Titel: | Verkehrswesen.Fahrräder. |
Fundstelle: | Band 308, Jahrgang 1898, S. 233 |
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Verkehrswesen.Fahrräder.
(Schluss des Berichtes S. 214 d. Bd.)
Mit Abbildungen.
Fahrräder.
II. Einzelconstructionen.
a) Antrieb.
Eine der häufigen Erscheinungen am heutigen Fahrrade ist das Strecken und Reissen
der Kette, weshalb man seit Jahren danach trachtet, die Kette zu vermeiden.
Bahnbrechend war das kettenlose Fahrrad mit Kegelräderantrieb der französischen
Fahrradfabrik La Métropole (D. p. J. 1896 301 198). Hierauf folgte das
deutsche Fabrikat mit Stirnräderantrieb der Unicum-Fahrradfabrik von Lutz in Darmstadt (D. p.
J. 1897 306 56). In Fig. 28, die wir Engineering vom 3.
December 1897 entnehmen, sehen wir die Anordnung des Columbia-Fahrrades der Pope Mfg. Co. in Hartfort, Conn. Der Antrieb
erfolgt hier durch Kegelräder, von denen eines an der Tretkurbel an Stelle des
sonst üblichen Kettenrades, das andere an der Nabe des Hinterrades sitzt. Diese
beiden Kegelräder stehen durch eine Stange, die auf beiden Enden gleichfalls
Kegelräder trägt, mit einander in Verbindung. Diese Stange ist im Inneren des
unteren Gabelrohres mittels Konus und Lagerschale auf Kugeln gelagert. Zur
Versteifung ist die untere Gabel mit einem Bügel versehen. Der ganze Mechanismus
ist in einem Gehäuse eingeschlossen.
Textabbildung Bd. 308, S. 233
Fig. 28.Antrieb der Pope Mfg. Co.
Scientific American vom 23. October 1897 beschreibt
einen Antrieb von der Bayvelgere Company, bei dem
die konischen Räder nicht fest, sondern gelenkig mit der Triebstange verbunden
sind. Erstere werden, wie Fig. 29 zeigt, von zwei
Kugelreihen getragen.
Textabbildung Bd. 308, S. 233
Fig. 29.Antrieb der Bayvelgere Company.
Um die Reibung zu verringern, versieht die Fahrradfabrik von Voss, Sauer und Co. in Minden das an der Tretkurbel
sitzende Rad g (Fig.
30), sowie dasjenige g1 des Hinterrades statt der Zähne mit Rollen,
die sich in Stiften drehen. Die Triebstange, die hier auf dem Gabelrohre sitzt,
trägt aufgeschraubte Zahnräder ff1, die gleichzeitig das Gehäuse für die
Lagerkugeln bilden. Natürlich sind hier ebenfalls die Triebräder mit einem
Schutzgehäuse umgeben.
Textabbildung Bd. 308, S. 233
Fig. 30.Antrieb von Voss, Sauer und Co.
Die Quadrant Cycle Company in Birmingham bringt, wie
Fig. 31 zeigt, an den auf der Triebstange
sitzenden Rädern Rollen an. Diese stehen im Winkel von 90° zu den auf der
Tretkurbel- und Hinterradachse sitzenden Scheiben, die auf ihren Zähnen
ebenfalls Rollen tragen.
Es sei noch der Antrieb der Fahrzeugfabrik Eisenach
erwähnt (Fig. 32). Hier tragen die auf der
Triebstange sitzenden Scheiben Triebstöcke, welche in die auf der Tretkurbel-
und Hinterradachse sitzenden gelochten Scheiben eingreifen.
Statt der Winkelgetriebe ordnet die Fahrradfabrik von G.
Mechler und Co. in Neudamm Stirnräder an (Fig.
33).
Bei dem Chéreau-Fahrrad (Fig. 34) trägt das
mittlere Rad Triebstöcke, in welche das auf der Tretkurbel- sowie das an der
Hinterradachse sitzende Stirnrad eingreift.
Textabbildung Bd. 308, S. 233
Fig. 31.Antrieb der Quadrant Cycle Company.
Zu den neuesten kettenlosen Fahrrädern gehört das durch Fig. 35
veranschaulichte, von H. Tuttle in Cedar Rapids,
Iowa.
