Titel: | Werkzeuge und Maschinen zur Herstellung von Keilnuthflächen. |
Fundstelle: | Band 306, Jahrgang 1897, S. 36 |
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Werkzeuge und Maschinen zur Herstellung von Keilnuthflächen.
Mit Abbildungen.
Werkzeuge und Maschinen zur Herstellung von Keilnuthflächen.
Der Fräsestab (Broach).
Zur Bearbeitung von Nuthen, namentlich zum Einarbeiten der Vierecke in Rundlöchern (Cylinderdeckeln), wurden bereits vor 25
Jahren
Werkzeuge und Sondermaschinen gebraucht, welche sich im Ganzen als wenig wirthschaftlich erwiesen. Die aus Amerika
bezogenen
Werkzeuge, Fräsestäbe mit zunehmenden Schneiden, besassen Schneidkanten, welche winkelrecht zur Stabachse waren,
sich deshalb leicht
verfingen und eine Beschädigung des Werkstückes veranlassten. Dadurch, dass die verbesserten Fräsestangen schräge
Kanten erhielten und
die Schneiden mit geringerer Zunahme, also mit kleinerer Keilflucht hergestellt, auch die Zahl der Fräsestangen für
einen Arbeitsgang
vermehrt wurde, war der Erfolg zwar gesichert, doch waren die Anschaffungskosten einer grösseren Anzahl solcher kostspieligen
Werkzeuge für ein beschränktes Arbeitsgebiet doch zu bedeutend, um dieses Arbeitsverfahren zur allgemeinen Einführung
zu bringen. Mit
den neueren Schleifmaschinen ist es möglich geworden, bei grösserer Genauigkeit der Schneidkanten die Herstellungskosten
dieser
Werkzeuge zu ermässigen.
So wird von J. L. Lucas nach Am. Mach., 1897 Bd. 20 Nr. 9 S. 177, ein
Fräsestab mit Wechselschneiden vorgeführt, mit dem angeblich die Herstellung einer vollkommen glatten Schnittfläche
möglich sein soll,
was nach dem Vorerwähnten kaum zu bezweifeln ist. Die Arbeit verläuft in der Weise, dass dieser Stab an der Bearbeitungsfläche
zwangläufig vorbeigeführt wird.
J. T. Burr's Keilnuthfräsestanzmaschine.
Von J. T. Burr und Sohn in Brooklyn, N. Y., wird eine liegende Keilnuthmaschine gebaut, in welcher das
Werkzeug aus einem Kantstab a (Fig.
1 bis 5) mit eingesetzten Rundstählen besteht,
welcher seine Führung in einer Büchse b erhält, die in die Nabenbohrung der Riemenscheibe passend
eingeschoben wird. Soll der Nuthboden schräg anlaufen, so wird nach Bedarf je einer der Beilagskeile c
unter die Stabfräse eingelegt. Da nun der Stab an eine Schraubenspindel gekuppelt wird, welche mittels eines Zahnrades
d (Fig. 4 und 5) bethätigt wird, an deren Nabe eine theilige und ausrückbare Spindelmutter f angeschlossen ist, so
wird dieses Stabwerkzeug durch die Nabe der Riemenscheibe gezogen, wobei die Keilnuth stetig und staffelweise, von
Zahn zu Zahn
ausgehobelt wird. Aus Fig. 1 ist ersichtlich, wie die Kanten
der einzelnen Schneidstähle staffelweise nach rechts sich überhöhen. Nach beendetem Durchgang des Fräsestabes erfolgt
Abstellung des
Arbeitsganges durch selbsthätige Eröffnung der Spindelmutter f, indem die mittels Zahnräder g in Beziehung stehenden Excenterzapfen h verdreht werden, während der
Schluss der Mutter f durch Rückdrehung mittels des Handhebels i durchgeführt
wird. Weil das Werkstück gegen das Widerlager durch das Werkzeug angedrückt wird, so bedarf es bei diesem Arbeitsverfahren
keiner
besonderen Einspannvorrichtungen. (Am. Mach., 1896 Bd. 19 Nr. 42 S. 980.)
