Titel: | Faserstoffe.Neuerungen in der Papierfabrikation. |
Autor: | Alfred Haussner, |
Fundstelle: | Band 308, Jahrgang 1898, S. 105 |
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Faserstoffe.Neuerungen in der Papierfabrikation.
Von Prof. Alfred
Haussner, Brünn.
Mit Abbildungen.
Neuerungen in der Papierfabrikation.
Rohstoffe.
a) Hadern.
Der steigende Preis feiner weisser Hadern lässt vermuthen, dass die Nachfrage
nach derartigen Abfällen bedeutend ist. Daraus darf wohl der Schluss gezogen
werden, dass auch die Herstellung der, wenn sie richtig erzeugt worden sind,
auch heute noch unübertroffenen europäischen Hadernpapiere erfreulicher Weise
zum Mindesten nicht zurückgeht. Allerdings darf nicht unbeachtet bleiben, dass
besonders weisse Hadern, wie Abfälle aus Wäschefabriken u. dgl., deshalb mehr
begehrt sind, weil die Verarbeitung derselben durch Verordnungen der
Gesundheitsbehörden nicht so sehr erschwert wird, als wie die Verwendung solcher
Hadern, welche bereits derart gebraucht und beschmutzt worden sind, dass
Befürchtungen wegen Uebertragung von Krankheitskeimen nahe liegen. Gerade in
jüngster Zeit sind von österreichischen, deutschen und belgischen Behörden
theilweise strenge Verordnungen in dieser Richtung erlassen worden, welche
vermuthlich auf Fälle von Hadernkrankheit
(Milzbrand) zurückzuführen sind, die in Oesterreich letzter Zeit vorkamen. Es
ist wohl zu begreifen, dass die betroffenen Kreise Abänderungen wünschen. Das
Schwergewicht der Bitten um Abhilfe liegt wohl darin, dass die theilweise
geplante, theilweise schon gehandhabte Vorschrift für das Behandeln der Lumpen
im strömenden Dampfe von über 100° zurückgenommen werde.
Begründet wird dies damit, dass durch das Dämpfen nicht der beabsichtigte Erfolg
erreicht wird, indem doch die Lumpen durch viele Hände zu gehen haben, also doch
die Ansteckungsgefahr zu fürchten ist, besonders für jene Leute, welche die
Lumpen in den Dämpfkammern auszubreiten haben – dass weiters durch das Dämpfen
die Lumpen in einen Zustand übergehen, der ihre weitere Verarbeitung wesentlich
erschwert, wenn nicht fast unmöglich macht – dass endlich die Kosten des
Dämpfens von der Industrie nicht mehr getragen werden können.
Nun scheint es dem Berichterstatter, als ob diese Beschwerdepunkte meist als
nicht stichhaltig anerkannt werden können mit Rücksicht auf die gewissenhaften,
sorgfältig ausgeführten und in meinem Berichte in D. p.
J. 1896 300 25 erwähnten Versuche von Dr.
Lenz. Mit Rücksicht auf die besondere
Wichtigkeit dieser Fragen sei von diesen Versuchen noch hervorgehoben, dass das
Dämpfen der Hadern im Ballen stattfand, so dass also die Berührung zwischen den
ungedämpften Lumpen und den Arbeitern ausserordentlich eingeschränkt worden ist
– dass ein im Inneren der Ballen angebrachtes Thermometer nach einer
Desinfectionszeit von 50 Minuten eine Temperatur von 125 bis 130° C. nachwies –
dass dann die Hadern ausgebreitet und, sich selbst überlassen, in kürzester Zeit
so trocken waren, dass sie ohne Anstand längere Zeit lagern konnten – dass
endlich so durch Dämpfen entseuchte Hadern keinerlei Anstände bei der
Verarbeitung im Holländer u. dgl. machten.
Von all den Beschwerdepunkten blieben nun nur noch die unleugbar aufzuwendenden
Kosten. Diese sind aber auch nach den genauen Angaben von Lenz, worüber auch in D. p.
