Titel: | Mercerisirte Baumwolle. |
Autor: | Ed. Hanausek |
Fundstelle: | Band 310, Jahrgang 1898, S. 10 |
Download: | XML |
Mercerisirte Baumwolle.
Von Prof. Ed.
Hanausek.
Mercerisirte Baumwolle.
In Ergänzung der Mittheilungen über die Verhältnisse der mercerisirten BaumwolleVgl. D. p. J. 1897
306 19 und 1898 307 180. kann über die Erscheinungen in Bezug auf die
Zugfestigkeit mercerisirter und gewöhnlicher
Baumwollzwirne Folgendes berichtet werden.
Die Ermittelung der Festigkeit geschah mit dem Teclu'schen Festigkeitsprüfer, welcher bekanntlich durch die Belastung mit
einem constanten Gewichte wirkt, wodurch die Fehlerquellen des Federdynamometer
vermieden werden. Der Apparat lässt Theilstriche ablesen, welche mit 0,9
multiplicirt werden, erhält so die Bogengrade, von denen der Sinus gesucht wird. Das
Product des letzteren mit der constanten Zahl des Apparates gibt die
Festigkeitsgrösse in Grammen.
Die eingespannten Baumwollzwirne waren von der Nummer 60/2fach und hatten jedesmal
die Versuchslänge von 52 mm.
Die nicht präparirten Baumwollzwirne haben unter den
oben angeführten Voraussetzungen und bei Anwendung des Teclu'schen Festigkeitsprüfers aus zehn Versuchen folgende Daten
ergeben:
1. Versuch: 10 Theilstriche oder umgerechnet auf die
Festigkeitsgrösse: 235,1 g.
2. bis 10. Versuch: 11 Theilstriche oder umgerechnet auf die
Festigkeitsgrösse: 258,4 g.
Die mercerisirten Baumwollzwirne, 60/2fach und 52 mm
Versuchslänge, zeigten in je zehn Versuchen folgende Ergebnisse:
a) Rosa gefärbter Zwirn:
Theilstriche
Daraus berechnete Festig-keitsgrösse in g
1.
Versuch
16
373,8
2.
„
21
486,8
3.
„
15
350,9
4.
„
17
396,6
5.
„
18
419,3
6.
„
18
419,3
7.
„
20
464,4
8.
„
15
350,9
9.
„
16
373,8
10.
„
18
419,3
b) Gelb gefärbter Zwirn:
1.
Versuch
20
464,4
2.
„
19
441,9
3.
„
17
396,6
4.
„
21
486,9
5.
„
20
464,4
6.
„
20
464,4
7.
„
18
419,3
8.
„
18
419,3
9.
„
20
464,4
10.
„
21
486,8
Aus diesen hier angeführten Versuchen – was auch durch eine weitere Folge von
Versuchen bestätigt wurde – ist zunächst eine gewisse Contunität der Festigkeitswerthe mit 258,4 g des nicht präparirten Zwirnes
zu erkennen und die relativ hohe Zunahme der Festigkeit
bis auf das Maximum von 486,8 g des mercerisirten Zwirnes zu constatiren. Auffallend
ist, dass unter zehn Versuchen mit den präparirten Zwirnen nur drei bezw. vier
Versuche gleiche Resultate nachweisen, und dass die Grenzwerthe erheblich
differiren, während der naturelle Zwirn in den verschiedenen Strecken eine gleiche
Festigkeit besitzt. Die Ursache der ersteren Erscheinung dürfte wohl in der ungleichförmigen Veränderung der Faser und des
gesammten Fadens durch das Mercerisiren und Strecken begründet sein.
Bemerkenswerth erscheint weiter der Umstand, dass in beiden Fällen der gefärbten
präparirten Zwirne das Maximum dieselbe Höhe von 486,8 g hat. Die absolute Zunahme der Festigkeit in diesen concreten
Fällen beträgt also bei dem rothen Faden 92,5 bis 228,4 g, bei dem gelben 138,2 bis
228,4 g, das ist 35,8 bis 88,4 Proc. bezw. 53,4 bis 88,4 Proc.
Vorgenommene Controlversuche haben im Ganzen diese Daten bestätigt.
Ueber weitere Resultate soll demnächst berichtet werden.
Die zu den Proben verwendeten Zwirne hatte die Firma Thomas
und Prevost (J. P. Bemberg,
Baumwollindustrie-Gesellschaft Crefeld) zur Verfügung gestellt.
In Betreff des Nachweises der mercerisirten Baumwolle soll neuerlich auf das
Verhalten in Kupferoxydammoniak hingewiesen werden. Dieses Reagens, im verdünnten
Zustande angewendet, ruft eigenthümliche Knotungen der Faser hervor; der Einwirkung
im concentrirten Zustande überlassen, fehlen beinahe immer die charakteristischen
Einschnürungen und die tonnenförmigen Quellungen, wie solche bei der naturellen
Baumwolle erscheinen, dafür tritt eine Körnelung oder eine deutliche Streifung an
der mercerisirten Faser auf.
Laboratorium für Waarenkunde an der Wiener Handelsakademie.