Titel: | Metallbearbeitung.Die Schneckengetriebe und die Maschinen zur Herstellung derselben. |
Autor: | Pregél |
Fundstelle: | Band 309, Jahrgang 1898, S. 8 |
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Metallbearbeitung.Die Schneckengetriebe und
die Maschinen zur Herstellung derselben.
Von Prof. Pregél
in Chemnitz.
Mit Abbildungen.
Die Schneckengetriebe und die Maschinen zur Herstellung
derselben.
Die Schneckengetriebe.
Wie bereits erwähnt, sind die schraubenförmig gewundenen Zahnkörper bei den
vorbeschriebenen Schraubenrädern auf einem cylindrischen Radkranze angeordnet.
Naturgemäss wird das kleinere, ein-, zwei- oder dreizähnige Rad eine Schnecke mit
ein bezieh. zweifachem Gewindegange sein, während das grössere, mehrzähnige Rad eine
Schraube mit z-fachem Gewinde auf cylindrischer Grundform bleibt. Da beim Eingriffe
dieser Räder die augenblickliche Berührungsstelle theoretisch auf einem Punkte, in
Wirklichkeit auf eine sehr kleine, durch den Zahndruck abgeplattete Fläche
beschränkt bleibt und diese Druckstelle die Lage wechselt, so wird in Folge grosser
Flächenpressung eine allmählich sich ausbildende Abnutzung an den Radzähnen
vernehmbar werden, sofern das Material der Schnecke widerstandsfähiger als jenes der
Radzähne ist. In solchem Falle wirkt die Schnecke als Triebwerk und unbeabsichtigt
als Werkzeug. Durch diese Neuformung der Radzähne wird das Druckfeld erweitert und
die Berührung stetiger gemacht, der zufolge die Flächenpressung sich so lange
abmindert, bis der Beharrungszustand erreicht wird. Eine weitere Ausbildung dieser
Flächenumformung ist jedoch durch die verhältnissmässig geraden Radzähne begrenzt,
deren Elemente an den äusseren Radbreiten nicht zum Eingriff gelangen. Es liegt
daher nahe, das grosse Rad der Schnecke besser anzupassen, indem der Radkranz concav
oder hohlkehlenartig abgedreht wird, um darin die Schraubenzähne einzuarbeiten. Eine
zweite Erweiterung, des Eingriffes ist durch Anpassung des Schneckengetriebes an den
Umfang des Rades zu erreichen gesucht worden.
Hindley aus York hatte bereits im vorigen Jahrhundert
auf einer besonderen Maschine die Uhrglasschnecke (hour glass worm) geschnitten,
welche Sweaton
Sweaton war der erste, welcher im J. 1769
gusseiserne Zahnräder im Carron-Eisenwerk zur Anwendung brachte. wie folgtbeschreibt (The threads of this endless screw were formed upon a solid, whose sides were terminated by arches of
circles), vgl. Willis 1846 * S. 163. Die Gewindegänge
dieser Schnecke sind auf einem (Rotations-) Körper gebildet, dessen Seiten
(Erzeugende) nach einem Kreisbogen begrenzt sind.
Dieses unter dem Namen Hindley-Schnecke bekannte Getriebe findet in neuerer Zeit
vielfache Anerkennung und praktische Anwendung. In der Fig. 1 ist a das Schneckenrad mit dem darauf befestigten
Schneidzahn b, während c
ein kegelförmiger Führungsstift ist. Die Schneckenwelle d ist ferner mittels Stirnräderwerke f von
veränderbarer Uebersetzung mit dem Aufspanndorne verbunden, auf welchen das
Werkstück g, die Hindley-Schnecke aufgespannt ist (vgl.
Rominger, Schneckenräderfräsemaschine, D. p. J. 1895 295 * 204). Um
die gleitende Reibung abzumindern, sind die Zähne des Rades a (Fig. 2) als
Rollen b ausgebildet, welche in die Hindley-Schnecke
c einsetzen.
Textabbildung Bd. 309, S. 9
Uhrglasschnecke von Hindley.
