Titel: | Kugelmühlen mit wagerechter Mahltrommel. |
Fundstelle: | Band 306, Jahrgang 1897, S. 83 |
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Kugelmühlen mit wagerechter Mahltrommel.
Von Dr. L. Sell in Charlottenburg.
(Fortsetzung des Berichtes S. 59 d. Bd.)
Mit Abbildungen.
Kugelmühlen mit wagerechter Mahltrommel.
Mit einfacheren Mitteln wird eine Erhöhung der Sichtwirkung von S. H. Cohn in Berlin (D. R. P. Nr. 88635
vom 28. April 1895, in Geltung), Fig. 13, erstrebt und wohl auch erreicht.
Textabbildung Bd. 306, S. 83
Fig. 13.Kugelmühle von Cohn.
Wenn Sichtgut über eine Siebfläche stetig hinweggleitet, ist der Sichteffect geringer, als wenn man dasselbe gegen die Siebfläche
schüttet. Man könnte daher eine Erhöhung der Sichtwirkung erzielen, wenn es gelänge, an die Stelle eines gleichförmigen
Gleitens über
die Siebfläche ein, nötigenfalls wiederholtes, Aufschütten zu setzen.
Dieser Zweck wird von Cohn dadurch erreicht, dass er dem Ringraum zwischen dem Siebmantel und der
Mahltrommel die Gestalt von mehreren an einander gereihten trichterförmigen Räumen gibt, deren jeder an seinem breiten
Ende durch das
schmale Ende des darüber gelegenen Trichterraumes beschüttet wird. Zur Bildung dieser Trichterräume wird der Siebmantel
aus winklig an
einander gereihten, ebenen Siebrahmen a
mit Zwischenstücken c zusammengesetzt, während die Aussenfläche der Mahltrommel die Gestalt eines
Vielecks erhält, dessen Seitenzahl mit der Zahl der Siebrahmen übereinstimmt.
Um die Beschüttung der Siebrahmen durch das Sichtgut beim Uebergang desselben aus einem Trichterraum in den nächsten für den
Sichtprocess besonders wirksam zu gestalten, wird die Mahltrommel an ihren Kanten mit Winkelleisten f
ausgerüstet, welche das Sichtgut annähernd senkrecht gegen die Siebfläche leiten.
Die Schaufeln g dienen zur Rückführung der Siebgröbe in die Mahltrommel; der federnde Klöppel h bewirkt durch periodisches Anschlagen an die Siebrahmen die Reinigung der Siebmaschen.
Die Cohn'sche Treppensiebanordnung ist von dem Fried. Krupp-Grusonwerk in
Magdeburg-Buckau angewandt worden, welches derselben nachrühmt, dass sie ein Zusetzen der Siebe wirksam verhindert.
Demgemäss
empfiehlt das Werk die Anwendung von Kugelmühlen mit Treppensieben insbesondere zum Vermählen von Erdfarben, bei
denen es sich um die
Herstellung eines unfühlbaren Erzeugnisses handelt, das die Anwendung ganz besonders feiner und der Gefahr des Zusetzens
ausgesetzter
Siebe nothwendig macht.
Eine Vervollkommnung des Sichtprocesses kann auch noch in einer anderen Beziehung erstrebt werden. Wie man auch die Sichteinrichtungen
gestalten mag, so wird doch immer feineres und weniger feines Gut durch die Maschen der Siebe hindurchfallen. Es
kann nun unter
Umständen erwünscht sein, die verschiedenen Korngrössen des gewonnenen Mehles zu scheiden. Dieses Bedürfniss liegt
insbesondere dann
vor, wenn – wie es bei Kugelfallmühlen, die nicht nur durch Reibung, sondern auch durch Schlagkraft zerkleinern,
vielfach geschieht –
eine Kugelmühle bestimmter Construction wesentlich nicht zur Lieferung fertigen Mehles, sondern zum Vorschroten ausersehen
ist.
