Titel: | Ueber Dampfkessel und Dampfkesselfeuerungen. |
Fundstelle: | Band 306, Jahrgang 1897, S. 179 |
Download: | XML |
Ueber Dampfkessel und Dampfkesselfeuerungen.
(Fortsetzung des Berichtes S. 148 d. Bd.)
Mit Abbildungen.
Ueber Dampfkessel und Dampfkesselfeuerungen.
C. Röhren- und combinirte Kessel.
Von Thornycroft in Chiswick ist der Kessel (Fig. 1) mit besonderer
Rücksicht auf kleinere Schiffe entworfen. Die beiden grösseren Wasserräume 1 und 2 stehen durch die Wasserrohre 4, sowie durch die Einschliessungsröhren 9 und die Rückflussröhren 7 mit einander in Verbindung. Die Heizgase durchstreichen den Raum vom Feuerherde 5 bis zum Kamin 8. Die Röhren 9 dienen zugleich zur Bildung des Rostes. Das
Rohr 10 dient als Rohr für den Unterwind.
Textabbildung Bd. 306, S. 179
Fig. 1.Kessel von Thornycroft.
In Revue industrielle beschreibt Compère zwei Kessel nach der Bauart von Lagosse. Beide Ausführungen bieten gerade nichts hervorragend Neues, zeichnen sich jedoch durch eine gute
und praktische Anordnung aus und können deshalb als beachtenswerthe Beispiele angesehen werden. Wie Fig. 2 und 3 zeigen, besteht der Kessel aus zwei grösseren cylindrischen, senkrecht über einander liegenden Theilen, die durch Röhren
mit einander verbunden sind, Wo diese in den cylindrischen Theil einsetzen, ist die cylindrische Fläche etwas abgeflacht, so dass daselbst ein bequemer Anschluss für die Röhren gewonnen
wird. Der Kessel (Fig. 2 und 3) erzeugt stündlich 800 k Dampf. Die der Feuerung näher liegenden Röhren
haben einen etwas grösseren Durchmesser und stehen auch weiter von einander ab, so dass sie den Heizgasen gestatten,
hier die
vollständige Verbrennung zu erzielen. Die folgende Röhrengruppe, durch welche die ausgenutzten Gase abziehen, besteht
aus Röhren von
geringerem Durchmesser und engerer Stellung. Die zweite Ausführung hat zwei Unterkessel, die symmetrisch zu einander
liegen, wie Fig. 4 zeigt. Die der Ausführung zu Grunde liegenden Gedanken
sind im Uebrigen dieselben. Die Grössen sind so gewählt, dass dieser Kessel 2000 k Dampf von 7 at stündlich zu liefern
im Stande ist.
Verdampfungsversuche mit letzterem Kessel haben seine Leistungsfähigkeit ins beste Licht gestellt, und eine reine
Verdampfungszahl von
9,95 k ergeben.
Textabbildung Bd. 306, S. 180
Kessel nach Lagosse.
The Engineer enthält in der Nummer vom 12. Februar 1897 zwei Ausführungen von Thuchof's Wasserröhrenkessel, deren Bauweise in Fig.
5, sowie in Fig. 6 und 7 dargestellt ist. Letzterer Kessel besteht aus drei cylindrischen
Oberkesseln, welche an einen gemeinschaftlichen Dampfsammler anschliessen und sechs Gruppen von je 19 Röhren, die
an ihren Enden in
einen kurzen cylindrischen Kopf eingebaut sind. Die Heizfläche beträgt 2770 Quadratfuss, der Ueberdruck 120 Pfd.
engl. für 1
Quadratzoll.
Textabbildung Bd. 306, S. 180
Tuchof's Röhrenkessel.
D. Kessel mit Erdölfeuerung.
Bei der steigenden Gewinnung des Erdöles ist dasselbe als industrielles Heizmaterial wohl zu beachten. Betrug doch nach Schromm, k. k. Gewerbeinspector in Oesterreich, die Gewinnung im J. 1890 schon 8,5 Millionen Tonnen, die
bisher noch stetig gestiegen ist.
Aus dem amtlichen Ausstellungsberichte der Chicagoer Ausstellung vom Jahre 1893 ist ersichtlich, dass bei den 52 daselbst
in Betrieb
gestandenen Dampfkesseln (von etwa 21000 ) 33658 t Heizöl verbrannt wurden, entsprechend einem Kostenpreise von etwa 529334 fl. ö. W., so dass 1 k Heizöl sich auf etwa 1,6 kr. stellt. Im
Vergleiche zum Preise der amerikanischen Kohlen ergab die Heizölfeuerung eine Ersparniss von etwa 25 Proc.
