Titel: | Textilindustrie.Fadenplattirmaschinen. |
Autor: | H. Glafey |
Fundstelle: | Band 309, Jahrgang 1898, S. 207 |
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Textilindustrie.Fadenplattirmaschinen.
Von H. Glafey
, Regierungsrath, Berlin.
(Fortsetzung des Berichtes S. 190 d.
Bd.)
Mit Abbildungen.
Fadenplattirmaschinen.
Bei denjenigen Tellerplattirmaschinen, welche mit einer grösseren Zahl von
Spinngängen ausgerüstet sind, kommt es darauf an, jeden Gang jederzeit für sich
auszurücken, da im Falle eines Fadenbruchs oder einer sonstigen Störung man
anderenfalls gezwungen wäre, die ganze Maschine still stehen zu lassen.
Eine Tellerplattirmaschine, bei der jeder einzelne Gang dadurch ausgerückt werden
kann, dass die Verbindung zwischen dem Teller und dem diesen treibenden Wirtel
gelöst wird, zeigen die Fig.
17 und 18.
Die Maschine ist eine Erfindung von E. Franke in
Paterson, und besitzt nach dem amerikanischen Patent Nr. 328884 folgende
Einrichtung. Auf der Längsschiene a sitzt eine der
Anzahl der Gänge entsprechende Zahl von Büchsen b,
durch deren axiale Bohrungen die Unterlagen dem Plattirteller zugeführt werden. Der
Plattirteller c ist auf seiner Unterseite mit einer
Nabe d versehen, mit welcher der Teller frei drehbar
auf seiner Führungshülse b ruht und seinen Antrieb
durch einen Schnurwirtel e empfängt, sobald derselbe
mit dem auf seiner Oberseite vorgesehenen Knaggen f in
Aussparungen g der Nabe d
des Tellers c eingreift. Ist dies nicht der Fall, so
steht der Teller still. Die beiden Stellungen des Wirtels werden demselben durch
einen Handhebel h ertheilt, welcher die Nabe des
Wirtels umfasst und an seinem einen Ende drehbar an der genannten Längsschiene der
Maschine befestigt ist. Der freie Schenkel dieses Hebels ruht in einer Gabel i, die bei angehobenem Handhebel, also eingerücktem
Wirtel, durch den Hebel k so eingestellt werden kann,
dass ein in ihr vorgesehener Anschlag q sich unter den
Hebel h legt, diesen also in Arbeitslage hält. Die
Spulen m sitzen frei drehbar auf Stiften l, und zwar istderen immer nur eine im Betrieb. Die von ihr
ablaufenden Fäden laufen durch einen Kamm p, welcher
einstellbar auf einem Ständer n zwischen der
ablaufenden Spule und der Unterlage angeordnet ist. Der genannte Kamm leitet die
Plattirfäden neben einander auf die Unterlage, auf die sie sich gleichmässig
auflegen. In die Büchse b ist auswechselbar eine
Führungshülse o eingesetzt, deren lichte Weite dem
Durchmesser der Unterlage angepasst ist. Das Festklemmen der Hülse o in der Büchse b erfolgt
mit Hilfe zweier Muttern r.
Textabbildung Bd. 309, S. 208
Tellerplattirmaschine von Franke.
Das D. R. G. M. Nr. 58474 bezieht sich auf eine von der Firma G. Stein in Berlin ausgeführte Umspinnmaschine, bei der sämmtliche
beweglichen Theile eines Spinnganges von einem einzigen auf der Antriebwelle lose
sitzenden Organ bethätigt werden, welches durch eine Reibungskuppelung mit der
Antriebwelle verbunden ist, durch deren Ausrückung der Spinngang stillgesetzt
wird.
