Titel: | Elektrotechnik.Neuerungen an Dynamomaschinen, Elektromotoren, Transformatoren und Zubehör. |
Fundstelle: | Band 308, Jahrgang 1898, S. 262 |
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Elektrotechnik.Neuerungen an Dynamomaschinen, Elektromotoren, Transformatoren
und Zubehör.
(Schluss des Berichtes S. 249 d. Bd.)
Mit Abbildungen.
Neuerungen an Dynamomaschinen, Elektromotoren, Transformatoren und
Zubehör.
5) Dynamomaschinen für Wechselstrom. Seitdem die
Kraftübertragung mittels hochgespannten Wechselstromes sich immer mehr einbürgert,
mehren sich die Erfindungen auf dem Gebiete der Wechselstromerzeugung und
-Verwerthung ganz bedeutend. Hier sollen nur einige der wichtigsten Neuerungen
berücksichtigt werden, die auch für die der ziemlich verwickelten
Wechselstromtechnik ferner Stehenden von Interesse sein dürften.
Textabbildung Bd. 308, S. 262
Fig. 16.Mehrphasenmaschine mit zwei Ankerstromkreisen der Union
Elektricitäts-Gesellschaft in Berlin.
Zunächst ist hier eine Mehrphasenmaschine mit zwei Ankerstromkreisen der Union Elektricitäts-Gesellschaft in Berlin (D. R. P.
Nr. 93880) zu erwähnen. Die beiden Ankerstromkreise sind bei der in Fig. 16 dargestellten Zweiphasenmaschine um 90° gegen
einander verschoben (Fig. 17) und jeder Kreis wird
durch ein besonderes Feld erregt. Entgegengesetzt früheren ähnlichen Anordnungen
bilden hier Ankerkerne und Feldmagnete einen einzigen magnetischen Kraftlinienkreis,
in welchem zwischen den Feldspulen ein magnetischer Nebenschluss mit
Luftzwischenraum angeordnet ist.
Die Feldspulen ee1
erregen den ringförmigen Feldmagneten, auf dessen lamellirten Vorsprüngen gg1 die Ankerspulen ff1 aufgesetzt sind.
Der Schlussanker k trägt entsprechende Vorsprünge ll1 und sitzt auf der
mit der Riemenscheibe d versehenen Welle c. Bei i ist der erwähnte
magnetische Nebenschluss angebracht. Dieser nimmt den Ueberschuss der Kraftlinien,
der bei grösserer Belastung der einen Maschinenseite in dem entsprechenden
Feldstromkreise erzeugt wird, in sich auf, ohne die andere Seite wesentlich zu
beeinflussen. Auf diese Weise wird eine unabhängige Compoundirung und Regulirung der
beiden Stromkreise erreicht.
Textabbildung Bd. 308, S. 263
Fig. 17.Mehrphasenmaschine mit zwei Ankerstromkreisen der Union
Elektricitäts-Gesellschaft in Berlin.
Um bei Wechselstrommaschinen eine constante Spannung zu erhalten, obgleich sich die
Stromstärke und die Phasenverschiebung in der äusseren Leitung ändert, verfährt E. Danielson in Stockholm in folgender Weise: Er
versieht den Anker der Erregermaschine ausser seiner Gleichstromwickelung noch mit
einer Wechselstromwickelung, die von einem Wechselstrome, der entweder der
Hauptstrom des Wechselstromerzeugers oder ein ihm proportionaler, transformirter
Strom ist, durchflössen wird. Die Erregermaschine wird dabei mit einer solchen
Geschwindigkeit angetrieben, dass ihre magnetische Periodicität der der
Wechselstrommaschine gleich ist, was zweckmässig dadurch erreicht wird, dass die
Anker der Erreger- und der Wechselstrommaschine auf dieselbe Achse gesetzt werden.
Der Wechselstrom wird in den Erregeranker so eingeleitet, dass er auf das Feld der
Erregermaschine zurückwirkt, wodurch dieses in demselben Verhältnisse verstärkt
wird, wie die Phasenverschiebung im Hauptstromkreise vergrössert und der Strom in
diesem Kreise stärker wird.
Textabbildung Bd. 308, S. 263
Fig. 18.Seitenansicht der mit der Erregermaschine verbundenen
Wechselstrommaschine.
Textabbildung Bd. 308, S. 263
Fig. 19.Perspectivische Ansicht der Anker.
