Titel: | Fortschritte der angewandten Elektrochemie. |
Autor: | Franz Peters |
Fundstelle: | Band 309, Jahrgang 1898, S. 150 |
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Fortschritte der angewandten
Elektrochemie.
Von Dr. Franz Peters.
(Fortsetzung des Berichtes S. 128 d.
Bd.)
Mit Abbildungen.
Fortschritte der angewandten Elektrochemie.
d) Accumulatoren, bei denen nicht
ausschliesslich Blei verwendet ist.
Die „Crowdus“-Batterie soll (U. S. P. Nr. 599315; L'Éclairage électr., 1898 Bd. 15 S. 68; The
Electrician, 1898 Bd. 40 S. 682) billig herzustellen und leicht sein.
Zur Herstellung der positiven Platten werden, was nicht gerade neu ist, dünn
gewalzte Bleibleche mit viereckigen oder länglichen Löchern versehen; das stehen
gebliebene Material wird abwechselnd nach der einen und anderen Seite
herausgebogen. Dadurch wird bei grosser Leichtigkeit der Platte eine grosse
Oberfläche der activen Masse erzielt. Das Gewicht des Trägers soll sich zu dem
der wirksamen Substanz wie 1 : 2 verhalten. Die negativen Platten werden ähnlich
aus Aluminium hergestellt. Das Formirungsbad besteht aus drittelgesättigter
Zinksulfatlösung mit 15 Vol.-Proc. Schwefelsäure. Das auf die negativen Platten
niedergeschlagene Zink wird sofort wieder durch die Schwefelsäure gelöst, und
der hierbei entstehende Wasserstoff fördert sehr die Reduction des Bleioxyds, so
dass die Formation der negativen Platten in ungefähr 2 Stunden vollendet sein
soll. Die positiven Elektroden werden aus den negativen hergestellt und sollen
schon bei der ersten Entladung fast die völlige Capacität geben. Beim Einbau
werden die Elektroden durch gewellte durchlöcherte Platten getrennt. Um eine
gleichmässige Vertheilung des Stromes auf ihre Oberfläche zu erzielen und ferner
ungleiche Ausdehnung und dadurch bewirkte Deformation zu vermeiden, sind die
gleichnamigen Elektroden an mehreren Stellen verbunden. Die Verbindungen liegen
unter dem Flüssigkeitsniveau, um ihre Corrosion zu vermeiden; nur die beiden
Endelektroden ragen aus dem Elektrolyten heraus. Dieser besteht aus angesäuertem
Wasser, dem von Zeit zu Zeit Zinksulfat zugesetzt wird, um die Verminderung der
Capacität der Elektroden zu vermeiden.
C. E. O'Keenan (Englisches Patent Nr. 27167/1896)
setzt negative Platten, die auf gewöhnliche Art geladen sind, der Luft aus,
stellt sie in Schwefelsäure, wäscht und bringt sie in eine Batterie, die als
Elektrolyten Zinksulfat und als Anoden Zinkplatten enthält. Wenn die
elektromotorische Kraft fällt, werden die Platten wieder durch die Luft oxydirt
und wie vorher behandelt. Die Elektroden können in der Batterie selbst formirt
werden, wenn Platten, die Pastillen von Bleichlorid enthalten, verwendet werden.
Beim Arbeiten der Batterie nimmt das specifische Gewicht der Sulfatlösung zu.
Sie wird in einem Röhrensystem verdünnt, das einerseits mit der Batterie,
andererseits mit einem Wasserbehälter communicirt. The
Bell Electric Company (Englisches Patent Nr. 22044/1897) macht die eine
Art der Elektroden aus Zink. Die anderen enthalten auf einem Kerne, der aus
Blei, Antimon und einem Tellurat besteht, eine Anzahl Bleischeiben, die durch
Vorsprünge von einander entfernt gehalten werden. In die Zwischenräume wird
active Masse eingetragen. Diese letzteren Elektroden werden zuerst
elektrolytisch in einem Bade aus Schwefelsäure, Wasser und Quecksilberbisulfid
(?) vorbehandelt, gewaschen und dann formirt in einer mit Schwefelsäure
versetzten Lösung von Kaliumhydroxyd, dem Sesquinitrat oder einem höheren
Nitrate (?) des Magnesiums, Kaliumglycerid und Salpetersäure. Danach werden die
Platten wieder gewaschen und gehärtet durch einige Secunden langes Eintauchen
bis zur Erwärmung in eine wässerige Lösung von Magnesiumsulfat und Glycerin, in
sehr verdünnte Schwefelsäure gestellt, bis die Gasblasen verschwinden, und kurze
Zeit in Schwefelsäure vom spec. Gew. 1,200 mit dem Strome behandelt. Nachdem man
eine Magnesiumsulfatlösung auf ihnen hat eintrocknen lassen, sind die Elektroden
gebrauchsfertig. Als Elektrolyt in der fertigen Zelle dient mit Natriumsulfat
und Magnesiumsulfat versetzte verdünnte Schwefelsäure. Wenn die Elektroden
ebenso gut sind, wie ihre Herstellung umständlich und die Chemikalien
mannigfaltig und zum Theil in ihrem Zwecke unverständlich sind, muss die
Batterie ein non plus ultra an Leistungsfähigkeit sein.
Wie andere (vgl. D. p. J. 1898 307 94) wollen auch L. Bomel und Bisson,
Bergès und Cie. (D. R. P. Nr. 96082) eine selbsthätige Amalgamirung des
Zinks in dem Maasse, als es sich auf der leitenden Unterlage niederschlägt,
erreichen und das bei der Entladung frei werdende Quecksilber wiedergewinnen.
