Titel: | Seewesen.Schiffstreiber. |
Fundstelle: | Band 309, Jahrgang 1898, S. 162 |
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Seewesen.Schiffstreiber.
(Fortsetzung des Berichtes S. 141 d.
Bd.)
Mit Abbildungen.
Schiffstreiber.
IV. Schrauben.
Der wichtigste Schiffstreiber ist die Schraube geworden und geblieben. Die Arbeit
derselben im nachgiebigen Medium, in dem Wasser, bringt verschiedene Nachtheile mit
sich, welche den Wirkungsgrad der Schraube erheblich herabdrücken, die man aber
durch geeignete Construction des Treibers zu beheben sucht. Dass auf vielerlei
Punkte Rücksicht genommen werden muss, rechtfertigt auch die Mannigfaltigkeit der
Verbesserungsversuche. Die Unsicherheit, welche in Bezug auf die Wirkungsweise der
Schraube im Wasser selbst herrscht, macht es erklärlich, dass oft viele, zuweilen
einander entgegenlaufende Wege eingeschlagen werden, um ein gemeinsames Ziel zu
erreichen. Das stossfreie Gleiten der Flügel durch das Wasser, die Vermeidung von
Wirbelbildungen, Verringerung der Reibungsarbeit, aber auch die Beachtung der
Slipwirkung, die richtige Zu- und Abführung des Wassers zu und von der Schraube sind
Momente, welche für Erfinder unerschöpflichen Stoff darbieten. Was Wunder, dass
unsere an Erfindungen aller Werthstufen so reiche Zeit in Schiffsschrauben ebenfalls
mehr oder minder zu schätzende Neubildungen zu verzeichnen hat.
Textabbildung Bd. 309, S. 161
Schraubenflügel von Küchen.
Um ein ruhiges, nicht schlagartiges Arbeiten der Schraube zu bewirken, gibt Küchen in Bielefeld den Flügeln die durch Fig. 55 in
Seitenansicht, durch Fig.
56 in der Vorderansicht dargestellte Gestalt. Die Flügel greifen mit ihrem
von der Achse a aus gerechnet kürzeren Theil r in das Wasser und wälzen bei ihrer Weiterdrehung
letzteres auf den längeren Theil r1. Flach gelegt, hätten die gewundenen Flügel eine
der Form des Vogelflügels ähnliche Gestalt. Sie sind so angeordnet, dass sie
sich bei etwa ¼ Windung decken, steigen am Umfang sanft an und haben nach dem Theil
r1 zu eine
abnehmende Flügelfläche.
Soweit die unklaren amerikanischen Ausführungen ergeben, scheint auch der Amerikaner
Case das nämliche Ziel, wenngleich mit anderen
Mitteln, anzustreben.U. S. P. Nr. 553953.
Case setzt die Flügel auf die Nabe nicht gerade auf,
sondern verdreht die äusseren Flügelenden so weit, dass die Flügelachsen nicht durch
die Wellenachse treten, und zwar geschieht die Verdrehung mit dem Erfolge, dass die
Flügelspitzen bei Vorwärtsfahrt dem übrigen Körper vorauseilen, wie dies in Fig. 57 angedeutet ist.
Textabbildung Bd. 309, S. 161
Fig. 57.Schraubenflügel von Case.
G. M. und E. A. Hoyland in
London wollen auf das Reibungskielwasser wirken und dessen Triebkraft ausnutzen
(Fig. 58 und 59). Die Flügel sind an
der rückwärtigen oder treibenden Seite a concav. Diese
Fläche kann ein Theil eines Kegels eines Ellipsoides oder einer Kugel sein, oder
kann eine kuppelförmige Gestalt besitzen. Das Wesen der vorliegenden Erfindung
besteht aber darin, dass auf der Rückseite der bei der Bewegung vorangehenden Kante
b des Schraubenflügels eine keilförmige Rippe c angebracht wird, welche sich der Krümmung des Flügels
anschliesst. Diese Rippe reicht auf der Rückseite des Flügels eine kurze Strecke von
der Kante nach einwärts und fällt dann mehr oder weniger steil ab (d), worauf sie mit geeigneter Uebergangskrümmung in die
Rückseite des Flügels übergeht.
Textabbildung Bd. 309, S. 161
Schraubenflügel von Hoyland.