Eine Ausführungsform der Erfindung ist in den Fig. 18
bis 20 dargestellt und zwar ist Fig. 18 eine Seitenansicht der mit der Erregermaschine
verbundenen Wechselstrommaschine theilweise im Schnitt, Fig. 19 eine perspectivische Ansicht der Anker (wobei der Einfachheit
wegen nur die Wickelung einer Phase dargestellt ist) und Fig. 20 ein Schaltungsschema sämmtlicher Wickelungen.
Der Erregeranker trägt ausser der gewöhnlichen Ankerwickelung a noch eine Wechselstromwickelung b, die mit der Ankerwickelung c der Wechselstrommaschine hinter einander geschaltet ist. Vom Stromwender
d wird der Erreger ström abgenommen und in die für
beide Maschinen gemeinsame Feldspule f geleitet. Die
Wickelung b ist so mit der Wickelung c verbunden, dass der Strom in der erstgenannten
Wickelung dem Strome in demjenigen Theile der Wickelung c, der in derselben Ankernuth liegt, entgegen gerichtet ist. Bei einer
sechspoligen Maschine ist also die Wickelung b um 60°
gegen die Wickelung c verschoben. Von den mit der
Wickelung c verbundenen Schleifringen e wird der Verbrauchsstrom abgenommen.
Textabbildung Bd. 308, S. 263
Fig. 20.Schaltungsschema.
Eine Erfindung der Aktiebolaget de Lavals Ångturbin in
Stockholm (D. R. P. Nr. 96096) bezieht sich auf eine Neuerung an der Art von
Wechselstrommaschinen, bei welcher der unbewegliche Theil des Magnetfeldes aus einem
Eisenrahmen mit nach innen ragenden, mit je einer Inductionsspule umwickelten
Polvorsprüngen besteht. Eine derartige Maschine ist in Fig.
21 dargestellt. Der Eisenrahmen a, welcher
ganz oder theilweise aus Lamellen aufgebaut ist, trägt die nach innen ragenden Pole
nn ss, von denen jeder mit einer Inductionsspule
i umwickelt ist. In dem Rahmen a rotirt der lamellirte Eisenanker d. Dieser trägt keine Bewickelung und ist mit
Vorsprüngen b versehen, deren Anzahl zweckmässig halb
so gross wie die der Pole des Rahmens, und deren Breite etwa doppelt so gross ist
wie die der stillstehenden Pole.
Textabbildung Bd. 308, S. 263
Fig. 21.Wechselstrommaschine der Aktiebolaget de Lavals Ångturbin.
Die Neuerung besteht nun darin, dass die Pole des Rahmens a paarweise mit einer gemeinsamen Magnetisirungsspule
m derart umwickelt sind, dass stets zwei neben
einander liegende Pole derselben Spule nördliche Polarität, die beiden folgenden
Pole südliche Polarität u.s.w. erhalten. Durch diese Anordnung werden die
Inductionswirkungen auf die Magnetisirungsspulen bei der Umdrehung des Eisenankers
verhindert, obwohl die Spulen sich in unmittelbarer Nähe der Inductionsspulen
befinden.
6) Elektromotoren für Wechselstrom. Bekanntlich lässt
sich mittels eines einphasigen Wechselstromes ein Drehfeld dadurch erzeugen, dass
man denselben über zwei Zweige vertheilt, in deren einem eine sog. Kunstphase
erzeugt, d.h. ein Voreilen oder Nachbleiben des Stromes herbeigeführt wird. In Fig. 22 ist ein einfacher Fall einer derartigen
Einrichtung dargestellt. Die beiden Mittels einphasigen Wechselstromes erzeugtes
Drehfeld. Elektromagnete a und b sind parallel zu einander in die Wechselstrom führende Leitung
eingeschaltet. Beide Magnetspulen haben gleiche Inductanz. Schaltet man nun zu der
einen Spule einen inductionsfreien Widerstand c, so
eilt der Strom und damit die Magnetisirung von a der
von b voraus. Die Magnetisirung von a ist bereits gleich Null, wenn b noch magnetisirt ist, so dass eine Magnetnadel d in Drehung versetzt würde. Es ist nun klar, dass, da der Widerstand der
über a führenden Leitung durch den Vorschaltwiderstand
c grösser ist als der von b, unter sonst gleichen Umständen die Stromstärke und damit die
Magnetisirung von a geringer sein wird als die von b und die Magnetnadel durch b stärker beeinflusst wird als durch a. Die
Stärke des Drehfeldes ändert sich also bei jeder Drehung.
