Titel: | Beleuchtung.Die erste Acetylen-Fachausstellung in Berlin. |
Fundstelle: | Band 308, Jahrgang 1898, S. 237 |
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Beleuchtung.Die
erste Acetylen-Fachausstellung in Berlin.
(Fortsetzung des Berichtes S. 217 d.
Bd.)
Mit Abbildungen.
Die erste Acetylen-Fachausstellung in Berlin.
Bei dem „At-Home“-Apparate, den die Acetylen-Gas-Actiengesellschaft (Wien-Budapest) in ihrer sehr
reichhaltigen und geschmackvollen Ausstellung zeigte, wird dem Gasdrucke für
gewöhnlich durch den Druck der Wassersäule im Entwickelungsbassin das Gleichgewicht
gehalten. Steigt der Gasdruck, so wird das Wasser von den Carbidbehältern in das
Zuleitungsrohr zurückgedrängt. Lässt die Gasentwickelung nach, so drückt die
Wassersäule des äusseren Gefässes Wasser nach den Carbidschalen. Diese sind von
unten nach oben im Schraubengange steigend der Reihe nach mit Wasserzutrittslöchern
versehen. Sie befinden sich in einem Cylinder, der mit aufgeschraubtem und
gedichtetem Deckel mit Gasableitungsrohr, einer von unten central eintretenden
Wasserzuflussröhre und Entleerungsrohr versehen ist. Dieser Cylinder steht in einem
äusseren, mit Wasser gefüllten.
Ebenfalls im Schneckengange aufsteigend waren die Carbidbehälter bei dem Entwickler
aufgestellt, den Ehrich und Graetz (Berlin) vorführten.
Das Carbid befindet sich in unten durchlöcherten Büchsen, die nach Auflage von
Filterstoff (Nessel) durch einen Deckel verschlossen und in Hülsen eingesetzt
werden. Durch einen automatischen Hebel wird stets eine Büchse vollständig unter
Wasser gesetzt. Dieses dient zugleich zur Reinigung und Kühlung des Acetylens; die
erstere wird durch einen zwischen Entwickler und Gasometer eingeschalteten
Centralcondensator vervollständigt. Ein Anzeiger gibt an, wie viel Büchsen mit
Carbid noch nicht entwickelt sind. Die Luft des Entwicklers kann bei Beginn des
Betriebes durch ein automatisches Ventil entweichen. Durch die Anordnung des
Filterstoffes bleibt das angewendete Wasser vollkommen klar. Es wird zum Ausspülen
der Rohrleitung zwischen Entwickler und Condensator weiter nutzbar gemacht.
Textabbildung Bd. 308, S. 238
Fig. 3.Wasserzuführung von Falbe und Borchardt.
Auf etwas andere Art lassen Oscar Falbe und Borchardt
(Berlin) das Wasser von unten etagenweise zum Carbid treten. Schon durch das D. R.
P. Nr. 88842 für Harald Gabe ist eine zu dem Zwecke
geeignete Patrone mit perforirtem Mantel bekannt geworden. Der gaserzeugende Stoff
ist bei ihr schichtenweise zwischen Scheibchen von wasserdichtem Materiale
angebracht. Die Scheibchen werden während der Zeit, in der das Wasser eine erste
Schicht durchdringt, die nächste trocken halten. In diesem Zeitraume wird aber die
erste Schicht noch nicht völlig zersetzt sein. Sie entwickelt noch Gas, während auch
schon die zweite in Wirksamkeit tritt, so dass die Gasentwickelung leicht zu
stürmisch werden kann. Dies ist bei den neueren Apparaten obiger Gesellschaft (D. R.
P. Nr. 95832 für Emil Borchardt) dadurch vermieden,
dass zwischen den Schichten Lufträume, die ausserdem einstellbar sind, angebracht
werden. Diese Lufträume werden dadurch gebildet, dass die Carbidbehälter Füsse
haben. Beim Aufbaue zu einer Säule können die Füsse des einen Behälters in
Deckelzapfen des darunter stehenden eingesetzt werden. Das Gas entweicht durch die
Drahtgazewandungen der Behälter und Stutzen, die in den Deckeln angebracht sind. Die
zur vollständigen Vergasung eines Behälters nöthige Zeit wird ausser durch den
Luftraum dadurch gewährleistet, dass der Gasdruck das weitere Steigen des
Wassers zum Stillstande bringen kann.
