Titel: | Landwirthschaftliche Maschinen.Einiges über Säemaschinen. |
Autor: | Victor Thallmayer |
Fundstelle: | Band 307, Jahrgang 1898, S. 228 |
Download: | XML |
Landwirthschaftliche
Maschinen.Einiges über Säemaschinen.
Von Victor Thallmayer,
Professor an der landwirthschaftlichen Akademie in Ungarisch-Altenburg.
(Fortsetzung des Berichtes S. 201 d.
Bd.)
Mit Abbildungen.
Einiges über Säemaschinen.
Reihensäemaschinen für Dibbelsaat.
Ohne Schwierigkeit kann jede Reihensäemaschine zu einer Dibbelsäemaschine
umgestaltet, nämlich zur Saatbestellung so eingerichtet werden, dass der Same nicht
ununterbrochen, sondern nur auf gewisse, von einander gleichweit abstehende Punkte
der Reihe falle, oder wie man zu sagen pflegt, horstweise.
Zu diesem Behufe ist es nothwendig, dass die Schare mit einem sich öffnenden und
schliessenden Untertheile versehen werden, aus welchem nach Verlauf gleicher
Zeitintervalle je ein paar Korn Samen fallen können.
Textabbildung Bd. 307, S. 228
Fig. 226.Reihensäemaschine für Dibbelsaat.
Diesbezüglich ist es nur nöthig, dass unter die den Samen hinausfallen lassende
Oeffnung des Schares ein Klappenhebel gelegt sei, so dass dessen klappenförmig
gebogenes Ende die Oeffnung zeitweilig verdeckt halten könne.
Dieser Hebel ist zweiarmig und hat seinen Drehungspunkt am gewöhnlichen Scharhebel,
sein klappenförmig umgebogenes Ende greift unter das Auslaufende des Schares, auf
das andere freie Ende des Klappenhebels hingegen wirken die vier Daumen oder Zähne
einer Scheibe ein, die sich auf einer zur Säewelle parallel gerichteten Welle in
Umdrehung befindet. So oft ein Zahn der Scheibe an das Ende des Hebels anschlägt, so
oft öffnet unten die Klappe das Schar und die Körner fallen auf die
Dibbelstelle.
In Fig. 226, welche eine Dibbelmaschine von E. Kühne darstellt, sehen wir die erwähnten auf die
Dibbelhebel einwirkenden Scheiben, sowie die, die gemeinschaftliche Welle dieser
Scheiben in Umdrehung versetzenden Zahnräder durch Schraffirung hervorgehoben, und
um diese Theile besser ersichtlich zu machen, ist das linksseitige Fahrrad
ausgebrochen gezeichnet.
In Fig. 227 ist die Welle, auf der die Regulirscheiben
sich befinden, mit h bezeichnet. Der Winkelhebel dhc dient dazu, die die Welle h treibenden Zahnräder in und ausser Eingriff mit dem Nabenzahnrad zu
bringen.
Die Entfernung der Dibbelstellen in der Reihe hängt von der Drehgeschwindigkeit der
Welle h ab, je schneller sich letztere dreht, um so
öfter treffen in einer gewissen Zeit die Zähne der Dibbelscheibe auf den Dibbelhebel
g, welcher seinen Drehungspunkt im Punkte f hat, und um so öfter öffnet sich unten das Schar oder
was dasselbe ist, um so näher fallen die Dibbelstellen zu einander.
Zur Regulirung der Umdrehungsgeschwindigkeit der Welle h
können auf den Winkelhebel d c verschiedene Zahnräder
aufgesteckt werden and kann auf diese Weise die Entfernung der Dibbelstellen von
einander 12, 16, 20, 24 oder 28 Zoll (81, 42, 52, 62 oder 73 cm) gemacht werden.
Auf den Hebel wirkt, damit er schnell wieder unten die Scharöffnung schliesse,
eine Feder ein, welche diesen, nachdem der Zahn der Scheibe dessen oberes Ende
gestreift hat, wieder in die ursprüngliche Lage zurückschnellt.
