Titel: | Schiffbau.Neues im Schiffswesen. |
Fundstelle: | Band 307, Jahrgang 1898, S. 269 |
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Schiffbau.Neues
im Schiffswesen.
(Fortsetzung des Berichtes S. 245 d.
Bd.)
Mit Abbildungen.
Neues im Schiffswesen.
Lüftung der Schiffsräume.
Betreffs der Lüftung der Schiffe und besonders deren Heizräume wurden schon
zahlreiche Versuche gemacht; man studirte besonders die Einrichtungen für die
Anwendung von Lüftern oder Luftpumpen, aber diese Apparate geben nicht immer
zufriedenstellende Resultate; in den tropischen Gegenden z.B. ist die bei einer
hohen Temperatur von aussen angesaugte Luft nicht im Stande, den Zug der
Kesselfeuerung zu verstärken, man ist also genöthigt, das Feuer anzustrengen und, um
den Wirkungen der Ausdehnung zu begegnen, grosse Massen einzuführen, um den zur
Verbrennung nöthigen Sauerstoff zu erhalten. Unter diesen Umständen wird viel
Brennstoff verbraucht und die Gesundheit der Heizer geschädigt. Ganz anders würde
sich die Sache verhalten, wenn die äussere Luft mit einer niederen Temperatur in dem
Heizraume ankommen könnte.
Bei der Anwendung der bis jetzt gebräuchlichen Mittel sind also die Schwierigkeiten
sehr gross, und es ist manchmal unmöglich, eine genügende Menge Luft in den Heizraum
zu bringen, trotz aller Maassregeln, die man getroffen hat, um auch die schwächste
Brise zu benutzen. Wenn z.B. das Schiff unter dem Winde mit derselben
Geschwindigkeit läuft, ist die Ventilation durch Windfänge ganz unmöglich.
Erst in den letzten Jahren gelang es, wie in der Zeitschrift
für Berg-, Hütten- und Maschinenindustrie, 1897 * S. 101, mitgetheilt wird,
der Firma J. Evans und Co. nach zahlreichen Versuchen,
einen Apparat zu bauen, welcher in dem Heizraume einen lebhaften Luftzulauf von
oben nach unten, und zwar in Manneshöhe herstellt, auch wenn die
atmosphärischen Einflüsse oder der Lauf des Schiffes jede Ventilation durch
Windfänge unmöglich macht. Auch bietet dieser Apparat den Vortheil, die Luft zu
erfrischen und unter der äusseren Temperatur eintreten zu lassen.
Textabbildung Bd. 307, S. 269
Lüftung der Schiffsräume von Evans und Co.
Fig. 7 und 8 zeigen den Einbau eines
solchen Apparates; er besteht aus einem kleinen Luftcompressor, welcher in der Nähe
der Maschine, aber unabhängig von derselben aufgestellt und durch eine Leitung a mit einem oder zwei Apparaten b verbunden ist, wie einen solchen Fig. 9
darstellt. Die Luft tritt durch das Mundstück o ein,
während zu gleicher Zeit durch die Leitung e ein
schwacher Dampfstrom zugeführt wird. Die grosse Geschwindigkeit, mit welcher die
Luft aus dem Mundstücke o ausströmt, verursacht eine
innige Mischung mit dem Dampfe in dem Raume c des
Cylinders k, welcher eine Asbestumkleidung l hat, die durch den Mantel m gehalten wird.
In dem unteren Theile dieses Cylinders ist der Zerstäuber f mittels eines Ansatzes eingeschraubt. Das Ganze befindet sich in einem
Windfange von 0,45 bis 0,60 m Durchmesser und ist mit mehreren Rohransätzen
versehen, welche sich nach unten erweitern. Der Strahl des Zerstäubers ruft einen
energischen Luftstrom hervor und kann je nach den klimatischen Zuständen ganz aus
Luft oder aus Dampf, welcher in einem Ueberhitzer getrocknet wurde, bestehen. Sind
beide gemischt, so bietet er die Möglichkeit, den Heizraum oder jeden anderen Theil
des Schiffes mit abgekühlter und in einem gewissen Grade angefeuchteter Luft zu
lüften.
Textabbildung Bd. 307, S. 269
Fig. 9.Lüftung der Schiffsräume von Evans und Co.
Zu diesem Zwecke befindet sich auf dem Cylinder k ein
Ventil, welches von aussen mehr oder weniger von seinem Sitze entfernt werden kann.