Insbesondere in der italienischen Kriegsmarine gab sich das lebhafteste Interesse für dieses Brennmaterial kund, was dadurch
erklärlich
wird, dass Italien gar keine Kohlenbergwerke besitzt.
Textabbildung Bd. 306, S. 181
Erdölfeuerung von Fraissinet und Cie.
Eine Vergleichung der Kosten der Heizung mit Erdöl und der mit anderen Brennstoffen ergab, dass der Kostenpunkt der Verwendung
des
Erdöles nicht im Wege steht (vgl. Zeitschrift des Kesselüberwachungsvereins vom 15. Juli 1895). Ueber die
Einrichtung der Zerstäuber vgl. D. p. J. 1889 272 * 364. * 385. * 441. 1890
276 144.
Dampfkessel mit Erdölfeuerung waren auf der letzten Pariser Ausstellung von Fraissinet und Cie. in
Marseille ausgestellt. Diese Kessel, die von den bisherigen Bauweisen abweichend hergerichtet sind, waren auf Grund
eingehender
Versuche entworfen und haben sich für die verschiedensten Zwecke bewährt, sowohl bei Land- wie Schiffskesseln, insbesondere
auch für
Unterwasserboote. Nach Industries ist in Fig. 8 und 9 ein Kessel für gewöhnliche Zwecke
dargestellt. Er unterscheidet sich von den üblichen Schiffskesseln dadurch, dass das Flammrohr auf etwa ⅔ seiner
Länge mit feuerfesten
Steinen ausgekleidet ist. Der Rost fehlt, Erdöl und Wind werden an der vorderen Seite des Flammrohres eingeführt.
Der Kessel ist für
8,6 at Arbeitsdruck berechnet, hat 3,7 m Länge und 2 m Durchmesser. Die hinten liegende Feuerbüchse hat 710 mm Durchmesser
und die
Rauchröhren sind 3 m lang. Die äussere Einfassung a an dem vorderen Boden ist von Schmiedeeisen und wird
von einem gusseisernen Deckel b verschlossen. Die zur Verbrennung erforderliche Luft wird von einem
Gebläse durch das Rohr c in den Raum zwischen dem Mantel a und dem mit
Oeffnungen d versehenen Mantel gepresst und durch Düsenöffnungen ee
senkrecht auf die beiden Erdölstrahlen geführt. Dieser Umstand wird von der gedachten Fabrik als wesentlich im Gegensatze
zu der
parallelen Einführung der Luft längs den Erdölstrahlen hervorgehoben, weil dies eine gründlichere Mischung der Luft
mit der Flamme
herbeiführe. Versuche haben gezeigt, dass eine Windpressung von 25 mm Wassersäule gute Ergebnisse liefert. Das Erdöl
wird durch Pumpen
auf Vorrathsbehälter gebracht und fliesst von da in die beiden Düsen e. Eine am Behälter t angebrachte Glasröhre ermöglicht es dem Maschinisten, sich über die zur Verfügung stehende
Erdölmenge stets zu unterrichten. Um die Verbrennung des mit Dampf oder Luft austretenden Erdölstrahles mit der vom
äusseren Umfange
her auftreffenden Luft lebhaft zu gestalten, wird Dampf oder gepresste Luft in das Innere der Düse eingeführt und
durch eine feine
Ringöffnung dicht an der Innenfläche des austretenden Erdölstrahles herausgelassen. Der Dampf oder die Luft wird
durch Ventile
geregelt. Da zwei Düsen vorhanden sind, so wird die Verbrennung sehr gesichert und die Gefahr einer Verstopfung in
der Oelzuführung
vermieden. Wenn die ringförmige Austrittsöffnung für das Erdöl in der einen Düse sich verstopfen sollte, so genügt
ein Drehen am
Handrad, um die Oeffnung klar zu machen.
Bei Versuchen mit diesem Kessel konnte man in der Stunde 80 k Wasser auf 1 qm Heizfläche verdampfen, wobei das Wasser zwar
heftig
kochte, sich jedoch wie gewöhnlich ruhig verhielt, solange man nicht über 70 k Wasser auf 1 qm Heizfläche in derselben
Zeit
verdampfte. Unter Annahme dieser letzteren Zahl würden 100 qm Heizfläche in der Stunde 7000 k Wasser verdampfen,
wobei 636 k Erdöl
stündlich verbrennen, so dass 1 k Erdöl 11,06 k Dampf erzeugt.