J. 1896 300 25 auszugsweise berichtet wurde,
für sich allein betrachtet, keineswegs hoch. Im Zusammenhalt jedoch mit den von
der Industrie sonst zu tragenden grossen Lasten müssen allerdings auch diese
Aufwendungen gewiss fühlbar werden, so dass es sich entschieden empfiehlt, die
Frage zu erwägen, ob die Maassregeln hinsichtlich des Dämpfens, welche mit
Rücksicht auf das allgemeine Wohl, den allgemeinen Gesundheitszustand so lange
ins Auge gefasst werden müssen, bis ein besseres Entseuchungsverfahren angegeben
wird, nicht für die betroffene Industrie durch anderweitige Erleichterungen
erträglicher gemacht werden sollen.
In dem erwähnten Berichte (D. p. J. 1896 300 25) ist übrigens auch schon des Umstandes
gedacht, dass mechanisch ausgeführtes Stäuben den
Lumpen sehr Vieles an Gefährlichkeit zu nehmen
vermag. Im D. R. P. Nr. 93781 gibt nun Heinrich
Pitzler in Birkesdorf bei Düren die Ausführung eines Eisenbahnstäubers
an, welcher es ermöglicht, stark beschmutzte Hadern dauernd zu klopfen, während
durch eine einfache Umänderung in demselben Apparate reinere Lumpen kürzere Zeit
der schlagenden Wirkung ausgesetzt werden können.
Fig. 1 zeigt ein Transporttuch a, durch welches die Hadern dem ersten
Schläger b1
zugebracht werden. Bei der Drehung gemäss dem eingezeichneten Pfeile werden die
Lumpen gefasst, geschlagen, über das Sieb d1 geführt, wo Gelegenheit zum Abfallen des
Schmutzes in die tiefer liegenden Theile der Maschine gegeben ist, und endlich
gegen rechts abgeschleudert. Wird nun der Schieber s1, welcher in Schlitzen des Gehäuses
geeignet geführt und durch Stellschrauben festzulegen ist, hinreichend tief
gestellt, so fliegen die Lumpen über die Schieberoberkante sofort dem zweiten
Schläger b2 zu.
Stellt man dagegen s1 hoch, so wird, weil die Hadern doch tangentiell zu den von den
Schlägerpunkten beschriebenen Kreisen rechts abgeschleudert werden, wie es der
Pfeil 1 andeutet, das Hadernmaterial gezwungen,
länger in der ersten Abtheilung zu verweilen. Weil dieser, das Wesen der
Erfindung bildende Zwang auch in den folgenden Abtheilungen durch die Stellung
der Schieber s2 und
s3 erreicht
werden kann, so hat man es thatsächlich in ganz einfacher Weise in der Hand,
nach Belieben gewisse Sorten von Lumpen länger, andere kürzer in der Maschine
verweilen zu lassen, dadurch manche Hadern mehr, manche weniger zu stäuben.
Durch das Lattentuch rechts werden die durchgestäubten Lumpen abgeleitet, der
Ventilator e saugt in bekannter Weise die mit Staub
erfüllte Luft des Innenraumes der Maschine ab.
Textabbildung Bd. 308, S. 106
Fig. 1.Eisenbahnstäuber von Pitzler.
Textabbildung Bd. 308, S. 106
Lumpenschneider von Voith.
