Titel: | Kraftmaschinen.Neue Erdölkraftmaschinen. |
Fundstelle: | Band 308, Jahrgang 1898, S. 221 |
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Kraftmaschinen.Neue Erdölkraftmaschinen.
(Fortsetzung des Berichtes S. 201 d.
Bd.)
Mit Abbildungen.
Neue Erdölkraftmaschinen.
Was die praktische Ausführung der erörterten Grundsätze anbetrifft, so erläutern Fig. 18 und 19 die innere
Einrichtung einer Diesel'schen Maschine nach der Zeitschrift deutscher Kesselüberwachungsvereine, 1897 *
S. 476.
Zum Füllen des Luftdruckbehälters l zum Antriebe der
Maschine dient eine besondere Luftpumpe q, welche durch
Lenker z und Hebel x
angetrieben wird. Die hierin eingeschlossene Druckluft steht unter höherer Pressung
als der höchste Compressionsdruck im Cylinder. Mittels der Rohrleitung s herrscht derselbe Ueberdruck auch im Inneren des
Einspritzventiles d. In diesem sammelt sich in den
durch den Viertact bedingten Pausen zwischen den einzelnen Verbrennungsperioden auch
das Erdöl an, welches durch eine kleine Erdölpumpe zugeführt wird. Beim Oeffnen der
Düsennadel n strömt der Brennstoff in Folge des
Ueberdruckes durch die Düsenöffnung d nach dem
Compressionsraume der Maschine und erzeugt so die Verbrennungsperiode, wobei Gestalt
und Länge der Verbrennungscurve entsprechend der Leistung der Maschine verändert
werden können, und zwar theils durch Aenderung der Dauer der Brennstoffeinführung,
theils durch Wechseln des Ueberdruckes im Gefässe l,
theils durch Beginn der Einspritzung an verschiedenen Punkten der
Compressionslinie.
Textabbildung Bd. 308, S. 221
Diesel-Motor.
Fig. 18 zeigt die
Steuerung und insbesondere das Anlassen des Motors mittels des Druckluftgefässes l. Es stellt w die
Steuerwelle mit einer Anzahl unrunder Scheiben I bis
V dar. Scheibe I
steuert während des Viertactbetriebes das Ventil v1,
III das Brennstoffventil in der Düse d1 und II das Auspuffventil v2 der Maschine. Die Gesammtheit dieser Steuerung
dient auch zum Anlassen der Maschine derart, dass comprimirte Luft aus l durch Ventil y in den
Cylinder tritt, den Kolben vorwärts treibt und dann durch das Ventil v2 entweicht. Während
dieser sehr kurzen Anlassperiode wird Ventil y durch
Scheibe II, Ventil v2 durch Scheibe IV
(statt V) gesteuert, während die Brennstoffscheibe III und Scheibe I des
Eingangsventiles ausgerückt sind. Nach einer geringen Zahl Umdrehungen besitzt die
Maschine ihre normale Geschwindigkeit. In diesem Augenblicke entfernt man einen
Stift, welcher den Hebel festhält; letzterer wird unter der Wirkung einer Feder
selbstthätig in die normale Betriebsstellung geschnellt und mit ihm die fünf
unrunden Scheiben, wodurch der normale Betrieb hergestellt wird, ohne dass eine
Unterbrechung des bereits eingeleiteten Betriebes der Maschine eintritt. Die
entwickelte Arbeit wird durch den Kolben p, dessen
Verlängerung r in den Oelraum t der Schmiervorrichtung u1 taucht, unter Vermittelung des Kreuzkopfes k, der Lenkerstange b auf
die Kurbel cd übertragen. Der Cylinder ist mit
Wassermantel c0
umkleidet. Die Druckluftpumpe q, welche ebenfalls
Wasserkühlung besitzt, wird vom Kreuzkopf durch Lenker zx angetrieben. Die Steuerung wird durch Kegelräder r und die stehende Welle g
abgeleitet.
Der Verbrauch eines Erdöles, dessen Heizwerth auf 10200 W.-E. für 1 k ermittelt
wurde, stellte sich bei normaler Belastung auf 0,24 k, bei halber Belastung auf
nicht ganz 0,28 k für 1 e und Stunde heraus.
Die Zunahme des Verbrauches bei halber Belastung betrug etwa 15 Proc. mehr als wie
bei voller Belastung.
Von der verfügbaren Wärme des Brennstoffes sind in effectiver Arbeit bei voller
Belastung etwa 25,7 Proc., bei halber Belastung 22,4 Proc. umgesetzt worden.
