Titel: | Ueber Mercerisirung und Deformation der Baumwolle (Natronbaumwolle). |
Autor: | Eduard Hanausek |
Fundstelle: | Band 306, Jahrgang 1897, S. 19 |
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Ueber Mercerisirung und Deformation der Baumwolle (Natronbaumwolle).Enthalten im Jahresberichte der Wiener Handelsakademie, 1897.
Von Vorstand Professor Eduard Hanausek.
Mit Abbildungen.
Ueber Mercerisirung und Deformation der Baumwolle (Natronbaumwolle).
In den letzten 10 Jahren sind zahlreiche SeidenimitationenFr. R. v. Höhnel:„Ueber Collodiumseide“ in den Mittheil. des k. k. technolog. Gewerbe-Mus. (Section f. chem.
Gewerbe), 1890 IV Nr. 1, 2, 3 und 4.Ed. Hanausek,„Künstliche Seide“, in den Mittheil. aus dem Laboratorium für Waarenkunde an der Wiener
Handelsakademie (Jahresbericht 1890).D. p. J. 1892 285
231, 286 107; 1897 303 167, 304
192.Zeitschrift für Nahrungsmittel-Untersuchung, Hygiene und Waarenkunde (Dr. H. Heger), Wien, 1897 177.E. Cadoret,„Die künstliche Seide“, Commissionsverlag von Kramer und Bauer in Crefeld.Osterreichs
Wollen- und Leinenindustrie, Reichenberg, 1897 Nr. 12 S. 642: „Die Seidenglanzerzeugung auf der Baumwolle“ von
Dr. A. G. aufgetaucht, ohne dass wesentlich praktische Erfolge erzielt wurden. Von
solchen seidenähnlichen Präparaten sind beispielsweise zu erwähnen: die Collodiumseide, die präparirte, nicht explosive
Tetraacetylcellulose von Cross und Beran, die nach Langhans mit Phosphorsäure und Schwefelsäure behandelte Cellulose, die Millar'sche
Chromgelatine, die gechlorte Wolle, die nach Heberlein mit alkoholischen Farbstoff- und Collodiumlösungen
imprägnirten Fasern, die nach Knecht mit Lanuginsäure und Formaldehyd animalisirte Baumwolle, die nach
F. A. Bernhardt mit extrem alkalischer oder saurer Flüssigkeit vorbereiteten, mit Lauge imprägnirten
und durch rollende Pressung behandelten Baumwollwaaren u.a.m. Nach E. Thiele soll in Paris neuerlich auch
wieder Glas in den Bereich der Seidenimitationen gezogen worden sein.
In jüngster Zeit ist aber eine Seidenimitation in den Verkehr gesetzt worden, der eine erhöhte Bedeutung in der Praxis zukommen
dürfte.
Mein verehrter College, Prof. Dr. Cicalek, hat mir zwei Muster für Möbelstoffe und Tapeten vorgelegt,
welche ausserordentlich gelungene Seidenimitationen sind. Die erste orientirende Prüfung der Fasern liess im Sahlbande,
in der Kette,
im Schusse und im Flore als Spinnfaser die Baumwolle diagnosticiren. Die eingehenderen Beobachtungen über die Structur
der Faser
führten zur Annahme, dass die Baumwolle in einem gewissen Sinne mercerisirt sei. John Mercer hatte schon
im J. 1844 nachgewiesen, dass die Baumwolle nach der Einwirkung von concentrirter Natronlauge eigenthümlich verändert
werde; sie zeigt
nämlich eine Contraction, eine Zunahme der Festigkeit um 40 Proc. und ein erhöhtes Ausfärbevermögen.
Die Crefelder Strang- und Stückfärberei von Thomas und Prevost hat auf Grund besonderer Versuche
constatirt, dass die Natronlauge auf in Spannung befindliche Baumwolle derselben einen der Chappeseide ähnlichen
Glanz ertheilt. Das
Verfahren ist auch in der Weise abgeändert worden, dass die mit Lauge behandelte Baumwolle erst nach dem Einschrumpfen
gestreckt wird.
