Titel: | Die calorimetrische Bombe und Neuerungen an derselben. |
Fundstelle: | Band 306, Jahrgang 1897, S. 139 |
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Die calorimetrische Bombe und Neuerungen an derselben.
Von Dr. Alfons Bujard.
Mit Abbildungen.
Die calorimetrische Bombe und Neuerungen an derselben.
Die calorimetrischen Bomben dienen unter anderem, wie nachher besprochen werden soll, dazu, den Heizwerth von Kohle und anderen
Brennmaterialien, sowie von Gasen, welche zu Heizzwecken benutzt werden, direct zu messen. Die Bomben haben die Form
der seither
üblichen Calorimeter und die Berechnung des Heizwerthes aus der Elementaranalyse der genannten Körper geschieht nach
der von Dulong aufgestellten und vom Verein deutscher Ingenieure, sowie vom deutschen
Dampfkessel-Ueberwachungsverein angenommenen Formel:
p=8000\,C+29000\,\left(H-\frac{O}{8}\right)+2500\,S-600\,W,
wobei C, H, O und S den Procentgehalt an Kohlenstoff,
Wasserstoff, Sauerstoff und Schwefel, W die Summe des hygroskopischen und chemisch gebundenen Wassers bedeuten. Ihre Anschaffung ist immerhin noch
kostspielig. Sie gewähren aber neben grösserer Genauigkeit der ResultateBei der Heizwerthermittelung von Braunkohlen und Holz versagt die
Berechnung auf Grund der Elementaranalyse mittels der Dulong'schen Formel. eine
raschere Ausführung der Heizwerthsermittelungen, so dass ihre Benutzung bald allgemeiner werden dürfte, als es seither
der Fall ist.
Mittels dieser Apparate wird die Verbrennungswärme auf dem Wege des Versuches direct ermittelt. Im
Princip läuft das Verfahren darauf hinaus, dass man die Wärme, welche beim Verbrennen eines bekannten Gewichts des
zu untersuchenden
Materials entbunden wird, auf eine bekannte Wassermenge überträgt, deren Temperatur vor und nach Beendigung des Versuches
bestimmt
wird. Die calorimetrischen Bomben bestehen im Wesentlichen aus einer aus Stahl hergestellten verschliessbaren Verbrennungskammer.
In
ihrem Inneren werden die Brennstoff- und anderen Proben in Mengen von etwa 1 g aufgehängt und auf elektrischem Wege
entzündet, nachdem
die Bombe mit comprimirtem Sauerstoff gefüllt und in ein gegen äussere Temperatureinflüsse durch passende Vorrichtungen
(Holzgefässe,
mit Filz umkleidete Blechgefässe u.s.w.) geschütztes und mit einer gewogenen Wassermenge gefülltes Gefäss eingesetzt
ist. Aus der
Differenz der Anfangs- und Endtemperatur ergibt sich die bei der Verpuffung frei gewordene Wärmemenge unter Berücksichtigung
des
sogen. Wasserwerthes des gesammten Calorimeters einschliesslich der Correctur für Zündung.
Die erste Bombe hat Berthelot construirt und ursprünglich nur für die Ermittelung des Heizwerthes von
Gasen benutzt. Unter Mitwirkung von Vieille wurde von Berthelot die
ursprüngliche Form der Bombe verbessert.
Berthelot'sche Bombe.
Textabbildung Bd. 306, S. 140
Fig. 1.Berthelot'sche Bombe.