In diesem Falle wird man zweckmässig das beim Schroten nebenher gewonnene feine Mehl direct absieben und dasselbe nicht erst
mit dem
Schrot der für die Feinmahlung bestimmten Mühle aufgeben.
Dieses Verfahren wird insbesondere von Hermann Löhnert in Bromberg, dem bekannten Verfertiger von Jenisch's Kugelfallmühlen und von Davidsen's Rohrmühlen zum Feinmahlen, die
später zu besprechen sein werden, empfohlen. Die Firma hat neuerdings, wie ich privaten Mittheilungen derselben entnehme,
eine
Einrichtung an ihren Kugelfallmühlen getroffen, durch welche es möglich wird, das beim Schroten nebenher gewonnene
feine Mehl getrennt
von den Griesen aufzufangen. Die angewandten Mittel sind den bei der Klassirung von Aufbereitungsgut zu ähnlichen
Zwecken üblichen
völlig entsprechend. Um den sonst einzigen Siebmantel wird ein zweiter Siebmantel angeordnet, dessen Siebe so fein
sind, dass sie nur
feines Mehl hindurchtreten lassen. Dieser zweite Siebmantel ist kegelförmig und leitet die Griese nach einer Seite
der Maschine,
während das feine Mehl durch denselben hindurch in der Mitte herausfällt.
Man erspart auf diese Weise die bisher vielfach üblichen Zwischensieb Vorrichtungen, wodurch die ganze Anlage vereinfacht
und Kraft
erspart wird.
Im Hinblick auf diese Bestrebungen, den Sichtprocess des aus der Mahltrommel austretenden Gutes gründlicher zu gestalten, muss
darauf hingewiesen werden, dass damit, wenn es sich nicht gerade, wie im letzten Fall, um eine durch bestimmte Rücksichten
gebotene
Sortirung nach Korngrössen handelt, nicht immer dem praktischen Bedürfniss gedient ist.
Die schon oben erwähnte Folge einer nicht sehr gründlichen Sichtung besteht darin, dass ein gewisser Bruchtheil des
Zerkleinerungsgutes, obwohl er eine hinreichend geringe Korngrosse besitzt, um durch das Sieb hindurchzufallen, wieder
in die
Mahltrommel zurückgeführt wird, um weiter zerkleinert zu werden.
Es ist klar, dass in allen Fällen, in denen ein Endproduct von möglichst gleichmässiger Korngrosse erstrebt wird, dafür gesorgt
werden
muss, dass das Mahlgut, sobald es die erforderliche Feinheit erlangt hat, auch wirklich abgeführt wird. Eine gleichmässige
Korngrosse
ist jedoch keineswegs überall ein erstrebenswertes Ziel. In der Cementmüllerei zumal, die, bei ihren gewaltigen Productionsziffern,
vielleicht das beträchtlichste Anwendungsgebiet der Kugelmühlen darstellt, kommt es nicht sowohl auf ein möglichst
gleichmässiges
Product an, als vielmehr auf ein Product von möglichst hohem Gehalt an ganz feinem Mehl. Zur Erzielung
eines solchen Mahlproductes erscheint eine Siebanordnung, die theoretisch den Mangel besitzt, dass sie
die Sichtung des aufgegebenen Gutes nicht völlig durchführt, praktisch den Vorzug zu verdienen. Und zu
diesem einen Vorzug gesellt sich ein weiterer hinzu.
Je feiner die zur Anwendung kommenden Siebe sind, um so grösser ist der Verschleiss derselben und um so grösser ist auch die
Gefahr des
Zusetzens der Siebmaschen. Je gröber also die Siebe sein können zur Erzielung eines bestimmten Mahlproductes, um
so besser ist es. Und
sie können um so gröber sein, je rascher das Sichtgut darüber hinweggeführt wird, je weniger demselben Zeit gelassen
wird, alles Gut,
dessen Feinheit hinreichend ist, um den Durchtritt durch die Siebmaschen zu gestatten, wirklich durchfallen zu lassen.
