Titel: | Elektrotechnik.Elektrische Oefen. |
Fundstelle: | Band 307, Jahrgang 1898, S. 255 |
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Elektrotechnik.Elektrische Oefen.
(Fortsetzung des Berichtes S. 231 d.
Bd.)
Mit Abbildungen.
Elektrische Oefen.
Zur Elektrolyse von geschmolzenem Chlorzink ist von W.
Borchers ein der Firma Fr. Hornig in Dresden
und Taucha-Leipzig patentirter Apparat erfunden worden, der gleichfalls eine Heizung
der feuerflüssigen Schmelze von aussen gestattet, ohne dabei einen Angriff derselben
oder ihrer Zersetzungsproducte auf die Gefässwandungen befürchten zu lassen. Der in
Fig. 33 dargestellte Ofen besteht aus einem
grossen Behälter k, der in eine Feuerung eingehängt
ist. In diesen ist das eigentliche Elektrolysirgefäss z
aus Blei in einer Sandschicht eingebettet. Die Sandfüllung hat den Zweck, die Wärme
der Feuerung anfangs zu massigen und zu vertheilen, später aber, wo man die
Befeuerung von aussen fast gänzlich entbehren kann, die durch den elektrischen
Strom erzeugte Wärme möglichst zusammen zu halten, m
ist die Kathode, ein aus dünnem Zinkblech hergestellter Einsatz, der mit der Leitung
n verbunden ist. Der Rand des Gefässes z ist nach Art eines hydraulischen Verschlusses
vertieft gestaltet und von einem Gerinne g umgeben, dem
durch das Rohr l Kühlwasser zugeführt werden kann, das
an der entgegengesetzten Seite durch das Rohr f wieder
abfliesst. Der Deckel d, der bei kleineren Abmessungen
des Apparates aus Chamotte, bei grösseren aus Blei besteht, trägt die Kohleanoden
a, die gegen den Deckel d durch Ringe i isolirt sind, r ist die gemeinschaftliche positive Stromzuführung.
Der Deckel besitzt ausserdem noch eine Oeffnung x zum
Abführen des durch die Elektrolyse erzeugten Chlors, sowie eine zweite zum
zeitweisen Nachfüllen von Zinkchlorid.
Textabbildung Bd. 307, S. 255
Fig. 33.Ofen zur Elektrolyse von geschmolzenem Chlorzink von
Borchers.
Den Arbeitsgang gibt Borchers in seiner Elektrometallurgie, II. Auflage S. 295, wie folgt
an:
„Bei Inbetriebsetzung des Apparates schmilzt man zunächst so viel Chlorzink in
demselben ein, dass der Behälter z bis über die
Nuth am Rande mit der Schmelze gefüllt ist, setzt dann den Zinkeinsatz m ein und dann den Deckel d; letzteren aber nicht ganz bis auf den Boden der Nuth, hält ihn hier
vielmehr in der Schwebe und lässt nun Wasser in die Rinne g einfliessen, so dass sich eine erstarrte
Salzkruste s in der Nuth und auf dem oberen Rande
des mit der Schmelze gefüllten Apparattheiles bildet. Nun beginnt sofort die
Elektrolyse. Bei der grossen Stromdichte (1000 Ampère auf 1 qm Kathodenfläche)
wird nun genug Wärme erzeugt, dass man die Feuerung fast vollständig entbehren
kann. Bei grösseren Apparaten hält man das Feuer nur so weit im Gange, als zur
Vermeidung von zu starker Abkühlung des Apparates nöthig ist, man schliesst
daher die Fuchsschieber fast vollständig und hält auch die Thür des Aschenraumes
geschlossen.
Während der Elektrolyse setzt sich das Zink auf dem nicht von erstarrter Schmelze
bedeckten Theile des Einsatzes m ab, während das Chlor
aus der Oeffnung x entweicht. Dem Verbrauch der
Schmelze entsprechend wird von Zeit zu Zeit Chlorzink nachgegeben, um das Niveau der
Schmelze auf seiner ursprünglichen Höhe zu erhalten.
Hat der Zinkniederschlag die gewünschte Stärke erreicht, so hört man auf, den
Gefässrand zu kühlen und hebt den Deckel, sobald er locker geworden ist, ab. Zur
Fortsetzung des Betriebes braucht man nur eine frische Kathode einzusetzen, um dann,
wie soeben beschrieben, weiter arbeiten zu können. (D. R. P. Nr. 85813.)
