Titel: | Bergbau.Neuerungen in der Tiefbohrtechnik. |
Autor: | E. Gad |
Fundstelle: | Band 309, Jahrgang 1898, S. 21 |
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Bergbau.Neuerungen in der
Tiefbohrtechnik.
Von E. Gad.
(Schluss des Berichtes S. 1 d. Bd.)
Mit Abbildungen.
Neuerungen in der Tiefbohrtechnik.
Während nun auch Rumänien nach den reichen Funden im Prahora- und Teléajan-Thal immer
energischer in die erste Reihe der Oel producirenden Länder tritt, so bleibt
Deutschland immer noch bescheiden zurück. Immerhin lässt sich hoffen, dass die jetzt
bei Vöhl in der Provinz Hessen beginnenden Bohrungen die Hoffnung auf Erdölgewinnung
besser erfüllen, als es die bei Oelheim gethan haben. Wenn es indessen neuerdings
scheint, als ob Kalifunde die Oelheimer Gesellschaften
für ihre Erdölverluste entschädigen wollten, so ist
diese Entschädigung auch nur der vervollkommneten Tiefbohrtechnik zu verdanken.
Textabbildung Bd. 309, S. 21
Fig. 12.Durbrow's Spülbohrmaschine.
Zu Tiefbohrungen mit grösserer Bohrlochsweite ist der neue Spülbohrapparat von George W. Durbrow, Salton, Cal. (Amerikanisches Patent
Nr. 597316), Fig. 12, bestimmt. Das Princip besteht
darin, dass das Spülwasser durch die beiden Seitenrohre a niedergepresst wird und mit Bohrschmand beladen durch das Mittelrohr b hochsteigt. Das ganze Röhrensystem ist in den
elastischen Körper c eingefügt, dessen Kammern d aufgeblasen werden können, wodurch die Wandung dieses
Körpers festen Halt an der Verrohrung e gewinnt.
Zur betriebssicheren Niederbringung gemauerter Brunnenschächte ist neuerdings in
Oesterreich ein Verfahren patentirt, das beim Abteufen eine Art Senkschacht benutzt.
Auf der Sohle des Mauerschachtes a (Fig. 13) steht die eiserne oder hölzerne Senkbüchse
b, mit einem scharfen Schuh c und einem ringförmigen Deckel d versehen,
auf. Durch Ausschachtung des Bodens wird die Senkbüchse so weit zum Sinken gebracht,
dass der Spalt zwischen Mauertheil und Büchsendeckel nicht weiter wird, als die
nackte Gebirgswand, ohne hereinzubrechen, ertragen kann. Dieser Spalt wird dann
ausgemauert, ehe man die Senkbüchse weiter zum Sinken bringt. Auch ein Betonschacht
lässt sich auf gleiche Weise niederbringen, nur muss die Senkbüchse dann noch einen
aufgesetzten Ring zur Hinterfüllung des Betons erhalten.
Textabbildung Bd. 309, S. 21
Fig. 13.Oesterreichischer Senkschacht.
Gesteinsbohrungen in grossartigem Umfange und nach ganz eigenartiger Methode sind
seit einiger Zeit bei der kleinen Ortschaft Edison im Staate New Jersey im vollen
Gange. Es handelt sich dort um die Gewinnung der Eisenerze, die mit der von Thomas A. Edison erfundenen Dampfschaufel, welche die
von den Dampfbohrern und von Dynamit abgesprengten Felsblöcke von 5 t Schwere zu den
Walzwerken führt, woselbst die Felsblöcke zu einem Pulver gemahlen werden, aus dem
riesige Elektromagneten das Eisenerz zu weiterer Verhüttung in Hochöfen ausziehen.
Um die Felsen zu sprengen, werden von den Dampfbohrern Reihen von 5 cm weiten, 6 m
tiefen Bohrlöchern in Abständen von 2,5 m von einander gebohrt. Die Dampfschaufel
bohrt sich so ihren Weg durch den Berg auf die Fabrikanlagen zu. Nach etwa einem
Jahr soll ein wagerechter Durchbruch durch den Berg vollendet sein, der 600000 t Erz
geliefert und etwa 30 m hohe Steilwände gebildet haben wird. Edison rechnet dann darauf, von den Wänden stets auf einmal 20000 t
Material abzusprengen. Die diesen Edison'schen Anlagen
zu Grunde liegenden Gedanken sind keineswegs neu, noch sind sie auf Amerika
beschränkt. Wenn Edison die von ihm in Betrieb
genommenen Erzlager mittels der Magnetnadel über Tage entdeckt hat, so geschieht
Aehnliches schon seit mehr als100 Jahren in Schweden (vgl. D. p. J. 1897 306 170). Auch ganze
Fabrikanlagen für elektromagnetische Erzextraction werden in Schweden, z.B. von
Pitkäranta aus, hergestellt, aber nicht in den grossartigen Verhältnissen wie zu
Edison, woselbst die Anlagen 2 Millionen Dollars gekostet haben.
