Titel: | Beleuchtung.Ueber Acetylenbrenner. |
Fundstelle: | Band 308, Jahrgang 1898, S. 171 |
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Beleuchtung.Ueber Acetylenbrenner.Nach einem
in der Zeitschrift für Beleuchtungswesen
veröffentlichten Aufsatz von Dr. Paul
Wolff.
Mit Abbildungen.
Ueber Acetylenbrenner.
Nachdem für die Entwickelung des Acetylens Apparate gebaut worden sind, welche bei
sorgfältiger Behandlung jede Explosionsgefahr ausschliessen und regelnlässig
arbeiten, hat sich die Beleuchtungstechnik an das Studium der Frage der Einrichtung
der Brenner für Acetylen gemacht.
Die Construction neuer Brenner erfordert genaue Kenntniss der Bedingungen und
Gesetze, die für die Verbrennung von Gasen gelten, auch machen sich die
Unvollkommenheiten unzureichender Brenner nicht so leicht bemerkbar. Entweder treten
dieselben erst nach längerem Gebrauche in Erscheinung, oder sie äussern sich in
einem schlechten Lichteffecte, über den man sich nur durch photometrische Messungen
klar werden kann. Letzterer Punkt ist jedoch von ausschlaggebendem Einflüsse. Jeder
Preiscalculation eines Leuchtstoffes, sowie dem Vergleiche der verschiedenen
Beleuchtungsarten muss eine bestimmte Lichtstärke zu Grunde gelegt werden. Wird
durch ungeeignete Brenner die Lichtstärke vermindert, so ändert sich damit natürlich
der Preis und man kommt so zu ganz falschen Resultaten. Auf diese Weise kann das
Acetylen, das schon zu dem heutigen Preise nächst dem Auer-Lichte das billigste
Beleuchtungsmittel ist, durch schlechte Brenner zu dem theuersten werden.
Maassgebend für die Brennerconstruction ist die genaue Kenntniss der chemischen und
physikalischen Eigenschaften des Acetylens und der Gesetze der Verbrennung; und nur
unter Berücksichtigung dieser Fragen darf man hoffen, zu einer befriedigenden Lösung
zu gelangen.
Da wir die einschlägigen Kenntnisse hier voraussetzen dürfen, gehen wir zu den
Einzelheiten der Acetylenbrenner über.
Bekanntlich hat das Acetylen beinahe dasselbe specifische Gewicht wie die Luft und
braucht deshalb einen stärkeren Druck als das leichtere Steinkohlengas. In demselben
Maasse, wie der Druck des ausströmenden Gases wächst, wird zugleich ein stärkerer
Luftstrom mitgerissen. Hierbei ist derjenige Punkt festzuhalten, wo die Luftmischung
die günstigste ist. Da das Acetylen ausserdem bedeutend mehr Kohlenstoff enthält als
das Steinkohlengas, so muss die Mischung mit Luft eine viel innigere sein, um
denselben vollständig zu verbrennen und die Ausscheidung von Russ zu vermeiden.
Die Berührungspunkte zwischen Acetylen und der Verbrennungsluft können dadurch
vermehrt werden, dass das erstere durch Mischung mit einem anderen Gase verdünnt
wird. Man kann dazu entweder indifferente nicht brennbare Gase, wie Luft oder
Stickstoff, oder brennbare, wie Wasserstoff oder Methan, wählen. Da Gemische von
Acetylen und Luft innerhalb weiter Grenzen explosiv sind, so lässt man in diesem
Falle die Mischung vortheilhaft erst in dem Brenner unmittelbar vor der Verbrennung
stattfinden. Die Luftzuführung geschieht dann wie bei dem Bunsen-Brenner, ist jedoch
so zu regeln, dass nicht eine entleuchtete Flamme entsteht.
Zahlreiche Brenner sind nach diesen Principien schon hergestellt worden,
vergeblich sucht man aber in der Litteratur nach Grundlagen zur Begründung eines
Urtheiles über dieselben, nach einer auf Zahlen gestützten photometrischen
Beweisführung.
Aus diesem Grunde hat Verfasser eine grosse Anzahl von Brennern, von fremden sowohl
als auch von denjenigen, zu denen die Ergebnisse der Untersuchungen in dem
Laboratorium des Dr. O. Münsterberg (jetzt Allgemeine Carbid- und Acetylen-Gesellschaft Berlin)
geführt haben, gemessen und theilt in Folgendem sowohl diese Ergebnisse selbst als
auch die daraus folgenden Schlussfolgerungen mit.
Nachdem die Gründe erkannt waren, welche die Verwendung von Steinkohlengasbrennern
für Acetylen verhinderten, lag es nahe, dieselben Grundprincipien beizubehalten und
nur nach den erkannten Gesichtspunkten umzuformen. Man konnte dies erreichen, indem
man die Ausströmungsöffnung der Gasbrenner verengte und das Acetylen unter erhöhtem
Druck zuleitete. Ueber den besten Druck schwanken die Angaben zwischen 25 bis 150
mm. Im Allgemeinen steigt der Nutzeffect eines Brenners mit dem Drucke. Die Zunahme
ist jedoch nicht gleich, sondern steht im Verhältnisse zu dem
Ausströmungscoëfficienten, der für jeden Brenner eine annähernd feststehende Grösse,
für die einzelnen Brenner aber verschieden ist. Wird der Druck stetig gesteigert, so
wird ein Punkt erreicht, wo das ausströmende Gas zum Theil unverbrannt entweicht.