Die zu plattirende Unterlage läuft bei der mit zwei hinter einander angeordneten
Plattirvorrichtungen in jedem Gang ausgestatteten Maschine von einer im Hintertheil
des Gestells gelagerten Vorrathsspule wagerecht durch die hohlen Spindeln der
Spinngänge und gelangt über eine Leitrolle zur Abzugswalze, von welcher aus sie
schliesslich zur Aufnahmerolle läuft. Die Bewegung sämmtlicher Organe erfolgt von
einer doppelten Schnurscheibe aus, welche mit einer Schnecke aus einem Stück
hergestellt ist und mit dieser lose auf der Antriebwelle sitzt. Von zwei Rillen der
Schnurscheibe laufen Schnüre über Leitrollen zu den Spindelwirteln. Die Bewegung der
Abzugswalze geschieht mit Hilfe einer Zwischenwelle, welche ihren Antrieb durch die
genannte Schnecke empfängt und mittels eines verschiebbaren Triebrades mit einem der
Zahnkränze der Abzugswalze in Verbindung gebracht werden kann. Hierdurch wird
ermöglicht, die Unterlage schneller oder langsam abzuziehen. Die Aufnahmerolle
erhält ihre Bewegung von der Abzugswalze aus. Spannschrauben ermöglichen ein
Anspannen der Schnüre. Die Verbindung der Schnurscheibe mit der Welle erfolgt durch
einen Konus und Gegenkonus. Die Seitwärtsbewegung der genannten Scheibe auf ihrer
Welle erfolgt durch einen Hebel, welcher mit einer Gabel in eine Ringnuth der
Scheibe einfasst. Erfolgt dies in der einen Richtung, so werden die beiden mit Leder
bekleideten Konus von einander entfernt, die Schnurscheibe mit Schnecke bleibt
stehen und demgemäss auch der zugehörige Spinngang, d.h. die Plattirvorrichtungen,
Abzugswalze und Wickelrolle. Wird dagegen der Handhebel in entgegengesetzter
Richtung bewegt, so tritt Kuppelung der Schnurscheibe mit der Triebwelle ein; der
Gang wird eingerückt.
Adolf Kurz in Reutlingen setzt die einzelnen Teller
dadurch in Stillstand, dass er jeden Faden, welcher zum Plattiren dient, durch einen
Fadenwächter führt, der im Falle eines Fadenbruches sinkt und in die Aussparungen
einer feststehenden Scheibe fällt, die axial unterhalb des durch Reibungsantrieb in
Bewegung gesetzten Plattirtellers angeordnet ist, also den Teller festlegt. Eine
Beschreibung dieser Vorrichtung findet sich in D. p. J.
1882 243 123, auf sie sei deshalb verwiesen.
Ernst Levi und L. und D.
Oestreicher in Mannheim haben im J. 1888 eine Maschine zum gleichzeitigen
Tordiren und Umspinnen eines Fadens oder Fadenbündels in Vorschlag gebracht, bei
welcher dem Kernfaden eine beliebige (von der Dichtheit der Deckfadenwindungen
unabhängige) Drehung bezw. Zwirnung dadurch ertheilt wird, dass die Vorrathsspulen
des zum Kernfaden verwendeten Materials in einem Flügel untergebracht sind, welcher
eine selbständige Drehbewegung um die Kernfadenachse empfängt. (D. R. P. Nr.
47228.)
Fig. 21 veranschaulicht
eine Ueberspinnmaschine der vorbezeichneten Art, bei welcher der Kernfaden
beispielsweise aus zwei Fäden gebildet wird. Diese beiden den Kernfaden bildenden
Fäden xx sind auf Spulen aufgewickelt, welche von
einem „Flügel“ genannten Gestell g getragen
werden. Der Flügel sitzt fest auf dem freien (linken) Ende einer hohlen Welle b, welche passend gelagert ist und durch Schnurtrieb
q2 in Umdrehung
versetzt wird. Die Spulen h, der Flügel g und die hohle Welle b,
welche zusammen die Tordirungsvorrichtung b0 bilden, drehen sich also gemeinsam um die Achse
der Welle b. Damit durch diese Bewegung ein Tordiren
der Fäden xx bezw. ein Zusammendrehen derselben
erzielt wird, ist der Flügel g aus folgenden Theilen
zusammengesetzt:
1) Einem geraden Stab n, der in seiner Mitte durchbohrt
und dort mit Innengewinde versehen ist, mit Hilfe dessen der Stab auf der hohlen
Welle b senkrecht zu deren Achse befestigt wird.