Für Lumpenschneider finden wir von der
Papiermaschinen-Firma J. M. Voith in Heidenheim
eine Neuerung, die in der Papier-Zeitung, 1896,
beschrieben ist. Danach soll bei Hadernschneidern mit geradlinig auf und ab
gehender Bewegung der Messer statt der meist angewendeten Bekleidung des
Schneidtisches mit einem weichen Metall eine Stahlplattenbekleidung gegeben
werden mit besonderer Anordnung, um die Messerschneiden nicht zu verderben. Wir
bemerken in Fig. 2
und 3, dass auf dem
aus weichem Eisen gedachten Tische c eine
Stahlplatte d aufgeschraubt ist, welche aber durch
Schlitze e1e2... h1h2 unterbrochen
ist. In diese tauchen nun beim Abwärtsgange die Messer 6 mm tief ein, so dass
sie sich gewiss nicht beschädigen können. Eine andere Frage bleibt allerdings
die, ob die Lumpen beim Schneiden nicht doch etwas mit in die Schlitze
hineingezogen werden und solcherart unangenehme und kraftverzehrende Klemmungen
veranlassen. Jedenfalls dürfte es nothwendig sein, die bezüglichen Schlitz
weiten im Vergleich mit den Messern genau auszuprobiren, was von einer Firma wie
J. M. Voith wohl anzunehmen ist. Dass der Staub
durch die gegen unten sich ausweitenden Schlitze e-h leicht fallen kann, ist gewiss eine Annehmlichkeit.
Ein ganz neues System für Lumpenschneider in der Papierfabrikation will Hans Albert in Kronstadt gemäss dem französischen
Patent Nr. 264588 einführen. Wir bemerken, dass in Fig.
4 die Hadern durch das Zuführtuch f den
Einführwalzen d und e
übergeben werden, deren Abstand und Druck einstellbar ist mittels der
Gewichtsbelastung p. An die Walzen d und e schliesst sich
eine Art Zange mit den Backen m und n an, wobei auch m
durch ein Gewicht p1 belastet werden kann. Allem Anscheine nach muss die schiebende
Wirkung der Walzen d und e ausreichen, um die gefassten Lumpen auch durch die Zange mn zu drücken. Hinter dieser werden die Lumpen von
den Zähnen einer Säge c zerzupft, welche in
spiralförmig verlaufenden Nuthen der Gussnabe b
eingelegt und die einzelnen Windungen durch Stehbolzen i gegen einander abgesteift hat.
Es erscheint wohl zweifellos, dass diese Maschine, welche in ihrer Anordnung und
Arbeitsweise gewissen Apparaten mit ähnlichem Endzwecke in der Textilindustrie
fast gleicht, die ihr übergebenen Hadern so weit zertheilen kann, dass von
Gewebestücken keine Spur mehr zu entdecken und solcherart dem Holländer kräftig
vorgearbeitet ist. Aber etwas anderes muss wohl hier auch erwogen werden. Wie
steht es mit der Kochung soweit zertheilter Lumpen? Nach den bisher vorliegenden
Erfahrungen dürften die in ungefähr quadratische, nicht allzu kleine Fleckchen
zerschnittenen Lumpen deshalb geeigneter sein, weil dabei weniger Verlust beim
Kochen eintreten dürfte.
Textabbildung Bd. 308, S. 106
Fig. 4.Lumpenschneider von Albert.
Für das Kochen von Lumpen wird von Clayton Beadle in The
Chemical Trade Journal aufmerksam gemacht, dass Hadern, welche ziemlich
viel Stärke enthalten, in üblicher Weise mit Sodalösung gekocht, nicht
ordentlich vorbereitet werden, weil die Stärke in einen gelblichen Schleim
übergeht, welcher insofern schädlich ist, als er bei der Wäsche sich in
Klümpchen theilt, welche das fertige Papier verunstalten. Aus durchgeführten
Versuchen schliesst Beadle, dass für diesen Fall
eine Abkochung von Malz das geeignete Kochmittel
sei. Dadurch kann die Stärke in Dextrin und Zucker verwandelt und in dieser Form
leicht ausgewaschen werden. Erst darauf soll die gewöhnliche Kochung mit Alkali
folgen; nothwendig ist diese letztere nur mehr in dem Falle, wenn es sich um
schmutzige oder färbige Lumpen handelt. Bei neuen Lumpen genügt die Kochung mit
Malzabsud allein, so dass in diesem Falle auch noch die Fasern geschont werden.
b) Holzschliff.
