Titel: | Keramische Industrie.Ueber die Herstellung farbiger und gemusterter Platten aus Cement. |
Fundstelle: | Band 307, Jahrgang 1898, S. 32 |
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Keramische
Industrie.Ueber die Herstellung farbiger und gemusterter Platten aus
Cement.
(Schluss des Berichtes S. 11 d. Bd.)
Mit Abbildungen.
Ueber die Herstellung farbiger und gemusterter Platten aus
Cement.
An die vorbeschriebenen verschiedenen Arten von Verfahren zur Herstellung bemusterter
Cementplatten mögen sich diejenigen anschliessen, bei welchen zuerst die Masse in
der Form zusammengeschlagen und dann erst die Farben aufgetragen werden.
Ein derartiges Verfahren hat sich Julius Rönitz in
Mügeln bei Dresden (D. R. P. Nr. 83600) patentiren lassen. Die Mittel zur Ausführung
dieses Verfahrens sind folgende:
Auf einer geeigneten Unterlage wird der Formkasten a
befestigt, in welchem sich, wie üblich, eine Bodenplatte zum Herausnehmen des
fertigen Steins auf und ab bewegen lässt. Seitlich an diesem Formkasten sind die
Führungsleisten b angeordnet, längs welchen das auf sie
gelegte Streicheisen c geführt wird, das mit Zähnen c1 versehen ist. Diese
dienen dem Zweck, in die Oberfläche der in die Form eingebrachten Steinmasse Furchen
zu ziehen. Damit die Zähne über die Form hinweg geführt werden können, sind in den
oberen Rand der Form Nuthen a1 eingeschnitten.
Textabbildung Bd. 307, S. 32
Herstellung farbiger und gemusterter Platten aus Cement.
Zum Einbringen der Farben dient der Farbenstreukasten e,
dessen Anschläge f ebenfalls durch die Leisten b Führung erhalten. Die Trennungswände e1 dieses Kastens
passen genau in die Aussparungen a1 der Form und sichern ihren nach unten
vorstehenden, in die Oberfläche der Steinmasse eintretenden Enden die Erhaltung
einer scharfen geradlinigen Begrenzung der einzelnen Farbenfelder.
Bei der Herstellung der gemusterten Platten wird zunächst die feuchte Steinmasse in
die Form a eingeschlagen, festgestampft und
abgestrichen. Dann setzt man das Streicheisen c auf den
Formkasten und theilt die abgestrichene feuchte Oberfläche der Masse durch eine Hin- und Herbewegung
des Streicheisens in einzelne Felder. Der Auftrag trockener pulverförmiger Farbe auf
die feuchte Steinmasse erfolgt hierauf durch den Streukasten e. Die Feuchtigkeit des Steines saugt die trockenen pulverförmigen
Farbmassen begierig an, deren Glättung durch das Streicheisen bewirkt wird. Den
Farbenauftrag, sowie deren Glättung wiederholt man in der Regel. Dieses Verfahren
hat späterhin der Erfinder zur Herstellung kreislinig bemusterter Cementsteine dahin
abgeändert, dass die Führung (Fig. 32 und 33) für das Streicheisen c und den
Streukasten kreisförmig gestaltet ist und dass Streicheisen und Farbkasten um einen
gemeinsamen Zapfen i drehbar angeordnet sind.
Selbstverständlich ist bei dieser Einrichtung auch die Anordnung der Zähne c1 am Streicheisen,
ferner die Anordnung der Nuthen a1 am Formkasten kreisförmig und müssen die von dem
mit Siebboden ausgestatteten Streukasten e nach unten
vorstehenden Trennungswände e1 eine zum Zapfen i concentrische Bogenform
erhalten. Da der Zapfen i und die ihn umschliessenden
Augen etwas in die lichte Weite der Form a ragen, wird
diese mit einer gebrochenen Ecke versehen. Es entstehen so Steine mit einer
gebrochenen Ecke, die beim Verlegen dieser Steine durch Einsetzen eines Würfels
ausgefüllt wird.
Textabbildung Bd. 307, S. 33
Herstellung farbiger und gemusterter Platten aus Cement.
Die Arbeitsweise mittels dieser Vorrichtung ist dieselbe wie bei der
vorbeschriebenen.
An die Vorrichtung von Rönitz möge sich diejenige von
Otto Kauffmann in Niedersedlitz bei Dresden (D. R.
P. Nr. 89093) anreihen, da sie mit jener die Beweglichkeit des Farbenstreukastens
gemeinsam hat.
