Titel: | Elektrotechnik.Neue Einrichtungen und Constructionen auf dem Gebiete der Schwachstromtechnik. |
Fundstelle: | Band 309, Jahrgang 1898, S. 34 |
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Elektrotechnik.Neue Einrichtungen und
Constructionen auf dem Gebiete der Schwachstromtechnik.
Mit Abbildungen.
Neue Einrichtungen und Constructionen auf dem Gebiete der
Schwachstromtechnik.
In der letzten Zeit wurde durch die Tagespresse die Nachricht von einer Erfindung
verbreitet, welche ein polnischer Lehrer Szczepanik in
Krosno (Galizien) gemacht hat und die von einem Wiener Bankier Ludwig Kleinberg mit den erforderlichen, nicht
unerheblichen Geldmitteln unterstützt wird. Mittels eines nach dieser Erfindung
hergestellten Apparates, dem Telektroskop – Fernseher – soll ermöglicht werden, auf
elektrischem Wege Gegenstände und Vorgänge sichtbar zu machen, welche sich
meilenweit vom Beschauer befinden. Ist der Erfinder bis jetzt auch mit dem Apparat
noch nicht in die Oeffentlichkeit getreten, so bringt doch die in Wien erscheinende
Reichswehr eine kurze Erläuterung über die
Construction des Fernsehers, der hier in Fig. 1 und 2 schematisch dargestellt
ist.
Es sei G in Fig. 1 der Gegenstand,
dessen Bild übertragen werden soll. Derselbe wird vor einer schmalen, zwischen den
Schirmen v und v1 befindlichen Spalte des Aufnahmeapparates A angeordnet. Hinter der genannten Spalte, im Inneren
des Apparates, ist an einem, zu einer Achse c
ausgestalteten Anker eines Elektromagneten E ein
Spiegel a angeordnet. Die von G auf diese Spiegellinie auffallenden Strahlen werden nach einem zweiten,
zu dem ersten senkrecht stehenden Linienspiegel reflectirt und schwingen beide
Spiegel, welche auf Anker von Elektromagneten desselben Stromkreises montirt
sind,synchron.
Das vom ersten Spiegel aufgenommene Streifenbild des Gegenstandes G zerlegt sich im zweiten Spiegel in eine Reihe von
Lichtpunkten, welche auf eine Selenzelle s wirken,
wobei das derart beleuchtete Selenstück seine Stromleitungsfähigkeit nach Intensität
und Farbe des einwirkenden Lichtes verändert. Der durch diese Selenzelle s geschickte Strom der Batterie B wird je nach den auftretenden Lichtverschiedenheiten in eine Folge von
Stromverschiedenheiten umgesetzt, welche als Linienstrom durch die Leitung L nach dem Empfangsapparat A1 (Fig. 2) geht. Im
Empfangsapparat geht der Strom durch den Elektromagneten E2, auf dessen Anker ein Prisma p dergestalt angebracht ist, dass es in Folge der
abwechselnden Wirkung des Elektromagneten und entgegen der Wirkung einer Feder um
seine Längsachse schwingt.
Textabbildung Bd. 309, S. 35
Szczepanik's Fernseher.
Textabbildung Bd. 309, S. 35
Fig. 3.Typendrucktelegraph. Neue Druck- und Regulirvorrichtung.
Ein Lichtstrahl, der vom Tageslicht oder von einer
Glühlampe l ausgeht und durch den Spalt o2 auf das Prisma
fällt, wird nun durch das Prisma farbig zerlegt. Das über der Oeffnung o2 im Innern des
Apparates spielende Farbenspectrum wird dann je nach der Intensivität der Erregung
des Elektromagneten E2
eine andere Farbe durch die Oeffnung o2 treten lassen. Je nach der augenblicklichen
Stellung des schwingenden Prismas fällt nun durch den Spalt o2 ein farbiger Strahl auf die
Linienspiegel a der Empfangsstation, welche durch die
Wirkung der Elektromagnete E und E1 synchron schwingen.