Borchers hält für die Zinkgewinnung die Elektrolyse des
geschmolzenen Zinkchlorids für wesentlich zweckmässiger als die von wässerigen
Lösungen. Bei gleichem Verbrauch an elektrischer Kraft kann man in ersterem Falle in
einem kleinen Apparate ebensoviel Zink niederschlagen, wie in 5 bis 10 grösseren
Apparaten mit wässerigen Zinklösungen. Diaphragmen, wie sie bei wässerigen Lösungen
nothwendig sind, sind hier überflüssig. Das erhaltene Zink lässt sich ohne
Schwierigkeit und Verlust umschmelzen.
Die Schwierigkeiten bei der Darstellung von reinem Natrium haben bereits vor längerer Zeit eine Darstellungsmethode für
dieses Metall entstehen lassen, die wesentlich leichter zur Gewinnung dieses
Alkalimetalles in reinem Zustande führt. Schon Davy
benutzte im Anfange dieses Jahrhunderts diesen Kunstgriff, um das durch Elektrolyse
ausgeschiedene Leichtmetall der Wiederauflösung durch den Elektrolyten zu entziehen,
indem er Quecksilber als Kathode benutzte und so durch Elektrolyse eine
Quecksilber-Alkalimetall-Legirung erzeugte, aus der das Alkalimetall leicht
abgeschieden werden konnte. Das Lösungsvermögen des Quecksilbers für die
Alkalimetalle ist indessen bei gewöhnlicher Temperatur nur ein geringes, demzufolge
auf diese Weise nur sehr arme Alkali-Legirungen gewonnen werden können. Diese
Darstellungsmethode hat deshalb bis heute zu keinem praktischen Erfolg geführt.
Wesentlich aussichtsvoller scheint eine neuerdings gefundene Abänderung dieses
Verfahrens zu sein. Es werden statt Quecksilber geschmolzene Metalle als Kathode
verwendet und die Elektrolyse demgemäss auch als schmelzflüssige durchgeführt.
Besonders eignen sich Blei und Zinn hierfür, deren erheblich grösseres
Lösungsvermögen für Alkalimetalle übrigens schon längere Zeit bekannt war. Dennoch
scheinen erst im J. 1889 die ersten erfolgreichen Versuche zur Herstellung solcher
Legirungen unternommen worden zu sein. RogersProceedings of the
Wisconsin Natural History Society, 1889 (nach Richards Aluminium). berichtet
darüber Folgendes: „Während der letzten 3 Jahre (1886 bis 1889) habe ich viele
Versuche angestellt, Chlornatrium unter Benutzung geschmolzener Kathoden
(besonders aus Blei) zu elektrolysiren. Blei, Zink, Cadmium, Zinn und Antimon
legiren sich leicht mit Natrium. Ein Theil des letzteren kann durch Destillation
aus diesen Legirungen auch wieder ausgeschieden werden. Bei einem Versuche wurde
ein Strom von 33 Volt und 77 Ampère 2 Stunden lang durch zwei hinter einander
geschaltete Tiegel geleitet, von denen jeder 14 k Salz, der erste 0,104 k Zinn
und der zweite 0,470 k Blei als Kathodensubstanz enthielt. Als Anoden dienten
Kohlestäbe. Nach Beendigung der Elektrolyse und Untersuchung der abgekühlten
Tiegelinhalte stellte sich heraus, dass eine Blei-Natrium-Legirung mit 17 Proc.
Natrium und eine Zinn-Natrium-Legirung mit 45 bis 50 Proc. Natrium entstanden
war.“
Diese Methode ist denn auch verschiedentlich benutzt worden. Indessen hat auch hier
die leidige Apparatenfrage den Erfindern viele Schwierigkeiten bereitet. Wiederholt
sind von Vautin in London VorschlägeEnglisches Patent Nr. 13568 von 1893, Nr. 20404
von 1898 und D. R. P. Nr. 81710. für geeignete
Elektrolysirgefässe gemacht worden. Einer seiner Apparate ist in Fig. 34 abgebildet, b ist
der Kessel und zugleich die Kathode aus Gusseisen oder Schmiedeeisen, in dessen
unterem Theile sich ein Bad a aus Blei oder Zinn
befindet. Zum Schütze gegen den feuerflüssigen Elektrolyten, der aus dem Chlorid des
zu zersetzenden Alkalimetalles besteht, ist der Kessel b, soweit er nicht von dem Schwermetall bedeckt ist, mit einer
nichtleitenden widerstandsfähigen Masse c ausgekleidet,
h ist der als Anode dienende Kohlestab, umgeben von
einem feuerfesten Rohr k, das die gasförmigen
Zersetzungsproducte abführt. Eigenartig und Gegenstand des D. R. P. Nr. 81710 ist
eine Einrichtung zum zeitweisen Ablassen der durch die Elektrolyse erzeugten
Alkali-Schwermetall-Legirung a. In den Kessel b ist von unten ein siphonartig umgebogenes Rohr l eingesetzt, das ausserhalb des Kessels von
spiralförmigen Windungen eines Rohres m umgeben ist.
