Titel: | Neuerungen an Kohlenstaubfeuerungen. |
Fundstelle: | Band 305, Jahrgang 1897, S. 272 |
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Neuerungen an Kohlenstaubfeuerungen.
(Vorhergehender Bericht 1894 292 * 265.)Ueber
Kohlenstaubfeuerungen vgl. 1893 287 108, 289 23. 1894 291 * 242,
292 * 265.
Mit Abbildungen.
Neuerungen an Kohlenstaubfeuerungen.
Eine entschiedene Anerkennung hat sich die KohlenstaubfeuerungWie wir einem
Vortrage von Dr. Warlich über
Staubkohlenfeuerung, gehalten im Kasseler Handels- und Gewerbeverein,
entnehmen, stammt der Grundgedanke zur Staubkohlenfeuerung, die man bisher
stets englischen Ursprungs hielt, aus Kassel und hat den verflossenen
Oberbergrath Henschel, den Urgrossvater des
jetzigen Besitzers der Maschinenfabrik Henschel und
Sohn, zum Urheber. Henschel hat
bereits im J. 1831 einen Apparat gebaut, mit Hilfe dessen er fein gemahlenen
Kohlenstaub, aufs innigste mit Luft gemischt, zur Erzielung höchster
Temperaturen in einen Feuerraum einblies. Der Chemiker Wöhler, von 1831 bis 1836 Professor am
ehemaligen Kasseler Polytechnikum, nahm im J. 1835 die Henschel'sche Idee mit nach England, von wo aus
sie dann ungefähr 40 Jahre später wieder nach Deutschland zurück kam. Im J.
1873 construirte der englische Ingenieur Crampton den ersten neueren englischen Kohlenstaubfeuerungsapparat
und im J. 1892 der Berliner Ingenieur Karl
Wegener den ersten deutschen. auf der Berliner
Gewerbeausstellung errungen. Die Eisenzeitung sagt in
ihrem Berichte:
Um den Klagen über das starke Qualmen der vier Schornsteine am Kesselhaus zu
begegnen, hatte der Arbeitsausschuss einige Feuerungssysteme, die Rauchlosigkeit
versprachen, zu Versuchen an einzelnen unter den zwölf Betriebskesseln verstattet.
Darunter erregten zwei Kohlenstaubfeuerungsanlagen die allgemeine Aufmerksamkeit. Es
waren die Schwartzkopff'sche und die Wegener'sche, erstere den Kohlenstaub durch eine
rotirende Stahldrahtbürste in die Feuerung schleudernd, letztere dafür nur den
natürlichen Zug nach dem Schornstein benutzend. Der Gegensatz zwischen den beiden
Systemen konnte kaum weiter gedacht werden, als er sich an den beiden einander
gegenüber liegenden Kesseln zeigte. Beide Feuerungen stimmten jedoch darin überein,
dass sie mit grösserer Leichtigkeit als die früher an diesen Kesseln vorhandenen die
erforderliche Dampfspannung und Verdampfung erreichten, auch sollen sie sparsamer
brennen als die früheren Feuerungen.
Leider war nicht zu ermitteln, ob die absolute Rauchlosigkeit, welche von der
Kohlenstaubfeuerung behauptet wird, auch in diesem Fall vorhanden war; denn beide
betreffende Kessel lagen mit je zwei anderen, mit Rostfeuerung versehenen an
demselben Schornstein. Aber eine Verminderung des Rauches war wahrnehmbar und
gewissermaassen polizeilich beglaubigt, da der Vertreter der localen Polizei, der
Treptower Gemeindevorsteher, nachdem er im Anfang der Ausstellung ein Strafmandat
nach dem anderen wegen Qualmens erlassen, später befriedigt war.
Es gewinnt demnach den Anschein, als sei die Kohlenstaubfeuerung endlich so weit
entwickelt, um bei den erheblichen Ersparnissen, die sie bringt, und der
Rauchlosigkeit, die sie zur Folge hat, sich allgemein einzuführen. Die Kohlen
Vermahlungsfrage gilt als endgültig gelöst, seitdem es gelungen, den Mahllohn auf 6
bis 8 Pf. für den Centner herabzubringen. Ein grosser Theil des in Treptow
verbrannten Kohlenstaubes wurde auf dem Ausstellungsgelände selbst gemahlen. Kaum
ein Punkt der Ausstellung wurde so vielfach besucht als das Kesselhaus. Die
Meinungen über den Vorzug des einen oder anderen Systems gingen jedoch noch weit aus
einander.