Textabbildung Bd. 308, S. 264
Fig. 22.Mittels einphasigen Wechselstromes erzeugtes Drehfeld.
Diesen Uebelstand sucht das Alternate Current Electro-Motor
Syndicate, Lim., in London dadurch zu beseitigen, dass es die Spulen derart
bemisst, dass sie trotz ihrer Phasendifferenz und ihres verschiedenen Widerstandes
die Magnete gleich stark erregen (D. R. P. Nr. 90556). Die Gesellschaft hat nämlich
gefunden, dass wenn ein Spulensatz auf demselben oder gleichen Kernen gewickelt
wird, gleiche Ampèrewindungszahlen bei derselben Spannung erzielt werden, wenn
1) die Windungszahlen der verschiedenen Spulen gleich sind dem Product des Sinus der
Phasenverschiebung der Spule und einer constanten Grösse, d.h. wenn T die Windungszahl einer Spule mit der
Phasenverschiebung φ ist, so muss T = a × sin φ sein, wobei a für alle Spulen gleich ist;
2) der Widerstand R jeder Spule gleich ist dem Product
des Sinus und des Cosinus der Phasenverschiebung, der elektromotorischen Kraft E und der Constanten a,
getheilt durch die Ampèrewindungszahl Z, also
R=\frac{E\,a\,asin\,\varphi\,cos\,\varphi}{Z};
3) der durch die Spule fliessende Strom c gleich ist der
Ampèrewindungszahl, getheilt durch a sin φ, d.h.
c=\frac{Z}{a\,sin\,\,\varphi}.
Es würde zu weit führen, wenn wir die Ableitung und Begründung dieser Gesetze
hier erörtern wollten. Es muss deshalb auf die Patentschrift verwiesen werden, in
der auch verschiedene Anwendungsweisen der Grundsätze erläutert werden. Es sei hier
nur noch darauf hingewiesen, dass es zur Erzielung eines gleichmässigen Drehfeldes
wesentlich ist, dass das Eisen, welches die eine Spule trägt, dem der anderen Spule
genau gleicht. Die Erfinder geben den Feldmagneten ihrer Motoren etwa die in Fig. 23 dargestellte Form. Der Magnet ist in bekannter
Weise aus Eisenblechringen aufgebaut und die Wickelungen a und b sind so geführt, wie die Figur zeigt.
Als Anker dient ein Kurzschlussanker. Die Wickelungsanordnung lässt sich ausser bei
Motoren auch zweckmässig bei Transformatoren anwenden.
Textabbildung Bd. 308, S. 264
Fig. 23.Feldmagnet der Alternate Current Co.
Eine noch grössere Gleichmässigkeit kann nach Angabe derselben Gesellschaft (D. R. P.
Nr. 95933) dadurch erreicht werden, dass man die Wickelungen in ungleich grossen
Windungen anordnet, deren Abstufungen so bemessen sind, dass das entstehende Feld
ein über den ganzen Querschnitt gleichmässiges wird. Wie aus Fig. 24 zu ersehen, besitzt der Feldmagnet die Form
eines Cylinderringes und die Wickelung ist in die Stufen ab,
cd, ef und gh getheilt. Die Windungen werden
proportional zur Länge des Kraftlinienweges vertheilt.
Textabbildung Bd. 308, S. 264
Fig. 24.Feldmagnet der Alternate Current Co.
Das Verhältniss der Windungszahlen lässt sich leicht nach dem in Fig. 25 angegebenen Verfahren ermitteln. Man halbirt
die Abstände der Löcher in den Punkten 1 bis 5, zieht die sich unter 90° schneidenden Radien 1–0 und 5–0 und zeichnet die
rechten Winkel 6–2–7, 2–7–3, 7–3–8 u.s.w. ein. Dann sind die Längen der
Linien 2–6, 3–7, 4–8 und
5–9 proportional den Windungszahlen der in die
Löcher ab, cd, ef und gh
zu verlegenden Wickelungen.
Textabbildung Bd. 308, S. 264
Fig. 25.Ermittelung der Windungszahlen.
Ist die Gesammtwindungszahl klein, so macht man besser die Windungszahlen gleich
und die Abstände der Löcher verschieden.