Durch letzteres kann eine Kühlflüssigkeit geführt werden, deren Zufluss durch einen
Hahn n geregelt wird.
Den Betrieb gibt Vautin folgendermaassen an:
Während der Elektrolyse wird der Hahn n geöffnet und die
Kühlflüssigkeit beständig durch das Rohr m strömen
gelassen, wodurch das Ablassrohr l so stark gekühlt
wird, dass die flüssige Metallmasse a in dem Rohre l erstarrt. Ist in dem Kessel b genügend Metall abgeschieden, so wird der Hahn n ganz oder theilweise geschlossen. Das Rohr l erwärmt sich demzufolge bald so weit, dass die in ihm erstarrte
Metallmasse flüssig wird und in untergestellte Gefässe p abfliesst. Im geeigneten Momente muss der Hahn n wieder geöffnet werden, um von Neuem durch Erstarren des ausfliessenden
Metalles einen vorübergehenden Verschluss herbeizuführen.
Textabbildung Bd. 307, S. 256
Fig. 34.Vautin's Apparat.
Um eine Oxydation der ausfliessenden Legirung zu verhüten, führt Vautin um dasselbe aus einer Düse d einen Strahl eines neutralen oder reducirenden
Gases.
Von Hulin in Modane (Savoyen) ist ein Verfahren und
Apparat zu nennen, mit dem es gelingen soll, selbst solche Legirungen der
Leichtmetalle mit Schwermetallen, wie z.B. Eisen, Nickel und Kupfer, die nur geringe
Neigung zu den ersteren besitzen, herzustellen. Hulin
behauptet, derartige Legirungen dadurch zu erzeugen zu vermögen, dass er nicht wie
bisher die Schwermetalle in flüssiger Form als Kathode anwendet und das Leichtmetall
durch Elektrolyse auf bezieh. in jenen abscheidet, sondern dass er auch das
Schwermetall aus seinen in der Schmelze befindlichen Salzen abscheidet und beide,
das Leichtmetall und das Schwermetall, an der Kathode im nascirenden Zustande mit
einander in Berührung bringt. Hulin behauptet, dass in
diesem Falle eine vollständige Durchmischung und dauernde Vereinigung beider erzielt
würde.
Fig. 35 veranschaulicht den von Hulin erfundenen Elektrolysirapparat, der wie der Vautin'sche aus einem eisernen, die Kathode abgebenden
Kessel a mit gegen die Schmelze widerstandsfähiger
Ausfütterung s aus Magnesia o. dgl. besteht und von
aussen beheizbar ist. Durch den Deckel d führen zwei
verschiedene Arten von Anoden, der Kohlestab j und die
Metallstäbe k, aus dem zu legirenden Schwermetall;
statt letzterer kann auch, falls das Schwermetall bei der Schmelztemperatur des
Elektrolyten b schon flüssig werden sollte,
durch ein Rohr i flüssiges Schwermetall in den Napf l eingebracht werden, das dann durch das mit der
positiven Leitung verbundene Rohr i zur Anode wird. Der
Elektrolyt besteht aus dem Halogensalz eines Leichtmetalles.
Textabbildung Bd. 307, S. 257
Fig. 35.Hulin's Elektrolysirapparat.
Den Arbeitsgang denkt sich Hulin folgendermaassen:
Sobald das Halogensalz durch die Feuerung in Schmelzfluss gerathen ist, wird der
Stromkreis geschlossen. Die Zersetzung des Leichtmetallsalzes, etwa des
Chlornatriums, beginnt; auf dem Boden des Gefässes a
scheidet sich zunächst nur Leichtmetall ab, das aber vorläufig wohl in Folge seines
geringen specifischen Gewichtes aufsteigen und sich im oberen Theile des Kessels mit
dem Anion wieder vereinigen wird. Eine dem ausgeschiedenen Leichtmetall
entsprechende Menge Chlor scheidet sich an der Kohleanode j ab und kann durch Rohr c abgeführt werden.