Es wurde oben
als eine von einem rationellen Zerkleinerungsapparat zu erfüllende Bedingung aufgestellt, dass das Mahlgut, sobald
es den
hinreichenden Feinheitsgrad erlangt hat, alsobald aus der Mühle entfernt werden müsste, da anderenfalls ein Kraftverlust
eintrete.
Diese Bedingung wird durch die vorstehenden Erwägungen nicht berührt. Nur ist zu beachten, dass die Maschenweite
der zur Anwendung
kommenden Siebe nicht zugleich als Maass für den „erforderlichen Feinheitsgrad“ angesehen werden darf.
Wenn nun auch aus dem Vorhergehenden ersichtlich ist, dass die Siebe nicht so fein zu sein brauchen, als der verlangten Kornfeinheit
des Mahlproductes entsprechen würde, so müssen sie doch, bei erheblichen Anforderungen an die Feinheit des Productes,
immerhin recht
fein sein. So wendet man z.B. bei den Löhnert'schen Kugelfallmühlen nach Jenisch's Patent (D. R. P. Nr. 38036), Fig. 6, zur Mahlung von Cementklinkern zu einer
Feinheit von 0 bis 1 Proc. auf dem 900-Maschensiebe und 25 bis 27 Proc. auf dem 5000-Maschensiebe Siebe von 750 oder
wohl auch 900
Maschen auf 1 qc an. Dabei besitzen die Löcher in den Auflaufplatten der Mühle 10 mm Durchmesser.
Würde man das durch die 10 mm weiten Löcher der Auflaufflächen oder allgemein durch die Oeffnungen der Mahltrommel, die ja
in jedem
Falle verhältnissmässig gross sein müssen, austretende Gut direct auf
die Feinsiebe fallen lassen, so wären die letzteren, obwohl man sie aus Messing oder Stahldrahtgewebe herstellt,
ganz ausserordentlich
gefährdet. Aus diesem Grunde haben sich die Gebrüder Sachsenberg schon sehr früh die Anwendung von
Schutzsieben bei ihren Kugelmühlen angelegen sein lassen (vgl. Notizblatt des Ziegel- und Cementvereins,
1877 S. 50). Bei der Sachsenberg'schen Mühle besteht dieses Schutzsieb aus einer konischen Siebtrommel,
welche zwischen Mahltrommel und Feinsiebtrommel angeordnet ist. Die Anwendung von Schutzsieben ist denn auch bei
den übrigen
Constructionen wohl allgemein üblich geworden.
Bei denjenigen Mühlen, bei welchen der Siebmantel in einzelne Abschnitte getheilt ist, ist auch ein Zerfallen des Schutzmantels
in
einzelne Segmente ohne weiteres gegeben. Diese Schutzsiebsegmente müssen zwischen der Mahltrommel und den Feinsiebsegmenten
angeordnet
sein, um so dem aus der Mahltrommel austretenden Gut den directen Weg zu den Feinsieben zu versperren. Aber andererseits
darf die
directe Verbindung zwischen Mahltrommel und Feinsieb nicht vollständig aufgehoben sein, damit die auf dem Feinsieb
zurückbleibende
Siebgröbe in die Mahltrommel zurückgelangen kann, ohne gezwungen zu sein, den unsicheren Weg durch das Schutzsieb
hindurch zu
nehmen.
Um beiden Forderungen gleichzeitig zu genügen, sind die Schutzsiebe bei der bereits erwähnten Hentschel'schen Mühle nach D. R. P. Nr. 62757 (Fig. 7 und
8) drehbar angeordnet. Dadurch wird erreicht, dass sich
dieselben gegen die äussere geschlossene Trommelwand legen, wenn sie sich in ihrer unteren Lage befinden, dagegen
in ihrer oberen Lage
selbsthätig aufklappen. Dem aus der Mahltrommel herausfallenden Gut ist also der directe Weg zu den Feinsieben durch
die Schutzsiebe
versperrt, während die Siebgröbe bei der Weiterbewegung der Trommel ungehindert durch die Spalten zwischen den geöffneten
Schutzsieben
und dem Mantel in den Mahlraum zurückströmen kann.