Ihre volle, umfassende Bedeutung erhält die neue Maschine erst, wenn sie im Stande
sein wird, gewöhnliche Steinkohlen zu verwerthen, und wenn sie immerhin in Einheiten
von 100 oder mehr Pferdestärken hergestellt werden kann. Versuche nach beiden
Richtungen sind von der Maschinenfabrik Augsburg
vorbereitet und zwar an einem 150pferdigen Verbundmotor.
Die Versuche von Schröter und Gutermuth und Anderer am Erdölmotor haben bei normaler Leistung eine
indicirte Wärmeausnutzung von 34 bis 35 Proc., bei halber Leistung von 38 bis 40
Proc. ergeben; das sind Zahlen, die um rund 50 Proc. höher sind als die beste bisher
erzielte indicirte Gasmotorleistung, die nach Dugald
ClerkDugald Clerk: The Gas and Oil Engine, London
1896. Oberingenieur Körting machte darauf
aufmerksam, dass diese 1896 von Clerk als
höchste Ausnutzung bezeichnete Zahl heute von einzelnen Gasmotoren
überschritten sein soll. Aber selbst dann gibt das neue Verfahren noch eine
Mehrausbeute von 35 bis 40 Proc. an indicirter Arbeit. in
einzelnen Fällen rund 27 Proc. erreicht hat, im Allgemeinen aber noch beträchtlich
unter dieser Ziffer bleibt, insbesondere wenn man normale Betriebsverhältnisse bei
schwankenden Belastungen in Betracht zieht, und nicht, wie meistens, die Ergebnisse
bei der überhaupt möglichen grössten Leistung der Motoren, bei der ein Dauerbetrieb
nicht denkbar ist.
In dieser Ziffer der indicirten Wärmeausnutzung zeigt sich die Ueberlegenheit des
neuen Verbrennungsverfahrens gegenüber den bisher angewendeten
Verbrennungsprocessen, insbesondere, wenn man bedenkt, dass dabei ein neues, noch
nicht sehr durchgebildetes Verfahren in Parallele gestellt ist mit einem nach
Ansicht der angesehensten Fachmänner auf dem Höhepunkt der Vervollkommnung
angelangten.Dugald Clerk, a. a. O. S. 268,
383.
Bei Anwendung eines Kraftgasgenerators kommt wieder eine mit Verlust verknüpfte
Umwandlung des Rohstoffes der Energie hinzu; die Kraftgasgeneratoren geben nicht die
volle in der Kohle enthaltene Wärme im Gase ab, sondern nur rund 80 Proc. davon, und
sind demnach unseren besten Dampfkesseln gleichwerthig, aber im Betriebe wesentlich
einfacher. Es sei bemerkt, dass theoretisch und praktisch Gründe genug vorliegen, um
anzunehmen, dass die Gasgeneratoren in nicht zu langer Zeit 90, ja beinahe 100 Proc.
der Wärme des Brennstoffs wieder abliefern werden. Nach dieser Richtung müssen die
Anstrengungen der Ingenieure sich richten, hier ist ein ergiebiges und dankbares
Feld der Forschung, und es ist gar kein Zweifel, dass die Vereinigung eines
derartigen Gasgenerators mit einem rationellen Wärmemotor, dessen
Betriebseigenschaften denen der Dampfmaschine ähnlich sind, im Stande sein wird, die
Frage des Ersatzes der Dampfmaschine in ein rascheres Tempo zu bringen, als es
bisher der Fall war.
Dabei denke man an die Leichtigkeit, mit welcher Kraftgas an einer Centralstelle
erzeugt und auf 40 bis 50 at comprimirt, in winzigen Leitungen fast ohne Verluste an
eine beliebige Anzahl von Motoren vertheilt und unmittelbar in die Maschinen
eingeführt werden kann. Angesichts solcher Zahlen und Aussichten, die grossentheils
schon auf Versuchsergebnissen beruhen und deren Entwickelungsfähigkeit auf
unerschütterliche wissenschaftliche Wahrheiten gegründet ist, darf wohl
ausgesprochen werden, dass es Pflicht der Gesammtheit wie des Einzelnen ist, der
heutigen Brennstoffverschwendung Einhalt zu thun. Nicht ein Kampfesruf gegen dieses
oder jenes System soll hierin liegen, sondern nur eine dringende Bitte an alle
Betheiligten, die wissenschaftliche Erkenntniss zu verwerthen, mitzuarbeiten an der
grossen Aufgabe und die Worte Redtenbachers zu
beherzigen, der schon 1856 bis 1859 an Zeuner
schriebCivilingenieur, 1896 Heft 8 S. 702.:
„das Grundprincip der Dampfbildung und Dampfbenutzung sei falsch“ –
„in hoffentlich nicht zu langer Zeit werden die Dampfmaschinen verschwinden,
wenn man nur erst über das Wesen und die Wirkungen der Wärme ins Klare gekommen
ist“. Das letztere ist heute der Fall. Die Wissenschaft hat uns die Wege
gezeigt, welche zu gehen sind, und opferwillige Industrielle haben bewiesen, dass
diese Wege richtig sind und dem erstrebten Ziele zuführen.