Während in diesem Falle, um die Stetigkeit des Eingriffes zu
sichern, die Hindley-Schnecke eine ausreichende Länge besitzen muss, wird diese bei
mehrzähnigen grösseren Schneckenrädern genügend begrenzt sein müssen, damit der
auslaufende Gewindezahn h (Fig. 1) nicht die Zähne
des Rades unterschneidet, was neben den anderen Unzulänglichkeiten ein Hauptfehler
dieses Triebwerkes wäre. Die wechselnden Eingriffsgeschwindigkeiten der Schnecke,
die schwierige Nachstellung in axialer Richtung und die Umständlichkeit der
Herstellung der Schnecke sind Schwächen dieses Getriebes. Während die cylindrische
Schnecke ausnahmslos auf der Drehbank geschnitten oder in einfachster Weise gefräst
werden kann, muss die Herstellung der Hindley-Schnecke in Abhängigkeit von der Rad
form erfolgen, was aber von anderer Seite als ein Vorzug angesehen wird.
Textabbildung Bd. 309, S. 9
Schneckengetriebe.
Die Gewindegänge der cylindrischen Schnecke a zeigen im
Hauptachsenschnitte die Form einer Zahnstange, deren Zahnflanken entweder nach
einer Evolvente (Fig. 3
und Fig. 5) gezeichnet
sind. Dementsprechend werden auch die Radzähne b im
Mittelachsenschnitt die zugehörigen Zahnflanken aufweisen, welche durch ein Fräse
Werkzeug von selbst erzeugt werden, welches der zugehörigen Schnecke in den
Hauptelementen gleicht. Die äusseren Grundflächen dieser Radzähne b sind nach der Schneckenachse unter Winkel gerichtet,
die 60° (Fig. 4), 90°,
120° betragen und die in neuester Zeit als Zonenschnitte bis an die 180° reichen
können. Durch diese Erweiterung der schrägen Zahnbegrenzungen wird das Druckfeld
zwischen Schnecke und Rad beträchtlich erweitert.
Textabbildung Bd. 309, S. 9
Schneckengetriebe.
Wenn auch die Schneckenradzähne selbsthätig durch das Fräsewerkzeug erzeugt werden
und deshalb eine besondere zeichnerische Darstellung derselben überflüssig ist, so
kann es in manchen Fällen doch angezeigt sein, diese durch Zeichnung zur Anschauung
zu bringen. Im vorliegenden Falle und zum besseren Verständnisse der folgenden
Erläuterung dienend, ist in Fig. 5 bis 11 eine cylindrische Schnecke a in ihren
Wechselbeziehungen zu einem Zahne b des Schneckenrades
vorgeführt. Hierbei bezeichnen die durch o gezogenen
Starkstriche den Theilkreis in b und die Theillinie an
a, und während die Zonenschnitte I bis IV, an b den einzelnen Schnitten v, u,
t und s entsprechend, den Zahnprofilen der
Schnecke ab, cd, ef und gh gegenüber gestellt sind, finden sich diese in
Fig. 6 in jener Lage
überdeckt, welche der Schraubenlinie entsprechen. Ebenso ist in w, x, y und z die
Endflächedes
Radzahnes dargestellt, welche nach der Achse der Schnecke convergirt. Aus dieser
Zeichnung können die schwierigen und doch streng gesetzmässigen Formen der
Zahnelemente leicht beurtheilt werden, deren genaue Herstellung auf gewöhnlichem
Wege so grosse Schwierigkeiten bereitet.
Die verhältnissmässig einfachste Bearbeitung mittels einer schräg geführten
Scheibenfräse a (Fig. 12 und 13) liefert nicht
schraubenförmige, sondern gerade Zahnkörper b, welche
zwar nach dem Steigungswinkel der Schneckentangirenden im Berührungspunkte gerichtet
sind, in keiner Weise aber an die Gewinde des Schneckenkörpers passen. Um dieses
herbeizuführen, müssen vorerst die äusseren Zahnecken c
zugeschärft und hierauf mittels Meissel und Feile die Zahnflächen bei d muldenförmig ausgearbeitet werden. Trotz dieser
Nacharbeiten wird ein genaues Schneckenrad kaum zu erwarten sein.