Ihrer Form nach unterscheiden sich die zum Dibbeln eingerichteten Reihensäemaschinen
sehr wenig von den eigentlichen Reihensäemaschinen; ihrer Construction nach nur
dadurch, dass die Räderübersetzung eine anders angeordnete ist und dass die
Dibbelschare mit dem Klappenmechanismus ausgestattet sind.
Bei der Anordnung der Räderübersetzung ergibt sich der Unterschied, dass, während bei
den gewöhnlichen Reihensäemaschinen nur am rechtsseitigen Fahrrade eine
Räderübersetzung zum Betriebe der Säewelle vorhanden ist, befindet sich bei den als
Dibbelmaschinen verwendbaren Reihensäemaschinen auch an der linksseitigen
Fahrradnabe ein Zahnradantrieb, welcher die, die Entfernung der Dibbelstellen in der
Reihe regulirende Scheibenwelle in Umdrehung bringt.
Die Dibbelschare unterscheiden sich von den gewöhnlichen nur dadurch, dass dieselben
mit dem Klappenhebel versehen sind (s. Fig. 228
Abbildung 1 und 2).
Hat demnach eine Reihensäemaschine auch linksseitig einen Räderantrieb, und ist
dieselbe mit vier bis fünf Extrascharen mit Klappenhebeln ausgestattet, so kann man
mit derselben nach Nothwendigkeit entweder gewöhnliche Reihen- oder aber Dibbelsaat
ausführen.
Die Säewelle einer solchen Maschine kann eine Löffel-Schöpfräder- oder
Schubräderwelle sein.
Eine der ältesten Dibbelsäemaschinen ist die Kutzer'sche, welche auch gegenwärtig noch von der Firma Umrath und Co. in Prag gebaut wird; Dibbelmaschinen
baut übrigens jede mit der Fabrikation von Säemaschinen sich befassende Fabrik.
Textabbildung Bd. 307, S. 228
Fig. 227.Reihensäemaschine für Dibbelsaat.
Ausser dem Klappenhebelsystem ist noch das Dibbelscheibensystem zu erwähnen, wo die
Dibbelschare derart angeordnet sind, dass unter dem Schartrichter eine mit vier
Zellen versehene und in ein Gehäuse eingeschlossene Scheibe rotirt, so dass nach
jeder Viertelumdrehung der Scheibe auf eine Dibbelstelle Samen fällt (s. Fig. 228 Abbildung 3).
In Fig. 228 sehen wir Dibbelschare nach dem
Klappensystem (Abbildung 1 und 2) und nach dem Kapselsystem (Abbildung 3)
vorgeführt. Die Klappenhebel sind mit K, ihre
Drehpunkte mit O und die, diese zurückschnellenden
Federn mit F bezeichnet. Die Dibbelwelle, auf welcher
sich die, die
Klappenhebel von den Scharen weghebenden Daumenscheiben befinden, ist mit W bezeichnet. Abbildung 3 ist ein Dibbelhebel nach dem
Kapselsystem und ist auch hier die Dibbelwelle mit W
bezeichnet. Die Dibbelwelle wird entweder mit einer Zahnradübersetzung (Fig. 228 Abbildung 4) betrieben oder mit einer
endlosen Kette. Mit N ist das Nabenrad, mit D das an der Dibbelwelle sitzende Zahnrad, mit UU1 die
Uebersetzungsräder bezeichnet. Mit dem Hebel H kann das
Rad U ausser Contact mit N
gebracht und so die Dibbelwelle abgestellt werden. Das eine Ende des Hebels H hat drei Löcher, um verschieden grosse
Uebersetzungsräder U1
aufnehmen zu können, mit diesen correspondiren die Einkerbungen am Stellbügel des
Hebels. Mit G ist der Gestellseitentheil bezeichnet.
Diese Art Zahnradübersetzung wird dann angewendet, wenn die Klappenhebel wie in
Abbildung 1 senkrecht gerichtet sind. Bei liegenden Klappenhebeln wie in Abbildung 2
und bei Dibbelkapseln wie in Abbildung 3 kann die Dibbelwelle W vom Nabenrade N mittels
endloser Kette betrieben werden.
Textabbildung Bd. 307, S. 229
Fig. 228.Reihensäemaschine für Dibbelsaat.