Sie besteht aus einem starken widerstandsfähigen tiegelförmigen Gefäss (Recipienten) aus Stahl, welches äusserlich vernickelt,
innen
aber zur Vermeidung von Oxydationen mit einer Plattirung von Platin oder Gold überzogen ist. Diese Edelmetallschicht
muss immerhin die
Dicke eines dünnen Bleches haben, eine Verplatinirung bezieh. Vergoldung allein würde nicht genügen. Berthelot gibt als mindeste Dicke der Gold- bezieh. Platinschicht ¼ mm an. Der Deckel des Recipienten ist einschraubbar und
das Anziehen der Schraube hat mit dem Schraubenschlüssel zu erfolgen, nachdem die Bombe in einen Schraubstock eingespannt
ist. Der
Verschluss der Bombe muss hermetisch sein, denn es darf weder nach dem Einlassen von Sauerstoff unter etwa 25 at
noch auch im
Augenblick der Detonation eine Gasblase durch das Wasser, in welches die Bombe eingetaucht ist, streichen. Den dichten Verschluss
erzielt man durch Einlegen eines dünnen Bleiblättchens oder von sonst einer zusammendrückbaren Substanz in das Gewinde
des
Schraubenganges. Die Einrichtung der Berthelot'schen Bombe ist aus Fig. 1Journal für
praktische Chemie, 2 39 503. ersichtlich: a1
ist der erwähnte Gusstahltiegel, der beim Versuch in einen aus vernickeltem Messingblech hergestellten Träger d eingesetzt wird. b1 ist der in seinem unteren und inneren
Theil ganz aus Platin gefertigte Deckel, während die obere Platte und die äusseren Ansatzstücke aus Stahl bestehen.
Der Deckelrand
passt genau konisch in eine entsprechende Erweiterung des Tiegels. c0 ist
eine Ueberwurfschraube von Stahl. Mit einem besonderen Schlüssel, dessen Stifte in die an der oberen Fläche des Deckels
vorhandenen
beiden Vertiefungen v und v1 eingesetzt
werden können, wird die zuvor in einen Schraubstock gespannte Bombe hermetisch geschlossen. In der Mitte des Stahldeckels
ist ein
cylindrischer Ansatz, welcher durchbohrt und mit Gewinde für die Schraube a versehen ist. Auf 35 mm Länge
besitzt diese Schraube 70 Gänge. Mittels ihrer Hilfe wird die Bombe abgeschlossen und ausserdem mit Sauerstoff geladen,
ferner dient
sie zum Herauslassen der rückständigen Gase. An ihrem Ende läuft sie konisch zu und passt genau in eine konische
Erweiterung eines im
Innern der Bombe in ein kurzes, seitwärts gebogenes Platinröhrchen endigenden Kanales. Die Achse der Schraube a ist zu einer feinen Röhre ausgebohrt. Aus der Figur ist die Function des Ventils ohne weiteres ersichtlich. Im Innern der
Bombe und mit dem Deckel verbunden ist zur Aufnahme der zu verbrennenden Substanz ein auf einen Platinring aufgesetztes
Platinschälchen. Das Platinschälchen ist verstellbar.Jetzt wird ein dünner Eisendraht benutzt.
c und c1 sind die Poldrähte mit dem sehr
dünnen Platindraht für die Zündung, c ist an dem die Verstellschraube tragenden Platindraht angelöthet
und so in leitende Verbindung mit der ganzen Bombe gebracht. c1 ist,
durch eine Kautschukdichtung isolirt, durch den Bombendeckel geführt. Die Entzündung erfolgt durch Abschmelzen einer
Spirale aus
feinstem Eisendraht mit Hilfe des elektrischen Stromes.
Berthelot-Mahler'sche Bombe.
Die Mahler'sche Bombe ist der Berthelot'schen Bombe ähnlich, nur ihre Form
ist abgeändert, wie Fig. 2 zeigt, und unter Vermeidung der sehr theuren Platin- oder
Goldblechverkleidung ist sie innen und am Kopfe des Deckels mit einem Emailüberzug versehen, welcher gegenüber den
Säuren und feuchtem
Sauerstoff beständig ist.
Textabbildung Bd. 306, S. 140
Fig. 2.Berthelot-Mahler'sche Bombe.
Die Berthelot'schen Bomben sind von verschiedener Grösse, ihr Fassungsraum beträgt von 200 bis 600 cc
Inhalt.
Die Walther-Hempel'sche Bombe.