Die Amalgamirung wird dadurch ermöglicht, dass das Quecksilber an einem
elektrolytischen Zinkniederschlage in die Höhe steigt. Demzufolge wird in einen
mit Quecksilber gefüllten nichtleitenden Trog eine Platte aus leitendem
Material, wie Kupfer, Zink, Blei oder Platin, gestellt. Während des Ladens
schlägt sich auf ihr Zink nieder, an dem das Quecksilber empor klettert und
beiderseits schwammiges Zinkamalgam bildet. In Folge der Reinheit des
elektrolytischen Zinks wird sein Amalgam von Säuren nicht angegriffen. H. K. Hess (Englisches Patent Nr. 25386/1897)
wendet die activen Massen in halbflüssigem Zustande an. Die negative Platte
besteht aus einem durchlöcherten Aluminium- oder anderen Metallbehälter. In
diesen bringt man flüssiges Zinkamalgam und schliesst die Oeffnungen durch
poröse Pflöcke aus nichtleitendem Material. Aus solchem kann auch der ganze
Kasten bestehen. Die positive Elektrode wird von durchlöcherten Kohlebehältern,
die mit einer halbflüssigen Paste aus Bleisuperoxyd und Schwefelsäure gefüllt
sind, gebildet. Oeffnungen und Leitungen für Entleerung und Neufüllung der
Kästen, die durch unten offene Isolatoren getrennt gehalten werden, sind
vorhanden. Der Elektrolyt besteht aus Zinksulfat.
A. Werner hat gefunden (L'Éclairage électr., 1898 Bd. 15 S. 242), dass bei Blei-, Zink- oder
Cadmiumaccumulatoren auf der negativen Platte, die aus dünnem Bleiblech oder
einer Legirung von Blei, Antimon und Cadmium besteht, ein gut haftender und bei
offenem Stromkreise widerstandsfähiger Niederschlag entsteht, wenn man eine
concentrirte Lösung von Zink- und Cadmiumsulfat als Elektrolyt gebraucht, dass
aber die Ueberführung des Oxyds in Superoxyd nicht gut von statten geht, sondern
verdünnte Lösungen verlangt. Beide. Erfordernisse vereinigt er, indem er obigem
Salzgemenge noch Magnesiumsulfat zumischt. Soll die Entladung länger als 6
Stunden dauern, so nimmt er den Elektrolyt concentrirt, als negative Platten
Eisenbleche, die durch Eintauchen mit Blei überzogen sind. Um einen möglichst
krystallinischen Zink-Cadmiumniederschlag zu erhalten,sollte die Ladung mit
constantem Potential ausgeführt und unterbrochen werden, wenn zwei Drittel der
Salze zersetzt sind. Für schnelle Entladungen sind verdünnte Elektrolyte
geeignet. Als negative Elektrode dient ein sehr dünnes und leichtes Gitter, das
mit einer Paste aus Schwamm-Blei und -Cadmium bedeckt ist. Damit die positive
Platte mit dem Leiter möglichst vielfachen Contact habe, umgibt er ein
weitlöcheriges Gitter mit Bleidrahtnetz, formirt nach Planté, bringt eine Paste aus Bleisuperoxyd und Mennige ein und drückt
durch starken Druck die Bleidrähte in die active Masse. Solche Accumulatoren für
langsame Entladung werden in England zum Betriebe von Wagen gebraucht, solche
für schnelle Entladung sind für Zugbeleuchtung benutzt worden. Sie geben 82
Watt-Stunden auf 1 k Platten- oder 36 Watt-Stunden auf 1 k Accumulatorgewicht
bei einem Entladungsstrome von 12 bis 15 Ampère. Als Elektrolyten für den
Blei-Zinksammler, der keinen Ladungsverlust durch unzeitigen Zinkangriff bewirkt
und zur Abscheidung des Metalls keine bestimmte Temperatur und Stromdichte
erfordert, nimmt F. Dannert (D. R. P. Nr. 97243)
eine Lösung von Verbindungen des Kaliums oder Natriums mit Bor, Selen, Molybdän
oder Wolfram, wie saures borsaures Kalium oder Natrium, selensaures,
wolframsaures und molybdänsaures Alkali. Dieser Lösung wird Zinksulfat und zur
Klärung etwas Ameisensäure zugesetzt. Anstatt der letzteren kann man auch eine
andere organische Säure nehmen, die bei der Elektrolyse keine das Bleisuperoxyd
stark angreifenden Säuren, z.B. Essigsäure, bildet. Borax soll auf dem Zink eine
leitende, gegen Zink neutrale und durch Schwefelsäure nicht angreifbare Haut
einer Alkali-Zink-Borverbindung bilden. Dagegen gibt das sonst vorgeschlagene
borsaure Ammon als elektrolytisches Zersetzungsproduct Salpetersäure, so dass
Zink und Bleisuperoxyd (?) darunter leiden.
Als Kathode verwendet C. E. Lee (Englisches Patent
Nr. 10439/1897) gegenüber der durch einen porösen Thoncylinder davon getrennten
Bleisuperoxydanode amalgamirtes Kupferdrahtnetz, das in neutraler
Cadmiumsulfatlösung von 27 bis 30° Bé. mit Cadmium überzogen wird.
B. Anorganische Elektrochemie.
Die hauptsächlich bearbeiteten Gebiete sind nach wie vor, vom Carbid abgesehen, die
Alkaliindustrie und die Gewinnung von Edelmetallen und Zink. Das Studium der im
elektrischen Ofen darstellbaren Körper wird immer weiter ausgedehnt. Bei der
Carbidfabrikation richtet sich das Hauptaugenmerk auf möglichst ökonomisches
Arbeiten. In der Acetylenindustrie tummeln sich Berufene und Unberufene in
mannigfaltigem Durcheinander. Bei der Alkalichloridelektrolyse stehen die Verfahren
mit Kathoden aus flüssigen Metallen im Vordergrunde des Interesses. In der
Metallurgie arbeitet der Gelehrte im Laboratorium ebenso emsig wie der Praktiker im
Betriebe.
I. Allgemeines.
Einen Ueberblick über die Entwickelung der elektrochemischen Industrie bot J. W. Swan (The
Electrician, 1898 Bd. 40 S. 413, 447; vgl. a. Ch. Weiss, Zeitschrift für Elektrochemie, 1898 Bd. 4 S. 437) in seiner
Präsidentenrede der Institution of Electrical Engineers; ferner E. de Fodor (Zeitschrift
für Elektrotechnik, 1898 S. 240); einen Oesterreich
berücksichtigenden C. Bondy (Zeitschrift für Elektrotechnik, 1898 S. 163).