Ein Theil der Mischung in dem Raume c geht dann in die
Schlange g, welche den Cylinder k umgibt. Der Dampf condensirt hier und das so gebildete Wasser geht aus
der letzten Windung der Schlange in das Ablaufrohr und von da in den Zerstäuber f. Alle Wassertröpfchen werden vom Hauptstrome
mitgenommen und zerstäubt; indem sie sich nun mit der trockenen, von aussen durch
den Windfang kommenden Luft mischen, verdampfen sie von Neuem und entnehmen die dazu
nöthige latente Wärme dieser Luft, welche dadurch erkältet wird. In diesem
Zustande verbessert sie nicht allein die Gesundheit des Heizraumes, sondern auch die
Zugverhältnisse und dadurch das sparsame Functioniren der Kesselfeuerung.
Durch das Ventil i kann man also die in die Schlange
gehende Dampfmenge reguliren und die Luft in dem nöthigen Maasse erfrischen. Es
versteht sich von selbst, dass in den Breiten, wo die Luft heiss und sehr trocken
ist, die Temperaturerniedrigung, welche durch ihre Mischung mit dem feuchten Dampfe
hervorgebracht wird, relativ gross ist.
Die Einrichtung des Zerstäubers ist aus den Abbildungen klar zu ersehen. Die
Zuführung f endigt in ein breites Mundstück, auf dessen
Wände zwei convergente Zungen von einer nicht oxydirenden Legirung befestigt sind.
Diese beiden Zungen sind derart vereinigt, dass die Breite des Spaltes damit zu
reguliren ist. Auch kann man diese Zungen leicht abschrauben, um sie, wenn nöthig,
zu reinigen.
Dieser Luftzuführer wurde an Bord des Dampfers Santareuse installirt und während einer Reise von Liverpool nach dem
Amazonenstrome und zurück versucht. Er erlaubte in den Tropen eine vollkommene
Verbrennung und hielt sowohl den Heizraum wie die Salons stets relativ kühl. Während
die Aussentemperatur am Amazonenstrome zwischen 51 und 53° variirte, gelangte die
Luft mit 30 bis 32° in den Heizraum.
Bei einem kürzlich in Manchester gemachten Versuche wurde Luft durch einen Windfang
mit einer Geschwindigkeit von 396 m in der Minute zugeführt; die Temperatur, welche
beim Anfange des Versuches in dem Heizraume 32,7° betrug, sank in wenigen Minuten
auf 21° bei 14,4° Aussentemperatur.
Commandoapparate.
Die Commandoübertragung in den Steuer- und Maschinenraum
wird auf den grossen Schiffen gewöhnlich mit Hilfe der Elektricität bewirkt und
namentlich auch gesichert. Die Leichtigkeit und Raschheit, mit welcher die
Elektricität auch die grössten Entfernungen überwindet, gab Veranlassung, den
elektrischen Betrieb für Apparate zur Fernübertragung von Zeigerstellungen zu
verwenden. Eine derartige Fernübertragungsanlage besteht aus Geber und Empfänger,
welche, beliebig weit von einander entfernt, durch elektrische Leitungen mit
einander verbunden sind. Bringt man nun den Hebel des Gebers in irgend eine
Stellung, so soll sich. der Zeiger am Empfänger genau synchron mit dem Geberhebel
bewegen und sofort genau die entsprechende Stellung einnehmen.
Derartige Anlagen finden vielfach an Bord von grösseren Handelsdampfern oder von
Kriegsschiffen Anwendung. Sie haben hier den Zweck, die Befehle des Commandirenden
über Schnelligkeit und Umdrehungsrichtung der Schiffsmaschine, also über
Geschwindigkeit und Fahrtrichtung des Schiffes selbst, dem wachhabenden Maschinisten
im Maschinenraume zu übermitteln. Stellt z.B. der Commandirende auf der
Commandobrücke den Hebel seines Geberapparates auf das Commando „Halbe Fahrt
voraus“, so stellt sich der Zeiger des Empfängers im Maschinenraume sofort
auf das Feld mit demselben Commando ein.
Die Allgemeine Elektricitäts-Gesellschaft in Berlin
verwendet nun für ihre Fernübertragungsapparate die dem Drehstrome bezieh.