Ein anderes früher übliches, zur Correctur gerad geschnittener Schneckenzähne geübtes
Verfahren besteht darin, an Ort und Stelle in der Maschine (Gangspill, Krahn u.s.w.)
anstatt der Triebschnecke einen Schneckenfräser (Fig. 14 und 15) in das Schneckenrad
eingreifen und dasselbe mittels des angegebenen Schneckenfräsewerkzeuges in leichter
Gangart treiben zu lassen. Nach diesem umständlichen Verfahren wird es zwar möglich,
annähernd richtige Schneckenradzähne zu erhalten, doch haften dieser rauhen,
unsachgemässen Bearbeitungsweise so viele Mängel an, dass sie nur als Nothbehelf
angesehen werden kann.
Textabbildung Bd. 309, S. 10
Schneckengetriebe.
Besser ist das Verfahren, eine richtige Schnecke mit einem Holzmodelle in Eingriff zu
bringen und demgemäss die Zähne des Schneckenrades auszuschneiden. Abgesehen von der
mit jedem Holzmodelle verbundenen Formenungenauigkeit, kommen noch die Kosten des
Gusses und das beinahe stets unvermeidliche Nachrichten der gegossenen Radzähne
hinzu.
Das beste bislang geübte Verfahren ist das Ausarbeiten mittels einer Schneckenfräse
(hob) in einer besonders eingerichteten Maschine mit zwangläufiger Verbindung
von Werkstück und Fräsewerkzeug. Aber auch diesem Arbeitsverfahren haftet ein
principieller Mangel, ein Widerspruch insofern an, dass, abgesehen von den nicht
zusammenpaarenden Elementen bei einer Schnittschaltung normal zum Raddurchmesser,
die Steigungswinkel am Kopf- und Wurzelende des Zahnes der Schneckenfräse und des
Schneckenrades verschieden grosse sind, deshalb Verschneidungen kaum vermieden
werden können. Immerhin ist nach dieser Arbeitsmethode die unmittelbare Erzeugung
eines Schneckenrades ermöglicht, dessen Zahnformen in Fig. 16 und 17 die richtige Gestalt
zeigen. (Engineering, 1897 Bd. 43 * S. 438.)
Sprague's Hindley-Schneckengetriebe.
Von der Sprague Electric Elevator Co. werden zur
Anfertigung von Rad und Schnecke (vgl. D. p. J. 1897
305 * 180) Maschinen von Pratt und Whitney gebraucht, in denen mittels einer senkrecht stehenden
Schneckenfräse das Schneckenrad, mittels eines kreisenden Messerkopfes aber die
Schnecke geschnitten wird.
Textabbildung Bd. 309, S. 10
Fig. 18.Sprague's Hindley-Schneckengetriebe.
Es bedarf kaum eines Hinweises, dass die Schnecken fräse der
Schnecke und der Messerkopf dem Schneckenrade in den Elementen vollständig gleicht
und dass Werkzeug und Werkstück in beiden Fällen zwangläufige Verbindung besitzen.
Nach einer Mittheilung im American Machinist, 1897 Bd.
20 Nr. 12 * S. 234 bezieh. 246, sollen ohne besondere Abänderungen in solcher Weise
geschnittene Schneckentriebwerke trotzdem nicht ordentlich zusammengehen. Aus Fig. 18 ist die Arbeitsweise behufs Herstellung der
Hindley-Schnecke mittels Messerkopf ersichtlich, während in Fig. 19
s die zu schneidende Schnecke, t einen der z-Schneidzähne und u den
Querschnitt des Schneckenradzahnes bedeutet.
Textabbildung Bd. 309, S. 10
Fig. 19.Sprague's Hindley-Schneckengetriebe.