Für die Construction der Holzschleifer liegen einige
Neuerungen vor. J. M. Voith in Heidenheim zeigt im
D. R. P. Nr. 84043 eine Lösung für die Aufgabe, das Holz bequem in ganzen
Stämmen oder doch in grösseren Stücken zu verschleifen, als dies bisher üblich
ist. Dadurch wird begreiflicher Weise an Vorbereitungsarbeit gespart und auch
der Abfall an den fast werthlosen Sägespänen vermindert.
Textabbildung Bd. 308, S. 107
Fig. 5.Holzschleifer von Voith.
Wir bemerken in Fig. 5 einen Schleifer mit
wagerecht liegendem Stein, links ist die der oben erwähnten Aufgabe angepasste
Zuführung für das Holz angebracht. Das Holz h wird
der Mantelfläche des Steines schief zugeführt, so dass die Mittellinie der
Zufuhrkästen die Linie schneidet, in welcher Mantelfläche und untere Steinebene
in einander übergehen, wobei natürlich besondere Genauigkeit nicht unbedingt
nöthig ist. Es empfiehlt sich diese Anordnung nur dadurch, dass die schleifende
Mantelfläche thunlichst in der ganzen Höhe ausgenutzt wird. Die Hölzer werden
selbsthätig zugeführt durch die Stachelwalze c,
welche mittels des Gewichtshebels d an das Holz
gedrückt wird. Dabei wird c fortwährend langsam
gedreht, und zwar vom Kettenrade f aus durch die
Räderübersetzung 1–6. In dieser bietet insbesondere
die eingeschaltete Schnecke 3 Gewähr dafür, dass
das Holz langsam, stetig und ruhig vorgeschoben wird. Wenn man nur auf das
Abschleifen der Fasern bedacht zu sein hätte, so würde Walze c ausreichen. Um jedoch die Berührungsstelle
zwischen Holz und Stein recht klein zu halten und dadurch den Wasserzutritt
thunlichst zu ermöglichen, auch dem „Todtschleifen“ vorzubeugen, finden
wir noch eine zweite, schief liegende Stachelwalze b, welche ganz unten das Holz erfasst und dreht, wodurch das Holz
ungefähr kegelig zugeschliffen wird. Die Stachelwalze b wird von dem bereits erwähnten Kettenrade f aus angetrieben mit Hilfe der Kegelräder 7 und 8. Spritzrohre, wie
bei e angedeutet, sorgen dafür, dass der Schliff
von der Mantelfläche des Steines ab- und in die tiefliegenden Gehäusetheile
gespült werde, von wo aus der verdünnte Schliff weiter geleitet wird. Wie es bei
der bestbekannten Firma Voith kaum anders zu
erwarten ist, lässt schon die in der Patentbeschreibung enthaltene Skizze die
sorgfältige Durchbildung der Construction erkennen. Nur mag bemerkt werden, dass
mindestens ein zweiter Presskasten, und zwar diametral dem bereits
vorhandenen gegenüber liegend, entschieden empfehlenswerth sein dürfte, um
einerseits den Stein besser auszunutzen und andererseits die starke einseitige
Inanspruchnahme zu vermeiden.
Zwei amerikanische Schleiferconstructionen gehen darauf aus, Ungleichförmigkeiten
in der Steindrehung möglichst zu beschränken. In dem amerikanischen Patent Nr.
575600 schlagen W. R. Farnsworth und Porter Farwell in Turner Falls, Mass., eine
selbsthätige Regelung vor. Wir bemerken in Fig. 6
bei d den Schleifstein auf der wagerechten, durch
die Turbine bei a gedrehten Welle c. An den Stein d wird
das Holz durch drei hydraulische Pressen 2
angedrückt, welche ihr Druckwasser von der Pumpenanlage e mittels der Rohre 6, 8, 9, 10 bekommen.