Das zur theilweisen Beleuchtung der Ausstellung benutzte Gaswerk, das mit zwei
Entwicklern für 20 Flammen zu 50 Kerzenstärke versehen war, hatte noch
Taucherglocken b (Fig.
3) mit den älteren, zuerst beschriebenen Beschickungselementen a, die durch ein Scheid e
mit der Glocke verbunden sind. Beim Einsetzen der gefüllten Taucherglocke wird Hahn
x geöffnet, Hahn d
geschlossen. Bei tiefem Stande der Gasometerglocke wird d durch Zug an dem Hebel h geöffnet, beim
Steigen durch Gewicht o wieder geschlossen. Das
nachentwickelte Gas schafft sich durch Wasserverdrängung nach unten in der
Taucherglocke Raum und geht durch die Sicherheitsleitung lm, Condenstopf p mit Ablasshahn 2 und Leitung i zum
Gasometer. Durch Leitung n wird das mitgerissene, durch
den Condenstopf c zurückgehaltene Wasser nach dem
unteren Ende der Taucherglocke b zurückgeleitet. Zur
Befestigung der Taucherglocke in dem äusseren Wasserbehälter dient der Bügel f. g ist eine Verschraubung, 1 ein Hahn zur Entfernung des Kalkschlammes. Ein Beschickungselement war
besonders ausgestellt.
Bei dem Entwickler, den Joseph Rosemeyer (Lingen a. Ems)
vorführte, wird den einzelnen Portionen Calciumcarbid jedesmal eine ganz bestimmt
abgegrenzte Wassermenge zugeführt, die zur vollständigen Vergasung hinreichend ist.
Eine unvollständige Ausnutzung des gaserzeugenden Mittels ist also
ausgeschlossen.
G. Jacobi (Weikersdorf-Baden, N.-Oesterreich) drückt
durch flüssige Kohlensäure Wasser in den Entwickelungskessel und zerstäubt dort
durch einen Zweigstrom des Gases diese Wassermenge über das Carbid. Vor Eintritt in
den Gasometer streicht das Acetylen zur Befreiung von mitgerissenem Wasser durch
Condensationsröhren. Die Leuchtkraft des Gases wird durch die geringe Menge
Kohlensäure, die ihm beigemischt ist, nicht beeinträchtigt.
Andere, nach dem Princip der Wasserzuführung zum Carbid construirte Apparate stellten
aus: The Thornton-Scarth Automatic Lighting Syndicate,
Ltd. (Birmingham), Erste Thüringer
Acetylen-Gas-Gesellschaft, G. m. b. H. (Erfurt), die auch einen damit
ausgestatteten Wagen vorführte, E. Söhnel, i. F.: Zehner und Söhnel (Hamburg), und v. Scheidt (Charlottenburg), Type IV.
Letzterer (Type I und II), sowie F. Butzke und Co.
(Berlin) waren auch mit Tropfapparaten vertreten.
Den Uebergang von den Apparaten mit Zuführung von Wasser zum Carbid zu denen, die
durch Einbringen von Carbid in Wasser arbeiten, bilden die, bei denen die
Gasometerglocke gleichzeitig den Entwickler aufnimmt.
Bei dem Apparate „Orion III“, den die Deutsche
Acetylengas-Gesellschaft m. b. H. (Berlin) baut, befinden sich in dem
Entwickelungsgefässe 2 bis 3 cm hohe Schichten Carbid mit dazwischen gelagerten
Blechscheiben. Nach Einsenken der Büchse in die hoch gehobene Glocke und Auflegung
eines Verschlusses wird ein an der Glocke angebrachter Hahn geöffnet. Die Glocke
sinkt. Sobald sich Gasgeruch bemerkbar macht, wird der Hahn geschlossen und das Gas
aus einem central in die Glocke eingesetzten Rohre entnommen. Der Apparat wird auch
mit Doppelkessel gebaut.
Die wesentlichsten Merkmale von „Orion III“ zeigt auch der von F. Butzke und Co. (Berlin) ausgestellt gewesene, für 3 bis 4 Flammen
eingerichtete Acetylenapparat „Privat“. Der Carbidbehälter ist in der Glocke
durch Drahtseil befestigt, an dem er nach dem Verbrauche des Inhaltes nach unten
gleiten kann.
Auch Oscar Falbe und Borchardt (Berlin) hatten einen
Apparat ausgestellt, bei dem die Gasometerglocke den Entwickler aufnahm.