Der durch die Linienspiegel der Empfangsstation reflectirte, von dem Prisma
austretende Lichtstrahl gelangt dann durch den, zwischen den Blenden v und v 1 gebildeten
Spalt in das Auge des Beschauers bezieh. auf die Platte G1. Die Lichtpunkte treten in Intervallen
von nur 1/10
Secunde auf; da aber das Auge so kurz auf einander folgende Eindrücke nicht trennen
kann, so empfindet das Auge die Folgen dieser Lichtpunkte als zusammenhängendes
Bild.
Textabbildung Bd. 309, S. 35
Fig. 4.Typendrucktelegraph. Neue Druck- und Regulirvorrichtung.
Ursprünglich davon ausgegangen, dass ein derartiger Apparat nur ein aus Licht und
Schatten bestehendes Bild, also ein einfarbiges geben kann, hat Szczepanik die Reproduction der Farben dadurch gelöst,
indem er von der Thatsache ausging, dass, wenn man z.B. ein Papier in gelber Farbe
dicht liniirt und dann quer darüber rothe Linien zieht, dem Auge die Mischfarbe von
Gelb und Roth, also als Orange erscheint. Wie oben erwähnt, befinden sich die
Strahlen sowohl im ersten als auch im zweiten Apparat zu verschiedenen Zeiten unter
verschiedenen Winkeln in beiden Apparaten, jedoch immer ganz gleich.
Soweit der viel erörterte Fernseher, der in seinen Einzelheiten noch nicht genügend
bekannt und auch für die praktische Verwerthung noch lange nicht reif sein dürfte.
Gelingt es, ihn praktisch verwendbar zu machen, so würde dies allerdings eine
ausserordentliche Erfindung bedeuten.
Eine in der Patentschrift Nr. 94786 niedergelegte und hier in den Fig. 3 und 4 angegebene
Einrichtung betrifft den Abdruck von je zwei Typen bei Typendruckapparaten bei einer
Umdrehung der Druckachse, sowie die Regulirung der Geschwindigkeit des Laufwerkes.
Die den Abdruck der Typen bezweckende Vorrichtung ist folgende:
An dem hinteren Ende einer Druckachse C sitzt eine
Scheibe f0, welche mit
zwei sich gegenüber liegenden segmentförmigen Ausschnitten versehen ist. In diesen
Ausschnitten sind zwei Hebelarme d1d2 um die Druckachse C
beweglich gelagert, die in ihrer Bewegung durch die beiden Scheibentheile begrenzt
werden. Auf der einenSeite der beiden Scheibentheile ist mittels zweier Stifte vv0 ein
Metallplättchen so angeordnet, dass es von den Scheibentheilen etwas abgehoben
werden kann. Eine Feder p0 sucht dasselbe beständig auf die Scheibe anzudrücken. An der Innenseite
des Plättchens, etwa in der Mitte desselben, ist eine schräge Nase p t
angebracht. Der Stift v steht ein Stück über die
Scheibe vor und ist hier ebenfalls abgeschrägt. Die beiden Stifte vr0 sichern ein
gleichmässiges Vor- und Zurückschieben des Plättchens auf der Scheibe f0.
Beim Emporschnellen eines Ankers von M1 wird durch Vermittelung zweier in einander
greifender Hebel ee1 jedesmal eine Achse j etwas gedreht und
beim Niedergehen des Ankers wieder zurückbewegt. Diese Achse j ist gegenüber der Scheibe f0 zur Hälfte ausgefräst und steht für gewöhnlich so,
dass die Arme d1d2 bei der Drehung der
Druckachse an ihrer Ausfräsung nicht hindurchkönnen, sondern abwechselnd auf die
Oberkante dieser letzteren aufschlagen und hier liegen bleiben.
Der Stift v hat den Zweck, die Druckachse mit der
Schwungradachse D zu kuppeln. Zu diesem Zweck wird er
nach jeder Stromgebung bei M1 mit einem Kronrad h1 der Schwungradachse D
in Eingriff gebracht. Das Aus- und Einschalten dieses Stiftes v wird durch die Arme d1d2 und durch die Feder p0 bewirkt. So oft nun einer der Arme d1d2 auf der halbrunden
Achse j aufschlägt, schiebt sich der Arm d2 über die Nase p1 und zieht dadurch
den Stift v aus dem Kronrade h1 und löst dadurch die Verbindung
zwischen C und D. Die
Schwungradachse und mit ihr die Typenradachse A kann
nun allein weiter laufen.