Es besteht kein Zweifel, dass grosse Vortheile vom Gebrauch flüssigen Brennstoffes für Torpedoboote zu erzielen sind. Denn
die
Beschwerlichkeit, welche mit dem Gebrauch geschlossener Feuerthüren verbunden ist, wird vermieden und vom seemännischen
Standpunkte
aus ist Abwesenheit von Rauch, Funken u.s.w. von grosser Wichtigkeit, weil der Feind dann nicht leicht im Stande
sein wird, sich über
den Ort und die Bestimmung des Torpedobootes Klarheit zu verschaffen.
Textabbildung Bd. 306, S. 181
Erdölfeuerung von Fraissinet und Cie.
In Fig. 10 und 11 ist der von derselben Fabrik für unterseeische Boote bestimmte Kessel
dargestellt. Er unterscheidet sich von dem vorhergehenden nicht wesentlich. Der Kessel ist für einen Arbeitsdruck
von 5 at Ueberdruck
gebaut, hat eine Länge von 2,82 m zwischen den Böden und einen äusseren Durchmesser von 1,22 m. Die Feuerbüchse ist
mit feuerfesten
Steinen ausgekleidet und hat eine aus eben solchen gebaute Feuerbrücke. Zwischen ihr und der Rauchkiste befinden
sich 58 Rauchröhren
von 63 mm Durchmesser und 1,47 m Länge. Die Luft trifft senkrecht auf
die beiden Erdölstrahlen und die verbrannten Gase gehen über die Feuerbrücke durch die Rauchröhren, streichen von
der Rauchbüchse
durch die Stutzen d und e aufwärts, dann durch das Rohr h niederwärts und entweichen durch das Wasser hindurch ins Freie. Um ein gleichmässiges Zuströmen des
Erdöles zu sichern, wird der äussere Raum für die Luft um die Feuerung herum mit dem seitlich angebrachten Erdölbehälter
verbunden,
damit dieselbe Spannung der Luft in der Feuerung sowohl als im Behälter herrsche und das Erdöl durch sein Eigengewicht
zufliesse. Zur
Beobachtung der Verbrennung hat man am vorderen Deckel einen Hahn nebst dem Rohr t mit einem dicken Glase
angebracht. Da das letztere jedoch leicht brechen und Schaden anrichten könnte, so hat man einen Spiegel u davor befestigt, um die Augen ausserhalb des Bereiches der Glassplitter zu halten. Für die Benutzung dieses Kessels bei
unterseeischen Fahrten würde man eine hinreichend grosse Menge stark gepresster Luft aufzuspeichern haben, die Spannung
derselben vor
der Einführung in den Kessel durch Druckminderventile entsprechend herabsetzen und so die Fahrt möglichst lang ausdehnen.
Ob die
Verwendung flüssigen Brennstoffes, wie oben beschrieben, sich besser für unterseeische Fahrten eignet als diejenige
aufgespeicherten
Dampfes oder durch Accumulatoren betriebener Elektromotoren, ist freilich eine andere Frage.
Im Falle der Kessel nicht zu unterseeischen Fahrten benutzt wird, kann man den Mannlochdeckel wegnehmen, den Schornstein aufrichten
und
Luft durch den natürlichen Zug einströmen lassen.
E. Kessel mit verstärktem Zuge.
a) Mit Unterwind.
Zur Verstärkung des Zuges bei Dampfkesseln benutzt man die Druckunterschiede der zu- und abströmenden Verbrennungsluft. Dieser
Druckunterschied wird in bekannter Weise hervorgebracht, entweder durch den natürlichen Zug des Schornsteins, oder
durch Zuführung
gepresster Luft (Unterwind), oder durch Luftverdünnung (Saugeluft). In beiden letzten Fällen verwendet man vielfach
Ventilatoren
(Bläser) oder aber Sauge- oder Druckdüsen.
Auf dem Gebiete des Schornsteinbaues sind einige bemerkenswerthe litterarische Werke erschienen.Schornsteinbau von Lang 1896 300 192. Wir übergehen jedoch die
Fortschritte auf diesem Gebiete, da sie nichts wesentlich Neues bieten. Dagegen sind Feuerungen mit Unterwind und
Saugewind viel
umworbene Aufgaben, die der befriedigenden Lösung noch harren.