Nun ist ab die im Kreise
r sich bewegende Stirnkante des Schneidzahnes t, welche den Boden des Schneckenzahnes bearbeitet,
während ein Schnittpunkt c des Schneckenrades den
Schneckenkreis de trifft, welcher durch die
Schneidkante e erzeugt wird, der dem Kreise r1 entspricht. Demnach
collidirt der Schnittpunkt c im Abstande r mit dem Kreise de,
welcher durch ein Element der Schneidkante e erzeugt
wird, dessen Abstand r1
ist.Hiernach
muss nach irgend einem Verfahren die Schnecke an der Stelle etwas nachgeschnitten
werden. Uebrigens wird die aussen cylindrisch umhüllte Schnecke s (Fig. 20) am
Gewindeboden nach dem Schnittkreise der Messerscheibe t
verlaufen.
Textabbildung Bd. 309, S. 11
Fig. 20.Sprague's Hindley-Schneckengetriebe.
Um auch hier einer Staffelbildung (bei a) zu begegnen, muss der Boden des Schneckengewindes nach einem etwas
vergrösserten Schnittkreise nachgeschnitten werden, und damit an dem Ende der
Schneckengewinde s zwischen diesen und den Radzähnen
u (Fig. 20)
Flankenspiel vorhanden sei, werden die Messer t einer
zweiten Messerscheibe dem grösseren Schnittkreise entsprechend aus der Strichlage
t1 in jene t verstellt erscheinen.
Textabbildung Bd. 309, S. 11
Fig. 21.Sprague's Hindley-Schneckengetriebe.
Ebenso wie die Schnecke s, wird
nach gleicher Weise und mit denselben Mitteln auch der Schneckenfräser f (Fig. 21) geschnitten
und seine Grundform erhalten, aus dem die Fräsezähne ausgearbeitet werden.
Textabbildung Bd. 309, S. 11
Sprague's Hindley-Schneckengetriebe.
Um dieses Werkzeug dauerhaft zu machen, werden die
Brustflächen der Schneckenschneidzähne mit Stahlplatten belegt. Wie aus den Fig. 20 und 21 zu
ersehen ist, erhalten die Querschnitte des Schneckengewindes s nur im Mittelzahn symmetrische Form, während die
anderen einseitig ausfallen und nach dem Mittel der Messerscheibe convergiren (Fig. 22). Wenn aber, wie
in Fig. 23 gezeigt,
eine normale Schnecke als Fräsewerkzeug f wirkt, so
werden die Schnitte im Schneckenrade u einseitig
staffelförmig ausfallen. Es würde hier zu weit führen, um auf alle Feinheiten,
namentlich in Bezug des zweiten, zum Nachschneiden dienenden Messerkopfes
einzugehen, erwähnt sei nur noch mit Bezug auf Fig.
20, dass nur der in der Momentanachse liegende Radzahn die beiden
Gewindeflanken berührt, während die Berührung der beiden Nachbarzähne nur mit ihren
dem Mittelzahne zugekehrten Flanken erfolt.
J. H. Gibson's Schneckenradfräsemaschine mit tangential zum
Radkreise geschaltetem Schlagzahne.
Von Hulse and Co. in Manchester ist die in Fig. 24 bis 27 nach Engineering, 1897 Bd. 43 * S. 438, dargestellte
Schneckenradfräsemaschine gebaut, deren Werkzeug ein kreisender Schlagzahn ist, der
nach jeder vollendeten Umdrehung des Werkrades sammt seinem Lagerschlitten in der
Richtung der Tangirenden zum Schneckenradtheilkreise schaltet und so nach Durchgang
des Eingriffsbogens die Verzahnung des Radkranzes vollendet. Querschnitt des
Schlagzahnes, Schräglage desselben zur Drehungsachse entsprechen vollständig dem
Hauptachsenschnitte eines Gewindeganges der Schnecke. Deshalb müssen zum Schneiden
doppelter bezieh. dreifacher Gangsteigungen zwei bezieh. drei entsprechend
versetzte, unter 180° bezieh. 120° angeordnete Schlagzähne vorgesehen sein.
Textabbildung Bd. 309, S. 11
Fig. 24.Gibson's Schneckenradfräsemaschine mit tangential zum Radkreise
geschaltetem Schlagzahne.