In Fig. 36 ist der
Antriebsmechanismus dargestellt, während in Fig. 37 die Curven
veranschaulicht sind, welche von den aus Fig. 35 und 36 ersichtlichen
Haken bezieh. von den Mittelpunkten derselben während des Fahrens selbst
beschrieben werden. Die Hinterradachse ist mit zwei unter 90° zu einander
verstellten Kurbeln versehen, welche mit staubdicht abgeschlossenen Kugellagern
ausgestattet sind. Jede der Kurbeln hat eine gegabelte Schubstange, deren
äussere Enden mit Spurrädern, die auf beiden Seiten der Tretkurbelachse
angeordnet sind und von denen jedes drei mit Röllchen versehene Zähne besitzt
(Fig. 35), in
Verbindung stehen und ausserdem mit dem Fahrradgestelle selbst fest verbunden
sind, wodurch die Stabilität des ganzen Fahrrades wesentlich erhöht ist. Etwa in
einer Entfernung von 300 mm von den Kurbeln sind diese Schubstangen über einen
Schwingungsmittelpunkt hängend angeordnet, und zwar derart, dass die Entfernung
der Kurbelwelle vom Schwingungsmittelpunkte g (Fig. 37) 300 mm
ausmacht, während die Entfernung von g bis zum
Mittelpunkte des Zahnrades nur die Hälfte der ersteren Entfernung beträgt, also
150 mm. Der Schwingungsarm fg ist hierbei nur 250
mm lang. Fig. 37
lässt erkennen, dass die von den Mittelpunkten der einzelnen Haken beschriebenen
Curven unregelmässige Ovale darstellten. In der gezeichneten Stellung ist der
Haken d in Berührung mit einem der Radzähne,
während gleichzeitig der gegenüber liegende Haken e
sich von demselben Rade entfernt. Eine weitere Umdrehung der Kurbelwelle ändert
die Lage dieser Haken d und e in umgekehrtem Sinne.
Textabbildung Bd. 308, S. 234
Fig. 32.Antrieb der Fahrzeugfabrik Eisenach.
Textabbildung Bd. 308, S. 234
Fig. 33.Antrieb von Mechler und Co.
Wie nun Fig. 35 und
36 erkennen
lassen, ist stets ein Haken mit einem Zahne verbunden, und sobald diese
Verbindung aufhört, wird sie von einem anderen Haken und Zahn wieder
hergestellt, weshalb die Kurbeln sich in beständiger Umdrehung befinden können.
Aus dieser Anordnung folgt, dass auf die Kurbelwelle stets eine ziehende Wirkung
ausgeübt wird, wobei während jedesmaligen Eingriffes der Haken jede der
Kurbeln einen Bogen von 90° beschreibt. Steht jeder Vorderhaken in Eingriff mit
einem der Radzähne, so beschreibt die Kurbel die Bogen x oder x1, ist das aber mit den Hinterhaken der Fall, so legen die Kurbeln
einen Weg von y nach y1 zurück. Fig. 37 zeigt, dass
die Pedale nur ⅓ ihres Weges zurückgelegt haben und dass trotzdem der obere
Haken in Eingriff, der untere dagegen ausser Eingriff mit ihren Zähnen stehen.
Ferner aber ist aus diesen Figuren zu ersehen, dass ⅓ Umdrehung der Pedale einer
vollen Umdrehung des Hinterrades entspricht. Erwähnt mag noch sein, dass der
Kurbelzapfen nach Fig.
37 einen Kreis von 50 mm im Durchmesser beschreibt, während das
Antriebsrad einen Durchmesser von 150 mm erhält; es ist also eine Uebersetzung
von 1 : 3 zu Grunde gelegt. (Nach Uhland's
Maschinenconstructeur.)
b) Aendern der
Geschwindigkeit.
Die Duplex-Fahrradwerke in Berlin bauen ein Fahrrad
(System Schweers, D. R. P. Nr. 86554) mit zwei
während der Fahrt auswechselbaren Uebersetzungen, dessen ganzer Mechanismus in
der Hinterradnabe eingebettet ist.
Textabbildung Bd. 308, S. 234
Fig. 34.Antrieb des Chéreau-Fahrrades.
Textabbildung Bd. 308, S. 234
Antrieb von Tuttle.
