Titel: | Kraftmaschinen.Neue Luftmaschinen. |
Fundstelle: | Band 308, Jahrgang 1898, S. 1 |
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Kraftmaschinen.Neue Luftmaschinen.
Mit Abbildungen.
Neue Luftmaschinen.
Wird die Heissluftmaschine thatsächlich auch nur für kleinere Leistungen ausgeführt,
und zwar in anscheinend stetig verringerten Mengen, so dass hieraus der Schluss
eines Unterliegens dieser Maschinengattung im Wettbewerbe mit den anderen
Kraftmaschinenarten zu ziehen ist, so ist doch die Erfindungsthätigkeit noch immer
dabei, die Heissluftmaschinen zu vervollkommnen, und zwar nicht nur zur Leistung
geringer Arbeiten.
Die früher an dieser Stelle beschriebene offene Heissluftmaschine nach Patent Nr.
85501 wird von W. Jennfeldt in Schönningstedt bei
Reinbeck (D. R. P. Nr. 90853) in der durch Fig. 1
gekennzeichneten Art zur geschlossenen Maschine umgeändert.
Textabbildung Bd. 308, S. 1
Fig. 1.Heissluftmaschine von Jennfeldt.
Die Maschine besitzt einen Arbeitskolben und ein oder mehrere Paare Verdrängerkolben.
Die Abänderung gegen die ältere Maschine liegt in dem Fortfalle der Steuerventile
für die Aussenluft und einer geeigneten Verbindung des Arbeitscylinders mit den
Heissluftcylindern.
Der Arbeitsvorgang entspricht im Wesentlichen dem ersten Arbeitsvorgange der offenen
Heissluftmaschine des Patentes Nr. 85501. Bei den in Fig.
1 dargestellten Stellungen des Arbeitskolbens k und der beiden Verdränger v1v2 dehnt sich die im Cylinder h1 erwärmte und gespannte Luft in den
Arbeitscylinder a hinein aus und drückt den Kolben k hoch. Dieser schiebt die entspannte Luft über sich in
den Cylinder h2.
Wenn der Arbeitskolben durch das Schwungrad gesenkt wird, ist im Gegensatz zur
offenen Heissluftmaschine des Patentes Nr. 85501 der Arbeitscylinder a gegen denjenigen Heissluftcylinder h1, dessen Verdränger
v1 oben steht,
sowohl oben als auch unten geöffnet, so dass die verbrauchte Arbeitsluft unter dem
Arbeitskolben von unten in den Cylinder h1 geschoben wird und als abgekühlte Luft über den
nach abwärts gehenden Verdränger v1 und den Arbeitskolben k gelangt. Der andere Heissluftcylinder h2 ist während dieser Zeit geschlossen, die dorthin
vorher eingepresste Luft wird unter den Verdränger v2 gedrängt und dort erhitzt. Der dritte
Arbeitsvorgang ist wesentlich wieder derselbe wie der dritte bei der
Heissluftmaschine des Patentes Nr. 85501. Die gespannte und erhitzte Luft strömt aus
dem Cylinder h2 unter
den Kolben k, letzterer geht hoch und schiebt die Luft
über sich in den anderen Cylinder h1. Die Verdränger bleiben in Ruhe.
Beim vierten Arbeitsvorgange wiederholt sich im Gegensatz zur offenen
Heissluftmaschine des Patentes Nr. 85501 der zweite Arbeitsvorgang, nur mit dem
Unterschiede, dass der Arbeitscylinder gegen den anderen Heissluftcylinder h2 geöffnet und gegen
den Heissluftcylinder h1 geschlossen ist. Die verbrauchte Arbeitsluft wird also unter Niedergang
des Kolbens k über den Verdränger v2 und den
Arbeitskolben k geschoben, im Cylinder h1 wird vorhin
eingepresste Luft erhitzt und gespannt und beide Verdränger werden umgestellt.
Hiermit sind die Maschinentheile in die Stellungen der Fig.
1 zurückgekehrt und die beschriebenen Arbeitsvorgänge wiederholen
sich.
Ein kleiner Pumpencylinder p soll dazu dienen, die
Luftverluste in der geschlossenen Maschine zu ersetzen, wozu aus ihm beim
jedesmaligen Niedergange des Arbeitskolbens etwas Luft in den Arbeitscylinder a gedrückt wird. Auch kann von diesem Luftraume her bei
Beginn des Betriebes der Luftdruck in der geschlossenen Maschine über
Atmosphärendruck erhöht und während des Betriebes erhalten werden, um mit höheren
Spannungen zu arbeiten.
Die Bewegung seines Kolbens und die Ventilsteuerung kann der Pumpencylinder von
gleicher Stelle erhalten, von welcher die anderen Bewegungen der Maschinentheile
erfolgen.
