Titel: | Fahrräder. |
Fundstelle: | Band 306, Jahrgang 1897, S. 54 |
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Fahrräder.
(Vorhergehender Bericht 1897 303 * 225 u. ff.)
Mit Abbildungen.
Fahrräder.
I. Systeme und Rahmen.
a) Fahrräder mit Fussbetrieb.
Auf eine Einrichtung zur Herstellung von Fahrradrahmen aus Aluminiumlegirungen wurden F. A. Ellis in
London die Schweizer Patente Nr. 13008 und Nr. 13009 ertheilt. Wie Fig. 1 zeigt, besitzt die Einrichtung vier Kupferformen aa1a2a3, die mit den üblichen Ventilationsöffnungen und einem Einguss
versehen sind. Die untere Hälfte einer jeden dieser Formen ist an einer Tragplatte b befestigt, die
durch Bolzen c (Fig. 2),
welche durch gekrümmte Schlitze c1 greifen, gehalten wird. Die
Schlitzanordnung ermöglicht eine winklige Verstellung der Tragplatten b, die durch Spannstangen mit
einander verbunden und je paarweise mit Rechts- und Linksgewinde versehen sind, auf welchen Muttern e
(Fig. 3) sitzen, die in einem sechskantigen Gehäuse f derart
eingeschlossen sind, dass sie sich mit demselben drehen müssen.
Zwischen den Enden der Muttern e und den Kappen g des Gehäuses f sind Federn h vorgesehen, welche es den Formen a und Platten b ermöglichen, eine geringe Bewegung auszuführen, wenn dies die Expansion der
Rohre während des Giessens erfordert.
Die Formen aa1a2 sind ausser mit den Oeffnungen, durch welche die mit einander zu verbindenden Rahmenrohre hineintreten, noch mit je
einer weiteren Oeffnung p, p1 und q
versehen, durch welche das entsprechende Ende der Röhre, welche die Lenkstange bezieh. den Sattel aufnimmt, heraustritt.
Textabbildung Bd. 306, S. 55
Herstellung von Fahrradrahmen aus Aluminiumlegirungen von Ellis.
Um nun einen Rahmen mit dieser Einrichtung herzustellen, werden die zur Bildung desselben erforderlichen Röhren np2rq1t eingesetzt und die durch den Aluminiumlegirungsguss zu verbindenden Theile mit einem
geeigneten Loth überzogen. Ausserdem werden noch die Röhren p2 und
q1 mit Löchern versehen, deren Rand nach aussen umgebogen wird.
In diese Löcher ist je eine eine Scheibe s tragende Büchse Sj eingesetzt; ferner sind die Röhren rt, an ihren unteren Enden mit Querstiften u und Asbesteinlagen v und ausserdem die Röhre q1 an ihrem
unteren Ende ebenfalls mit Asbesteinlagen v und einer Metallschere w
versehen, welch letztere Ansätze hat, die durch Schlitze der Röhre q1
hindurchdringen. Hierauf werden die Spannstangen d auf die erforderliche Länge eingestellt, um die
Winkellage des Rahmens zu sichern. Schliesslich wird die geschmolzene Legirung in die Formen aa1a2a3 gegossen, so dass nach Erkalten des Metalls dasselbe die Röhren np2q1rt mit einander verbindet. Durch die Asbesteinlagen v und die Scheiben
s ist das Eindringen der geschmolzenen Masse in das Innere der Rohre begrenzt und durch die
Stifte u und Scheibe w wird eine bessere Verbindung der Rohre t, q1 und r mit dem Verbindungsstück
erzielt.
Die Büchsen s1 stellen eine Verbindung zwischen nr und p2q1 her, so dass die beim Eingiessen der Legirung in die Formen in den Röhren q1nrtp2
expandirende Luft durch die Rohrenden p0q0 entweichen kann.
A. G. Brown in Manchester giesst den Rahmen aus einem Stück (Schweizer Patent Nr. 12914), behält aber
den rohrförmigen Querschnitt bei. Dadurch, dass man die Kernformen an den Verbindungsstellen der einzelnen Rahmenrohre
verjüngt,
wird die Rohrwandung an diesen am meisten der Beanspruchung ausgesetzten Stellen verstärkt, wodurch man eine verlässliche
Verbindung der einzelnen Rahmentheile unter sich erhält. Fig. 4 zeigt einen solchen Rahmen.
Textabbildung Bd. 306, S. 55
Fig. 4.Aus einem Stück gegossener Rahmen von Brown.