Am Bettkasten a ist der Spindelstock mit Stufenscheibe
b und Rädervorgelege c
angesetzt, deren Spindelwelle d einestheils zur
Bethätigung eines Schneckentriebwerkes f, andererseits
zum Betriebe eines Versatzräderzuges t herangezogen
wird. Mit dem Schneckenrade f wird ein senkrechter
Hohlzapfen g mit Planscheibe h und Aufspanndorn i getrieben, auf dem das
Werkstückrad k befestigt ist. In dieses greift der
bereits erwähnte Schlagzahn p ein, dessen
Lagerschlitten l auf einer Wange m gleitet, während diese in den Querführungen n eine der Radgrösse k
angepasste Anstellung erhält. Der Schlagzahn p ist in
einem Scheibenkopfe eingespannt, der an einer Schraubenwelle q unmittelbar angeschlossen ist, welche in einem Kammzapfen r eingezogen ist, der mittels Stirnrad s undVersatzräder t seine
Drehbewegung von der Spindelwelle d empfängt. Der
Querverlegung der Führungswange m entsprechend, muss
das Kammlager u auch nachstellbar und mit demselben
auch die Versatzräder t verrückbar sein. Es ist ferner
am inneren Kammzapfenbund ein 42zähniges Stirnrad aufgekeilt, neben diesem aber ein
40zähniges Rad mit Muttergewinde auf der Schrauben welle q aufgeschraubt und durch Rahmenwerk an den Kammzapfen gehalten. In diesem
Rahmen laufen zwei Planetenräder v, welche in bekannter
Weise mit den beiden Rädern von ungleicher Theilung im Eingriffe stehen.
Textabbildung Bd. 309, S. 12
Fig. 25.Gibson's Schneckenradfräsemaschine mit tangential zum Radkreise
geschaltetem Schlagzahne.
An dem Rahmen ist zudem eine Zahnscheibe w angebracht, in deren Zahnschnitte ein Stäbchen x einsetzt, welches von einem Schwinghebel y mittels eines an der Planscheibe h angesetzten Daumens z
bethätigt wird, wodurch der Rahmen mit den Planetenrädern v an der Drehung verhindert, in Folge dessen die Schraubenwelle q mit dem Schlagzahne p
geschaltet wird.
Textabbildung Bd. 309, S. 12
Fig. 26.Gibson's Schneckenradfräsemaschine mit tangential zum Radkreise
geschaltetem Schlagzahne.
In Folge dessen wandert der fortkreisende Schlagzahn von 1 stetig bis zum Auslaufpunkte 2, während für Linksgangsteigung die Schaltung von 2 gegen 1 verläuft. Weil nun der
Schlagzahn in der Anfangsstellung nur den abgedrehten Umfang des Radkranzes streift,
mit fortsteigender Schaltung beständig tiefer eindringt, so werden in der
Scheitelstellung 3 die Zahnlücken des Schneckenrades
k eigentlich fertig sein, doch ist ein Fortbetrieb
bis 2 zu empfehlen, damit der Schlagzahn p auch die Vollendung der hinteren Zahnflanken sichert.
Mit dem Austritte des Schlagzahnes p im Punkte 2 ist auch das Schneckenrad fertiggestellt.
Textabbildung Bd. 309, S. 12
Fig. 27.Gibson's Schneckenradfräsemaschine mit tangential zum Radkreise
geschaltetem Schlagzahne.
zu bemerken ist noch, dass die in Fig. 25 gezeichnete Schlangenlinie am Lagerschlitten den Schaltweg
desselben darstellt.
J. E. Reinecker's Schneckenräderfräsemaschine.
Die erheblichen Schwierigkeiten, welche beim Fräsen von Schneckenrädern, namentlich
solchen für mehrgängige Schnecken auftreten, sind durch ein gänzlich neues, von J. E. Reinecker in Chemnitz-Gablenz erdachtes Verfahren
(D. R. P. Nr. 81418) und mittels einer besonderen Maschine (vgl. D. p. J. 1896 299 * 273)
gänzlich beseitigt worden, so dass nunmehr die Herstellung genauer Schneckenradzähne
fast keine Schwierigkeiten mehr bereitet, der zufolge durch beschleunigte
Arbeitsweise auch die Herstellungskosten von gefrästen Schneckenrädern sich
bedeutend ermässigen. Der billigere Herstellungspreis, sowie der durch die genaue
Zahnform bedingte höhere Wirkungsgrad sind Momente, welche der Anwendung der
Schneckentriebwerke förderlich sind und diesem vorzüglichen Triebwerk zur
Anerkennung verhelfen.