Bei der in Fig. 2 dargestellten Heissluftmaschine von
O. Hallensleben in Hilden, Rheinland (D. R. P. Nr.
92720), erfolgt die Erhitzung und Abkühlung der Luft durch Rippenkörper.
Die Heizvorrichtung besteht aus der Feuerung e und dem
mit Rippen versehenen Körper f, durch welchen die
Feuerungsgase geleitet werden. Dieser Körper f ist mit
einem Mantel g umgeben, welcher an seiner Innenseite
hohle, durch Wasser gekühlte Rippen besitzt. Zwischen den Rippen des Ofens und des
Mantels befindet sich ein durch Rohre ii1 getragener Rippenkörper h. Dieser besteht aus zwei durch eine nicht Wärme leitende Schicht (Asbest) von einander
getrennten Körpern, deren einer gleichfalls hohle Rippen aufweist, durch welche in
die Röhre i hineingeleitetes, bei i1 ausströmendes
Kühlwasser fliesst. Unter der Heizvorrichtung befindet sich ein gleichfalls mit
Wasser gekühlter Behälter, in welchem durch eine Pumpe Druckluft erzeugt wird.
Letzterer ist mit der Heizvorrichtung durch Röhren verbunden, welche mit Ventilen
ausgerüstet sind.
Textabbildung Bd. 308, S. 2
Fig. 2.Heissluftmaschine von Hallensleben.
Die Arbeitsweise in jedem einzelnen Cylinder der Maschine ist folgende:
Aus dem Behälter strömt die Luft durch Ventil zwischen die Rippen des Ofens. Hierbei
dehnt sich die Luft aus und treibt den Kolben nach rechts. Kurz, ehe derselbe seine
äusserste Stellung rechts erreicht, erfolgt durch das Excenter q und Hebelwerk p eine
Verschiebung des Rippenkörpers h, wodurch derselbe eine
Stellung erhält, welche bewirkt, dass die heisse Luft zwischen den Heizrippen
verdrängt wird und zwischen die Kühlrippen tritt. Während dieser Zeit bewegt sich
der Kolben in die rechte Todtlage. In diesem Augenblicke entweicht die etwa noch
links vom Kolben vorhandene Druckluft durch ein Auslassventil. Durch die Abkühlung
entsteht eine Luftverdünnung, so dass der Kolben durch den äusseren Luftdruck nach
links getrieben wird; kurz vor Erreichung der äussersten Stellung links erfolgt
wieder eine Verschiebung des Rippenkörpers h in die
Stellung Fig. 2, während gleichzeitig durch das
Hebelwerk das Zuströmventil einen Augenblick geöffnet wird, so dass Druckluft aus
dem Behälter einströmen kann, welche sich zwischen den Rippen erhitzt und den Kolben
aufs Neue nach rechts treibt.
Bei der von D. de Lombaerde und A. Lecomte in Paris (D. R. P. Nr. 93317) angegebenen offenen
Heissluftmaschine wird die Arbeitsluft in unveränderlicher Menge in einer von dem
Arbeitscylinder getrennten Vorrichtung erhitzt. Fig. 3 und 4 erläutern die
Maschine.
Die Maschine enthält einen Cylinder ab mit
Differentialkolben c, der am hinteren Ende eines im
engen Cylinder b laufenden Führungskolbens d angeordnet ist. Der Körper d trägt den Zapfen e, welcher die Schubstange
f aufnimmt, um die Bewegung des Kolbens auf die
Welle g zu übertragen.
Der Ringraum a1 dient
als Pumpe. Derselbe besitzt an seinem vorderen Ende zwei Ventile h und i. Ventil h gestattet das Ansaugen der Luft und deren Eintritt in
den Ringraum a1, es
wird bethätigt durch die Stange h1, auf welche ein Daumen der Welle g wirkt. Das andere Ventil i ist selbsthätig und hebt sich, wenn die im Ringraume a1 eingeschlossene Luft
durch den Kolben c bis auf einen gewissen Druck
verdichtet wird, welcher z.B. höher als 2 at ist. Das Ventil i steht mit der Heizschlange des Erhitzungsraumes in Verbindung.
Der Cylinder a trägt zwei Ventile k und l; das eine Ventil
k ist ein Auslassventil und bleibt während des
ganzen Rückganges des Kolbens c offen, das andere
Ventil l ist mit der Heizschlange verbunden und
gestattet den Eintritt der erhitzten Druckluft aus der Schlange. Dieses Ventil
bleibt nur während des halben Vorganges des Kolbens c
offen; die während dieser Zeit eingeführte Luft expandirt dann in dem Cylinder bis
zu dem Augenblicke, wo sie durch das Ventil k in die
Atmosphäre ausgestossen wird.