Mehrphasenstrome eigenthümliche Stromschaltung, bei welcher mit dem Hebel des
Gebers ein Magnetfeld im Empfänger sich genau synchron dreht, also ein vollkommenes
Drehfeld entsteht. Bei diesen Drehfeldfernzeigern besteht der Geber aus einer in
sich geschlossenen Widerstandsspule a (Fig. 10), welcher
letzteren an zwei einander gegenüber liegenden Stellen b mittels eines beweglichen Hebels c Strom
zugeführt wird. An drei, um 120° gegen einander versetzten Stellen d1d2d3 wird dieser Strom
von der Widerstandsspule abgenommen und durch drei Leitungen e dem Empfänger zugeführt. Dieser Empfänger besteht aus einem System von
drei bezieh. einer aus einem mehrfachen von drei zusammengesetzten Anzahl von
Magnetspulen f1f2f3, in deren
magnetischem Felde ein mit einem Zeiger versehener Magnet g um eine Achse sich frei drehen kann. Wird nun mittels der beiden
diametral gegenüber liegenden, beweglichen Schleifcontacte b Strom dem Geber zugeführt, so vertheilt sich dieser in der
Widerstandsspule a desselben nach den Abzweigleitungen
e
Fig. 10. zum Empfänger
und in dessen Spulen f1f2f3 derartig, dass hier
ein magnetisches Feld erzeugt wird, dessen Stellung der Richtung des Geberhebels
entspricht.
Textabbildung Bd. 307, S. 270
Stromschaltung der Allgemeinen Elektricitäts-Gesellschaft.
Hat z.B. der Geberhebel die in Fig. 11, Nr. I,
dargestellte Stellung, so vertheilt sich der Strom derartig, dass die beiden
äusseren Spulen des Empfängers nach innen Nordpole erzeugen, während die mittlere
Spule einen nach innen gerichteten Südpol erzeugt. Die Componenten dieser drei
Spulen setzen sich also zu einem magnetischen Felde zusammen, dessen Richtung in der
That derjenigen des Geberhebels entspricht. Wird jetzt der Geberhebel um 60°
gedreht, so dass er die in Fig. 11, Nr. II, gegebene Stellung einnimmt, so ändert sich die
Stromvertheilung derart, dass die untere und mittlere Spule des Empfängers dieselben
Pole, wenn auch in veränderter Stärke beibehält, während die obere Spule ihre Pole
geändert hat und einen nach innen gerichteten Südpol erzeugt. Die Componenten der
drei Spulen setzen sich jetzt zu einem magnetischen Felde zusammen, das gegenüber
der ursprünglichen Lage genau in derselben Weise um 60° verdreht ist, wie der Hebel
des Gebers.
In entsprechender Weise zeigt die Fig. 11 (Nr. III, IV, V
und VI) die synchrone Bewegung des magnetischen Feldes im Empfänger mit dem
Geberhebel bei Weiterbewegung des letzteren immer um 60°. Eine nochmalige
Weiterbewegung des Geberhebels aus Stellung Nr. VI im gleichen Sinne um weitere 60°
ergibt dann wieder die Anfangsstellung Nr. I, so dass also mit dem Geberhebel auch
das magnetische Feld im Empfänger eine volle Umdrehung vollendet hat. Es wird also
thatsächlich im Empfänger ein vollkommenes Drehfeld gebildet.
Diese einzelnen Ströme in den Spulen des Empfängers verlaufen dabei annähernd in
einer sinoidalen Form, während sie gleichzeitig um je 120° gegen einander verschoben
sind.
Fig. 12 zeigt die
Verhältnisse dieser Ströme unter besonderer Hervorhebung der Stellungen Nr. I bis
VI, wie sie Fig. 11
darstellt.
Aendert sich nun bei diesen Drehfeldfernzeigern die Spannung des zugeführten Stromes,
so wird wohl eine Aenderung der Stärke der einzelnen Ströme im Empfänger bewirkt,
nicht aber eine Aenderung der Verhältnisse dieser Ströme unter einander. Es bleibt
also auch das Verhältniss der einzelnen drei Componenten, aus welchen sich das
magnetische Feld zusammensetzt, in jeder Stellung, unabhängig von der Spannung, das
gleiche, d.h. die Richtung des magnetischen Feldes bleibt dieselbe, während sich nur
die Stärke desselben entsprechend der Spannung ändert. Die Drehfeldfernzeiger sind
also in ihrer Wirkungsweise vollkommen unabhängig von Spannungsänderungen des
zugeführten Betriebsstromes.