Durch die vorangehenden Rippen soll die Reibung des Wassers an den nachfolgenden
Theilen der Rückseite der Flügel verringert und hierdurch ein vergrösserter
Nutzeffect der Schraube erzielt werden. Die Flügel können auch flach gewählt, auch
mehrere Rippen hinter einander angeordnet werden. Ein praktischer Griff scheint
hiernicht
gemacht worden zu sein. Wenn man selbst zugibt, dass hinter der Rippe sich
schaumhaltiger Wirbel bildet, welcher die Reibung geringer werden lässt, so muss
andererseits eine durch die Rippe gerade vermehrte Widerstandsarbeit überwunden
werden; wo dann der Vortheil steckt, ist nicht einzusehen.
Einleuchtender ist die Construction von Th. Armstrong in
London, welcher gleichfalls die Reduction der Flügelreibung im Wasser anstrebt und
in correcter Weise die vordere Druckfläche berücksichtigt, welche ja vornehmlich in
Frage kommt. Armstrong gibt die folgende Schilderung
für seine Schraubenflügel (Fig. 60 bis 63).
Textabbildung Bd. 309, S. 162
Schraubenflügel von Armstrong.
Der neue Flügel bildet eine Kugelschale oder einen Abschnitt einer Hohlkugel, der
unter entsprechendem Winkel zur Schraubenwelle auf die Nabe aufgesetzt ist. An der
hinteren oder Wasseraustrittskante ist als Fortsetzung der Kugelschalenform ein
Ausläufer oder Lappen von beliebiger Wölbung angesetzt, der dazu dient, bei
Rückwärtsdrehung der Schraube das Wasser besser zu durchschneiden, auch beim
Vorwärtsgange das Wasser glatt ablaufen zu lassen. Fig. 60 ist die Ansicht
eines Flügels von vorn, Fig.
61 von der Seite und Fig. 62 im Schnitt nach
1-1 (Fig. 60 von oben
gesehen); die Pfeile I und II in Fig. 62
geben die Richtungen an, von welchen aus die Ansichten in Fig. 60 und 61 aufgenommen sind.
Fig. 63 zeigt die
Querschnitte des Flügels nach den Linien 1-1, 2-2, 3-3,
4-4 und 5-5 in Fig. 60. In Fig. 60 und 61 ist mit Strichlinien
die Kugel angedeutet, von welcher die Kugelschalenform des Flügels abgeschnitten
ist. Der Punkt m1 in
Fig. 61 ist der
Mittelpunkt der Hohlkugel, von welcher der Flügel ein Abschnitt im Abstande m vom Mittelpunkte m1 ist. Der Mittelpunkt der Abschnittskreisfläche f ist in Fig. 60 mit m2 bezeichnet. Von
dieser reinen Kreisfläche ist an der rechten Seite, also an der Eintrittskante,
behufs leichteren Durchschneidens wie üblich auf der unteren Hälfte ein Stück e weggeschnitten; an der linken oder Austrittskante ist
dagegen der Lappen a zugesetzt, der, wie schon erwähnt,
beim Rückwärtslauf der Schraube von Vortheil ist. In den Fig. 62 und 63 ist dieser Lappen mit
seiner entgegengesetzten Krümmung ebenfalls mit a
bezeichnet. Die Grösse oder Breite dieses Lappens unterliegt nicht bestimmten
Gesetzen; man formt ihn je nach Bedürfniss. Die Zahl der Flügel, ihre Schrägstellung
zur Nabe unterliegt keinen bestimmten Beschränkungen. Die Drehrichtung der Schraube
beim Vorwärtsgange ist in Fig. 62 durch den Pfeil r angedeutet. Die
durch Versuche festgestellte erhöhte Wirkung dieser Flügelform erklärt sich
wesentlich dadurch, dass innerhalb des Hohlkugelabschnittes oder der Kugelschale b1 (Fig. 62) eine mehr oder
weniger grosse Menge Wasser je nach der Schnelligkeit der Drehung sich sammelt und
dort in Ruhe verbleibt; es ist anzunehmen, dass die Wasserfäden s (Fig. 62) an der
Eintrittskante abgelenkt werden und zwischen sich und der inneren Schalenfläche von
b1 eine ruhende
Wasserschicht b lassen, welche mit dem Flügel sich
dreht. Diese Wasserschicht b verhindert also eine
unmittelbare Berührung der geschnittenen Wasserfäden s
mit der metallischen Innenfläche der Schale b1; es findet also keine unmittelbare Reibung
zwischen dem Wasser und dem Metall statt, sondern nur zwischen den Wasserschichten
b und s. Die Schicht
b wirkt demnach als ein elastisches Kissen für die
Wasserfäden s; sie mildert die Reibung sehr erheblich,
da bekanntermaassen die Reibung zwischen den Wassertheilchen unter sich bedeutend
geringer ist, als zwischen Wasser und Metallfläche. Die Kugelschalenform eignet sich
für den vorliegenden Zweck ganz besonders, weil sie leicht herstellbar ist; ihre
Abmessungen richten sich nach den jeweiligen Bedürfnissen.