Die Flamme verliert dann ihre Form, wird hoch, zischt und fängt an der Spitze an, zu
russen. Auch dieser Punkt ist bei jedem Brenner je nach der Grösse der Oeffnung
verschieden. Da ausserdem das Acetylen eine grosse Diffusions- und osmotische
Geschwindigkeit hat, so ist schon aus diesem Grunde der Drucksteigerung eine
natürliche Grenze gesetzt, – will man sich nicht beträchtlichen Gasverlusten
aussetzen.
Es folgt daraus, dass sich ein fester Universalbrenndruck für alle Brenner nicht
angeben lässt, sondern dass derselbe für die verschiedenen Brenner verschieden ist.
Will man mit derselben Leitung mehrere Brennsysteme speisen, so muss man, um allen
Vorzügen und Nachtheilen gerecht zu werden, einen Mitteldruck wählen, den der
Verfasser mit 80 mm für passend hält. Hat man nur Brenner eines Systemes, so wird man dementsprechend einen anderen Druck, wie er
z.B. aus den folgenden Tabellen hervorgeht, annehmen, in keinem Falle dürfen aber
150 mm überschritten werden.
Es sei hier noch ein Punkt erwähnt, der von grösster Bedeutung für die Ergiebigkeit
der Acetylenflamme, sowie für die richtige Ausführung und Deutung der
photometrischen Untersuchung ist.
Die Helligkeit des Acetylenlichtes wird durch Verunreinigungen erheblich geschwächt
und die Güte des Carbids ist daher eine mit entscheidende Frage. Zur Zeit werden
besonders von Amerika minderwerthige Sorten in den Handel gebracht. Bei
vergleichenden Messungen muss man sich davon überzeugen, dass dieselben mit einem
gleichartigen Product angestellt werden, da man sonst zu ganz falschen Ergebnissen
gelangen kann. Deshalb sind auch alle Angaben, die sich von verschiedenen Seiten
über verschiedene Brenner vorfinden, niemals ohne weiteres mit einander zu
vergleichen, und alle derartige Bestimmungen haben nur Werth, wenn sie von derselben
Seite angestellt sind, so lange wenigstens, bis die Fabrikation des Carbids so weit
vorgeschritten ist, dass man von einer einigermaassen gleichen Zusammensetzung
desselben reden darf. Vorläufig unterscheiden sich die einzelnen Handelssorten so
stark, dass derselbe Brenner ein um viele Kerzen verschiedenes Licht gibt, je nach
dem Carbid, welches das betreffende Acetylen erzeugt hat.
Man könnte nun das Acetylen von seinen Verunreinigungen ganz befreien und die
Messungen mit dem reinen Gase vornehmen, um sicher zu sein, richtige Werthe für die
einzelnen Brenner zu erhalten. Dagegen spricht aber der Umstand, dass die Verwendung
vollkommen reinen Acetylens im Betriebe nicht anzurathen ist und man auf diese Art
zu Ergebnissen kommen würde, welche mit der erhaltenen Leuchtkraft nicht
übereinstimmen würden. Das reine Acetylen hat einen schwachen, nicht unangenehmen
ätherischen Geruch, so dass eine Undichtigkeit der Gasleitung nur schwer sich
bemerkbar machen würde. Der charakteristische, scharfe, unangenehme Geruch, der
schon die geringsten Mengen dieses Gases verräth, rührt von den Verunreinigungen
her, und zwar ist derselbe so stark, dass schon so geringe Spuren, die irgend eine
schädliche Wirkung auszuüben nicht im Stande sind, zur deutlichen Wahrnehmung
genügen. Von diesem Gesichtspunkte ausgehend, einerseits die Intensität der Flamme
voll zu entwickeln, andererseits den Geruch des Gases zu erhalten, wird in den
Apparaten der Allgemeinen Carbid- und
Acetylen-Gesellschaft das Acetylen einem besonderen Reinigungsprocesse
unterworfen, welcher die schädlichen Verunreinigungen auf das geringste Maass
bringt, ohne dieselben vollkommen zu entfernen. Es ist zu betonen, dass eine
vollkommene Ausnutzung der Leuchtkraft, sowie eine lange Haltbarkeit der Brenner in
erster Linie mit bedingt werden durch die Güte des Carbids bezieh. die Art der
Entwickelung und Reinigung des Acetylens.
Bei der Besprechung der einzelnen fremden und eigenen Brenner will der Verfasser eine
Eintheilung einhalten, die sich aus Zweckmässigkeitsrücksichten empfiehlt.
I. Brenner für Acetylen allein:
a) mit einer oder mehreren von einander unabhängigen runden
Oeffnungen (Strahlenbrenner),
b) mit zwei gegen einander geneigten Oeffnungen
(Schmetterlingsbrenner),
c) Schnittbrenner.
II. Brenner für Acetylen mit Luftzuführung.
Strahlenbrenner.
Das aus einem runden Loch ausströmende Gas bildet eine hohe, wenig breite, im
Horizontalschnitte lanzettliche Flamme. Fig. 1 zeigt einen
Einlochbrenner, Fig. 2
einen Dreilochbrenner, die ganz aus Speckstein hergestellt werden; zwar werden
ähnliche Brenner in Paris aus Aluminium angefertigt, doch ist für alle
Acetylenbrenner Speckstein das empfehlenswertheste Material. Metall begünstigt als
guter Wärmeleiter die durch die Hitze bewerkstelligte Zersetzung des Acetylens
innerhalb des Brenners; Aluminium ist schon der geringen Haltbarkeit wegen nicht
praktisch.
Textabbildung Bd. 308, S. 172
Strahlenbrenner.
