Titel: | Elektrotechnik.Fortschritte der angewandten Elektrochemie. |
Autor: | Franz Peters |
Fundstelle: | Band 309, Jahrgang 1898, S. 113 |
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Elektrotechnik.Fortschritte der angewandten
Elektrochemie.
Von Dr. Franz Peters.
Mit Abbildungen.
Fortschritte der angewandten Elektrochemie.
A. Stromquellen.
Unter den Verbesserungen an Primärelementen sind vielleicht am interessantesten und
beachtenswertesten diejenigen, welche eine vollkommenere Depolarisation bezwecken.
Sonst befasste sich die Erfinderthätigkeit in dem Zeiträume, über den zu berichten
ist, mit Aenderungen an der mechanischen Construction, die meist grossen Werth nicht
beanspruchen dürfen. Das Problem der directen Elektricitätserzeugung aus Kohle ist
seiner Lösung nicht einen Schritt näher gerückt.
In der Accumulatorentechnik wird nach wie vor das Hauptaugenmerk auf constructive
Verbesserungen gerichtet, die das Werfen der Platten vermeiden und eine möglichst
grosse wirksame Oberfläche gewährleisten sollen, Im Giessen der Träger sind
beachtenswerthe Fortschritte zu verzeichnen. Die Bestrebungen, den Bleisammler durch
den Zinkaccumulator zu ersetzen, scheinen recht rege zu sein.
I. Primärelemente.
a) Gewöhnliche galvanische
Elemente.
Eine Vorrichtung zum Schalten der Elemente bei elektrochemisch-analytischen
Einrichtungen beschreibt O. Lohse (Chemiker-Zeitung, 1898 Bd. 22 S. 158). Wie Fig. 1 zeigt, besteht sie aus einer Reihe von
Metallklötzen, die mit den Polen der Elemente 1
bis 5 verbunden sind, und aus zwei äusseren
Schienen, die zur Weiterleitung des Stromes nach der elektrolytischen Anlage
dienen.
Textabbildung Bd. 309, S. 113
Fig. 1.Schaltvorrichtung von Lohse.
E. Habermann (U. S. P. Nr. 600719) greift zur
alten Volta-Säule zurück, indem er Platten über einander legt und einen
dazwischen angebrachten Docht mit dem anderen Ende in die getrennt von den
Elementen angebrachte Erregerflüssigkeit tauchen lässt.
J. E. Fuller (U. S. P. Nr. 600850) stellt in
einem Behälter durch senkrechte und wagerechte Scheidewände Abtheilungen
her, die theils als Zellen, theils als Vorrathsbehälter für den Elektrolyten
dienen. Erstere sind mit abnehmbaren Kappen versehen, welche die Elektroden
aufnehmen. R. R. Moffatt (D. R. P. Nr. 96766)
beschreibt ein Element mit zweitheiligem Gefässe. Die Elektroden werden
durch Umkehren des Gefässes in die Erregungsflüssigkeit eingetaucht. Das
Gefäss besteht aus zwei napfförmigen Hälften, von denen die untere mit ihrem
zurückspringenden Rande in die obere eingreift und durch einen Schraubenring
mit Dichtungsscheiben mit ihr verbunden ist. Die Dichtungsscheiben umgeben
in der oberen Gefässhälfte einen im Querschnitt winkelförmigen Ring, auf dem
die hohle Kohleelektrode steht. In diese ist die Zinkelektrode eingesetzt,
die am Deckel auswechselbar befestigt ist. Der verbindende Schraubenring
lässt sich mit den Schraubenringen anderer gleicher Elemente durch
Zwischenstücke zu einem Traggestelle vereinigen, das an einem Zapfen drehbar
aufgehängt istund mit zur Bildung des Stromkreises benutzt werden kann. Das Element
ist vorzugsweise zur Benutzung für Fahrräderlaternen bestimmt. Auf die
bereits früher (D. p. J. 1898 307 63) beschriebenen Elemente von V. Jeanty und von W.
Rowbotham sind jetzt auch deutsche Patente ertheilt worden (D. R.
P. Nr. 96664 und 96662). Der letztere ordnet die Zellen auch stufenförmig an
und lässt den Elektrolyten circuliren (Englisches Patent Nr. 2378/1897).