Unter dem Namen „Colibri“ bauen Nitsche und Kausmann in Brandenburg a. H. ein Fahrrad, das sich
besonders für Militär, Jäger u.s.w. dadurch eignet, dass, wie Fig. 5 zeigt, der Rahmen, und somit
der Sattel so niedrig angeordnet sind, dass der Fahrer, um von seiner Waffe Gebrauch zu machen, das Rad nicht zu
verlassen
braucht, sondern nur die Füsse von den Pedalen nimmt und auf den Boden setzt, das Fahrrad aber zwischen, den Beinen
behält.
Textabbildung Bd. 306, S. 55
Fig. 5.„Colibri“-Fahrrad für Militär, Jäger u.s.w. von Nitsche und Kausmann.
Das Duplex-Fahrrad mit zwei während der Fahrt auswechselbaren Uebersetzungen (D. R. P. Nr. 86554) von Schweers wird von G. Malchim in Berlin gebaut. Die Einrichtung besteht darin, dass sich an
beiden Seiten des Rades ein Kettenantrieb befindet, von denen einer im Antrieb ist, während der andere leer mitläuft.
Durch eine
vom Sitz aus stellbare Kuppelung kann die Aus- und Einschaltung sofort ohne Absteigen bewerkstelligt werden.
Nach dem D. R. P. Nr. 91561 fabricirt J. Lutz in Darmstadt ein Fahrrad mit Zahnradantrieb mittels auf
der Hinterradfelge angeordneter Triebstöcke. Wie Fig. 6 zeigt, ist die Tretkurbel wie gewöhnlich
auf der Achse a angeordnet und trägt statt des Kettenrades ein Stirnrad c, das mit einem zweiten Stirnrad e in Eingriff steht. Dieses Stirnrad e ist auf der Achse d zwischen der Tretkurbelachse und dem Hinterrad angeordnet. Die Achse d
trägt auf ihren beiden Enden die Zahnräder ff, die mit den auf beiden Seiten der Felge angeordneten
Triebstöcken g in Eingriff stehen. Die Triebstöcke bestehen aus einer Anzahl mit Gummi überzogener
Metallbolzen. Durch diesen Gummiüberzug, sowie in Folge des Umstandes, dass die Zahnkränze auf beiden Seiten der
Felge um einen
Zahn gegen einander versetzt sind, wird ein geräuschloses Arbeiten der Verzahnung, sowie ein stetiger Eingriff derselben
erzielt.
Textabbildung Bd. 306, S. 56
Fig. 6.Fahrrad mit Zahnradantrieb von Lutz.
Textabbildung Bd. 306, S. 56
Fig. 7.Fahrrad „Polygonrad“ von Hildebrand.
Das Fahrrad von W. Hildebrand in München (D. R. P. Nr. 91441), „Polygonrad“ genannt, hat an
Stelle der Kette und Kettenräder, wie Fig. 7 zeigt, Stirnräder mit veränderlichem
Uebersetzungsverhältniss in geschlossenen, staubdichten und ölhaltenden Gehäusen, die beiderseitig von der Hinterradachse
so
angeordnet sind, dass die Tretkurbelachse entsprechend weit vor dem Sattel liegt, während dem Rahmen die hinteren
Streben fehlen.
Die Räder rücken einander näher, so dass das Rad 20 bis 25 cm kürzer wird. Die Entfernung zwischen Handgriff und
Sitz ist
jedoch die übliche. Bei etwaiger Verletzung des Reifens kann das Treibrad sammt Getriebe durch Lösen von vier Schrauben
vom Rahmen
abgenommen und demselben wieder angesetzt werden, ohne Aenderung des Getriebes. Diese Antriebsvorrichtung hat gegenüber
den heute
üblichen den Vortheil, dass der Antrieb an beiden Seiten der Hinterradachse gleichmässig erfolgt. Es ist hierdurch
verhindert,
dass sich z.B. die Hinterradgabel nach der Antriebsseite hin verzieht, wie dies heute, insbesondere wenn schwache
D- und O-Rohre
verwendet werden, der Fall ist.
Die Circle Cycle Company in New York baut einen Rahmen, der durch einen geschlossenen Stahlrohrkreis
gebildet ist (Fig. 8). An diesen sind die muffenartigen Verbindungsstücke angeschlossen, welche die
Steuerachse des Vorderrades und die zur Hinterradachse führenden Gabelstreben bezieh. das Tretkurbellager halten.
Es soll diese
Gestellform stabil und mit so geringem Gewicht herzustellen sein, dass eine Tourenmaschine nur 9,5 k wiegt.
Textabbildung Bd. 306, S. 56
Fig. 8.Fahrrad der Circle Cycle Co.