Die photometrischen Durchschnittsergebnisse, welche die verschiedenen Brenner
mit einem und mehreren Löchern ergaben, sind folgende:
Brennersorte
Herkunft
Gas-druckin mm
StündlicherGasverbrauchin l
HK
StündlicherGasverbrauchfür die
Kerzein l
Mittel
Einloch-brenner
Paris
607080
6½7 9¾
5½7 7½
1,1901,0001,300
1,160
Einloch-brenner A
Deutschland
607080
6 7½ 8½
6½ 7½ 8½
0,9251,0301,000
0,985
Einloch-brenner B
Deutschland
60708090
3 3¼45
1,51,6 1,752,5
2,0002,0312,2862,000
2,079
Zweiloch-brenner
Deutschland
60708090
5¾7 8¾10½
2 2¾ 4½ 7¼
2,8752,5451,9441,310
2,163
Dreiloch-brenner
Paris
6080
1720
20½22
0,8300,880
0,855
Dreiloch-brenner
Deutschland
60708090
9 91113
4¼ 4½ 6¼ 7½
2,1182,0001,7601,733
1,903
Vierloch-brenner
Deutschland
60708090
10 11½ 14¾15
4½5810
2,2222,3001,8441,500
1,967
Fünfloch-brenner
Deutschland
60708090
13151720
6½ 7½1013
2,0002,0001,7001,539
1,809
Aus dieser Zusammenstellung geht hervor, dass sowohl die absolute als auch die
relative Helligkeit der Ein- und Mehrlochbrenner sehr mässig ist.
Die Erklärung dafür liegt erstens in der Form der Flamme. Die längliche, runde Form
hat zur Folge, dass nur die Oberfläche derselben für die Lichtwirkung im
Wesentlichen in Betracht kommt, während der Kern derselben dafür verloren geht.
Einmal ist die Luftcirculation½ und in Folge dessen die Verbrennung dort nur eine
unvollkommene, und dann werden noch die Lichtstrahlen, die von der Mitte der Flamme
ausgehen, durch die Oberfläche der Acetylenflamme, welche sehr undurchlässig ist,
absorbirt.
Die Wirkung jedes Brenners steigt mit dem Drucke und die Ergiebigkeit der einzelnen
Brenner mit dem Ausströmungscoëfficienten; die grössten Werthe, die erreicht werden
können, sind aber immer viel zu gering, um eine lohnende Verwerthung des Acetylens
zu gestatten. Durch Vermehrung der Ausströmungsöffnungen wird nur die absolute
Stärke gesteigert, die Nutzleistung aber nicht geändert. In den deutschen Brennern
steigt mit der Anzahl der Löcher die Leuchtkraft bei 60 mm Druck von 1½ HK beim
Einlochbrenner bis zu 6½ HK beim Fünflochbrenner, der stündliche Gasverbrauch für
die Kerze beträgt aber bei beiden 2 l. Selbst wenn wir die Verbesserung der
Leuchtkraft mit erhöhtem Druck in Betracht ziehen, so ändert sich doch das
Verhältniss nur unwesentlich und der Durchschnittsverbrauch für die Stunde und Kerze
bleibt ziemlich gleich zwischen 1,8 bis 2 l für die verschiedenen Brenner. Eine
Vergrösserung der einzelnen Oeffnungen bedingt jedoch eine Verbesserung der
relativen Leuchtkraft. So verringert sich durch die grösseren Ausströmungsöffnungen
der Verbrauch für die Stunde und Kerze auf die Hälfte, ungefähr auf 0,985 l für den
Einlochbrenner A und für den Pariser Dreilochbrenner auf 0,855 l. Doch ist hierbei
bald die Grenze erreicht, die mit Rücksicht auf das Russen der Flamme nicht
überschritten werden darf. Im Ganzen ist also die Ausbeute dieser Brenner zu gering
und lassen sie sich nur empfehlen, wenn ganz kleine Flämmchen verlangt werden, die
mit anderen Brennern nicht zu erreichen wären.
Schmetterlingsbrenner.
Die Vergrösserung der Oberfläche der Flamme und Reducirung der Dicke wird in den
Schmetterlingsbrennern erreicht.
Textabbildung Bd. 308, S. 173
Schmetterlingsbrenner.
Das Princip derselben besteht darin, dass zwei aus schrägen, gegen einander geneigten
Bohrungen kommende Gasströme auf einander stossen und sich durch den Anprall zu
einer flachen Gasschicht von Fächerform ausbreiten. Die Flammenebene steht demnach
senkrecht zur gemeinsamen Schnittebene der beiden Bohrungen. Die bekanntesten
Brenner dieser Art, die auch für Steinkohlengas und für fette Gase zur Verwendung
kommen, sind die Bray-Brenner. Fig. 3 und 4
zeigen die Ansicht, Flammenform und Querschnitt eines solchen. Derselbe besteht aus
einer Messingfassung, die den beide Bohrungen enthaltenden Kopf, der aus einer
porzellanartigen Masse besteht, trägt. Im unteren Theile desselben befindet sich ein
Sieb aus Gaze, um den Gasdruck und das Sausen der Flamme zu vermindern und zu
regeln. Für Acetylen werden einige Nummern mit besonders feinen Bohrungen
angefertigt, die bei der Untersuchung Folgendes ergaben:
Brennersorte
Herkunft
Gas-druckin mm
StündlicherGasverbrauchin l
HK
StündlicherGasverbrauchfür die
Kerzein l
Mittel
00
Bray
* 85
103
167
0,61
0,61
000
Bray
* 85
73½
126
0,58
0,58
0000
Bray
60 70 80* 85
39 42 48½ 57
85½ 87½ 93½ 88½
0,456 0,480 0,5190,64
0,485
0000
Bray
60 70 80 90
30 34 37 41
50½ 54 56½ 60½
0,594 0,629 0,655 0,677
0,639
Zum Vergleiche sind in dieser Tabelle drei Messungen angeführt, die bei der Firma Julius Pintsch ausgeführt und in einem Vortrage von Gerdes (Glaser's Annalen)
angegeben sind. Es sind dies die drei mit einem Sterne versehenen Zahlen für
Bray 00, 000 und 0000 bei 85 mm.
