Titel: | Deutsche Schraubenflaschenzüge. |
Fundstelle: | Band 306, Jahrgang 1897, S. 155 |
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Deutsche Schraubenflaschenzüge.
Mit Abbildungen.
Deutsche Schraubenflaschenzüge.
Während noch vor einigen Jahrzehnten Deutschland auf dem Gebiete der Flaschenzüge auf das angewiesen war, was Händler aus
England
einführten, haben seit etwa 1882 die deutschen Schraubenflaschenzüge in allen Ländern grossen Absatz gefunden, sogar
in England, so
dass sich bedeutende englische Fabriken von Hebezeugen veranlasst fanden, deutsche Systeme nachzubauen. Die deutschen
Schraubenflaschenzüge sind im Allgemeinen von übereinstimmender Bauart, von gleich gutem Material und genauer Arbeit.
Sie
unterscheiden sich im Wesentlichen nur durch die Art der Rücklaufsbremse, welche nur den Rücklauf hindert, dagegen
bei dem Heben sich
selbsttätig auslöst und die Last auf jeder Höhe festhält.
Textabbildung Bd. 306, S. 155
Fig. 1.Bremse von Becker.
Die einschlägigen Patente, soweit sie sich in der Praxis eingebürgert haben, wollen wir der Reihenfolge ihres zeitlichen Entstehens
nach näher beschreiben, insbesondere in Rücksicht darauf, welche derselben die Aufgabe mit den einfachsten, zuverlässigsten
und am
wenigsten der Ausbesserung bedürftigen Mitteln erfüllt, also die vortheilhafteste Lösung für den praktischen Gebrauch
darstellt.
Das D. R. P. Nr. 10610 von Ed. Becker (Fig. 1) bildet die Grundlage der
Schraubenflaschenzüge. Die Schraubenspindel hat an einem Ende eine
konische Bremsscheibe B, welche beim Anhängen der Last mittels der Zähne des Schraubenrades von der
Spindel gegen die mit Sperrad S versehene Büchse B1 gedrückt und mit dieser gekuppelt wird. An dem festen Gehäuse ist ein Sperrhaken K mit Feder
F angeordnet, welcher die Büchse festhält, so dass die Last nicht sinken kann. Wird nun der Wirkung
der Last noch eine kleine Kraft links zum Senken mittels Handkette und Handrad (Fig. 2) zugesetzt, so
kann die Last mit Leichtigkeit gesenkt werden. Beim Heben ist die Reibung äusserst gering, nämlich lediglich die
der Büchse auf dem
Gegenkörner, weil rechts sich Spindel und Büchse ohne Bewegung der Bremse zusammen drehen, indem die Sperrzähne –
rechts gedreht –
über die Klinke gleiten, bis man aufhört zu drehen und die Klinke die Last wieder schwebend hält. Die Reibung der
älteren
Westons-Flaschenzüge, welche so stark war, dass sogar die Maximallast noch dadurch gehalten wurde, fällt weg; nur
wenn die Last
gehalten werden muss, tritt die Bremse in Wirkung.
Textabbildung Bd. 306, S. 156
Fig. 2.Schraubenflaschenzug.
Fig. 3 stellt das dem ersteren ähnliche Patent Lüders (D. R. P. Nr. 32820)
dar. Auf dem Ende der Spindel sitzt fest die Bremsscheibe B und die Büchse B1, zwischen diesen lose das Sperrad S, an dem festen Gehäuse
die Sperrklinke K, welche darin eingreift. Wird die Last angehängt, so versucht dieselbe mittels der
Schraubenradzähne die Spindel links zu drehen; letztere will die Bremsscheibe und die Büchse, sowie auch das Sperrad
durch die Reibung
an den Bremsflächen mitnehmen; dadurch aber, dass dieses Sperrad durch die Sperrklinke am Linksdrehen im Sinne des
Sinkens der Last
gehindert ist, wird diese festgehalten, so lange dieselbe die Reibung zwischen den drei Theilen: Büchse, Sperrad
und Bremsscheibe,
nicht übersteigt.
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Fig. 3.Bremse Patent Lüders.
Die sogen. Maxim-Bremse (D. R. P. Nr. 75977), welche in Fig. 4 dargestellt wird, lehnt sich an die
beiden erstgenannten Constructionen an, nur dass hier der Druck, statt auf die hintere Bremsfläche, mittels des Keilstückes
K1 und der Klemmbacken P und P1 hauptsächlich auf die innere Peripherie der Bremsbüchse B geht, welche letztere aussen den Sperrkranz S hat und in gewohnter Weise
durch die Klinke K am Linksdrehen verhindert wird. B1 ist die Spurbüchse, in welcher die Spindel gelagert ist.
Diese Construction hat, abgesehen von ihrer etwas grösseren Complicirtheit, den Nachtheil, dass beim Senken der Last die grössere
Reibung, welche durch die Klemmung an den cylindrischen Flächen entsteht, überwunden werden muss.
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Fig. 4.Maxim-Bremse.
Eine zweckmässige Erfindung auf diesem Gebiete ist die durch D. R. P. Nr. 76345 geschützte und durch Fig.
5 veranschaulichte Bremse der Hebezeugfabrik (Georg Kieffer) Köln-(Sülz).
Textabbildung Bd. 306, S. 156
Fig. 5.Bremse der Hebezeugfabrik (Georg Kieffer) Köln-(Sülz).
Während bei den vorbeschriebenen Ausführungen meist drei, bei der Maxim-Bremse sogar fünf bewegliche, der Abnutzung unterworfene
Theile
erforderlich sind, geschieht dies hier durch einen einzigen Theil ohne Feder, Sperrklinke u. dgl. Die Bremsvorrichtung
besteht einfach
aus der Bremsscheibe selbst, welche auf steilem Gewinde axial verschiebbar angeordnet ist und sich bei dem Rechtsdrehen
der Schraube
von ihrer Bremsfläche abschraubt, so dass nur der Spurzapfen der Schraube auf dem festen Spurzapfen des Gehäuses
sich dreht, und die
geringste Reibung während des Hebens vorhanden ist, während beim Stillstand und Linksdrehen der Schraube zum Senken
der Last diese
Büchse B auf die Bremsfläche zurückgleitet und die Last ohne jedes andere Hilfsmittel durchaus sicher und
zuverlässig selbsthätig festhält. Ihre Wirkung ist die bei der Frictionsbremse von Ed. Becker schon
beschriebene, nur die konische Bremse wird vermieden.