Die genannte Firma hatte auf mein Ansuchen die Güte, einige Garnproben und Stoffmuster zu übermitteln, und zwar:
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Mercerisirte, in Wasser präparirte Baumwollhaare in ihrer besonderen Quellung. Das Lumen verengt; Inhalt granulös;
Cuticularschichte fehlt. Vergr. 450 : 1.
Einen weissen Strähn Nr. 160, einen citronengelben Strähn Nr. 160, einen neublauen Strähn Nr. 100, zwei rothe Strähne Nr.
80 und 120,
einen grünen Strähn Nr. 100 und einen licht drapfärbigen Strähn Nr. 2/40, ferner einen violetten, blauen und graubraunen
Satin.
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Fig. 3.Mercerisirtes Baumwollhaar mit körneliger Oberfläche. Vergr. 450 : 1.
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Fig. 4.Mercerisirtes Baumwollhaar mit korkzieherartiger Windung. Vergr. 450 : 1.
Eine weitere Vervollkommnung in der Verbesserung der Seidenimitation hat die Firma Mommer und Comp. in
Barmen dadurch angestrebt, dass dieselbe die nach der Prevost'schen Methode mercerisirten Stoffe noch
durch das mechanische Verfahren Deissler's appretirt. Die Zeuge werden nämlich unter hohem Drucke
zwischen Stahlplatten oder Walzen warm gepresst, die an der Oberfläche eine sehr zarte, parallele lineare Gravur
besitzen. Diese auf
die Fasern aufgeprägte Streifung soll gewissermaassen die fibrillöse Structur der Seidenfaser erzeugen und dadurch
einen erhöhten
Seidenglanz hervorrufen. In der That soll man mit dieser combinirten Appretur schon vorzügliche Resultate erzielt
haben. Während der
Drucklegung dieser Abhandlung hat die Neue Augsburger Cattundruckfabrik in Augsburg Baumwollwaaren in den
Verkehr gebracht, welche den Seidenglanz nicht durch Streckung der Waare erhalten.
Zur näheren Prüfung der Veränderungen der mercerisirten Baumwolle wurden die nach dem Prevost'schen
Verfahren behandelten weissen und gefärbten Garnfäden mikroskopisch und mikrochemisch untersucht.
Das mikroskopische Bild der mercerisirten Baumwolle ist von dem eines nicht präparirten Baumwollhaares auffallend und typisch
verschieden. Bezüglich des weissen Garnes ist insbesondere zu bemerken, dass diese Sorte nicht nur durch einen hohen
seidigen Glanz,
sondern auch durch den krachenden Griff der Seide ausgezeichnet ist.
Die dem weissen Garne entnommenen, mercerisirten (in Wasser präparirten) Baumwollhaare erscheinen zumeist gestreckt, schlicht,
also nur
an kurzen Strecken oder gar nicht korkzieherartig gewunden, im Ganzen massig, knorrig oder wulstig, aber nicht tonnenförmig
gequollen
(Fig. 1 bis 3). Diejenigen
Haare, welche die bekannte schraubenartige Windung haben, sind weitlumig und histologisch wenig verändert (Fig. 4). Die Haare der äusseren Schichten des Garnes zeigen in Folge der grösseren Torsion Längsfalten, die Haare in den
inneren Lagen häufig nach der Breitseite Quetschfalten.
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Mercerisirtes Baumwollhaar in Kupferoxydammoniak. Zellwand oft streifig. – Vergr. 450 : 1.
Die Oberfläche der Fasern lässt oft eine intermittirende Doppelstreifung und eine Körnelung (Fig. 3)
erkennen. Die Cuticularschichte ist meist ganz demolirt. Das Lumen der Fasern ist streckenweise sehr verbreitert,
dann wieder kaum als
schmaler Streifen oder als dunkle Linie kenntlich, oder es verschwindet ganz. Die breiteren Stellen des Lumens sind
häufig (im
ungefärbten Haare) wie mit einer granulirten Masse erfüllt (Fig.
1, 3 und 6). Im
polarisirten Lichte treten keine von der naturellen Baumwolle verschiedenen Erscheinungen auf. Die Breite der Haare
ist 20 bis 37 μ; im Mittel 25 μ.