Neuere Nutzanwendungen des elektrischen Stromes für chemisch-präparative Zwecke
behandelt P. Jacobson (Berichte der deutschen pharmaceutischen Gesellschaft, 1898 Bd. 8 S.
70). Bei Mieussy (Ober-Savoyen) will die mit 1 Mill. Frs. Kapital gegründete Société Électrochimique du Giffre eine neue
elektrochemische Fabrik errichten, der 8500 Wasserkraft zur Verfügung
stehen werden. Am Are in Savoyen liegen drei elektrochemische Fabriken. Die eine
bei La Praz, die der Société Électrométallurgique
gehört, macht 3000 für die Fabrikation von Aluminium und Calciumcarbid
nutzbar. Eine Erweiterungsanlage auf 13000 ist in Vorbereitung. Die
Gleichstromdynamo liefert 15000 Ampère bei 40 Volt. Die Société d'Électrochimie, die Chlorate nach Gall und Montlaur fabricirt, treibt mit
4000 16 Turbinen. Bei St. Michel macht die Fabrik Calypso 3000 in zwei Dynamo zu 6000 Ampère
und 150 Volt zur Gewinnung von Aluminium nutzbar. Künftig sollen 12000
mehr entnommen werden (L'Éclairage électr. 1898 Bd.
14 S. 48). Für den elektrischen Wirkungsgrad eines Elektrolysators gibt R. Moritz (L'Industrie
électrochimique, 1898 Bd. 2 S. 35) die Formel
R=\frac{\epsilon}{\epsilon+r\,d\,\gamma} worin ε die elektromotorische Kraft der Polarisation, r der Widerstand des Bades, d die Entfernung der Elektroden und γ die
Stromdichte. Interessante Versuche über einen elektrolytischen Phonographen
hatte der verstorbene Kiliani begonnen, aber nicht
zu Ende führen können (Elektrotechnische
Zeitschrift, 1898 Bd. 19 S. 75). Versuche zum Photographiren durch
einpolige elektrische Entladungen einer Inductionsmaschine, die zusammen mit Blunck und Tiers
ausgeführt wurden, beschreibt H. Schnauss (Chemiker-Zeitung, 1898 Bd. 22 S. 133).
II. Metalloide.
Ueber Erzeugung von Wasserstoff und Sauerstoff bringt
D. A. Latchinow (L'Industrie électrochimique, 1897 Bd. 1 S. 76) nichts Neues. Der seit
1892 auch in Deutschland patentirte Apparat Garuti
zur Elektrolyse des Wassers (vgl. Peters, Angewandte
Elektrochemie, Bd. 2 Abth. 1 S. 7) erreicht nach C. Winssinger (Chemiker-Zeitung, 1898 Bd. 22 S. 609) eine vollständige Trennung der
Gase, ohne die freie Circulation des Elektrolyten zu hemmen und ohne einen zu
grossen inneren Widerstand zu schaffen, durch Benutzung durchlöcherter
Metalldiaphragmen, die praktisch so gut wie unveränderlich sind. Der verbesserte
Apparat, der dauerhaft ist, keine Unterhaltung und Ueberwachung erfordert,
besteht aus einer Reihe von Zellen aus Stahlblech, die durch Kupferlöthung
zusammengefügt sind. Die Elektroden sind gleichfalls aus Stahlblech hergestellt.
Als Elektrolyt dient Aetznatronlösung. Die billigen Apparate werden von den
Erfindern in Tivoli (Italien), von der Société
L'Oxydydrique in Brüssel und von Gmur in
Luzern benutzt. Sie arbeiten im Allgemeinen mit 350 Ampère und 2,5 Volt. Wird
die Energie von grösseren elektrischen Einrichtungen geliefert, so kann man 1
cbm Knallgas für 4,15 Pf. und 1 cbm Sauerstoff für 12,5 Pf. erzeugen. Bei
Verwendung von Dampfkraft stellt sich der Gestehungspreis von 1 cbm Knallgas auf
21 Pf. und von 1 cbm Sauerstoff auf 62 Pf. Eine Anlage für die stündliche
Erzeugung von 4 cbm Sauerstoffund 8 cbm Wasserstoff umfasst 60 Elektrolyseure,
eine Dynamo von 350 Ampère bei 150 Volt und zwei Gasometer für 100 cbm
Sauerstoff und 200 cbm Wasserstoff. Bei normalem Betriebe beträgt der
Procentgehalt der Gase an Sauerstoff 97, an Wasserstoff 99 Proc. Der Wasserstoff
kann durch Leiten durch eine rothglühende Röhre vollständig gereinigt
werden.
Auf die weiter unten beschriebene Art konnte W.
Vaubel (Chemiker-Zeitung, 1898 Bd. 22 S.
331) Fluorate nicht darstellen. Dagegen erhielt er
Bromate und Jodate von hervorragender Reinheit.
Um Chlor aus Chloriden, die in Wasser gelöst sind,
frei zu machen und gleichzeitig Oxyde oder Oxychloride zu erzeugen, leitet Royers (Französisches Patent Nr. 267364)
ozonisirten Sauerstoff ohne oder mit gleichzeitiger Einwirkung des Stromes ein.
Statt der Halogene können die Sulfate bei Gegenwart von Kalk ebenso behandelt
werden.
Dass bei der Elektrolyse kalter concentrirter Salzsäure mit Platinanoden die
theoretische Chlormenge erhalten wird, die Ausbeute mit der Verdünnung aber
immer weiter bis auf wenige Procente herabgeht, haben F.
Haber und S. Grinberg (Zeitschrift für anorganische Chemie, 1898 Bd. 16 S.
198; vgl. a. S. 329 und 438) von Neuem nachgewiesen. Ausserdem wurden aus
verdünnter Säure Spuren von unterchloriger Säure, aus n/1- bis n/30-Säure bis 33
Proc. Stromausbeute an Chlorsäure neben kleinen Mengen von Wasserstoffsuperoxyd
erhalten. Bei starken Verdünnungen tritt Ueberchlorsäure mit 25 Proc.