Ch. v. Soolen in Paris verbindet nach seinem D. R. P. Nr. 91437 die Vortheile des Hochrades mit denen
des Niederrades, ohne die Uebelstände beider Radarten aufzunehmen. Dieses wird dadurch erreicht, dass das mittlere
grosse Rad ohne
Kettenübertragung direct angetrieben wird, während das hintere und vordere kleine Rad Steuerräder sind. Durch diese
Anordnung sind
drei Stützpunkte geboten, von denen immer zwei auf einer einem gewöhnlichen Zweirade gleichen oder geringeren Länge
beweglich
sind, wodurch das Fahrrad in einem Kreise, der wenigstens ⅔ kleiner ist als beim gewöhnlichen Zweirad, gesteuert
werden kann.
Brüche der Gabel sind dadurch, dass das Gewicht des Fahrers mehr vertheilt ist, ausgeschlossen, ebenso sind Stürze nicht leicht möglich. In Nachstehendem soll dieses neue Fahrrad
kurz beschrieben werden: Das Treibrad A (Fig. 9) von etwa 80 cm
Durchmesser ruht im Rahmen B. Durch dieses Treibrad geht die Tretkurbelachse hindurch und setzt
ersteres mittels Räderübersetzung, die sich in einer Schmierbüchse b bewegt, in Umdrehung. Die beiden
Steuerräder CC1 haben 40 cm Durchmesser und wird das vordere wie
gewöhnlich direct mittels der Lenkstange bewegt, während das hintere mittels Kette d, welche im
oberen Rahmenrohr läuft, mit der Steuergabel in Verbindung steht. Am Gabelkopf sind Schraubenfedern E
befestigt, die mit ihrem anderen Ende an Hebeln e sitzen. Diese Federn haben eine Tragfähigkeit von
50 k und heben, sobald das Fahrrad in Ruhe ist, durch Zug an den Hebeln e den Rahmen B, so dass das Rad A den Boden nicht mehr berührt.
Auf ein Fahrradgestell mit aus einem Stück hergestelltem Rahmen- und Sattelstützrohr, sowie einem unten geschweiften Rohr
haben die
Cyclop-Fahrradwerke von Alfred Stern-Ellreich in Mannheim D. R. G. M. Nr. 77363 erhalten. Fig. 10 zeigt diese Anordnung bei einem Damenrad.
Textabbildung Bd. 306, S. 57
Fig. 9.Vereinigung von Hoch- und Niederrad von Soolen.
Einen Holzrahmen (D. R. P. Nr. 91920) stellen Gebr. Forcke in Hannover dadurch her, dass sie zwei
Holzstücke h (Fig. 11), die
an einem Ende aufgespalten sind, zu Theilen a und b formen (Fig. 12) und vorn durch ein Zwischenstück und an den
Gabelenden durch Stahlwinkel c verbinden. An diesem Rahmen bezieh. dessen Zwischenstück wird der
Steuerkopf befestigt. Die Sattelstütze s ist wie gewöhnlich im Sattelstützrohr f verstellbar befestigt und das Tretkurbellager sitzt am Rahmentheil b.
Textabbildung Bd. 306, S. 57
Fig. 10.Fahrrad von Stern-Ellreich.
Fig. 13 zeigt einen auf denselben Principien beruhenden
Damenradrahmen desselben Erfinders.
Scientific American beschreibt eine Holzrahmen Verbindung (Amerikanisches Patent Nr. 582948) von
A. Pinover in New York City (Fig. 14). Bei derselben sind die den
Rahmen bildenden Holzstangen durch Metallrohre derartig verbunden, dass, wie Fig. 14 zeigt, die
Holzstange a in die mit der Steuerhülse c fest verbundene Metallhülse
b, die in ihrem Inneren einen Klemmring d besitzt, eingreift. Zum
Zweck des Festhaltens ist die Holzstange a mit Längsschlitzen e, einer
konischen Bohrung f und einer ringförmigen Einfräsung g versehen. Die
Verbindung wird dadurch hergestellt, dass mittels Schraube h die geschlitzte Holzstange a aus einander gepresst wird, wodurch die Ausfräsung g in den Klemmring
d kommt und so eine sichere Verbindung der Rahmentheile hergestellt ist.
Textabbildung Bd. 306, S. 57
Herstellung von Holzrahmen von Forcke.
Textabbildung Bd. 306, S. 57
Fig. 14.Holzrahmenverbindung von Pinover.
Zum Zweck, die Stösse, bevor sie die Lenkstange und den Sattel erreichen, abzufangen, ordnet E.