Ueber Unterwindfeuerungen hat der Oberingenieur Voigt in Barmen nach der
Vereinsschrift des Kesselüberwachungsvereins einen Vortrag gehalten, in welchem er die
Wandelungen schildert, die den Unterwindfeuerungen bisher schon beschieden gewesen sind. Die ersten derartigen Feuerungen
in der
Barmer Umgegend waren nach der Weise von Kudlicz in Prag-BubnaDie Firma J. Kudlicz
in Prag-Bubna hat soeben eine ausführliche Broschüre ihrer Feuerung herausgegeben, nach welcher bereits mehr als
2000
Kesselanlagen mit dieser Feuerung im Betrieb sind (vgl. auch 1894 291 * 245).
gebaute Unterwindfeuerungen, die, wie bekannt, aus einem geschlossenen Windkasten bestehen, der oben durch eine
etwa 30 mm starke
gusseiserne Rostplatte abgedeckt ist; diese ist mit einer grossen Anzahl von düsenartigen, nach oben sich konisch
verjüngenden Löchern, etwa 1000 Stück für 1 qm, versehen. Die Druckluft wird durch einen Dampfstrahlinjector erzeugt.
Die
düsenartigen konischen Oeffnungen haben unten rund 20 mm, oben rund 3 mm Durchmesser, so dass also auf 1 qm totaler
Rostfläche
rund nur 0,007 qm freie Rostfläche kommt.
In den vorn mit einer Klappe zum Ausräumen der Asche versehenen Windkasten mündet mitten durch ein trompeten artiges Mundstück
von
vorn ein Dampfrohr ein. Der durch dieses Dampfrohr einströmende, durch ein Absperrventil regulirbare Dampf saugt
durch das
trompetenartige Mundstück die Luft an und reisst sie mit sich in den Windkasten, von wo sie durch die konischen
Oeffnungen in den
Verbrennungsraum gelangt, dabei das Brennmaterial durchdringend. Abweichend hiervon sind die genannten in der Barmer
Gegend
eingeführten Feuerungen nicht mit einer Rostplatte, sondern mit Roststäben ausgerüstet, besitzen keinen Windkasten,
sondern blasen
mit Hilfe eines Körting'schen Dampfstrahl-Unterwindgebläses die Luft direct in den zugemauerten
Aschenfall hinein. Von wesentlicher Bedeutung sind somit die vorgenommenen Aenderungen nicht. Der Werth aller dieser
Unterwindfeuerungen steckt nur darin, dass sie es ermöglichen, minderwertiges Brennmaterial, sei es minderwerthig
durch seinen
Gehalt an brennbaren Bestandtheilen, oder minderwerthig durch seine äussere Form, wie Feinkohle, Koksklein u.s.w.,
möglichst
vollständig auszunutzen. Die früheren, bereits vor 25 Jahren erfolgten Bemühungen, die minderwerthigen Brennmaterialien
zu
verfeuern, scheiterten an dem Umstände, dass der zur Verfügung stehende Schornsteinzug nicht genügte, und eine wesentliche
Vergrösserung der Rostfläche unthunlich war. Bei Locomotiven gestaltete sich die Sache günstiger, da hier in dem
Blasrohre eine
kräftige Zugverstärkung zur Verfügung stand. – Aus diesen Anfängen entwickelten sich die Bestrebungen, die minderwerthigen
Kohlen
mit Vortheil zu verwenden. Einschlägige Versuche wurden auf dem Hörder Bergwerksund Hüttenverein angestellt. Die
kritische
Besprechung, die der Vortragende an diese Versuche knüpfte, dürfen wir wohl übergehen und begnügen uns mit der Wiedergabe
der
Schlussworte:
Es ist eine in technischen Kreisen unbestrittene Thatsache, dass der Locomotivkessel nicht nur bessere Resultate liefert als
die
meisten stationären Dampfkessel, sondern auch als der gleich gebaute Locomobilkessel. Dies findet seine Begründung
in den
wesentlich besseren Zugverhältnissen, worüber dieser Kessel verfügt. Ohne hier auf die nähere Begründung einzugehen,
dürfen wir es
als Thatsache hinnehmen, dass bei lebhaftem Zuge möglichst vollkommene Verbrennung und ein kleines Volumen Gas von
hoher
Temperatur, bei schwachem Zuge dagegen eine unvollständige Verbrennung und ein grosses Volumen Gas bei niedriger
Temperatur
entsteht. Ebenso unbestritten ist es, dass die mit lebhaftem Zuge verbundenen Verbrennungsverhältnisse günstiger
für die Leistung
jeden Kessels sind, als die mit schwachem Zuge verbundenen. Hieraus dürfen wir den Schluss ziehen, dass möglichst
starker Zug
