine Walze d geleiteten Stoff aufruht. Während der letztere in der
Richtung des Pfeiles vorwärts bewegt wird, führen die Stifte c in Folge Drehung der Säulchen a um ihre
Achse eine Bewegung auf dem Stoffe in der Richtung der Schussfäden aus.
Textabbildung Bd. 305, S. 259
Fig. 1.Maschine zur Herstellung von Figurenmoiré von Wirth.
Diese Bewegung wird durch die axiale Hin- und Herbewegung
zweier wagerechter Leisten ff1 hervorgebracht, deren jede mit gezahnten Mitnehmern ee1 versehen ist, von
denen diejenigen der Leiste e1 den geradzahligen, diejenigen der Leiste e
den ungeradzahligen Hebeln b als Mitnehmer dienen. Die
Verschiebung der Leisten ff1 ist nun eine solche, dass sich ihre Mitnehmer einander nähern bezieh.
von einander entfernen. Der Druck der Stifte c auf das
Gewebe wird durch Federn g bestimmt und kann
verschieden stark sein, je nachdem man die Feder auf einen längeren oder kürzeren
Arm des Hebels b wirken lässt. Jeder Stift c kann durch einen der Daumen h, welche auf einer wagerechten, vor den Säulen a sich drehenden Achse sitzen, in bestimmten Zeiträumen angehoben und so
ausser Thätigkeit gesetzt werden. Zu diesem Zweck trägt jedes der Säulchen a einen knieförmig gebogenen Hebel k, auf dessen einen Schenkel die Daumenscheibe h einwirkt und dessen anderer Schenkel die durch die
Daumenscheibe h eingeleitete Bewegung mittels eines
Lenkers j auf seinen Hebel b, also den Stift c überträgt. Jeder Lenker
ist an seinem freien Ende messerartig zugeschärft und kann mit diesem Ende in einen
der an dem Hebel angebrachten Einschnitte ii1i2 eingesetzt werden.
Textabbildung Bd. 305, S. 259
Maschine zur Herstellung von Figurenmoiré von Wirth.
Greift der Lenker in den ersten Einschnitt i, so liegt
der Stift c für gewöhnlich auf dem Gewebe auf und wird
im gegebenen Augenblick durch den Daumen h von dem
Gewebe abgehoben; greift der Lenker in den zweiten Einschnitt i1, so berührt der
Stift c das Gewebe nicht, seine Wirkung ist also
aufgehoben; sitzt der Lenker in dem dritten Einschnitt i2, so wirkt der Stift c fortgesetzt auf das Gewebe, ohne dass er durch den
Hebedaumen h von demselben abgehoben werden kann.
Die Schienen ff1
erhalten ihre hin und her gehende Bewegung durch die Daumenscheibe A (Fig. 2 und 3). Diese Scheibe setzt
den Hebel S in Schwingbewegung und diese
Schwingbewegung wird mittels des Lenkers t und Hebels
u der Welle V
mitgetheilt. Die letztere trägt den zweiarmigen Hebel r, welcher seinerseits wieder durch verstellbare Zwischenstücke x mit den beiden Schienen ff1 gekuppelt ist. Je nach der Einstellung
der Glieder x erfahren die Schienen ff1 durch die
Daumenscheibe A eine mehr oder weniger grosse
Verschiebung und somit auch die Hebel b mit den Stiften
c.
Textabbildung Bd. 305, S. 259
Fig. 4.Maschine zur Herstellung von Figurenmoiré von Wirth.
Das zu moirirende Gewebe läuft von einem Waarenbaum (Fig.
4) über die Ausstreichschienen l zur
Spannvorrichtung m und von dieser nach der
Ausstreichschiene l1.
Von dieser gelangt das Gewebe auf die Walze d, gegen
die es mittels der beiden Leitstege nn1 angepresst wird, wird auf dieser durch
Zurückhaltung der Schussfäden mittels der Stifte c
moirirt und läuft schliesslich über den Führungssteg z
zum Kalander M. Damit die Umlaufgeschwindigkeit der
Kalanderwalzen gegenüber der Bewegungsgeschwindigkeit der Stifte c beliebig geändert werden kann, sind beide
Vorrichtungen mit je einem Schnurenkegel o
ausgestattet, die unter sich durch eine Treibschnur verbunden sind. Von dem Kegel
o wird die Bewegung durch Zahnräder einer Welle p übermittelt, und diese treibt mittels einer Schnecke
erstens die die Daumen h tragende Welle und diese die
mit der Daumenscheibe A ausgestattete Welle q.
Je nach der Geschwindigkeit, welche man den Stiften c
bei ihrer seitlichen Schwingbewegung gegenüber der fortschreitenden Geschwindigkeit
des Gewebes gibt, kann die Musterbildung geändert werden. Das Gleiche wird erreicht
durch Aenderung der Grösse des Ausschlages der Stifte mittels Daumenscheibe A, sowie Ausrückung eines Theiles der Stifte c mittels Daumenscheibe h.
Sollen alle Stifte c ausgerückt werden, so geschieht
dies unter der Vermittelung der Winkelhebel D und
Stangen F, welch letztere die Hebel G beeinflussen, die unter sich durch eine Querstange
H verbunden sind, die sich unter den Hebeln b befindet. Hebel G dienen
gleichzeitig als Fühler, indem sie beim Ablauf des Gewebes über Schiene l1 sinken und hierbei
die Stange H selbsthätig anheben, also auch die Stifte
c ausrücken.
Macht sich zwecks Hervorbringung des Moires im Kalander noch ein zweites glattes
Gewebe erforderlich, so wird dieses als Bahn y in der
aus Fig. 4 ersichtlichen Weise über die Leitstange
L mit zwischen die Kalanderwalzen M geleitet.
Rg.-Ratb Glafey.