Ebenfalls günstig lautete der Bericht, den die Commission zur Prüfung und
Untersuchung von Rauchverbrennungsvorrichtungen„Prüfungscommission der, unter dem Vorsitz des Commissionsrathes
Dr. Delbrück in Stettin, Versuche
betreffend Rauchverbrennungsvorrichtungen übertragen
sind. in ihrer, Ende Februar 1897 in Berlin abgehaltenen Sitzung
über die bisherigen Ergebnisse ihrer Arbeiten erstattete. Während zehn bisher
untersuchte Verfahren, die angeblich eine rauchfreie Verbrennung unter Anwendung der
bisher allgemein üblichen Stückkohlen herbeiführen sollen, als mehr oder minder
mangelhaft befunden worden sind, erwies sich die Verbrennung bei Anwendung von
künstlich zerkleinerter Staubkohle als vollkommen rauchfrei. Ausserdem erhöht sich
der Nutzwerth des Brennstoffes im Vergleich mit der besten Art der
Stückkohlenfeuerung um 14 Proc. Die hohen Kosten der Kohlenzerkleinerung, ferner der
Umstand, dass die Flugasche sich in den Flammenrohren absetzt und diese rasch
undicht macht, sind der Verbreitung der Staubkohlenfeuerung noch immer im Wege.
Aber auch letzteres Hinderniss scheint nach den neueren Berichten beseitigt zu sein.
Der Müller berichtet über folgende, mit der
Kohlenstaubmühle von C. Schütze in Berlin erzielte
Ergebnisse.
„Alle bisher für die Herstellung von Steinkohlenstaub verwendeten
Mahlvorrichtungen hatten den Fehler, dass sie Siebvorrichtungen erforderten, um
das Mahlgut in der nöthigen Feinheit zu liefern. Jedes Sieb aber beeinträchtigt
die Leistung erheblich, sofern nicht trockener Stoff zur Verwendung gelangt. Die
in den meisten Fällen zur Verfügung stehende feuchte Kleinkohle zu trocknen, ist
praktisch nicht durchführbar; es musste also, wenn die Sache nicht an dem zu
theuren Mahlverfahren scheitern sollte, eine Mühle geschaffen werden, welche
ohne die Beigabe von Sieben auch feuchte Kohlen ohne wesentliche
Beeinträchtigung der Leistung verarbeiten kann.
Diese Aufgabe ist durch die in Fig. 1 und 2 dargestellte
Exhaustormühle gelöst. Eine derartige Mahlanlage besteht aus der
eigentlichen Mühle, dem Exhaustor und der Mahlkammer.
Die Mühle arbeitet mit vier stählernen Mahlwalzen gegen die innere Fläche eines
stählernen Mahlringes; sie werden durch die Fliehkraft an diese Fläche gedrückt
und bewirken dadurch die Zerkleinerung des dazwischen fallenden, durch eine
Schnecke oder ein Schaufelrad gleichmässig zugeführten Stoffes.
Textabbildung Bd. 305, S. 273
Exhaustormühle.
Der Exhaustor saugt das erzeugte Mehl stetig ab und wirft es in die aus Holz
hergestellte, im Innern mit Theilwänden versehene, gedichtete Kammer. Die
Tourenzahl des Exhaustors ist so bemessen, dass die erforderliche Feinheit des
Staubes erreicht wird; man hat es auf diese Weise in der Hand, feineren oder
gröberen Staub zu erzeugen. Der Umstand, dass das feine Mehl stetig abgesaugt
wird, erleichtert den Mahlprocess und erhöht die Leistung. Der feuchte Staub
wird beim Vermählen bis zu einem gewissen Grade getrocknet und dadurch zur
Verfeuerung geeigneter gemacht.
Die im königl. Feuerwerkslaboratorium zu Spandau durch den Magdeburger Verein für
Dampfkesselbetrieb mit dieser Mühlenanlage angestellten Mahlversuche lieferten
die in nachfolgender Tabelle zusammengestellten Ergebnisse.
Ergebnisse der angestellten Mahlversuche.
Kohlensorte
Königs-grubeO.-Schl.
ViktorGottersbergN.-Schl.