Es lässt sich hier die Schraube des Amerikaners Jay
Brit. Spec. Nr. 20770/1894. anführen (Fig.
64 und 65).
Der Flügel a ist sowohl in seiner Vorder-, wie auch an
der Rückkante eigens gestaltet. Sein führender Vordertheil b ist nach innen abgebogen, während die hintere Kante nach dem Schaft zu
und nach hinten umgelegt ist. Gleichzeitig nimmt die Flügellänge von b nach c zu. Neben der
stossfreien Arbeit, welche die Lappen b und die nach
hinten zunehmende Länge der Flügel anscheinend zum Zwecke haben, soll wohl durch die
Abbiegungen c das Wasser thunlichst nach hinten
abgeleitet werden. Eine praktische Bedeutung hat die Jay'sche Construction nicht gewonnen, wie auch ihre Begründung einer
Klarheit ermangelt.
Textabbildung Bd. 309, S. 162
Schraubenflügel von Jay.
J. M. Adam in Glasgow verwendet Flügel, deren arbeitende
Fläche einen Theil vom Mantel eines Kegels bildet, dessen Achse diejenige der
Flügelwelle schneidet, eine Ausführung, die gleichfalls den Stoss vermeiden soll.
Aus den Darlegungen des Erfinders ist Folgendes anzuführen:
Bringt man einen Hohlkegel auf eine Welle und befestigt denselben an einer Seite in
der Längsrichtung auf derselben Welle oder an einem Vorsprunge derselben und
versetzt hierauf die Welle in drehende Bewegung, so dass sie den Hohlkegel mitnimmt,
so bietet die eine Seite des Kegels eine Fläche, auf welcher der Umriss eines nach
vorliegender Erfindung construirten Flügelsaufgerissen werden kann. Die Achse eines
solchergestalt befestigten Kegels wird gegen die Achse der Kreisbewegung, welche in
Nachstehendem Wellenachse genannt werden wird, geneigt.
Diese Neigung des Kegels erzeugt das Reactionsvermögen des Flügels; je stärker die
Neigung ist, d.h. je mehr der unterste Punkt der Kegelkante sich der Wellenachse
nähert, um so schärfer wird die Reactionsfläche hervortreten. Die Neigungslinien
eines rotirenden Halbkegels bilden Kreislinien, welche die Oberfläche des Kegels
concentrisch zur Wellenachse durchschneiden. Sie sind der Form nach identisch und
unterscheiden sich nur der Grösse nach, und da alle durch die gleiche Bewegung
hervorgebrachten Linien in ihrer Richtung übereinstimmen, so werden auf ähnliche
Weise erzeugte Ströme gleichförmig sein. Der Erzeugungswinkel des benutzten Kegels
kann je nach dem zu erreichenden Zwecke verschieden sein.
Textabbildung Bd. 309, S. 163
Fig. 66.Schraubenflügel von Zoelly.
Es bestehen Schrauben, bei denen die Arbeitsflächen nahe der Welle, weil sie nur
wenig nutzbringende Arbeit leisten, in Wegfall gekommen, und die Flügel demgemäss
auf dem Umfange eines Scheibenkranzes angeordnet sind. H.