Textabbildung Bd. 306, S. 37
Burr's Keilnuthfräsestanzmaschine.
J. F. Mc Nutt's Keilstossvorrichtung an Hobelmaschinen.
Textabbildung Bd. 306, S. 37
Mc Nutt's Keilstossvorrichtung an Hobelmaschinen.
Tischhobelmaschinen können ganz gut zum Stanzfräsen von Keilnuthen in Riemenscheiben gebraucht werden, indem auf dem
Hobelmaschinentisch der Winkel a (Fig.
6 bis 9) angeschraubt wird, in welchem ein
Führungszapfen b eingesetzt ist, auf welchem die Riemenscheibe frei geschoben ist, wogegen in der
Kantnuth des Zapfens das sägeartige Fräsewerkzeug c sich führt. Wenn nun dieser Fräsestab a
an dem Support der Hobelmaschine bezieh. an einem darin eingespannten Stahl seinen Stützpunkt findet, während das Werkstück
sammt
dem Stützwinkel a die Tischbewegung durchführt, wird die Keilnuth je nach der angewendeten Beilage d mit parallelen oder schrägen Nuthböden hergestellt. (Am. Mach., 1896 Bd.
19 Nr. 27 * S. 633.)
Mitts-Merrill's Keilnuthhobelmaschine.
Textabbildung Bd. 306, S. 37
Mitts-Merrill's Keilnuthhobelmaschine.
Diese stehende Keilnuthhobelmaschine arbeitet mit einem federnden Hakenzahn, welcher mittels eines Zahnstangenschlittens im
Niederhube
wirkt. Die Hubbewegung wird mit offenen und gekreuzten Riemen und zwischenliegender Reibungskuppelung erzeugt, wobei
Anschläge die
Hubgrösse begrenzen und den Hubwechsel durchführen, wobei ein übersetzendes Räderpaar im Triebwerk eingeschaltet
ist. Im Hohlständer
a (Fig. 10 bis 12) lagert die Getriebswelle b,
durch welche der Zahnstangenschlitten c bethätigt wird. Dieser nimmt durch eine Zahnleiste den
Werkzeughalter d mit, in dem mittels gezahnter Klemmplatte f der Hakenzahn
g in gewünschter Höhe eingespannt ist. In die Kopfplatte des Standfusses wird ein cylindrisches
Zapfenstück h eingesetzt, über das die Riemenscheibe geschoben und durch den Klemmring k gehalten wird. Um nun nach jedesmaligem Schnittgang den in einer Nuth des Zapfens h geführten Hakenzahn g vorzustellen, dient die Keilkopfschiene i, welche, durch den Stahlhalter d frei gehend, in dem Schlitten l Befestigung findet. Dieser Schlitten l gleitet am Schlitten c und wird mittels Schneckenzahnstange m durch Handkurbel n vorgestellt, wobei eine Zeigerspindel o mit Scalentheilung p die jedesmalige Keilnuthtiefe anzeigt, während der Anschlag q die Tiefe
begrenzt. Es ist ferner der Handhebel r am Umstellgestänge s angelenkt, mit
welchem der Hubwechsel hervorgebracht wird. Schräge Nuthböden werden durch Einschaltung von Beilagskeilen t hervorgebracht. Nach Am. Mach., 1896 Bd. 19 Nr. 26 S. 621, wird diese Maschine von Mitts und Merrill in Saginaw, Mich., gebaut.
Colburn-Baker's stehende Keilnuthhobelmaschine mit Kurbelbetrieb.