Die Verbindung zwischen Geber und Empfänger erfolgt durch drei Leitungen (Fig. 10), während die
Anzahl der zu übertragenden Signale eine sehr grosse sein kann. So ist es ohne
weiteres möglich, den Apparat derartig einzurichten, dass er von Grad zu Grad genau
zeigt, so dass also hierbei 360 einzelne Signale gegeben werden können. Da das
magnetische Feld sich sofort, entsprechend der Stellung des Geberhebels, bildet, so
stellt sich auch der Zeiger des Empfängers sofort unmittelbar in die richtige
Stellung ein. Auch ist vor der Inbetriebsetzung keinerlei Einstellung oder Controle
erforderlich, da jeder Stellung des Geberhebels immer nur eine einzige Stellung des
Drehfeldes entspricht.
Das Verwendungsgebiet der Drehfeldfernzeiger, deren Grundidee von Prof. Dr. L. Weber in Kiel herrührt und welche der Allgemeinen Elektricitäts-Gesellschaft patentirt sind,
hat eine weite Ausdehnung, von denen hier nur die der Commandoübertragung erläutert
sei.
Die Ansprüche, welche an diese Commandoapparate in Bezug auf unbedingte Genauigkeit
und Betriebssicherheit gestellt werden müssen, sind die denkbar grössten, da hiervon
unter Umständen die Existenz des ganzen Fahrzeuges abhängen kann. Besonders bei der
Einfahrt in enge Hafeneingänge, sowie um anderen Fahrzeugen leicht ausweichen zu
können, muss der Commandirende die Maschine seines Schiffes unbedingt und sicher in
der Gewalt haben. – Bei den zuerst verwendeten Maschinentelegraphen, welche auch
jetzt noch vielfach im Gebrauche sind, geschah die Befehlsübermittelung rein
mechanisch. Im Geber auf der Commandobrücke befindet sich hierbei ein Kettenrad,
welches durch Ketten, Zugstangen u.s.w. direct mit dem Kettenrade des Empfängers im
Maschinenraume in Verbindung steht. Wird nun mittels eines Hebels das Kettenrad
im Geber gedreht, so bewegt dieses unmittelbar das Kettenrad des Empfängers und den
an letzterem angebrachten Zeiger. Diese mechanischen Maschinentelegraphen erfordern
aber zu ihrer Bethätigung einen nicht unerheblichen Kraftaufwand. Ferner müssen
dieselben fortdauernd beaufsichtigt und in Stand gehalten werden, um einerseits an
den Zwischengliedern ein Klemmen oder Festsetzen zu vermeiden und andererseits
dieselben bei Temperaturunterschieden genügend gleichmässig gespannt zu halten.
Diese Uebelstände bewirkten es, dass nach Einführung der elektrischen Beleuchtung an
Bord, welche etwa im J. 1880 erfolgte, auch sofort Versuche mit elektrisch
betriebenen Maschinentelegraphen gemacht wurden.
Hierbei erwiesen sich die mit Anwendung eines Solenoides nach Art der Voltmeter
gebauten Apparate sehr bald als untauglich, da dieselben nur unter der Voraussetzung
einer unbedingt gleichmässigen Spannung des zugeführten Stromes richtig
functionirten, eine Bedingung, die sich aber, wenn nicht eine besondere Stromquelle
für die Maschinentelegraphen vorgesehen wird, an Bord nicht erfüllen lässt.
Auch die vielen Apparate, welche auf der Anwendung von Sperrklinken beruhen, konnten
trotz sorgfältigster Ausführung und bester Construction nicht genügen, da ein
Versagen der Sperrklinken niemals mit unbedingter Sicherheit ausgeschlossen ist.
Diese Apparate haben den Nachtheil, dass sie vor jeder Inbetriebsetzung auf ihre
synchrone Stellung untersucht und eingestellt werden, da anderenfalls der Zeiger des
Empfängers immer in demselben Zwischenraume sich vor bezieh. hinter dem Geberhebel
herbewegen würde, in welchem er sich vor der Inbetriebsetzung befand. Bei anderen
Apparaten enthält der Empfänger ebenso viel Spulen, als Commandos vorgesehen sind,
und wird dann durch den Geber immer nur diejenige Spule erregt, welche zu dem
gewünschten Commando gehört. Dieses System hat jedoch den Nachtheil, dass ebenso
viel Leitungen vorhanden sein müssen, als Commandos.