Die Abmessungen der Pumpen e sind so gross gewählt,
dass Wasser reichlich geliefert wird und immer ein merklicher Ueberschuss noch
durch das Ventil 7 in das Ueberfallrohr 13 fliesst. Machen wir durch Ventil 7, etwa mittels des Handrades 14, die Durchflussöffnung für das überschüssige
Wasser kleiner, so muss natürlich der Druck steigen, um durch erhöhte
Geschwindigkeit noch immer genug Wasser abzuleiten, während bei weiterer
Eröffnung von 7 der Druck wird sinken müssen, so
dass das an 8 angeschlossene Manometer 16 veränderliche Drücke in der zu den Pressen
führenden Leitung wird erkennen lassen. Wollen wir nun diese Druckänderungen
selbsthätig vor sich gehen lassen, so haben wir Folgendes zu überlegen. Dreht
sich die Welle c rascher, etwa dadurch, dass eine
Presse behufs Neubeschickung ausgeschaltet worden ist, so muss der Stein um so
mehr durch die anderen, in Thätigkeit befindlichen Pressen abgebremst, also in
diesen der Druck erhöht werden. Dies besorgt in vorliegender Construction der
Centrifugalregulator f, welcher von der Hauptwelle
c durch den Riemen 5 und eine geeignete Räderübersetzung angetrieben wird. Steigt mit der
Geschwindigkeit der Hauptwelle c auch jene des
Regulators f, so heben sich dessen Kugeln und
daraus kann in geeigneter Weise die Drehung des Kegelrades 17 hergeleitet werden, welche Bewegung in 7 das Ueberfallwasser drosselt und dadurch, wie
oben auseinandergesetzt, den Druck für die Pressen erhöht. Natürlich ist es
Sache von Versuchen, passende Verhältnisse herauszufinden.
Textabbildung Bd. 308, S. 107
Fig. 6.Amerikanischer Schleifer von Farnsworth und Farwell.
In anderer Weise lösen A. D. Schäffer und Ch. H. Dale in Hartford, Ind., die vorerwähnte
Aufgabe. Wir sehen in der schematischen Fig. 7
gemäss amerikanischem Patent Nr. 553157, dass an den im Gehäuse a befindlichen Stein durch zwei hydraulische
Pressen d0 Holz in
den Kästen b und c0 gedrückt wird. Das Druckwasser strömt
gewöhnlich aus Rohr h1 durch das Reducirventil f in die
Abzweigung c d zu den Pressen. Wenn nun eine der
beiden Pressen d0
abgestellt wird, so werden die Hähne if0 oder jg0 so gebraucht, dass das Druckwasser aus dem
Hauptrohre h1, ohne
durch das Reducirventil f zu strömen, also mit dem
vollen Drucke in die jetzt allein benutzte Presse durch eines der Zweigrohre g oder h gelangt.
Dadurch wird in der einen, nun allein benutzten Presse mehr gebremst und ist es
nicht ausgeschlossen, dass die Verhältnisse so gewählt werden, dass die
Geschwindigkeit des Steines sich nicht ändert. Ob aber trotzdem unter diesem,
jetzt wesentlich höheren Drucke gleich guter Schliff erzeugt wird, erscheint
wohl fraglich. Immerhin dürfte ja im normalen Betriebe dieses Auskunftsmittel
nicht lange benutzt werden müssen. Etwas anderes erscheint aber deshalb bei den
beiden letztangeführten Constructionen bedenklicher, und zwar die nach
Ausschaltung einer Presse bei den anderen eintretende, wesentlich grössere,
einseitige Belastung.
Textabbildung Bd. 308, S. 108
Fig. 7.Amerikanischer Schleifer von Schäffer und Dale.
Gleichmässige Holzzufuhr wird bei dem Holzschleifer von E. F. Millard in Jackson (Amerikanisches Patent Nr. 567720) erstrebt.