Maximal-Stromausbeute auf. Bei der Elektrolyse der verdünnten Säuren entsteht
reichlich (bis zu 50 Proc.) Sauerstoff. Die Detonationen, die bei der
Elektrolyse von Chlorwasserstoffsäure selbst im Dunkeln in der Zersetzungszelle
vorkommen können, rühren nach F. Winteler (Zeitschrift für Elektrochemie, 1898 Bd. 4 S. 342)
nicht von einem besonderen activen Zustande der Gase her, sondern beruhen auf
der Fähigkeit des Elektrodenmaterials (z.B. des Platins), Wasserstoff zu
absorbiren. Taucht eine so beladene Elektrode nicht vollständig in den
Elektrolyten, so wird der Luft so energisch Sauerstoff entzogen, dass Erwärmung
des Bleches und dadurch, wenn diese durch hohe Stromdichten gross genug wird,
Explosion des Knallgases eintritt. Bei niedrigen Stromdichten geht die
Wasserbildung ruhig und allmählich vor sich. Befinden sich die Elektroden unter
einer Gasometerglocke, so kann leicht Gleichgewicht zwischen neu gebildetem und
wieder absorbirtem Gase eintreten. Bei Knallgasvoltametern wird man also durch
Wasserstoff absorbirende Elektroden falsche Resultate erhalten, die bei
Löslichkeit des Sauerstoffs im Elektrolyten noch fehlerhafter werden, da dieser
dann nach der Kathode transportirt wird und sich hier mit dem Wasserstoff
vereinigt.
Zur quantitativen Trennung von Jod und Chlor
elektrolysirt H. Specketer (Zeitschrift für Elektrochemie, 1898 Bd. 4 S. 539) die Lösung eines
Gemisches von Kaliumjodid und Kaliumchlorid in normaler Schwefelsäure unter
Einleiten von Wasserstoff mit einer elektromotorischen Kraft von 0,13 Volt, bei
der sich nur Jod abscheidet, das an eine Silberanode gebunden wird. Aehnlich
gelingt die Trennung des Jods vom Brom mit E = 0,13 Volt und die des Broms vom
Chlor mit E = 0,35 Volt.
R. Hammerschmidt und J.
Hess (Chemiker-Zeitung, 1898 Bd. 22
S. 123) bezweifeln, dass bei der elektrolytischen Sauerstoff-Darstellung die Verwendung von Kupferoxydelektroden, die
durch den Sauerstoff der Luft regenerirt werden können, gegenüber der von
unlöslichen polarisirenden Elektroden besondere Vortheile bietet, da die
Ersparniss von 30 bis 40 Proc. an Energie durch die leichte Zerstörbarkeit der
Platten und durch die Lästigkeit des Arbeitens mit stark alkalischen Lösungen
wieder aufgehoben wird. Von den bisher vorgeschlagenen Apparatenconstructionen
zur getrennten Gewinnung von Sauerstoff und Wasserstoff, die kurz charakterisirt
werden, ist bisher nur diejenige der Elektricitäts-Actiengesellschaft vorm. Schuckert und Co. (vgl. D. p. J. 1898 307 187)
praktisch ausgeführt worden und arbeitet seit 1896 in Hanau zur Zufriedenheit.
Die Apparate sind mit nicht porösen Scheidewänden so construirt, dass jede
Elektrode und die dazu gehörige Vorrichtung zum Auffangen des Gases
ausgewechselt werden kann, ohne den Betrieb unterbrechen zu müssen oder
wesentlich zu beeinflussen. Bei absoluter Betriebssicherheit genügt es, jeden
Tag etwas Wasser oder die mitgerissene Lauge nachzufüllen. Die Herstellung von
100 cbm Sauerstoff und 200 cbm Wasserstoff in 24 Stunden erfordert 60 Kilo-Watt
oder rund 90 e und kostet 130 M. Im
Kleinen kosten 1 cbm Sauerstoff und 2 cbm Wasserstoff ohne Verzinsung 1,23 M.
Sieht man von der Verwendung des Sauerstoffs ab, so ist der elektrolytische
Wasserstoff doch noch billiger als der chemisch erzeugte. 1 cbm kostet nämlich
in ei. 10 Proc. Verzinsung der Anlagekosten 0,65 bis 0,80 M. gegen 2,10 M. bei
dem aus Zink und Schwefelsäure entwickelten.
Bei der Einwirkung dunkler elektrischer Entladungen von etwa 13300 Volt Spannung
auf atmosphärische Luft haben W. A. Shenstone und
W. T. Evans (Proceedings of the Chemical Society, 1898 Nr. 189 S. 39; vgl. a. Journal of the Chemical Society, 1898 Bd. 73 S.
246) gefunden, dass bei Gegenwart von Feuchtigkeit 80 bis 85 Proc. des
vorhandenen Sauerstoffs rasch oxydirt werden können, bei recht sorgfältigem
Arbeiten sogar bis 98 Proc. Stickstofftetroxyd wird erst bei weit getriebener
Ozonisation, wahrscheinlich erst nahe bei dem Optimum des Gehalts an Ozon
gebildet. Ist es vorhanden, so wird durch weitere Entladungen Ozon schnell und
gleichzeitig das Tetroxyd in beträchtlichem Maasse zerstört. Anwesenheit von
Wasserdampf soll die Bildung von Ozon fördern und die von Stickstoffperoxyd
verzögern. Ist letzteres in Spuren zugegen, so kann der Sauerstoff der Luft
nicht ozonisirt werden. Die beanspruchte gute Wirkung des Wasserdampfes muss
nach älteren Beobachtungen (vgl. Peters, Angewandte
Elektrochemie, Bd. 2 Abth. 1 S. 84) bezweifelt werden. Auch E. Andreoli (The Electrical
Review vom 25. März 1898) macht von Neuem auf seine Schädlichkeit
aufmerksam. Es entstehe Wasserstoff, der einen Theil des Ozons zerstöre und bei
der Verbindung Wärme erzeuge, die auf weitere Mengen zersetzend einwirke. Pierard (L'Électricien
vom 11. December 1897) beschreibt ein System zur Sterilisation von Wasser mit
Ozon, das in Brüssel ausgestellt war. Die Ozonisatoren, die in fünf Reihen zu je
drei angeordnet sind, bestehen aus 60 cm langen, mit Glycerin gefüllten
Glasröhren. Die eine Elektrode bilden Platinplatten, die andere, mit der Erde
verbundene, zwei Platten aus goldplattirtem Kupfer. Die Luft wird erst von Staub
befreit und getrocknet undzwischen je zwei Kammern durch, kalte Luft
gekühlt. Das Ozon tritt von unten in das Wasser ein, das in demselben Sinne
circulirt. Man kann das Wasser auch in einen mit Ozon erfüllten Raum einstäuben.