vortheilhaft ist. Starker Zug ist aber nicht gleichbedeutend mit grosser Luftzuführung. Man kann ja doch wenig Luft
kräftig
einblasen und viel Luft weniger kräftig. Beim Planrost wie bei jedem anderen ist nun die Geschwindigkeit, mit der das erforderliche Luftquantum einströmt, abhängig von der freien
Rostfläche, und da diese bei den üblichen Planrosten, und auch im vorliegenden Falle, rund ⅓ der totalen Rostfläche
ausmacht, so
ist die Geschwindigkeit der eintretenden Luft eine ganz bestimmte, die für die Erzielung einer guten Verbrennung
auch zu gering
sein kann. Das hängt aber von der Qualität der zur Verbrennung gelangenden Kohlen und von der Beanspruchung der
totalen Rostfläche
ab. Für die vollwerthige westfälische Kohle hat sich nun herausgestellt, dass die Verbrennung von 80 bis 90 k in
der Stunde und
für 1 qm Rostfläche am günstigsten ist, während dagegen für Saarkohlen 60 k genügen. Im vorliegenden Falle hätte
also die
Rostfläche kleiner sein müssen, oder besser noch eine mehr magere und billigere Kohle zur Verwendung kommen müssen.
Rekapituliren wir das Gesagte kurz, so muss in erster Linie die Existenzberechtigung der Unterwindfeuerungen mit Verwendung
minderwerthigen Brennmaterials zugegeben werden, namentlich da, wo dieses minderwerthige Brennmaterial billig zu
beschaffen
ist.
Zum Schluss noch einige Bemerkungen praktischer Art über Unterwindfeuerungen:
Die Befürchtung, die in der ersten Zeit des Auftretens dieser Feuerungen gehegt wurde, dass der Kesselkörper, speciell die
dem
Feuer direct ausgesetzten Theile desselben, durch Stichflammen leiden könnte, hat sich bis jetzt als unbegründet
erwiesen. Ich
glaube auch nicht, dass eine Stichflammenbildung möglich ist, weil die eingeblasene Luft sehr vertheilt an das Brennmaterial
herankommt und nicht, wie bei einem normalen Planrost leicht möglich, zum grössten Theil durch einen nur kleinen
Theil der freien
Rostfläche geblasen werden kann.
Die Bedienung der Unterwindfeuerung erfordert von Seiten des Heizers nicht mehr Aufmerksamkeit als die der gewöhnlichen Feuerung.
Er hat dafür zu sorgen, dass der Rost möglichst gleichmässig mit Brennmaterial beschickt ist, er hat den Rauchschieber
nur so weit
zu öffnen, als erforderlich ist und darf auch nicht stärker mit dem Gebläse blasen wie nöthig, einmal um das Wegblasen
des halb
verbrannten Brennmaterials vom Rost in die Feuerzüge oder gar oben zum Schornstein hinaus zu vermeiden und zweitens,
um auch die
Verbrennung nicht zu verlangsamen, was bei zu starkem Blasen leicht eintreten kann. Als Brennmaterial eignet sich
für die
Unterwindfeuerung am besten ein Gemisch einer nicht backenden mit einer gut backenden Kohle, so dass man es in der
Hand hat, sich
durch richtige Mischung das geeignetste Brennmaterial herzustellen. Fein- oder Schlammkohlen sind nur dann zu verwenden,
wenn sie
sehr gut backen, sonst werden sie vom Rost weggeblasen.
Auf folgenden Punkt ist bei Anlegung einer Unterwindfeuerung noch zu achten: Viele Kessel, namentlich Innenfeuerungskessel,
sind so
eingemauert, dass die Heizgase zum Schluss über den Dampfraum des Kessels gehen. Wird bei solchen Kesseln eine Unterwindfeuerung
angelegt, so muss, da der Unterwind künstlicher Zug ist, nach den bestehenden polizeilichen Bestimmungen über die
Anlegung von
Dampfkesseln die Rostfläche mindestens auf 1/40 der
wasserbespülten Heizfläche gebracht werden. Bei einer so reducirten Rostfläche sinkt aber meistens die quantitative
Leistung des
Kessels sehr, so dass entweder eine Ummauerung des Kessels mit Wegfall der Ueberführung der Heizgase über den Dampfraum
nothwendig ist, oder die Beibehaltung der gewöhnlichen Feuerung mit dem natürlichen Luftzuge. In allen Fällen nun,
wo eine
Unterwindfeuerung an Kesseln angelegt wird, die mit Ueberführung der Heizgase über den Dampfraum eingemauert sind,
ist vor
Anlegung derselben die Concession nachzusuchen, da es sich um eine wesentliche Aenderung der Anlage handelt.