Neben dieser Zersetzung des Leichtmetalles verläuft ein zweiter elektrolytischer
Process. An den Anoden k aus dem zu legirenden
Schwermetall tritt gleichfalls Chlor auf und löst eine entsprechende Menge desselben
als Chlorid auf, die sich sofort in dem schmelzflüssigen Alkalibade vertheilt. Durch
die gleichzeitig auf dieses einwirkende Elektrolyse wird zur selben Zeit am
negativen Pole Leicht- und Schwermetall ausgeschieden. Beide treffen somit in statu
nascendi zusammen und vereinigen sich trotz geringer gegenseitiger Affinität
vollständig. Trotzdem hält aber der Erfinder eine Rührvorrichtung v für nothwendig, die durch ihre Bewegung während des
Verfahrens die Homogenität der ausgeschiedenen Legirung aufrecht erhalten soll.
Durch eine geeignete Regelung des die Kohleanode j und
die Schwermetallanoden k bezieh. i passirenden Stromes ist es möglich, das Verhältniss
von Leicht- und Schwermetall in der erzeugten Legirung zu regeln. Wird nur Strom
durch die Kohleanode geschickt, so löst sich Schwermetall nur in kaum nennenswerthen
Mengen auf und an der Kathode wird demgemäss auch nur Leichtmetall ausgeschieden.
Die Menge des an den Schwermetallanoden k bezieh. i erzeugten Chlorids ist direct proportional den durch
sie hindurchgesandten Strommengen. Demgemäss ist auch der Gehalt des Bades an diesem
Chlorid ein verschiedener, nach dem sich wiederum die Menge des durch die
Elektrolyse ausgeschiedenen Schwermetalles richtet. Hulin versieht demgemäss die Schwermetallanode mit besonderen Widerständen
und mit Ampèremetern. Auch könnte sowohl die Kohleanode, wie auch die
Schwermetallanoden mit je einer besonderen Elektricitätsquelle verbunden werden. (D.
R. P. Nr. 79435.)
Sowohl Vautin als auch Hulin ignoriren vollkommen die bereits mehrfach erwähnten Schwierigkeiten,
die aus der mangelnden Widerstandsfähigkeit der Materialien, aus denen die
Schmelzgefässe bestehen, gegen die Schmelze aus Alkali- oder Erdalkalimetallchlorid.
Auch Ausfütterungen aus Magnesia, wie sie von ihnen vorgeschlagen werden,
ermöglichen keinen continuirlichen Betrieb. Der praktische Werth der vorgeschlagenen
Apparate ist, da nur ein Dauerbetrieb von Werth ist, ein geringer.
Textabbildung Bd. 307, S. 257
Fig. 36.Apparat zur Herstellung von Legirungen von Borchers.
Um so werthvoller scheint ein von Borchers für die
Herstellung der in Frage stehenden Legirungen vorgeschlagener Apparat zu sein.Borchers,
Elektrometallurgie, II. Aufl. S. 69 u. ff. Englisches Patent Nr.
21822 von 1894; Amerikanisches Patent Nr. 544153. Derselbe ist in
Fig. 36 dargestellt. Das Schmelz- und
Elektrolysirgefäss k ist aus Eisen, setzt sich aus
einem kurzen Cylinder und einem umgekehrten Hohlkegel zusammen, der unten in ein
seitlich aufsteigendes Ausflussrohr x ausläuft. Die
Innenwand des konischen Theiles des Behälters k ist mit
einer grösseren Anzahl von umlaufenden Rinnen versehen. Die oberste Rinne ist
grösser als die übrigen gestaltet und steht durch ein Rohr r mit einem Schmelzkessel e in Verbindung, in
dem das zu legirende Schwermetall (Blei oder Zinn) geschmolzen wird. Aus diesem
tritt das geschmolzene Metall in die oberste Rinne und aus ihr, dem weiteren
Zuflüsse entsprechend, nach einander in die tiefer liegenden Rinnen. Während seines
Herabfliessens, wobei es gewissermaassen die Oberfläche der Kathode k bildet, kommt es mit dem durch den elektrischen Strom
aus der Alkalichloridschmelze a auf der Kathode k ausgeschiedenen Alkalimetall in sehr innige und lange
Berührung und findet so vollauf Zeit, sich mit diesem zu legiren. Die fertige
Legirung sammelt sich auf dem Boden des Elektrolysirgefässes an, steigt in dem Rohre
x auf und gelangt in den Sammelbehälter s, aus dem sie nach Belieben, ohne den Process
unterbrechen zu brauchen, entnommen werden kann. In gleicher Weise kann der Behälter
e in Zwischenpausen mit. Schwermetall und das
Elektrolysirgefäss k durch eine besondere Deckelöffnung
mit Alkali- bezieh. Erdalkalichlorid beschickt werden. Ein Angriff des Halogens oder
der Schmelze auf die Innenwand des Behälters e, der aus
Eisen besteht, wird durch Anordnung eines Kühlrohres um den oberen Theil desselben
verhindert, ähnlich wie dies bereits bei dem Apparate von Hornig (D. R. P. Nr. 85813) beschrieben wurde.