J. B. Whittemore (U. S. P. Nr. 599411) brennt
auf die für galvanische Elemente bestimmte Kohle eine entflammbare Substanz,
wie Schwefel, Kampher oder Pech, auf. Wurde eine solche Kohle in
Bunsen-Elementen gebraucht, so konnte (Electrical
Engineer vom 3. März 1898), ohne Aenderung der Spannung und
Stromstärke, Zink durch Eisen ersetzt werden. Aehnlich sollen die
Kohleelektroden nach R. W. Atkinson und S. F. Walker (Englisches Patent Nr. 12028/1897)
durch Eintauchen in geschmolzenen Schwefel, der die Poren ausfüllt,
haltbarer gemacht werden. Aus diesen kann die Luft vorher durch eine
flüchtige Flüssigkeit, ѷie Schwefelchlorür, Kohlenstofftetrachlorid oder
auch Wasser, verdrängt werden. Solche Elektroden, die die Form
durchlöcherter Cylinder haben können, will S. F.
Walker (Englisches Patent Nr. 5383/1897) in Zink-Kohleelementen
verwenden, die mit Lösungen von Chrom- und Salzsäure, mit oder ohne Zusatz
von Natriumsulfat, gefüllt sind. Nichts Neues enthält der Vorschlag L. J. H. Rochatte's (Englisches Patent Nr.
24019/1896), in Chromsäureelementen die Kohleelektrode zwischen zwei
concentrische Cylinder einzuschliessen, so dass sie von einem Zinkpol
umgeben wird und den anderen umschliesst.
Aus Kobalt, Schwefelsäure mit Kaliumbichromat und Zinn erhält man nach A. N. Wyschnegorsky (Sitzung der Russ.
phys.-chem. Ges. vom 8/20. Januar 1898; Chemiker-Zeitung, 1898 Bd. 22 S. 160) ein galvanisches Element,
das mit Kobalt als elektropositivem Metall einen guten Strom gibt. Besteht
der Elektrolyt nur aus Schwefelsäure, so ist das Kobalt elektronegativ, und
man erhält einen schwachen Strom.
Zur Verhütung des Auskrystallisirens der Lösungen an den Gefässwänden der
Elemente wird eine Mischung aus 100 Th. weisser Vaseline und 10 Th. Ozokerit
empfohlen. (Der Mechaniker, 1897 Bd. 5 S. 167.)
A. R. Adams (Englisches Patent Nr.
3831/1897) will als Elektrolyten statt der fertigen Producte die
Ausgangsmaterialien nehmen. Die Beispiele, die er anführt (Salpetersäure
versetzt mit einem Gemische von Chromsalz und Schwefelsäure, Nitrat mit
Quecksilber oder Quecksilbersalz), sind nichts weniger als neu. Gebrauchte
Lösungen von Chromsäureelementen regenerirt H.
Dercum (Englisches Patent Nr. 3801/1898) durch Neutralisation mit
Kalkmilch und Eintragen von Chlorkalk in die erhitzte Lösung. Sie wird dann
durch Filtriren vom ausgefallenen Calciumsulfat befreit und zur
Krystallisation eingedampft. In Bleisuperoxyd-Zinkelementen verwenden W. Exner und E.
Paulsen (D. R. P. Nr. 98010) als Elektrolyt eine ganz schwache
Schwefelsäure-Zuckersäure (C6H10 O8)-Lösung, der zum Schutze des Zinks reichlich in Aether gelöstes
Quecksilbersulfat und eine schwache Gelatinelösung zugegeben wird. Das
Element wird wie ein Accumulator geladen, hat danach eine Spannung von 2,5
Volt und zeigt in der Ruhe keinen Angriff der Elektroden.
Während bei den gebräuchlichen galvanischen Elementen der Elektrolyt
chemische Veränderungen erleidet, macht R.
Lorenz (Zeitschrift für Elektrochemie,
1898 Bd. 4 S. 305) darauf aufmerksam, dass man ganz nach Art der früher (D. p. J. 1897 304
215) von ihm beschriebenen Methode zur elektrolytischen Gewinnung von
Metallhydroxyden galvanische Fällungselemente mit unveränderlichem
Elektrolyten herstellen könne, die bei geringer Stromentnahme bis Dqdm = 0,5 Ampère recht gut functioniren. Die
Zinkhydroxyd-Fällungselemente, die aus amalgamirtem Zinkblech, normaler
Natriumchloridlösung und der Kupferoxydplatte eines Cupronelements
zusammengestellt waren, zeigten eine um 25 bis 80 Proc. niedrigere Spannung
als das Cupronelement, und zwar schwankte die mittlere Spannung bei
Stromschluss eines Elements mit 67 × 99 mm grossen, 30 mm von einander
entfernten Elektrodenplatten durch 170 bis 1 Ohm zwischen 0,79 (0,74) und
0,226 (0,29). Der wesentliche Abfall der elektromotorischen Kraft findet an
der Anode statt. Die Spannung sinkt bei hoher Stromentnahme (1 Ampère)
sowohl im Fällungselement als im Cupronelement stark. Bei Entnahme schwacher
Ströme ist die Kupferoxydplatte im ersteren Element der im letzteren
überlegen. Die Fällungselemente haben nur wissenschaftliches Interesse.