Zoelly in Zürich bildet diese Art Schrauben in der durch Fig. 66 dargestellten Weise aus, indem er eine im
Felgenraume volle Tragscheibe für die Flügel anordnet, welche dem Wasser den
hemmenden Durchgang zwischen Scheibenkranz und Nabe verwehrt, und des weiteren diese
Scheibe nach vorn durch einen cylindrischen Körper abdeckt, der eine Stauung des
Wassers vor der Scheibe verhindert. Der von der Schraubenwelle b angetriebene Propeller besteht aus der centralen
Scheibe a1, deren
Felgenraum zur Verhinderung jeden Wasserdurchganges geschlossen ist, und den auf
ihrem Kranze befestigten Schraubenflügeln a2, welche auch seitlich über den Scheibenkranz
hinausragen können. Vor diesem Propeller ist ein cylindrischer, mit dem Propeller
conaxialer Körper c angeordnet, welcher die ganze
wirkungslose Fläche der Scheibe nach vorn deckt, indem er sich mit seiner mit dem
Scheibenumfange bündigen Stirnfläche unter Belassung eines möglichst kleinen
Zwischenraumes an die Scheibe anschliesst. Der Cylinder verläuft zweckmässig nach
vorn in den Schiffsrumpf; zu seiner Ausbildung kann das die Schraubenwelle
umschliessende Verschalungsblech herangezogen werden. Indem der Cylinder das
andrängende Wasser von der Scheibe a1 abhält, leitet er es zugleich auch in die
Schaufeln, welches Leitvermögen durch Aufsetzen von rippenartigen Leitschaufeln c1 auf seinen Umfang
noch verbessert werden kann. Hinter dem Propeller befindet sich ein zweiter,
zweckmässig kegelförmiger Hohlkörper d, der die Aufgabe
hat, das aus der Schraube tretende Wasser unter Verhütung schädlicher
Wirbelbewegung abzuleiten.
Anklänge an diese Construction zeigt die Schraube von Hurlbut in Genf (Fig. 67), bei welcher
allerdings die Zu- und Abführung des Wassers durch die Nabe selbst bewirkt wird;
diese ist deshalb elliptisch gestaltet.
Textabbildung Bd. 309, S. 163
Fig. 67.Schraubenflügel von Hurlbut.
Demgegenüber stehen jedoch diejenigen Bestrebungen, nach denen zwar auch eine
Wirbelbildung hinter der Schraube vermieden werden soll, jedoch dadurch, dass die
Nabe überhaupt fortgelassen und dem Wasser ein freier Durchtritt in der
Wellenrichtung gestattet wird. Unter den neueren Repräsentanten dieser Richtung ist
der Pagan'sche (Philadelphia) Propeller zu nennen (Fig. 68). Die Flügel a
werden zwischen zwei in der Mitte ausgeschnittenen Scheiben b verbolzt. Die Befestigung dieser Flügelträger an der Welle, derart, dass
die Wirkung durch die letztere nicht beeinträchtigt werde, gibt allerdings zu
Bedenken Anlass; in der That dürfte, abgesehen von praktischen Fehlern, selbst das
angestrebte Ziel nicht erreicht werden. – Auch Herzer
in Mainz lässt die der Schraubenachse zunächst liegenden Theile der Schraube a weg (Fig. 69), so dass
ein freier Durchtritt gebildet wird, dessen Durchmesser y in jeweiligem, passendem Verhältnisse zum Schraubendurchmesser x steht. Die treibende Welle z ist in directer Verbindung mit der Schraube gezeichnet. Als Querschnitt
für den Gang a werden vom Erfinder mehrere Formen
vorgeschlagen; in keinem Falle wird man aber mit grossen Kräften rechnen dürfen.
Textabbildung Bd. 309, S. 163
Fig. 68.Propeller von Pagan.
Textabbildung Bd. 309, S. 163
Fig. 69.Schiffsschraube von Herzer.
Weil die Wassertheilchen dem Drucke auszuweichen trachten, gibt A. zur Kamme in Kiel der Schraube eine zunehmende
Steigung, so dass die Druckfläche dem zurückweichenden Wasser nachfolgt. Durch die
bislang bekannt gewesene Construction, bei welcher eine Abänderung der abgewickelten
Richtlinie im Steigungsdreieck stattfindet, wird eine continuirliche Steigung nicht
erreicht. A. zur Kamme wickelt deshalb das
unveränderliche Steigungsdreieck auf einen Cylinder mit spiralförmigerBasis und wählt als
günstigste der Spiralen die Kreisevolvente, von welcher nicht wesentlich verschieden
ihre Aequidistante und die archimedische Spirale sind. Als Schraubenlinie könnte man
dann die doppelt gekrümmte Curve bezeichnen, in welche die Richtlinie umgebogen
wird, wenn man das Steigungsdreieck auf den geraden Cylinder mit der Kreisevolvente
als Basis aufwickelt. Als Schraubenflächen verwende man, so führt der Erfinder
weiter aus, nun die beiden folgenden, geradlinigen Flächen, entweder eine allein
oder beide gleichzeitig als Vorder- und Hinterfläche einer Schiffsschraube bezw.