Auf Motoren für einphasigen Wechselstrom bezieht sich auch eine Erfindung von A. Heyland in Frankfurt a. M. (D. R. P. Nr. 93166). Heyland fand, dass sich bei Wechselstrommotoren mit
Stromkreisen verschiedener Phasenverschiebung des Stromes gegen die zugeführte
Spannung eine grosse Zugkraft dadurch erzielen lässt, dass man das magnetische Feld
des Stromkreises mit grösserer Phasenverschiebung stärker macht, als das Feld des
Stromkreises mit geringer Phasenverschiebung.
Textabbildung Bd. 308, S. 265
Fig. 26.Zweipoliger Motor von Heyland.
Ein auf dieser Erfindung beruhender zweipoliger Motor ist in Fig. 26 schematisch dargestellt. Der Stromkreis für geringe
Phasenverschiebung a besteht aus einer Trommelwickelung
von vielen Windungen, welche in Nuthen nahe der inneren Oberfläche des ringförmigen
Feldmagneten I vertheilt liegen und deshalb eine
günstige Verkettung des von ihnen erzeugten magnetischen Feldes mit den Windungen
des Kurzschlussankers II bieten.
Textabbildung Bd. 308, S. 265
Fig. 27.Wechselstrom-Inductionsmotor von Cushman.
Der Stromkreis für grössere Phasenverschiebung besteht hier aus der Spulenwickelung
b von weniger Windungen, welche alle in einer
grossen Nuth zusammenliegen, so dass die magnetische Verkettung mit den Windungen
des Ankers unvollkommen ist. Die Streuung dieser Kreise kann noch zweckmässig
dadurch vergrössert werden, dass man die Nuthen an der Ankeroberfläche mehr oder
weniger schliesst.
Textabbildung Bd. 308, S. 265
Fig. 28.Wechselstrom-Inductionsmotor von Cushman.
Der Stromkreis b könnte auch ebenso wie a gewickelt und aussen eine Selbstinductionsspule
vorgeschaltet werden. Die Selbstinduction der Spule muss aber so gering sein, dass
die gesammte Selbstinduction des Stromkreises b noch
beträchtlich geringer ist, als die des Kreises a.
Textabbildung Bd. 308, S. 265
Fig. 29.Wechselstrom-Inductionsmotor von Cushman.
Schliesslich könnte zur Verringerung der Selbstinduction die Spannung der Spule b durch Einschalten eines Transformators oder
Condensators erhöht oder zur Vergrösserung der Selbstinduction die Spannung der
Wickelung a herabgesetzt werden.
Textabbildung Bd. 308, S. 265
Wechselstrom-Inductionsmotor von Cushman.
Beim Anlassen der Wechselstrom-Inductionsmotoren werden vielfach in die
Kurzschlusswickelungen Widerstände eingeschaltet und mit zunehmender
Umdrehungsgeschwindigkeit nach und nach ausgeschaltet. Zur Verbindung der
Widerstände mit den Ankerwickelungen bedient man sich meist der Schleifringe und
Bürsten. Eine einfachere Anordnung gibt A. L. Cushman
in Concord, Nordamerika, im D. R. P. Nr. 91243 an. Hiernach wird der
Anlasswiderstand in die Bewickelung des inducirten Theiles selbst verlegt. Der aus
Blechen aufgebaute Eisenkern a (Fig. 27 bis 32) ist mit Nuthen b und c versehen, in denen
Stangen dd1 und e ruhen, welche ungefähr um ein Viertel des Umfanges
des Eisenkernes gegen einander versetzt und an ihren Enden paarweise mit einander verbunden sind.
Auf der einen Seite des Ankers ist die Verbindung der einzelnen Stangen in der aus
Fig. 27, 29 und
30 ersichtlichen
Weise, auf der anderen Seite in der durch Fig. 29 und
32
veranschaulichten Weise hergestellt.
Die Stangen e sind an einem Ende mit der Stange d1 durch Metallstreifen
f und f1 verbunden. Die Streifen f bestehen aus Kupfer, die Streifen f1 und die Stange d1 aus Neusilber oder anderem Materiale von hohem
Widerstände. Am entgegengesetzten Ende sind die Stangen durch das kupferne
Verbindungsstück g mit einander vereinigt.
Textabbildung Bd. 308, S. 266
Fig. 33.Transformatorkern der Union Elektricitäts-Gesellschaft in
Berlin.
