Titel: | Metallbearbeitung.Neuere Fräsemaschinen und -Werkzeuge. |
Fundstelle: | Band 308, Jahrgang 1898, S. 226 |
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Metallbearbeitung.Neuere Fräsemaschinen und -Werkzeuge.
(Schluss des Berichtes S. 209 d. Bd.)
Mit Abbildungen.
Neuere Fräsemaschinen und -Werkzeuge.
Niles' Rundfräsevorrichtung.
Auf einer wagerechten Ausbohrmaschine der Niles Tool
Works in Hamilton, O., ist nach American
Machinist, 1897 Bd. 20 Nr. 30 * S. 563, der Verschlussring a (Fig. 72) eines
schweren Hinterladergeschützes mittels Kreisfräsen bearbeitet worden, zu
welchem Zwecke der Kreisscheibe c des Tischwerkes d selbsthätige Rundschaltung gegeben ist. Zu dieser
schweren Arbeit wird ein Fräser f mit eingesetzten
Formmessern gebraucht, was hier besonders bemerkenswerth erscheint. In diesem Falle,
wo die Scharnierzungen b der Dreharbeit hinderlich
sind, erscheint das Rundfräsen besonders zweckentsprechend.
Textabbildung Bd. 308, S. 227
Fig. 72.Niles' Rundfräsevorrichtung.
Acme's Hohlfräsevorrichtung.
Zum Ausfräsen der in einer Kegelbüchse a (Fig. 73 bis 75) erforderlichen vier
Führungsnuthen für die Gesenke der Schmiedemaschine der Acme
Machinery Co. in Cleveland, O., wird von derselben das Fräsewerk (Fig. 73) angewendet,
welches aus einem ⊤-förmigen Stück b besteht, in dessen oberem Querstücke die Spindel c lagert, die in das Futter der eigentlichen
Fräsespindel eingesetzt ist. Mittels eines Zuges kleiner Stirnrädchen ddd wird das Fräsewerkzeug f bethätigt, welches in das Werkstück a
einsetzt. Dadurch, dass dieses in einem schiefen Spannkopfe g eingesetzt wird, welcher zugleich Führung, dem unteren Theile h des Kreuzstückes gibt, wird beim Hochschieben dieses
Spannkopfes g die Führungsnuth eingefräst.
Textabbildung Bd. 308, S. 227
Acme's Hohlfräsevorrichtung.
W. E. Willis' Fräsewerk zur Erzeugung von
Original-Curvenscheiben.
Soll nach gegebener Constructionszeichnung (Fig. 76)
die erste Original-Curvenscheibe mittels Fräsen erzeugt werden, so kann eine
Vorrichtung mit Vortheil gebraucht werden, welche aus einem Theilwerke besteht, in
deren Theilscheibe entsprechende Lochkreise vorhanden sind, mittels welchen durch
das 40zähnige Schneckenrad Winkelverdrehungen der Planscheibe von einzelnen Graden
und Zehnminutenbogen ausgeführt werden können. So werden mit dem 18-Lochkreis der
Indexscheibe bezieh. mit der Lochzahl a und der
Wiederholung n des ganzen Schneckenumlaufes folgende
Centriwinkel gebildet, welche den Bogentheilen der Curvenscheibe (Fig. 76) zukommen und die zusammen 360° bilden. Da 40
× 9 = 360° ist, so wird jeder einzelnen Schneckenumdrehung ein Winkel von 9°
entsprechen, und somit, der Lochzahl 18 der Indexscheibe entsprechend, Bruchtheile
von 9° bezieh. bei a = 1 einen Winkel von ½° zu
erzeugen möglich sein. Z.B.:
n
a
α
α°
1)
8
10
\left(8+\frac{10}{18}\right)\,9=
72+5
= 77,0°
2)
9
6
\left(9+\frac{6}{18}\right)\,9=
81+3
= 84,0°
3)
8
11
\left(8+\frac{11}{18}\right)\,9=
72+\frac{11}{2}
= 77,5°
4)
7
17
\left(7+\frac{17}{18}\right)\,9=
63+\frac{17}{2}
= 71,3°
5)
3
16
\left(3+\frac{16}{18}\right)\,9=
27+\frac{16}{2}
= 35,0°
6)
1
12
\left(1+\frac{12}{18}\right)\,9=
\ \ 9+\frac{12}{2}
= 15,0°
–––––––
Zusammen
= 360,0°
Dieser Kreistheilung der einzelnen Curvenzweige entsprechend sind nun die
Polarcoordinaten der Krümmungsmittelpunkte β° und λmm, sowie die Länge
der Krümmungshalbmesser ρmm bestimmbar, welche den Curvenzweigen α°
zukommen.
Textabbildung Bd. 308, S. 227
Fig. 76.Willis' Fräsewerk zur Erzeugung von
Original-Curvenscheiben.