2) Zwei an der einen (linken) Seite dieses Stabes n
befestigten, ungleich grossen Bügeln m und l, von denen der kleinere m stärker gekrümmt ist als der grössere l,
und welche beide so über einander angeordnet sind, dass ihre Krümmungsmittelpunkte
in der Achse der Bohrung des Stabes n bezw. der Achse
der hohlen Welle b liegen. Diese beiden Bügel sind mit
Löchern o versehen, der innere m mit drei, der äussere l mit sieben derart,
dass die mittleren Löcher der beiden Flügel sich in der Achseder Welle b befinden und die anderen Löcher symmetrisch zu dieser
Achse vertheilt sind. Zwei Stangen i, welche in die
freien Enden des Stabes n senkrecht zu demselben an
derselben Seite eingeschraubt sind, wo die Bügel l und
m sitzen, und schliesslich einer die freien Enden
dieser Stangen i verbindenden, parallel zur Mitte des
Stabes angeordneten Stange k.
Auf diese Stange k sind die oben genannten Spulen
aufgesteckt. Die Fäden der letzteren werden in der aus Fig.
19 ersichtlichen Weise durch je drei Löcher o
des äusseren Bügels l und dann durch je ein Loch des
inneren Bügels m gezogen und von da in die hohle Welle
b eingeführt.
Textabbildung Bd. 309, S. 209
Fig. 19.Ueberspinnmaschine von Stein.
Durch die Drehbewegung der Tordirungsvorrichtung b0 werden die wie angegeben geführten Fäden x, nachdem sie, neben einander liegend, durch die hohle
Welle b hindurchgezogen worden sind, zusammengedreht
bezw. gezwirnt, und zwar schärfer oder schwächer, je nachdem die Geschwindigkeit,
mit welcher der gezwirnte Kernfaden in der Richtung der Achse der hohlen Welle b aus dem anderen Ende der letzteren herausgezogen
wird, grösser oder kleiner ist.
Der auf diese Weise aus den beiden zusammengedrehten Fäden x gebildete Kernfaden x1 läuft bei seinem Austritt aus der hohlen Welle b durch eine zweite hohle Welle a, welche in der Verlängerung von b liegt,
aber unabhängig von dieser gelagert ist. Diese Welle a
bildet die Achse einer bekannten Ueberspinnvorrichtung, welche an dem freien
(rechten) Ende von a angebracht ist; letztere empfängt,
ebenfalls durch Schnurtrieb, eine Drehbewegung, welche in derselben Richtung wie
diejenige der Welle b oder in entgegengesetzter
Richtung stattfindet. Die Ueberspinnvorrichtung a0 besteht aus einer Spulenscheibe c0, welche an ihrem
Umfange parallel zu ihrer Achse mit Spulen d besetzt
ist. Die von den Spulen d kommenden Deckfäden x2 gehen durch Oesen
e und f hinter ein von
der Scheibe c0
getragenes Auge, durch welches der Kernfaden x1 hindurchläuft, und umspinnen den letzteren hinter
diesem Auge. Der tordirte, umsponnene Kernfaden geht von der Ueberspinnvorrichtung
über eine Führungsstange r nach einer Abzugswalze ein
oder mehrere Mal um diese herum und von da nach einer Spule, auf welche er
aufgewickelt wird.
Je nach der Geschwindigkeit, welche der Abzugswalze ertheilt wird, erzielt man einen
schärfer oder schwächer gedrehten und dichter oder weiter umsponnenen Kernfaden.
Wird nur ein Kernfaden oder Kernfadenbündel benutzt, so ordnet man die einzige Spule
h in der Mitte der Stange k des Flügels g an und führt den Faden oder
das Bündel durch die beiden mittleren Löcher o der
Bügel l und m. Das
Ueberspinnen kann natürlich mit einem oder beliebig vielen und beliebig gefärbten
Fäden, Fadenbündeln oder Schnüren stattfinden.
Die Fig. 20 und 21 veranschaulichen in
Vorder- und Seitenansicht eine Maschine, welche aus vier derartigen Tordirungs- und
Ueberspinnmaschinen zusammengesetzt ist.