Dass das in Amerika und England so übliche Schrämverfahren beim Streckenbau auch in
Deutschland Eingang zu gewinnen sucht, geht daraus hervor, dass die
Streckenabbaumaschine von George Francis Myers, Boston
(Fig. 14), das deutsche Reichspatent (D. R. P.
Nr. 95797) erhalten hat. Die Maschine umschliesst den vom Gebirge a mit der mit Schneidewerkzeugen versehenen Schrämkette
b, die während der Arbeit um die drehbare Stütze
c, vortheilhaft in einem 180° übersteigenden Bogen,
quer zum Streckenstoss herumgeschwungen werden. Geführt wird die Schrämkette über
die mit hervorstehenden Schneidvorrichtungen versehenen Kettenscheiben d. Für gewöhnlich sind zwei Schrämketten neben einander
liegend angeordnet, und das diese Ketten tragende Gestell wird von der kreisförmigen
Zahnstange e und dem darauf laufenden Wendezahnrad f derart nach entgegengesetzten Richtungen gedreht,
dass die Schneidewerkzeuge beider Ketten bei den Gestellschwingungen nach beiden
Richtungen auf einander folgend wirken.
Textabbildung Bd. 309, S. 22
Fig. 14.Myers' Schrämmaschine.
Bestimmtere Vorschläge zur Einführung der Maschinenschrämung in Deutschland, speciell
für den westfälischen Kohlenbergbau, finden sich im Glückauf
von dem österreichischen Bergingenieur Hans
Gutmann, der die englische Kohlenschrämmaschine (Fig. 15) bei Leeds in England in dem Kohlenbergwerke der Pearson Colliery Co. in guter Arbeit gesehen hat.
Textabbildung Bd. 309, S. 22
Fig. 15.Gutmann's englische Schrämmaschine.
Das Schrämrad a von 2 m Durchmesser rotirt zwischen den
Platten b, deren äussere Flächen nur 8 cm Abstand von
einander haben. Da nun die Messer für eine Schramweite von 13 cm gestellt sind, so
lässt sich das Rad mit den Platten tief über die Radmitte hinein in den Schram
führen und dadurch eine Schramtiefe von 1,70 m erreichen. Da die Schrammeissel um
180° verstellbar sind und die Maschine umsteuerbar ist, so lässt sich vor- und
rückwärts schrämen.
Das Schrämmehl wird beim Schrämen ausgeworfen und dadurch dem Verklemmen des Rades
vorgebeugt.
Der Antriebsmechanismus in dem Wagen c besteht aus den
beiden Cylindern d, welche mit Kurbeleinrichtung
die Welle e mit dem Kegelrad f drehen. Letzteres dreht das Schrämrad. Die Bahn g ist transportabel und wird beim Fortschreiten der
Arbeit mit den Theilen verlängert, die hinten abgenommen werden. Der Vorschub wird
durch das Andrehen der Seiltrommel h mit dem Drahtseil
i bewirkt, welches Seil vorwärts irgendwie an einem
Punkte befestigt ist. Die Laufräder k mit den doppelten
Spurkränzen müssen den Wagen, dem seitlichen Schübe des Schrämrades gegenüber, auf
der geraden Bahn erhalten. Den Cylinderkolben wird durch Druckluft bei grosser
Geschwindigkeit die Geschwindigkeit von etwa 30 ertheilt. Ein Compressor von etwa 60
cm Cylinderdurchmesser und 1 m Hub kann sechs solche Schrämmaschinen mit Druckluft
versehen. Das Gewicht der Maschine beträgt etwa 2000 k. Der Arbeitsraum beansprucht
bei 80 cm Wagenbreite und dichter Führung am Abbaustoss einen weiteren freien Raum
von 80 cm für die drei Mann Bedienung, von denen der erste die Bahn umlegt, der
zweite das Schrämmehl fortschafft, der dritte den Gang der Maschine überwacht.
Der Berichterstatter beobachtete in dem flach fallenden, regelmässig gelagerten Flötz
mit langen Abbaustössen von Leeds einen Schrämfortschritt von 6 m in 15 Minuten. Für
gewöhnlich bleibt die Leistung dagegen weit zurück, weil die Bedienungsmannschaft
das Interesse hat, die Maschine nicht zur vollen Wirksamkeit gelangen zu lassen. Bei
alledem soll dort die Handschrämarbeit das 30fache der Maschinenschrämarbeit kosten.
Für Westfalen wird die Verwendung der Maschine für vortheilhaft erachtet, wo bei
normal bleibender Flötzmächtigkeit von mindestens 1 m die Regelmässigkeit auf 40 m
in der Schrämrichtung anhält, und zwischen dem Arbeitsstoss und dem nachrückenden
alten Mann ein stempelfreier Raum von etwa 2 m frei bleiben kann.