Nr.
n
a
β°
λ
mm
ρ
mm
α°
1)
– 3
2
– 28,0
4,12
41,35
77,0
2)
+ 3
0
+ 27,0
4,75
37,25
84,0
3)
10
17
98,5
4,75
30,1
77,5
4)
8
17
80,5
6,15
22,95
71,3
5)
4
12
84,0
9,37
12,35
35,0
6)
–
–
–
–
15,0
15,0
7)
–
–
–
–
15,0
300,0
Die Verschiebung der Kreuzschlitten bestimmt die Excentricität λ des Mittelpunktes der Curvenscheibe zum Mittelpunkte
der Planscheibe während des Curvenfräsens, während bei der Bestimmung der
Bogenzweige für λ = 0, also centrischer Lage der
Curvenscheibe, die centralen Fahrstrahlen eingeritzt wurden, durch welche die
Begrenzung der Curvenzweige bestimmt ist.
M. C. Johnson's Fräsemaschine für gewundene Bohrer
(Spiralbohrer).
Der Formquerschnitt der Fräser zum Ausarbeiten der Schraubennuth in Bohrerwerkzeugen
ist bekanntlich aus zwei Bogentheilen von verschiedenen Halbmessern gebildet (vgl.
D. p. J. 1897 306 * 31).
Wenn nun zur Erhöhung der Festigkeit dem Bohrer nach dem Schaftende zu ein stärkerer
Kern gegeben wird, so kann dies durch Ausschieben der Fräser erreicht werden.
Dadurch wird aber die Nuthbreite nach dem oberen Ende zu stetig schmäler, derzufolge sich auch
die Winkelverhältnisse der Schneiden ändern müssen. Um dieses zu beseitigen, wird
die Fräserebene gegen die Bohrerachse stetig verdreht (D. R. P. Nr. 89406) oder wie
in vorliegender, in Fig.
77 bis 92
dargestellter Fräsemaschine nach dem D. R. P. Nr. 89744 dem Bohrer gegen die
Fräserebene eine seitliche wagerechte Schwingung ertheilt, deren Schwingungsachse
die Fräserachse senkrecht durchquert und in die Mittelebene des Fräsewerkzeuges
fällt.
Textabbildung Bd. 308, S. 228
Johnson's Fräsemaschine für gewundene Bohrer (Spiralbohrer).
Auf der Tischplatte a ist ein Böckchen b aufgeschraubt, an dessen Stirn ein mittlerer Vertical
schütten c frei gleitet, an dem ferner das Gabellager
d für die Fräserspindel f am Kreuzschlitten stellbar ist. Um einen Zapfen g schwingt mittels eines Zahnbogens h eine
Führungsplatte i, in welcher der Spindelstockschlitten
k, durch ein Schraubengetriebe l bethätigt, axiale Verschiebung macht, während die
Hohlspindel m von einem von dem Schraubengetriebe
l abhängigen Schneckentriebwerke n gleichmässige Drehbewegung empfängt. Da nun diese
Hohlspindel m der Träger für das Bohrerwerkstück ist,
so folgt im stetigen Zusammenwirken beider Bewegungen die Schraubengewindenuth,
deren Tiefe gegen das Schaftende abnimmt, indem der Fräserschlitten f durch Vermittelung einer Keilschiene o (Fig. 84 bis 86), welche zur Stützung
von f dient, gehoben wird.
Textabbildung Bd. 308, S. 228
Johnson's Fräsemaschine für gewundene Bohrer (Spiralbohrer).
Wenn dabei gleichzeitig und durch dasselbe Triebwerk, welches die Schlitten- und
Drehbewegung der Tragspindel m besorgt, auch dem
Schlittenführungsstück i eine stetige Ausschwingung um
den vorerwähnten Zapfen g ertheilt wird, was einer
relativen Verdrehung der Fräserebene gleichkommt, so ist die gestellte Aufgabe
gelöst.
Textabbildung Bd. 308, S. 228
Johnson's Fräsemaschine für gewundene Bohrer (Spiralbohrer).
Von der Hauptriemenscheibe p, welche durch eine
Gelenkwelle die Fräserspindel f treibt, wird mittels
Stufenscheiben q die gelenkige Steuerwelle r bethätigt, deren Schnecke s die Schraubenspindel l für die Schaltung
des Spindelstockes k treibt. Von l aus wird durch Stirnräder t und Winkelräder v das Schneckentriebwerk
n für die Verdrehung der Hohlspindel m und unmittelbar vorher durch die Welle u und das Schneckenrad w
mit der weiter angeschlossenen Schnecke y durch den an
der Tischplatte a festsitzenden Zahnbogen h die Führungsplatte i mit
der Steuerwelle r bezieh. s in Verbindung gebracht. Dagegen dienen die Kuppelungsmuffen y an der Hohlspindel m und
die Muffe z an der Welle u
zur selbsthätigen Ausrückung der Einzeltriebwerke, während durch Schwinglager die
Schnecke s und damit der gesammte Schaltbetrieb
abgestellt werden kann, wozu die Anschlagknagge 1 (Fig. 88) vorgesehen ist,
welche den Federriegel 2 zurückschiebt, wodurch das
Schneckenlager 3 ausschwingt. Zum Halten des
Bohrerwerkzeuges in der Nähe der Schnittstelle ist ein Schloss (Fig. 89 bis 92) vorhanden, dessen
Klemmbacken 4 mittels einer Platte 5 durch Vermittelung von keilförmig zulaufenden Leisten
auf verschiedene Bohrergrössen einstellbar sind.
Textabbildung Bd. 308, S. 229
Johnson's Fräsemaschine für gewundene Bohrer (Spiralbohrer).