Als unangenehme Zugabe, die man mit Anlage einer Unterwindfeuerung mit in den Kauf zu nehmen hat, ist sowohl das Geräusch
des
Dampfstrahlgebläses, als auch der damit verbundene Kohlenstaub anzusehen. Lässt sich auch das Geräusch durch Nebeneinrichtungen
erträglich machen, so erfordert aber die Kohlenstaubbildung eine sorgfältige Reinhaltung der Anlage, wenn diese
nicht bald in
einen verkommenen Zustand gerathen soll.
Schwierig ist ferner auch das Anheizen des Kessels mit Unterwindfeuerung, wenn kein Dampf zur Verfügung steht. Hier muss das
nöthige Quantum leicht entzündlicher Brennmaterialien und eine lange Anheizzeit zur Verfügung gestellt werden.
Was nun noch die Frage der Rauchbildung bei Anwendung einer Unterwindfeuerung anbetrifft, so bemerkte der Vortragende, dass
bei
Verwendung eines für die Unterwindfeuerung geeigneten Brennmaterials die Rauchbildung nur eine bescheidene ist,
wie nicht anders
erwartet werden kann. An Stelle des Rauches tritt aber leicht eine Belästigung der Nachbarschaft durch den Auswurf
von Flugasche.
Mehrere Fälle dieser Art sind vorgekommen, dass die Hilfe der Polizei in Anspruch genommen werden musste.
Zum Schluss empfehle ich, wenn man zu einem Versuch mit einer Unterwindfeuerung schreiten will, sich das Recht vorzubehalten,
die
Feuerung, falls sie sich nicht bewährt, zurückgeben zu dürfen und zwar ohne Angabe des Grundes. Andere Abmachungen,
namentlich die
Garantie bestimmter Ersparnisse, führen zu den unangenehmsten Weitläufigkeiten. (Soweit der Voigt'sche Vortrag.)
Textabbildung Bd. 306, S. 183
Feuerung von Coxe.
Eine Feuerung für Staubkohle, die als Abänderung des Kudlicz-Patents gelten kann, welche also die Verwendung minderwerthiger
Brennstoffe, staubförmiger, aschenreicher und selbst nasser Brennmaterialien ermöglicht, ist in Engineering and Mining Journal vom 8. Juli beschrieben. Derselben liegt eine ganz ähnliche Idee zu Grunde, die aber in
ihrer Anordnung in manchen Punkten von der erstgenannten abweicht. Fig. 12 und 13 zeigen die von E. B. Coxe in Drifton
herrührende Feuerung. Durch den Trichter a gelangt das feinkörnige Brennmaterial auf den Rost b, der in Form einer Kette ohne Ende construirt ist und durch die beiden Räder c und d in fortschreitende Bewegung versetzt wird. Die als Auflager dienenden Winkeleisen efgh
sorgen für entsprechende Führung der Rostkette. Dicht unter dem oberen Strang des beweglichen Rostes sind mehrere
Windkasten k angeordnet, die je mit einem Windzuführungsrohr l in Verbindung
stehen. Jedes einzelne Rohr ist mit einem Ventil versehen, so dass man die Windpressung je nach Bedarf reguliren
kann. Während in
der ersten Windkammer die Pressung nur massig zu sein braucht, wird sie in der zweiten stärker sein müssen, weil
über derselben
die Verbrennung am stärksten vor sich geht, in der nächstfolgenden kann die Pressung wieder abnehmen, um in der
letzten nur ganz
schwach zu sein. Die unverbrennlichen Rückstände werden bei m abgeworfen.
Textabbildung Bd. 306, S. 184
Verbrennungsbeförderer von Neuerburg.
M. Neuerburg in Köln hat seinem D. R. P. Nr. 56774 die Bezeichnung Verbrennungsbeförderer gegeben. Die
Vorrichtung hat er als Innenfeuerung für Feuerrohrkessel oder als Unterfeuerung für Wasserrohrkessel ausgestaltet.