BorusiaWestf.
v. d. HeydtSaar
Königs-grubeO.-Schl.
LothringenWestf.
v. d. HeydtSaar
Julius-schachtN.-Schl.
1*
2*
3*
4**
5***
6***
7**
8**
Zeitdauer desMahlversuchsin
Stunden
3
2
2
2
2
2
1,12
2
GemahleneKohlenmengein k
2775
1753
3225
1875
2307
3975
1650
2625
Dieselbe perStd./k
925
866,5
1612,5
937,5
1153,5
1987,5
1375
1312,5
Aufgewendete gebremst
21
17,25
21,3
21,6
20,6
22,1
19,2
19,3
Die Mahlversuche 1 bis 4 beziehen sich auf feuchte Kohle mit 4,5 bis 11 Proc.
Wassergehalt, die Versuche 5 bis 8 auf grubenfeuchte Kohle, die an der Luft
oberflächlich abgetrocknet war und 1,5 bis 4 Proc. Wasser enthielt. Wie
erklärlich, hat neben dem geringeren oder höheren Wassergehalt der Kohlen deren
Beschaffenheit und Härte einen hervorragenden Einfluss auf das Mahlresultat,
welches von 866,5 bis 1987,5 k in der Stunde schwanken kann, während die aufgewandte
Kraft sich in den Grenzen von 17,25 bis 22,1 bewegte.
Eine solche Mühle, welche der Erfinder in Hannover aufstellte, verarbeitete
täglich 20000 k sehr nasse Kohle.“
Die Beschaffenheit des Kohlenstaubes ist für die Wirkung der Feuerung von
wesentlichem Einfluss. Das Brennmaterial soll wirklicher Staub sein, nicht etwa zu
feinem Gries gemahlenes Material, welches, wie Lauenstein in der Badischen Gewerbezeitung
sagt, zum Theil verkokt und unverbrannt in die Aschenrückstände mit übergehen würde.
Hierin ist wohl einer der Gründe zu suchen, dass die früheren Kohlenstaubfeuerungen
nicht zufriedenstellend functionirt haben und bald nach ihrem Auftauchen wieder von
der Bildfläche verschwunden sind. So z.B. benutzte Crampton zum Mahlen der Kohle gewöhnliche Mühlsteine und erhielt dadurch
wohl kaum ein genügend zu Staub verarbeitetes Material. Desgleichen lieferten
Kollergänge und gewöhnliche Schleudermühlen keinen hinreichend feinen Kohlenstaub,
arbeiten dabei auch zu unökonomisch wegen des hohen Kraftverbrauches und der starken
Verstaubung. Auch Kugelmühlen haben sich wegen der hohen Anschaffungs- und
Betriebskosten nicht bewährt, obwohl sie, was die Herstellung eines guten Staubes
anbetrifft, den letztgenannten Apparaten immer noch vorzuziehen sind.
Textabbildung Bd. 305, S. 274
Fig. 3.Centrifugalwalzenmahlgang von Propfe.
Eine für die Kohlenstaubfeuerung geeignete Kohlenmühle muss, wie Lauenstein a. a. O. sagt, die Kohle einerseits zu ganz
gleichmässigem Staub zermahlen und zugleich schnell und billig ohne
Staubentwickelung nach aussen arbeiten. Diesen Anforderungen scheint der von den Gebrüdern Propfe in Hildesheim erfundene
Centrifugalwalzenmahlgang, Propfe-Mühle genannt, zu genügen.
Diese Mühle (Fig. 3) besteht aus einem cylindrischen
gusseisernen Gehäuse, in dessen Mitte sich eine senkrechte Welle dreht, deren
Bewegung auf die Welle durch eine Riemenscheibe oder durch ein Kegelradvorgelege
übertragen wird. Die Walzen sind zwischen zwei Scheiben, die auf der Weile
festgekeilt sind, an Hebeln drehbar gelagert und werden bei dem Umgange der Welle in
besonders eingesetzten äusseren Mahlringen umhergeschoben, wobei durch die
Centrifugalkraft ein kräftiger Walzen druck gegen die Innenwand der Mahlringe
erzeugt wird (Fig. 4). Die Walzenhebel sind federnd
angeordnet, um sowohl Kraft zu sparen beim Aufstossen auf grössere Kohlenstücke als
auch um durch den Rückschlag zerstäubend auf die nachfolgenden Kohlenstücke zu
wirken. Ausserdem wird dadurch die Mühle unempfindlich gegen die in den Kohlen etwa
befindlichen Steine und zufällig hineingerathenen Eisentheile, die bei starr
gelagerten Walzen leicht Zerstörungen bewirken könnten. Bei der Mühle ist eine obere
und eine untere Mahletage angeordnet; zwischen beiden befindet sich, auf der Welle
festgekeilt, das Flügelrad, welches den erzeugten Kohlenstaub durch Siebe treibt,
mit denen die mittleren Durchbrechungen des Gehäuses überspannt sind.