Schraubenturbine: die geradlinigen Erzeugenden dieser Flächen gehen durch die
Schraubenlinie des Kreisevolventencylinders; sie sind parallel der Basis oder
Grundebene, und sind tangential an die eine oder an die andere Seite des geraden
Kreiscylinders über dem Evolutkreise mit dem Halbmesser
\overline{m\,n}. Es bedarf nur der Erwähnung, dass die
verallgemeinerten Schraubenflächen leicht in derselben Weise abgeändert werden
können, wie solches bei der gewöhnlichen Schraubenfläche geschehen. Fig. 70 gibt den
Grundriss und Fig. 71
den Aufriss eines von diesen Flächen begrenzten, mehrgängigen Schraubenkörpers. Nur
in dem Quadranten \widehat{p\,q\,r\,s} sind im Grundrisse die
Erzeugenden der beiden Flächen angedeutet. Mit Hilfe eines Theiles dieses
Schraubenkörpers hat man im Modell eine zweiflügelige, rechtsgängige Schiffsschraube
construirt; es ist dabei für jeden Flügel derjenige Quadrant gewählt, wo der
Radiusvector der Kreisevolvente bereits zwei volle Umläufe gemacht hat, d. i. das
Stück \widehat{p\,q\,r\,s} der Kreisevolvente. Fig. 72 und Fig. 70 gibt den
Grundriss und Fig. 71
den Aufriss eines von diesen Flächen begrenzten, mehrgängigen Schraubenkörpers. Nur
in dem Quadranten \widehat{p\,q\,r\,s} sind im Grundrisse die
Erzeugenden der beiden Flächen angedeutet. Mit Hilfe eines Theiles dieses
Schraubenkörpers hat man im Modell eine zweiflügelige, rechtsgängige Schiffsschraube
construirt; es ist dabei für jeden Flügel derjenige Quadrant gewählt, wo der
Radiusvector der Kreisevolvente bereits zwei volle Umläufe gemacht hat, d. i. das
Stück \widehat{p\,q\,r\,s} der Kreisevolvente. Fig. 72 und 73 zeigen diese
Schiffsschraube im Grund- und Aufriss.
Textabbildung Bd. 309, S. 164
Schraube von zur Kamme.
In diesem speciellen Falle ist die Welle zugleich die Nabe,
was bei grösseren Schiffsschrauben schwerlich angängig sein wird und was auch nicht
als charakteristisch hingestellt werden soll. Als auszeichnende Merkmale einer so
construirten Schiffsschraube glaubt man besonders ansehen zu dürfen: die
continuirlich veränderliche Steigung, wodurch dem Umstande Rechnung getragen wird,
dass das Wasser an der Druckfläche der Schraube nach hinten ausweicht, das Anwachsen
des Schraubendurchmessers, wodurch dem Umstande Rechnung getragen wird, dass das
Wasser in der Schraube eine Centrifugalbewegung erlangt, und weil auf diese Weise
der am meisten wirksame Flächentheil erheblich vergrössert wird, nämlich das am
Austritte und am Rande befindliche Stück der Druckfläche, die tangentiale Stellung
der Erzeugenden, wodurch Störungen und Strudelbildungen an der Nabe vermindert
werden, und schliesslich die einfache, mechanische und correcte Ausführbarkeit der
Schraube.
Ueber die Ausführbarkeit der Schraube werden Zweifel kaum entstehen können; auch die
theoretischen Darlegungen haben manches für sich. Ob aber Erfolge thatsächlich zu
erzielen sind, müssten praktische Versuche ergeben, welche bisher nicht bekannt
geworden sind. Wir haben hier das Bestreben, die einzelnen Elemente des Flügels im
Wasser von gleichem Widerstande arbeiten zu lassen und durch die Flügelform die
Veränderung des Wasserzustandes zu paralysiren.
Textabbildung Bd. 309, S. 164
Fig. 74.Schraubenflügel von Case.
Gerade das nachgiebige Mittel, in welchem der Propeller arbeitet, hat den
Constructeuren viel Kopfzerbrechen gemacht, ist auch der wesentliche Grund, aus dem
die Vorgänge bei der Propellerarbeit unklar geblieben sind. Dass bei den üblichen
Schrauben der eine Flügel dem anderen das Arbeitsfeld verdirbt, insbesondere, wenn
die Flügel rasch auf einander folgen, ist einleuchtend. Ein Weg, hier bessere
Verhältnisse zu schaffen, würde vielleicht derjenige sein, dass man die einzelnen
Flügel nach verschiedenen Richtungen drücken lässt, so dass ein Flügel nicht dem vom
vorhergehenden bewegten Wasser zu folgen braucht.