Auch diese hat ihr Vorbild in der Berthelot'schen Bombe, nur hat Hempel den
ganzen Apparat für die Zwecke der Brennmaterialuntersuchung vereinfacht: Die Verbrennungskammer besteht aus einer
schmiedeeisernen
Röhre, in welche ein etwa 15 mm starker Boden und ein etwa 30 mm
starker Deckel eingeschraubt und fest verlöthet sind. Als Verschluss dient das Kopfstück, das aus Fig.
3 ersichtlich ist. a ist das Schraubenventil, b ein
Flanschenrohransatz für die Sauerstoffzuleitung, d ist der mittels eines Gummischlauches h und eines konisch zulaufenden, von k–l mit Wood'schem Metall gefüllten Glasrohres i in dem dreimal konisch sich erweiternden Kanal c isolirte Platindraht. Der Raum der Glasröhre n–o ist mit einem Kitt von Braunstein und Wasserglas ausgestrichen, der Raum über der Glasröhre von o–p dagegen mit Gyps. e ist der Platinkorb, das Loch g dient als Quecksilbercontact, s ist der Eisendraht. Ausserdem sieht man in
der Figur ein eingesetztes, mit einem Platindraht einerseits und den Poldrähten andererseits verbundenes Kohlencylinderchen,
wie es
nach dem Vorschlage Hempel's zum Versuche benutzt wird. Die Briquettirung zu einem Cylinderchen erfolgt
durch eine besondere Form aus Stahl mit Hilfe einer Presse oder eines Parallelschraubstockes, t ist eine
unter dem Platinkorbe angebrachte Eisenplatte, welche dazu dienen soll, die bei der Verbrennung sich bildenden Schlacken
aufzufangen.
Textabbildung Bd. 306, S. 141
Fig. 3.Walther-Hempel'sche Bombe.
Die Hempel'schen Bomben fassen etwa 250 cc. Zur Dichtung des mittels Schraubenschlüssels anzuziehenden
Deckels dient ein Bleiring. Das Ventil a ist mit Hanf und Talg gedichtet.
Kroeker'sche Form der Berthelot'schen Bombe.
In neuester Zeit wurde nun die Berthelot'sche Bombe von Kroeker wieder
abgeändert, ihr eine etwas andere Form gegeben, und was die wesentlichste Abänderung ist, sie wurde mit zwei Ventilen versehen, während nach beiden Seiten der Ein- und Ausgangsöffnungen Ansatzröhrchen für das Herauslassen und
die weitere geeignete Untersuchung der Verbrennungsgase angeschraubt werden können.
Kroeker ging bei der Veränderung der Bombe von der Erwägung aus, dass die Verbrennungswärme, wie sie mit
der Berthelot'schen, der Berthelot-Mahler'schen und der Hempel'schen. Bombe gefunden wird, für die Werthschätzung eines Brennmaterials allein nicht maassgebend
ist. Durch die Verdampfungsversuche zeigte es sich, dass der Heizwerth der Kohle z.B. bei der calorimetrischen Untersuchung
zu hoch
ausfiel.
Dies rührt daher, dass die Verbrennungswärme in der Praxis an den Kessel nicht ganz übertragen werden kann, denn jede Kohle
enthält
wechselnde Mengen von Grubenfeuchtigkeit und entwickelt bei der Verbrennung Wasserdampf. Dieses Wasser geht als Dampf
von etwa 200°
fort und um dessen Wärme verringert sich die Wärmewirkung der Kohle. Bei den üblichen calorimetrischen Methoden werden
die
Verbrennungsproducte auf etwa 20° abgekühlt, der bei der Verbrennung entstehende Wasserdampf also condensirt und so dessen
Condensationswärme beim Versuche mitgemessen. Diesen Fehler hebt nun Kroeker dadurch, dass er das bei der
Verbrennung sich bildende Wasser quantitativ bestimmt, ebenso natürlich auch das hygroskopische Wasser. Um dieses
zu ermöglichen, hat
Kroeker an der Bombe die erwähnten zwei Ventile anbringen lassen, um so zu einer Zahl für den
Heizwerth zu gelangen, die dem nutzbaren Heizwerth oder, wie er beim Junker'schen Gascalorimeter
bezeichnet wird, dem „praktischen Heizwerth“ entspricht.