Die Einrichtung konnte 30 cbm Wasser in 1 Stunde vollständig steril machen. E. Böhm. (Englisches Patent Nr. 615/1897 und
7177/1897) bringt in einer von einem äusseren Cylinder umschlossenen
Vacuumglasröhre einen Drahtgazecylinder oder eine Spirale von
zusammengeflochtenem Drahte an und umgibt diese Röhre mit einem anderen
Drahtnetz. Der zum Theil nach bereits früher (vgl. D. p.
J. 1897 304 136 und 1898 307 188) angegebenen Principien hergestellte
Ozonapparat von E. Andreoli (D. R. P. Nr. 96058;
vgl. a. Englisches Patent Nr. 15813/1897) ist mit einem Abzugskanale von
grösserem Querschnitte als das Eintrittsrohr versehen, um die ozonisirte Luft
schnell den zerstörenden Einflüssen des Wärmerestes zu entziehen. Der Ozonisator
besteht aus einem der Höhe nach in drei Kammern getheilten Kasten. In den
unteren trichterförmigen strömt die Luft ein, streicht dann durch Längsschnitte
einer Zwischenwand gleichmässig zwischen den in der mittleren Kammer
befindlichen Elektroden hindurch und gelangt in die mit weitem Auslasse
versehene obere Entleerungskammer.
Textabbildung Bd. 309, S. 153
Fig. 4.Ozonapparat von Otto.
Die Elektroden bestehen aus niedrigen rechteckigen
metallenen Kästen. Die gleichnamigen sind unter sich verbunden und jede Art wird
gesondert von einem Kühlmittel aufsteigend durchströmt. Zweckmässig werden die
Elektroden auf beiden Seiten mit zahlreichen Spitzen, z.B. in Form von
sägeblattartig gezahnten Streifen, besetzt. Zwischen ihnen sind die
dielektrischen Scheiben eingesetzt. M. Otto (D. R.
P. Nr. 96400; Englisches Patent Nr. 11010/1897) will Kurzschlüsse, Erhitzungen
u.s.w. dadurch vermeiden, dass er die durch kein Dielektricum getrennten
Elektroden sich immer nur auf kurze Zeit nähern lässt. Der Apparat (Fig. 4, a
Vorderansicht, b Schnitt) besteht aus einem
achteckigen Gussrahmen f1
f2 ..., dessen
Wände abwechselnd mit Vorsprüngen v1
v
2
... und Vertiefungen l1
l2 ... versehen
sind. Letztere tragen Flügel. In dem Rahmen dreht sich eine Metallscheibe d1
d2. Sie hat
Sectoren, die eben und wellenförmig oder mit Spitzen besetzt oder mit Bürsten
s1
s2 ... aus
Aluminium oder Platin versehen sind. Eins der Schaugläser g1
g2 trägt in
einer Durchbohrung eine Metallstange, die den Strom von Drahtklemme p1 durch Bürste c zur Scheibe d1
d2 leitet. Die Luft
wird durch ein Sieb gleichmässig im Apparate vertheilt. Sie erfährt wegen der
Ungleichheit der Entfernungen zwischen s1
s2 ... und l1
l2
... einerseits und v1
v2 ... andererseits
Entladungen in sehr kurzen Zwischenräumen. Der Rahmen kann auch durch einen
Cylinder ersetzt sein. In ihm drehen sich Schrauben, die durch Befestigung von
Platin-, Aluminium- oder anderen Metallspitzen auf einem Porzellancylinder
hergestellt sind. Um die Geschwindigkeit des Gasstromes zu regeln und ihn
möglichst gleichförmig der Entladung zu unterwerfen, befindet sich zwischen je
zwei Schrauben eine eine Zusammenschnürung bildende Scheibe. Der Apparat kann
ausser zur Ozonerzeugung auch dienen zur Darstellung von Cyanwasserstoff aus
Stickstoff und Acetylen, von Nitraten aus Stickstoff und Sauerstoff und von
Ammoniak aus Stickstoff und Wasserstoff. M. Otto
(Annales de Chimie et de Physique, 1898 Bd. 13
S. 77) hat bis 15 Proc. der theoretischen Ausbeute an Ozon erhalten können. Die
Menge Ozon nimmt merklich mit der Schnelligkeit des Gasstromes zu und ist um so
grösser, je weiter man vom Sättigungspunkt entfernt ist. A. Verley (Englisches Patent Nr. 1337/1897) schaltet zwischen
Ozonisator und Transformator einen Condensator ein. Mit dessen einer Platte ist
die eine Belegung der Ozonröhre verbunden, während die Verbindung zwischen der
anderen Platte und Belegung durch eine Luftschicht unterbrochen ist, so dass die
alternirende Entladung des Condensators Hertz'sche
Wellen im Ozonisator erzeugt. Irving (U. S. P. Nr.
596936) will das bei der Elektrolyse von Lösungen solcher Metalle, die sich
leicht fest an der Kathode abscheiden, zwischen unlöslichen Elektroden
entstehende Ozon, da es frei von Stickoxyden ist, zu Inhalationszwecken nutzbar
machen. Der ganze Plan erweckt nicht viel Vertrauen. Der Siedepunkt des
flüssigen Ozons ist nach L. Troost (Académ. des Sciences vom 20. Juni 1898; Chemiker-Zeitung, 1898 Bd. 22 S. 543) bei
Atmosphärendruck – 119°. Ozon, das etwas Stickoxyde enthalten kann, verwenden
J. L. Garle und C. C.
Frye (Englisches Patent Nr. 28682/1896) zur Entfärbung von Palmöl bei
einer 100° nicht übersteigenden Temperatur.