In wenig glücklicher Weise sucht A. W. Case in Highland
Park, Nordamerika, die Aufgabe zu lösen, indem er die wirksamen Druckflächen der
Flügel nicht gleichlaufend zu einander setzt, sondern vorwärts und rückwärts
geneigte Flügel mit senkrecht zur Welle stehenden abwechseln lässt. In Fig. 74 ist eine solche Schraube dargestellt und sind
zugleich die Richtungen dargestellt, in denen die Flügel mit den Oberflächen c auf das Wasser wirken.
Gewissermaassen wie zur Entschuldigung für seine Erfindung führt Case aus: Bei Schiffsschrauben älterer Construction
sind die Flügel derart gebildet, dass die wirkende Fläche gegen das Wasser hinter
der Schraube sowohl von innen als auch von rückwärts schlägt, welche Anordnung der
Annahme entsprang, dass das Wasser veranlasst werden müsse, nach den gedrückten
Richtungen aus einander zu gehen. Es sind Mittel angewendet worden, um die Bewegung
des Wassers nach auswärts zu vermeiden, da diese für nachtheilig gehalten wird. Die
Flügel bei der vorliegenden Erfindung sind derart gestaltet und gestellt, dass sie
dem Strömen oder Schlagen des Wassers nach aussen kein Hinderniss entgegensetzen,
und sind dieselben daher unter einem Winkel gegen die Achse der Welle geneigt, um
bei der Wirkung der Schraube in dem Wasser sowohl einen Schlag nach auswärts als
auch nach rückwärts zu erhalten. Man pflegte die wirkenden Flächen der Flügel bei
Schiffsschrauben derart zu machen, dass sie möglichst jener Fläche entsprechen,
welche durch Abwickelung der Umdrehung nach vorwärts um die Achse des Schiffes
entstehen,wobei
dieselben unter einem die Achse kreuzenden Winkel angeordnet sind. Diese
Hauptanordnung der spiralförmigen Bewegung der Flügel und die Hauptstellung der
Flügel in einer solchen Bewegungsebene wird ersetzt durch einen der vorliegenden
Idee entsprechenden Steigungswinkel der Schraube, obgleich eine vollständig genaue
Form dadurch nicht erzielt wird. Das Ergebniss dieser eigenthümlichen Construction
und der Anordnung der Flügel ist, dass der Flügel, welcher senkrecht auf der Nabe
steht, gegen Wasser schlägt, welches durch die Wassermassen direct hinter demselben
zurückgedrängt wird, während der andere Flügel in divergirender Richtung nach
auswärts schlägt gegen Wassermassen, welche ausserhalb des Bereichs der durch die
Rotation der Schraube entstandenen Wirbelungen gelegen sind; der dritte Flügel
schlägt wieder gegen Wasser, welches gegen die Mitte geworfen wird. Durch
Vereinigung dieser Anordnungen der Flügel an einer Schiffsschraube wird erreicht,
dass der Schlag eines jeden Flügels gegen das Wasser, welches in grösseren Massen
zurückgebracht wird, gerichtet ist oder aber gegen Wasser erfolgt, welches durch die
vorhergehenden Flügel nicht in derselben Richtung in Bewegung gesetzt wurde, wodurch
ein grösserer Nutzeffect der Schraube bei gegebener Antriebskraft erreicht werden
soll. Eine Rücksichtnahme auf das sicher schädliche Umherschleudern des Wassers
findet hiernach nicht statt, obgleich an maassgebender Stelle Case als Zweck seiner Bauweise gerade die Verhinderung
des Umherschleuderns und Aufwirbelns des Wassers hervorhebt.
Textabbildung Bd. 309, S. 165
Fig. 75.Schraubenflügel von Case.
Derselbe Constructeur hat übrigens in einer besonders in den Vereinigten Staaten
bekannt gewordenen SchraubeU. S. P. Nr. 496857. dieselbe Ansicht vertreten, dass das Nachauswärtsarbeiten der Flügel einen
Nachtheil nicht mit sich bringe. Fig. 75 zeigt
Flügel, deren Arbeitsflächen an Stielen angeordnet und gleichmässig nach vorn
geneigt sind. Einen Erfolg, welcher zum Einhalten dieses Weges aufmuntern könnte,
dürfte man aber hiermit in praxi kaum errungen haben.
(Fortsetzung folgt.)