Aus den Untersuchungen von M. Schröter geben wir
Folgendes (Polytechnisches Centralblatt, 1898 S. 71)
wieder:
Der von Schröter untersuchte Motor ist der erste in der
Maschinenfabrik Augsburg ausgeführte und daselbst
insbesondere zu Versuchszwecken in einem eigenen, mit den zweckmässigsten
Hilfsmitteln ausgestatteten Raume aufgestellt. Es handelte sich um Ermittelung der
indicirten und der effectiven Arbeitsleistung, des Erdölverbrauches, der Menge und
der Erwärmung des Kühlwassers sowie der Temperatur der Abgase.
1) Indicirte Leistung.
Die indicirte Arbeitsleistung der Maschine vollzieht sich theils im
Arbeitscylinder, der im Viertact arbeitet, theils in der einfach wirkenden
Luftpumpe, deren in Betracht kommende Abmessungen sich durch Feststellung an der
Maschine selbst ergaben, wie folgt:
Kolbendurchm.mm
Hubm
Hubvolumenl
Arbeitscylinder
250,35
0,3985
19,62
Luftpumpe
70,0
0,20
0,769
Die Untersuchung erstreckte sich auf volle und halbe Belastung, und ausserdem
wurden auch noch Diagramme während der Einwirkung des Regulators abgenommen.
Diese zeigten eine sehr grosse Regelmässigkeit des Verlaufes; 50- und 100mal
über einander geschriebene Diagramme deckten sich wie bei der Dampfmaschine
vollständig; ein Beweis für den durchaus regelmässigen Verlauf des Arbeitsprocesses im
Cylinder.
Als indicirte Leistung hat man die Differenz zwischen dem Motor- und dem
Pumpendiagramm anzusehen; denn jenes stellt in seiner oberen Begrenzungslinie
die Expansionsarbeit der beiden Luftmengen dar, von denen die eine aus dem
Arbeitscylinder, die andere aus der Luftpumpe stammt. Die zugehörigen
Compressionsarbeiten finden sich theils im Motor-, theils im Pumpendiagramm, und
zwar bei ersterem in der von der Compressionscurve eingeschlossenen Fläche, bei
letzterem in der ganzen Fläche des Diagramms. Es ergab sich die folgende
Zusammenstellung der mittleren Drücke im Mittel aus allen während der je
einstündigen Versuchsdauer abgenommenen Diagrammen; aus der während der Versuche
vollkommen constanten, mittels Umlaufzählers und Tachometers bestimmten
Umlaufzahl berechnen sich dann die indicirten Leistungen.
Volle Belastung
Halbe Belastung
Versuchnummer
Versuchnummer
I
II
III
IV
Mittlere Umlaufzahl in der Min.
171,8
154,2
154,1
158,0
Arbeitscylinder, mittlere
indicirte Spannung k/qc
7,44
7,38
5,28
5,15
Arbeitscylinder, indicirte Leistung in
27,85
24,77
17,71
17,72
Luftpumpe, mittlere
indicirte Spannung k/qc
4,38
4,45
4,32
4,43
Luftpumpe, indicirte Leistung
–1,29
– 1,17
– 1,14
– 1,20
Indicirte Gesammtleistung
26,56
23,60
16,57
16,52
Hierzu ist noch zu bemerken, dass der Regulator je während eines Versuches
festgehalten wurde, um möglichst constante Verhältnisse zu bekommen; die
Abänderung der Umlaufzahl von einem Versuch zum andern konnte jedesmal leicht
durch die Einstellung des Regulators erzielt werden. Beim ersten Versuch wurde
absichtlich eine von der normalen nach oben abweichende Umlaufzahl gewählt.
Von Interesse ist gerade bei diesem mit so hohen Pressungen arbeitenden Motor die
Untersuchung des Verhältnisses zwischen der geleisteten positiven und der
aufzuwendenden negativen indicirten Arbeit.