Trotzdem, dass die Dibbelsäemaschinen schon lange bekannt sind, verwendet man doch
noch am häufigsten zum Rüben- und Maisbau gewöhnliche Säemaschinen; es kommt dies
daher, weil die Dibbelsäemaschine, die wir gegenwärtig zur Verfügung haben, keine
eigentliche Dibbelsaat, sondern mehr eine unregelmässige Reihensaat vollführen; die
Körner fallen nämlich nicht alle auf einen Punkt, sondern sie verziehen sich während
des Fallens immer auf einige Centimeter.
Die gewöhnliche Reihensäemaschine ist auch als Marquer zur Markirung der
Dibbelstellen in dem Falle zu gebrauchen, wenn der Same mit der Hand hörst weise
gelegt zu werden hat. In diesem Falle ist es nur nothwendig, nach vorhergegangenem
Walzen die Säemaschine, nachdem die Säeschare auf die entsprechende Weite aus
einander gestellt wurden, nach zwei auf einander senkrechten Richtungen übers Feld
zu führen.
Geschieht bei dieser Gelegenheit das Führen der Maschine mit jener Pünktlichkeit
wie beim Anbau, so werden auf diese Weise die Dibbelstellen schachbrettförmig und so
genau durch die Kreuzungspunkte der Reihen markirt, dass dann das Behacken kreuz und
quer zwischen den Pflanzenreihen mit Hackgeräthen keinerlei Schwierigkeit
unterliegt.
Reihensäemaschinen für den Kartoffelbau.
Jener ausserordentliche Erfolg, der die Einführung der Reihensäemaschinen überall
begleitete, veranlasste die Fabrikanten, für Kartoffelbau treibende Gegenden zum
Anbau dieses Knollengewächses passende Reihensäemaschinen zu bauen.
Dass die Fabrikanten sich hierfür ursprünglich die Löffelsäemaschine zum Vorbild
nahmen, ist natürlich und leicht verständlich; denn es steht dem nichts im Wege,
mit genügend grossen Löffeln aus einem genügend geräumigen Saatkasten,
Erdäpfelknollen in der gleichen Weise zu bauen, wie andere Samen.
Es war somit von der Getreidesäemaschine bis zur Kartoffellegemaschine nur mehr
ein Schritt zu thun, nachdem sich letztere von der ersteren durch nichts zu
unterscheiden brauchte, wie durch grössere Dimension der Löffel und des
Saatkastens; es kann demnach der Säeapparat der Kartoffellegemaschine als eine
vergrösserte Ausgabe der Löffelscheibe betrachtet werden.
In Fig. 229 sehen wir die auf das Princip der
Löffelsäemaschine gebaute Schneitler'sche
Kartoffellegemaschine im Durchschnitte abgebildet, deren an eiserne Arme
befestigte Löffel S, wenn dieselben sich drehen,
aus dem Saatkasten je eine Knolle mitnehmen, um diese in das senkrechte
Saatleitungsrohr fallen zu lassen, durch welches hindurch es in die Saatfurche
fällt.
Die Saatfurche wird durch das unterhalb des Saatleitungsrohres befindliche Schar
A geöffnet, und nachdem in dieselbe die Knollen
hineingefallen sind, decken die Zustreifbleche B
die Furche mit Erde zu.
Textabbildung Bd. 307, S. 229
Fig. 229.Reihensäemaschine für den Kartoffelbau.
Ein Hebel H ist dazu vorhanden, um beim Wenden mit
der Maschine die Schare aus dem Boden heben zu können. Mit G ist jener Hebel bezeichnet, an welchen die die
Säewelle treibenden Zahnräder befestigt sind. Ausserdem dient dieser Hebel zur
Einstellung des Betriebes der Säewelle, wenn es, wie z.B. beim Wenden, nicht
nothwendig ist, dass die Maschine anbaue.
Mit der zweireihigen Schneitler'schen Maschine, die
übrigens gegenwärtig, da die Fabrik in Berlin, welche dieselbe erzeugte,
eingegangen ist, nicht mehr zu bekommen ist, können rundknollige Kartoffeln zur
vollen Zufriedenheit angebaut werden.