Die Einrichtung der von Kroeker abgeänderten Bombe, die äusserlich mehr den von Hempel a. a. O. beschriebenen Bomben, als der Berthelot-Mahler'schen ähnlich ist, möge nun in
Folgendem beschrieben werden:
Die Bombe (Fig. 4) ist aus einem Stück Martin-Stahl gebohrt. Sie besteht aus einem stählernen Gefäss mit
fest aufschraubbarem Deckel, wie die anderen auch; die Dichtung geschieht durch Einlage eines Bleiringes. Der äussere
Durchmesser des
Gefässes beträgt 72 mm, der lichte Durchmesser 52 mm, die Höhe 120 mm und die Wände des Gefässes sind 10 mm stark.
Ihr Inhalt ist 200
cc. An dem Boden befinden sich drei Füsse von 4 mm Höhe, welche durch Ausfeilen aus dem verstärkten Boden erhalten
sind und die
bewirken, dass die Bombe in dem Calorimeter auf allen Seiten von Wasser umgeben ist. Die Oeffnung der Bombe ist mit
einem 25 mm langen
Gewinde ausgestattet, in welches der Kopf eingeschraubt wird. Letzterer ist ebenfalls aus Stahl gedreht. Abweichend
von den Makler'schen und Hempel'schen Constructionen hat aber der Kopf oder Deckel
zwei gasdicht verschliessbare Kanäle. Ausser dem Kanal k, welcher für die Einführung des Sauerstoffes
gemacht ist, geht noch ein zweiter Kanal k1, der im Innern des Gefässes
durch ein Platinröhrchen bis auf den Boden verlängert ist, durch den Kopf der Bombe. Diese zweite Durchbohrung gestattet
es, nach
erfolgter Verpuffung die Verbrennungsgase und das condensirte Wasser aus der Bombe hinauszutreiben. Ausser diesen
Kanälen ist noch
durch eine dritte Durchbohrung ein Platindraht isolirt durchgeführt, dessen Isolirung durch einen starkwandigen Gummischlauch
erzielt
und der so einmontirt ist, dass die Bombe zwecks nachfolgender Wasserbestimmung auf 105° erhitzt werden kann. Das
obere Ende dieses
Schlauches mit dem Platindrähte ragt über den Kopf etwas hinaus, um einen Quecksilbercontact zu ermöglichen. Der
auf diese Weise
isolirte Platindraht ragt ungefähr 6 cm in das Innere der Bombe hinein. Ihm gegenüber befindet sich ein zweiter Platindraht,
welcher
mittels einer Eiseneinfassung in den Kopf der Bombe elektrisch leitend eingeschraubt ist. Die beiden Drähte sind
an ihren Enden
hakenförmig umgebogen, so dass ein Thonschälchen f (als Ersatz des Platinschälchens) angehängt werden
kann.
Textabbildung Bd. 306, S. 141
Fig. 4.Kroeker's abgeänderte Bombe.
Die Innenwandung der Bombe ist emailirt, die Innenseite, also der die Bombe abschliessende Theil des Deckels oder Kopfes dagegen
nicht.
Die Art und Weise, wie die Bombe verschliessbar ist, geht aus der
Zeichnung hervor. Die Spitzen der Schraubenventile sind vernickelt; neuerdings sind Platiniridiumspitzen als Schatz
gegen die Säuren
und den feuchten Sauerstoff an den Ventilen angebracht.
Auch in dieser Bombe sind die zu untersuchenden Brennmaterialien in Form von etwa 1 g schweren Briquettes zu verbrennen, wie
es Stohmann und Hempel schon für die Hempel'sche
und Berthelot'sche Bombe eingeführt haben.
Es gehört nun nicht in den Rahmen dieses Journals, den ganzen Hergang eines solchen calorimetrischen Versuches mit der einen
oder
anderen Bombe zu beschreiben, doch glaube ich, meine mit letzterer Bombe gemachten Erfahrungen hier mittheilen zu
sollen.