Textabbildung Bd. 309, S. 209
Ueberspinnmaschine von Stein.
Die in einem Gestell s0
untergebrachten vier Maschinen werden durch Drehen einer mit Kurbel q0 versehenen Welle
gemeinsam angetrieben. Diese Kurbelwelle trägt zu dem Zwecke Schnurscheiben p1 und p 2
, von denen die erstere die Wellen a der
Ueberspinnvorrichtungen a0 und die letztere die Wellen b der
Tordirungsvorrichtungen b0 mit Hilfe passender Schnüre in Umdrehung versetzt. Die Abzugswalzen s empfangen ihre Bewegung ebenfalls von der Kurbelwelle
aus durch den geraden Schnurtrieb v und den
geschränkten Schnurtrieb u2
u1. Die Spulen t1, welche die fertige
Waare aufnehmen, werden durch den Schnurtrieb n von der
Welle der Abzugswalzen s aus gedreht. Durch Anwendung
von Stufenscheiben können die bezw. Geschwindigkeiten der Tordirungsvorrichtung b0 , der
Ueberspinnvorrichtung a0 und der Abzugsvorrichtung st1 nach Bedarf geregelt werden.
Werden bei den Tellerplattirmaschinen an Stelle eines Spulentellers deren zwei
angewendet, so empfängt die Unterlage oder der Kern nach einander zwei
Deckfadenschichten, welche, da die Teller nach entgegengesetzten Richtungen in
Umlauf gesetzt werden, sichkreuzen und so eine vollständige Deckung der
Unterlage herbeiführen.
Fig. 22 veranschaulicht eine derartige Maschine, bei
welcher der Kern nach jeder Plattirung noch durch ein Appreturmittel hindurchgeführt
wird, wie es bisweilen erforderlich ist. Der Kernfaden a läuft von der Spule b ab und empfängt auf
seinem Wege nach der Wickelrolle c durch die beiden
Plattirteller d und e eine
zweifache Plattirung. Die Spulenteller sind mit ihren hohlen Achsen in einem
gemeinsamen Ständer f gelagert und mit je einem
Kegelrad g versehen, die beide mit einem gemeinsamen
Kegelrad h in Eingriff stehen. Zwischen den beiden
mehrfach genannten Tellern d und e und vor dem Teller e
befindet sich je ein Flüssigkeitsbehälter i mit
geeignet angeordneten Leitwalzen. Soll die plattirte Unterlage durch die
Appreturflüssigkeit geleitet werden, so wird sie über die Leitwalzen geführt,
anderenfalls nicht. Die Druckwalzen k gestatten ein
Auspressen der mit Appreturmasse behandelten plattirten Unterlage.
Textabbildung Bd. 309, S. 210
Fig. 22.Plattirmaschine von Belk.
Die Spulen werden auf den Tellern nicht auf Stiften, sondern zwischen zwei Körnern
gehalten, deren einer sich direct auf der Spulenscheibe befindet und deren anderer
auf einer Feder sitzt, die an einem Ständer angeordnet ist und mittels Stellschraube
gegen die Spule gepresst werden kann.
Von den vorstehend erläuterten, von C. Belk, Tomstone,
herrührenden und durch die amerikanische Patentbeschreibung Nr. 348822 geschützten
Plattirmaschinen unterscheidet sich die in der Fig.
23 veranschaulichte Plattirmaschine dadurch, dass die Spulenteller mit
Armen ausgestattet sind, die den von den Spulen ablaufenden Fäden als Führung
dienen, während die Spulen als sogen. Schlauchspulen in Spulenkapseln untergebracht
sind. Die Maschine ist eine Erfindung von George B.
Schepard, Ogdensburg, und besitzt nach der amerikanischen
Patentbeschreibung Nr. 209100 die folgende Einrichtung.