Die Vereinigung von Sauerstoff mit Wasserstoff durch eben sichtbare Entladungen
eines Inductoriums erfolgt nach W. G. Mixter (Amer. Journ. of Science, 1897 Bd. 4 S. 51) bei
einem Drucke von 235 mm Quecksilber nicht explosionsartig, sondern langsam, ohne
dass Ozon gebildet wird. Die Reactionsgeschwindigkeiten für Gemenge von
Sauerstoff mit Kohlenoxyd und Kohlenwasserstoffen sind grösser als für die mit
Wasserstoff, und zwar reagiren die ungesättigten Kohlenwasserstoffe viel
schneller als die gesättigten. Die Elektricität macht die Moleküle chemisch
activ.
W. Spring (Chemiker-Zeitung, 1898 Bd. 22 S. 485) hat beobachtet, dass durch
suspendirte Nichtelektrolyte getrübtes Wasser sich klärt, wenn man zwischen zwei
Platinplatten einen, wenn auch noch so schwachen Strom durchgehen lässt. Er
erklärt dies so, dass die in der Flüssigkeit schwebenden Theilchen durch
physikalische oder chemische Zerkleinerung in einen elektrischen Zustand
gebracht sind, der das Zusammenballen hindert. Dieser Zustand wird, wenn das
Wasser leitfähig wird,aufgehoben, so dass ein Zusammenballen und Absetzen stattfinden kann.
Dieselben Wirkungen rufen ungleiche Temperaturen hervor, da sie
Convectionsströme erzeugen. Dies thun auch die Sonnenstrahlen sowohl im Wasser
als in der Atmosphäre (Wolken).
Textabbildung Bd. 309, S. 154
Fig. 5.Elektrolytischer Apparat zur Darstellung von
Stickstoffverbindungen nach Nithack.
Persulfate verwendet A.
James (Englisches Patent Nr. 422/1897) neben anderen Mitteln zur
Abscheidung von Jod aus den Lösungen, die durch Behandeln von Seegras mit
alkalischem Wasser erhalten worden sind; A. G. Green, A.
R. Wahl und The Clayton Aniline Company
(Englisches Patent Nr. 5351/1897) zur Umwandlung von p-Nitrotoluolsulfosäure in
Dinitrodiphenyläthandisulfosäure und Dinitrodiphenyläthylendisulfosäure. Die
Einwirkung von Ammoniumpersulfat auf das Silber der Photographien wollen Lumière frères und Seyewetz (Comptes rendus, 1898)
verwerthen.
Davy hat schon beobachtet, dass bei der Elektrolyse
lufthaltigen Wassers aus dem Stickstoff an der
Kathode Ammoniak, an der Anode Salpetersäure entsteht. Die Reaction verläuft
aber nur unvollkommen, und es entsteht sehr verdünnte Ammoniaklösung oder die
Herstellung concentrirterer erfordert zu lange Zeit. Diese Schwierigkeiten will
R. Nithack (D. R. P. Nr. 95532) durch Anwendung
hohen Druckes überwinden, der einestheils die Reactionsfähigkeit steigert, und
andererseits, wenn der verbrauchte Stickstoff ständig ergänzt wird, schnell
einen technisch brauchbaren Concentrationsgrad der Ammoniaklösung erreichen
lässt. Die Reaction an der Anode, durch die sich hauptsächlich Ammoniumnitrat
bildet, wird durch Zuführung von Ammoniak von aussen her verwerthbar gemacht, da
die von der Kathodenzelle in die Anodenkammer diffundirende Gasmenge nicht
genügt. Zur Ausführung des Verfahrens wird Luft, die im Waschgefässe a (Fig. 5) von
Sauerstoff und Kohlensäure befreit ist, mittels Niederdruckpumpe durch Rohr bb oder bcd nach dem mit Wasser gefüllten Behälter e geleitet, der mit Gasvertheilern f,
z.B. Sieben, versehen ist. Das verdrängte Wasser wird durch Stutzen g aus Ventil h so
lange abgelassen, bis der Wasserstand auf die Höhe der Siebschicht f gesunken ist. Dann werden h, b und c geschlossen. Nach Abstellung
der Niederdruckpumpe wird abwechselnd oder gleichzeitig einerseits Stickstoff
durch Hochdruckpumpe unter 50 bis 100 at Druck durch a und die mit Rückschlagsventil und Krümmer versehene Leitung b, andererseits Wasser durch Pumpe i im Verhältnisse der Absorption nach e gepresst. Sobald die Flüssigkeit bis zur
Wasserlinie k aufgestiegen ist, werden die
Poldrähte l und w mit
der Stromquelle verbunden, so dass der Strom zwischen den Kohlekathoden n und dem Anodenplatindrahtnetz o durch das Diaphragma p hindurch übergeht. Dieses ist zur Verhütung der Mischung der oberen
Gasschichten mit einem undurchlässigen Ansatz p1 versehen. Die Ammoniakflüssigkeit wird durch
das ringförmige, durchlöcherte Rohr r abgelassen.
In die Anodenkammer wird durch Druckpumpe s
concentrirte Ammoniakflüssigkeit eingepresst. Die Ammoniumnitratlösung fliesst
durch t ab.