Bei einem inneren Durchmesser des Behälters k von
45 cm eignet sich der Apparat für Ströme von 300 Ampère, entsprechend einer
Stromdichte von 5000 Ampère für 1 qm Kathodenfläche. Die Stromspannung beträgt 6 bis
8 Volt.
Textabbildung Bd. 307, S. 258
Fig. 37.Apparat, um durch die Zersetzung des geschmolzenen
Natronsalpeters metallisches Natrium, Salpetersäure und Sauerstoff zu
gewinnen.
Nach Versuchen von Gerardin (Comptes rend., 1861 Bd. 53 S. 728) sollen sich schmelzflüssige
Alkalinitrate durch den elektrischen Strom derart zerlegen, dass an der Anode
Sauerstoff, an der Kathode Alkalimetall und Säureradical (NO2) frei wird. Neueren Versuchen von James Douglas Darling und Harry
Clarence Forrest in Philadelphia zufolge soll hingegen Natriumnitrat bei
seiner Zersetzung im schmelzflüssigen Zustande an der Kathode nur Natrium und an der
Anode Sauerstoff und Stickstoffdioxyd (NO2), das
Säureradical der Salpetersäure (NO2 + HO = HNO3) ergeben. Es wurde von ihnen geschlossen, dass es
dann möglich sein müsse, durch die Zersetzung des geschmolzenen Natronsalpeters
metallisches Natrium, Salpetersäure und Sauerstoff zu gewinnen. Weitere Versuche
bestätigten dies und führten zur Erfindung des nachstehenden Verfahrens und
Apparates.
Der Behälter a (Fig. 37),
aus einem durch geschmolzenen Salpeter nicht angreifbaren Metall (wofür die Erfinder
Aluminium vorschlagen) bestehend, bildet die Kathode. Durch Zwischenwände d ist er in zwei oder mehrere Abtheilungen getheilt.
Jede Abtheilung enthält eine Anode f, die durch den
Deckel b luftdicht eingehängt ist. Um jede Anode
befindet sich eine Glocke g aus Aluminium o. dgl., die
auf ihrer Aussenseite, soweit eine Berührung mit dem ausgeschiedenen auf der
Schmelze schwimmenden Natrium zu fürchten ist, eine Isolirmasse i trägt. Durch eine grosse Anzahl kleiner Oeffnungen
o, die nach innen ansteigen, soll die Stromleitung
durch den Elektrolyten gefördert werden. Die an der Anode abgeschiedenen Gase (NO2 und O) werden durch Kanäle k nach aussen abgeführt.
Das zu zersetzende Natriumnitrat wird durch das Einfüllrohr r eingebracht und durch äussere Beheizung geschmolzen. Nachdem alles
eingebrachte Material geschmolzen ist, wird die äussere Befeuerung gemässigt und der
Stromkreis geschlossen. Die aus den Anodenräumen austretenden Gase werden in Wasser
geleitet, wobei Salpetersäure entsteht und Sauerstoff, der für sich verwendet werden
kann, entweicht. Auf der Oberfläche der Schmelze scheidet sich in den Kathodenräumen
Natrium ab, das durch eine Oeffnung s in
Intervallen abgestochen wird. (D. R. P. Nr. 83097.)
An dem Apparate zur Elektrolyse im Schmelzfluss von Pierre
Dronier in Paris bietet die Anordnung der Elektroden manches Eigenartige.
Um möglichst wenig Durchbohrungen in dem Deckel des Schmelzgefässes, die zu
Undichtheiten Veranlassung geben, zu haben, sind sämmtliche Elektroden im Innern des
Deckels aufgehängt und nur die Stromzuleitungen führen durch den Deckel.