Textabbildung Bd. 305, S. 274
Fig. 4.Mahlringe der Propfe-Mühle.
Bei der Vermahlung in der Propfe-Mühle wird die in den oberen Fülltrichter
geschüttete Kohle von einem Rührfinger durch die Oeffnungen der Einlaufschieber,
oder statt des Fülltrichters durch eine schneckenförmige Speisewalze mit Feder und
Schieber in die Mühle geführt. In derselben fällt die Kohle auf den oberen
Streuteller, der sie gleichmässig an dem Umfange des oberen Mahlringes vertheilt.
Zwischen diesem und den Centrifugalwalzen erfolgt das Vermählen, Kohlenstaub und
Kohlengries sinken zwischen dem Flügelrade und dem Siebmantel hernieder, der
erzeugte Staub wird durch das Sieb getrieben, während der verbleibende Gries
zwischen den unteren Mahlring und seine Walzen fällt, hier vollends in Kohlenstaub
verwandelt, aufgewirbelt und durch das Sieb hindurch in den Aussenmantel befördert
wird. In dem Untersatze der Mühle sammelt sich der fertige Staub an, und ein
einfacher Arm streicht ihn durch die Ausläufe in untergehängte Säcke, oder bei
selbsthätigen Betrieben in die Transportschnecken, Elevatoren u. dgl. Gegen
Verstopfungen ist die Mühle durch eine selbsthätige Ventilklappe geschützt, welche
einen Nothauslauf öffnet, sobald der Mühle zu viel Stoff zugeführt ist. Eine
Selbstentzündung des Kohlenstaubes während des Mahlprocesses, die bei den schnell
laufenden Schleudermühlen zuweilen vorkam, ist bei der Propfe-Mühle vollständig
ausgeschlossen. Der Kohlenstaub verlässt die Mühle schwach warm und kühlt sich bald
vollständig ab.
Der durch die Mühle erzeugte Staub ist vollkommen gleichmässig und von solcher
Feinheit, dass auf einem Siebe von 900 Maschen/qc so gut wie kein Rückstand
verbleibt.
Kleines ModellNr. 1
Grosses ModellNr. 2
Stündliche Leistung in Steinkohlen
400–600 k
1000–1500 k
Stündliche Leistung in Braunkohlen
300–500 k
800–1200 k
Kraftbedarf in
5–7
12–18
Stückgrösse des Auf- schüttgutes
0–30 mm
0–40 mm
Umdrehungen in der Minute
400
200
Bei diesen Ergebnissen kann wohl heute schon die Mahlfrage, die für die
Lebensfähigkeit der Kohlenstaubfeuerung besonders maassgebend war, als gelöst betrachtet
werden. Bemerkenswerte Grössen, sowie die Leistungen der Propfe-Mühle sind aus
vorstehender Zusammenstellung zu ersehen.
Die Vermahlungskosten sollen sich nach Angabe der Erfinder, mit Einschluss aller
Nebenkosten (und unter Berechnung der Selbstkosten für 1 /Stunde mit 5 bis 6
Pf.) auf nicht höher als 12 bis 15 Pf. für 100 k Kohlen stellen und bei den
ungünstigsten Verhältnissen 20 Pf. nicht übersteigen. Die Vermahlungskosten sind
hiernach nicht so bedeutend, dass daran die allgemeinere Einführung der
Kohlenstaubfeuerungen scheitern könnte, wenn man noch dabei in Betracht zieht, dass
sonst geringwerthiges, grussreiches Kohlenmaterial, dessen Preis im Gegensatz zu
Stückkohlen ein geringer ist, hier mit Nutzen zu verwenden ist.