Textabbildung Bd. 307, S. 271
Fig. 13.Maschinentelegraph der Allgemeinen
Elektricitäts-Gesellschaft.
Es wurde nun versucht, diesem Uebelstände abzuhelfen durch Verminderung der
Spulenzahlen auf drei. Hierdurch macht sich jedoch die Einschaltung einer
Uebersetzung erforderlich, die zu ähnlichen Störungen Veranlassung geben kann, wie
die Sperrklinken. Alle diese Ungenauigkeiten und Fehlerquellen sind nun, wie schon
weiter oben gezeigt, bei den Drehfeldfernzeigern in Folge der eigenartigen Anordnung
des zugehörigen Systemes ausgeschlossen. Das genannte System gestattet auch ohne
weiteres die Herstellung von Apparaten mit Rückantwort. Bei diesen Apparaten ist
immer ein Geber und ein Empfänger in einem gemeinsamen Gehäuse vereinigt, wie z.B.
der von der Allgemeinen Elektricitäts-Gesellschaft
gebaute Maschinentelegraph (Fig. 13) zeigt. Der aus
dem Apparate hervorragende Hebel gehört dabei zu dem Geber, während der über dem
Zifferblatte spielende Zeiger vom Empfänger bethätigt wird. Die Schaltung ist nun
eine derartige, dass der Geber der Commandostelle (Fig.
14) mit dem Empfänger an der Befehlsausführung in dem Maschinenraume
direct in Verbindung steht, während andererseits der Geberhebel im Maschinenraume
den Empfänger des Apparates an der Commandostelle bethätigt. Legt also z.B. der
Commandirende seinen Geberhebel auf das Commando „Halbe Fahrt voraus“ , so
zeigt der Zeiger des Apparates im Maschinenraume sofort dasselbe Commando an. Der
Maschinist stellt nun zum Zeichen, dass er das Commando richtig erkannt hat, seinen
Geberhebel gleichfalls auf „Halbe Fahrt voraus“, wodurch nun auch der Zeiger
des Apparates an der Commandostelle sich auf dieses Commando einstellt und so dem
Commandirenden anzeigt, dass sein Befehl richtig verstanden wurde. Beide Apparate
sind ausserdem mit Signalglocken ausgerüstet.
Textabbildung Bd. 307, S. 272
Fig. 14.Maschinentelegraph der Allgemeinen
Elektricitäts-Gesellschaft.
a Glocke; b Commandostelle; c
Befehlsausführung; g Widerstandsspule für Geber; k Contact im Geberhebel für
Glocke; m Magnetspule für Empfänger; s Schleifcontact für Geber; z Magnet mit
Zeiger für Empfänger.
In ähnlicher Weise sind die Steuertelegraphen (Fig.
15) eingerichtet. Bei diesen lässt sich aber die Anordnung auch derart
treffen, dass der Geber der Commandostelle auf einen einfachen Zeigerapparat im
Ruderraume wirkt, während der Geberhebel für die Rückantwort direct von der
Ruderwelle bethätigt wird, so dass auf diese Weise dem Commandirenden unmittelbar
angezeigt wird, wie sein Befehl bezüglich der Rudereinstellung ausgeführt worden
ist. Derselbe Geber auf der Ruderwelle kann ausserdem noch eine beliebige Anzahl
einfacher Ruderanzeiger im Maschinenraume, bei dem Hilfssteuerapparate u.s.w.
betreiben, welche dann alle stets die jeweilige Ruderstellung anzeigen. – Ausser
anderen Fernzeigern werden an Bord noch hauptsächlich gebraucht: Heizraumtelegraphen
und Umdrehungsanzeiger. Erstere übermitteln Befehle bezüglich des Dampfdruckes, des
Speisewassers u.s.w., während letztere die Umdrehungszahl der Schraubenwelle
anzeigen.
Ueber das Signalwesen zur Sicherung der Schiffahrt sprach W.
Schäffer im Petersburger polytechnischen Verein (Verhandlungen, 1897 S. 122). Wir entnehmen dem
ausführlichen Vortrage folgende Einzelheiten.