Es ist nur natürlich, dass dann, wenn sich Holz in irgend einem der Presskästen
des Schleifers (Fig. 8) befindet, das Holz bei
der durch den Pfeil angedeuteten Drehungsrichtung an die Wände c angedrückt wird und bei dem Vorschübe gegen den
Stein mittels Kolben d besonders an den
bezeichneten Wänden merkliche Reibung wird überwunden werden müssen, wodurch das
Holz an diesen Wänden sozusagen zurückgehalten wird, das Holz sich schief
stellt, „spiesst“ u. dgl. Um dem vorzubeugen, sehen wir Schnecken a eingebaut, welche nur wenig in die Kästen
vorragen und so durch Räder bb1 gedreht werden, dass sich beim Andrücken der
Hölzer an die Umfläche der Walzen a eine zur Achse
derselben parallele Vorschubgeschwindigkeit ergibt, die jener des Kolbens d gleich ist. Es ist nicht zu leugnen, dass die
Erwägungen, aus welchen diese Anordnung hervorgegangen ist, manches für sich
haben, nur ist natürlich durch die Walzen a die
einfache Presse immerhin verwickelter geworden.
Textabbildung Bd. 308, S. 108
Fig. 8.Holzschleifer von Millard.
Eine Anordnung, welche an die Construction von Schmidt erinnert D. p. J. 1890 275 529), ist jene von Ch. W. Roberts in North Bennington nach amerikanischem Patent Nr.
571019, indem auch hier die Schleifkästen hin und her bewegt werden. Nur wird
bei der Roberts'schen Ausführung das Holz
quergeschliffen und haben die zwei an einander liegenden und gemeinsam senkrecht
gegen die Steinachse bewegten Kästen vermuthlich den Zweck, Holz nachfüllen zu
können, ohne dass der Schleifprocess irgendwie gestört wird, indem ein Kasten
frei liegt, während das Holz des Nachbarkastens abgeschliffen wird.
Von J. C. Kemp in Tipton finden wir im
amerikanischen Patent Nr. 588340 einen neuen Versuch, auf andere Weise als wie
mit Steinen, aber auf mechanischem Wege Holzstoff zu erzielen. Es wird dabei
eine Art Reibeisen, auf dem Umfange einer Walze festgelegt, benutzt. Holz in
Bretterform oder noch im Stamme soll damit in Fasern aufgelöst werden. Die Art
der Ausführung des Gedankens, das verkleinernde Werkzeug selbst und die
Einzelheiten der beabsichtigten Anordnung lassen eine solche Unkenntniss ganz
einfacher mechanischer Principien erkennen, dass wohl von der in der
Patentbeschreibung geschilderten Ausführung, trotz der geäusserten Hoffnungen
des Erfinders, nichts zu erwarten ist.
Das Heisschleifen, von welchem bereits in D. p. J. 1896 300 26
geschrieben worden ist, scheint sich seither doch etwas verbreitet zu haben.
Obwohl nach ziemlich verlässlichen Nachrichten doch bis 25 Proc. mehr an Kraft
für dieselbe Gewichtsmenge Schliff verbraucht wird gegenüber den bisher
allgemein benutzten Kaltschleifern, so soll doch der Heisstoff thatsächlich
etwas besser als der Kaltschliff sein und demgemäss etwas bessere Preise
erzielen. Erklärungen hierfür, die durch einschlägige Versuche begründet wären,
liegen noch nicht vor; es bleibt also nichts übrig, als auf die a. a. O.
versuchte Erklärung neuerlich hinzuweisen.
So viel ist, obwohl es dem Berichterstatter trotz wiederholten Ansuchen bei
einschlägigen Fabriken nicht gelungen ist, bestimmte Zahlen zu erlangen, doch
schon als gewiss anzunehmen, dass der specifische Druck für das Anpressen des
Holzes wesentlich grösser, die benutzte Schleifwassermenge merklich kleiner als
bei den Kaltschleifern ist. Dass trotz dieser Umstände, wie vielfach,
insbesondere von amerikanischen Schleifern behauptet wird, der Heisschliff
feiner sei als der Kaltschliff, hängt vielleicht damit zusammen, dass unter der
hohen Pressung der Stein sich mehr verlegt und deshalb die die Fasern
abtrennenden Sandkörnerspitzen weniger vorragen.