Zinkoxyd setzt auch J. S. Johansen (Dänisches
Patent Nr. 1423/1897; Französisches Patent Nr. 276115) dem Elektrolyten um
das Zink zu, das aus einem Gemische von je ebenso viel Ammoniumsulfat und
Calciumchlorid besteht, so dass ein Brei entsteht. Der andere Raum enthält
concentrirte Kaliumbichromatlösung. Das Element soll 12 Stunden lang
ununterbrochen Strom liefern. Durch die Gegenwart von Zinkhydroxyd soll es
nach A. Heil (D. R. P. Nr. 96666) gelingen,
hohe Spannung und kräftigen, lange Zeit hindurch gleich stark bleibenden
Strom zu erzielen, ohne durch Zugabe von Säure in der Ruhe schädliche locale
Wirkungen hervorrufen zu müssen. Das Zinkhydroxyd wird im Elemente selbst
aus gesättigter Zinkvitriollösung durch Zusatz von Sodalösung erzeugt. Um
das Niedersinken der sich bildenden Flocken von Zinkhydroxyd zu hindern,
werden in den Elektrolyten Sägespäne u.s.w. eingetragen. Die
Lösungselektrode besteht aus Zink, die Ableitungselektrode aus Kohle, die
mit Bleisuperoxyd umgeben ist. Das Element besitzt eine Spannung von 1,8
Volt. Neu und patentfähig ist meiner Ansicht nach an dieser und der vorigen
Zelle nichts. Denn C. Pabst hat schon
vorgeschlagen (vgl. Peters, Angewandte
Elektrochemie, Bd. 1 S. 11), Zinkoxyd in das Element zu geben. Ob
die beim Entladen frei werdende Säure, die durch das Zinkoxyd neutralisirt
werden soll, Salzsäure, wie bei Pabst, oder
Schwefelsäure, wie bei Heil, ist, dürfte
unerheblich sein. Auch die Verwendung von Zinkoxydhydrat statt Zinkoxyd und
das Umgeben der Kohleelektrode mit Bleisuperoxyd schliessen keinen
Erfindungsgedanken in sich. Der Angriff des Zinks durch die frei werdende
Säure kann durch Amalgamation ganz gut vermieden werden. Das Element wird
also weder mehr leisten, noch haltbarer sein als das gewöhnliche:
amalgamirtes Zink, Kohle + Bleisuperoxyd.
Fichet und Nodon
haben früher (D. R. P. Nr. 44177) vorgeschlagen, eine Lösung von 68 g
Chlorzink und 16 g Brom in 45 g Wasser zu elektrolysiren und die erhaltene
Flüssigkeit als Elektrolyt in galvanischenElementen zu
verwenden. Sie bindet aber sehr wenig Chlor, so dass die Zelle für
praktische Zwecke zu schwach wird. Dies vermeidet Ch. Théryc (D. R. P. Nr. 97539) dadurch, dass er mehr Wasser
anwendet und unter Druck arbeitet. Er kann so eine Lösung herstellen, die in
1 l Wasser 32,35 g Brom und 72 g Chlor, verbunden als Brompentachlorid (?)
enthält. Der Elektrolyt wird im geschlossenen Gefäss mit einer negativen
Elektrode aus Zink, Eisen oder einem anderen sich mit Chlor verbindenden
Metalle (z.B. stark verzinktem Silber) oder Metalloide benutzt, während die
positive Elektrode aus Kohle, vortheilhafter aus Platin oder platinirtem
Metall besteht. Das Element ist regenerirbar. Es unterliegt bei offenem
Stromkreise einem gewissen Verbrauche. Diesen kann man vermeiden, wenn für
das Brompentachlorid ein besonderer, absperrbarer Behälter angebracht wird.