Den Schiffen stehen folgende Signale zur Verfügung: Tonsignale: die Kanone, die Glocke, das Nebelhorn, die Syrene und die
Pfeife – alles Signale, die nur einen Ton ohne jegliche Variation geben können, oder
doch mit einer sehr geringen Variation, die dann wiederum auch sehr leicht
missverstanden werden kann und jedenfalls einen zu kleinen Spielraum lässt, um von
einem Schiffe zum anderen Befehle oder Nachrichten zu übergeben. Lichtsignale: Um ein Lichtsignal zu geben, muss das
Schiff verschiedene Ziffern hinter einander zeigen, die dann zusammen eine Nummer
des Codex für Signale bilden. Dabei kann es leicht passiren, dass das Signal oder
auch nur ein Theil des Signales falsch gesehen wird, auch ist es sehr zeitraubend,
denn zwischen jeder Ziffer muss der Signalisirende warten, bis die Antwort erfolgt,
ob auch das Signal gesehen und verstanden worden ist. Jedenfalls ein grosser Mangel,
wenn der Befehl ein eiliger ist. Ausserdem muss dann der betreffende Signalisirende
sehr genau aufpassen, ob nicht die Bedienung der Signale unverhofft einen Fehler
macht, der jedenfalls schwer zu corrigiren ist, da jede Ziffer einen ganz anderen
Sinn bedeutet.
Der Vortragende bespricht nun einige Vervollkommnungen dieser Signale.
I. Die Tonsignale. Der Apparat besteht aus einem
Dampfmusikinstrument, welches in vier Grundtönen Variationen zulässt, die einem
Codex von 625 Capiteln und ebenso vielen Nummern im Capitel entsprechen würden, was
schon eine grössere Zahl als nothwendig ausmacht. Mittels des Apparates ist der
Signalisirende im Stande, in 25 Musikstücken 100000 Signale zu geben, die alle
leicht unterscheidbar sind. Der Apparat ist seitens einer Commission des russischen
Marineministeriums geprüft und für zweckentsprechend befunden worden. Die Signale
sind deutlich unterscheidbar auf folgende Entfernungen:
bei ruhigem Wetter
1,5
Werst
bei Wind 5 nach Beaufort
gegen den Windmit dem Winde
1,02,0
„„
Die Versuche sind mit einem Dampfdrucke von 45 Pfund
ausgeführt worden. Doch lässt sich bei einem höheren Dampfdrucke und einem
entsprechenden Apparate auch eine grössere Schallweite, und zwar wahrscheinlich die
doppelte erzielen.
Textabbildung Bd. 307, S. 272
Fig. 15.Steuertelegraph der Allgemeinen
Elektricitäts-Gesellschaft.
Der Apparat besteht aus vier Dampfpfeifen, die auf einem gusseisernen Postamente
aufgestellt sind und auf einer wagerechten Drehscheibe nach jeder Richtung gedreht
werden können. Dieser letztere Umstand erwies sich bei den Versuchen von grosser
Wichtigkeit, denn die Tonstärke hing sehr wesentlich von der Richtung der
Tonöffnungen ab. Der Apparat wird auf Deck aufgestellt und von unten in ihn ein
Dampfrohr eingeleitet. Auf der Mitte der Höhe des Postamentes hat das Dampfrohr ein
Absperrventil; das Dampfrohr selbst geht bis zum Ventilkasten, der gleich oberhalb
der Drehscheibe auf dem Postamente angebracht ist. Im Ventilkasten sind vier Ventile
eingesetzt: von jedem einzelnen derselben führt ein Stutzen bis zur zugehörigen
Pfeife, die vier Pfeifen haben als Grundtöne = Do (C), sol (G) und eine Octave höher
Do (C) und mi (E). Diese vier Grundtöne sind gewählt worden, um die gewöhnlichen
Infanteriesignale zu geben, welche sich sehr leicht einprägen und unterscheiden
lassen, doch lassen sich selbstverständlich beliebige Signale an dem Apparate
machen. Von den vier Ventilen aus gehen Zugstangen bis zu den Hebeln, die zum
Oeffnen oder Schliessen der Ventile dienen. Die Enden dieser Hebel ragen aus dem
Ventilkasten heraus und werden von den Noten, die aus ausgeschnittenen
Stahlplanchetts bestehen, in Bewegung gesetzt. Hinter dem Ventilkasten ist der
Apparat für die Noten angebracht; derselbe besteht aus einer Handkurbel, mittels
derer eine Welle gedreht wird; diese Welle ist mittels kleiner Zahnräder mit einer
zweiten Welle verbunden, welche die Notenblätter mit Hilfe eines Zahnrades aufwärts
bewegt, oberhalb dieser liegt eine lose Walze, welche die Noten an die Hebel
andrückt, welche in ihre Ausschnitte eingreifen. Seitlich des Ventilkastens ist noch
ein zweiter Hebel angebracht, der zum Abschliessen oder Oeffnen der vier Ventile
dient, wenn das Hauptventil geöffnet ist und ein Notenblatt durch ein anderes
ersetzt werden soll.