Wegen Anbaues mit der Maschine müssen die Kartoffeln auf gleiche
Knollengrösse sortirt werden. Zum Anbaue der langknolligen Kartoffelsorten hat
man Maschinen, deren Säeapparat von der Löffelscheibenform verschieden ist.
Textabbildung Bd. 307, S. 230
Fig. 230.Reihensäemaschine für den Kartoffelbau.
Eine einfache amerikanische Kartoffellegemaschine, mit welcher runde, längliche,
ganze oder zertheilte Knollen angebaut werden können, ist die ältere Maschine
von Robbin, die wir in Fig. 230 abgebildet sehen. Bei derselben legt ein Junge, für den am
rückwärtigen Theile der Maschine ein Sitz vorhanden ist, die Knollen mit der
Hand in eine fächerförmig eingetheilte rotirende Scheibe F einzeln ein. Unter der Scheibe befindet sich in der Bodenplatte ein
Loch, durch welches die Knollen in die Rohrleitung und durch diese hindurch in
die vom Schar C geöffnete Furche fallen. Mit TT und H sind
Zustreifbleche zum Bedecken der Furche bezeichnet. Rechts und links von der
Scheibe F befindet sich, wie aus der Abbildung zu
entnehmen, Raum genug zum Aufstapeln einer grösseren Quantität der anzubauenden
Knollen. Mit G ist ein Behälter für Kunstdünger
bezeichnet, welcher in die vom Vorschar N geöffnete
Vorfurche fällt (Reihendüngung). J ist ein Eisen
zum Vorzeichnen (Markiren) der nächsten Reihe.
Eine amerikanische Kartoffellegemaschine, welche die Knollen zugleich in Stücke
schneidet, ist die von True.
Reihensäemaschinen zum Düngerstreuen.
Vor nicht gar zu langer Zeit noch, als die Landwirthe zum Düngen ihrer Felder
ausser gewöhnlichem Stallmist, welcher sich mit einfachen Handgeräthen leicht
gleichmassig vertheilen lässt, kaum etwas anderes gebrauchten, war kein
Interesse für und Nachfrage nach Düngerstreumaschinen vorhanden.
Unter den jetzigen Verhältnissen steht es in dieser Beziehung anders, die
Landwirthe von heute verwenden neben Stalldünger auch andere künstliche
Düngemittel, zu deren gleichmässiger Ausstreuung sie keine entsprechenden
Handgeräthe besitzen, weshalb sie auf solche Maschinen, welche den Kunstdünger
gleichmässiger, als dies von Hand aus möglich ist, ausstreuen, angewiesen sind,
ganz abgesehen davon, dass manche Kunstdünger, wie z.B. Superphosphat, die
Hände, Augen und die Kleidung der Arbeiter angreifen, und von diesen daher nur
mit Widerwillen mit der Hand gestreut werden.
Trockener Kunstdünger – vorausgesetzt, dass derselbe pulver- oder kornförmig ist
– kann auch mit einer gewöhnlichen Säemaschine gestreut werden, feuchter
Kunstdünger hingegen, nachdem derselbe sich zu kleineren oder grösseren Knollen
zusammenballt, oder zu einer schmierigen Masse wird, kann mit einer gewöhnlichen
Säemaschine nicht ausgestreut werden; zum Ausstreuen solcher Dünger gibt es
specielle Düngerstreumaschinen, welche sich nicht so sehr ihrer Form, als wie
ihrer inneren Einrichtung nach, von den gewöhnlichen Säemaschinen
unterscheiden.
Die Düngerstreumaschinen können mit einem oder zwei Streukasten versehen
sein; die mit einem Kasten versehenen bilden die eigentlichen
Düngerstreumaschinen, welche sowohl zur gewöhnlichen als auch zur Kopfdüngung
verwendet werden können; die mit zwei Kasten versehenen, welche aus einem Kasten
Saat, aus dem anderen Dünger streuen können, lassen sich auch zur gleichzeitigen
Bestellung von Düngung und Saat verwenden.
Textabbildung Bd. 307, S. 230
Fig. 231.Reihensäemaschine zum Düngerstreuen.