Dieser ist mit dem eigentlichen, mit Wasser gefüllten Elementengefässe durch
zwei durch Ventile verschliessbare Röhren verbunden. Die eine dient zur
Zuführung des Brompentachlorids. Durch die zweite gelangen die
Brompentachloriddämpfe in die Vorrathskammer, wo sie verdichtet werden,
zurück, wenn man nach der Regenerirung das Elementengefäss erhitzt. Soll die
Wiederbelebung schnell, also mit starkem Strome erfolgen, so werden die
Elektroden in einem niedrigen Gefässe mit grossem Boden wagerecht in
geringem Abstande über einander, die negative unten, angeordnet. Das Zink
soll sich in Folge seiner Dichte leichter, gleichmässiger und besser auf
einer wagerechten, als auf einer senkrechten Fläche ausscheiden. Als
Vortheile des Elements werden angeführt, dass durch die Anwendung des
Brompentachlorids, das in Wasser 4mal leichter löslich als Chlor ist, sich
eine grosse Energiemenge aufspeichern lässt, dass Polarisation bis zur
Erschöpfung des Zinks ausgeschlossen ist, und dass der Strom eine constante
Spannung von 2 Volt besitzt. Der gasdichte Abschluss bedingt vollkommene
Geruchlosigkeit. Das Maass der Arbeit lässt sich durch Regelung des
Brompentachlorid-Zuflusses beliebig einrichten. Unterhaltungs- und
Amortisationskosten sollen gering sein.
Dieser Aufzählung der Vorzüge gegenüber möchte ich darauf hinweisen, dass
sicher das bei Stromschluss aus dem Brompentachlorid zunächst frei werdende
Chlor sich nicht so schnell, als der Erfinder annimmt, mit dem Zink
verbindet, also im Element ein starker Gasdruck entstehen wird; dass das
Brom nur wirksam werden kann, wenn das Zink darin eintaucht; dass bei der
Regenerirung, wenn überhaupt die an sich unwahrscheinliche Verbindung
BrCl3 wieder entsteht, dies nur unter
hohem Druck geschehen kann; und dass die gute Abscheidung des Zinks aus der
Chlorid-Bromidlösung gar nicht so sicher ist; dass vielmehr meist
Zinkschwamm entstehen wird, der, falls er nicht sofort im Elektrolyten
gelöst wird, was unmöglich ist, wenn dieser kein oder fast kein
Brompentachlorid mehr enthält, zu Kurzschlüssen Veranlassung geben kann;
dass durch die Bildung des Schwammes die negative Elektrode schnell
zerfallen wird, um so mehr, als sich bei längerem Gebrauche sicher das
Wasser mit Chlor- und Bromwasserstoffsäure anreichert. Abgesehen von diesen
Umständen, welche die Unterhaltungskosten durchaus nicht als geringe
voraussehen lassen, wird die Anschaffung theuer, und ist das Operiren mit
ständig unter Druck stehenden Gefässen bei den Verhältnissen der Praxis
nicht gerade angenehm. Die Vorrathskammer und das Erhitzen des Elektrolyten
nach der Regenerirung, die jedenfalls beide nothwendig sind, wenn das
Element einigermaassen brauchbar sein soll, werden ebenfalls nicht auf
besondere Gegenliebe bei den Abnehmern stossen.
Sein Kupferoxydelement hat F. de Lalande (Electrical Review, London, 1898 S. 33)
verbessert. Die Alkalilauge wird erhalten, indem man durchlöcherte, mit
Kaliumhydroxyd gefüllte Weissblechbüchsen in das Wasser taucht. Die negative
Elektrode, ein amalgamirter Zinkcylinder, wird an einem über die Wandungen
des Gefässes greifenden verzinnten Eisenplättchen in das Element eingehängt.
Die positive Elektrode ist ein Kupferoxyd enthaltender durchlochter
Eisenblechcylinder. Um jede Beschädigung zu verhüten, kann das Glasgefäss in
einen Behälter aus Weissblech eingesetzt werden.
F. Peters (D. R. P. Nr. 98434) hat gefunden,
dass als Depolarisatoren vortheilhaft Persulfate verwendet werden können.
Sie werden in Lösung, in festem oder breiartigem Zustande um die positive
Elektrode angebracht, die auch damit imprägnirt werden kann. Mengt man
Persulfate mit anderen beliebigen depolarisirenden Stoffen, so wird deren
depolarisirende Kraft erhöht bezw. verlängert und die Spannung der Batterie
vergrössert. Die Zunahme beträgt das 1,25- bis 1,35fache, nach dem Gebrauche
sogar das 2,50- bis 3,50fache. Die Elemente mit Persulfatzusatz erholen sich
viel schneller und erreichen eine der ursprünglichen viel näher liegende
elektromotorische Kraft als die gewöhnlichen. Diese Wirkung der Persulfate
beruht darauf, dass sie als Sauerstoff- und Halogenüberträger wirken.
b) Normalelemente.
Für die Herstellung des Clark-Elements zieht A.