Allzu schwer dürfte der Mangel, der durch die drehbaren Schutzsiebe beseitigt werden soll, nicht wiegen. Jedenfalls kann man
denselben
ziemlich sicher auch dadurch beseitigen, dass man bei unbeweglichen Schutzsieben die Mahltrommel über der Rückführungsspalte
für die
Siebgröbe nicht mit Durchbrechungen versieht, so dass auch kein Material durch jene Spalte hindurch auf das Feinsieb
fallen kann. Auch
die Rücksicht auf die Schaffung eines hinreichend langen Sichtweges wird es unter Umständen gerathen erscheinen lassen,
den der
Rückführspalte in den Schutzsieben zunächst gelegenen Theil der Mahlsegmente undurchbrochen herzustellen. Das ist
z.B. der Fall bei
einer Einrichtung von C. T. Speyerer und Co. in Berlin (D. R. P. Nr. 75041), Fig. 14, die im Uebrigen allerdings eine Vervollkommnung der Siebeinrichtung in anderer Beziehung zum Gegenstande hat.
Ueberall, wo man es mit der Sichtung von Mahlgut durch Siebe, insbesondere feine Siebe, zu thun hat, besteht die Gefahr, dass
sich die
Siebe zusetzen. Das ist namentlich der Fall, wenn das Mahlgut nicht ganz trocken ist. Um diesem Uebelstand zu begegnen,
pflegt man in
der Getreidemüllerei die verschiedensten Mittel anzuwenden. Man fügt entweder zum Sichtgut sogen. Putzgut hinzu,
das sind grössere
Körper, wie Erbsen, Linsen o. dgl., welche die Siebmaschen frei halten und nachträglich aus dem Mehl wieder entfernt werden
müssen, oder man bürstet die Siebe oder man ertheilt denselben periodisch Erschütterungen.
Die Gefahr des Zusetzens der Siebe ist natürlich bei den im Wesentlichen der Zerkleinerung harter Materialien dienenden Kugelmühlen
ebensowohl vorhanden wie bei den Siebvorrichtungen zum Sichten von gemahlenem Getreide. Doch wird der Uebelstand
nicht in dem Maasse
fühlbar, da die Siebe sich jedesmal, wenn sie sich oberhalb der Mahltrommel befinden, selbst reinigen und die Mahlguttheilchen,
welche
sich etwa in den Maschen festgesetzt haben, grossentheils herausfallen lassen. Immerhin ist er vorhanden. Zur Beseitigung
desselben
könnten rein theoretisch dieselben Mittel Anwendung finden, wie in der Getreidemüllerei. Indessen sieht man in der
Regel davon ab,
Kugelmühlen mit besonderen Siebreinigungsvorrichtungen auszurüsten, wohl weil das Bedürfniss aus dem angegebenen
Grunde nicht
besonders dringend ist. Nur bei der soeben erwähnten Speyerer'schen Mühle (Fig.
14) und der früher erwähnten Cohn'schen Siebanordnung (Fig. 13)
ist eine entsprechende Einrichtung getroffen, die darin besteht, dass die Feinsiebe als Rüttelsiebe ausgebildet sind.
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Fig. 14.Kugelmühle von Speyerer.