Hatte sich bisher die Staubkohlenfeuerung stets zwischen Erfolgen und Misserfolgen,
zwischen Lobeserhebungen und Angriffen bewegen müssen, so ist es im Interesse der
gesammten Industrie mit Freude zu begrüssen, wenn sich ihre Anerkennung und ihre
Erfolge stets mehren. Eine solche Anerkennung wurde ihr zu Theil bei Gelegenheit
eines Besuches, welcher seitens des österreichischen Ingenieur- und Architekten
Vereins dem Ge werken Victor v. Neuman auf dessen
Einladung gemacht wurde. Diesem Besuche hatten sich etwa 40 Mitglieder der
Fachgruppe der Berg- und Hüttenmänner des genannten Vereins am 8. April 1897 zu
einem Ausfluge nach Marktl und Schrambach behufs Besichtigung der dort eingeführten
Kohlenstaubfeuerung an Glühöfen und zur Heizung von Dampfkesseln angeschlossen.
Die Firma Friedr. v. Neuman hat im Frühjahr 1895 mit der
Einführung der Kohlenstaubfeuerung begonnen und war nach Ueberwindung der
Kinderkrankheiten mit den erzielten Resultaten so zufrieden, dass sie in rascher
Aufeinanderfolge alle ihre Oefen umgebaut hat, so dass im J. 1896 nur mehr
Kohlenstaubfeuerungen im Betriebe waren, und sonach alle angegebenen Ziffern auf
einem Jahresdurchschnitt beruhen.
Um die Anwendbarkeit der Kohlenstaubfeuerung für alle Kohlensorten zu zeigen, waren
15 verschiedene Brennmaterialien sowohl im rohen als auch im gemahlenen Zustande in
grösseren Mengen vorbereitet, und wurde die Mehrzahl dieser Sorten auch thatsächlich
verfeuert.
Sägespäne, Torf, Erdwachsrückstände, vier Sorten böhmischer und steirischer
Braunkohle, böhmische Steinkohle, Schrambacher und Ostrauer Steinkohle, zwei Sorten
oberschlesischer Steinkohle, Anthracit, Koks und Holzkohle waren zu
Feuerungsversuchen in Bereitschaft gestellt. Die ersten drei Sorten eignen sich
natürlich nur zur Kesselfeuerung oder für Wärmöfen, in denen keine hohe Temperatur
erfordert wird; Torf wurde im Schrottofen verfeuert und eine schöne Hellrothglut
erzielt.
Ein Schweissofen wurde dann mit verschiedenen Sorten Braunkohle, der andere
Schweissofen mit Anthracit und Holzkohlenstaub weiter betrieben; der Wechsel von
einem Brennstoff auf den anderen vollzog sich ohne merklichen Uebergang; eine
Drehung an der Stellschraube, eine kleine Verschiebung an der Luftregulirklappe und
die Feuerung war auf den neuen Brennstoff eingestellt und arbeitete ruhig
weiter.
Die Bedienung der Feuerung beschränkt sich eigentlich auf das Nachfüllen von
Kohlenstaub, es gibt kein Schüren und kein Rostputzen, die Arbeiter haben von der
Hitze nicht zu leiden, sind also in der Arbeit wesentlich entlastet, und so musste
man den Eindruck gewinnen, dass die Leute das Einstellen der Feuerung mit voller
Sicherheit beherrschen, dass die Feuerung also über das Versuchsstadium längst
hinaus ist und dass man da eine bereits erprobte Sache in glattem, sicherem Betriebe
vor sich habe.
In einem Nebengebäude des Hüttenwerkes befindet sich ein mit Kohlenstaubfeuerung
ausgerüsteter Versuchsofen kleinster Dimension, welcher Schmiedezwecken dient und
der mit Essenzug oder Gebläseluft arbeiten kann. In demselben werden die
Feuerungsversuche und Studien mit allen Brennmaterialsorten vorgenommen; sein
Betrieb kann mit einem Brennstoffaufwande von 5 bis 10 k in der Stunde aufrecht
erhalten werden.