Um nun nach Anlassen des Motors den Widerstand ausschalten zu können, ist das eine
Ende des Streifens h mit dem Ende einer Stange d verbunden, welches dem Widerstände f1 am nächsten liegt;
das andere Ende des Streifens ist zu einem Ringe h1
geführt, der aus Isolirmaterial besteht. Zwischen die freien Enden der Streifen f und h können
Contactfedern i eingeschoben werden, die mit Schrauben
oder Nieten an einem Ringe j aus Isolirmaterial
befestigt sind. Dieser Ring sitzt auf einer Scheibe k,
die auf der Motorwelle l seitlich verschiebbar
angeordnet ist. Die Verschiebung der Scheibe k erfolgt
mit Hilfe einer in die Nuth f1 eingreifenden Gabel oder in ähnlicher Weise.
Textabbildung Bd. 308, S. 266
Fig. 34.Transformatorkern der Union Elektricitäts-Gesellschaft in
Berlin.
7) Transformatoren und Umformer. Der Transformatorkern
der Union Elektricitäts-Gesellschaft in Berlin (D. R.
P. Nr. 92566) ist derart aufgebaut, dass Kanäle zur Ventilation oder zur Aufnahme
von Oel offen bleiben. Er ist aus rechteckigen Lamellen zusammengesetzt und mit
Durchbohrungen g (Fig.
33) zur Aufnahme von die Lamellenbündel zusammenfassenden Bolzen versehen.
Die Lamellenbündel e (Fig.
34) werden aus zwei Stücken von verschiedener Grösse b und c derart
zusammengesetzt, dass die Lamelle c die nächste Lamelle
c überlappt u.s.w. Die zu einem Bündel gehörigen
Lamellen c bilden also an den Enden zungenartige
Aussparungen, in welche die zugehörigen Elemente b
eingesteckt werden.
Die einzelnen Lamellenbündel e sind nun gegen einander
verschoben angeordnet (Fig. 34), wodurch den ganzen
Kern durchziehende Kanäle entstehen. Die an den Enden bezieh. Kanten frei bleibenden
Aussparungen d werden mit Isolirmaterial
ausgefüllt, wodurch die wegen der Spulen a
erforderliche rechteckige Form wieder hergestellt wird. Um besonders für grosse
Tansformatoren die Kühlung noch vollständiger zu machen, werden zwischen den zu
Gruppen zusammengefassten Bündel durch Einsetzen trägerförmig gestalteter Stäbe f Querkanäle gebildet. Durch die Kanäle kann durch
Ventilatoren kalte Luft oder durch Pumpen Oel hindurch getrieben werden.
Der Transformator mit regelbarem Uebersetzungsverhältnisse von Nicolaysen in Christiania (D. R. P. Nr. 96119) besitzt
einen magnetischen Kreis, der aus einem feststehenden Theile a (Fig. 35) mit Primärwickelungen p und Secundärwickelungen s und einem beweglichen Theile b besteht. Die
Anzahl der im magnetischen Kreise eingeschlossenen primären und secundären
Wickelungen hängt von der Stellung des beweglichen Theiles ab. In der dargestellten
Stellung sind n1
primäre und m1
secundäre Wickelungen, in der um den Winkel α
verdrehten Stellung n1
primäre und m1
secundäre Wickelungen im magnetischen Kreise eingeschlossen. Durch die Drehung des
Theiles b um den Winkel α
lässt sich also das Uebersetzungsverhältniss von \frac{n_1}{m_1}
bis \frac{n_2}{m_2} ändern. Soll die Bewegung des Theiles b selbsthätig erfolgen, so gibt man ihm einige in den
secundären oder primären Stromkreis eingeschaltete Wickelungen t. Der Bewegung von b
wirkt eine Feder c entgegen.
Textabbildung Bd. 308, S. 266
Fig. 35.Transformator von Nicolaysen.
Die Umwandelung von Wechselstrom in Gleichstrom lässt sich durch eine
Gleichstrommaschine bewirken, indem man zwei gegenüber liegende Punkte der
Ankerwickelung mit Schleifringen verbindet. Schickt man durch letztere Wechselstrom
in den Anker, so kann man von dem Collector Gleichstrom abnehmen. Eine derartige
Maschine muss jedoch als Gleichstrommotor oder durch mechanischen Antrieb in Gang
gesetzt und auf synchronen Gang gebracht werden, da sie als synchroner
Einphasenmotor nicht von selbst anläuft.