Das Oeffnen und Schliessen dieser Ventile wird durch ein Excenter, welches auf der
Welle g aufgekeilt ist, geregelt. Sobald eine Klinke
aufhört, auf die Ventilstange zu wirken, schliesst sich das Ventil sofort unter der
Wirkung seiner Feder.
Der Erhitzer kann jede zweckmässige Einrichtung haben; er kann aus einer Heizschlange
bestehen, welche im Inneren eines beliebigen Herdes oder jeder anderen Vorrichtung
von entsprechender Beschaffenheit angebracht ist.
Diese Heissluftmaschine arbeitet folgendermaassen: Es wird vorausgesetzt, dass der
Kolben sich an einem Ende des Hubes befindet und seinen Rückgang beginnt. Der
hintere Theil des Kolbens c wird die expandirte Luft,
welche ihre Wärme und Arbeitskraft abgegeben hat, aus dem Raume a2 vor sich hertreiben
und durch das Ventil k ausstossen, welches während der
ganzen Zeit des Rückganges des Kolbens offen bleibt.
Textabbildung Bd. 308, S. 2
Heissluftmaschine von de Lombaerde und Lecomte.
In derselben Zeit saugt der vordere Theil des Kolbens von kleinerer Oberfläche den
Ringraum a1 des
Cylinders voll Luft aus der Atmosphäre, da das Ventil h
während des ganzen Rückganges offen bleibt.
Wenn der Kolben am Ende des Hubes angekommen ist, so schliesst sich das Auslassventil
k und verursacht das Oeffnen des Ventiles l und in Folge dessen den Eintritt der erhitzten
Druckluft aus der Schlange in den Raum a2. Der Kolben c geht
dann nach vorn zurück und theilt seine Kraft durch Vermittelung der Schubstange f der Welle g mit.
Sobald der Kolben nach vorn zurückgeht, schliesst sich das Ansaugeventil h
sofort und die Luft wird dann in dem Ringraume a1 verdichtet.
Wenn der Kolben sich in der Mitte seines Hubes befindet, fällt das Ventil l für den Eintritt der heissen Druckluft auf seinen
Sitz zurück und hebt so die Verbindung zwischen der Schlange und dem Raume a2 auf.
In diesem Augenblick ist der Druck in dem Ringraume a1 genügend hoch, um das Ventil i zu heben, und diese unter Druck stehende Luft wird
dann in die Schlange zugelassen.
Die im Raume a2
eingeschlossene Luft expandirt und der Kolben c setzt
seinen Vorwärtsgang fort. Sobald er am Ende des Hubes angekommen ist, schliesst sich
das Ventil i und hebt jede Verbindung zwischen dem
Ringraume a1 und der
Schlange auf; der Kolben geht dann nach hinten zurück und führt das Entweichen der
Luft, welche gewirkt hat, und das Ansaugen einer neuen Ladung in den Ringraum a1 herbei.
Während der ganzen Dauer des Rückwärtsganges des Kolbens, und darin besteht das
Eigenartige der Erfindung, bleibt die verdichtete Luft in der Schlange
eingeschlossen, ohne Verbindung mit dem Cylinder zu haben, weder mit dem vorderen
Theile, welcher als Pumpe dient, noch mit dem hinteren Theile, welcher zur Arbeit
verwendet wird.
Bei der rotirenden Heissluftmaschine von A. Amthauer in
Lendorf bei Cassel (D. R. P. Nr. 91624) werden in zwei verschieden tiefen, nach
einem Kreisbogen gekrümmten Rinnen, zwischen welchen der Feuerungsraum sich
befindet, eine Anzahl aus einem Radreifen herausragender Platten so geführt, dass
jede derselben zuerst in die kleinere Rinne schliessend eintritt, wobei die den Raum
zwischen zwei Platten einnehmende Luftmenge in den Feuerungsraum befördert und in
demselben erhitzt und gespannt wird, welche gespannte Luft auf die dem Drucke eine
grössere Fläche bietende Platte in der tieferen Rinne treibend wirkt, worauf die
Platten aus der tieferen Rinne austreten und den grössten Theil des Weges in freier
Luft zwecks Kühlung zurücklegen.
Die Erfindung von E. Korndörfer in Asch, Böhmen (D. R.
P. Nr. 91744), bezweckt, ein vollkommenes Dichten des Kolbens im Cylinder
herbeizuführen und gleichzeitig eine Schmierung desselben und der Steuerungstheile
zu bewirken, um den Uebelstand der Heissluftmaschinen zu beseitigen, dass bei den
hohen Temperaturen, mit welchen diese Maschinen arbeiten, die Packungen nicht nur
rasch zerstört werden, sondern auch ein Dichthalten überhaupt schwer zu erzielen
ist.