Bei letzterem zeigt sich ein bedeutender Unterschied. Während Gerdes bei 85 mm Druck eine Leuchtkraft von 88½ HK und einen Gasverbrauch
in der Stunde und Kerze von 0,64 l findet, ist der Verfasser zu dem wesentlich
günstigeren Ergebnisse von 93½ HK und nur 0,519 l gelangt. Da an der Genauigkeit der
Pintsch'schen Messungen nicht zu zweifeln ist, so
möchte Verfasser diese Differenz auf die Reinheit des angewandten Acetylens
zurückführen.
Da die Pintsch'schen Untersuchungen schon vor längerer
Zeit angestellt wurden, so nimmt Verfasser an, dass das damals benutzte Carbid an
Qualität hinter dem seinigen zurückstand und daher die verhältnissmässig ungünstigen
Angaben herrühren. Verfasser glaubt, dass mit einem noch reineren Acetylen ein noch
viel grösserer Nutzeffect nachgewiesen werden kann. Jedenfalls zeigen schon diese
Zahlen, dass der Werth von 0,6 l für die Stunde und Hefner-Kerze, der im Allgemeinen
als das beste Resultat für Acetylen angegeben wird, viel zu hoch ist, hat sich doch
schon bei Bray 0000 bei 60 mm 0,45 l gefunden. In diesem Sinne werden auch die von
Gerdes für Bray 00 und 000 angegebenen Werthe
corrigirt werden müssen. Es ist bestimmt zu erwarten., dass der Nutzeffect des
Bray-Brenners mit der Grösse steigt und wie sich der Bray 0000 bedeutend günstiger
stellt als der 00000, so werden sich die 000 und 00 in demselben Verhältnisse
verbessern. Es kommt noch hinzu, dass ein Druck von 85 mm nicht günstig ist. Die
Ergiebigkeit der Bray-Brenner nimmt, wie aus der Tabelle zu ersehen, nicht mit dem
Drucke zu, sondern der günstigste Punkt liegt bei 60 mm. Bei einem schwächeren
Drucke brennen sie leicht russend, während bei einer Steigerung die relative
Leuchtkraft abnimmt. Es liegt dies wohl daran, dass bei einem zu starken Anpralle
der beiden auf einander stossenden Gasströme ein Theil der Verbrennung entzogen wird
und unverbraucht entweicht, so dass eine zu grosse Luftzufuhr entsteht, welche einen
Theil des Kohlenstoffes bereits zu nichtleuchtenden Gasen verbrennt.
Die Bray-Brenner geben eine helle Flamme von angenehmer Form, sie sind billig und
leicht zu ersetzen, haben aber den Nachtheil, sich leicht zu verstopfen.
Das Acetylen hat die Eigenschaft, sich in der Hitze zu polymerisiren. Es entstehen
dadurch feste und flüssige Verbindungen, welche sich unter Abscheidung von Kohle
zersetzen. Diese Zersetzungsproducte lagern sich grösstentheils aussen auf dem
Brenner vor den Oeffnungen ab, können sich aber auch bei längerer Erhitzung in den
engen Kanälen bilden. Die Flamme verliert dann ihre Gestalt und beginnt zu russen.
Hat sich die Ablagerung nur aussen gebildet, so lässt sich dieselbe leicht durch
Abbürsten entfernen, sind aber die Bohrungen verstopft, so kann eine Reinigung wegen
der Enge der Kanäle und der Zerbrechlichkeit der Masse nicht mehr erfolgen, dann ist
der Brenner auszuwechseln. Der Preis derselben ist so niedrig, dass ein häufiger
Ersatz keine Rolle spielt, immerhin gehört dazu ein Wärter, der den Brenner
beaufsichtigt und erneuert. Die Brenner empfehlen sich deshalb mehr für Fabriken und
Werkstätten als für Wohnräume.
Dasselbe gilt auch von den Nachbildungen der Bray-Brenner, die von verschiedenen
Firmen angefertigt werden und deren Ergiebigkeit nicht schlecht ist.
Zu den Bray-Brennern gehört auch ein Brenner, bei welchem auf einem gewöhnlichen
Bray-Brenner ein Aufsatz von Messing angebracht ist, der senkrecht zur Flammenebene
zwei Luftlöcher besitzt und andauernd russfrei brennen soll. Wie diese Vorrichtung
ein Verstopfen der Kanäle und daraus folgendes Russen vermeiden soll, ist
unerfindlich. Es zeigte sich, dass die einzige, kaum wahrnehmbare Wirkung darin
besteht; dass die Flamme etwas nach unten gezogen und rund wird. Eine günstige
Wirkung auf das Russen konnte nicht beobachtet werden.
Textabbildung Bd. 308, S. 174
Schmetterlingsbrenner.
Um die Verstopfungen der Bohrungen in Folge Zersetzung des Acetylens zu vermeiden,
bot sich der naheliegende Weg, die Flamme von den Oeffnungen zu entfernen, indem man
den Bohrungen eine solche Richtung gab, dass die Gasströme sich erst in einer
gewissen Höhe über dem Brenner treffen. Dieser Gedanke ist auf verschiedene Art
ausgeführt worden.