A. Blondel und Société Sautter,
Harlé und Co. in Paris haben nun einen derartigen Umformer construirt, der
als asynchroner Wechselstrommotor bei Einphasenstrom anläuft (D. R. P. Nr. 93660).
Sie erreichen dieses dadurch, dass sie sowohl den Anker als auch den Feldmagnet je
mit einer Wechselstrom- und einer Gleichstromwickelung versehen. Der sich drehende
Feldmagnet erhält neben der mit Schleifringen verbundenen Wechselstromwickelung eine
mit Stromwender versehene Gleichstromwickelung, welche der Induction durch das
wechselnde Ankerfeld unterliegt. Der ruhende Anker andererseits erhält neben der ein
wechselndes -- nicht drehendes – Feld erzeugenden Kurzschlusswickelung eine durch
Gleichstrom gespeiste Wickelung, welche dem Feldmagneten eine dem in ihm
entstehenden Drehfeld entgegengesetzt gleiche Umdrehungsgeschwindigkeit
ertheilt.
Textabbildung Bd. 308, S. 267
Fig. 36.Umformer von Blondel und Société Sautter, Harlé und Co.
Wie aus Fig. 36 zu ersehen ist, kann die
Zusatzwickelung e in dieselben Einschnitte des
feststehenden Ankers a eingelegt werden, in welchen
auch die inducirten Wickelungen d liegen. Letztere
können wie bei den Drehstrommotoren durch kreisevolventenartige Verbindungen (Fig. 36, obere Hälfte) vereinigt oder zu mehreren
Stromkreisen vereinigt oder durch mit den Stäben verlöthete Kupferringe
kurzgeschlossen werden (Fig. 36, untere Hälfte). Die
von Gleichstrom durchflossenen Wickelungen e werden als
Trommelwickelung oder als flache Spulen, jedenfalls aber so angeordnet, dass sie am
Luftzwischenraume regelmässig abwechselnde Pole erzeugen. Zur Ausnutzung des
feststehenden Magnetfeldes, welches durch Drehung des die erregenden Wickelungen b tragenden Feldmagneten f
erzeugt wird, wird in dieselben Einschnitte eine zweite Wickelung c gelegt, welche wie die Wickelung eines
Gleichstromankers mit einem Stromwender s verbunden
ist.
Die Wirkungsweise der Maschine ist folgende: Die beiden Stromkreise b und d bilden zusammen
einen asynchronen Motor. Durch den sich drehenden, mit Wechselstrom gespeisten
Feldmagneten wird ein Drehfeld erzeugt, wobei der Feldmagnet eine der
Geschwindigkeit des Drehfeldes nahezu gleichkommende Geschwindigkeit annimmt. Leitet
man hierauf den von der Wickelung c erzeugten
Gleichstrom in den Stromkreis e, so werden die beiden
Geschwindigkeiten gleich. In Folge dessen kommt das Drehfeld zum Stillstande. Dann
wirkt die Wickelung c genau so, wie jeder
Gleichstromanker in einem feststehenden Felde. Der zugeführte Wechselstrom dient zur
Aufrechterhaltung der Bewegung und zur Erzeugung des Gleichstromes.
Die Wickelungen lassen sich auch in der durch Fig. 37
veranschaulichten Weise unterbringen.
Eine andere Einrichtung zur Umwandelung von Wechselstrom in Gleichstrom oder vielmehr
zur Theilung eines Wechselstromes in zwei pulsirende Gleichströme hat O. Behrend
in Frankfurt a. M. angegeben (D. R. P. Nr. 94671). Diese Einrichtung ist
besonders zum Laden von Sammlerbatterien aus Wechselstromnetzen bestimmt. Wie Fig. 38 zeigt, wird die zu ladende Batterie in zwei
Gruppen a und b getheilt
und die Mitte m mit dem einen Pol der
Wechselstrommaschine w verbunden. Die anderen Enden der
Batterie sind über die Contacte c und die Anker e mit dem zweiten Pol der Maschine verbunden. Die Anker
e stehen unter dem Einflüsse zweier Elektromagnete
f, die im Nebenschlusse zu je einer Hälfte der
Batterie liegen. Die Elektromagnete sind polarisirt, so dass auf den einen nur die
positiven, auf den anderen nur die negativen Stromstösse des Wechselstromes wirken.
Der Stromverlauf ist in der Figur durch Pfeile angedeutet. Die beiden Hälften der
Batterie werden von einem gleichgerichteten, die von m
zur Maschine gehende Leitung von einem Wechselstrom durchflössen.