Die Einrichtung besteht darin, dass sich an beiden Seiten des Rades ein
Kettenantrieb befindet, von denen einer im Antriebe ist, während der andere leer
mitläuft. Die
hinteren beweglichen Zahnrädchen D und E (Fig. 38, 39 und 41) sind auf Kugeln
gelagert und haben je neun Oeffnungen J, in welche
der in der Nabe gelagerte Kuppelbolzen K eingreifen
kann, um das Zahnrad mit der Hinterradnabe zu verbinden. Die Verschiebung von
K erfolgt durch Zug oder Druck an dem Stifte
L (Fig. 40 und 41), der in den
Kuppelbolzen eingeschraubt ist und in dem schrägen Schlitze S geführt wird. Dieser gehärtete Kuppelstahlbolzen
lässt sich in Folge der schraubenartigen Bewegung selbst beim stärksten Kurbel
drucke leicht verschieben. Zur Beseitigung des todten Ganges in der Kuppelung
sind die Kuppelöffnungen wie der Kuppelbolzen konisch, und ein Zurückgehen des
Kuppelbolzens durch rechtwinkligen Auslauf des Schlitzes S oder durch ein Gewinde von einer Neigung, die einer Festschraube
entspricht, verhindert worden. Von dem Stifte L
geht eine Stange M zu dem an der Nabe befestigten
doppelarmigen Hebel N (Fig. 40 und 41), an dessen
kleineren Arm die nach zwei Seiten wirkende Feder P
eingreift, während der grössere Arm, dessen rechtwinklig gebogenes Ende R aus den Speichen herausragt, an die Stange M angeschlossen ist. Drückt oder zieht man an M, so wird der Kuppelbolzen nach rechts oder links
geschraubt, um nach beiden Seiten, sobald er vor einer Kuppelöffnung steht, dem
Federdrucke unterworfen zu sein, der den Bolzen in die Kuppelöffnung
hineintreibt.
Textabbildung Bd. 308, S. 235
Vorrichtung zum Aendern der Geschwindigkeit der
Duplex-Fahrradwerke.
Zum Umsetzen während der Fahrt befindet sich am Gestelle ein vom Sattel aus
beweglicher Hebel U (Fig. 42 und 43), der mit dem aus
den Speichen heraustretenden Hebel R im Moment des
Umsetzens zusammenstösst und diesen nach oben oder unten drückt, je nachdem der
Hebel U gestellt ist. Der in der Stange M befindliche Schlitz macht den Zusammenstoss
von R und U elastisch,
indem zuerst die Feder gespannt und darauf erst der Kuppelbolzen in Bewegung
gesetzt wird. Sollte beim Umlegen des Hebels C der
Hebel R mit der Spitze U zufällig zusammentreffen, so weicht U
seitlich aus. Sollen die Kettentriebe umgewechselt werden, so schaltet man durch
Umlegen des Hebels C mittels des Gestänges z1 (Fig. 42) den einen
Kettentrieb aus und den anderen ein, was momentan und stosslos erfolgt, weil
Nabe wie Zahnrad sich nur mit wenig verschiedenen Geschwindigkeiten in derselben
Richtung bewegen und die Kuppelöffnungen langsam am Kuppelbolzen
vorbeigehen.
Textabbildung Bd. 308, S. 235
Fig. 44.Vorrichtung zum Aendern der Geschwindigkeit der
Fahrzeugfabrik Eisenach.
Dementsprechend ist die Drehung des lose laufenden
Zahnrädchens auf dem Lager auch nur klein. Die zwei Ketten haben dagegen den
Vortheil, dass die Achsen gerade laufen und nicht wie beim Einkettenrade durch
einseitigen Zug ecken. Der Kurbelstand ist so klein wie bisher, das Radgestell
ebenfalls das bisherige und das Aussehen ebenso gut wie das des jetzigen Rades.
Das Umschalten
geht so rasch und energisch vor sich, dass man keinen Augenblick eine lose
Kurbel bemerkt.
Mit Hilfe der kleinen Uebersetzung kann man die grösste Steigung, sowie Gegenwind
leicht überwinden, während man mit der hohen Uebersetzung auf ebener Strasse und
beim Bergabfahren eine bedeutende Geschwindigkeit entwickeln kann.
Textabbildung Bd. 308, S. 236
Fig. 45.Tretkurbellager der Rochet-Fahrräder.
Das von der Fahrzeugfabrik Eisenach gebaute Fahrrad
(Fig. 44) mit zweifacher Uebersetzung (System
Ehrhard), Bergrad genannt, hat zwei auf der
Tretkurbelachse befestigte Scheiben mit Zähnen. Das kleine, vorn auf der drehbar
gelagerten Welle befindliche Rädchen ist auf derselben verschiebbar angeordnet,
so dass je nachdem man mittels des vom Sitze aus ZU handhabenden Hebels das
Rädchen mit der kleinen oder grossen Scheibe kuppelt, die 47 Zoll bezieh. 76
Zoll Uebersetzung erreicht. Stellt man den Hebel auf die Mitte, so ist der
Antrieb ausser Eingriff und die Pedale bleiben stehen, was beim Bergabfahren
angenehm ist. Das Ein- und Ausrücken geschieht während der Fahrt ohne jede
Schwierigkeit.