Textabbildung Bd. 308, S. 239
Fig. 4.Acetylenentwickelungsapparat von Schneeweiss und Engel.
Ein sehr einfaches Princip zur Regulirung der Acetylenentwickelung führten Schneeweiss und Engel (Hanau a. M.) in ihren Apparaten
(D. R. G. M. Nr. 83590 und 83591) vor. Der Entwickler (Fig.
4), der in einer Taucherglocke unter Wasser steht, nimmt das Carbid in
einem kegelförmigen Korbe auf, unter dem sich ein anderer in umgekehrter Anordnung
zum Auffangen des Schlammes befindet. Durch entsprechendes Auflegen von
Gegengewichten richtet man es so ein, dass zunächst nur wenig Carbid mit dem Wasser
in Berührung kommt. Durch das entwickelte Gas, das vor dem Verbrauche noch durch
eine Kühlschlange streicht, wird die Glocke sammt dem Entwickler gehoben. Sie senken
sich erst wieder, wenn das Acetylen nahezu verbraucht ist. Das nachentwickelte Gas
wird vom Gasometer aufgenommen. Die einzelnen Entwickler werden nach einander in
Betrieb gesetzt. Die Apparate sind mit 2 bis 8 Entwicklern versehen und können 1 bis
500 Flammen à 16 Kerzen 10 Stunden lang speisen. Von G.
Dieterich ausgeführte Versuche ergaben, dass beim Betriebe das Wasser sich
kaum, das Carbid auf höchstens 100° erwärmt, und die Gasdrucke nur um wenige
Millimeter schwankten.
Schon ganz in die nächste Klasse, in die, bei denen von der Einschüttung des Carbids
ins Wasser Gebrauch gemacht wird, gehören zwei andere Apparate, bei denen der
Entwickler in einem Einbaue in der Gasometerglocke angebracht ist, der Apparat
„Vega“ der Norddeutschen Acetylen-Gesellschaft m.
b. H. (Hamburg), und der diesem ganz ähnliche von Ernst Geppert (Weissenfels a. S.). Nachdem bei dem ersteren das Carbid in
eine oben befindliche Oeffnung eingeschüttet und diese durch einen Deckel hermetisch
verschlossen ist, wird durch einen Hebel der Carbidbehälter in das Wasser des
Bassins gesenkt und gleichzeitig ein Gasventil geöffnet. Durch andere Bethätigung
des Hebels kann das Carbid wieder trocken gelegt werden. Der Kalkschlamm entfernt
sich von selbst aus dem unten, wie die Glocke, konisch gestalteten Carbidbehälter.
Die Regulirung der Gasentwickelung erfolgt durch Heben und Senken der
Gasometerglocke. Der ausgestellt gewesene Apparat konnte 8 Stunden lang Acetylen für
6 Flammen liefern.
„Orion IV“ der Deutschen Acetylengas-Gesellschaft
ist für grössere Anlagen bestimmt und so eingerichtet, dass das Carbid portionsweise
automatisch in Wasser geworfen wird. Die Beschickung kommt in Glocken, die innen mit
acht bis zehn Segmenten versehen und unten durch eine Scheibe mit Ausschnitt
verschlossen sind. Beim Sinken der Glocke dreht eine Gabel in Zusammenwirkung mit
einem Hebel die an einer Welle befestigte Scheibe um ein Segment weiter. Durch die
stattfindende Entladung des Carbids steigt die Glocke. Dabei wird der Umschalthebel
durch Sperrad zurückgedreht. Bei jeder Entladung wird auch durch Zuführung frischen
Wassers gekühlt und das benutzte entfernt. Das erzeugte Acetylen geht durch den
Wascher, der zugleich einen hydraulischen Verschluss bildet, entweder direct in die
Gasglocke oder erst noch durch einen Reinigungsapparat. Dieser besteht aus einem
Cylinder mit mehreren über einander liegenden Hürden. Auf den unteren wird durch
eine stets feucht gehaltene Masse Phosphorwasserstoff, auf den oberen durch
Eisenoxyde Schwefelwasserstoff absorbirt. Ehe das Gas in den Gasometer gelangt,
streicht es noch durch einen zweiten Cylinder, der in zwei gasdichte Abtheilungen
zerfällt. Die untere enthält Wasser zum Waschen, die obere gebrannten Kalk zum
Trocknen des Acetylens.