Einige Firmen behalten den Specksteinkopf bei, rücken nur die Oeffnungen weit aus
einander und vergrössern den Brennerkopf so, dass derselbe eine champignonähnliche
Form erhält, wie in Fig.
5 und 6
dargestellt. Aehnlich ist der Brenner von Lebeau (Fig. 7) – welcher aus
einer porzellanartigen Masse besteht und zwei den Bohrungen parallel laufende weite
Kanäle hat, welche angeblich eine lebhaftere Luftzuführung und zugleich Kühlung
bewirken sollen.
Textabbildung Bd. 308, S. 174
Schmetterlingsbrenner.
Auf demselben Grundgedanken beruhen eine Reihe von Brennern, die in verschiedenen
Aenderungen von verschiedenen Seiten, z.B. von der Allgemeinen Carbid- und Acetylen-Gesellschaft in Berlin (G. M. Nr. 75791,
Fig. 8 und 9), construirt wurden.
Allen diesen Brennern ist die Anordnung zweier gebogener Röhren gemeinsam, welche
die Gasströme in einem bestimmten Winkel auf einander treffen lassen, verschieden
aber ist die Ausführung, die Länge und Biegung der Röhren, die Ausströmungsöffnung
und die Neigung der Gasströme, welche Punkte für die Helligkeit des Lichtes von
grosser Bedeutung sind. Dass die verschiedenen Abmessungen einen grossen Unterschied
in der Wirkung ausmachen, geht aus folgender Tabelle hervor:
Brennersorte
Herkunft
Gas-druckin mm
StündlicherGasverbrauchin l
HK
StündlicherGasverbrauchfür die
Kerzein l
Mittel
Champignon-brenner
Paris
60 70 80 90100110
101011 13½ 14½
14½
8½ 8½1113½15½16½
1,1761,1761,0001,0000,9360,879
1,028
Champignon-brenner
Deutschland
60 70 80 90110
1010 11½ 13½ 14½
91011½1415½
1,1111,0001,0000,9640,936
1,002
Champignon-brenner
Lebeau
80
13
12½
1,040
1,040
Zweiröhren-brenner G. M.
A. C. A. G.
60 70 80 90100110
131316161818
15½182122½2525½
0,8380,7220,7620,7110,7200,706
0,743
Die Champignonbrenner, die einander ähnlich sind, zeigen auch eine gleiche
Intensität, während der Zweiröhrenbrenner sich wesentlich günstiger zeigt. Die
Luftkanäle des Lebeau-Brenners erwiesen sich als wirkungslos, eine Erhöhung der
Leuchtkraft findet nicht statt und ebenso wenig lässt sich ein Einfluss auf die
Temperatur des Brenners, eine Erschwerung der Zersetzung des Acetylens und
Verstopfung der Bohrungen nachweisen.
Die Form der Champignonbrenner ist nicht praktisch. Der grosse Kopf wirft einen
starken Schatten und beeinträchtigt dadurch die Lichtwirkung. Dann müssen die
Specksteinwände genau gearbeitet sein, da dieselben bei ungleichmässiger Erwärmung
leicht springen. Die Herstellung ist nicht einfach und daher der Preis ziemlich
hoch. Auch verstopfen sich die Löcher leicht und lassen sich nur bei vorsichtiger
Behandlung reinigen.
Vortheilhafter erweisen sich die Zweiröhrenbrenner, deren Herstellung einfach und
deren Lichtwirkung gut ist; die Oeffnungen können weiter sein, verstopfen sich in
Folge dessen weniger und lassen sich gut reinigen.
In scheinbarem Widerspruche zu den bei den Bray-Brennern gefundenen Resultaten steht
es, dass der Effect hier mit dem Drucke zunimmt. Es ist dabei in Betracht zu ziehen,
dass die Gasströme hier nicht unmittelbar auf einander stossen, sondern erst einen
mehr oder weniger langen Weg in der Luft zurücklegen. Dadurch wird der Anprall
vermindert und die Wirkungen des erhöhten Druckes können sich nicht so fühlbar
machen. Im Einklänge damit steht es, dass auch die Vortheile der Bray-Brenner nicht
erreicht werden. Bei gleichem Gasverbrauche ist die Flamme und die Lichtwirkung
geringer. Da die Kraft des Zusammenstosses nicht so gross ist, so breitet sich die
Flamme nicht so weit aus und sie behält nun eine grössere Dichte. Der Nutzeffect
dieser Brenner wird also immer hinter den Bray-Brennern zurückstehen, oder vielmehr
sie würden dieselben erst bei einem Drucke erreichen, der sich von vornherein
verbietet.
Die übrigen Vortheile dieser Brenner sind aber so gross, dass sie bei der
Hausbeleuchtung den Vorzug verdienen. Bei einem stündlichen Verbrauch von 0,7 l für die
Kerze, den man bei richtiger Construction erreichen kann, stellt sich der Preis
niedrig genug.
Man kann die Lichtwirkung verstärken, indem man mehrere Brenner zusammenstellt.
Hierbei ist aber auf die Stellung sehr zu achten. Wie bereits erwähnt, ist die
Acetylenflamme für Lichtstrahlen sehr undurchlässig. Werden zwei gleich starke
Flammen neben einander angebracht, so erhält man nicht die doppelte Lichtwirkung,
sondern eine viel geringere. Bei einer Gruppirung von fünf Flammen z.B. geht die
mittelste Flamme für die Lichtwirkung vollkommen verloren, da die seitwärts
ausgesandten Strahlen durch die zwei vorgelagerten Flammen gänzlich absorbirt
werden.
Textabbildung Bd. 308, S. 175
Schmetterlingsbrenner.