Auf der Druckachse C sitzen weiter noch zwei
Correctionsdaumen q sowie zwei Druckdaumen q0, welche das
Abdrucken der Typen und das Weiterschieben des Papierstreifens bewirken.
Wird nun die Achse j in Folge Stromschlusses bei M1 gedreht, so wird
dadurch dem auf der Achse aufgelegenen Arm der Durchgang durch die Ausfräsung
ermöglicht. Gelegentlich der raschen Drehung der Achse j schlägt ein auf dieser festsitzender Hebelarm e0 den gegenüber liegenden Arm d1 bezieh. d2 in die
strichpunktirte Lage (Fig. 4), wobei er von der Nase
p1 herabgleitet.
Sobald dies geschehen, drückt die Feder p0 das Plättchen an die Scheibe f0 und damit den Stift
v in die Zähne des Kronrades h1; die Druckachse wird
nun vom Uhrwerk eine halbe Umdrehung bewegt und dabei am Typenrad ein Buchstabe zum
Abdruck gebracht und der Papierstreifen um eine Typenbreite weiter geschoben.
Während der Drehung der Druckachse wird der Strom bei M1 kurz geschlossen, der Anker angezogen
und damit die Achse j gedreht. Der nächstfolgende Arm
d1 bezieh. d2 schlägt nunmehr auf
die obere Kante der halbrunden Achse j, wodurch der Arm
d2 sich über die
Nase p1 schiebt und
damit den Stift v aus dem Kronrad zieht. Die
Druckachse, welche zugleich als Druckwalze ausgebildet ist, druckt bei jeder
Umdrehung zwei Typen ab. Da nun die Druckachse, wenn sie mit dem Laufwerk gekuppelt
ist, sich achtmal umdreht, bis das Typenrad eine Umdrehung macht, so könnten bei
einer Umdrehung des Typenrades acht Buchstaben zum Abdruck kommen. Nun wird bei
vorliegender Einrichtung die Druckachse bei jeder Umdrehung zweimal gekuppelt,
wodurch bei gleicher Uebersetzung 16 Typen bei einer Typenradumdrehung zum Abdruck
kommen. Dann soll durch diese zweifache Kuppelung eine sichere Druckordnung,
d.h. ein dauernd gleichmässiges Weiterschalten des Papierstreifens nach jedem
Abdruck erzielt werden.
Aehnlich wie an der vorderen Seite des Laufwerkes der Morseapparate, so liegt hier
federnd auf der Druckachse eine an einem Hebel gelagerte Rolle, die den
Papierstreifen fest auf die Achse C drückt. Diese Rolle
hat eine Nuth, welche etwas tiefer ist, als die Druckdaumen hoch sind, so dass diese
letzteren, ohne die Rolle anzuheben, durchgehen können. Die Nuth der Rolle dient dem
Papier als Führung.
Die den Hughes-Telegraphen entsprechende Anordnung des Tastenbrettes T bedarf keiner weiteren Erklärung.
Die Regulireinrichtung ist folgende:
Das hintere Ende- der Schwungradwelle D läuft mit einer
Körnerspitze oder einem Zapfen in eine Schraube w0, welche in einem Träger w1 drehbar, aber nicht verstellbar
gelagert ist. Auf der Schraube befindet sich mit einem Muttergewinde ein Kegelstumpf
w2 aus Stahl,
welcher durch zwei in w1 gleitende Führungsstifte y0 gegen Drehung gesichert ist. Ueber den Kegel w2 greifen die an der
Schwungradachse beweglich gelagerten und sich kreuzenden zweiarmigen Hebel y1, welche durch
Gelenkstücke mit den Schwungkugelhebeln verbunden sind. Die dem Kegel gegenüber
liegenden Enden der Hebel y1 sind mit Lederballen besetzt, welche am Kegel mit mehr oder weniger
Reibung schleifen, sobald der Regulator in Gang gesetzt wird. Die Reibung der
Lederballen auf dem Kegelstumpf hat eine Hemmung des Laufwerks zur Folge. Soll das
Uhrwerk langsamer gehen, so wird der Kegel w2 gegen die beiden Hebelarme y1 weiter her abgeschraubt und dadurch die
Reibung vergrössert; soll dagegen das Uhrwerk schneller laufen, so wird der Kegel
weiter nach oben gestellt und dadurch die Reibung verringert. Dies hat in dem einen
Fall eine Verminderung und in dem anderen Fall eine Beschleunigung in der Gangart
des Uhrwerks zur Folge.