Es ergaben sich folgende Werthe:
Betriebsart
Gesammtepositive(Expansions-)ArbeitHP
Gesammtenegative(Compressions-)ArbeitHP
Verhältniss\frac{\mbox{negat.}}{\mbox{posit.}}
Arbeitim Mittel
I
II
I
II
Volle Belastung
46,6
41,5
20,2
17,9
0,43
Im Mittel ausIII und IV
Im Mittel ausIII und IV
Halbe Belastung
34,8
18,3
0,52
2) Effective Leistung.
Die Brauer'sche Bremse war auf dem Schwungrade
montirt, wobei das in der Wagschale befindliche Belastungsgewicht mittels Seiles
und Rolle ziehend am Umfange wirkte. Die durch Messung und Wägung ermittelten
Constanten der Bremse sind:
Hebellänge l =
1274 mm
Gewicht der Wagschale sammt Strick
10 k
Constante
\frac{l\,.\,\pi}{3075}=0,0017788.
Die Beobachtungszahlen und die daraus berechneten Ergebnisse enthält die
nachstehende Tabelle.
Volle Belastung
Halbe Belastung
Versuchnummer
Versuchnummer
I
II
III
IV
Mittlere Umdrehungszahl i. d. Min.
171,8
154,2
154,1
158,0
Gesammte Bremsbelastung k
65
65
35
35
Effective Leistung
19,87
17,82
9,58
9,84
Indicirte Leistung „
26,56
23,60
16,57
16,52
Mechanischer Wirkungsgrad Proc.
74,8
75,5
57,8
59,6
Dass der Wirkungsgrad \frac{N_e}{N_i} bei geringer Belastung
abnimmt, ist eine Eigenthümlichkeit, die allen Motoren gemeinsam ist; mit der
Feststellung eines mechanischen Wirkungsgrades von 75 Proc. bei voller Leistung
von 18 bis 20 e sind aber alle die
Befürchtungen schlagend widerlegt, welche in dieser Beziehung laut geworden
sind. Sämmtliche bei den Versuchen betheiligten Herren waren über die ungemeine
Einfachheit und Leichtigkeit der Ingangsetzung mit Recht erstaunt, wie überhaupt
an dieser Stelle noch hervorgehoben werden mag, dass die Art und Weise des
Ganges sowie die Ruhe und Sicherheit des Betriebes dem Beschauer in keiner Weise
den Gedanken an die gewaltigen Kräfte aufkommen liessen, die bei dem Motor ins
Spiel kommen.
3) Erdölverbrauch.
Das zum Betriebe dienende Erdöl wurde einer Kanne entnommen, die vor und nach dem
Versuch auf einer sorgfältig controlirten Wage gewogen wurde; zum Anlassen und
vor Beginn des Versuches wurde der Motor aus einer anderen, mit Erdöl aus der
gleichen Vorrathstonne gefüllten Kanne gespeist, und eine höchst einfache, aber
zuverlässige Einrichtung gestattete, auf ein gegebenes Zeichen den Zufluss aus
der einen zu unterbrechen und die andere einzuschalten; die gleiche Handhabung
wurde rückwärts am Ende des Versuches vorgenommen. Die Ergebnisse waren
folgende:
Volle Belastung
Halbe Belastung
Leerlauf
Versuchnummer
Versuchnummer
Vers.-Nr.
I
II
III
IV
V
Dauer in Minuten
60
60
60
60
31
Bruttogewicht der Kanne vorher in k
20,00
15,08
20,00
17,34
13,61
Bruttogewicht der Kanne nachher in k
15,08
10,84
17,34
14,62
12,64
Erdölverbrauch in 1 Std. in k
4,92
4,24
2,66
2,72
1,88
Effective Leistung in
19,87
17,82
9,58
9,84
–
Erdölverbrauch für 1 e/Std.
0,247
0,238
0,278
0,276
–
Erdölverbrauch für 1 i/Std.
0,185
0,180
0,161
0,165
–
Damit ist also nachgewiesen, dass der Motor schon in seiner heutigen Gestalt und
in der ersten Ausführung alle anderen mit Erdöl arbeitenden Motoren weit hinter
sich lässt, indem er bei normaler Umlaufzahl und voller Belastung den
ausserordentlich geringen Verbrauch von rund 240 g für 1 e/Std. aufweist! Eine weitere sehr
beachtenswerthe Eigenthümlichkeit ist die geringe Zunahme des relativen
Verbrauches bei auf die Hälfte verminderter Leistung, wobei sich der Verbrauch
nur um 15 Proc. des bei voller Beanspruchung gefundenen Werthes erhöht; endlich ist
auch der Leergangsverbrauch geringer als der aller übrigen Erdölmotoren.