Der Farbenstreukasten ist mit geeigneten Ausschnitten im Boden versehen und rotirt
oder gleitet auf einer ebenen Fläche, in welcher dem vorliegenden Muster
entsprechende Durchbrechungen angeordnet sind. Durch diese Oeffnungen fällt das
Farbmaterial bei der Bewegung der Farbbehälter hindurch, sobald die Durchbrechungen
des Behälters über diejenigen der Fläche zu stehen kommen. Die Farben gelangen
durch die an die Gleitfläche sich anschliessenden Füllschächte in die einzelnen
Abtheilungen der Schablone. Die Durchbrechungen im Farbbehälter können freie
Durchfallöffnungen sein oder sie können aus mit gröberem oder feinerem Sieb
bespannten Oeffnungen bestehen. Die Geschwindigkeit, mit welcher der Farbbehälter
bewegt wird, richtet sich nach der Art des Farbmaterials.
Fig. 34 und 35 zeigen die
Einrichtung mit drehbarem Farbbehälter.
Auf dem Boden a der Form b
ruht die Schablone c; auf diese ist die Gleitfläche d mit den Füllschächten h
gestellt. Die Durchbrechungen der Gleitfläche entsprechen in ihrer Form denjenigen
des herzustellenden Musters. Auf die Platte ist um einen Mittelzapfen drehbar der
Farbbehälter f aufgesetzt, der, wie Fig. 35 zeigt, in vier
Räume eingetheilt ist, welche zur Aufnahme je einer Farbe bestimmt sind. Jeder von
diesen Räumen ist mit Bodenöffnungen g von beliebiger
Gestalt versehen, die in ihrer Anordnung den Oeffnungen der Platte d entsprechen. Beim Gebrauch dieser Vorrichtung stellt
man den Farbbehälter derart auf die Platte d, dass
seine Durchbrechungen unten abgeschlossen werden.
Textabbildung Bd. 307, S. 33
Herstellung farbiger und gemusterter Platten aus Cement.
Hierauf füllt man die verschiedenen Farben in ihre bezüglichen Abtheilungen ein und
dreht dann den Behälter um 90°, wobei die Farben durch die Oeffnungen der Platte d fallen. Die Bewegung des Behälters wird durch Knagge
m und Anschläge nn1 begrenzt.
Bei dem dargestellten Muster würde die Einstreuung der Farben in die Schablone
nunmehr vollendet sein. Bei verwickelteren Mustern dagegen ist es erforderlich, auf
die Schablone noch andere Platten d und Farbbehälter zu
stellen, welche mit verschieden gestalteten Durchbrechungen versehen sind. Dies kann
beliebig oft wiederholt werden, bis sämmtliche Abtheilungen der Schablone mit Farben
gefüllt sind.
In Fig. 36 ist eine
Ausführungsform angegeben, nach welcher die Einfüllung der Farben in die Schablone
durch eine geradlinige Verschiebung des Farbbehälters bewirkt wird. Abgesehen von
der Art der Bewegung des Farbbehälters unterscheidet sich diese Vorrichtung von der
vorigen noch dadurch, dass der Farbbehälter mit nur einer Bodenöffnung ausgestattet
ist, durch welche während seines Hinwegführens über die zusammenhängenden
Durchbrechungen der Platte d gleichzeitig sämmtliche
Abtheilungen der Schablone mit Farbe gefüllt werden.
Um mehrere Farben gleichzeitig in die Pressform einstreuen zu können, wendet Hädicke in Dobis-Wettin (D. R. P. Nr. 76346) einen nach
der Anzahl der Farben durch Zwischenwände in eine entsprechende Anzahl Felder
eingetheilten Füllbehälter an, durch dessen Siebboden die Farben mittels Bürsten
hindurchgestossen werden.
In den Fig. 37 und 38 ist eine solche
Vorrichtung dargestellt. Mit b ist der Füllbehälter
bezeichnet, dessen einzelne Räume durch Zwischenwände c
gebildet werden. Unten ist der Behälter durch einen Siebboden d abgeschlossen. Die Bürsten f sind den einzelnen Feldern des Musters entsprechend gestaltet und werden
oben durch eine Platte g mit einander verbunden.
Nachdem man den Füllbehälter auf den Formkasten aufgesetzt und die Bürsten
eingesetzt hat, werden die Cement- oder Thonfarben in ihre bezüglichen Räume
eingeschüttet und dann durch Auf- und Abbewegen der Bürsten mittels des Handgriffes
e durch den Siebboden hindurchgestossen. Das
Durchstossen kann mehrmals wiederholt und auch mechanisch durch die Plattenpresse
bewirkt werden.