Textabbildung Bd. 308, S. 267
Fig. 37.Wickelungen von Blondel und Société Sautter, Harlé und Co.
Textabbildung Bd. 308, S. 267
Fig. 38.Einrichtung zur Umwandelung von Wechselstrom in Gleichstrom von
Behrend.
8) Vertheilung und Regelung. Bei der Ausschaltung von
Dynamomaschinen wird bei Unterbrechung des Feldstromkreises eine elektromotorische
Kraft in den Feldspulen inducirt, die beträchtlich höher ist, als die bei normalem
Strome vorhandene. Die Folge davon ist, dass die Isolation der Feldspulen leicht
zerstört werden kann. Sind die Maschinen sehr gross und vielpolig, so ist dieser
schädliche Stoss oft sehr stark und man hat z.B. durch Einschaltung von Glühlampen
versucht, die so erzeugte elektrische Energie unschädlich zu machen. Diese Methode hat sich jedoch
nicht bewährt.
Ein sehr einfaches Mittel, uni den Feldmagnetismus allmählich zu schwächen und auf
diese Weise den Stoss beim Ausschalten zu vermeiden, gibt die Union Elektricitäts-Gesellschaft in Berlin an (D. R. P.
Nr. 93884).
Textabbildung Bd. 308, S. 268
Fig. 39.Allmähliches Schwächen des Feldmagnetismus der Union
Elektricitäts-Gesellschaft in Berlin.
Nach der schematischen Fig. 39 werden die Leitungen
f des Verbrauchsstromkreises von den Armaturen ee1 der
Wechselstrommaschinen aa1 gespeist. Die Feldmagnete erhalten ihren Erregerstrom durch die
Leitungen m von der Gleichstrommaschine b. Letztere erregt auch die Feldmagnete c einer Hilfsmaschine, deren mit einem Schwungrade d versehener Anker mit den Leitungen l in Verbindung steht. Soll nun beispielsweise die
Maschine a ausgeschaltet werden, so wird der Schalter
i, der während des Betriebes geöffnet ist,
geschlossen und damit die Feldmagnete c der
Hilfsmaschine erregt. Darauf wird durch Schliessen des Schalters g1 der Anker der
Hilfsmaschine dem Feldmagnetstromkreise der Maschine a
parallel geschaltet. Sobald nun die als Motor laufende Hilfsmaschine ihre grösste
Geschwindigkeit erreicht hat, werden die Feldmagnete der Maschine a von der Erregermaschine b durch Oeffnen des Schalters g getrennt und
damit auf den Anker der Hilfsmaschine geschaltet. Die jetzt nur durch ihre lebendige
Kraft laufende Hilfsmaschine erzeugt den Erregerstrom für die Maschine a. Da nun die Geschwindigkeit des Ankers der
Hilfsmaschine, weil die Antriebskraft fehlt, allmählich abnimmt, wird auch der
Feldmagnetismus der abzuschaltenden Maschine langsam schwächer und hierdurch eine
plötzliche schädliche Stosswirkung verhindert.
Dieselbe Gesellschaft schlägt eine Erregungsanordnung für Wechselstrommaschinen vor,
vermöge deren die Feldmagneterregung der Maschine den Belastungsschwankungen
entsprechend selbsthätig geregelt wird (D. R. P. Nr. 94139). Hierzu wird die
Erregermaschine a (Fig.