Früher (Phil. Mag., 1878 Ser. 5 Bd. 5 S. 384) hat
L. Bleekrode wahrgenommen, dass flüssiges
Ammoniak beim Durchleitendes Stromes (angeblich durch frei werdendes Ammonium)
blau wird, die Färbung aber nach dem Aufhören der Einwirkung wieder
verschwindet. H. P. Cady (The Journ. of Physical Chem., 1897 Bd. 1 S. 707) fand, dass reines
flüssiges Ammoniak selbst für Ströme von 110 Volt nur ein sehr schlechter
Leiter, ist und nicht blau wird, dass aber schon eine kleine Zugabe löslicher
Salze ausgezeichnete Leitfähigkeit und, wenn es solche der Alkalien sind,
Blaufärbung bewirkt. Zusatz von Ammoniumsalzen gibt die letztere nicht, ebenso
wenig Anwesenheit von Silber-, Kupfer- oder Bariumsalzen. Bei der Elektrolyse
von Kaliumjodid in Ammoniak durch 6 bis 12 Volt entsteht unter
Wasserstoffentwickelung an der Kathode ein dunkelgrauer, heftig mit Wasser
reagirender Körper (KNH2?), an der Anode ein
blauschwarzer bis olivengrüner Absatz, der beim Erhitzen, beim Reiben oder in
Berührung mit Säuren heftig explodirt und jedenfalls HN3J ist. Denselben Körper erhält man bei der
Elektrolyse einer Lösung von Mercurijodid in Ammoniak. Diese und die von
Silbernitrat und Bleinitrat scheiden an der Kathode die Metalle ab. Eine Lösung
von Natrium gibt Blaufärbung. Flüssiges Ammoniak scheint gelöste Substanzen
ebenso gut zu dissociiren wie Wasser; in den meisten Fällen scheinen die Ionen
sogar in ersterem schneller als in letzterem zu wandern. Den schon lange (seit
1837!) bekannten elektrolytischen Vorgang der Reduction von Alkali- und
Erdalkalinitraten zu Nitriten und Ammoniak haben sich Taquet und Belleville (Französisches
Patent Nr. 264711) schützen lassen.
Eine neue Nachahmung des Phosphor-Gewinnungsverfahrens
von Hilbert und Frank
(vgl. D. p. J. 1897 304
140 und 1898 307 189) durch Erhitzen eines Gemenges
von Calciumphosphat mit ¼ Th. Koks im elektrischen Ofen ist das von Gin und Leleux
(Französisches Patent Nr. 263782). Collardeau
(Französisches Patent Nr. 264703) will erst aus 310 Th. dreibasischem
Calciumphosphat und 110 Th. Kohle im elektrischen Ofen ein Gemenge von
Calciumcarbid und Calciumphosphid, oder aus 310 Th. Calciumphosphat, 260 Th.
Kalk und 160 Th. Kohle fast reines Calciumphosphid herstellen, durch Wasser
zersetzen und den entwickelten Phosphorwasserstoff in rothglühenden Röhren, die
Kohle enthalten, zerlegen. Das Phosphid kann auch mit Kieselsäure allein oder im
Gemenge mit Calciumphosphat erhitzt werden. Der Umweg scheint nur eingeschlagen
zu sein, um ältere Patente umgehen zu können. Boblique (Französisches Patent Nr. 264997) will erst durch Schmelzen
von Calciumphosphat mit einem Eisensalze ein 17 Proc. Phosphor enthaltendesEisenphosphid
herstellen und die geschmolzene Verbindung dann elektrolytisch zersetzen. Der
Phosphor wird durch einen Strom indifferenten Gases mit fortgeführt. Wozu auch
dieser Umweg? Zum Nachweis des Phosphors in Phosphiden und unlöslichen
Phosphaten (Gussproben, Phosphorbronze, Knochen, Apatit, Pyromorphit u.s.w.)
bringt Mayençon (Rev.
techn., 1897 S. 398; Zeitschrift für
Elektrochemie, 1898 Bd. 4 S. 388) die zerkleinerte Probe und einige
Tropfen Molybdänlösung auf ein mit dem positiven Pole verbundenes Platinblech
und berührt die Flüssigkeit mit der Platinkathode. Eintretende Gelbfärbung zeigt
die Anwesenheit von Phosphor an.
Wohl zur Gewinnung von Phosphorsäure aus Phosphaten unter Zuschlag von Sand
versieht de Chalmot (U. S. P. Nr. 588267) seinen
Lichtbogenofen mit Verdichtungskammern. Auf der anderen Seite des
Erhitzungsraumes fliesst die Schlacke durch einen Ueberlauf auf eine sich
drehende Walze, die zur Verhinderung des Festhaftens mit Sand bestreut ist, und
fällt von dort in einen Behälter mit Wasser.
Die nach einem früher beschriebenen Verfahren (D. p.
J. 1897 303 70) hergestellte Kohlen-Lösung will A.
Coehn (D. R. P. Nr. 98008) zum Ueberziehen von Metallen mit Kohle oder
kohlenstoffhaltigen Körpern zum Schutze vor atmosphärischen Einflüssen, zu
decorativen Zwecken u.s.w. benutzen. Wird als Elektrolyt eine Schwefelsäure
genommen, die auf 1 Th. concentrirte Säure weniger als 1 Th. Wasser enthält, so
muss man über 60° erwärmen. Mit einer Schwefelsäure 1 : 100 erhält man schon bei
Zimmertemperatur Lösung und Niederschlag, wenn E nicht unter 2 Volt und Dqdm = 0,5 – 1,0 Ampère ist. Graphit stellt H. H. Wing (U. S. P. Nr. 598549) durch elektrisches
Erhitzen von kohlenstoffhaltigem Material in continuirlichem Betriebe her. Zum
Beweise für die vielfach angezweifelte Behauptung, dass Kohlenstoff nahe bei
3500° schmelze, legte W. Borchers der diesjährigen
Hauptversammlung des Vereins deutscher Eisenhüttenleute (Chemiker-Zeitung, 1898 Bd. 22 S. 186) zwei wellenförmig gebogene
Kohlenstäbe vor, die ursprünglich gerade waren, aber schon nach wenige Secunden
langem Erhitzen durch einen Strom, der auf 1 qmm Querschnitt nur wenig über 10
Ampère betrug, die wellenförmige Gestalt angenommen hatten.
Kalium-, Natrium-, Lithium- und Magnesiumcarbid (letzteres durch 10 Minuten lange
Einwirkung von 600 Ampère und 60 Volt) werden nach H.
Moissan (Comptes rendus, 1898 Bd. 126 S.