Die Anordnung am Hinterrade ist die gleiche wie bei der einfachen Uebersetzung
(Fig. 32).
c) Kugellager.
Fig. 45 zeigt ein Tretkurbellager der
Rochet-Fahrräder (Vertreter: Vorreiter und Co. in
Berlin), bei welchem die Tretkurbeln zugleich als Kugellager und Achse
ausgebildet sind. Diese Anordnung führt eine bedeutende Verschmälerung des
Lagers herbei, wodurch sich der Zug der Kette gleichmässig auf beide Kugelreihen
vertheilt, was einen ruhigeren Gang der Maschine zur Folge hat.
Textabbildung Bd. 308, S. 236
Fig. 46.Tretkurbellager von Reichstein.
Um den seitlichen Druck auf die Kugeln zu vermeiden, bilden Gebr. Reichstein in Brandenburg a. H. nach D. R. G.
M. Nr. 89184 die Tretkurbel am Kettenrad zu einer über das Lagergehäuse
greifenden, glockenförmig vertieften Scheibe aus, welche das Kettenrad trägt, so
dass letzteres über der Laufbahn der Kugel liegt (Fig.
46). Diese Anordnung ermöglicht es, die Kugellaufbasis, bei gleicher
Achslänge wie an den gebräuchlichen Tretkurbellagern, um 20 mm breiter zu
machen.
Textabbildung Bd. 308, S. 236
Fig. 47.Nabengehäuse von Coppel.
A. Coppel in Solingen liess sich unter D. R. G. M.
Nr. 80477 ein Nabengehäuse nebst Kugellager schützen, welches sich von anderen
dadurch kennzeichnet, dass der Haupttheil der Nabe, der aus gezogenem Stahlrohr
hergestellt ist, an beiden Enden für das Kugellager reducirt wird, wodurch er
sich in der Fabrikation besonders wohlfeil stellt, besonders solchen gegenüber,
die aus weichem Stahle oder schmiedbarem Gusse gemacht sind. Ausserdem wird die
Nabe leichter und steifer. Ferner ist die Art des Regulirens besonders einfach,
während eine besondere Vorkehrung getroffen ist, die Nabe staubdicht zu machen.
Fig. 47 zeigt eine solche, aus gezogenem
Stahlrohr hergestellte Nabe a. Auf diese werden nun
zwei gepresste Scheiben b, in denen die Löcher für
Speichen schon hineingepresst sind, aufgedrückt. Die so angefertigte Nabe wird
in den Löthofen gebracht und verlöthet. Um eine Hinterradnabe herzustellen,
löthet man zugleich eine besondere Buchse d auf,
die dazu bestimmt ist, das Kettenrad aufzunehmen. Ist nun die Nabe auf diese
Weise fertig, so schraubt man in das Innere des Rohres bezieh. in die beiden
äusseren Enden zwei Kugelschalen f auf, an der
einen mit Rechts-, an der anderen mit Linksgewinde. Auf die Achse g werden in bekannter Weise zwei Konus vorgesehen,
ein festsitzender h und ein verstellbarer i. Der festsitzende Konus h, welcher als Aufleger der Kugeln dient, darf niemals entfernt
werden, während der bewegliche Konus i derjenige
ist, welcher der vorliegenden Neuerung gemäss unmittelbar durch einen an der
Aussenseite der Nabe angeordneten Ergänzungstheil eingestellt werden kann; zu
diesem Zwecke ist an dem Konus i ein kleiner
seitlicher Einschnitt h angebracht, und mittels
dieses Einschnittes wird durch den mit einem entsprechenden Ansätze versehenen
Ergänzungstheil die Adjustirung hergestellt. Um die Nabe staubdicht zu machen,
befestigt man auf jedem Konusende ein Rädchen l mit
Schraubenflügeln, welches, durch die Rotirung des Rades angetrieben, durch die
Luft den Staub fortschafft, der während des Fahrens in die Lager hineinkommen
könnte.
Den Gang des Fahrrades möglichst leicht zu gestalten, gibt wiederholt
Veranlassung, die Kugellager zu verbessern. In Fig. 48 sehen wir
ein gewöhnliches Kugellager, bei dem sich die Nabe um die feste Achse dreht.