Eine weitere Neuerung an Typendrucktelegraphen behandelt die Patentschrift Nr.
94994.
Dieselbe betrifft eine Schaltungsweise, durch welche alle zur Erzeugung synchroner
Bewegung nothwendigen Vorrichtungen, die bisher üblichen Stromvertheiler und sich
drehenden Theile entbehrlich werden und die Bewegung des Schlittens, Tastenbrettes
und anderer schwerer Bestandtheile im Empfänger in Wegfall kommen sollen.
Dieser Zweck wird durch in die Linie gelegte Relais und Inductionsspulen und durch
eine zur selbsthätigen Vertheilung der Stromstösse und zum Auswählen bestimmter
Spulen im Empfänger dienende Relaisanordnung angestrebt.
An der Hand der beistehenden Fig. 5 bis 7 seien der Geber und seine Drahtverbindungen (Fig. 5), der Stromvertheiler (Fig. 6) und die Relaisanordnung (Fig. 7)
beschrieben.
Das Tastenwerk (Fig. 5) besteht aus einer Reihe von
Hebeln M1M2 ... (von welchen der
Hebel M1 als
Spatiumtaste dient), die an einer Stange m drehbar und
mit federnden Schnappern m7 sowie mit Schleiffedern m5 versehen sind. Letztere legen sich beim
Niederdrücken der Tasten nach einander an die Stromschlusstücke m1
m2
m3
m4 an. Durch die
Anschlagstangen m6
bezieh. m8 werden diese
Federn in den Endstellungen der Tastenhebel ausserbezieh. in Eingriff mit den
Schnappern gebracht und dadurch beim Niedergang an die Stromschlusstücke angedrückt,
beim Hochgang dagegen von denselben entfernt gehalten.
Die Spatiumtaste M1 ist
mit dem Bügel M fest verbunden, auf dessen Stange m9 die übrigen Tasten
frei aufliegen, so dass also beim Niederdrücken einer der Tasten auch die
Spatiumtaste herabbewegt wird, während diese, wenn sie angeschlagen wird, die
übrigen Tasten nicht beeinflusst.
Textabbildung Bd. 309, S. 37
Fig. 5.Typendrucktelegraph. Gebeapparat.
Für die Spatiumtaste M1
ist nach Fig. 5 die Schaltung der Stromschlusstücke
so getroffen, dass m1
und m3 durch Draht 12 mit dem einen Pol, m2 und m4 durch Draht 13 mit
dem anderen Pol der Batterie MB verbunden sind,
deren neutraler Punkt durch Draht 11 mit der primären
Wickelung einer Inductionsspule L in Verbindung
steht.
Das andere Ende der Primärwickelung dieser in der Hauptleitung ML liegenden Spule steht durch Draht 10 mit der Stange m in
Verbindung. Es können also mittels der Spatiumtaste M1 vier wechselnde Stromstösse aus der
secundären Spulenbewickelung in die Linienleitung entsendet werden.
Die Verbindungen der Stromschlusstücke für eine der übrigen Tasten M2 ... erfolgen durch
Drähte 14, 15 und 17, 18,
welche je auf einer Seite des neutralen Punktes der Batterie MB1, jedoch in
verschiedener Entfernung von diesem Punkte angeschlossen sind, der durch Draht 16 an Erde gelegt ist. Durch Niederdrücken der Tasten,
deren jede eine andere Verbindung der Stromschlusstücke mit der Batterie erhält,
werden somit eine oder mehrere positive und negative, schwache oder starke
Stromstösse gegeben, welche mit den inducirten Stromstössen der Spatiumtaste
synchron und gleichartig sind.
Durch einen Rheostaten T (Fig.
5) kann eine geeignete bleibende Erdverbindung hergestellt werden.