In den auf dem Maschinenbett e montirten beiden Lagern
c und d liegt die der
Unterlage b als Führung dienende Hülse a. Auf derselben sitzen frei drehbar die beiden sich
einander umschliessenden Rohre fg, deren jedes
zwischen den Lagern cd mit je einem Kegelrad i bezw. h ausgestattet
ist, und an seinem freien in der Bewegungsrichtung der Unterlage liegenden Ende
einen Teller l bezw. m
trägt. Auf diesen befinden sich die zweitheiligen Spulenkapseln n, von welchen aus die Deckfäden durch die
Führungsaugen rq der Arme zu der zu plattirenden
Unterlage laufen. Die durch Bügelfedern op
gebildeten Spannvorrichtungen sind dazu bestimmt, den Deckfäden beim Aufwinden auf
die Unterlage die erforderliche Spannung zu geben. Das Aufwinden erfolgt,
sobald das Kegelrad die beiden Platirteller mittels der Räder ih in entgegengesetzter Richtung in Umlauf setzt
und das Unterlagsmaterial durch eine geeignete Abzugsvorrichtung in fortschreitende
Bewegung versetzt.
Eine Tellerplattirmaschine, welche nach Belieben das Plattiren einer Unterlage mit zwei
Deckschichten oder zweier Unterlagen gleichzeitig mit
je einer Deckschicht ermöglicht, und bei der die
Plattirfäden von Schleifspulen durch Faden Wächter zu den Kernfäden laufen, während
der von den Spulen erzeugte Luftstrom durch einen zur Spulenscheibe gehörigen
geschlossenen Ring abgeschnitten wird, hat Albert von der
Mühle in Berlin im J. 1885 vorgeschlagen. Eine Beschreibung derselben
befindet sich in D. p. J. 1888 267 494. Es sei deshalb an dieser Stelle auf diese verwiesen.
Reinshagen und Hüttenhoff in Barmen haben im J. 1881
eine Tellerplattirmaschine (D. R. P. Nr. 14626) in Vorschlag gebracht, welche das
Plattiren elastischer Fäden (Gummischnüre) in Folge Anwendung eines eigenartigen
Spannungsregulators ermöglicht. Die in den Fig. 24 bis 28 dargestellte Maschine
ist zur gleichzeitigen Umwickelung von 13 Gummifäden eingerichtet; diese Fäden
laufen von auswechselbaren Rollen ee ... in der
Richtung der Pfeile (Fig.
27 und 28)
durch die Spulenscheiben oder -teller s0 über die Walze w nach
den Scheiben g und von hier nach den Rollen r, welche die fertige Schnur wieder aufwickeln und
ebenfalls auswechselbar sind. Jeder der in Fig. 25 und 27 dargestellten
Spulenteller s0 besteht
aus der hölzernen Scheibe h, welche auf einer langen
Messinghülse d befestigt ist, und den in gleichem
Abstand vom Mittelpunkt auf der Vorderfläche der Scheibe befestigten, nach Art der
Bandwebstuhlschützen eingerichteten Spulenträgern t1
t2
t3. Die letzteren sind
mit selbstanziehenden Spulen versehen, so dass die Plattirfäden m stets in Spannung gehalten werden. Jede Spulenscheibe
rotirt mittels der langen Hülse d auf einem der ganzen
Länge nach durchbohrten, in dem Querstück q befestigten
Bolzen l und plattirt dadurch den durch die Bohrung des
Bolzens geführten, in bestimmter Geschwindigkeit fortbewegten Gummifaden, um welchen
vor Beginn der Drehung die Enden der drei Spulenfäden herumgelegt wurden.
Textabbildung Bd. 309, S. 210
Fig. 23.Plattirmaschine von Schepard.
Die Hauptschwierigkeit zur Erzielung eines brauchbaren Fabrikats besteht darin, dass
der zu umwickelnde elastische Faden in stets gleichmässiger Spannung gehalten und in
einer dieser Spannung entsprechenden Schnelligkeit fortbewegt wird.