Der Gesammteindruck der durch den Spinnprocess bedingten Demolirungen der Faser ist bei der mercerisirten Baumwolle wesentlich
anders,
als der bei den naturellen Baumwollhaaren.
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Fig. 7.Deformirtes Baumwollhaar nach der Behandlung mit d. Wolfe. Windung noch korkzieherartig. Die Oberfläche streiflg,
wenig aufgefasert. Vergr. 450 : 1.
In dieser Richtung konnte eine im Laboratorium für Waarenkunde parallel geführte wissenschaftliche Untersuchung zum Vergleiche
gebraucht werden, die zur Aufgabe hat, zu erforschen, in welcher Weise überhaupt die verschiedenen Fasern in den
einzelnen
Hauptstadien der Spinnereitechnik und endlich in der Papiererzeugung deformirt werden. Die typischen Demolirungen
sollen zu einer
Charakteristik und zu der Diagnose der Fasern, namentlich solcher in Papierzeug, festgehalten und benutzt werden,
worüber demnächst
ein Bericht folgt. Zur Durchführung dieser Aufgabe im Hinblicke auf die hier in Betracht kommende Baumwolle musste
eine Gewähr darüber
gegeben sein, dass immer dieselbe Qualität der Baumwolle von der ersten bis zur letzten Stufe des Spinnprocesses, d. i. bis zum Feingespinnst, in den einzelnen Proben vorausgesetzt werden
durfte.
Durch die gefällige Vermittelung des Fabrikanten Leopold Parma in Tichau hatte die Spinnfabrik Hermann Pollak's Söhne in Böhmisch-Trübau und Parnik die Freundlichkeit, mir solche entsprechende
Sortimente nach der angegebenen Voraussetzung zur Verfügung zu stellen, was an dieser Stelle dankend vermerkt wird.
Die Deformationen und Fracturen der Haare wurden nun in zahlreichen Fällen der Reihe nach aus den Proben gemäss der Behandlung
mit dem
Oeffner, der Schlag- und Wickelmaschine, der Karde, der Strecke, dem Grob-, Mittel- und Feinflyer und endlich mit
der Feinspindelbank
bezieh. mit dem Selfactor beobachtet, gesichtet, und in den charakteristischen Formen als Leitelemente festgehalten.
Die Baumwolle der Proben des Spinnprocesses war bester amerikanischer Qualität; die Haare hatten einen Stapel von 25 bis 35
mm und eine
Breite von 13 bis 34 μ im Mittel: 24 μ.
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Fig. 8.Demolirtes Baumwollhaar aus dem Batteur. Cuticularschichte häufig ausgefranst. Das Haar ist durch Längs- und
Querrisse verletzt. Vergr. 450 : 1.
Die Fasern der ersten Stufe der Verarbeitung zeigen nach dem Oeffnen mit dem Wolfe meist Schlingen, an der Oberfläche Streifungen,
Quetschungen und Querrisse, aber keine abstehenden Fäserchen (Fig. 7).
Die durch Abreissen entstandenen Enden der Fasern sind stumpf und nicht faserig. Der Längsverlauf der Fasern lässt häufig
die
korkzieherartige Windung erkennen. Man gewinnt den Eindruck, dass diesen mechanischen Process eben nur widerstandsfähigere
Haare
passiren, die kurzen und gebrochenen Fasern aber durch die Maschinen als Abfall ausgeworfen werden.
Die Behandlung der Baumwolle mit dem Batteur bietet schon auffälliger deformirte Elemente. Die Haare sind zumeist an der Oberfläche
mit
deutlicher Doppelstreifung versehen, welche manchmal das Aussehen eines Doppelfeilhiebes annimmt. An der Krümmungsstelle
der Haare
sind derbere Verletzungen durch Einrisse; solche treten in engbegrenzten Flächen auch an geraden Stellen der Haare
auf. Bei den
Wendepunkten der Schraubenwindungen der Haare sind Zerrungen nach der Breitseite der Faser zu constatiren (Fig. 8).
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Fig. 9.Deformirtes Baumwollhaar aus dem Vliesse nach der Karde.
Die Demolirungen der Haare des Wickels (Watte) bestehen also nicht in Knoten und Schlingen, sondern in Längs- und Querrissen,
Dehnungen
und Streifungen, erstrecken sich aber nur auf kürzere Faserlängen, wo sie dann sofort markirt erscheinen (Fig. 8).