Die mit zwei Kasten versehenen Maschinen sind eigentlich nichts anderes als mit
Düngerstreuern combinirte Säemaschinen. Da sie als solche gewissermaassen auch
zu den Reihensäemaschinen gehören, wollen wir einige derselben näher
beschreiben.
Nachdem in manchen Fällen, wie z.B. bei grosser Reihen weite, das Einstreuen des
Düngers in die Reihe logischer erscheint, als das breitwürfige Ausstreuen
desselben, so sind die meisten mit Düngerstreuapparaten combinirten Säemaschinen
derart eingerichtet, dass man nach Belieben mit denselben den Dünger in Reihen
oder aber breitwürfig streuen kann.
Die in Fig. 231 abgebildete, mit einem
Düngerstreuapparat combinirte Säemaschine wird von Anton
Reissenzahn in Prag-Bubna gebaut. Es befindet sich bei derselben der
Düngerstreuapparat, dessen Kasten aus einem gossenförmigen Theil A und einem trogförmigen Theil B besteht, hinter dem Saatkasten.
Textabbildung Bd. 307, S. 230
Fig. 232.Reihensäemaschine zum Düngerstreuen.
Den Dünger streut aus dem Troge B ein Rüttelwerk,
welches mit dem über das Nabenzahnrad gleitenden Rüttelarm D den klappenförmigen Boden J des Troges B in rüttelnde Bewegung
versetzt, so dass der Dünger längs einer schmalen Spalte herausfallen kann.
Soll nun, wie z.B. beim Rübenbau, der Dünger in die Reihen eingestreut
werden, so wird unter den Trog B ein
Vertheilungskasten C gehängt, welcher durch in
denselben eingesetzte prismatische Hölzer von dreieckigem Querschnitt in so viel
Abtheilungen getheilt ist, als Schare vorhanden sind.
Wird nur verlangt, dass der Dünger breitwürfig falle, so wird der
Vertheilungskasten C einfach abgenommen.
Damit im Streuen keine Unterbrechung eintrete, darf der Trog B nie ganz leer werden, und, um dies zu verhindern,
wird die Gosse A immer genügend mit Dünger gefüllt
erhalten, um von dort, wenn nöthig, etwas nach dem Troge B hinüber zu bekommen, nämlich, wenn der die Maschine begleitende
Arbeiter sieht, dass in dem Troge B nicht von
selbst aus A der Dünger nachrutscht, so hilft er
mit der Hand oder einem Stocke nach.
Soll mit der Maschine nur Saat angebaut werden, so kann man den Düngerapparat
ganz herunternehmen.
Der aus der Abbildung ersichtliche Hebel H dient zum
Ausheben des Rüttelhebels D, wenn mit der Maschine
an den Feldenden gewendet wird.
Die in Fig. 232 abgebildete Maschine wird von Franz Melichar in Brandeis a. d. Elbe gebaut.
Auf der linken Seite der Abbildung sehen wir eine mit gewöhnlichen Scharen
versehene Reihensäemaschine, welche breitwürfig Dünger streuen kann, auf der
rechten Seite der Abbildung hingegen sehen wir die Maschine mit Dibbelscharen
ausgestattet und zum Einstreuen des Düngers in die Reihen hergerichtet.
Bei dem breitwürfigen Streuen des Düngers muss die Klappe D quer über den Streukasten E gelegt
sein, damit nämlich der durch die Stachelwalze B
aus dem Düngerkasten A abgeschabte Dünger seinen
Weg auf das Gleit- und Vertheilbrett F nehmen und
längs diesem auf die Oberfläche des Bodens fallen könne.
Beim Einstreuen des Düngers in die Reihen muss die Klappe D vom Streukasten E abgehoben und gegen
das Gleitbrett F gestellt sein, sonst könnte der
Dünger nicht in die hölzernen Düngerleitungsrohre laufen, die unten mit
Eisenscharen versehen, zu seiner Aufnahme eine Furche im Boden ziehen. Die mit
E bezeichneten Düngerschare, nachdem dieselben
mit den Saatscharen auf einem Hebel sich befinden, werden beim Wenden mit
letzteren gemeinschaftlich aus dem Boden gehoben.