Auf dem festlich geschmückten Hüttenhof waren die Stückzeichnungen der
Kohlenstaubfeuerungsapparate, eine grosse Anzahl zum Theil ausgeführter, zum Theil
in Ausführung begriffener Pläne über die Ausrüstung von Oefen und Dampfkessel
verschiedenster Systeme mit der Schwartzkopff'schen
Kohlenstaubfeuerung, und ein completer Feuerungsapparat zur Besichtigung und
Erklärung bereit gestellt. Der Feuerungsapparat macht einen einfachen und
betriebssicheren Eindruck und lässt es als durchaus glaubwürdig erscheinen, dass er
niemals zu Betriebsstörungen Anlass gibt. Der Abnutzung unterliegen nur die
Schlagnase des Rüttelbleches und die Bürstenwelle. Erstere muss alle 6 bis 8 Wochen
ausgewechselt werden; sie besteht aus einem kleinen vierkantigen Stück Eisen mit
Gewindeansatz, ist also in wenigen Minuten herausgeschraubt und durch eine neue
ersetzt. Die Bürstenwelle läuft in Stahllagern mit Ringschmierung, besteht aus einem
Stück Rundstahl und muss alle 6 bis 8 Monate ausgewechselt werden. Die Bürste selbst
unterliegt gar keiner Abnutzung; wenn durch das Hineinkommen von Fremdkörpern in den
Feuerungsapparat einzelne Drahtborsten verbogen oder gebrochen werden, so lassen
sich neue Stahldrahtborsten leicht einziehen.
Die Herstellung des Kohlenstaubes erfolgt auf einer kleinen Schlagmühle, welche
nunmehr schon über 2 Jahre Tag und Nacht in Betrieb ist und welche, ursprünglich für
eine Stundenleistung von 250 k Kohlenstaub gebaut, nahezu das Doppelte, nämlich 450
bis 500 k in der Stunde, liefern muss. Die Mühle wurde aus einander genommen und an
derselben die der Abnutzung unterliegenden Theile – Schlagnasen und Rostsiebe – und
das leichte Auswechseln dieser Theile gezeigt. Die Bedienung der Mühle ist überaus
einfach; sie besteht in dem Aufwerfen der Rohkohle und in dem Wegheben der gefüllten
Säcke und wird von einem Tagelöhner besorgt; es wird durchaus mit offenem Lichte
hantirt, eine Explosionsgefahr besteht also nicht, trotz Vermahlung von Kohle aus
einer Schlagwettergrube.
Die Gesammtkosten der Vermahlung stellen sich bei dieser kleinen Mühle auf etwa 6 kr.
für 100 k. Die Mühle muss die drei Oefen des Hüttenwerkes und einen Stahlglühofen in
einem benachbarten Werke bedienen und ausserdem Kohlenstaub für den Verkauf an
Giessereien liefern; sie ist also angestrengt beschäftigt, und können weitere
Kohlenstaubfeuerungen erst in Betrieb gesetzt werden, wenn im Hüttenwerke oder bei
dem benachbarten Schrambacher Steinkohlenbergbaue eine grössere Mahlanlage
aufgestellt sein
wird, was schon in allernächster Zeit geschehen soll.
Die Verbrennungskammer in den Schweissöfen ist mit Chamotteziegeln erster Güte
ausgekleidet, welche dem heftigen Angriff der Flugasche und der hohen Temperatur
sehr gut Widerstand leisten.
Der Ausflug erstreckte sich sodann über Lilienfeld zu dem Kohlenbergbau nach
Schrambach zur Besichtigung der Kohlenstaubfeuerung bei der Dampfkesselheizung. Zum
Zwecke der Vorführung einer Kohlenstaubfeuerung bei einem Dampfkesselbetrieb war ein
kleiner Reservekessel vorübergehend angeheizt worden. Es ist dies ein
Steinmüller-Röhrenkessel von 32 qm Heizfläche und 8 at Betriebsdruck. Der Kessel hat
behufs Gewinnung der erforderlichen Verbrennungskammer einen kleinen Vorbau
erhalten, der Antrieb des Apparates erfolgt durch eine kleine oscillirende
Dampfmaschine, und konnte in diesem Kesselbetriebe beobachtet werden, dass der
Feuerungsapparat ebenso ruhig und bedienungslos läuft wie bei den Oefen und dass
auch hier dem Kamin nicht das leichteste Rauchwölkchen entsteigt.
Im J. 1895, als in der Hütte in Marktl erst ein Schweissofen mit Kohlenstaubfeuerung
ausgerüstet war, ist derselbe Kessel durch 6 Monate mit dieser Feuerung in Betrieb
gestanden, und hat sich der Apparat trotz grösster Anstrengung vollkommen
bewährt.
(Schluss folgt.)