Das Kardiren der Baumwolle äussert sich vorwiegend in einer Verletzung der Aussenschichten der Fasern. Die aus den früheren
Stadien herrührenden Oberflächendeformationen können leicht neben den in diesem Processe neu auftretenden Demolirungen
erkannt werden;
es kommen dazu: die Aufspleissungen der Cuticular- und nächstliegenden Wandschichten, das Ausfransen der Fasern und
das reichlichere
Auftreten von Längsrissen an der Faser. Damit steht die Erscheinung im Zusammenhange, dass die Haare nach dieser
Arbeitsstufe meist
zerfaserte Enden haben. Sowohl in den vorhergehenden Arbeitsstufen als auch in diesem Stadium des Krempeins wurden
Haare mit ihren
natürlichen Spitzenden beobachtet und dabei ermittelt, dass die Oberfläche der Haare nach der Spitze zu immer geringere
oder gar keine
Demolirungen besitzt.
Die dem Vliess der Karde entnommenen Haare sind also durch solche Elemente als „Leiter“ charakterisirt, welche nach der
Längsrichtung Streifen und Risse und reichlich seitlich abstehende faserige Theile der Zellwand aufweisen (Fig. 9).
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Fig. 10.Demolirtes Baumwollhaar aus dem äusseren Theile des Grobflyervorgarnes. – Vgr. 450 : 1.
Die Baumwollhaare aus den gestreckten und doublirten Bändern zeigen dieselben typischen Veränderungen wie die Fasern aus der
Karde,
wozu aber noch eine scharfe Contourirung von Längsfalten, Längs- und Querrissen wegen des Streckens kommt; in Folge
des mechanischen
Einlaufes des Bandes in die Kanne sind an den Fasern Knickungsstellen zu sehen. Die theilweise, etwa in zwei Dritteln
der Breite des
Haares, quer gerissenen Fasern sind für dieses Stadium des Spinnprocesses eine specielle Fractur der Haare.
Die Rissenden sind stumpf und verbreitert. Das Haar erscheint vor dem Rissquerschnitt eingeschnürt.
Die unmittelbaren Faserstrecken vor der Haarspitze sind unverändert.
Dieser Arbeitsprocess bedingt relativ eine Zunahme der demolirten und gebrochenen Fasern.
Das Vorgespinnst mit schwachem, aber bleibendem Draht konnte sowohl im Grobflyer, als auch im Mittel- und Feinflyer beobachtet
werden.
Dabei war an der Thatsache festzuhalten, dass die Deformationen am äusseren Umfange eines gedrehten Fadens voraussichtlich
weitergehende sein müssen, als im inneren.
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Fig. 11.Deformirtes Baumwollhaar aus dem äusseren Theile des Garnes des Mittelflyers. – Vgr. 450 : 1.
Die Grobflyervorgarne haben am äusseren Umfange des Fadens Haare, welche deutlich schraubenförmig angeordnete Längsstreifen
und auch
Querlinien erkennen liessen. Die Fasern sind oft verbreitert, gebrochen oder mit Knickungsstellen behaftet (Fig. 10).
Die Fasern aus dem Mittelflyergarne sind stärker torsirt; relativ kommen weniger gerissene Haare vor. Dieselben Erscheinungen
sind im
gesteigerten Grade im Vorgarne des Feinflyers zu erkennen. Aufgespleisste Stellen sind im Mittel- und Feinflyer seltener
(Fig. 11).
Die Demolirungen an Haaren aus dem Pincops (Nr. 32) sind wieder spärlicher im Vergleiche mit den Verletzungen der Fasern aus den vorhergehenden Arbeitsstadien.
Man findet nur in den äusseren Schichten des Feingespinnstes den Typus stark torsirter Elemente (Fig. 12 bis 14); im Inneren des Fadens
haben die Haare einen der mechanisch unveränderten Baumwolle annähernd ähnlichen Habitus (Fig. 15).
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Deformirte Baumwollhaare aus dem Faden des Pincops (äussere Lagen). Die Deformationen sind relativ geringer als die aus den
Vorstadien des Spinnens. – Vergr. 450 : 1.