4) Temperatur- und
Kühlwassermessung.
Zur Temperaturmessung dienten Thermometer, die in der Physikalisch-Technischen
Reichsanstalt geprüft worden waren; die Abgastemperatur wurde unmittelbar hinter
dem Auslassventil, diejenige des Kühlwassers vor Eintritt und unmittelbar nach
Austritt aus dem Kühlmantel gemessen. Die Kühlwassermenge konnte nicht
fortlaufend, sondern nur absatzweise gemessen werden, indem man die Zeit der
Füllung eines Messgefässes von 200 l Inhalt beobachtete; durch gleichzeitige
Temperaturablesungen ergab sich dann für die jeweilige Dauer der Messung die an
das Kühlwasser übertragene Wärme. Da ab und zu regulirt wurde, so ist kein ganz
constanter Werth erzielt; namentlich bei Versuch II zeigen sich Schwankungen.
Hervorzuheben ist übrigens, dass bei den Versuchen mit sehr niedrigen
Temperaturen gearbeitet wurde; die Wandung des Arbeitscylinders war so kalt,
dass ein dicht darangelegtes und mit Watte umhülltes Thermometer eine um 5 bis
6° C. unter der Lufttemperatur gelegene Temperatur zeigte. Lediglich am
Cylinderdeckel war eine geringe Ausstrahlung zu bemerken.
Die folgende Tabelle enthält die Mittelwerthe.
Textabbildung Bd. 308, S. 224
Versuchnummer; Mittlere
Eintrittstemperatur des Kühlwassers; Mittlere Austrittstemperatur des
Kühlwassers; Mittlere Erwärmung des Kühlwassers; Mittlere Abgastemperatur;
Mittlerer Druck im Einblasebehälter, Ueberdruck; Kühlwassermenge; Erwärmung
des Kühlwassers während der Beobachtung Mittelwerthe; an das Kühlwasser
übertragene Wärme
5) Analyse und Heizwerthbestimmung
des Erdöls.
a) Specifisches Gewicht.
Während der Versuche wurde mehrfach das specifische Gewicht sowohl des in der
Betriebskanne als auch des in der Vorrathstonne befindlichen Erdöls
bestimmt; um die erhaltenen Werthe mit einander vergleichen zu können, mussten
sie auf die Normaltemperatur von 12° R. umgerechnet werden, wozu die
Reductionstabelle von Veith benutzt wurde. Es fand
sich:
aus der Betriebskanne
1)
bei
29,5°
C.
γ
=
0,786;
bei
12°
R.
γ
=
0,7953
2)
„
25,7°
„
γ
=
0,788;
„
12°
„
γ
=
0,7955
3)
„
24,0°
„
γ
=
0,7895;
„
12°
„
γ
=
0,7957
––––––––––––––––
Mittel
0,7955
aus der Vorrathstonne
1)
bei
19,8°
C.
γ
=
0,792;
bei
12°
R.
γ
=
0,7955
2)
„
20,0°
„
γ
=
0,793;
„
12°
„
γ
=
0,7965.
Die vier ersten Bestimmungen sind mit einem und demselben Aräometer ausgeführt
und beweisen die völlige Identität des Erdöls in beiden Gefässen. Die letzte
Bestimmung wurde mit einem anderen Aräometer gemacht, wodurch sich die
geringfügige Abweichung erklärt.
b) Elementaranalyse.
Zwei unter einander vorzüglich übereinstimmende Analysen lauten:
I.
0,5187 g
Erdöl
ergaben
1,6188 g
CO2
und
0,6648 g
H2O
II.
0,2896 g
Erdöl
ergaben
0,9042 g
CO2
und
0,3697 g
H2O.
Hieraus folgt die Zusammensetzung:
I
II
Mittel
85,11 Proc. C
85,15 Proc. C
85,13 Proc. C
14,24 „ H
14,18 „ H
14,21 „ H
0,65 „ O
0,67 „ O
0,66 „ O
Die fractionirte Destillation im Engler'schen
Apparat ergab:
Beginn des Siedens bei 100° C.
1.
Fraction
bis
150°
C.
15,0
cc
2.
„
von
150
bis
175°
„
8,8
„
3.