Dearlove (The Electrician, 1898 Bd. 40
S. 386) die Originalvorschrift den späteren vor. Eine Reihe von Messungen
mit selbst gefertigten Zellen, die als positive Elektroden reines Zink und
Zinkamalgam, als negative Quecksilber und amalgamirte Platinspiralen
enthielten, ergaben genügend übereinstimmende Resultate mit dem
Normalelement. Das Platin wird am besten durch Eintauchen in siedendes
Quecksilber amalgamirt. Der innere Widerstand hängt nach Th. Wulf (Wiener
Sitzungsberichte, 1897 Bd. 100 S. 562) sehr von der Temperatur ab
(bei 5° 134 Ohm, bei 20° 65 Ohm). Er nimmt nicht, wie bei anderen Elementen,
mit der Stromstärke ab. Die Polarisation war bei 5 Milliampère schon nach
0,01 Secunde wahrzunehmen, doch erholte sich das Element nach sehr kurzer
Zeit wieder. Bei 39° wandelt sich die Modification (1) des Zinksulfats
ZnSO4 + 7H2O in die Modification (2) ZnSO4 + 6H2O um. Da nun (2) löslicher ist als (1), so
ist nach W. Jaeger (Wiedemann's Annalen, 1897 Bd. 63 S. 354) die elektromotorische
Kraft des Clark-Elements mit Modification (2) unter 39° kleiner als die des
mit Modification (1). Andererseits ist der Temperaturcoefficient von (1)
grösser als von (2). Die Gleichung ist für das normale Element (1)
Et
= 1,4000 – 0,00152 (t – 39) – 0,000007
(t – 39)2;
für das normale Element (2)
Et'
= 1,4000 – 0,00102 (t – 39) – 0,000004
(t – 39)2.
Nach dem Erwärmen blieben die Elemente meist mehrere Tage anormal,
wurden aber schneller normal durch Einwerfen eines Krystalles von ZnSO4 + 7H2O. Die aus den Gleichungen für ZnSO4 + 7H2O sich ergebende Umwandlungstemperatur ist
39°. Die dilatometrische Bestimmung von E.
Cohen (Zeitschr. f. physikal. Chemie,
1898 Bd. 25 S. 300) ergab 38,50°; die elektrische von H. L. Callendar und H.
T. Barnes (Proceedings of the Royal
Society, 1897 Bd. 42 S. 117; vgl. dazu A.
Kahle, Wiedemann's Annalen, 1898 Bd. 64 S. 92) 38,75°. Die
letzteren Forscher fanden unter Verwendung ihrer Krystallzellen (vgl. D. p. J. 1898 307
64)
E1 = E15 – 0,001200
(t – 15) – 0,0000062 (t – 15)2
und für 0 – 30° den Temperaturcoefficienten
= 0,000837 – 0,0000087 (t –
15).
Clark-Zellen, die W. R.
Cooper untersuchte (The Electrician,
1898 Bd. 40 S. 748), zeigten gleich nach der Anfertigung eine zu niedrige
elektromotorische Kraft. Nach etwa einer Woche war sie aber normal. Sie
hielt sich indessen nicht constant, sondern fiel nach längerer Zeit
allmählich und ständig, so dass der Fehler nach 3½ Jahren 1 auf 700, bei
einigen sogar 1 auf 500 betrug, während die Vorschriften des Board of Trade
nur 1 auf 1000 zulassen. Versuche über die Aenderungen der
elektromotorischen Kraft stellten auch Spiers,
Twyman und Waters (Philosophical Magazine vom April 1898) an.
Das Weston-Normalelement sollte man nach Cohen
und Kohnstamm (Zeitschrift für Elektrochemie, 1898 Bd. 4 S. 542) niemals
unterhalb 15° benutzen, weil sonst eine Aenderung der Krystallform des
Cadmiumsulfats eintritt, die den Temperaturcoefficienten beeinflusst. Sollte
die Benutzung unter 15° stattgefunden haben, so muss man es etwa 2 Stunden
vor dem neuen Gebrauche erst ½ Stunde lang über 15° erwärmen, um die
Aenderung in der Krystallform rückgängig zu machen.
Da das Warren de la Rue'sche Element Silber,
Silberchlorid: Zinkchloridlösung, Zink wegen der Bildung von basischen
Zinksalzen unbeständig ist, ersetzt H. Jahn
(Wiedemann's Annalen, 1897 Bd. 63 S. 44)
das Zinkchlorid durch sein Doppelsalz mit Kaliumchlorid. Die
elektromotorische Kraft bei t° ist E= 1,0136 – 0,000194 t Volt.
c) Trockenelemente.
