Titel: | Beleuchtung.Beleuchtung der Eisenbahnwagen mittels Acetylen. |
Fundstelle: | Band 308, Jahrgang 1898, S. 254 |
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Beleuchtung.Beleuchtung der Eisenbahnwagen mittels Acetylen.
Mit Abbildungen.
Beleuchtung der Eisenbahnwagen mittels Acetylen.
Die Versuche, welche in letzter Zeit auf einigen deutschen Eisenbahnwagen mit der
Beleuchtung durch Acetylen angestellt worden sind, haben zu einem befriedigenden
Ergebniss geführt und dürfte die Einführung der Acetylen-Gasbeleuchtung wohl zur
Folge haben.
Die ersten derartigen Versuche sind im J. 1895 von Chaperon in Lyon angestellt worden, wobei sich ein stündlicher Acetylen
verbrauch von 12 l für den Brenner ergab. Die Compagnie
d'Est stellte im J. 1896 derartige Versuche unter Leitung von Dumont und Hubon mit einem
eigens hierzu gebauten Bullier'schen Apparate an,
welcher im Nachstehenden beschrieben ist.
Die Erzeugung des Gases geschieht durch Einwirkung von überschüssigem Wasser auf
Calciumcarbid.Die Einrichtungen
der Acetylenapparate sind im Allgemeinen ja wohl bekannt und beschränken wir
uns hier auf Beschreibung der für den vorliegenden Fall geeigneten
Form. Der Gasentwickler besteht aus einem Metallcylinder a und einem mit ihm verbundenen kleineren Cylinder b, in welchem das mit Calciumcarbid gefüllte,
durchlochte Gefäss eingehängt ist (Fig. 1). Der Cylinder a ist seitlich mit einem Reinigungshahn, unten mit
einer durch eine Schraube verschlossenen Auslassöffnung e versehen. Am oberen Theil des Cylinders a
befindet sich ein Rohrstutzen g mit angeschraubtem
Deckel h zur Füllung des Cylinders. Durch den gewölbten
Deckel m des kleineren Cylinders b und dessen Ansatz n geht
eine Stange o, an welche sich der Calciumcarbidbehälter
c anschliesst, welcher mittels Stellschraube p gehoben oder gesenkt werden kann. Ein seitlich an den
kleineren Cylinder b angeschlossenes Ueberleitungsrohr
i mündet in das Trockengefäss j, welch letzteres durch das Rohr k mit Hahn l mit dem
Gasbehälter verbunden ist. Am Boden des Trockengefässes j befindet sich ein Ablasshahn.
Textabbildung Bd. 308, S. 255
Beleuchtung der Eisenbahnwagen mittels Acetylen.
Bei Beschickung des Apparates wird der Cylinder a bis
etwa ⅔ seiner Höhe mit Wasser gefüllt und in den Carbidbehälter etwa 5 k
Calciumcarbid geschüttet. Gleichzeitig werden noch einige Stücke von letzterem durch
die Oeffnung g in den Cylinder a geworfen, worauf der untere Hahn des Gefässes j geöffnet wird, durch welchen die durch das sich bildende Gas verdrängte
Luft entweicht. Hierauf öffnet man den Hahn l und senkt
mittels der Stange o das Gefäss c allmählich, bis es in das Wasser eintaucht. Zeigt ein mit dem Erzeuger
verbundenes Manometer einen zu hohen Druck an, so wird durch den unteren Hahn etwas
Wasser abgelassen und das Gefäss c so weit gehoben, bis
der normale Druck wieder hergestellt ist. Die am Boden des Trockengefässes j sich ansammelnden Wassertropfen werden von Zeit zu
Zeit durch den unteren Hahn abgelassen.
Zur Beseitigung der Explosionsgefahr des Acetylens dienen die in Fig. 2 und 3 von Bullier construirten Apparate, in welchen das Acetylen
abgekühlt und dann entsprechend gereinigt wird.
Das flaschenartige Gefäss a (Fig. 2) ist durch zwei
seitlich angebrachte Zapfen b in den Ständern c drehbar gelagert, während die Halsöffnung durch einen
mit einem Kautschukring abgedichteten Deckel verschlossen ist. Bei Ingangsetzung
wird das Calciumcarbidgefäss durch allmähliches Senken der Stange m, die mit Gewichten n
belastet ist (Fig. 3),
in das Wasser getaucht. Das sich bildende Acetylen tritt durch das Rohr d in das im Gefäss f
gelagerte Kühlrohr und von hier durch das Rohr go in
die Recipienten h, in welchen sich die Trockenmittel,
Glaswolle, Calciumchlorür, ungelöschter Kalk u.s.w. befinden. Das so gewonnene
Acetylen gelangt alsdann durch das Rohr i in die
Flaschen k, welche in den Eisenbahnwagen untergebracht
werden.
Die zuerst von der Compagnie d'Est auf der Strecke
Paris-Gretz während dreier Monate angestellten und hierauf auf der längeren Strecke
Paris-Nancy fortgesetzten Versuche ergaben, dass sich das comprimirte Acetylen gut
transportiren liess, die Brenner jedoch alle 3 bis 4 Tage gereinigt werden mussten.
Auch weitere, auf der Strecke Paris-Dijon angestellte Versuche mit der
Acetylengasbeleuchtung ergaben günstige Resultate.
Die von Hubon und Dumont
angestellten Versuche erstreckten sich auch auf die sogen. Manchesterbrenner; die
25-, 15- und 10-Literbrenner wurden bei verschiedenem Druck geprüft, wobei sich der
ermittelte Gasverbrauch je nach der Kerzenzahl auf 8,5 l bis herab auf 5,56 l für
die Kerze verminderte.
Kr.