Textabbildung Bd. 307, S. 34
Herstellung farbiger und gemusterter Platten aus Cement.
Die mechanische Zuführung der Farben durch die Presse
wurde auch bei Farbenfüllvorrichtungen anderer Einrichtung auf verschiedene Weise
versucht.
Textabbildung Bd. 307, S. 34
Fig. 39.Farbenfüllvorrichtung von Degenkolbe und Thomas.
So bringt Degenkolbe und Thomas in Halle a. Saale (D. R.
P. Nr. 39601) seine Farbenfüllvorrichtung über einem rotirenden Formtisch an, deren
Füllbehälter durch Zwischenwände in so viele Kanäle abgetheilt ist als das
herzustellende Muster Farbentöne enthält. Am unteren Ende der Kanäle h sind zwei über einander liegende Schieber b angeordnet, von welchen der obere eine bestimmte
Schicht Farbe von den auf dem unteren Schieber ruhenden Farbsäulen abschneidet. Die
abgeschnittene Farbschicht liegt dann zwischen beiden Schiebern in der Schablone d, die dem herzustellenden Muster entsprechend
eingetheilt ist. Unterhalb der beiden Schieber befindet sich in dem Augenblick
eine Form des rotirenden Tisches in ihrer höchsten Stellung, in welchem der
untere Schieber b zurückgezogen wird. Die Farben fallen
in eine Blechschablone, die auf der Bodenplatte a der
Pressform steht. Die Bewegung der Schieber wird von der Presse aus mittels Excenter
g und Hebel e
bewirkt.
Die Fertigstellung der Cementplatte vollzieht sich in der Weise, dass nach dem
Niedergang der Bodenplatte in ihre tiefste Stellung der Formtisch eine Theildrehung
erfährt und die Form mit Masse ausgefüllt wird. Nach einer weiteren Theildrehung
wird die Platte gepresst und dann in der nächsten Stellung des Formtisches
emporgehoben. Die Platte wird vom Formtisch abgenommen, umgedreht und die feine
Weissblechform, welche die Farben begrenzt, herausgenommen.
Textabbildung Bd. 307, S. 34
Fig. 40.Füllvorrichtung von Thomann
Auch Karl Thomann in Halle a. S. (D. R. P. Nr. 68728)
benutzt zur Herstellung farbiger Platten eine Presse mit rotirendem Formentisch. Die
portionsweise Abgabe der Farben an die Form geschieht hier statt durch Schieber
durch Walzen g, an deren Umfang angeordnete Mulden n bestimmte Färb- bezieh. Materialmengen aus den
Vorrathsbehältern abschneiden. Die Drehung der Walzen wird selbsthätig durch die
Maschine bewirkt. Ausser dieser Steuerung an der Vorrichtung zur selbsthätigen Färb-
und Materialzuführung weist diese Maschine gegenüber der vorbeschriebenen noch
verschiedene Verbesserungen an der Presse selbst auf, indem der Stempel, welcher von
einem Querhaupt bewegt wird, mit einer Einrichtung versehen ist, welche zur Regelung
des Pressdruckes dient.
Textabbildung Bd. 307, S. 34
Fig. 41.Füllvorrichtung von Mohs.
Eine dritte selbsthätige Füllvorrichtung an Pressen mit rotirendem Formtisch betrifft
diejenige von Julius Mohs in Charlottenburg (D. R. P.
Nr. 79340). Die Farbenkanäle sind hier unten durch Siebflächen abgeschlossen. Durch
eine den Kanälen ertheilte zeitweilige Rüttelbewegung bezieh. Erschütterung in
lothrechter Richtung geben die Siebflächen die auf ihnen liegenden pulverförmigen
Farbmaterialien an die einzelnen Fächer der auf den Boden der Pressform aufgelegten
Lehre ab. Die Erschütterung des Streumagazins erfolgt durch das mit wellenförmiger
Umfläche
versehene Rad m1 (Fig. 41), sobald dieses Rad in Umdrehung versetzt wird
und mit seinen Erhöhungen auf den mit der Rolle m2 ausgestatteten Arm m
einwirkt.
Diese einfache Rüttelbewegung genügt nicht, sobald das Farbmaterial zum
Zusammenballen neigt. Es müssen dann Vorrichtungen angewendet werden, welche nicht
allein eine fortschreitende Bewegung des Farbmaterials durch die die Farbenbehälter
unten abschliessende Musterplatte veranlassen, sondern auch gleichzeitig ein
fortwährendes Lockern der Materialien in den Behältern bewirken.
Eine Ausführungsform einer solchen Einrichtung zeigt die Fig. 42 (D. R. P. Nr.