Wie Fig. 14 bis 16 erkennen lassen, tritt der Wind durch das Zufuhrrohr ein, vertheilt
sich durch die Windvertheilungsrohre g mittels feiner Durchlochung unter die Roste c und entweicht durch das Feuerrohr b über die Feuerbrücke e in den Heizraum bezieh. das Feuerrohr. Die Asche kann aus dem Aschenraum f leicht entfernt werden. Eine entsprechende Einrichtung zeigt die Einrichtung für die Unterfeuerung. Fig. 16 zeigt, wie die Luft nebenbei vorgewärmt und der Feuerung in
gut vertheilter Form zwanglos zugeführt wird, so dass eine Stichflamme nicht entstehen kann, und sich bisher auch
in 5jährigem
Betriebe nicht gezeigt hat, ebenso wenig wie Flugasche oder Rauch. Dabei kann geringwerthige Kohle verwendet werden.
Nach
mehrfachen Versuchen soll der Dampf leicht zu halten sein und sich bedeutende Ersparnisse ergeben haben. Die Verdampfung
wird bei
einem bestimmten Kessel mit Apparat zu 9,25 l Wasser für 1 k Kohle und ohne Apparat zu 7,321 angegeben, in beiden Fällen bei 70 mm Wassersäule.
b) Mit Saugewind.
Nach einer Mittheilung von W. R. Roney hat die City of Berlin der
amerikanischen Linie eine Saugevorrichtung bekommen, welche einer Saugehöhe von 80 mm Wasserdruck entspricht. Nähere
Ergebnisse
sind noch nicht veröffentlicht. Die Ventilatoren gewähren den Vortheil eines kräftigen Zuges bei Ersparung eines
Schornsteins und
dessen kostspieliger Fundamente; der Betrieb derselben ist sehr fügsam gegenüber den verschiedenartigsten Anforderungen,
er ist
von den atmosphärischen Verhältnissen unabhängig. Der Kraftbedarf für den Betrieb der Ventilatoren ist nicht erheblich.
Nach
Angabe Roney's sind Kessel mit Kleinelementen von im Ganzen 6000 bis 7500 mit Ueberhitzern
und Saugeluft angelegt worden, deren Kraftbedarf für den Ventilatorbetrieb nur 0,006 der von dem Kessel erzeugten Kraft
beträgt, also etwa 36 . Berücksichtigt man die Brennstoffausgaben, die auf 15 Frc./Tonne kommt, so beträgt diese 2 Proc. des Preises, den ein Schornstein gekostet haben würde.
Ueber die Vorzüge des verstärkten Zuges durch Saugewind im Vergleich mit Unterwind macht W. A. Martin
in der Zeitschrift der Kesselüberwachungsvereine nachstehende Mittheilungen:
„Man hat behauptet, dass es gleichgültig sei, ob man die Feuerung durch Zug oder aber durch gepresste Luft anfache, wenn man
nur
die genügende Druckdifferenz zwischen der Luft im Schornstein und im Heizraum erzeuge; jedoch haben eingehende
Versuche
gezeigt, dass die Einwirkung von eingeblasener Luft und durch verstärkten Zug angesogener Luft ganz verschieden
ist. Das
Einblasen von gepresster Luft ist wohl vortheilhaft zum Schmelzen von Erzen und für GiessereizweckeVgl. 1888 269 * 294 Herbertz' Cupolofen., jedoch für andere Zwecke, wie zum
Puddeln, zum Glühen von Blechen u. dgl., ist eine solche Vorrichtung ungeeignet, weil man hierbei gleichmässige
Hitze
verlangt. Man wendet daher bei letztgenannten Processen Zugluft an.
Bei unseren Marinekesseln kommt es zur Erzielung einer guten Wirkung vornehmlich darauf an, dass die Heizgase sich gleichförmig
gegen diese Fläche vertheilen. Dies erreicht man wohl durch einen gleichmässig auf die ganze Heizfläche ausgedehnten
Zug, aber
durch eingepressten Unterwind concentrirt man nur die Hitze auf einzelne Stellen, indem man sogen. Stichflammen
erzeugt, dabei
befindet sich die Einwirkung der Luft unter dem Brennmaterial, während bei Zugwind die Einwirkung
der Luft oberhalb des Brennmaterials erfolgt und die erzeugten Gase, gleichmässig vertheilt, die
ganze Heizfläche des Kessels bis in den Schornstein bespülen. – Die Einwirkung des Zuges ist gleichmässig, die
Gase werden
vollständig entwickelt und verbrannt, ehe sie die Heizröhren verlassen; man wird daher stets bei verstärktem Zuge
eine
niedrigere Temperatur im letzten Zuge finden als bei Unterwindgebläse.