Sielaff in Ohra bei Danzig an der Vorder- und Hinterradgabel Quetschfedern an (D. R. G. M. Nr. 69689). Der Rahmen
besteht, wie gewöhnlich, aus den Rohren abcd (Fig. 15), die fest mit einander verbunden sind. Die Verbindungsmuffe
D der Rohre bd läuft nach hinten in eine Zunge m aus (Fig. 15 und 17), mit der die Quetschfeder o verschraubt ist, deren unterer Theil die Oese q trägt, an der die Hinterradgabelstützen
E mittels Bolzen s, Rollen u durch Muttern t verbunden sind.
Der Bolzen s muss so eingepasst sein, dass er sich mit den Fingern drehen lässt. Die Verbindung der
unteren mit der oberen Federlage wird durch die Schraube r hergestellt, die gleichzeitig beide
Federlagen dadurch an einander führt, dass die obere einen entsprechenden Schlitz aufweist.
Die beiden Hinterradgabelstützen E sind oben je mit einer Oese v, unten
aber mit einer Doppelöse w versehen (Fig. 18), wovon erstere an der Quetschfeder, letztere mittels des
Bolzens x am hinteren Theil der Gabel F drehbar befestigt wird. Diese
Gabel F läuft vorn in Kapseln y aus (Fig. 19), in welchen Lagerringe z
befestigt sind; mit diesen werden sie über die Ringe z1 gestreift,
welche als Zapfen auf den Verbindungskopf der Rohre c und d aufgesetzt
sind. Durch Bolzen y1 sammt Mutter x1 werden diese Theile beweglich unter einander verbunden. An der Unterkante der Gabel F befinden sich die Doppelösen w1 zur
Befestigung des Tretkurbellagers, das, um einen leichteren Gang der Maschine zu erzielen, mehr nach hinten verlegt
ist.
Textabbildung Bd. 306, S. 58
Federnder Rahmen von Sielaff.
Zur Federung der Vorderradgabel B (Fig. 15 und 16) sind die Quetschfedern am
Gabelkopf f befestigt und bilden die eigentliche Vorderradgabel. Sie sind paarweise in ihrem oberen
Theile durch eine Mutter und Schraubenbolzen verbunden, im unteren dagegen in einem Arm der Klaue h
befestigt, welche die Vorderradachse von oben umfasst und durch mit Vorsprüngen in Nuthen eingreifende Schliessscheiben
i an dieser Achse festgehalten wird. Die Stellvorrichtungen k, welche
die einzelnen Paare der Quetschfedern umgreifen und verschiebbar sind, ermöglichen es, ihre Federwirkung dem Druck
einer
leichteren oder schwereren Person anzupassen.
Den Luftpufferrahmen Hygieia (D. R. P. Nr. 90233) von C. L. Travis in Minneapolis, Nordamerika, bringt
Janssen und Co. in Chemnitz in den Handel. Dieser Apparat kann an der Vorder- und Hinterradgabel
eines jeden Fahrrades angebracht werden; er verfolgt den Zweck, sämmtliche beim Fahren dem Rade zugefügten Stösse
und
Erschütterungen derart aufzufangen und auszugleichen, dass das Fahren mit einem so ausgerüsteten Rade auch bei unebener
Strasse, schlechtem Pflaster u.s.w. mit unverminderter Schnelligkeit erfolgen kann.
Textabbildung Bd. 306, S. 58
Fig. 20.Luftpufferrahmen Hygieia von Travis.
Wie Fig. 20 zeigt, besteht der Luftpuffer aus einer teleskopartig verschiebbaren Hülse acc1, worin eine stählerne Spirale d
sitzt, die den Zweck hat, das Gewicht des Fahrers aufzufangen. Zur Aufnahme des oberen Federendes ist der Kopf b mit einer centralen Bohrung versehen, während das untere Ende von einem Federgehäuse e umgeben ist, dessen unterer Rand in das Rohr c hineinpasst. Diese
Rohre ac und c1 passen so genau auf
einander, dass sie bei Anwendung eines dickflüssigen Schmiermaterials luftdicht auf einander greifen und so die
Luft in die drei
Luftkammern aufsaugen und comprimiren, wodurch die Elasticität 300 bis 500 Proc. höher als die des pneumatischen
Reifens ist.
Textabbildung Bd. 306, S. 58
Fig. 21.Elastische Nabe von Reif.
Erfolgt während des Fahrens ein Stoss, so möchte die Feder naturgemäss den Fahrer in die Höhe schnellen, die Luftkammern hemmen
jedoch in dem gleichen Augenblick durch ihre saugende Thätigkeit dieses Bestreben, und ehe der Rückschlag eintritt,
mildert die
nun zusammengepresste Luft dessen Heftigkeit. Da nun die Hinterradgabeln durch Scharniere mit dem festen Rahmen
verbunden sind, so
spürt der Fahrer, wenn er ausserdem auf einem Sattel ohne Federung sitzt, nicht das geringste von einer Erschütterung.