Die beiden Ventile mit den Gasleitungsansatzstücken halte ich für eine entschiedene Verbesserung der Bombe, denn sie ermöglicht
eine
ausgedehntere Verwendungsart nicht nur für thermochemische Messungen, sondern auch für die chemische Elementaranalyse;
sie ermöglicht
ferner das Auffangen und Untersuchen der Verbrennungsgase in einfacher Weise. Hempel bemängelt nun zwar
das Vorhandensein von zwei Ventilen deshalb, weil zwei Ventile ein leichteres Undicht werden ermöglichen als ein VentilZeitschrift für angewandte Chemie, 1896 S. 350., und bemerkt unter Anführung
entsprechender Versuche, dass auch mit seiner und den anderen nur mit hinein Ventil versehenen Bomben das Condenswasser
ebenfalls
bestimmt werden könnte durch Erhitzen und Anschliessen der Bombe mit ihren Vorlagen (Chlorcalciumrohr u.s.w.) an
eine
Wasserstrahlpumpe. Dies ist ohne weiteres zuzugeben, doch kann ich nach meinen Erfahrungen mit der Zweiventilbombe
seine Befürchtungen
bezüglich der zwei Ventile nicht theilen, da nach sehr häufiger Benutzung beide Ventile tadellos schliessen, ausserdem
aber glaube
ich, dass, wenn man an eine Bombe ein richtig abschliessendes Ventil anbringen kann, man auch noch ein zweites, ebenso
functionirendes, anbringen kann, ohne die raschere Abnutzung befürchten zu müssen.
Was nun die Emailirung betrifft, so wird sie durch die herumgeschleuderten Schlacken, die allerdings durch das Thonschälchen
aufgenommen werden sollen, es aber nicht immer werden, bald stellenweise beschädigt. Ein Fehler ist es
aber, wenn diese zweiventiligen Bomben am unteren Theil des Kopfes nicht wenigstens mit einem Emailschutz oder besser
mit einem
Platinblech versehen sind. Das mir zur Verfügung stehende Instrument habe ich mit einem solchen Platinschutz versehen
lassen, denn
schon nach wenigen Versuchen war die Innenseite des Deckelkopfes stets total verrostet. Eine zweckmässige Verbilligung
der
Anschaffungskosten ist daher das Unterlassen der Verplatinirung des unteren, den Abschluss des Bombeninnenraumes
bewirkenden
Kopftheiles meines Erachtens nicht. Ob die mit Platiniridiumspitzen montirten Schraubenspitzen eine Verbesserung
sind, bleibt
dahingestellt, und es bleiben Erfahrungen darüber abzuwarten, ob sie nicht in kurzer Zeit die Dichtigkeit der Ventile
beeinflussen,
eben deshalb, weil die Ventilschraube nicht mehr wie bei der ersten Construction aus einem Stück besteht.
Für die Wasserbestimmung habe ich, um das Erhitzen der Bombe im gewöhnlichen Oelbade und die damit verbundenen Uebelstände
zu umgehen,
ein Gefäss construiren lassen, in welches die Bombe eingestellt wird. Fig. 5 und 6
zeigen dessen Einrichtung. Es besteht aus einem allseitig geschlossenen kupfernen, doppelwandigen Behälter, der in der Mitte
des
Gefässes eine cylindrische Vertiefung hat, die mit dünner Asbestpappe ausgefüttert ist und eine ebenfalls mit Asbest
ausgefütterte
Ausbuchtung zum Einsetzen des Thermometers führt. In diese Vertiefung passt die Bombe bis an den Kopf genau hinein.
Neben derselben
befindet sich eine zum Innenraume des Behälters führende Oeffnung, in welche man das Oel eingiesst und auf die während
des Erhitzens
dieses Oelbades eine Glasröhre aufgesetzt werden kann. Auf diese Weise vermeidet man nicht nur die erwähnte üble
Schmiererei, sondern
auch der Geruch des Oelbades ist nicht mehr so belästigend, wie dies beim offenen Oelbade so häufig der Fall ist.
Textabbildung Bd. 306, S. 142
Gefäss für die Wasserbestimmung.