Schon vor Jahren hat Germain und nach ihm Elliot (Peters,
Angewandte Elektrochemie, Bd. 1 S. 127; vgl. a. D. p. J. 1897 303
70) präparirte Cocosnussfaser zum Aufsaugen des Elektrolyten empfohlen.
Diese Vorschläge haben Collins und Cogan (Englisches Patent Nr. 557/1896) von
Neuem aufgegriffen. Ein Zusatz von 25 Proc. Sago soll die Zeit für die
Präparation der Faser (durch Schwefelsäure oder Alkalilauge) abkürzen. H. Meyer-Frey (Elektrotechn. Anzeiger: Elektrochemische Zeitschrift, 1898 Bd. 4
S. 256) stellt ein Trockenelement mit flüssigem Elektrolyten her, das bei 13
× 7 cm Grösse 1,4 Volt und 3,75 bis 4 Ampère gibt. Eine andere Type liefert
2,8 bis 3 Volt bei 3,75 Ampère. Der Elektrolyt in dem Zink : Kohle :
Braunstein-Trockenelement von W. Shaw
(Englisches Patent Nr. 6674/1897) besteht (eine grossartige Neuerung!) aus
Zink- und Ammoniumchlorid, sowie Essigsäure. In dem Trockenelement des D. R.
P. Nr. 88613 (D. p. J. 1897 303 70) theilen R.
Krayn und C. König (D. R. P. Nr.
96765; vgl. Englisches Patent Nr. 2024/1898) die Zinkelektrode in zwei
von einander isolirte Elektroden, von denen die eine sich in der hohlen
Kohleelektrode, die andere sich ausserhalb befindet. Die so entstehenden
beiden einzelnen Elemente können einzeln oder in Parallelschaltung benutzt
werden. Dass durch diese Anordnung bei getrennter Benutzung der beiden
Zinkelektroden der Polarisation jedes einzelnen Elements vorgebeugt werden
soll, erscheint nicht glaubhaft. Das Wesen dieser „Erfindung“ besteht
überhaupt in nichts anderem, als bei Parallelschaltung der Zinkelektroden in
ihrer Vergrösserung, ein Gedanke, der unzählige Male ausgeführt ist, und
dessen praktische Verwirklichung sehr wenig Patentfähiges erkennen
lässt.
d) Directe
Elektricitätserzeugung aus Kohle und Gasketten.
J. C. Reed (The
Electrical World, 1898 Bd. 31 S. 125 und 190) behauptet, dass, wenn
Borchers in seinem bekannten Gaselement
Strom und Potentialdifferenz vor dem Einleiten der Luft und der
Verbrennungsgase gemessen haben würde, er seine Ansicht, dass diese die
Ursache der elektrischen Energie (von 0,076 Watt) seien, hätte ändern
müssen. Nach der Gleichung
Cu 2Cl 2 + CO + H2O
= Cu 2 + 2HC1 +
CO2
seien als Quelle der Energie nur Cuprochlorid und
Kohlenoxyd, als Producte der Reaction, welche die Energie liefert, nur
Kupfer und Kohlendioxyd in Betracht zu ziehen. Nun betrage aber die
Verbrennungswärme des Kohlenoxyds 68370, die Bildungswärme des Cuprochlorids
71200. Die obige Reaction könne also keine Energie entwickeln, absorbire
vielmehr welche. Die Energie stamme von der Einwirkung der Lösung auf das
Kupfer. Weil Luft zugegen sei, müsse sich auch etwas Cuprichlorid gebildet
haben, das dann das metallische Kupfer in Cuprochlorid verwandle. Die
Reactionswärme betrage 19570 – 8490 Calorien, also die elektromotorische
Kraft 0,84 – 0,36 Volt, Werthe, die von Borchers und anderen auch immer gefunden worden sind. Das Element
sei also ein ganz gewöhnliches, in dem Zink durch Kupfer ersetzt sei. Das
Kohlenoxyd erzeuge durch seine Oxydation nicht elektrische Energie, sondern
regenerire höchstens das erschöpfte Material, reducire z.B. aus Cuprichlorid
metallisches Kupfer. In der neuen Batterie (s. D. p.