An der vorliegenden Maschine ist eine Einrichtung angebracht, welche selbsthätig
die Spannung des Fadens nach der Geschwindigkeit der Fortbewegung desselben
regulirt. Zu diesem Zwecke ist über jede der Rollen ee ..., auf welche der Gummifaden aufgewickelt ist, eine Schnur n gelegt, welche einerseits an dem Querstück p befestigt, andererseits mit einem Hebel u verbunden ist, so dass ein an diesem hängendes
Gewicht g0 die Schnur
n anzieht, wodurch auf die Rolle e eine entsprechende, gegen die Umdrehung derselben
gerichtete Bremsung ausgeübt wird. Von der Rolle e geht
der Gummifaden zunächst über das Röllchen i, von hier
aus abwärts um das mit einem Gewicht g1 belastete Röllchen i1, wieder aufwärts über ein mit i auf derselben Achse sitzendes Röllchen i2 nach der am
Querstück q befestigten Rolle i3, die den Faden nach der Spulenscheibe
s0 führt. Das
Gewicht g1 ist an
seinem unteren Ende durch eine Schnur mit dem Hebel u
verbunden, so dass dieser, wenn der Gummifaden angezogen, nach aufwärts bewegt wird,
wodurch eine Lockerung der um die Rolle e gelegten
Schnur n eintritt. In Folge dieser Lockerung gibt die
Rolle e dem Zug des Fadens nach, so dass dieser sich um
ein bestimmtes Stück abwickeln kann; diese Abwickelung veranlasst aber ein
sofortiges Sinken der Gewichte g1 und g0 und damit gleichzeitig durch Anzug der Schnur n eine Bremsung der Rolle e, die erst wieder aufhört, wenn die Spannung des allmählich fortbewegten
Fadens im Stande ist, den Hebel u anzuheben, wonach das
Spiel von Neuem beginnt.
Zur Erzielung einer gleichmässigen Fortbewegung wird der fertig umwickelte Faden,
bevor derselbe von der Rolle r aufgewickelt wird,
zunächst von der Walze w
aufgenommen, die an den Stellen, an welchen sie der Faden umläuft, zur
Vergrösserung der Reibung mit einer dünnen Gummilage umgeben ist; von hier aus geht
der Faden über die Rolle o um die ebenfalls mit einer
Gummilage versehene Scheibe g und endlich nach der
Rolle r.
Behufs einer gleichmässigen Vertheilung des Fadens über diese Rollen r während der Aufwickelung wird jeder der Fäden durch
eine Oese z (Fig. 28) geführt, welche
durch die Maschine hin und her bewegt wird.
Der Betrieb der Maschine erfolgt durch Drehen der auf der Achse a sitzenden Kurbel k;
hierdurch wird das grosse Schnurrad r0 bewegt, von welchem aus mittels einer Schnur s die an dem Querstück q
angebrachten Spulenteller s0
s0 ... in Umdrehung
versetzt werden. Die Drehung der Achse a wird durch die
konischen Räder b auf die Welle c übertragen, welche durch Stirnräder mit der Achse f und der Walze w in
Verbindung ist.
Textabbildung Bd. 309, S. 211
Maschine von Reinshagen und Hüttenhoff.
Diejenigen deutschen Plattirmaschinen, bei welchen auf die fortschreitende Unterlage
nur ein Faden aufgewickelt wird, welche also eine Kurzplattirung liefern, haben
ebenso wie die Tellerplattirmaschinen eine vielseitige Ausbildung erfahren. Die
letztere bezieht sich jedoch nur auf solche Maschinen, welche eine Bahn nicht
voraussetzen, also einen continuirlichen Betrieb gestatten. Das Plattiren oder
Umspinnen mit nur einem Faden unter Verwendung einer Arbeitsbahn, in welcher die
Unterlage ausgespannt ist, findet nur Anwendung beim Umspinnen von Drähten und
Saiten oder auch Seilen. Auf die diesbezüglichen Maschinen sei deshalb an dieser
Stelle der Vollständigkeit halber verwiesen (1888 267
289). Sie bildenmit
den den gleichen Zwecken dienenden Tellerplattirmaschinen (1888 270 552), sowie den mit einem Faden arbeitenden deutschen
Plattirmaschinen (1888 267 494) für continuirlichen
Betrieb ein gesondertes grosses Kapitel von Umspinnmaschinen, das in den Rahmen
dieser Arbeit nicht gehört, obwohl ihre Gestaltung derjenigen der
Fadenplattirmaschinen sehr ähnlich ist.
(Fortsetzung folgt.)