Die kleineren Maschinen für 22 mm Keilbreite und 200 mm Hub erhalten Kurbelantrieb von einer Fest-Losscheibe durch Vermittelung
eines
übersetzenden Stirnradpaares. Bei der von Baker Brothers in Toledo, O., gebauten Maschine ist das
Triebwerk im Hohlgussfuss untergebracht und das stellbare Kurbelwerk durch eine Thür abgeschlossen. Durch Neigung
des Tisches wird
schräger Nuthbogen und durch Verstellung, der Tischplatte die Nuthtiefe hervorgebracht. An der hinteren Säule findet
der Spann arm
seine Befestigung, welcher 355 mm Ausladung besitzt. Doch wird bei grösseren Riemenscheiben diese Säule in den Raum
zwischen den
Speichen durchgeführt. Die grösseren Keilnuthhobelmaschinen erhalten Zahnstangenbetrieb. Abgedrehte Nabenstirnflächen
sind Bedingung
für die Arbeit. (Am. Mach., 1896 Bd. 19 Nr. 36 * S. 1059.)
W. P. Turner's Vorrichtung zum Einhobeln von Keilnuthen auf der Drehbank.
Wird das Drehbankfutter a (Fig.
13) mit eingespanntem Werkstück b festgehalten und der im Stab c
eingesetzte Schneidzahn im Stahlhalter d eingespannt, der Stahlhalterschlitten f mit dem Handrade mittels Zahnstangenbetrieb in Hubbewegung versetzt, so können schwächere Keilnuthen auf der Drehbank
gehobelt werden. Zur Begrenzung der Keilnuthtiefe dient ein Anschlag g am Schlitten, gegen welchen der
Quersupport schlägt. (Am. Mach., 1897 Bd. 20 Nr. 4 S. 80.)
Textabbildung Bd. 306, S. 38
Turner's Vorrichtung zum Einhobeln von Keilnuthen auf der Drehbank.
Bemerkenswerth sind die nach Fig. 14 angegebenen
Keilabmessungen für schrägen (1 : 100) und parallelen Nuthboden (Maasse in engl. Zoll).
Wellen-durchmess.d Zoll
Keilbreite
Schrägkeil
Flachkeil
b
h
h Keilhöhe am stärkeren Theil
gemessen. (Am. Mach., 1896 Bd. 19 Nr. 27 * S. 634.)
t
i
h
t
i
1,0
1 : 4
3 : 16
0,11
0,08
1 : 4
0,141
0,109
1,5
3 : 8
5 : 16
0,18
0,13
3 : 8
0,211
0,164
2,0
1 : 2
3 : 8
0,22
0,16
1 : 2
0,282
0,218
2,5
5 : 8
1 : 2
0,29
0,21
5 : 8
0,352
0,273
3,0
3 : 4
5 : 8
0,36
0,26
3 : 4
0,423
0,327
3,5
7 : 8
11 : 16
0,43
0,32
7 : 8
0,493
0,382
4,0
1 : 1
3 : 4
0,44
0,31
1 : 1
0,564
0,437
Zur Ergänzung sei noch der Pederkeil (Fig. 15) angeführt,
dessen Rücken nach einem Kreise geformt ist, so dass die Keilnuth durch Tieffräsen hergestellt werden muss, wobei
für den Nuthboden
der Fräserdurchmesser bestimmend ist.
J. T. Burr's Stanzfräsemaschine.
Das vorbeschriebene Arbeitsverfahren wird neuerdings auch angewendet, um äussere Umfangsflächen zu bearbeiten, wozu Hohlwerkzeuge
gebraucht werden. So werden an den ursprünglich geraden Lenkstangen der Fahrräder bezieh. an den Verstärkungen des
Rohres (15/16 zu ⅞) je 64 Zähne auf einmal eingehobelt, indem der Rohrstab
durch das innen gezahnte Werkzeug gedrückt bezieh. gezogen wird. Ursprünglich bestand das Werkzeug aus einem ganzen
Ring mit
eingehobelten Schneidzähnen, doch hat sich das aus drei oder vier Segmenten zusammengesetzte Werkzeug, der Oelzuführung
wegen, besser
bewährt. Eine solche Stabfräsemaschine wird von J. T. Burr und Sohl in Brooklyn, N. Y., gebaut, welche zu
dieser Bearbeitung von Fahrradtheilen, wie zum Keilnuthfräsen in Riemenscheiben geeignet ist.