J. 1898 307 65) ist die
Kohlenoxydelektrode (aus Kohle bestehend) die positive, während sie (aus
Kupfer bestehend) in der eben betrachteten älteren Construction die negative
ist, und die positive aus Kohle besteht (?). Wie kann derselbe Körper bei
der Oxydation einen verschieden gerichteten Strom geben? Durch Messung der
Spannungen zwischen den verschiedenen Elektroden eines Elements, das Eisen,
Kohle und Platin in wässerigem Weldon-Schlamm und, durch ein Diaphragma
davon getrennt, in Cuprochloridlösung Kohle und Platin enthielt, wurden vor
dem Einleiten der Gase Spannungen erhalten, die nicht wesentlich verschieden
von den während des Einleitens beobachteten waren. Dagegen hat die Natur der
Elektroden auf die Spannung sehr grossen Einfluss.
Bei Brennstoffelementen will Short (The Electrician, 1898 Bd. 40 S. 440) den Koks
rothglühend, wie er aus den Gasretorten kommt, in den mit Sauerstoff
gespeisten Elektrolyten fallen lassen.
J. C. Reed hat in der Sitzung des American
Institute of Electrical Engineers vom 27. April 1892 (The ElectricalWorld, 1898 Bd. 31 S. 546) gezeigt, dass, wenn
man in geschmolzenes Alkali einen massiven und einen mit Rinnen versehenen
Stahlstab taucht, eine elektromotorische Kraft bis 1 Volt erzielt werden
kann. Er betrachtet das Element als ein thermoelektrisches, da bei dem mit
Rinnen versehenen Stabe die Wärmeleitung und -Strahlung herabgedrückt und er
also heisser als der massive würde. Ch. P.
Steinmetz glaubt, die Wirkung auch auf eine abwechselnde Oxydation
und Reduction des Eisens zurückführen zu können. Edison soll (Zeitschrift für Berg-,
Hütten- und Maschinenindustrie, 1898 S. 35) in einem mit kugeligem
Boden versehenen eisernen Cylinder, dessen Deckel einen Kohlencylinder
trägt, ein Oxyd oder Salz (z.B. Eisenoxyd) stark erhitzen, das überschüssige
Gas absaugen und so einen verhältnissmässig kräftigen Strom erzeugen. Der
Vorgang ist folgender: Durch die Einwirkung der Luft auf die glühende Kohle
entsteht Kohlenoxyd, dieses reducirt das Eisenoxyd unter Oxydation zu
Kohlensäure, letztere wird durch die glühende Kohle wieder in Kohlenoxyd
verwandelt u.s.w. Durch das Absaugen der überschüssigen Kohlensäure soll die
Reaction heftiger und der Strom stärker werden. Die Angaben sind mit grosser
Vorsicht aufzunehmen.
Eine kurz zusammenfassende Abhandlung über das Kohleelement, besonders das
Jacques'sche (vgl. D. p. J. 1897 303 70 und 1898 307 66), liefert C.
Chéneveau (Revue de Physique et de
Chimie, 1898 Bd. 2 S. 220). Zur Aufklärung der Vorgänge in der Jacques'schen Batterie (vgl. D. p. J. 1897 303 70
und 1898 307 66) haben Anthony und Thompson (American Electrician: The Electrical World,
1898 Bd. 31 S. 309) Versuche angestellt. Anthony findet, dass der Sauerstoff, vielleicht nur feuchter, der
in die Zelle eingeführt wird (mag er nun auf der Kathode condensirt oder von
ihr absorbirt werden, oder in Verbindung oder in Lösung gehen), wie ein
Depolarisator wirkt, also die Wirksamkeit vergrössert, während ein inertes
Gras dies nicht thut. Nach J. Thomsen wird er
in der Jacques'schen Zelle vom Eisen occludirt.
Der ganze Apparat wirkt als galvanisches Element. Durch Elektrolyse des
Natronhydrats entsteht Wasserstoff und Sauerstoff. Letzterer geht zur Kohle,
ersterer verbindet sich mit dem occludirten Sauerstoff, und es entsteht eine
elektromotorische Kraft nahe 1,1 Volt. Die Jacques'sche Zelle erfordere schwierige und kostspielige Wartung
und werde als Stromerzeuger keine praktische Bedeutung gewinnen. Den beiden
angeführten Erklärungsversuchen gegenüber bleibt J.
C. Reed (American Electrician: The
Electrical World, 1898 Bd. 31 S. 392) bei seiner Ansicht (D. p. J. 1897 303
70), dass die elektrische Energie in der Jacques-Zelle einzig und allein
durch die Wärme hervorgerufen werde.