Es muss daher die Lagerung derartig sein, dass die Strahlen jeder Flamme nach allen
Seiten frei an den anderen Flammen vorbeigehen können. Solche Brenner werden
beispielsweise von der Allgemeinen Carbid- und
Acetylen-Gesellschaft in Berlin construirt. Fig. 10 und 11 zeigen die Anordnung
dieses Brenners, und dahin zielende Messungen zeigen, dass hierbei in der That die
doppelte Leuchtkraft erreicht wird.
Textabbildung Bd. 308, S. 175
Schmetterlingsbrenner.
Es ist auch ein Versuch gemacht worden, die Schmetterlingsbrenner für einen
Rundbrenner mit Cylinder zu verwenden. Zu diesem Zwecke wird ein Specksteinring in
einer runden Messinggalerie gefasst, der das Gas durch zwei gegen einander geneigte
Oeffnungen zusammentreffen lässt (Fig. 12 und 13). Derselbe wurde mit
und ohne Cylinder gemessen und lieferte folgende Ergebnisse:
Brennersorte
Herkunft
Gasdruck in mm
Stündlicher Gas-verbrauch in l
HK
Stündlicher Gas-verbrauch fürdie
Kerze in l
Mittel
ohneCylinder
mitCylinder
ohneCylinder
mitCylinder
ohneCylinder
mitCylinder
Rundbren-ner
Deutschland
60 70 80 90100115
9¼1111 13¼1414
9¾1111½14½14¾15½
5 6 7½11½13¾14½
0,9491,0000,9570,9140,9050,903
1,8501,8331,4671,1521,0180,965
0,938
1,381
Ohne Cylinder gibt der Rundbrenner ungefähr dasselbe Ergebniss wie der ähnlich
construirte Champignonbrenner, die wenig höhere Leuchtkraft ist nur auf
Zufälligkeiten in der Herstellung der Brenner zurückzuführen. Wesentlich geringer
wird aber der Effect, sobald ein Cylinder aufgesetzt wird. Neben der Absorption des
Glases spricht hierbei der Umstand mit, dass durch den Cylinder ein starker Luftzug
nach oben verursacht wird, der die Richtung der Gasströme stark beeinflusst. Es
wirken dann zwei Factoren auf das ausströmende Acetylen ein. Einmal der Druck,
welcher dasselbe in der verlängerten Linie der Bohrungen vorwärts treibt, und
zweitens die Luftströmung, welche es nach oben zieht. Der Gasstrom folgt dann einer
neuen Richtung. Je schwächer der Druck, um so stärker ist die Abweichung von der
normalen Richtung, um so spitzer der Winkel, in welchem die beiden Gasströme sich
treffen, und um so geringer die Helligkeit der Flamme. Bei dem Drucke von 60 mm
überwiegt der Zug nach oben so stark, dass überhaupt keine Schmetterlingsform mehr
entstehen kann. Die Flamme hat dann die Form, wie in Fig.
14 angegeben. Je mehr dann der Druck zunimmt, um so mehr tritt der Zug
nach oben zurück, und bei einem Drucke von 115 mm ist nur noch ein so geringer
Unterschied zwischen der Intensität mit und ohne Cylinder, dass derselbe wohl fast
ganz auf Rechnung der Absorption durch das Glas zu setzen ist.
Textabbildung Bd. 308, S. 175
Fig. 14.Schmetterlingsbrenner.
Schnittbrenner.
Für offene Flammen kommen neben den Schmetterlingsbrennern noch die Schnittbrenner in
Betracht. Die Gestalt eines solchen Schnittbrenners wird durch Fig. 15 veranschaulicht.
Die Brennerköpfe der Schnittbrenner werden fast ausschliesslich aus Speckstein
geschnitten. Dieselben besitzen ein leichtes Schraubengewinde, mit welchem sie
entweder direct auf dem Gasarme aufgesetzt werden, oder sie werden damit zunächst in
eine Messingfassung eingekittet und dann erst mittels Gewinde, das sich an der
Messinghülse befindet, aufgeschraubt.
Eine andere Gestalt der Flamme wird durch die Hohlkopfbrenner (Fig. 16) erreicht. Die
Bohrung im Kopfe ist entsprechend der äusseren Form des Brenners erweitert, so dass
die Wandung überall gleich stark ist.
Textabbildung Bd. 308, S. 176
Schnittbrenner.
Schnittbrenner für Acetylen mit sehr engen Spalten werden in verschiedenen
Ausführungen in den Handel gebracht. Einige photometrische Untersuchungen hatten
folgendes Ergebniss:
Brennersorte
Herkunft
Gas-druckin mm
StündlicherGasverbrauchin l
HK
StündlicherGasverbrauchfür die
Kerzein l
Mittel
Schnittbren-ner Nr. 1 ½
Paris
50 60 70 80 90110
202428½32½3541
20 22 30½ 38 47 66½
1,0001,0910,9340,8550,7450,616
0,873
Schnittbren-ner Nr. 2
Paris
50 60 70 80 90110
232829323844½
35 50 53 56½ 66 72
0,6570,5600,5470,5660,5760,618
0,587
Schnittbren-ner Nr. 2 ½
Paris
60 70 80 90110
3641435054½
59 70 72½ 82 90
0,6100,5860,5930,6100,605
0,600
Schnittbren-ner Nr. 3
Paris
60 70 80 90
36414451
70½ 78 86 97½
0,5100,5260,5120,523
0,514
Schnittbren-ner klein
A. C. A. G.
60 70 80 90110
1420242731
22 35 35 49 54½
0,6360,5710,6860,5510,569
0,602
Schnittbren-ner gross
A. C. A. G.
80 90
4450
86100
0,5120,500
0,506
Aehnliche Ergebnisse werden auch mit den Brennern nach den G. M. Nr. 42647 und 42648
erhalten.