40) als rotirender Umformer mit Schleifringen f auf der einen, mit Stromwender g auf der
anderen Seite ausgebildet. Zwischen der Hauptmaschine b
und der Erregermaschine a ist ein feststehender
Transformator e eingeschaltet, welcher ausser seiner
primären und secundären Spule c und d eine dritte Ausgleichsspule h besitzt, deren Kern als magnetischer Nebenschluss mit dem
Luftzwischenraume m zwischen den beiden anderen
liegt. Die Wickelung der Ausgleichsspule ist so eingerichtet, dass die durch sie
erzeugten Kraftlinien denjenigen der Primärspule c im
Allgemeinen entgegengesetzt gerichtet sind. Die Spule c
liegt im Nebenschluss zu den beiden Hauptleitern des Verbrauchsstromkreises nn, die Spule d gibt den
in ihr inducirten Strom an die Schleifringe f der
Erregermaschine ab, die Ausgleichsspule h liegt in
Reihenschaltung mit dem Hauptstromkreise. Der von der Erregermaschine a erzeugte Gleichstrom dient zur Erregung der
Hauptmaschine b, zu welchem Zwecke letztere durch die
Leitungen p mit dem Stromwender g verbunden ist. Die Wirkungsweise der Einrichtung ist folgende: Ein Theil
der in dem Transformator erzeugten Kraftlinien geht durch den magnetischen
Nebenschluss zwischen dem primären und secundären Kerntheil. Wenn mit den
Belastungsänderungen im Hauptstromkreise nn der
Einfluss der Ausgleichsspule h sich ändert, so ändert
sich auch die Zahl der Kraftlinien, welche durch den Nebenschluss gehen. Bei
wachsender Stromstärke wird diese Zahl kleiner, weil die Wirkung der Spule h der der Spule c entgegen
gerichtet ist. In Folge dessen steigt die elektromotorische Kraft der Secundärspule
d und dementsprechend der den Schleifringen f des Umformers a
zugeführte Strom. Hieraus folgt wieder eine erhöhte Stromabgabe vom Stromwender g an die Feldmagnete der Hauptmaschine b. In dieser Weise passt sich die Felderregung den
Belastungsänderungen an. Beim Anlassen der Maschine wird die Erregermaschine
zunächst mittels der lösbaren Kuppelung k mit der
Hauptmaschine verbunden und erst, wenn die Hauptmaschine eine so grosse Tourenzahl
erreicht hat, dass der an den rotirenden Umformer abzugebende Strom zum Antriebe
desselben ausreicht, wird die Kuppelung gelöst, worauf die Erregermaschine wie ein
gewöhnlicher Wechselstrom-Gleichstrom-Umformer weiterläuft.
Textabbildung Bd. 308, S. 268
Fig. 40.Erregungsanordnung für Wechselstrommaschinen der Union
Elektricitäts-Gesellschaft in Berlin.
Bei dem Betriebe von Wechselstrommaschinen in Parallelschaltung ergeben sich Schwierigkeiten beim
Einschalten einer Maschine in den Stromkreis bereits arbeitender Maschinen. Man
überwindet dieselben bisher durch Anwendung von mehr oder weniger umständlichen
Apparaten, die einer aufmerksamen Bedienung und sorgfältigen Handhabung bedürfen. Es
muss namentlich jedesmal beim Parallelschalten der genau synchrone Gang der
Maschinen herbeigeführt werden, zu welchem Zwecke von Hand oder durch Motoren, deren
Steuerung vom Schaltbrette aus bedient wird, am Regulator der Antriebsmaschine so
lange gestellt werden, bis die Umlaufszahlen der Maschinen übereinstimmen.
Die Union Elektricitäts-Gesellschaft hat einen Apparat
angegeben, der die Regelung der Antriebsmaschinen selbstthätig ausführt (D. R. P.
Nr. 94674). Er besteht aus zwei Synchronmotoren und einem von diesen angetriebenen
Differential werk mit Planetenrad. Die Synchronmotoren werden so geschaltet, dass
der Anker des einen Motors von dem Arbeitsstromkreise der schon in Betrieb
befindlichen Maschine, der des anderen von der einzuschaltenden Maschine aus erregt
wird. Hat die Antriebsmaschine diejenige Umdrehungszahl erreicht, die sie unter dem
Einflüsse ihres Regulators zunächst annimmt, so wird die in Betrieb zu nehmende
Dynamomaschine zunächst erregt und auf die normale Spannung regulirt. Dann wird
einer der Motoren an das Netz, der andere an die erst erregte Maschine
angeschlossen. Die Motoren laufen dann synchron mit derjenigen Maschine, von der sie
gespeist werden, d.h. im Allgemeinen mit verschiedener Umdrehungszahl. Die Folge
wird eine Bewegung des Planetenrades sein. Diese Bewegung lässt man in irgend einer
Weise, z.B. durch einen Seilzug, einen Hebel, ein Zahnrad o. dgl., auf den Regulator
der Antriebsmaschine wirken. Es ist nun leicht zu sehen, dass die Verstellung des
Regulators nicht eher aufhören wird, als das Planetenrad zur Ruhe kommt, d.h. bis
die beiden Motoren, also auch die sie speisenden Dynamomaschinen, gleiche
Geschwindigkeit besitzen. Folglich stellt die Vorrichtung selbsthätig den
Synchronismus der arbeitenden und der parallel zu schaltenden Maschine her.
F. Sch.