Dem Verfasser gestattete die englische Admiralität, Versuche zum Erweise seiner Theorie anzustellen. Das betreffende
Kriegsschiff ist vor den Versuchen mit Unterwindgebläse ausgerüstet gewesen; es besitzt zwei genau gleiche Kesselräume,
in
jedem derselben liegen zwei Kessel des Locomotivsystems. Es wurden nun in dem einen Raum die beiden Kessel mit
einem Gebläse
in dem vorderen Schornstein ausgerüstet und so mit verstärktem Zuge gearbeitet. Die vorhandenen Thüren und Verschlüsse
für das
Unterwindgebläse wurden während der Versuche voll geöffnet, sonst wurden keinerlei Aenderungen an den Dampfkesseln
getroffen.
– Die vergleichenden Versuche, welche mit den beiden verschiedenen Feuerungen gewonnen wurden, zeigten, dass der
in den
Kesseln mit verstärkter Zugluft erzeugte Dampf und die damit erzeugte Betriebskraft bedeutend die Leistung des
Kesselbetriebes
mit gepresstem Unterwind übertraf; ebenfalls war der Kohlenverbrauch geringer.
Aus den Versuchen ging noch besonders hervor, dass mit Unterwindgebläse die Kessel bei weitem nicht so forcirt werden konnten
als wie mit verstärktem Zuge; sobald dies versucht wurde, rissen die Kessel Wasser über, aus welchem Grunde auch der letzte Versuch mit Unter wind nach 5 Stunden Dauer
aufgegeben werden musste.
Die Folge der vorhergegangenen Versuche mit Unterwind war noch gewesen, dass die Kessel in beträchtlichem Maasse beschädigt
und
geschwächt worden waren. Aus diesem Grunde musste bei den Versuchen sehr vorsichtig verfahren werden und durften
die Kessel
nicht sehr angestrengt werden. – Indessen ist es eine stetige Erfahrung des Verfassers, dass eine sehr hohe Verdampfung
bei
verstärktem Zuge ohne Nachtheil erreicht werden kann, da die Röhrenenden durch ein partielles Vacuum geschützt
werden; man
kann sogar sagen, dass – bis zu einer gewissen Grenze – je rapider die Dampfentwickelung, desto grösser die Sicherheit
des
Kessels gegen Lecken und Beschädigungen sei. – Auch werden die Heizgase dann mit einer solchen Schnelligkeit durch
die Röhren
gezogen, dass man wenig Unterschied in der Temperatur der Gase vor und hinter den Röhren feststellen kann; diese
Gleichmässigkeit der Temperatur trägt nach der Ansicht des Vortragenden besonders dazu bei, dass man mit verstärktem
Zuge
recht trockenen Dampf erzeugen kann. Ein Vorzug des verstärkten Zuges gegen den Unterwind ist noch, dass die Eisentheile,
welche für die Apparate zum Unterwind erforderlich sind, bei einem Kriegsschiff I. Klasse etwa 19 t wiegen; während
dies bei
Verstärkung des Zuges durch den Ventilator wegfällt. Auch die Ersparniss an Kohlen zählt mit bei der Belastung
des
Schiffes.
Noch ist zu erwähnen, dass der verstärkte Zug durch den Ventilator den Schornstein unter Umständen entbehrlich macht. Nehmen
wir
an, dass im Kriege der Schornstein weggeschossen würde, so würde das die weitere Erzeugung des Dampfes nicht hindern.
Zum Schlusse hält es der Vortragende noch für bemerkenswerth, dass bei dem Unterwindsystem der Kohlenverbrauch mit der
steigenden Pressung wächst, und es dabei eine Grenze gibt, über die hinaus Arbeiten unmöglich ist; während das
System des
verstärkten Zuges so hoch getrieben werden kann, wie es die Geschwindigkeit des Ventilators erlaubt. – Da hierbei
die Heizgase
durch die Röhren gezogen, statt hineingepresst werden, so findet eine vollkommenere Verbrennung statt und lagert
sich keine
Asche in den Heizröhren ab; aus diesem Grunde steigt der Kohlenverbrauch noch nicht einmal im selben Verhältniss
mit der
vermehrten Kraftentwickelung.“