Das photometrische Ergebniss der Schnittbrenner ist als recht günstig zu betrachten.
Abgesehen von dem kleinsten Pariser Brenner Nr. 1½, bei welchem der Spalt zu eng
ist, werden Werthe erreicht, welche den besten Ergebnissen der Bray-Brenner
gleichkommen. Ausserdem spricht die einfache Herstellung, der Preis, der noch etwas
billiger ist als der der Bray-Brenner, sowie die Flammenform, die der gebräuchlichen
der Steinkohlengasbrenner gleichkommt, zu deren Gunsten. Auch hier nimmt der
Nutzeffect im Allgemeinen mit dem Drucke zu, doch ist die Zunahme, besonders bei den
grösseren Brennern nicht bedeutend und wird sich ein Druck von 80 mm als bester im
Durchschnitte empfehlen. Je grösser der Brenner ist, um so geringer ist der
Spielraum, der dabei gelassen ist. Während der Brenner Nr. 1½ von 50 bis 110 mm gut
brennt, lässt sich der Brenner Nr. 3 nur noch von 60 bis 90 mm, der grosse Brenner
der Allgemeinen Carbid- und Acetylen-Gesellschaft sogar
nur von 80 bis 90 mm Druck benutzen. Bei geringerem Drucke russt derselbe, während
die Flamme bei stärkerem Drucke zischt und der Kohlenstoff unvollkommen
verbrennt.
Bei der Enge der Spalte ist es unvermeidlich, dass sich die Schnittbrenner
verstopfen. Dieselben lassen sich zwar leicht dadurch reinigen, dass man mit einem
feinen, sägeartigen Instrument einmal durch den Schnitt streicht, immerhin bedürfen
sie einer fortwährenden Controle und lassen sich in Folge dessen nicht für alle
Fälle empfehlen.
Brenner mit Luftzuführung.
Die ganzen Schwierigkeiten der Verstopfungen fallen fort, wenn man das Acetylen mit
anderen Gasen verdünnt und aus weiten Oeffnungen brennt. Als einfachstes Mittel
erschien hierfür die Mischung mit Luft, die wegen der Explosivität zweckmässig erst
im Brenner geschieht. So einfach es erscheinen mag, Brenner mit Luftzuführung zu
construiren, so viele Schwierigkeiten haben sich bei der Ausführung gezeigt. Das
Verhältniss zwischen Luft und Acetylen muss bestimmt und genau eingehalten werden,
damit eine gute Leuchtwirkung erzielt wird. Ist die Luftmenge zu gering, so neigt
die Flamme zum Russen, ist dieselbe zu gross, so tritt eine theilweise Entleuchtung
ein und die Flamme schlägt leicht zurück, da die Mischung von Acetylen und Luft
innerhalb weiterer Grenzen explosiver ist als das Steinkohlengas. Die Menge der
mitgerissenen Luft hängt von dem Drucke ab, unter welchem das Gas steht. Je grösser
derselbe ist, um so stärker ist auch die Luftzufuhr. Alle diese Factoren müssen
genau berücksichtigt werden.
Textabbildung Bd. 308, S. 176
Fig. 17.Brenner mit Luftzuführung.
Die ersten Luftbrenner wurden von Bullier angegeben. Sie
hatten den Fehler, nur bei hohem Drucke zufriedenstellend zu brennen; auch die
meisten folgenden Erfindungen zeigten denselben Uebelstand. Erst in neuester Zeit
werden Brenner hergestellt, welche auch bei niederem Drucke gut brennen.
Bei den ersten Versuchen, die in dem Laboratorium des Dr. Münsterberg angestellt wurden, wurden Zweiröhrenbrenner benutzt. Es wurde
auch damit ein annehmbares Resultat erreicht, jedoch war ein Minimaldruck von 120 mm
erforderlich. Um denselben Druck wie bei gewöhnlichen Acetylenbrennern anwenden zu
können, ging man zu Schnittbrennern über und erreichte bisher das beste Resultat mit
dem Modelle G. M. Nr. 81094 (Fig. 17), welches
folgendes photometrisches Ergebniss lieferte:
Brennersorte von derA. C. A. G.
Gas-druckin mm
StündlicherGasverbrauchin l
HK
StündlicherGasverbrauchfür die
Kerzein l
Schnittbrenner mit Luft-zuführung A
90
10
13
0,741
Schnittbrenner mit Luft-zuführung B
90
37
58½
0,631
Schnittbrenner mit Luft-zuführung C
90
43½
69½
0,626
Es zeigt sich, dass besonders bei den grösseren Brennern die Ergiebigkeit annähernd
so gut ist als bei den besten Brennern für reines Acetylen. Auch hier wächst die
Ergiebigkeit mit dem Ausströmungscoëfficienten. Ausserdem besteht hierbei der
Vortheil, dass dieser Brenner, dessen Schlitz ebenso weit ist wie der eines
gewöhnlichen Steinkohlengasbrenners, sich niemals verstopft. Ein Russen oder
Verminderung des Leuchteffectes ist ausgeschlossen und er behält stets dieselbe
helle und klare Flamme. Da auch der Preis des Brenners nicht hoch ist, so wird
derselbe sich für alle die Fälle empfehlen, in denen ein häufiges Reinigen oder
Auswechseln der Brenner sich verbietet, besonders für Strassenbeleuchtung dürfte
dieser Brenner hauptsächlich in Frage kommen.
Mischung von Acetylen mit anderen Gasen.