Fig. 38 und 39 zeigen die genauere
Einrichtung des Dronier'schen Apparates. Der Deckel b wird von zwei Stangen c
und c1 durchsetzt, an
welche die Kabel n bezieh. n1 angeschlossen sind. Der Stab c ist mit einem Ring r
leitend verbunden, welcher auf einem Ansätze d des
Deckels b aufruht. Desgleichen ist der Stab c1 mit einem von den
Ansätzen d1 des Deckels
gestützten Ring r1
leitend verbunden. Während der Ring r durch unter sich
parallele Stäbe g zu einem Rost vervollständigt wird,
geschieht dieses bezüglich des Ringes r1 durch Stäbe g1. Die Ringe r und r1 sowie die Stäbe g und g1 sind aus leitendem Material; beide Systeme sind
gegen einander gut isolirt. An den Stäben g hängen die
Kathoden h, an den Stäben g1 die Anoden h1. Die Abdichtung der Stangen c und c1 in dem Deckel erfolgt durch die Stopfbüchsen e. (D. R. P. Nr. 91897.)
Textabbildung Bd. 307, S. 258
Apparat zur Elektrolyse im Schmelzfluss von Dronier.
Hans H. Frei in Hirzel (Schweiz) schlägt Verbesserungen
an den bisherigen Anoden für die feuerflüssige Elektrolyse, die gewöhnlich aus Kohle
bestehen und von oben in das Bad eingeführt werden, vor. Die Stromzuführung erfolgt
mit Rücksicht auf die starke Hitze meistens an dem oberen Ende durch eine
Metallfassung. Der elektrische Strom muss somit den ganzen Kohlestab der Länge nach
durchlaufen, bis er an seine eigentliche Wirkungsstelle im Bade gelangt. Bei dem
verhältnissmässig hohen Leitungswiderstande der Kohle verursacht dies einen
beträchtlichen Spannungs- und Energieverlust. Verlegte man die Zuleitung für den
Strom tiefer nach unten, so sank zwar der Widerstand der Kohle, aber durch die
intensive Hitzestrahlung des Elektrolyten, z.B. bei der Darstellung von Aluminium
aus geschmolzener Thonerde bestehend, würde die metallene Elektrodenfassung sehr
bald zerstört.
Frei schlägt nun vor, für die Elektrodenfassungen grosse
Metallmassen zu verwenden und dieselben gut zu kühlen. Dieselben können dann sehr
nahe über der Oberfläche des geschmolzenen Elektrolyten, d.h. also an dem unteren
Ende des Kohlestabes angeordnet werden, ohne ein Abschmelzen derselben befürchten zu
brauchen. In Folge des ausserordentlich grossen Wärmeleitungsvermögens der Metalle,
in Folge dessen die auf ihrer unteren Seite empfangene Hitze beständig an die
übrigen Theile der schweren Fassung abgeführt wird, genügt schon in den meisten
Fällen die an dem Metall vorbeiströmende Luft des Arbeitsraumes zur Kühlung
vollständig. Die Fassung kann sogar theilweise in den geschmolzenen Elektrolyten
ohne Schaden zu nehmen eintauchen. Durch den rapiden Wärmeumsatz in dem massiven
Metallstück bildet sich nämlich auf den eingetauchten Theilen der Metallfassung eine
erstarrte Kruste des Elektrolyten, die das Metall vor einer Zerstörung bewahrt.
Erscheint eine Kühlung der Elektrodenfassung lediglich durch die Luft nicht
ausreichend, so kann dieselbe z.B. durch eingegossene Röhren, durch die eine
Kühlflüssigkeit circulirt, noch intensiver gekühlt werden.
Die Elektrodenfassung von Frei hat ausserdem den
Vortheil, dass sie ein Verbrennen der Anode ausserhalb des Bades verhindert. (D. R.
P. Nr. 70371.)
Henry Blackman in New York verwendet als Anoden für die
schmelzflüssige Elektrolyse statt der Kohleanoden, die leicht im Bade zerbröckeln
und die Schmelze verunreinigen, solche aus magnetischem Eisenoxyd oder aus
Titaneisenstein. Dieselben werden durch Schmelzen oder Pressen hergestellt und
sollen gegen schmelzflüssige Elektrolyten, sowie ihre gasförmigen
Zersetzungsproducte sehr widerstandsfähig sein. (Amerikanisches Patent Nr.
568231.)
(Fortsetzung folgt.)