Bei der Speyerer'schen Mühle sind die einzelnen Siebsegmente mit Leder o. dgl. an den zugehörigen
Trageleisten staubdicht befestigt, doch so, dass sie die Möglichkeit haben, sich um ihre eine Kante a ein
wenig zu drehen. Um nun eine periodische Rüttelung der Siebe zu bewirken, sind ausserhalb der Mühle feste, wellenförmige
Anschläge e vorgesehen, gegen welche Anschlagleisten b der Siebrahmen, welche durch
Federn nach aussen gedrückt werden, bei der Drehung der Mühle anschlagen. Bei jedesmaligem Anschlagen der Leisten
b an die festen Anschläge e vollführt das zugehörige Siebsegment eine
Rüttelbewegung, welche eine Reinigung der Siebmaschen bewirkt.
Kugelmühlen ohne Siebe. Die Siebe, mit deren Hilfe bei allen bisher beschriebenen Kugelmühlen die
Absonderung des hinreichend feinen Mehles von dem gröberen Gut bewirkt wurde, sind eine nicht sehr angenehme Beigabe
der Kugelmühlen,
und zwar um so weniger angenehm, je höhere Anforderungen an die Feinheit des Mahlproducts gestellt werden. Es musste daher nahe liegen, zu versuchen, ohne Siebe auszukommen. Zur Erreichung
dieses Zweckes sind zwei verschiedene Wege eingeschlagen worden Man hat einerseits dem Mahlgut einen so langen bezieh.
langsam
zurückzulegenden Weg durch die Mahltrommel angewiesen, dass alles zur Austrittsstelle gelangende Gut hinreichend
fein zerkleinert
wird, um keiner weiteren Sichtung mehr zu bedürfen, und man hat andererseits eine Trennung der feinen Mehltheilchen
von dem gröberen
Mahlgut mit Hilfe von Luftströmen zu erreichen gesucht.
Es ist klar, dass man im ersteren Falle den den bisherigen Formen der Kugelmühlen nachgerühmten Vorzug einer sofortigen Abführung
des
hinreichend zerkleinerten Gutes aufgibt. Dabei ist allerdings zu beachten, dass man diesen Vortheil aufgibt zu dem
Zweck, einen
anderen Vortheil – den Fortfall der Siebe und überhaupt aller Sichtvorrichtungen – zu erlangen. Es ist klar, dass
dieser Weg
insbesondere dann in Frage kommen wird, wenn, wie namentlich bei der Cementmüllerei, ein erheblicher Gehalt an sehr feinem Mehl erwünscht ist. Wo ein möglichst gleichmässiges Korn erstrebt wird, werden dagegen in der Regel
zweckmässiger andere Mittel zur Anwendung kommen.
Die Windsichtung ist frei von dem Nachtheil, dass das Mahlgut länger als nöthig in der Mühle verbleibt und unnöthigen Kraftaufwand
verursacht; aber sie besitzt einen anderen Uebelstand, nämlich den, dass das durch den Windstrom fortgeführte Mehl
in Staubkammern
oder mit Hilfe von Staubsammlern gesammelt werden muss.
Es ist das jedoch eine Schwierigkeit, die ich nicht als einen wirklichen Hinderungsgrund für die Anwendung des Verfahrens
ansehen
möchte. Windsichtung in Verbindung mit Staubabscheidung in Staubkammern wird freilich bei dem erheblichen Raumbedürfniss
der
Staubkammern schwerlich als ein Fortschritt gegenüber der Sichtung mit Hilfe von Sieben gelten können. Dasselbe möchte
hinsichtlich
der Staubsammler mit Filtertüchern zutreffen. Dagegen scheinen die durch Fliehkraft wirkenden Staubsammler, welche
den Staub aus der
staubhaltigen Luft ausschleudern, indem sie letztere in rasche Drehbewegung versetzen, wohl befähigt, dem in Rede
stehenden Zweck zu
dienen. Dabei wird es sich vermuthlich empfehlen, die Einrichtung so zu treffen, dass der Sichtprocess mit in sich
zurückkehrendem
Luftstrom durchgeführt wird, um alle Verstaubung nach Möglichkeit auszuschliessen.