N. Reif in Hannover sucht die Stösse dadurch abzuschwächen, dass er nach D. R. P. Nr. 91444 die Nabe der Räder als Kapsel a (Fig. 21) ausbildet. Diese Kapsel nimmt einen mit Flüssigkeit gefüllten Schlauch b auf, in dem sich ein röhrenförmiger Ansatz c befindet, der das Innere
von b mit dem Cylinder d verbindet, in welchem sich luftdicht ein durch
Feder f niedergedrückter Kolben e bewegt. Der Schlauch b umhüllt nun die die Achse h aufnehmende, mit Scheiben m versehene Lagerbüchse i, um die eine Anzahl federnder Ringe ll1 gelegt sind. Diese Ringe sind dazu angeordnet, um bei Belastung
der unteren Schlauchpartie ein Lockerwerden der Lagerbüchse und zugleich ein Ausweiten der oberen Schlauchpartien
zu
vermeiden.
Wird nun durch Belastung der Gabel n bezieh. durch von der Felge kommende Erschütterungen der Schlauch
b bei a gedrückt, so wird eine entsprechende Flüssigkeitsmenge
verdrängt, welche, in den Cylinder d tretend, den Kolben e verschiebt,
die Feder f und die im Cylinder befindliche Luft comprimirt, die, sich ausdehnend, beim Wechseln der
Erschütterungen die Flüssigkeit wieder nach b zu drängen sucht, wodurch die die Erschütterungen
erzeugenden Kräfte absorbirt und vom Rahmen abgehalten werden.
b) Fahrräder mit Kraftbetrieb.
Textabbildung Bd. 306, S. 59
Fig. 22.Motorfahrrad von Capitaine.
Auf ein Motorfahrrad mit directer Uebertragung des Explosionsdruckes mittels Sperrgetriebes und verstellbaren Hebels auf das
Hinterrad wurde E. Capitaine in Leipzig-Plagwitz das D. R. P. Nr. 91435 ertheilt. Wie Fig. 22 zeigt, ist in dem Hebel a des Motors A eine Stange gelagert, die andererseits an dem Hebel c befestigt ist. An diesem ist eine
Sperrklinke d angebracht, die in das Sperrad e eingreift, und da die
Stange b eine hin und her gehende Bewegung ausführt, so wird das lose auf der Achse sitzende Sperrad
in der Pfeilrichtung fortgetrieben und durch den Hebelarm g und Feder h
in feste Verbindung gebracht. Die nach dem Auftreten einer Explosion im Inneren des Motors stattfindende Beschleunigung
des
Schwungrades hat eine Dehnung der Feder h zur Folge, wodurch der grössere Theil der Explosionsarbeit
direct auf das Laufrad B übertragen wird.
Die Stange b ist mit dem Hebel z durch ein Gelenkstück x verbunden und lässt sich in dem Schlitz s des Hebels a auf und ab bewegen. Während die Feder h einen Theil ihrer Dehnbarkeit
für die Beschleunigung des Schwungrades und zum Ausgleich der Ungleichmässigkeit der Schubbewegung gegenüber der
Bewegung des
Fahrrades hergeben muss, erfordert andererseits die Vermehrung der Fahrgeschwindigkeit durch Vergrösserung des Hubes
des Gestänges
auch einen Theil der Dehnbarkeit so lange, bis das Fahrzeug die dem vergrösserten Hub entsprechende Fahrgeschwindigkeit
angenommen
hat.
Textabbildung Bd. 306, S. 59
Fig. 23.Motorzweirad von Lawson.
Bei dem Motorzweirad (Englisches Patent Nr. 24791) von H. J. Lawson in London ist der Motor im unteren
Theil des Rahmens so angeordnet, dass er seine Kraft mittels der Motorwelle durch Winkelgetriebe auf das Hinterrad
überträgt. Wie
Fig. 23 zeigt, ist zu diesem Zweck die Motorwelle D1 gezahnt und steht mit dem Zahnrad G in Verbindung. Dieses Zahnrad
G sitzt auf der Welle G1, welche an
ihrem anderen Ende ein Winkelrad G2 trägt, das in ein zweites G3, das auf der Hinterradachse sitzt, eingreift. Zur Unterstützung
des Motorantriebes ist noch, wie beim gewöhnlichen Fahrrad, ein Fussantrieb vorgesehen.
(Schluss folgt.)