Die neue Schrämmaschine von John Blain, Newark, Ohio
(Amerikanisches Patent Nr. 591449), hat die Eigenthümlichkeit, dass sie zugleich
eine Messerkette wie Brown's Kohlenminirmaschine (D. p. J. 1893 289 2) und ein
System von Bohrstangen wie Thomas Houston's elektrische
Minirmaschine (D. p. J. 1892 283 173) führt.
Ein neues Princip zeigt die Kohlenschrämmaschine von William
D. Forsyth, Pittsburgh, Pa. (Amerikanisches Patent Nr. 594240). Es werden
vor Ort zwei neben einander angeordnete senkrechte Cylinder um ihre eigenen Achsen
gedreht, und diese Cylinder tragen parallel angebrachte wagerechte Messerringe.
Mit einer Messerkette nach Art der Brown'schen Maschine
(D. p. J. 1893 289 2)
ist die neue Kohlenschrämmaschine von Edmund C. Morgan,
Chicago, Ill. (Amerikanisches Patent Nr. 597085), versehen. Eine mit Messern
spiralförmig besetzte Schrämkette ist von Edmund L.
Hopkins, Columbus, Ohio (Amerikanisches Patent Nr. 597858), angegeben,
während Charles H. Boardman, Columbus, Ohio
(Amerikanisches Patent Nr. 596673), eine zweckmässige Art von Einsetzen der
einzelnen Messer in eine Schrämkette aufstellt. Neuerungen von Charles G. Palmer, Cleveland, Ohio (Amerikanisches
Patent Nr. 594900), und George F. Card, Covington, Ky.
(Amerikanisches Patent Nr. 598360), erstrecken sich auf Einrichtungen von
Schrämmaschinen-Gestellen.
Die neue Gesteinssäge und Bohrmaschine von John P.
Paynter, Topeka, Kans. (Amerikanisches Patent Nr. 597589),Fig. 16, erinnert mit ihrer konischen, spiralförmig mit Messern
versehenen Bohrstange a an die Bohrstange der Goolden'schen Maschine (D. p.
J. 1893 287 201), nur dass erstere Bohrstange
zudem noch spiralförmig gereifelt ist. Die zweite Stange b mit Schneckengewinde dient zum Aufräumen des Bohrmehls und Aufladen
desselben auf das Bohrgestell. Das ziemlich complicirte Radgetriebe bewegt das
Bohrzeug und das Gestell; letzteres an der Kette c,
während das ganze Gestell um die Röhre d drehbar
ist.
Textabbildung Bd. 309, S. 23
Fig. 16.Paynter's Gesteinsbohrer.
Eine complete neue Gesteinsbohrmaschine für Dampf- oder Luftdruckbetrieb hat John M. Hamor, Philadelphia, Pa. (Amerikanisches Patent
Nr. 593214), aufgestellt, während John H. Smith,
Johannesburg, South African Rep. (Amerikanisches Patent Nr. 589911), Joseph K. Firth, San Francisco, Cal. (Amerikanisches
Patent Nr. 596149), und George M. Githens, Brooklyn, N.
Y. (Amerikanisches Patent Nr. 597902), beachtenswerthe Details für die Kolbenführung
bei solchen Maschinen aufgestellt haben. Für Handbetrieb mit Spiralfederwirkung ist
die neue Gesteinsbohrmaschine von Albert M. Plumb,
Colorado Springs, Colo. (Amerikanisches Patent Nr. 595969), eingerichtet, und Henry C. Sergeant. Westfield, N. J. (Amerikanisches
Patent Nr. 589864), gibt eine verbesserte Vorschubeinrichtung für solchen
Handapparat an.
Textabbildung Bd. 309, S. 23
Fig. 17.Bittenbender's Bohrspitze.
Textabbildung Bd. 309, S. 23
Fig. 18.Soulon's Erweiterungsbohrer.
Eigenthümlich ist die Bohrspitze des neuen Kohlen- oder Gesteinsbohrers von George H. Bittenbender, Plymoutb, Pa. (Amerikanisches
Patent Nr. 591204), Fig. 17, dessen Bohrrohr a unten in den festen Bohrmeissel b ausläuft, während ein zweiter loser Bohrmeissel
c einstellbar ist, und das aussen die Spiralwindung
d trägt.
Bemerkenswerth bleibt noch der Erweiterungsbohrer für Sprengkammern von Honorat M. Soulon, Odin, Ill. (Amerikanisches Patent
Nr. 593617), Fig. 18. Die Bohrröhre a nimmt die Bohrstange b
mit den Nachschneidemessern c auf, die bei Anspannung
durch die Feder d aus den unteren Schlitzen der Röhre
heraustreten. In den oberen Schlitzen dieser Röhre ist der Drehkrückel e angebracht.
Schliesslich sei noch die Goldwäscherei von William F.
Lay, New York, N. Y. (Amerikanisches Patent Nr. 595457), erwähnt, die aus
einem System von Brunnen, Pumpen, Rohrleitungen, Sieben, Trögen u.s.w. besteht und
den Betrieb auch in wasserarmen Gegenden aufrecht erhalten soll.