Den Uebergang zur Erörterung derjenigen Kugelmühlen, welche ohne jedwede Sichtvorrichtung arbeiten, mag eine Beschreibung
der
Cylinderkugelmühle von M. Neuerburg in Köln (D. R. P. Nr. 84325), Fig. 15,
bilden, welche zwar mit einer Siebabtheilung versehen, aber doch zu gleicher Zeit so eingerichtet ist, dass das Mahlgut
einen weiten
Weg zurücklegen muss, bevor es zu den Sieben gelangt.
Der Mahlcylinder ist mit Rollkränzen 6 umgeben und rollt mit diesen auf Rollen 9, die ihrerseits durch eine Riemenscheibe 1 angetrieben werden. Die seitliche Führung des
Cylinders erfolgt durch weitere in einem Eisengerüst gelagerte Rollen. Durch den Mahlcylinder ist ein Schneckentrog
central
hindurchgeführt, in welchem eine Schnecke mit Rechts- und Linksgewinde arbeitet. Der eine Schneckentheil befördert
das Rohmaterial aus
dem Einlauftrichter in die Mühle, der andere die Siebgröbe vom Ende des Cylinders wieder nach dem Anfang bezieh. der Mitte
desselben zurück.
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Fig. 15.Cylinderkugelmühle von Neuerburg.
Das Mahlgut erfährt auf seinem Wege durch den Siebcylinder eine fortschreitende Zerkleinerung und tritt am Ende des Cylinders
durch
eine die Stirnseite desselben abschliessende Siebplatte in die etwas konische Siebtrommel. Hier erfährt es eine Sichtung
in der
bekannten Weise. Das feine Mehl wird durch ein Rohr 3 eventuell direct in Säcke abgeführt, während die
Siebgröbe durch Rückleitungen 4 und 5 in den centralen Schneckentrog
befördert wird.
Es ist nicht ersichtlich, aus welchem Grunde ein sicher nicht unerheblicher Theil des Mahlgutes gezwungen werden soll, einen
unnöthig
langen, Kraft absorbirenden Weg durch den Mahlcylinder zurückzulegen, wenn dadurch nicht in anderer Hinsicht ein
Vortheil erzielt
wird. Man wird diese Anordnung daher schwerlich für besonders glücklich gewählt halten können.
Soll durch Verlängerung des Weges, der von den einzelnen Mahlguttheilchen zurückzulegen ist, die Anwendung besonderer Siebvorrichtungen
entbehrlich gemacht werden, so kann man entweder die Mahltrommel im Inneren glattwandig machen und lediglich durch
die Länge derselben
den erstrebten Zweck zu erreichen suchen, oder man kann durch Einführung von Hindernissen, insbesondere Zwischenwänden,
einen allzu
schnellen Durchgang des Mahlgutes durch die Mahltrommel verhindern.
Textabbildung Bd. 306, S. 86
Fig. 16.Rohrmühle von Hanctin.
Die Mühlen der ersten Art könnte man mit dem für die gebräuchlichste unter ihnen allgemein eingeführten Namen „Rohrmühlen“
belegen, während die Mühlen der zweiten Art als „Kammermühlen“ zu bezeichnen wären.
Die Rohrmühlen. Als Urbild der Rohrmühlen kann man die längst überholte und in Vergessenheit gerathene
Mühle von Hanctin in Paris bezeichnen (D. R. P. Nr. 757, erloschen), Fig.