Wenn die Formen der Veränderungen im Verlaufe des Spinnprocesses an naturellen, also nicht mercerisirten Baumwollhaaren –
wie dies hier
ausführlich dargethan wurde – mit denen der präparirten Fasern in Relation gesetzt werden, so treten die gegensätzlichen
Verhältnisse
mit überzeugender Klarheit hervor (Fig. 1 bis 3).
Man vermag mit Sicherheit die für jede der beiden Fälle charakteristischen mechanischen Structuren zu erkennen.
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Fig. 14.Deformirte Baumwollhaare aus dem Faden des Pincops (äussere Lagen). Die Deformationen sind relativ geringer als die
aus den Vorstadien des Spinnens. Vergr. 450 : 1.
Die Festigkeit der mercerisirten Garne wurde nach Versuchen mit dem Zerreissapparate von Prof. N. Teclu
geprüft und eine Erhöhung der Zugfestigkeit des präparirten Baumwollhaares constatirt.
Das mikrochemische Verhalten der mercerisirten Baumwolle (Natronbaumwolle) zeigt einige hervorragende Erscheinungen. Wird
die
Natronbaumwolle in frisches Kupferoxydammoniak eingelegt, so tritt eine schwache Quellung ein; solche Haare, welche
vorher kein Lumen
erkennen liessen, werden oft weitlumig (Fig. 5 und 6).
Allein die Quellung zeigt nicht die bekannte tonnenförmige Schwellung und nicht das streckenweise Einschnüren des naturellen
Haares; es entsteht kein faltiger Schlauch und aussen keine Ablösung von Fragmenten der Cuticula.
Die Faser zeigt im Längsverlaufe ein wechselnd weites Lumen, entsprechend der ursprünglichen korkzieherartigen Windung des
Haares; die
Enden werden trichterförmig aufgetrieben (Fig. 5 und 6); andere Haare wieder haben auch nach der Quellung ein
unterbrochenes Lumen.
Die Wand der Haare besitzt manchmal eine zarte Streifung (Fig.
5).
Jodjodkalium und Schwefelsäure reagiren blau. Chromsäure und Salzsäure bedingen keine wesentlichen Veränderungen.
Nitrirte Baumwollhaare (Schiessbaumwolle) sind dickwandig, englumig oder ganz ohne Lumen.
Ihre Festigkeit und Elasticität zeigt gegenüber der unveränderten Baumwolle eine Abnahme, was aus dem Vorhandensein von Deformationen
an den Haaren geschlossen werden kann. Die Natronbaumwolle hat die gegentheiligen Eigenschaften. Jodjodkalium und
Schwefelsäure
reagiren die Nitrobaumwolle gelb bis bräunlich und 70procentige Schwefelsäure ruft keine Veränderung hervor.
Von besonderer Tragweite für die praktische Verwerthung der Natronbaumwolle als Seidenimitation ist der Umstand, ob der Seidenglanz
nicht unter dem äusseren Einflüsse der Atmosphärilien, namentlich in feuchter Luft, leidet.
Im Waarenlaboratorium wurden dahin einige Versuche abgeführt. Das in kaltes Wasser für längere Zeit eingelegte und dann langsam,
in
anderen Fällen rasch getrocknete eingelegte Garn behielt den seidigen Glanz; das weisse Garn auch den krachenden
Griff.
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Fig. 15.Baumwollhaar vor dem Spinnprocess. Vergr. 450 : 1.
Die Haltbarkeit der Zeuge für Kleider u. dgl. soll nach mir zugekommenen Mittheilungen in einigen Fällen von entsprechend
langer Dauer
sein. Die Kosten des Prevost'schen Verfahrens sind sehr gering; 1 k Waare wird um 2 M. mercerisirt.
Endlich hätte diese Seidenimitation auch eine zollpolitische Bedeutung. Nach einigen Staaten ist die Einfuhr der Textilwaaren
mit
Effectfäden aus Seide einem höheren Zoll unterworfen, bei Anwendung seidenähnlicher Effectfäden würde diese Bestimmung
derzeit
hinfällig.
Laboratorium für Waarenkunde an der Wiener Handelsakademie.