Eine Möglichkeit, das Acetylen vortheilhaft der Verbrennung zuzuführen, besteht
darin, dasselbe in Mischung mit anderen Gasen dem Brenner zuströmen zu lassen. Dies
Verfahren gehört eigentlich nicht in den Rahmen unseres Themas, da es sich dabei
nicht um besondere Brenner handelt, sondern vielmehr alle gewöhnlichen Arten der
Steinkohlengasbrenner dazu benutzt werden können. Es seien hier nur kurz die
wesentlichsten Resultate erwähnt.
Schon am 31. Januar 1895 erhielt Brillier ein deutsches
Reichspatent zur Verdünnung von Acetylen mit Stickstoff und am 22. Juni 1896 wurde
von Bouvier ein Patent angemeldet zur Darstellung einer
Masse (bestehend aus Calciumcarbid, kohlensaurem Kalk und saurem schwefelsaurem
Natron) zur Herstellung eines Gemisches von Acetylen und Kohlensäure. Am 30. März
1896 nahm Prof. Lewes ein englisches Patent zur
Herstellung gemischter Carbide, welche bei der Zersetzung mit Wasser in Acetylen und
andere Kohlenwasserstoffe zerfallen. So erhält er z.B. aus Braunstein, Kalk und
Kohle ein Gemisch aus Calciumcarbid und Mangancarbid, welches in Acetylen, Methan
und Wasserstoff zerfällt. Inzwischen ist die Wirkung, welche die Beimengung
verschiedener Gase zu dem Acetylen auf die Leuchtkraft ausübt, näher untersucht
worden; in Folgendem sind einige Resultate gegeben, welche zum Theil einer Arbeit
von Bullier in dem Bulletin de
la Société Chimique de Paris entnommen sind.
1) Acetylen mit Stickstoff:
Die besten Ergebnisse werden erhalten bei einer Mischung, welche
zwischen 50 bis 80 Proc. Acetylen enthält. In diesem Falle erhält man, je nach der
Grösse des Brenners:
1 HK mit 0,667 bis 0,792 l Acetylen.
2) Acetylen und Kohlensäure:
Die Beimengung von Kohlensäure darf 20 Proc. nicht
übersteigen, ohne die Leuchtkraft erheblich herabzusetzen.
50
Proc.
CO2
liefert
1
HK
mit
1,967 l
Acetylen
20
„
„
„
1
„
„
0,667 l
„
3) Acetylen und Wasserstoff:
Dies Gemisch gibt für grosse Brenner annehmbare Resultate. Bei
einem stündlichen Consum von 80 l erhält man:
1 HK mit 0,667 l Acetylen.
4) Acetylen, Stickstoff und Sauerstoff:
45 Proc. Stickstoff, 5 Proc. Sauerstoff und 50 Proc. Acetylen
liefern:
1 HK mit 0,646 l Acetylen.
40 Proc. Stickstoff, 10 Proc. Sauerstoff (= Luft) und 50 Proc.
Acetylen liefern:
1 HK mit 0,583 l Acetylen
bei einem stündlichen Verbrauche von etwa 100 l. Da diese
Mischungen aber explosiv sind, so ist deren Verwendung ausgeschlossen.
Es wird also durch die Verdünnung stets die Leuchtkraft etwas herabgedrückt und
bleiben die Werthe hinter den besten, mit reinem Acetylen erhaltenen Resultaten
zurück. Immerhin sind bei richtigen Mischungsverhältnissen annehmbare Zahlen zu
erhalten. Durch eine Beimischung von Sauerstoff wird in jedem Falle die Leuchtkraft
erhöht, in gleichem Maasse wächst aber die Explosivität, so dass dabei Vorsicht
geboten ist.
Die Vortheile bestehen darin, dass man gewöhnliche Brenner benutzen kann und kein
Verstopfen und Russen zu befürchten hat, dem steht aber der grosse Nachtheil
gegenüber, dass man zwei verschiedene Gase zu erzeugen, in getrennten Gasometern
aufzubewahren und schliesslich in einem dritten Gasometer in bestimmten
Verhältnissen zu mischen hat. Zieht man in Betracht, dass gerade die einfache und
leichte Herstellungsweise des Acetylens einen seiner bedeutendsten Vorzüge bildet,
so begreift man, dass derselbe dadurch illusorisch wird und auch eine erhebliche
Vertheuerung durch die complicirte Handhabung bedingt wird. Es ist deshalb kaum
anzunehmen, dass ein derartiges Verfahren mit Erfolg Eingang finden wird.
Sollte es dagegen gelingen, auf dem von Lewes
eingeschlagenen Wege gemischte Carbide herzustellen, welche bei der Zersetzung ein
gut brennbares Gemisch von Acetylen mit Wasserstoff allein oder in Gemeinschaft mit
Methan oder anderen Kohlenwasserstoffen liefern, so dürften diese Producte wohl
allgemeinste Anwendung finden. Vorläufig ist jedoch noch keine Aussicht vorhanden,
solche oder ähnliche Carbide zu einem annehmbaren Preise herstellen zu können.
Es geht aus dem Vorhergegangenen hervor, dass ein Brenner, der mit geringstem
Gasverbrauche grössten Lichteffect, tadelloses Functioniren, Haltbarkeit und
Billigkeit vereinigt, vorläufig noch nicht vorhanden ist. Wohl aber gibt es eine
Reihe von Brennern, welche eine oder mehrere dieser Eigenschaften besitzen und deren
Verwendung so grosse Vortheile bieten, dass die geringen Fehler mit in den Kauf
genommen werden können, ohne die Einführung der Acetylenbeleuchtung zu
beeinträchtigen.