16. Bei dieser Mühle rotirt in einer geschlossenen äusseren festen Trommel e eine dazu
concentrische, mit zahlreichen Oeffnungen zur Aufnahme der Mahlkugeln
k versehene innere Trommel m. Die Oeffnungen der letzteren erweitern
sich konisch nach aussen und haben einen solchen Durchmesser bezieh. bei länglicher Gestalt einen solchen kleinsten
Durchmesser, dass
die Kugeln nicht in das Innere der rotirenden Trommel hineinfallen können. Das Mahlgut wird an dem einen Ende des
Cylinders durch
einen Trichter l eingeführt, nach einer Vorzerkleinerung durch auf der rotirenden Achse sitzende gezahnte
Scheiben r in den Ringraum zwischen der festen und der rotirenden Trommel vorgeschoben und hier von den
Kugeln bei allmählicher Fortbewegung unter dem Einfluss des nachdrängenden Gutes zerkleinert. Das zerkleinerte Gut
fällt, am Ende des
Mahlcylinders angelangt, durch eine Oeffnung n heraus. Die Fortbewegung des Mahlgutes wird bei dieser
Anordnung wenig regelmässig erfolgen, selbst wenn man der Mahltrommel, wie es auch bereits von Hanctin
vorgeschlagen worden ist, konische Gestalt gibt; die Kugeln werden keine besonders wirksame Arbeit thun, und mannigfache
Kraftverluste
durch Reibung werden auftreten, so dass es nicht zu verwundern ist, wenn es dieser Mühle nicht gelungen ist, sich
einzuführen.
Mit viel einfacheren Mitteln erreichen Konow und Davidsen in Paris unvergleichlich bessere Resultate. Ihr
Apparat, die „Rohrmühle“ im eigentlichen Sinne des Wortes (D. R. P. Nr. 62871; englisches Patent Nr. 21708/1893 und
amerikanisches Patent Nr. 548115), besteht aus einem etwa 5 m langen, 1300 mm weiten, in einem Stück geschmiedeten
Rohr, in welches
durch den vorderen hohlen Zapfen das Mahlgut durch eine Schnecke eingeführt wird. Das Innere des Rohres ist durch
Panzerung mit
Eisenplatten oder Hartporzellan gegen Abnutzung geschützt. Die Mahlkörper bestehen aus Flintsteinen verschiedener
Grösse, bis zur
Eigrösse herab. Unter dem Druck des frisch zugeführten Materials schiebt sich das Mahlgut durch die Mahlsteine hindurch,
unterstützt
durch die ihm von der rotirenden Trommel ertheilte Bewegung. Am Auslaufende befinden sich in dem Rohr Schlitze, durch
welche das Mehl
ungehindert austreten kann. Die Geschwindigkeit, mit der sich das Mahlgut durch den Cylinder hindurchbewegt, hängt
ab von der Menge
des in die Mühle eingeführten Materials. Die Umdrehungsgeschwindigkeit der Trommel beträgt 28 Touren in der Minute.
Wie alle ähnlichen Apparate, eignet sich diese Rohrmühle vorzugsweise zur Feinmahlung von Griesen; sie setzt also eine nach
anderen
Methoden zu bewirkende, ziemlich weit gehende Vorzerkleinerung voraus. Es ist demnach keine Universalzerkleinerungsmaschine,
die es ja
freilich überhaupt nicht gibt, aber es ist ein Apparat, dem, sofern er an der richtigen Stelle angewandt wird, ganz
vortreffliche
Zeugnisse ausgestellt werden. So äusserte sich Director Meyer-Malstatt vom Portland-Cementwerk
Malstatt-Burbach von C. H. Böcking und Dietzsch auf der Generalversammlung des Vereins deutscher
Portland-Cementfabrikanten im J. 1896: „Wir haben ganz überraschend günstige Resultate bei uns erzielt (nämlich durch
Einführung der Rohrmühle). Wir haben Oberläufermahlgänge in der Cementmühle und haben durch Einführung der Rohrmühle
eine
Mehrleistung von 50 Proc. bekommen, daneben eine Kraftersparung, die bemessen ist durch das weniger verdampfte Wasser,
von 12
Proc. gegen früher. Ich bemerke aber, dass sie sich nur eignet zum Vermählen von Gries . . .“ (vgl. Mittheilungen, S. 125).
(Schluss folgt.)