„
„
175
„
200°
„
10,2
„
4.
„
„
200
„
225°
„
9,0
„
5.
„
„
225
„
250°
„
10,0
„
6.
„
„
250
„
275°
„
10,2
„
7.
„
„
275
„
300°
„
11,8
„
8.
„
über
300°
„
25,0
„
–––––––––
100,0
cc.
Aus dem hohen Gehalt an hoch siedenden Oelen ist auf amerikanisches Erdöl zu
schliessen.
Textabbildung Bd. 308, S. 224
Aus dem Betriebsgefäss; Aus dem
Vorrath; Gewicht des im Calorimeter verbrannten Erdöls; Kühlwassermenge;
Aufgefangenes Niederschlagwasser; Aussentemperatur; Temperatur der Abgase;
Kühlwassertemperaturen (Mittelwerthe); Erwärmung des Kühlwassers; Oberer
Heizwerth; Condensationswärme des gebildeten Wassers; Unterer Heizwerth für
1 k; Mittelwerth
c) Heizwerthbestimmungen.
I. Mit dem Junkers'schen
Calorimeter.
Dieser ganz unentbehrlich gewordene Apparat bewährte sich in der ihm durch Diesel gegebenen Anordnung, die mit der von Junkers selbst in neuerer Zeit angewendeten
übereinstimmt, auch für Erdöl ganz vorzüglich; während der Versuche wurden eine
grössere Anzahl Beobachtungen ausgeführt, deren Protokolle vorstehend
wiedergegeben sind.
II. Mit der Mahler'schen
Bombe.
Zur weiteren Controlle der Werthe wurden noch zwei Untersuchungen mit der Mahler'schen Bombe ausgeführt. Die beiden unter
sich vorzüglich übereinstimmenden Versuche ergaben:
Unterer Heizwerth
a
b
Mittel
W.-E. für 1 k.
10264,6
10291,9
10277,9
Als Ergebniss sämmtlicher Bestimmungen wurde daher im Folgenden der
Mittelwerth
\frac{10277,9+10134,2}{2}=10206\mbox{ W.-E.}
als unterer Heizwerth für 1 k Erdöl zu Grunde gelegt.
6) Wärmebilanz des
Motors.
Aus den bisherigen Mittheilungen lässt sich nun die Wärmebilanz des Motors in
folgender Weise aufstellen, wobei alle Werthe für 1 Stunde eingesetzt sind:
Versuch
Volle Belastung
Kalbe Belastung
Absolut
Proc.
Absolut
Proc.
Absolut
Proc.
Absolut
Proc.
Verfügbare Wärme
W.-E.Aequivalent der indicirten ArbeitAn das Kühlwasser
abgegebenRestglied
50213169131958013720
100,0 33,7 39,0 27,3
43273150281745010795
100,0 34,7 40,3 25,0
271481055212250 5346
100,0 38,9 45,1 16,0
277601052012030 5210
100,0 37,9 43,3 18,8
Aequivalent der effectiven Arbeit
12653
25,2
11348
26,2
6100
22,5
6266
22,6
Obwohl offenbar bei Versuch I die zu hohe Umlaufzahl die Ursache des etwas
niedrigeren Wirkungsgrades war, soll doch für beide Belastungen einfach das
arithmetische Mittel als Gesammtergebniss betrachtet werden, wie es die folgende
Tabelle zeigt:
Procente der verfügbaren Wärme.
Art des Betriebes
VolleBelastung
HalbeBelastung
In indicirte Arbeit verwandelt
34,2
38,5
In effective „ „
25,7
22,4
Diese Zahlen bilden das Endziel der Untersuchung und sind sowohl in ihrem
absoluten Werth als auch ihrer relativen Grösse nach kennzeichnend für den Diesel'schen Motor; dieser tritt demnach schon in
seiner jetzigen ersten Ausführung an die Spitze aller bis jetzt bekannten
Wärmemotoren in Bezug auf den thermischen Wirkungsgrad seines Processes, indem
er bei voller Belastung 34,2 Proc., bei halber sogar 38,5 Proc. der im
Brennstoff enthaltenen Wärme indicirte!
7) Untersuchung der
Abgase.