Als Werkzeuge dienen hinterdrehte Schneckenfräser mit steil gewundenen Schnittriffen,
durch welche 'die schneidende Zahnbrust der Zähne gebildet wird und in welche die
Zahnrücken einmünden. Weil nach dem Verfahren von J. E.
Reinecker die Schnecke tangential zum Theilkreise des Schneckenrades
geschaltet wird und der Angriff am Schnittbeginne zu stark würde, sind die
Schneidzähne nach Art der Gewindeschneidbohrer verjüngt abgedreht.
In Fig. 28 ist sowohl das Werkzeug als auch das
Schneckenrad mit Schnecke dargestellt, aus welchem die eigenartigen
Gestaltungsformen dieser Theile ersichtlich sind.
Die neue, nach Originalzeichnungen in Fig. 29 und 30, dargestellte
Schneckenradfräsemaschine trägt am Bettständer a den
Spindelstock b für das Treibrad c und die Planscheibe d für das Werkrad
bezieh. den Aufspanndorn f mitdem Rahmenlager g, in dessen Längsschlitzen der durch Tragspindel h gestützte Tischwinkel i
befestigt wird, während Schraubenstützen k das
Rahmenlager g mit dem Bettständer a verstreben.
Textabbildung Bd. 309, S. 13
Fig. 28.Reinecker's Schneckenräderfräsemaschine.
Stufenscheiben l mit
Rädervorgelege m betreiben mittels Kegelumkehrräder n eine Fernrohrgelenkwelle o und diese treibt ferner durch das Schneckengetriebe p die doppelten Winkelwellen q, von denen mittels Stirnräder r die
Fräserspindel s bethätigt wird. Durch diese Einrichtung
wird eine Winkelverdrehung des Tisches t ermöglicht,
auf welchem der Fräserschlitten u durch bekannte
Räderverbindungen v unmittelbar vom Deckenvorgelege
geschaltet wird. Vom oberen Winkelrade des Umkehrgetriebes n zweigt ferner eine stehende Welle w ab, von
der mittels Schneckengetriebe x und Versatzräder y die Bethätigung des Schneckentriebrades z erfolgt. Während also die Schaltung der Fräserspindel
s ganz unabhängig vom Deckenvorgelege mittels
Stufenscheibe a1
durchgeführt wird, wozu die Räderwerke b1c1 mit dem Wendetriebwerke d1 dienen, welche der Bauweise der
üblichen Universalfräsemaschine von Reinecker
entsprechen (vgl. D. p. J. 1896 299 * 254), wird zwischen der kreisenden Bewegung des Fräsewerkzeuges s und dem Triebrade z jene
zwangläufige Beziehung bestehen, durch welche die Zähnezahl im Werkrade bestimmt
wird und die als bekannt vorausgesetzt, nunmehr übergangen werden kann.
Textabbildung Bd. 309, S. 13
Reinecker's Schneckenräderfräsemaschine.
Eine Vergleichung der älteren Verfahren mit den neueren, jetzt besprochenen, sowie
dieses Verfahrens von J. E. Reinecker mit den
beschriebenen, namentlich mit jenem von J. H. Gibson
zeigt ohne weiteres die Ueberlegenheit der Reinecker'schen Methode. Wenn auch hier das theure Fräsewerkzeug dem billigen
Schlagzahn von Gibson gegenüber gestellt würde, so
könnte dementsprechend ins Feld geführt werden, dass die Vollkommenheit des
Arbeitserfolges wahrscheinlich die Kosten des theuren Fräsers voll aufwiegt.