302) im elektrischen Ofen zersetzt. Die beiden ersteren können daher durch
Ströme von 350 Ampère und 50 Volt nur in Spuren, das dritte schon besser
erhalten werden, wenn man die Reaction bald unterbricht. Daher kann auch
Magnesia im Kohlentiegel nicht ohne Reduction geschmolzen werden. Kaliumcarbid
entsteht durch Einwirkung von Acetylen auf Kalium. Aus Natrium und flüssigem
oder stark comprimirtem Acetylen, die in einer Röhre eingeschlossen sind, wird
Acetylennatrium gebildet. Dieses zerfällt beim Erhitzen unter Rothglut, wobei
sich Acetylen, flüssige Kohlenwasserstoffe und Natriumcarbid bilden.
Magnesiumcarbid wird im Gemisch mit Kohle beim Erhitzen von Magnesium in
Acetylen erhalten. Calciumcarbid wird durch Ströme hoher Intensität (1200 Ampère
und 60 Volt 10 Minuten lang) dissociirt; Calcium destillirt, und Kohle
bleibt im graphitischen Zustande zurück. Das letztere haben Gin und Leleux (Comptes rendus, 1898 Bd. 126 S. 236) bestätigt.
Hält man bei der Einwirkung des elektrischen Bogens auf das Kalk-Kohlengemisch
die Elektroden unbeweglich, so höhlt der Bogen um sich eine Tasche aus, aus
deren höchstem Punkte sich ein Krater bildet, aus dem die Gase entweichen. Die
Wandungen der Aushöhlung zeigen nach dem Erkalten concentrische Schichten, von
denen die innere aus Graphit, die mittlere aus krystallisirtem Carbid und die
äussere aus dem unveränderten Gemisch besteht. Innen war also die Temperatur so
hoch, dass die Dissociationsspannung der Calcium- und Kohlenstoffdämpfe die
Vereinigung beider Elemente hinderte. Will man eine Dissociation des
Calciumcarbids nicht zugeben, so könnte man das Vorkommen von Graphit so
erklären, dass bei der hohen Temperatur der Kalk sich zu schnell verflüchtigte,
um reducirt und dann carburirt werden zu können, also überschüssiger Kohlenstoff
zurückblieb. Beide Vorgänge spielen sich wahrscheinlich gleichzeitig ab. Wirft
man in den Gaskrater gepulvertes Carbid, so verschwindet es bei genügender
Stärke des Stromes, und die Gase entwickeln kein Acetylen, ein Beweis dafür,
dass das Carbid nicht als solches verflüchtigt, sondern dissociirt wurde. Auch
Barium- und Mangancarbid dissociiren sich schon bei einer unter der
Verflüchtigungstemperatur des Kohlenstoffs liegenden Hitze.
Calciumphosphorcarbid, das in der Landwirthschaft Verwendung finden soll, stellt
die Société industrielle du Valais in Vernayaz (L'Industrie électrochimique, 1898 Bd. 2 S. 42) im
elektrischen Ofen von Storry her. Das Phosphat muss
kieselsäurefrei sein. 5 bis 20 Proc. Knochenasche werden mit 100 Th. Kalk und 65
Th. Koks gemischt.
Bei der Elektrolyse der Kohlensäure sind nach O.
Bach (Comptes rendus, 1898 Bd. 126 S. 479)
die vorherrschenden Phasen: H2CO3 = H2 + CO3 und CO3 + H2O = H2CO3 + O, während folgende Nebenreactionen
auftreten: H2CO3
+ H2 = HCOOH + H2O und HCOOH + H2 = CH2O + H2O.
Auf das Verfahren zur Darstellung von Silicium neben
Metallsilicid, das entfernt wird (vgl. D. p. J.
1897 304 141), hat G. de
Chalmot (U. S. P. Nr. 589415) gesetzlichen Schutz erhalten. Dass
Kieselsäure durch Kohle im elektrischen Ofen reducirbar ist, hat H. Moissan schon früher gezeigt. Für praktische
Zwecke dürfte es angemessen erscheinen, vom Beryll auszugehen. Erhitzte P. Lebeau (Comptes
rendus, 1898 Bd. 126 S. 1223) ein Gemenge von 100 k dieses Materials
mit 50 k Koks 1 Stunde lang mit 1500 Ampère im Carbidofen, so erhielt er in der
unteren Schicht der Schmelze 60 bis 80 Proc. krystallisirtes Silicium, das durch
Behandlung mit Flussäure und dann mit Schwefelsäure zu trennen ist und nach dem
Waschen mit Wasser nur noch etwa 1 Proc. Siliciumcarbid einschliesst. Nach Le Roy (Académie des
Sciences vom 17. Januar 1898; Moniteur
scientifique, 1898 Ser. 4 Bd. 12 S. 226) verringert sich der
elektrische Widerstand des krystallisirten Siliciums bei 800° um rund 40 Proc.
gegen den bei gewöhnlicher Temperatur.
Die Silicide von Eisen, Mangan, Chrom und Calcium (vgl. a. D. p. J. 1897 304 141
und 142) haben nach G. de Chalmot (Americ. Chem. Journ., Bd. 19 S. 118) dieallgemeine Formel MeSi
2. Das reine Kupfersilicid hat die
Zusammensetzung Cu 2Si. Beim Erhitzen mit
Schwefel auf 200 bis 280° entstehen Kupfersulfür und -sulfid unter Freiwerden
von Silicium, über 300° bildet sich Siliciumdisulfid. Mangan-, Chrom- und
Eisensilicid geben unter 300° fast gar keine Umsetzung. Bei höherer Temperatur
entsteht kein freies Silicium.
Charles A. Kohn (The Journ.
of the Society of Chem. Industry, 1897 Bd. 16 S. 863) gibt in einem
Artikel über die Herstellung von Carborundum, wie sie die Carborundum Co. ausführt, an, dass die Production
von 15200 Lb. im J. 1893 auf 741297 Lb. in der ersten Hälfte von 1897 stieg,
während der Preis von 2 £ im März 1892 und von 16
s. im August 1892 auf 7½ d. für 1 Lb. im October 1897 fiel. Kaum etwas Neues
bringt H. Becker (L'Industrie électrochimique, 1897 Bd. 1 S. 73) in seinem Artikel über
Carborundumherstellung an den Niagarafällen.
(Fortsetzung folgt.)