Zur selbsthätigen Uebertragung wird der Apparat in bekannter Weise mit einem
gelochten Papierstreifen versehen. Daher ist der Apparat mit einem zum Lochen
dienenden Stanzwerk ausgestattet, welches aus einer Anzahl um m schwingender Bügel t1 bis t8, welche durch die niedergedrückten Tasten
angeschlagen werden und hierbei mit ihren Lochstempeln durch den ruckweise
fortbewegten Streifen L1 hindurch in Löcher der Matrize L2 eindringt.
Die Tasten M1
M2 ... haben
verschiedenartige Einkerbungen, um beliebige Combinationen von Lochstempeln bilden
zu können. Die den Streifen bewegende Walze L3 hat beiderseits Contactstifte t9, welche abwechselnd
an Schleiffedern t10
und t15 angedrückt und
dadurch über die Drähte 12 und 13 mit der Batterie MB verbunden
werden.
Mit diesen Stromschlüssen synchron wird durch die Nadeln t11 ... t14 Contact gegeben, wenn vor diese ein Loch des
Streifens gelangt. An der Walzenachse L4 schleift noch eine Feder t16, die durch Draht 19 10 mit der Spule L und
der Linienleitung ML verbunden ist. Die
Contactnadeln t11 ...
t14 stellen durch
die Drähte 14 bis 18 die
Verbindungen für die Stromschlusstücke m1 ... m4 her, und es besteht demnach jedes übertragene
Zeichen aus 1 bis 4 Löchern im Papierstreifen.
Textabbildung Bd. 309, S. 37
Fig. 6.Typendrucktelegraph. Stromvertheiler.
Eine zweite Gruppe von Bügeln z1 ... z4 dringt aus ihren Lochstempeln in am rechten Rande
der Matrize L2
angebrachte Löcher ein und erzeugt beim Niederdrückender Tasten dann Löcher im
Streifen, wenn keine Zeichen bildenden Lochungen gemacht werden. Die in die
Randlöcher eintretende Contactnadel t17 ist durch Draht 16
mit der Erde verbunden und verrichtet hier den Dienst, welcher bei der Uebertragung
mittels Tastenwerkes durch die mit Erde verbundenen unbezeichneten Stromschlusstücke
m1 ... m4 geleistet wird.
Die Rückbewegung der Bügel und dadurch auch der niedergedrückten Tasten geschieht
durch Federn m10.
Mittels des gelochten Streifens werden somit ebenfalls vier wechselnde
Inductionsstromstösse und ein oder mehrere synchrone, gleichartige (schwache oder
starke) Batteriestromstösse in die Linie gesendet; erstere werden dazu benutzt, um
mit Sicherheit zu bewirken, dass in dem jedem gegebenen oder nicht gegebenen
Batteriestromstoss entsprechenden Zeitpunkte ein Stromstoss in die Linie geschickt
wird, welcher nur ein den Stromvertheiler controlirendes Relais in Thätigkeit setzt.
Die verschieden starken Batteriestromstösse haben hingegen andere Theile des
Empfängers zu beeinflussen.
Textabbildung Bd. 309, S. 38
Fig. 7.Typendrucktelegraph. Relaisschaltungen.
Die Einrichtung des Stromvertheilers (Fig. 6) ist
folgende:
In die im Empfänger zur Erde geführte Linienleitung ML sind die polarisirten Relais JJ0
K eingeschaltet, welche je zwei um permanente Magnete
drehbare und sammt ihren Contactpunkten in jedem Relais von einander isolirte Anker
ii1j
j1k
k1 besitzen, die so
eingestellt werden können, dass sie nur positiven oder negativen Stromstössen
dienen. Die Anker des Relais J sind nach einer Seite
geneigt und werden dadurch für gewöhnlich in der gezeichneten Lage stehen.