Die mit C bezeichnete Schiene dient zur Einstellung
der Klappe D; mit dem Hebel K werden die Schare aus dem Boden gehoben, mit dem Hebel J endlich kann der Düngerstreuapparat in und ausser
Betrieb gesetzt werden.
Textabbildung Bd. 307, S. 231
Fig. 233.Reihensäemaschine zum Düngerstreuen.
Bei der Maschine von Melichar ist der Bodentheil des
Düngerbehälters A nicht unveränderlich fix
befestigt, sondern in steter Bewegung gegen den Stachelcylinder oder sonstigen
Schabe- oder Streucylinder B, und zwar deshalb,
damit derselbe im Dünger immer schaben könne und so im Streuen keine
Unterbrechung eintrete. In dem Maasse als Dünger durch die Streu welle
abgeschabt wird, rückt der Inhalt des Düngerkastens gegen dieselbe vor, wodurch
dann die schabenden Theile des Streucylinders in stetem Contact mit dem Dünger
bleiben. Den Kasten A mit seinem Inhalt bewegt
eine durch Zahnradübersetzung angetriebene Spindel nach vorwärts.
Damit in den Kasten A Künstdünger eingefüllt werden
könne, muss die Blechkappe G nach links umgelegt
und die Klappe H aufgemacht werden, wie dies in
Fig. 233 ersichtlich gemacht erscheint.
Eine typische combinirte Düngerstreumaschine mit zwei Streukasten, die,
ursprünglich von Clayton-Shuttleworth in Wien,
gegenwärtig nicht mehr gebaut wird, ist die nach Patent Waschatko, bei welcher aus dem hinteren Kasten Rübenkerne, aus dem
vorderen hingegen Dünger in die Reihen gestreut wurde.
Bei den mit zwei Streukasten versehenen Maschinen wird die Säewelle im Saatkasten
gewöhnlich vom rechtsseitigen Fahrrade, die Streuwelle im Düngerkasten
gewöhnlich vom linksseitigen Fahrrade getrieben.
Allgemeine Verbreitung haben die mit Düngerstreuern combinirten Drills, obwohl in
den letzten zwei Jahrzehnten ausser jener von Waschatko auch die von Bruns, Gower, Moravek,
Bertel u.a. aufgetaucht sind, nicht gefunden, gewöhnlich verwendet man
dieselben nur in Rübenbauwirthschaften; sie werden nach verschiedenen Systemen
gebaut und ist gegendweise bald das eine, bald das andere System mehr
verbreitet.
Düngerstreumaschinen wurden in England schon vor 50 Jahren gebaut und zwar
gleichzeitig mit den ersten Reihensäemaschinen; aber trotzdem, dass die
Düngerstreumaschinen mit den Reihensäemaschinen aus einer Zeitepoche herstammen,
haben dieselben bei weitem nicht jene Verbreitung gefunden wie letztere, was am
besten der Umstand beweist, dass, während man gegenwärtig die Reihensäemaschinen
allgemein und überall anwendet, die Düngerstreumaschinen nicht nur nicht
allgemein angewendet, sondern stellenweise nur dem Hörensagen nach gekannt
sind.
In den letzten Jahrzehnten hat besonders in Deutschland die Kunstdüngung einen
grossen Aufschwung genommen und deshalb wurde um die Vervollkommnung der
Düngerstreumaschinen, besonders der selbständigen, mit einem Streukasten
versehenen, dort sehr viel gethan; für Ungarn haben besonders die böhmischen
Fabrikanten sich die Erzeugung der Düngerstreumaschinen angelegen sein lassen,
was auf den in Böhmen betriebenen intensiven Rübenbau zurückzuführen ist, und
demzufolge dort sowohl in die Reihe düngende, als auch den Dünger auf die
Oberfläche streuende Maschinen gebaut werden.
Mit Ausnahme von England wurde ausser in Deutschland und Böhmen in den übrigen
europäischen Ländern wenig in Düngerstreumaschinen gemacht, sowohl was Bau als
auch Verwendung anbelangt.
(Fortsetzung folgt.)