In das Abgangsrohr der Gase war ein Metallröhrchen in der Weise eingesetzt
worden, dass ein kurzes Stück desselben innerhalb des Auspuffrohres dem Gasstrom
direct entgegen gerichtet war und so ein Theil der Abgase durch eine an das
Röhrchen sich anschliessende Kupferspirale auspuffen konnte. Unter Vorlage einer
mit Glaswolle gefüllten Röhre wurden die Gasproben mittels cylindrischer
Glasgefässe entnommen, die oben und unten mit Hähnen verschlossen waren; das mit
Wasser vollständig gefüllte Gefäss wurde in einen grösseren Wasserbehälter ganz
und gar eingetaucht, dann öffnete man die Hähne und liess längere Zeit hindurch
das Gas ein- und durchströmen. Das Auffangen unter Wasser erwies sich als
unbedingt erforderlich, um mit Sicherheit das Hinzutreten von Luft zu vermeiden.
Bei einer Voruntersuchung wurde das auspuffende Gas längere Zeit durch eine
gewöhnliche, zur Hälfte mit Wasser gefüllte Gaswaschflasche geleitet; in der
wässerigen Flüssigkeit konnte selbst nach viertelstündiger Durchleitung des
heftigen Gasstromes nicht die geringste Ausscheidung von Oeltröpfchen
festgestellt werden, und die Flüssigkeit zeigte nur einen äusserst schwachen
erdölartigen Geruch, woraus schon auf eine sehr vollständige Verbrennung zu
schliessen war.
Zur chemischen Untersuchung dienten die Hempel'sche
Bürette und Gaspipetten, die mit Absorptionsmitteln gefüllt waren. Die
Untersuchung wurde auch, jedoch ohne allen Erfolg, auf schwere
Kohlenwasserstoffe, Wasserstoff und Methan ausgedehnt; es ergab sich die
Zusammensetzung der Gase wie untenstehend folgt.
War der CO-Gehalt schon bei voller Belastung verschwindend klein, so verlor er
sich bis auf die letzte Spur bei halber Belastung; bei vollem Betrieb zeigten
sich leichte Wasserdampfnebel am freien Ende des Auspuffrohres, bei halber
verschwanden sie, der Auspuff war unsichtbar und die Auspuffgase nahezu
geruchlos. Aus der Zusammensetzung des gasförmigen Theiles der
Verbrennungsproducte kann zunächst auf die überschüssig zugeführte Luftmenge
geschlossen werden; wenn die Verbrennungsproducte aus K Volumprocenten CO2, O Volumprocenten O und
N Volumprocenten N
bestehen, so sind in der überschüssig zugeführten Luft
\frac{79}{21}
O Stickstoff erhalten; zieht man diesen berechneten
Stickstoff von dem Gesammtstickstoff N der
Verbrennungsluft ab, so erhält man diejenige Stickstoffmenge, welche mit dem
thatsächlich verbrauchten Sauerstoff zugeführt wurde, nämlich
N-\frac{79}{21}\,O. Da sich nun die gesammte zugeführte
Luftmenge zu der wirklich verbrauchten bezieh. theoretisch
Gasart
Volle Belastung
Halbe Belastung
1
2
3
4
5
Mittel
1
2
3
4
Mittel
CO2
10,0
9,8
10,0
10,2
9,8
9,96
6,2
5,9
5,9
5,8
5,95
O
5,0
4,7
4,6
4,6
4,6
4,70
11,8
11,7
11,7
11,8
11,75
CO
0,2
0,1
0,3
0,2
0,2
0,20
–
–
–
–
–
N
84,8
85,4
85,1
85,0
85,4
85,14
82,0
82,4
82,4
82,4
82,30
nothwendigen verhält wie die beiderseitigen
Stickstoffmengen, so ergibt sich der sogen. Ueberschusscoëfficient
u=\frac{\mbox{gesammte zugeführte}}{\mbox{wirklich verbrauchte}}\mbox{
Luftmenge
}=\frac{N}{N-\frac{79}{21}\,O}=\frac{21}{21-79\,\frac{O}{N}}.
Diese bekannte Beziehung führt auf folgende Werthe:
Werthe von u.
Volle Belastung
Halbe Belastung
12345
1,2851,2621,2551,2561,254
2,1802,1472,1472,168–
Mittel
1,262
2,160
Es ist daher bei halber Belastung, wie aus der Construction der Maschine zu
erwarten war, verhältnissmässig mehr Luft zugeführt worden als bei voller
Belastung.