Eine Gruppe Relais AB und CD mit Ankern aa1b
b1c
c1d
d1 stehen mit einer
Reihe Inductionsspulen und den erstgenannten Relais durch Drahtleitungen in
Verbindung. Die Schaltung der Relais der Inductionsspulen A1
B1
C1
D1 und Empfangsspulen
A3
B3
C3
D3, die am besten aus
der Beschreibung der Wirkungsweise zu entnehmen ist, soll derart erfolgen, dass die
rechte Spule des Relais A1 die Empfangsspule A3, die linke Spule des Relais C und die secundäre Bewickelung der Inductionsspule A1 in einen Stromkreis
21 geschlossen sind. Dieser Anordnung werden dann
die übrigen Spulen mit den Stromkreisen 22 23 24
entsprechen. Dann ergibt sich aus Fig. 6 folgende
Wirkungsweise:
Der erste aus der Linienleitung kommende, beispielsweise positive Stromstoss legt bei
Relais J den Anker i an
den linken Contact und ruft einen Batteriestrom von LB hervor, da die Polklemmen dieser Batterie mit den Drehzapfen der Anker
ii1 verbunden
sind. Der Strom geht durch Draht 8, die primäre
Wickelung von A1, den
Anker a1, den Draht l1, den Anker i1 zurück zur Batterie
LB und inducirt in der Spule A1 einen Stromstoss,
welcher die im Stromkreis 21 liegenden Anker aa1c
c1 noch fester in ihren
gezeichneten Stellungen zu halten sucht. Der nächstfolgende negative Stromstoss
dreht die Anker i und i1 zum rechten Contact, wodurch der Strom von der
Batterie LB zur Spule A1 unterbrochen wird und den gleichzeitig
hergestellten Stromkreis 9B1
b1
2 durchfliesst.
Der umgekehrte Stromstoss, welcher in der secundären Wickelung der Spule A1 durch Unterbrechung
des Batteriestromes von deren primärer Wickelung inducirt wird, bewirkt die
Rückdrehung der Anker aa1 an ihre rechten Contacte und das Anlegen der Anker
cc1 an ihre
Arbeitscontacte, während der gleichzeitig in der secundären Wickelung der Spule B1 inducirte Stromstoss
die Anker bb1 an
ihre Arbeitscontacte und die Anker dd1 an ihre Gegencontacte fester anlegt.
Der dritte positive Stromstoss in der Linienleitung bringt die Anker ii1 an ihre
linken Contacte und zwingt dadurch den Batteriestrom, von LB durch die Spule C1 zu fliessen, während er nach B1 unterbrochen wird
und dadurch in der secundären Wickelung dieser Spule einen Stromstoss inducirt, der
die Anker bb1
nach rechts an ihre Gegencontacte, die Anker dd1 nach links an deren Arbeitscontacte
bringt und gleichzeitig das festere Anziehen der Anker cc1 und aa1 hervorruft.
Der vierte negative Stromstoss legt die Anker ii1 an die rechten Contacte, unterbricht
den Strom von LB nach C1 und führt ihn durch D1. Der dadurch in
letzterer Spule erzeugte Stromstoss führt die Anker aa1c
c1 in die gezeichneten
Stellungen zurück und besorgt das festere Anlegen der Anker dd1b
b 1.
Hört der vierte Stromstoss auf, so kehrt der Anker i in
seine gezeichnete Normalstellung zurück, ob nun ein weiterer positiver Stromstoss
folgt oder nicht. Der Batteriestrom zur primären Wickelung der Spule D wird unterbrochen, und der hierdurch hervorgerufene
Stromstoss führt die Anker dd1 und bb1 in die gezeichneten Lagen zurück, so dass sie für
die nächste Reihe von zur Uebertragung des folgenden Zeichens nothwendigen
Stromstössen bereit sind.
Diese Schaltungsweise kann auf jede beliebige Zahl von Stromstössen ausgedehnt
werden.
Die Anker jk1
und j1
k der Linienrelais J0
K sind mit den bezüglichen Polen der Zweigbatterie LB1 verbunden,
die Anker jj1
werden nur bei positiven, die Anker kk1 nur bei negativen Stromstössen beeinflusst, dabei
sind j und k so
eingestellt, dass sie bei schwachen Stromstössen ansprechen. Die Anker j1
k1 können dagegen nur
durch stärkere Stromstösse bewegt werden.
Bei Erregung des Relais J durch inducirte Stromstösse
wird dagegen keiner dieser Anker jj1k
k1 bewegt, wodurch – da
letztere durch Drähte 3456 (Fig. 6) mit Spulenpaaren A2B2
C2
D2 und diese durch die
gemeinsame über die Relais ABCD führende
Rückleitung 7 mit der Batterie LB1 verbunden
sind – entweder nur eines oder zwei oder keines dieser Spulenpaare während eines der
vier Stromstösse in den Stromkreis der Batterie LB1 eingeschaltet werden kann.