Die Handhabung des Apparates ist somit eine sehr einfache. Der Officier vom Dienst
nennt dem Signalwächter die Nummer des Codex und überzeugt sich, ob der betreffende
auch die richtige Nummer nimmt (die Nummern sind auf den Noten aufgedruckt); dann
wird das Notenplättchen von unten bis zur Welle vorgeschoben, welche zur
Fortbewegung der Noten dient, und nun nach Oeffnung der Ventile die Kurbel in
Bewegung gesetzt, der Apparat spielt dann sein Signal mit vollen klaren Tönen.
Es empfiehlt sich dabei, möglichst trockenen Dampf zu benutzen, um die Klarheit der
Töne nicht durch Condenswasser zu beeinträchtigen, doch genügt auch ein
eingeschalteter Condenswasserabscheider für diesen Zweck vollkommen.
II. Lichtsignale. Für Lichtsignale besteht ein neuer
elektrischer Apparat, der mittels einer Combination, entgegen den früher
gebräuchlichen Apparaten, welche die Ziffern nur einzeln zeigten, fünf Ziffern mit
einmal zeigt, so dass man im Stande ist, ohne irgend welche Schwierigkeiten 99999
Signale zu geben. Der Apparat besteht aus einem automatischen Einschalter, der mit
fünf Doppellaternen verbunden ist. Diese Laternen sind zur Hälfte roth, zur Hälfte
weiss und geben die Ziffern des Codex an. Das Signal wird nicht, wie bisher üblich,
in einzelnen Ziffern gegeben, sondern erscheint in einer vollen Zahl bis fünf
Stellen. Den Hauptbestandtheil des Apparates bildet der Einschalter, derselbe
besteht aus einem 7 Cubikzoll grossen eisernen Kasten, in welchen das elektrische
Kabel mündet. An den beiden Innenseiten des Kastens sind je fünf Ausschalter
angebracht, die die fünf rothen oder fünf weissen Laternen verbinden. In der Mitte
dieses eisernen Kastens liegt eine kleine Stahlwelle, auf welcher in ihrer ganzen
Länge ein Keil angebracht ist; diese Welle liegt mit einem Ende in der Nähe eines
Zahnrades, durch welches sie in Bewegung gesetzt werden kann; dieses Zahnrad
wird von einem kleineren angetrieben, welches auf einer Handkurbelwelle aufgesetzt
ist. Die Kurbel ist vorn am Apparate angebracht. Die kleine mittlere Stahlwelle kann
durch einen seitlichen Hebel (der Hebel bildet gleichzeitig den Haupteinschalter für
die Magistralleitung) aus ihren Lagern befreit und leicht heraus und herein gestellt
werden. Auf diese Welle werden Messingmuffen aufgesetzt, die mit verschiedenen
Ausschnitten versehen sind, welche Hebel der Contacte ausrücken. In einem aparten
Kästchen sind die Messingmuffen untergebracht und liegen in verschiedenen
Nummerpäckchen im Ganzen 53 Stück für 9 Ziffern 0 bis 9 à 5 Stück und die leeren
Zwischeneinsätze. Diese Muffen bilden mit ihren Ausschnitten indirect die
verschiedenen Aus- und Einschalter des Apparates. Will man ein Signal geben, so
braucht man nur die numerirten Muffen in der beorderten Zifferordnung auf die kleine
Stahl welle zu setzen und die Stahlwelle in ihr Lager einzulegen, dann schaltet man
mittels des seitlichen Hebels, welcher mit seinem Ausschnitte die Welle von oben
festhält, den Strom ein. Durch Umdrehen der Handkurbel kann man dann beliebig oft
das Signal wiederholen. Ein Irrthum in der Signalisirung ist gar nicht möglich, denn
das Signal wird in vollem Bestände der Zifferordnung so lange gehalten, bis eine
Antwort erfolgt ist. Statt der Handkurbel lässt sich auch ein mechanisches Triebwerk
anbringen, welches dienlicher sein dürfte, da dann die Drehung keine
Unregelmässigkeiten, wie beim Handbetriebe, haben würde.
(Schluss folgt.)