Der Arbeitscylinder c (Fig. 5) in Form eines
gewöhnlichen Dampfcylinders wird zur Erhaltung der nöthigen Temperatur durch die
Abgase des zur Lufterhitzung dienenden Kessels geheizt. Die Abgase treten bei e ein, umspülen Cylinder und Schieberkasten und treten
bei f (Fig. 6) wieder aus. Der
Arbeitskolben k von etwas kleinerem Durchmesser als der
Cylinder besteht aus drei durch den Bund n und Muttern
auf der Kolbenstange zusammengehaltenen Gusstheilen m1m2h3 und aus den drei massiven und unelastischen
Dichtungsringen ii1i2. Letztere liegen in
ringförmigen Nuthen der drei Gusstheile m1m2h3 und sind in den Cylinder leicht eingeschliffen.
Als Dichtungs- bezieh. Schmiermittel dient eine Flüssigkeit, welche folgende
Eigenschaften besitzen muss: Sie darf nicht brennbar sein und darf erst unter 300°
C. erstarren, darf sich mit der Berührung der heissen Luft weder verflüchtigen
noch sonst verändern und weder Eisen noch Messing angreifen. Solche Flüssigkeiten
sind z.B. das Natriumnitrit oder das Natriumaluminiumchlorid.
Das Natriumnitrit wird in die im Schieberkasten eingesetzten beiden eisernen Behälter
dd1 eingeführt und
schmilzt dort in Folge der Einwirkung der den Schieberkasten umspülenden heissen
Abgase des Lufterhitzungskessels. Die durch die Schieberstange s bethätigte kleine Plungerpumpe p befördert das geschmolzene Nitrit in den
Schieberkasten s0, woselbst es die Schieber schmiert
und durch die mit grosser Geschwindigkeit durchströmende verdichtete heisse Luft in
den Cylinder c mitgerissen wird. Dies erfolgt auf
gleiche Weise wie das Mitreissen des in den Schieberkasten einer Dampfmaschine
eingeführten Oeles durch den nach dem Cylinder strömenden Dampf.
Textabbildung Bd. 308, S. 3
Dichten des Kolbens im Cylinder und gleichzeitiges Schmieren desselben von
Korndörfer.
Die Höhlungen h1 und h2 des Kolbens sind
beim Zusammensetzen mit Natriumnitrit gelullt worden, welches unter der Einwirkung
der heissen Arbeitsluft und der den Cylinder heizenden Abgase schmilzt. Da die
Spielräume der Kolbenringe an der Cylinderwandung sehr gering sind und die
Kolbenringe, der Schwere folgend, mit ihren unteren Flächen auf dem Kolbenkörper
aufsitzen, so wird im Ruhezustande des Kolbens die ziemlich dicke Flüssigkeit nicht
aus den Höhlungen h1
und h2 austreten.
Anders verhält sich die Flüssigkeit bei der Bewegung des Kolbens. Geht der Kolben
nach abwärts, herrscht also im Raume o Ueberdruck, so
wird naturgemäss etwas Flüssigkeit zwischen den Kolbenringen und der Cylinderwand
hindurchgedrückt werden, was indessen wegen der schweren Beweglichkeit der
Flüssigkeit nur langsam und in ganz geringer Menge erfolgen wird. Erschwert wird der
Durchgang noch durch die Anordnung von mehreren Ringen; da nun die Ringe im Kolbenkörper selbst
nicht dicht schliessen, so wird auch zwischen den Ringen und dem Kolbenkörper etwas
Flüssigkeit von h1 und
h2 gedrückt werden,
wobei zugleich die in dem Zwischenraume zwischen den Ringen i1 und i2 bezieh. i2 und i3 befindliche Flüssigkeit durch den Druck an die
Cylinderwandung angepresst wird, dadurch abdichtend und das Uebertreten von heisser
Luft in den unteren Cylinderraum verhindernd. Durch die im unteren Kolbentheile h3 eingesetzten, bis
nahe an den Scheitel der Aussparung h2 reichenden Röhrchen r
fliesst die durchgedrückte überschüssige Flüssigkeit in den unteren Cylindertheil
u ab und wird durch die Abstossluft mitgerissen.
Als Ersatz für diese übergetretene Flüssigkeit dient die von der eintretenden
verdichteten Luft aus dem Schieberkasten mitgerissene Flüssigkeit, die sich auf dem
oberen Kolbentheile m1
sammelt.
Um das in der Abstossluft enthaltene Natriumnitrit wieder zu gewinnen, wird die
Abstossluft durch einen Nitritabscheider geleitet, in welchem sich die Flüssigkeit
niederschlägt. Von dem Nitritabscheider aus gelangt dieselbe in Klärbehälter, aus
welchen das geklärte Nitrit abgezogen und von Neuem in die Behälter d gegeben wird. Abscheider sowohl wie Klärbehälter
werden von den Kesselabgasen geheizt.
(Schluss folgt.)