Diesen Stromvertheilern schliessen sich gesonderte Einrichtungen an, die aus der
besonderen Art der Relaisverbindungen bestehen. Durch diese Einrichtung soll
selbsthätig die Vertheilung der Stromstösse für eine Reihe von Spulen (Solenoiden),
die den einzelnen Typenhebel bewegen, bewirkt werden.
Diese Relaisanordnung ist in Fig. 7 veranschaulicht,
wobei zu bemerken ist, dass die Relais A2B2
C2
D2, welche einzeln, zu
zweien oder mehreren oder auch gar nicht durch starke oder schwache
Batteriestromstösse von der Linienleitung oder über ein Relais von einer
Ortsbatterie erregt werden sollen, ähnlich den Relais J0
K in der vorbeschriebenen Fig.
6, ausgeführt sind. Nach Fig. 7 sind die
oberen Arbeitscontacte der Anker a2
b2 u.s.w. durch einen
Draht 29 mit der Batterie LB2 und mit den Relais A8 bezieh. B8
C8 u.s.w. verbunden,
während die unteren Arbeitscontacte mit den Relais A9 bezieh. B9
C9 ... in Verbindung
stehen.
Die Relais A8
A9
B8
B9 ... sind mit ihren anderen Spulenenden an den zur Batterie LB2
zurückführenden Draht 30 angeschlossen.
Das Relais A8 wird also
von der Batterie LB2 erregt, wenn beide Anker a2
a3 das Relais A2 gegen ihre oberen
Contacte durch einen starken Batteriestromstoss bewegt werden, der beide Anker zu
bethätigen vermag. Das Relais A9 wird nur dann erregt, wenn der Anker a2 allein durch einen
schwächeren Stromstoss bewegt wird, der nicht hinreicht, um auch den Anker a3 zu verstellen. Wird
keiner der Anker a2
a3 bewegt, so wird
weder A8 noch A9 erregt.
Auf gleiche Art können auch die übrigen Relais B8
B9
C8
C9 ... zur Zeit des
zweiten, dritten u.s.w. Stromstosses erregt werden bezieh. in Ruhe verbleiben.
Von der linken Seite der Batterie LB2 geht die Leitung 29
über den Ausschalter x2
durch Draht 31 zu den Arbeitscontacten der Anker a12
a14 von Relais A8 und A9 und durch Draht 32 zu den Arbeitscontacten der Anker g4
g6 und h4
h6 der Relais G8
G9
H8
H9. Diese Anker sind
derart eingestellt, dass sie synchron von Strömen gleicher Stärke und Richtung
bewegt werden. Die Relais A8
A9 sind einerseits mit
den Drehzapfen der Anker a12
a14 andererseits mit
dem Draht 30 verbunden, so dass sie nach ihrer Erregung
bleibend in dem Stromkreis der Batterie LB2 erhalten werden. Das Gleiche ist bei den Relais
G8
G9
H8
H9 der Fall.
Die dazwischen liegenden Relais, welche unter einander durch einen Draht 40 verbunden sind, werden durch je ein Stromschlusstück
rc (in Fig. 7
ist nur dasjenige für Relais B9 ersichtlich) an den Draht 32 angeschlossen und bleifen dadurch bei Erregung im Batteriestromkreis
eingeschaltet.
Die Relais haben an dem Anker vier ebenso vielen Federcontacten sc gegenüber stehende Contacte, so dass sie alle
beim Anziehen des Ankers sicher getroffen werden.
Von jedem Federcontact sc ist eine Verbindung zu
einer der Spulen X hergestellt, welche paarweise durch
Draht 39 bezieh. 38 37 36
mit den Arbeitscontacten der bezüglichen Anker g5
g7
h5
h7 verbunden sind,
deren Zapfen gemeinsam durch den Draht 41 an eine
Batterie LB3
angeschlossen sind, die mit ihrem anderen Pole an Draht 40 liegt.
Textabbildung Bd. 309, S. 39
Fig. 8.Typendrucktelegraph. Schaltungsanordnung von Hilfsrelais.