H. Blumenberg (U. S. P. Nr. 599094) fügt dem aus
den geschmolzenen Hydroxyden oder Nitraten der Alkali- oder Erdalkalimetalle
bestehenden Elektrolyten ein Oxydationsmittel (z.B. Metalloxyd) zu und bläst
überhitzten Dampf zur Regeneration des Oxyds hindurch. Auch diesem Element
gegenüber verhält sich J. C. Reed (Electrical Engineer vom 24. März 1898) sehr
skeptisch. Unwesentlich ändert J. L. Dobell
(Englisches Patent Nr. 25036 von 1896) das Brennstoffelement ab. In einer
Zelle, die geschmolzenes Metallnitrat als Elektrolyt und die Kathode
enthält, steht ein poröses Gefäss mit geschmolzenem reinem Blei, in das
die Anode taucht. In das Nitrat wird Luft oder ein anderes oxydirendes
Mittel eingeblasen. Bei einer anderen Construction (Englisches Patent Nr.
2272 von 1897) wird Bleioxyd in das poröse Gefäss, Blei in die Zelle
gebracht. Zur Herstellung des porösen, gegen geschmolzene Oxyde beständigen
Behälters wird fein vertheilter calcinirter Magnesit mit einer Lösung von
Borsäure in Wasser oder, verdünntem Alkohol zu einem steifen Brei angemacht,
in die gewünschte Form gebracht, getrocknet und gebrannt. Die Short-Zelle
(vgl. D. p. J. 1898 307 66) ist nach J. C. Reed (The Electrical World, 1898 Bd. 31 S. 92) dem
Jacques-Element deshalb überlegen, weil der Elektrolyt nicht in Carbonat
verwandelt wird, und bei genügender Reinheit der Kohle kein Nebenproduct
aussei' Kohlendioxyd entsteht. Wenn für die Kohlenhalter ein
widerstandsfähiges Material gefunden wird, vermeidet die Zelle den Fehler
aller praktisch gebrauchten Primärelemente, ihr actives Material nicht ohne
erhebliche Schädigung ihrer mechanischen Structur aufbrauchen zu können. Die
Reaction, die in der Zelle vor sich geht, ist 2PbO + C = CO2 + 2Pb. Diese liefert, ebenso wie die in dem Jacques-Element, keine
Energie. Die Quelle der elektromotorischen Kraft ist also auch hier die
Wärme. C. P. Shrewsbury und J. L. Dobell (U. S. P. Nr. 599405) schmelzen in
einer Metallzelle den Elektrolyten, aus dem eine Röhre in eine innere Kammer
führt.
e) Thermosäulen.
The Cox Thermo-Electric Company, Ltd. (D. R. P.
Nr. 96660), beschreibt eine Thermosäule, deren hohlcylindrischer wirksamer
Theil innen von Heizgasen durchströmt und aussen in einem Gehäuse mit Wasser
gekühlt wird. Der wirksame Theil besteht aus Ringen von Thermoelementen,
die, mit Zwischenlagen von isolirendem Materiale auf einander gesetzt,
elektrisch leitend mit einander verbunden und in einen Hohlcylinder aus
feuerfestem Material eingebettet sind. Den Cylinder umgibt eine mit diesem
verbundene Metallhaut, deren Enden etwas über die Enden des Cylinders
vorstehen. Das untere Ende dringt, um den wirksamen Theil auswechselbar zu
machen, in einen Dichtungsring um einen ringförmigen Vorsprung des
Gehäusebodens, auf dem der wirksame Theil ruht, während das obere Ende der
Metallhaut durdi ein Loch in der Mitte der Gehäusedecke nach aussen ragt und
in einen von oben an die Decke abnehmbar angepressten Dichtungsring
hineinreicht. Die beiden von den Thermoelementen kommenden Enddrähte sind
innerhalb der Umhüllung nach unten geführt und treten gemeinsam durch eine
Oeffnung in der Mitte des Gehäusebodens nach aussen. Hauptsächlich für
Untersuchungen über Wärmestrahlung gibt H.
Rubens (Zeitschrift für
Instrumentenhunde, 1898 Bd. 18 S. 65) eine neue Thermosäule an, bei
der die Masse und deshalb auch die Wärmecapacität wesentlich verringert ist.
Als Material, das sich zu sehr dünnen Drähten ausziehen lässt, wurde
Constantan-Eisen gewählt, das ein Thermopaar von der elektromotorischen
Kraft 53 Mikro-Volt auf 1° gibt. Es lässt sich leicht eine lineare Säule
herstellen, die auf 20 mm Länge 20 Löthstellen der Metalle Eisen und
Constanten enthält. Sie liefert bei einer Temperaturerhöhung der
geradzahligen Löthstellen um 1° eine elektromotorische Kraft von 0,00106
Volt. Ihr innerer Widerstand beträft etwa 3,5 Ohm.
(Fortsetzung folgt.)