83307).
In die Form vv1v2 sind die Lehren s eingesetzt, während die Musterplatte a1 auf der Form und
diese auf dem Tisch h2
ruht. Ueber der Form ist der Farbenbehälter m1 angeordnet, der so viel Abtheilungen enthält, als
verschiedene Farben in die Form eingestreut werden sollen. In diesen Abtheilungen
bewegen sich durchlochte Platten e2, mit welchen oben die Bolzen e1 und unten die Stifte
a fest verbunden sind. Sämmtliche Bolzen e1 sind an einem
Querhaupt c3 befestigt,
das durch Stangen c1 an
Excentern g1 angelenkt
ist, die auf einer Welle c sitzen und durch Kurbel h in Umdrehung versetzt werden. Dreht man an dieser
Kurbel, so werden die Platten e2 auf- und abwärts bewegt, wobei die Durchlochungen
der Platten e2 das
Zusammenballen der Farben verhüten, während die Stifte a die Farben in die einzelnen Felder der Lehre stossen. Um die Formen
unter der Farbenfüllvorrichtung herausnehmen zu können, ist eine Einrichtung zum
Emporheben dieser Vorrichtung angeordnet. Diese besteht aus dem Hebel c12, welcher durch die
Stange c9 derart mit
dem Excenter c10
verbunden ist, dass beim Niederdrücken des Hebels c12 die Platte c8 und damit die Füllvorrichtung angehoben wird.
Textabbildung Bd. 307, S. 35
Füllvorrichtung.
Bei einer zweiten Ausführungsform dieser Farbenfüllvorrichtung ist der Farbenbehälter
in hoher Lage über der Form angebracht. Die Verbindung zwischen den einzelnen
Abtheilungen des Farbenbehälters und der Form ist durch Gummischläuche
hergestellt.
Bei einer dritten Ausführungsform sind die Rundstäbe, an deren unteren Enden die
Stifte a sitzen, verlängert. Hierbei sind die Rundstäbe
zwischen den Platten e2
und der Musterplatte a1
von Schraubenfedern umgeben. Werden die Platten e2 bewegt, so verhindern diese Schraubenfedern
ein Zusammenbacken oder eine Klumpenbildung der Masse in den Abtheilungen des
Behälters.
Textabbildung Bd. 307, S. 35
Farbenfüllvorrichtung
Bezüglich der Einrichtung der Stifte a sei auf die Fig. 43 bis 46 verwiesen.
Bei der Farbenfüllvorrichtung nach Patent Nr. 91126 wird das Steinmaterial in der
angefüllten Form so weit zusammengepresst, dass ein Raum in der Form zur Aufnahme
des Farbmaterials entsteht. Nachdem dann die Form durch eine Theildrehung des
Formtisches unter die Farbenfüllvorrichtung gebracht ist, wird der so geschaffene
Raum mit Farbmaterial ausgefüllt.
Bei den auf diese Weise hergestellten Steinen bildet die Farbschicht eine starke
Schicht, die der Abnutzung, durch die das Steinmaterial zum Vorschein kommt, lange
Zeit widersteht. Die zur Ausführung des soeben beschriebenen Verfahrens dienende
Einrichtung ist in der Fig.
47 dargestellt. Mit 1 ist der Trichter o bezeichnet, aus welchem die stillstehende Form mit
Steinmaterial gefüllt wird. Die nächste schrittweise Drehung bringt die Form unter
den Presstempel p, der das eingefüllte Material so weit
in der Form zusammenpresst, dass ein Raum zur Aufnahme des Farbmaterials entsteht.
Hierauf gelangt die Form unter den Trichter q, der in
den leeren Raum der Form das Farbmaterial einfüllt. Bei den weiteren schrittweisen
Drehungen wird die so gefüllte Form unter andere Pressen gebracht und der Stein
fertig gepresst.
Zum Bewegen der Einrichtungen dient eine Achse p2, die zeitweilig durch Hebel p1 von der Presse aus
gedreht wird. Bei dieser Drehung wird der Stempel p
mittels auf der Achse angebrachter Daumenscheibe niedergedrückt. Die Schraubenfeder
p3 bringt den
Stempel nach Aufhebung dieses Druckes wieder in die Anfangslage zurück. Bei Drehung
der Achse p2 wird
gleichzeitig der Doppelhebel p4 aus der gezeichneten Stellung in die punktirte
Stellung geschwungen, wodurch er mittels der Stangen p6 die Schieber o1 und q1 an den betreffenden Trichtern öffnet, so dass aus
beiden das Material in die Formen gelangt.