Von dem einzigen Umstände, dass sie nur gekörntes Carbid zur Beschickung zulassen,
abgesehen, erschienen dem Berichterstatter sehr beachtenswerth die Entwickler, die
Wilhelm Stern in Vertretung der Société Internationale de l'Acétylène (Paris)
ausgestellt hatte. Die Zufuhr des Carbids zum Wasser wird ohne Zuhilfenahme des
Gasometers geregelt durch einen Schwimmer. Er ist in einem unter dem Drucke des sich
entwickelnden Gases stehenden Flüssigkeitsbehälter angeordnet, der mit einem
zweiten, mit der Atmosphäre in freier Verbindung stehenden Flüssigkeitsbehälter
communicirt. Der Apparat, der P. Ph. H. Macé geschützt
ist (D. R. P. Nr. 95274), besteht aus einem Entwickler a2 (Fig.
5), dessen Wasserstand durch Hahn a3 auf normaler Höhe gehalten werden kann. Zum
Einfüllen und Ablassen des Wassers dienen verschiedene Oeffnungen a1 und a4. Mit dem Entwickler
a2 communicirt
durch untere Oeffnungen b ein Gefäss b0, das auch
concentrisch angeordnet werden kann und durch Oeffnung b1 mit der Atmosphäre in Verbindung steht.
Durch die gasdicht abschliessbare Oeffnung c1 und den Trichter c
wird Carbid eingeschüttet. Die Auslauföffnung d0 des Trichters wird geöffnet oder geschlossen durch
Ventil d, dessen in Steg g
und Stopfbüchse h geführte Stange e an einem Schwimmer f befestigt ist. Das im oberen Theile a0 des Apparates angesammelte Gas muss eine gewisse
Pressung annehmen, um seinen Abfluss in die Leitungen sicher zu gestalten. Man
bringt zu dem Zwecke beispielsweise den Wasserstand in a2 durch Hahn a3 in solche Höhe x, dass er in b0 die Höhe y erreicht. Sobald nun der Druck des durch Rohr i abziehenden Gases fällt, steigt der Wasserstand x und mit ihm der Schwimmer; das Ventil d wird gehoben und eine entsprechende Menge Carbid
fällt in den Entwickler. Hat die Pressung des Gases durch das neu entwickelte wieder
genügend zugenommen, so sinkt der Schwimmer und das Ventil schliesst die Oeffnung
d0. Damit das
Gewicht des Schwimmers nicht durch auffallendes Carbid vermehrt wird, und letzteres
sich zur Vermeidung schädlicher Erhitzung gleichmässig über das Wasser vertheilt,
ist oberhalb des Schwimmers ein Kegel i0 angebracht. Zum Beginne der Arbeit wird das Ventil
d am Handgriffe k hoch
gehoben.
Textabbildung Bd. 308, S. 240
Fig. 5.Acetylenentwickelungsapparat von Macé in Paris.
Bei einem anderen Apparate derselben Firma (D. R. P. Nr. 95275) wird die
Gasentwickelung dadurch weniger stürmisch gemacht, dass die Zuführung des Carbids in
zwei Absätzen erfolgt. Zu dem Zwecke ist ausser dem oberen Kegel, der wie bei der
vorigen Construction seine Basis der Ausschüttöffnung zukehrt, unter ihm ein zweiter
Kegel mit der Spitze nach der Oeffnung zu angebracht. Der Entwickler kann wie oben
construirt oder mit Glocke versehen sein. Im letzteren Falle ist die gemeinsame
Stange, an der die beiden Kegel oben sitzen, unten mit einem Gewichte beschwert.
Sinkt die Gasometerglocke, so trifft das untere Ende der Stange gegen eine auf den
Boden des Bassins aufgesetzte Hemmung. Die Kegel bleiben also stehen, während die
Glocke weiter sinkt. Dadurch macht der obere Kegel die Ausschüttöffnung frei. Carbid
fällt aber nur so lange ins Wasser, bis die Oeffnung an den unteren Kegel gelangt
und durch ihn Schluss erfährt, Jetzt steigt die Glocke durch die
Acetylenentwickelung. Der untere Kegel macht also die Oeffnung frei und es fällt so
lange Carbid in den Entwickler, bis die Basis des oberen Kegels wieder Schluss
herstellt. Der untere Kegel ist gross und stumpf, um das Carbid besser zu vertheilen
und den dem Acetylen beigemengten Wasserdampf zu verdichten. Zur leichteren
Schlammabführung wird der Boden des Bassins von einer schiefen Ebene gebildet.
(Schluss folgt.)