Die theoretisch nothwendige geringste Luftmenge findet sich aus der chemischen
Zusammensetzung des Erdöls nach der Formel
L=\left(\frac{8}{3}\,C+8\,H-O\right)\,\frac{100}{23}=\left(\frac{8}{3}\,0,8513+8\,.\,0,1421-0,0066\right)\,
\frac{100}{23}=14,7839\mbox{ für 1 k Erdöl.}
Da bei vollkommener Verbrennung 1 k C mit 8/3 k O zu 3,667 k CO2 verbrennt und 1 k H mit 8 k O zu 9 k H2O, so enthalten bei dem verwendeten Erdöl unter der Voraussetzung
vollkommener Verbrennung die Abgase, wenn nur die theoretisch nothwendige
Luftmenge zugeführt wird,
0,8513 . 3,667
=
3,1214 k CO2
und 0,1421 . 9
=
1,2789 k H2O.
Der erforderliche Sauerstoff beträgt
CO2:
8/3 . 0,8513 =
2,2701 k
H2O:
8 . 0,1421 =
1,1368 k
–––––––
zusammen
3,4069 k
abzüglich des vorhandenen
0,0066 k
–––––––
3,4003 k.
Da im Ganzen 14,7839 + 1 = 15,7839 k Gase vorhanden sein müssen, so ist das
Stickstoffgewicht
15,7839 – (3,1214 + 1,2789) = 11,3836 k.
In Wirklichkeit wurde Luft im Ueberschuss zugeführt, und zwar bei voller
Belastung das 1,26fache, bei halber das 2,16fache der theoretisch nothwendigen,
und man erhält daher
für 1 k Erdöl
Volle Belastung
Halbe Belastung
Luftmenge k
1,26 . 14,7839 = 18,6277
2,16 . 14,7839 = 31,933
Bestehend aus k
14,3433 N + 4,2844 O
24,588 N + 7,345 O
Erforderlicher Sauerstoff k
3,4003
3,4003
Ueberschüssiger Sauerstoff k
0,8841
3,9447
Somit ist die Zusammensetzung der Abgase:
Volle Belastung
Halbe Belastung
k
Proc.
k
Proc.
CO2H2OON
3,1214 1,2789 0,884114,3433
15,9 6,5 4,5 23,1
3,1214 1,2789 3,944724,588
9,5 3,9 12,0 24,6
Zusammen
19,6277
100,0
32,933
100,0
Man kann diese Angaben benutzen, um das Restglied der Wärmebilanz zu
controliren; abgesehen von sonstigen Verlusten muss es der Hauptsache nach die
Wärmemenge enthalten, welche die Abgase bis zu ihrer Abkühlung auf die
Anfangstemperatur der Luft bei atmosphärischem Druck verlieren; wenn also cp die
specifische Wärme der Abgase bei constantem Druck, G ihr Gewicht und t, t0 die Anfangs- und Endtemperatur bezeichnen, so
hat man:
Q = cpG (t – t0).
Die Temperatur t0
war im Mittel + 10°, t kann den oben mitgetheilten
Tabellen als Temperatur der Abgase entnommen werden, und cp muss mit Rücksicht auf die
Veränderlichkeit der Temperatur und auf die Zusammensetzung der Gase berechnet
werden. Nach Mallard und Le
Chatelier ergibt sich unter Einführung der obigen Werthe für die
Gewichtsprocente der Bestandtheile der Abgase die Tabelle:
VolleBelastung
HalbeBelastung
Specifische Wärme bei 0° C
„ „ „ 400° „
„ „ „ 300° „
0,24460,2835–
0,2411–0,2634
Mittelwerth
0,2640
0,2522
Der in die Formel für Q einzuführende Werth ist
bekanntlich die sogen. mittlere specifische Wärme zwischen t und t0, nach Benutzung obiger Zahlenwerthe erhält man
nun:
Versuch
I
II
III
IV
Fühlbare Wärme der Ab-gase nach der Formel Q in W.-E
10045
8085
5523
5648
Restglied der Wärmebilanz in W.-E.
13720
10795
5346
5210
Differenz: nicht nachgewie- sene Verluste in
W.-E.
3675
2710
– 177
– 438
Dieselbe in Procent der ver- fügbaren Wärme in
Proc.
0,73
0,63
– 0,65
– 1,58
Die Ausführung der Diesel-Motoren erfolgt durch die Maschinenfabrik Augsburg, die Firma Friedr.
Krupp in Essen, Maschinenbau-Actiengesellschaft
Nürnberg in Nürnberg und die Gasmotorenfabrik
Deutz in Köln-Deutz.
Vorläufig werden ausgeführt:
Nr.
I
II
III
IV
V
VI
Motoren mit 1 CylinderMotoren mit 2
Cylindern
1530
2040
2550
3060
3570
4590
normal.
(Schluss folgt.)