Bewegt sich nun die Nabe im Sinne des Pfeiles a, so
werden sich die Kugeln in dem durch die Pfeile b für zwei Kugeln angegebenen Sinne in Bewegung setzen. Da die
Richtung der Umdrehung für alle Kugeln die gleiche ist, so folgt daraus, dass
eine Reibung an dem Berührungspunkte der Kugeln entsteht.
Textabbildung Bd. 308, S. 237
Fig. 48. Gewöhnliches Kugellager.Fig. 49–51. Verbessertes Kugellager
von Philippe.
Der Widerstand bei der Bewegung der Kugellager hat somit zwei Ursachen: 1) die
Reibung der Kugeln gegen Konus und Lagertasse; 2) Reibung der Kugeln unter sich.
Diese Reibung sucht M. G. Philippe dadurch zu
verringern, dass er zwischen die zur Zeit üblichen Kugeln kleinere
Ergänzungskugeln stellt (Fig. 49). Die Pfeile zeigen, dass die Hauptkugeln nun nicht mehr
unter einander in Reibung kommen. Indem nämlich die kleineren Kugeln während der
Vorwärtsbewegung der Maschine eine ziemlich geschwinde Rotationsbewegung machen
müssen, entsteht statt der immer beeinträchtigenden Reibung der Kugeln unter
einander eine weit günstigere Bewegung.
Fig. 50 und 51, die wir L'Industrie Vélocipèdique et Automobile entnehmen,
geben die Einrichtung dieses Systems an einer Achse des Treibrades angewendet
wieder. Die Vortheile dieses Systems zeigt der Erfinder dadurch, dass er als
Vergleich den Widerstand einer Achse ohne Kugellager nimmt und der heute
üblichen Einrichtung eine Ersparniss von 40 Proc. zuerkennt, während er der
Anwendung seines Systems eine Verringerung des Widerstandes um 95 Proc.
zuspricht.
Textabbildung Bd. 308, S. 237
Fig. 52.Kugellager von Chapman.
Denselben Zweck sucht Ch. H. Chapman in Groton,
Nordamerika, dadurch zu erreichen, dass er nach D. R. P. Nr. 94691 ausser den
Lagerkugeln f (Fig.
52) noch besondere Reibungskugeln k
anordnet. Letztere drehen sich zwischen den Lagerkugeln und halten diese aus
einander, so dass ein Schleifen ausgeschlossen ist. Die Kugelbahn ist bei c ausgehöhlt, so dass sich Schmutz dort sammeln
kann, der somit von der unmittelbaren Berührung mit den Kugeln und deren
Lagertheilen ferngehalten wird. Die Reibungskugeln sind in den Armen eines
Sternes l gelagert, welcher an dem auf der
feststehenden Achse sitzenden Excenter m angeordnet
ist. Bei der Umdrehung des Rades wird der Stern l
von den Lagerkugeln mitgenommen und das Excenter m veranlasst die Reibungsvorrichtungen, die sich oben befinden, sich
zwischen den oberen Lagerkugeln abwärts zu bewegen.
d) Bremse.
Die in Fig. 53 in
gewöhnlicher Ausführung, in Fig. 54 mit durch
das Gabelrohr geführter Bremsstange gezeichnete Fahrradbremse hat den Vortheil
des Fortfalles des bisher üblichen, die Lenkstange verunzierenden Bremshebels,
wodurch auch das Gewicht des Rades vermindert wird. Zu diesem Zweck ist an
Stelle des Bremshebels an der Lenkstange a ein
kurzer Hebel b befestigt, an dem die Bremsstange
d angelenkt ist, die unten in üblicher Weise
den Bremsschuh e trägt. Die Lenkstange selbst ist
am Lenkstangenschafte nicht festgelöthet, sondern drehbar und wird die Bremse
durch Anheben oder Anziehen (in der Richtung des Pfeiles in Fig. 53) bethätigt.
Durch Anziehen der Schraube f wird die Lenkstange
in ihrem Schafte festgeklemmt und so die Bremse ausser Function gesetzt. Wird
diese Klemmschraube f, wie in Fig. 54, durch einen
abnehmbaren Schlüssel bethätigt, so kann, indem man die Lenkstange mittels der
Schraube f erst feststellt, nachdem die Bremse
angezogen ist, das Rad vor der Benutzung durch Unbefugte gesichert werden.
Textabbildung Bd. 308, S. 237
Bremsen von Vorreiter und Co.
In der Ausführung in Fig.
54 ist die Lenkstange noch ausserdem mittels der Schraube g in verschiedene Lagen verstellbar.