Das cylindrische Gefäss wird einfach auf einem gewöhnlichen Ringdreifusse aufgestellt.
Schliesslich ist noch Hempel's Bombe für die chemische Elementaranalyse hier ihren grösseren Schwestern
anzureihen.
Walther Hempel's Bombe für elementaranalytische Zwecke.
Textabbildung Bd. 306, S. 142
Fig. 7.Autoklave.
Diese neueste Autoklave hat so kleine Abmessungen, dass es möglich ist, sie auf den analytischen Wagen
wägen zu können. Es wird also hierdurch die Elementaranalyse wesentlich abgekürzt, indem man die Verbrennung in dem
gut schliessenden,
einen grossen Druck aushalten müssenden Apparat im Sauerstoff vornimmt und die gebildeten Verbrennungsproducte wägt
oder misst. Das zu
Grunde liegende Princip ist folgendes: Die Substanz wird in einer möglichst leichten, emailirten kleinen Autoklave
verbrannt, die
gebildete Kohlensäure und das Wasser werden gewogen. Etwa entstehende Schwefelsäure und die Halogene werden in der
rückständigen
wässerigen Lösung nach bekannten analytischen Verfahren bestimmt. Das Wasser wägt man theils in der Autoklave, theils
in einem
vorgelegten Chlorcalciumrohr. Durch Titration mit 1/100-normaler
Alkalilauge werden die in der Autoklave mit dem Wasser zurückbleibende Salpetersäure und etwaige andere Säuren ihrer
Gesammtmenge nach
bestimmt und so die Grundlage erlangt, um die Menge des gebildeten Wassers zu berechnen. Alles das kann natürlich
mit den grösseren
Apparaten auch gemacht werden, allein es sprechen doch verschiedene Zweckmässigkeitsgründe für den von Hempel construirten kleineren Apparat, so ist man insbesondere in der Lage, kleine Substanzmengen verwenden zu können und dann deshalb auch rascher zu arbeiten, weil sich die Entleerung
der grösseren Bomben länger hinzieht.
Die Autoklave ist den anderen Bomben ähnlich construirt, nur viel kleiner und leichter (Fig. 7). Sie
besteht aus einem im Innern ausgebohrten Stück weichen Flusseisens, ist ebenfalls emailirt und besitzt 2 mm Wandstärke.
Die
Verhältnisse sind so gewählt, dass sie einen Druck bis 200 k/qc
auszuhalten vermag; sie fasst 33 cc, so dass sie bei 25 k/qc Druck
etwa 800 cc Sauerstoff fassen kann. Der Deckel, welcher das Ventil enthält, wird mit einer Ueberwurfmutter aufgeschraubt.
Durch ein
konisches Loch a ist zum Zweck der Möglichkeit der elektrischen Zündung ein konischer Eisenstift mittels
eines Gummischlauches eingedichtet; in dem Eisenstifte ist ein starker Platindraht befestigt, d ist die
Ansatzstelle für das Einlassen des Sauerstoffes. Als Substanzträger dient ein in den Deckel eingeschraubter Platinlöffel
c, in welchem ein oben und unten offener kleiner Hohlcylinder e aus
feuerfestem Thon steht, der durch einen kleinen Ring aus Platindraht vor dem Umfallen geschützt wird. Feste Körper,
die zu untersuchen
sind, werden möglichst auch briquettirt, wozu die in nahezu natürlicher Grösse in Fig. 8 gegebene
Pressform dient.
Auf die sehr interessante Originalabhandlung in den Berliner Berichten, 1897 Januarheft, werden die
Interessenten verwiesen.
Textabbildung Bd. 306, S. 143
Fig. 8.Pressform.
Die früher zur Einführung des Sauerstoffes unter Druck benutzten Compressionspumpen und Apparate zu beschreiben, kann Verfasser
unterlassen, da man jetzt die Bomben wohl ganz allgemein mittels des in grosser Reinheit im Handel in den bekannten
Stahlcylindern zu
habenden, bis auf etwa 100 at comprimirten Sauerstoff füllt.