Durch die hohe specifische Pressung für den Holzandruck gelingt es auch, auf
verhältnissmässig kleinen Steinen eine hohe Anzahl von Pferdekräften zur
Erzielung von Holzschliff aufzubrauchen, wodurch natürlich eine Schleiferei für
eine gegebene Menge Schliff einfacher, kleiner werden kann. Nach Angaben der Maschinenbauanstalt Golzern werden 250 bis 300
auf Steinen aufgebraucht, welche 1300 mm Durchmesser und 700 mm Breite
haben. Von anderer Seite wird nun nicht verschwiegen, dass gegenüber den
geschilderten Vortheilen doch auch nicht zu vergessen ist, dass unter den hohen
Pressungen die Steine sehr beansprucht werden und leider viel häufiger Brüche
vorkommen als früher.
Aus einem Rundschreiben der Maschinenfabrik Golzern
(vormals Gottschald und Nötzli) ist die Fig. 9 entnommen, welche das in der genannten
Anstalt gebaute System der Heisschleife darstellt. Eine deutlichere
Zeichnung konnte leider nicht erlangt werden. Wir bemerken, dass drei Pressen,
die entweder mit Druckwasser (vgl. D. p. J. 1890
275 532) oder Druckluft bedient werden, vorhanden
sind. In der Regel sind jedoch nur die zwei, einander diametral gegenüber
liegenden Pressen im Gebrauche. Beim Abstellen einer leergeschliffenen Presse
rückt der dritte Reservekasten selbsthätig ein, so dass also wie bei anderen,
weiter oben erwähnten Constructionen eine Presse ausgerückt werden kann, ohne
dass die Umfangskraft merklich geändert, somit also ziemlich gleichbleibender
Kraft verbrauch erzielt wird. Nur auf etwas sei dabei hingewiesen. Wenn die
beiden, im Durchmesser angeordneten Pressen arbeiten, so wird der Druck durch
den Stein hindurch nahezu aufgehoben (ganz dann, wenn wir wirklich genau gleich
grosse und entgegengesetzt gerichtete Kräfte bekämen) und die Drehungsachse des
Steines ist durch diese Pressungen unmittelbar kaum beeinflusst.
Textabbildung Bd. 308, S. 109
Fig. 9.Heisschleifer der Maschinenfabrik Golzern.
Wenn jedoch die dritte, im Scheitel ungefähr liegende Presse statt einer der
beiden anderen zur Arbeit benutzt wird, so ist von einem Aufheben der
Pressendrücke durch den Stein hindurch begreiflicher Weise keine Rede und die
Achse desselben erfährt eine nur zu merkliche Beanspruchung, unmittelbar von den
Pressendrücken herrührend. Es ist gewiss richtig, dass etwas Aehnliches
bezüglich der Resultirenden aus den Pressendrücken bei den altbekannten
Schleifern mit wagerechter Drehungsachse und der Mantelfläche als Schleiffläche
auch vorkommt. Doch ist bei den Kaltschleifern aller Wahrscheinlichkeit nach der
Andruck ein geringerer, so dass die Anordnung, wobei eine schief liegende
Resultirende als Belastung der Drehungsachse sich ergibt und die principiell
jener mit sich aufhebenden Pressendrücken nachsteht, weniger bedenklich
ist. Sehr interessant ist die in dem Rundschreiben der Maschinenbauanstalt Golzern enthaltene Bemerkung, wonach beim Schleifen nur das verbrauchte Druckwasser
der Presscylinder (kein besonderes
Spritzwasser) genügt. Danach wäre wohl die
Erhitzung des Stoffes sehr erklärlich, indem der Stoff nur mit seinem eigenen
Rauminhalte an Wasser (ungefähr) befeuchtet würde. Ob dies wirklich streng zu
nehmen ist, konnte nicht in Erfahrung gebracht werden.
(Fortsetzung folgt.)