Jede der 40 Spulen X kann in den Stromkreis der Batterie
LB3
geschaltet werden, und zwar durch Erregung desjenigen der Relais B8
B9
... F8
F9 , dessen
Federcontacte sc mit der gewünschten Spule X verbunden sind, und durch Erregung desjenigen der
Relais G8
G9
H8
H9, dessen Draht von
dem Arbeitscontact seines rechtsseitigen Ankers an die betreffende Spule X angeschlossen ist. Die Spulen X wirken auf die Typenhebel, und durch Erregung einer entsprechend
ausgewählten Spule X wird der zugehörige Typenhebel zum
Anschlagen gebracht.
Ausser diesen Spulen sind noch zwei Spulen oder Solenoide X1
X2 zum Einstellen
bestimmter Typen des Typenhebels vorhanden, welche in Fig.
7 mit der Batterie LB3 und mit den Arbeitscontacten der Anker a13
a15 verbunden sind und
durch die des Relais A8
A9 in Thätigkeit
treten.
Für jede Reihe von acht wechselnden Stromstössen kann jede oder keine der Spulen X1
X2 und jede beliebige
Spule X erregt werden.
Für diese letztere Anordnung ist noch eine besondere, etwas abweichende
Schaltungsart in der Patentschrift angegeben, die hier in Fig. 8 dargestellt wird. Durch diese Anordnung sollen nur vier wechselnde
Stromstösse nothwendig sein. Es sind dazu der Anker von A2 mit dem Draht 29 verbunden und die Stromschlusstücke von A2 mit den Ankern a3 des eigenen und a7 des Relais A3 in Verbindung gebracht worden. Die
Contacte des Ankers a3
sind mit den Relais A4
und A5, die von a7 mit dem Relais A6 verbunden, welche
Relais gemeinsam an Draht 30 angeschlossen sind; Draht
42 verbindet die Batterie LB2 mit den
Ankern a6
a9, deren
Arbeitscontacte mit den Relais A11
A12
A13 und A14
A15
A16 in Verbindung
gesetzt sind; der Contact des Ankers a11 ist an die Relais A17
A18
A19 angeschaltet.
Alle diese Relais erhalten ihre Batterieverbindung durch einen Draht 40. Die Contacte des Ankers b3 sind mit den Relais A11
A14
A17 bezieh. A12
A15
A18 durch Draht 43 verbunden und der Contact des Ankers b7 ist durch einen
Draht 45 mit den Relais A13
A16
A19 in Verbindung
gesetzt.
Ist der erste Stromstoss ein inducirter, so geht von der Batterie LB2 ein Strom
durch den Anker a7 zum
Relais A6, da durch
Erregung der Spule A3
(wie in Fig. 6) nur der Anker a7 zur Wirkung kommt.
Wird der Anker a2 durch
einen schwachen Stromstoss umgelegt, so geht der Strom ins Relais A5; werden beide Anker
a2
a3 durch einen
stärkeren Stromstoss bewegt, so geht der Strom zum Relais A4.
Die gleiche Wirkung ist auch bei den Relais B2
B3 vorhanden, so dass
während der beiden ersten Stromstösse irgend eines der Relais A11 bis A19 erregt werden
kann.
Die Verbindungen der Anker c2
c3 mit den Relais C4
C5 geschehen in
derselben Weise, wie oben für A4
A5 angegeben. Draht 31 verbindet die Relais A4
A5
A6
C4
C5 und hält sie im
Batteriestromkreis eingeschaltet; ebenso bleiben die Relais A11 bis A19 nach ihrer Erregung in demselben, da die
Verbindungen durch die Drähte 32 40 42 und die Contacte
rc vorhanden sind.
Die Batterie LB3
ist durch einen Draht 41 mit dem Anker d2, und dessen Contacte
sind mit den Ankern d3
und d7, und deren
Contacte wiederum mit den Drähten 33 34 35 verbunden.
Letztere sind wieder mit denjenigen der Spulen X
zusammengeschaltet, welche mit den oberen, mittleren und unteren Federcontacten sc der Relais A11 bis A19 in Verbindung sind. Es kann also auch hier der
Strom in jede beliebige Spule X geführt werden, indess
die Spulen X1 und X2 in der früher
erklärten Weise erregt werden. Die Relais A3, B3 und D3 werden gerade so erregt, wie die gleich
bezeichneten Spulen in Fig. 6.